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Titelregister zu:

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Schonen

Schonen (schwedisch und dänisch Skåne, lateinisch Scania, auf Deutsch früher gelegentlich auch Schonlandt) ist eine historische Provinz im Süden Schwedens. Schonen gehörte bis ins 17. Jahrhundert zu Dänemark. Es deckt sich nahezu mit der heutigen Provinz (län) Skåne län und dem Gebiet des zugehörigen Provinziallandtags (dazu gehört auch noch eine ehemals selbständige Gemeinde in der historischen Provinz Halland). Die Landschaft grenzt im Norden an Halland und Småland, im Osten an Blekinge, weiter südlich im Osten und im Süden an die Ostsee und im Westen an den Öresund.

Wichtige Städte sind Malmö (Provinzhauptstadt), Helsingborg, Kristianstad, Landskrona, Lund, Trelleborg und Ystad. Schonen gehört zusammen mit den dänischen Inseln Seeland, Bornholm, Lolland, Falster und Mön zur transnationalen Öresundregion.

Geografie und Geologie

Die südlichste historische Provinz Schwedens ist eine überwiegend flachwellige Halbinsel, die schwere, nährstoffreiche Tonböden aufweist. Dies hat die Kulturlandschaft zu einem der ergiebigsten Agrargebiete Nordeuropas gemacht. Schonen war jahrhundertelang die Kornkammer Dänemarks und wird auch heute noch oft die Kornkammer Schwedens genannt. Selbst heute noch decken die Felder des vielfarbigen Flickenteppichs (Selma Lagerlöf) gut 30 Prozent des schwedischen Agrarbedarfs. Im nordöstlichen Teil der Region wird das Landschaftsbild hingegen schon von den überall in Schweden typischen bewaldeten Anhöhen aus Gneis und Granit geformt. Mitten durch Schonen verläuft die so genannte Bruchzone, welche das geologische Ur-Europa des Nordens vom eigentlichen, jüngeren Mitteleuropa trennt. Die Hügel in Nord- und Mittelschonen sind durch diese geologische Bruchzone bedingt und trennen Schonen von den nördlicheren Landschaften. Der bekannteste dieser Hügel ist der Hallandsåsen.

Geschichte

Frühzeit

Älteste Grab- und Wohnstättenfunde in der Nähe von Trelleborg wurden auf ca. 5000 v. Chr. datiert. Die zahlreichen jungsteinzeitlichen Hünengräber und die bronzezeitlichen Grabhügel lassen darauf schließen, dass Schonen schon früh eine hohe Bevölkerungsdichte aufwies. Die Steinbauten (z.B. die Megalithanlagen von Hagestad) stammen aus der Zeit zwischen 3500 und 2800 v. Chr., die Hügel stammen von 1800 bis 500 v. Chr. Das Gräberfeld von Vätteryd vertritt die nachfolgende Periode. Ein regionales Handelszentrum der Eisenzeit war z. B. die Siedlung Uppåkra, südlich von Lund. Dieser Platz, der mit gleichartigen Zentren wie Gudme auf Fünen zu synchronisieren ist, wurde 1990 entdeckt und ist seitdem Objekt intensiver archäologischer Ausgrabungen. Unter anderem fand man die Reste eines heidnischen Tempels.

Das erste schriftliche Dokument mit der Bezeichnung Schonen ist ein Friedensvertrag von 811, den Karl der Große mit den Dänen schloss. Im dänischen Gefolge war ein Osfrid von Schonen, der wahrscheinlich ein regionaler Herrscher war. Eine weitere Erwähnung erfolgte etwa 870, als der Handelsmann Wulfstan eine Reise längs der südschwedischen Ostseeküste unternahm. Inwieweit die Nennung schonischer Könige in nordischen Heldengedichten historisch verwertbar ist, ist nicht ausreichend diskutiert.

Mittelalter

Das Verhältnis zwischen Schonen und Dänemark zum Beginn der Staatswerdung Dänemarks wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Die eine Auffassung meint, dass die ursprüngliche Zugehörigkeit Schonens, wie auch der jetzigen schwedischen Landschaften Blekinge und Halland, zu Dänemark auf eine Anlage zum Älteren Västgötalag zurückzuführen ist. Danach soll die Grenze zwischen Dänemark und Schweden 1050 festgestellt worden sein. Inzwischen ist nachgewiesen, dass diese Anlage aus wesentlich späterer Zeit stammt.[2] Von einem dänischen Land oder dänischen Reich, das Schonen umfasst haben soll, kann nach dieser Auffassung daher nicht gesprochen werden. Die andere Auffassung nimmt an, dass das Kernland Dänemarks ursprünglich Schonen mit den ostdänischen Inseln war. Sie stützt sich auf die Niederschrift Alfreds des Großen über die Fahrten Ottars und Wulfstans (das früheste Zeugnis dazu), in der als „Dänemark“ Südschweden einschließlich Schonen, Falster, Lolland, Langeland, wahrscheinlich auch Seeland und die übrigen ostdänischen Inseln bezeichnet worden seien. Erst der nordjütische Skivum-Stein aus der Zeit des Jelling-Steins habe auch Nordjütland zu Dänemark gerechnet, möglicherweise eine Folge der Einigung unter Harald Blauzahn. Unter diesem Gesichtspunkt würde auf dem Jellingstein berichtet, dass Harald Ostdänemark erobert habe.[3] Der Differenz dürfte eine unterschiedliche Auffassung darüber zu Grunde liegen, was unter „Dänemark“ verstanden wird. Die erste Auffassung geht vom heutigen Begriff „Dänemark“ aus und fragt, ob Schonen zu diesem Herrschaftsgebiet, wie auch immer es damals geheißen haben mag, gehört hat. Die zweite fragt danach, was die Zeitgenossen Alfreds des Großen und Harald Blauzahns unter „Dänemark“ verstanden haben. Abgesehen davon wurde mit „Schonen“ ein Gebiet mit stark wechselnder Ausdehnung bezeichnet. Adam von Bremen schrieb im 11. Jahrhundert, dass Skåne an Västergötland grenze,[4] was bedeuten würde, dass damals Halland zu Skåne gehörte. König Christian III. sprach von vaart land Skaane (unser Land Schonen), womit er Schonen, Halland und Blekinge meinte. Zusammen mit der Insel Bornholm ist für diese Gebiete bei Historikern manchmal der Begriff Skåneland gebräuchlich. Wenn auch Harald Blauzahn, der im 10. Jahrhundert das Christentum einführte und dadurch ein dauerhaftes gesamtdänisches Königreich schuf, in Schonen einen starken Einfluss hatte, so ist doch zweifelhaft, ob es bereits ein Teil seines Reiches war.[5] Immerhin war der Öresund mit den damaligen Verkehrsmitteln deutlich leichter zu durchqueren als die dichten småländischen Wälder.

Man geht davon aus, dass es damals zwei verschiedene Landschaftstypen gab, was sich auch in einer unterschiedlichen Lebensweise der Bewohner bemerkbar machte: Das Flachland ohne Wald, wo Ackerbau betrieben wurde und dichte Siedlungen vorherrschten, und das Waldland, wo Viehzucht und Holzwirtschaft das Leben bestimmte. Dort herrschten einsame Einzelgehöfte vor. Es handelte sich um Laubwald; Fichten gab es damals dort nicht. Diese unterschiedlichen Bedingungen führten zu stark unterschiedlichen Lebensstilen, die noch heute archäologisch in unterschiedlichen Begräbnissitten fassbar sind.[6] Die Ackerbaubevölkerung begrub ihre Toten in Särgen. Im waldreichen Osten herrschen Brandgräber vor.

Zu Zeiten Sven Gabelbarts und Knuts des Großen bestand die Handwerker- und Bildungselite in Schonen im wesentlichen aus Engländern, die die Könige aus England mitgebracht hatten. So finden sich Kunstwerke in englisch-skandinavischem Mischstil und in ausgesprochenem Winchesterstil. Die königlichen Münzmeister kamen aus England nach Lund, wo die dänischen Münzen geprägt wurden. Man fand eine Schreibfederschatulle mit der Aufschrift „LEOWINE ME FECIT“ (Leowine stellte mich her). Den Namen Leowine findet sich auch auf Münzen aus Lund. Er kam aus Lincoln in England, wo er für König Æthelred Münzen geschlagen hatte.

Als kulturelles Zentrum des dänischen Reiches beherbergte Schonen von 1060 bis 1066 zwei rivalisierende Bischöfe: Den Engländer Henrik in Lund und den Deutschen Egino in Dalby. Als Henrik starb und Dänemark gleichzeitig die Verbindung mit dem Danelag in England verlor, zog Egino nach Lund, um dort das Amt zu übernehmen, und so kam das Bistum Lund unter den Erzbischof von Hamburg-Bremen. Gleichwohl blieb Lund eine kleine christliche Insel in heidnischem Umland, wie die noch Jahrzehnte später angelegten Gräber belegen.[7] 1103 wurde Lund zum Erzbischofssitz für ganz Skandinavien erhoben. Absalon von Lund, zuvor Bischof von Roskilde, war im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts Erzbischof von Lund. Sein Drängen auf die Abführung des Zehnten und auf die strenge Durchführung des Priesterzölibats führte 1181 zum Bauern- und Priesteraufstand in Schonen und zur Schlacht an der Dösjöbro. Sein Nachfolger in Lund wurde Andreas Sunononis (dän. Suneson).

König Magnus Eriksson kaufte Schonen im 14. Jahrhundert von einem holsteinischen Grafen, der es zum Pfand hatte, für 34.000 Mark Silber. Kurz darauf wurde er von den Einwohnern Schonens zum König ausgerufen. So wurde Schonen vorübergehend zu einem souveränen Königreich, unabhängig von Schweden und Dänemark.[8] Allerdings wurde dieses Königtum vom Papst nicht anerkannt.

Wegen des Reichtums an Heringen vor seiner Küste war Schonen vom Mittelalter bis zur Neuzeit ein Zielgebiet hanseatischer Kaufleute (Schonenfahrer).

Neuzeit

Die dänische Reformation fing in Malmö an. Hier wurde sowohl die erste lutherische Predigt gehalten als auch die erste dänische Bibel herausgegeben, was die Bildung einer dänischen Hochsprache vorantrieb.[9]

Während des Dreißigjährigen Krieges marschierten 1643 in einem Überraschungsangriff und ohne Kriegserklärung schwedische Truppen in Jütland und in Schonen ein. Dieser Krieg wurde nach den beiden schwedischen Befehlshabern Torstensson (in Jütland) und Horn (in Schonen) benannt (siehe Torstenssonkrieg). In Schonen eroberten sie eine Reihe damals noch dänischer Städte wie Lund, Landskrona und Helsingborg, während sich die Festungen in Malmö und Kristianstad hielten. Im August 1643 wurden die Schweden wieder aus Schonen vertrieben. Im Frieden von Brömsebro musste Dänemark-Norwegen dennoch erste größere Gebietsverluste hinnehmen.

Während des Zweiten Nordischen Krieges erklärte Dänemark im Juni 1657 Schweden den Krieg. Diese Auseinandersetzung endete im Frieden von Roskilde von 1658 damit, dass Dänemark seinen Besitz in Skåneland (dem heutigen Südschweden) räumen musste. Schonen samt Bornholm, Blekinge und Halland wurden an Schweden abgetreten. Bornholm gelangte zwei Jahre später, im Frieden von Kopenhagen, an Dänemark zurück. Dabei wurden auch die noch heute geltenden Grenzen zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden nach Jahrhunderten kriegerischer Auseinandersetzungen festgelegt.

Im Schonischen Krieg 1676–1679, einem Teilkrieg des Nordischen Krieges, versuchte Dänemark letztlich erfolglos die verlorengegangen Provinzen zurückzuerobern. Der Schonische Krieg endete 1679 mit dem Frieden von Lund.

In den Jahrzehnten nach dem Frieden von Roskilde 1658 entwickelte sich in Schonen, Halland und Blekinge ein Guerillakrieg gegen die neue schwedische Staatsmacht. Der Guerillakrieg gegen die Schweden war im Norden und Nordosten der Provinz bitter und blutig und hörte erst um 1715/20 allmählich auf. Die Freischützen wurden von den Schweden abwertend als Schnapphähne bezeichnet. Der letzte Freischütz, Nils Tuasen, wurde 1700 hingerichtet. Pläne, die angestammte schonische Bevölkerung ins Baltikum umzusiedeln, wurden nicht umgesetzt.

Nach dem Übergang zu Schweden wurde Schonen von einem Generalgouverneur verwaltet. Im Jahre 1683 wurde das aus dänischer Zeit stammende Schonische Recht durch das schwedische Recht abgelöst. Im Jahre 1719 wurde das Generalgouvernement aufgehoben und Schonen in die normale schwedische Verwaltungsordnung eingegliedert. Es wurden zwei Verwaltungsprovinzen, Malmöhus län und Kristianstads län, eingerichtet (die 1999 zum Skåne län zusammengelegt wurden).

Um Schonen enger mit dem schwedischen „Altreich“ zu verbinden, wurde schon 1666 in Lund die Regia Academia Carolina als vierte Universität des damaligen schwedischen Reiches (nach Uppsala, Dorpat und Åbo) gegründet, so dass die Studenten nicht mehr nach Kopenhagen zu fahren brauchten. Die schwedische Rechtsordnung und die schwedische Kirchenordnung wurden 1683 eingeführt.

Der letzte dänische Versuch, die verlorene Provinz zurückzuerobern, scheiterte 1710 in der Schlacht von Helsingborg. Dies war die letzte Schlacht in Schonen zwischen Dänemark und Schweden.

Im 19. Jahrhundert erlebte Schonen einen ökonomischen Aufschwung. Die Kontakte zu Dänemark verbesserten sich, da die letzten bestehenden Restriktionen abgeschafft wurden. Die industrielle Revolution machte sich vor allem in Malmö bemerkbar. Insbesondere in den Orten, die einen Eisenbahnanschluss erhielten, stieg der Lebensstandard deutlich.

Unabhängigkeitsbestrebungen

Schonen ist Mitglied der UNPO. Zum Erhalt der kulturellen Identität der Region fordert man ein regionales Parlament und die Dezentralisierung von Verwaltungsfunktionen.

Verkehr

In Schonen begann man in den 1950er Jahren mit dem Bau von Autobahnen. Der Abschnitt zwischen Malmö und Lund war sogar die erste Autobahn Schwedens, der Anfang der heutigen E 22. Kurz darauf entstanden weitere Strecken, die nach deutschem Vorbild vernetzt wurden. Damit unterschied sich Schonen anfänglich von anderen schwedischen Regionen, wo in den 1960er Jahren nur kurze, unzusammenhängende Autobahnen entstanden. Das schonische Autobahnnetz begann meist an den internationalen Fährhäfen und auch die Öresundbrücke wurde mit eingebunden.

Auch das Eisenbahnnetz Schonens ist gut ausgebaut. So beginnt in Malmö eine Linie des Hochgeschwindigkeitszuges X2000 nach Stockholm. Für den regionalen Bahnverkehr haben Pågatåg und Öresundståg die wichtigste Bedeutung. Mit Einrichtung der Öresundverbindung änderte man den Takt der schonischen Eisenbahnen so, dass sie mit den Zügen Seelands in Dänemark im Einklang stehen.

Name

Der Name „Skåne“ bzw. „Schonen“ hat ebenso wie englisch „Scania“ vermutlich dieselbe Etymologie wie „Skandinavien“ („Scandinavia“).[10][11][12][13] Die südlichste Spitze des heutigen Schweden wurde von den Römern Scania genannt. Der Name stammt möglicherweise von dem germanischen Wortstamm *Skaðin-awjo ab, welcher im Altnordischen als Skáney auftritt.[14] Nach Ansicht einiger Forscher kann die Bedeutung mit der germanischen Wurzel *Skaðan- („Gefahr“ oder „Schaden“) in Verbindung gebracht werden.[15] Dieselbe Wurzel skan besitzt auch der Name der Stadt Skanör in Schonen, kombiniert mit der Endung ör, welche „Sandbänke“ bedeutet.

Æthelweard, ein angelsächsischer Historiker, berichtet von Scani,[16] und in der fiktionalen Erzählung Beowulf werden die Namen Scedenige und Scedeland für das „dänische Land“ genannt.[17]

Sprache

Amtssprache und Umgangssprache in Schonen ist Schwedisch. Die meisten Schonen sprechen jedoch mehr oder weniger stark Dialekt. Das in Schonen gesprochene Schwedisch weist noch immer einige Merkmale des Dänischen auf.

Kultur

  • In Lund, dem ursprünglichen kulturellen Zentrum Schonens, bis ca. 1400 auch Dänemarks, und der im Mittelalter führenden Stadt Skandinaviens, befindet sich mit dem Dom zu Lund (1085–1145) das einzige reine romanische Sakralbauwerk Skandinaviens.
  • Im Jahr 1666 wurde die Universität Lund gegründet.
  • Selma Lagerlöf lässt die Reise Nils Holgerssons auf dem Rücken des Gänserichs über „dem großen gewürfelten Tuch“ von Schonen beginnen.
  • Durch die Kriminalromane des aus Härjedalen stammenden Autors Henning Mankell, die meist im Umfeld von Ystad spielen, wurde Schonen literarisch bekannter, obwohl Mankell insbesondere die Winter meist als grau, nass und deprimierend beschrieb.
  • An der Küste bei Kåseberga östlich von Ystad, liegen die Ales Stenar, die größte Steinsetzung Skandinaviens.
  • Bei Simrishamn liegt die mittelalterliche Burg Glimmingehus.

Berühmte Schonen (auch Schoninger genannt) [Bearbeiten]

  • Rollo (Hrolf Ganger), der erste Lehnsherr der Normandie
  • Tycho Brahe, kaiserlicher Hofastronom
  • Dietrich Buxtehude, Organist und Komponist des Barock
  • Marie Fredriksson, Sängerin
  • Per Albin Hansson, ehemaliger Premierminister von Schweden
  • Gustaf Wilhelm Palm, Maler
  • Ruben Rausing, Erfinder des Tetra-Paks
  • Gunhild Sehlin, Kinderbuchautorin
  • Birgit Nilsson, Opernsängerin
  • Jarl Kulle, Schauspieler
  • Max von Sydow, Schauspieler
  • Anita Ekberg, Model und Schauspielerin
  • Siw Malmkvist, Schlagersängerin
  • Stellan Skarsgård, Schauspieler
  • Henrik Larsson, Fußballspieler
  • Eagle-Eye Cherry, Pop-Sänger
  • Zlatan Ibrahimović, Fußballspieler

Landschaftssymbole

  • Blume: Margerite
  • Tier: Rothirsch
  • Vogel: Rotmilan
  • Fisch: Aal

Statistik

  • Bevölkerung: 1.184.500 (31. Dezember 2006) = 13% der Bevölkerung Schwedens[18]
    • davon Ausländer: 64.437
  • Fläche: 11.368 km²
    • Landwirtschaftlich genutzt: 5.607 km² (49,4%)
    • Bewaldet: 3.825 km² (33,7%)
  • Bevölkerungsdichte: 104 Bewohner/km²
  • Arbeitslosenquote: 2,3% (Juli 2008)[19]
  • Mittlere Temperatur
    • Januar: 0 bis −2° C
    • Juli: 17° C
  • Jährliche Niederschläge: 500–800 mm
  • Höchste Erhebung: Söderåsen 211 m ü.d.M.
  • Größter See: Ivösjön

Literatur

  • Magistri Adam Bremensis: Gesta Hammaburgensis ecclesiae Pontificum (Bischofsgeschichte der Hamburgischen Kirche) In: Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches. Darmstadt 1978, ISBN 3-534-00602-X.
  • Eldbjørg Haug: Margrete. Den siste Dronning i Sverreætten.Oslo 2000, ISBN 82-02-17642-5.
  • Arbetsförmedlingen (PDF-Datei; 11 kB)
  • Fredrik Svanberg: Vikingatiden i Skåne. Lund 2000, ISBN 91-89442-04-0.

Film

  • Bilderbuch: Südschweden – Halbinsel Schonen. Dokumentation, Deutschland, 45 Min., Produktion: NDR, Buch und Regie: Cornelius Kob, Erstausstrahlung: 16. November 2008, Inhaltsangabe der ARD

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. ↑ Folkmängd i landskapen
  2. ↑ Svanberg, S. 12
  3. ↑ Herbert Jankuhn und andere: Völker und Stämme Südostschleswigs im frühen Mittelalter. Schleswig 1952, S. 151 ff.
  4. ↑ Verum Westragothia confinis est provinciae Danorum, quae Sconia dicitur (Västergötland grenzt an die dänische Provinz, die Schonen genannt wird.) Adam IV 23.
  5. ↑ Svanberg a.a.O.
  6. ↑ Svanberg, S. 17.
  7. ↑ Svanberg, S. 93.
  8. ↑ Haug, S. 46. Ein Brief des Königs vom 4. Juli 1343 aus Helsingborg beginnt mit den Worten: „Magnus medr guds nad Noreghs Svyia ok Skana konongr …“ Diplomatarium Norvegicum Nr. 220:
  9. ↑ Søren Sørensen: Den danske litteratur begynder i Malmø, In: Norden Nu, Juni 2008
  10. ↑ Einar Haugen: The Scandinavian Languages: An Introduction to Their History. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1976.
  11. ↑ Knut Helle (ed. E. I. Kouri et al.): The Cambridge History of Scandinavia. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-47299-7; Introduction, p. XXII: “The name Scandinavia was used by classical authors in the first centuries of the Christian era to identify Skåne and the mainland further north which they believed to be an island.” („Der Name Skandinavien wurden von den klassischen [römischen] Autoren in den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära benutzt, um Skåne/Schonen und das nördliche Festland [Schweden, Norwegen, Finnland] zu bezeichnen, von dem sie glaubten, dass es eine Insel sei.“)
  12. ↑ Kenneth R. Olwig: The Nature of Cultural Heritage, and the Culture of Natural Heritage—Northern Perspectives on a Contested Patrimony. In: International Journal of Heritage Studies, Vol. 11, No. 1, March 2005; Introduction, p. 3: “The very name ‘Scandinavia’ is of cultural origin, since it derives from the Scanians or Scandians (the Latinised spelling of Skåninger), a people who long ago lent their name to all of Scandinavia, perhaps because they lived centrally, at the southern tip of the peninsula.” („Der Name ‚Skandinavien‘ selbst ist kultureller Herkunft, da er sich von den Scanians oder Scandians (latinisierte Form von Skåninger) herleitet, einem Volk, welches sehr früh seinen Namen ganz Skandinavien lieh – vielleicht weil sie zentral am Südende der Halbinsel lebten.“)
  13. ↑ Uffe Østergård: The Geopolitics of Nordic Identity – From Composite States to Nation States. In: Øystein Sørensen, Bo Stråth (eds.): The Cultural Construction of Norden. Scandinavian University Press, Oslo 1997, p. 25–71.
  14. ↑ Carl Edlund Anderson: Formation and Resolution of Ideological Contrast in the Early History of Scandinavia. PhD dissertation, Department of Anglo-Saxon, Norse & Celtic (Faculty of English), University of Cambridge, 1999.
  15. ↑ Knut Helle (ed. E. I. Kouri et al.): The Cambridge History of Scandinavia. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-47299-7; Introduction.
  16. ↑ Erik Björkman: Studien über die Eigennamen im Beowulf. M. Sändig, 1973, ISBN 3-500-28470-1, p. 99.
  17. ↑ Richard North: Heathen Gods in Old English Literature. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-55183-8, p. 192.
  18. ↑ Statistiska Centralburån Befolkning.
  19. ↑ Arbetsförmedlingen

 

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Visby

Visby (deutsch auch Wisby) ist eine Stadt an der Westküste der schwedischen Ostseeinsel Gotland. Visby ist die Hauptstadt der Provinz Gotlands län in der historischen Provinz Gotland und Hauptort der Gemeinde Gotland sowie Bischofssitz des gleichnamigen Bistums. Das Stadtwappen zeigt das Lamm Gottes.[2]

Geschichte

Der Name Visby (nord. „vi“ = Opferplatz) deutet darauf hin, dass der Ort vorchristliche Bedeutung hatte. Die Spuren der ältesten Besiedlung sind spärlich, aber seit der Wikingerzeit (ab 800 n. Chr.) ist der Platz kontinuierlich bewohnt worden. Überreste von Holzhäusern wurden im Almedalen gefunden. Das älteste erhaltene Gebäude der Stadt ist „Kruttornet“ (der „Pulverturm“), nach 1151 angelegt.

1161 erteilte Heinrich der Löwe mit dem Artlenburger Privileg ein Handelsprivileg, das die Rechtssicherheit in der Ostsee herstellte. Während der Hunderte von Jahren andauernden Missionen und Christianisierung Nord- und Osteuropas, angefangen mit Ansgar, wurde Visby die Mutterstadt der um 1200 gegründeten Stadt Riga in Livland (heute Lettland). Visby war erster Hauptort der Hanse in der Ostsee, und die Gotlandfahrer hatten spezielle Privilegien. Lange Zeit waren die Hälfte der Bürger Visbys Deutsche. Das 13. und 14. Jahrhundert waren die Blütezeit der Insel, und die Stadt erhielt den Beinamen „Regina Maris“ (Königin des Meeres). Trotzdem eskalierte 1288/89 der Konflikt, den die Stadt mit dem verarmenden Umland hatte, zu einem blutigen Bürgerkrieg, den der schwedische König Magnus Ladulås (König 1275–1290) beendete. Gotland hatte bis dahin separate Herrscher.

1361 wurde Visby vom dänischen König Waldemar IV. Atterdag (König 1340–1375) erobert. Von 1394 bis 1398 suchten die Vitalienbrüder Schutz hinter Visbys Stadtmauern. Bis zur Vertreibung durch ein Heer des Deutschen Ordens erlangten die Vitalienbrüder von Visby aus die Seeherrschaft in der Ostsee. Insel und Stadt fielen bereits 1408 wieder an Dänemark. 1411 wurde mit dem Bau der Visborg begonnen.

Visby wurde 1525 von Truppen der Hansestadt Lübeck angegriffen. Es wurden unter anderem alle Kirchen mit Ausnahme der deutschen Kaufmannskirche St. Marien, dem heutigen Dom St. Maria, zerstört.

Durch den 1645 geschlossenen Frieden von Brömsebro wurde Visby mit Gotland ein Teil Schwedens.

Sehenswürdigkeiten

Die „Hansestadt Visby“ wurde bereits 1805 unter Denkmalschutz gestellt, seit 1995 ist sie mit ihren zahlreichen mittelalterlichen Bauten Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Außerdem steht die ganze Innenstadt als Gebiet von „Reichsinteresse“ unter Denkmalschutz.[3] Herausragender Teil ist die fast vollständig erhaltene 3,6 km lange mittelalterliche Stadtmauer mit der Ruine der Visborg. Die Stadt gehört zu den sehenswertesten Städten in Schweden, wozu auch der Dom zu Visby, ursprünglich Sankt-Maria-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, sowie einige der zahlreichen Kirchenruinen wie St. Karin und St. Nikolaus beitragen.

Seit 1984 findet jedes Jahr Anfang August – stets in der 32. Kalenderwoche – auf Gotland und vor allem in Visby die Medeltidsveckan (Mittelalterwoche) statt, zu der Living-History-Darsteller aus ganz Europa anreisen. Die Festwoche mit großem historischen Spektakel, Ritterturnieren, Konzerten, mittelalterlichem Markt und anderen Kulturveranstaltungen erinnert an die Eroberung der Stadt und der Insel Gotland durch den dänischen König Waldemar IV. Atterdag im Jahre 1361.

Am ehemaligen Hafen aus dem Mittelalter, der heute verlandet ist, befindet sich die Hochschule auf Gotland.

Etwa fünf Autominuten von Visby liegt der Freizeit- und Vergnügungspark Kneippbyn, u.a. mit dem Originalgebäude der Villa Kunterbunt, bekannt aus Astrid Lindgrens Pippi-Langstrumpf-Büchern. 13 Kilometer nördlich von Visby liegt am Weg zur Kirche von Lummelunda das Naturschutzgebiet der Grotte von Lummelunda, die vom Fluß Lummelundaån durchflossen wird.

Energieversorgung

In der Nähe von Visby befindet sich seit 1999 die erste Stromrichterstation zur HGÜ-Ankopplung eines Windparks.

Verkehr

In Visby verkehren eine Ost-West- und eine Nord-Süd-Buslinie. Von Montag bis Samstag besteht zur Hauptverkehrszeit ein 15-Minuten-Takt. An Sonn- und Feiertagen ruht der Betrieb.

Mit dem schwedischen Festland ist Visby verbunden durch Fähren nach Oskarshamn in Småland und nach Nynäshamn südlich von Stockholm. Der Flughafen Visby liegt rund fünf Kilometer von der Stadt entfernt.

Städtepartnerschaften

Städtepartnerschaften bestehen mit Lübeck in Schleswig-Holstein und Soest in Nordrhein-Westfalen sowie zur Stadt Rhodos auf der gleichnamigen Insel in der östlichen Ägäis,Griechenland.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Jacob Niclas Ahlström (1805–1857), Komponist
  • Elfrida Andrée (1841–1929), Komponistin
  • Eric Gadd (* 1965), Sänger und Songschreiber
  • Lars Gullin (1928–1976), Jazz-Saxophonist (Bariton)
  • Gabriel Gustafson (1853–1915), Archäologe
  • Thomas Ihre (1659–1720), Theologe
  • Erik af Klint (1816–1866), schwedischer Seeoffizier in österreichischen Diensten
  • Håkan Loob (* 1960), ehemaliger schwedischer Eishockeyspieler
  • Thomas Lövkvist (* 1984), Radrennfahrer
  • Jakob Pleskow (um 1323–1381), Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Christopher Polhem, Wissenschaftler und Erfinder
  • Hermann Swerting (1280–1342), deutsch-gotländischer Hansekaufmann und Bürgermeister in Visby
  • Simon Swerting (vor 1340–nach 1388), Bürgermeister von Lübeck

Literatur

  • Robert Bohn: Wisby – Die Keimzelle des hansischen Ostseehandels. In: Jörgen Bracker (Hrsg.): Die Hanse – Lebenswirklichkeit und Mythos, 2 Bde., Hamburg 1989. In: Katalog der Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte in Hamburg 24. August – 24. November 1989, S. 269–282. Textteil in 4. Auflage, Schmidt-Römhild, Lübeck 2006. ISBN 3-7950-1275-9
  • Marita Jonsson/Sven-Olof Lindquist: Kulturführer Gotland. deutsch Visby 1993, ISBN 91-88036-09-X
  • Ulrich Quack: Gotland: die größte Insel der Ostsee; eine schwedische Provinz von besonderem Reiz; Kultur, Geschichte, Landschaft. DuMont Köln 1991, ISBN 3-7701-2415-4

Literarisches

  • Selma Lagerlöf: Waldemar Atterdag brandschatzt Visby (erzählt wird die Sage von dem jungen Mädchen, das sich in einen der Feinde verliebte und ihnen die Stadtpforte öffnete; sie wurde lebendig eingemauert)

 

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Kopenhagen - København

Kopenhagen (dänisch København, mitteldänisch Køpmannæhafn = „Kaufmannshafen“, latein Hafnia, schwed. Köpenhamn) ist die Hauptstadt Dänemarks und das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Sie ist außerdem Sitz des Parlaments (Folketing), der Regierung und des Königshauses.

Kopenhagen gehört zu den bedeutendsten Metropolen Nordeuropas und zählt dort zu den meistbesuchten Städten. Die Stadt hat 528.208 Einwohner (2010)[5] (inklusive Hovedstadsområdet 1.181.239 (2010)[6]) und gehört zur dänischen Verwaltungsregion Region Hovedstaden.

Geografie

Kopenhagen liegt auf Dänemarks größter Insel Seeland (Sjælland), von der Stadt Malmö im schwedischen Schonen durch den Öresund getrennt. Ein kleinerer Teil Kopenhagens liegt auf der Insel Amager. Geologisch befindet sich die gesamte Stadt auf der eiszeitlichen Grundmoränenlandschaft, die weite Teile Dänemarks einnimmt. Bei Kopenhagen ruht die Moräne auf relativ hoch gelegenem Kalkstein, der aus Kreidekalkstein der Oberkreide (Maastricht) besteht und beim Bau der Metro erhebliche Probleme mit sich brachte.

Unterschieden werden muss zwischen der eigentlichen Stadt Kopenhagen, dem Großraum Kopenhagen, Groß-Kopenhagen, dem ehemaligen Verkehrsverbund und der Hauptstadtregion:

  • Zur Stadt Kopenhagen gehören der eigentliche, von den Kopenhagener Seen und dem Hafen umgebene Stadtkern, die „Brückenquartiere“ (Brokvarterer): Østerbro, Nørrebro, Vesterbro, Amagerbro; die Stadtteile Christianshavn, Ørestad, Islands Brygge, Valby, Vanløse und Brønshøj; aber nicht die eigenständige, kreisfreie Gemeinde Frederiksberg.
  • Der Großraum Kopenhagen (Hovedstadsområdet) umfasst die Städte Kopenhagen, Frederiksberg sowie das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Københavns Amt, bildet aber keine eigenständige Verwaltungseinheit. Kopenhagen und die schwedischen Städte Malmö und Lund bilden zusammen eine grenzüberschreitende Metropolregion, die Öresundregion.
  • Zum ehemaligen Verkehrsverbund (HT-området oder Hovedstadsregionen, nicht zu verwechseln mit Region Hovedstaden) gehören der Großraum Kopenhagen sowie das Gebiet, das in etwa von Helsingør über Frederikssund und Roskilde bis nach Køge abgegrenzt ist, teilweise erstreckt sich der Verbund noch etwas weiter. Landgebiet: 2673 km²; Einwohner: 1.835.467 (2008); 686 Ew./km². Die Gemeinden Greve, Solrød, Køge, Roskilde und Lejre werden statistisch Østsjælland (Ost-Seeland) genannt. Die seit dem 1. Januar 2007 bestehende neue Verkehrsverbundgesellschaft heißt Trafikselskabet Movia und umfasst ganz Ostdänemark (45 Kommunen), jedoch ohne die Kommune Bornholm.
  • Die Hauptstadtregion Region Hovedstaden wurde mit der Kommunalreform vom 1. Januar 2007 eingeführt. Sie ist weitgehend identisch mit dem HT-område, umfasst jedoch zusätzlich Bornholm, während Roskilde außerhalb liegt.*
  • Schließlich existiert zusätzlich der Begriff Storkøbenhavn (Groß-Kopenhagen), der überwiegend dasselbe Gebiet wie das Hovedstadsområdet umfasst.

Die Gemeinden in nächster Nähe von und einschließlich Kopenhagens, insgesamt 33, machen 6,3 Prozent des Gesamtgebiets von Dänemark aus und werden von 33,5 % seiner Gesamtbevölkerung bewohnt. Stevns Kommune gehört in Zukunft statistisch zu Vest- og Sydsjælland.

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Im 12. Jahrhundert wurde am Øresund eine Burg errichtet, die den kleinen Handelshafen nach Schonen und Amager an der Fischersiedlung Havn („Hafen“) sichern sollte. Nicht zuletzt die günstige Lage ungefähr halbwegs zwischen dem wichtigen Bischofssitz in Roskilde und dem skandinavischen Erzbischofssitz in Lund (damals dänisch) war von entscheidender Bedeutung. Entsprechend erhielt auch die mit der Burg neu gestaltete Siedlung den Namen Køpmannæhafn („Kaufmännerhafen“). 1254 erhielt das junge Kopenhagen von Bischof Jakob Erlandsen sein erstes Stadtrecht, allerdings wurde die Stadt in den Jahren 1362 und 1368 als unliebsamer Konkurrent der Hanse zusammen mit der Burg zerstört.

Die Entwicklung ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten: 1416 wurde die wiederaufgebaute Stadt Residenz des Königs, und 1443 übernahm sie von Roskilde die Hauptstadtfunktion. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts blühte Kopenhagen unter Christian IV. Auf.

Kopenhagen erlebte in seiner Geschichte immer wieder Katastrophen, Seuchen und Kriege. Von 1658 bis 1659 hielt die Stadt einer Belagerung stand, während das übrige Dänemark von den Schweden vollständig besetzt war. Im 18. Jahrhundert starb nach Pest und Seuchen ein Drittel der Stadtbewohner. 1728 sowie 1795 wüteten zwei Stadtbrände. Der Wiederaufbau führte zur heutigen, vom Baustil des 18. Jahrhunderts geprägten Altstadt. Bei der Seeschlacht von Kopenhagen 1801 sowie 1807 beschossen die Engländer die Hauptstadt Dänemarks, da es sich nicht auf die Seite Englands in dessen Krieg gegen Frankreich stellen wollte, und richteten vor allem durch den im zweiten Angriff ausgelösten Großbrand erheblichen Schaden an. Nach dem Sieg der Engländer musste Kopenhagen sämtliche hier ankernden Schiffe ausliefern und konnte sich erst nach Jahrzehnten wieder von dieser Niederlage erholen. 1848 zwangen öffentliche Demonstrationen in Kopenhagen König Frederik VII. zu Reformen und dem Erlass eines Grundgesetzes. Mit den nationalen Spannungen und Dänemarks Verlust von Schleswig und Holstein im Krieg von 1864 verließen auch viele deutschsprachige Beamte und Kaufleute die Stadt, die sie bis dahin jahrhundertelang mitgeprägt hatten.

Frühes 20. Jahrhundert

Mit der Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert wuchs die Stadt durch Zuwanderung vom Land rasch an. Die Befestigungsanlagen wurden geschleift und teilweise in Parks (unter anderen den Tivoli, Ørstedsparken und Østre Anlæg) umgewandelt. Die am östlichen Ende gelegene Wallanlage sowie die Festung Kastellet sind jedoch erhalten. Um die Mittelalterstadt herum wuchsen schnell Arbeiter- und Bürgerviertel, die bis heute noch aus um 1870 bis 1900 gebauten Häusern bestehen.

Zweiter Weltkrieg

Am 9. April 1940 wurde Kopenhagen kampflos von deutschen Truppen eingenommen. Die Stadt blieb wie das übrige Dänemark bis zum 5. Mai 1945 besetzt, aber bis auf wenige Ausnahmen von Kriegszerstörungen verschont. Einige Industriebauten wurden zum Ziel von Angriffen dänischer Widerstandskämpfer. Als am 29. August 1943 die dänische Regierung zurücktrat, folgte eine unruhige Zeit. Im Juni 1944 begann im Arbeiterviertel Nørrebro ein gegen die Besatzungsmacht gerichteter Generalstreik, der sich auf ganz Dänemark ausbreitete. Im August 1944 wurden im Zuge einer Vergeltungsaktion weite Teile des Tivolis, die Königliche Porzellanmanufaktur, ein Bürgerversammlungshaus und ein Studentenwohnheim von der Schalburg-Gruppe, einem dänischen SS-Korps, gesprengt. Am 21. März 1945 bombardierten alliierte Flugzeuge das Shell-Haus, das von den Deutschen als Gestapo-Hauptquartier benutzt wurde; dabei kamen etwa 125 Menschen um. Eines der niedrig fliegenden, angreifenden Flugzeuge streifte am Bahnhof einen Lichtmast und stürzte bei der Französischen Schule ab. Die darauffolgende Explosion ließ nachfolgende Piloten glauben, das sei das Ziel, worauf von ihnen die Schule bombardiert wurde; insgesamt 900 Menschen kamen dabei um. Von diesem Bombardement in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges abgesehen, blieb Kopenhagen von Kriegszerstörungen verschont.

Neuere Geschichte

1948 wurde der „Fingerplan“ entworfen. Wie die ausgestreckten Finger einer Hand sollten Vororte an fünf S-Bahnlinien entlang ausgebaut werden, während das Land zwischen den Fingern als grüne Zonen erhalten blieb. Von circa 1960 bis 1990 sank die Einwohnerzahl der Stadt, da viele Menschen in die Vororte zogen.

Seit 1990 findet eine neue Stadtentwicklung statt, unter anderem mit der Errichtung vieler moderner Bauten am Hafen, wie zum Beispiel des „Schwarzen Diamanten“ (Königliche Bibliothek), des 2005 eröffneten Opernhauses und des 2008 eröffneten neuen Schauspielhauses. Die 2002 eingeweihte Metro soll bis 2015 auf mehrere Linien erweitert werden. 2000 wurde die Öresundverbindung eröffnet und der südschwedische Raum um Malmö durch ein regionales Schnellzugnetz mit Kopenhagen verbunden. Arbeits- und Wohnungsmarkt beiderseits des Öresunds sind zum Teil zusammengewachsen. Kopenhagen erlebt einen Zustrom von wissensbasierten und kreativen Betrieben sowie von Studenten aus ganz Skandinavien und bleibt das unbestrittene Kraftzentrum Dänemarks. Als Ergebnis stiegen jedoch Wohnungspreise und Verkehrsprobleme kräftig an. Der Bau von Hochhäusern wurde vorgeschlagen, die dem Wohnungsmangel abhelfen und der Stadt ein „Metropolgepräge“ geben sollten; von Gegnern wird jedoch hervorgehoben, dass eben die Abwesenheit von hohen Bauten charakteristisch für Kopenhagen sei.

In den ersten Monaten des Jahres 2007 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Jugendlichen, insbesondere Autonomen, die auch international Beachtung fanden. Hintergrund war die Räumung des autonomen Jugendzentrums Ungdomshuset.

Im Jahre 2009 fand am 7. bis 18. Dezember o, Bella Center in Kopenhagen die 15. UN-Klimakonferenz, der Vertragsstaaten der Klimakonvention der vereinten Nationen statt. Es war gleichsam das 5. Treffen im Rahmen des Kyoto-Protokolls.

Laut der Forbes-Liste der World's Most Expensive Cities To Live von 2009 gilt Kopenhagen als eine der teuersten Städte der Welt.[7]

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1971: per 1. Januar):

  • 1450 – ca. 4–5.000
  • 1500 – ca.   10.000
  • 1650 – ca.   30.000
  • 1700 – ca.   65.000
  • 1769 –        80.000
  • 1787 –        90.032
  • 1801 –      100.975
  • 1840 –      120.819
  • 1850 –      129.695
  • 1860 –      155.143
  • 1870 –      181.291
  • 1880 –      234.850
  • 1890 –      312.859
  • 1901 –      360.787
  • 1901 –      400.575
  • 1911 –      462.161
  • 1921 –      561.344
  • 1930 –      617.069
  • 1940 –      700.465
  • 1950 –      768.105
  • 1960 –      721.381
  • 1963 –      706.000
  • 1966 –      678.000
  • 1970 –      622.773
  • 1971 –      625.678
  • 1972 –      610.985
  • 1973 –      595.751
  • 1974 –      576.030
  • 1975 –      562.405
  • 1976 –      545.350
  • 1977 –      529.154
  • 1978 –      515.594
  • 1979 –      505.974
  • 1980 –      498.850
  • 1985 –      478.615
  • 1990 –      466.723
  • 1992 –      464.566
  • 1995 –      471.300
  • 1999 –      491.082
  • 2000 –      495.699
  • 2001 –      499.148
  • 2002 –      500.531
  • 2003 –      501.289
  • 2004 –      501.664
  • 2005 –      502.362
  • 2006 –      501.158
  • 2007 –      503.699
  • 2008 –      509.861
  • 2009 –      518.574

Im Verhältnis zu anderen europäischen Hauptstädten hat Kopenhagens Innenstadt nur wenige Einwohner. Das liegt daran, dass Kopenhagen nie durch größere Eingemeindungen erweitert wurde. Selbst die Gemeinde Frederiksberg mit 95.029 (Stand: 2009; am 7. November 1950: 118.993) Einwohnern, die von der Gemeinde Kopenhagen vollständig umgeben ist, wurde nicht eingemeindet. Hintergrund dafür ist, dass aufgrund der Erfahrungen im Ausland in den politisch von den Konservativen geprägten Umlandgemeinden eine Einvernahme durch die Sozialdemokraten befürchtet wurde, während diese einen Verlust ihres Einflusses im Stadtgebiet befürchteten. So sind alle mit dem jetzigen, ungewöhnlich erscheinenden Zustand zufrieden. Die zusammenhängende Besiedlung dehnt sich auf den gesamten Großraum Kopenhagen - dänisch "Hovedstadsområdet" - (Gemeinden Kopenhagen, Frederiksberg und 16 weitere (davon fünf nur teilweise) Gemeinden in der Region Hovedstaden und Greve Kommune in Region Sjælland) aus, mit insgesamt 1.153.615 Einwohnern (Stand: 2008).

Politik

Das Schloss Christiansborg ist Sitz des Parlaments, des Ministerpräsidenten und des Obersten Gerichts. Bedingt durch den Hauptstadtcharakter sind in Kopenhagen die Botschaften und Emissäre von 187 Staaten vertreten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Oper, Ballett und Schauspiel

Das wohl berühmteste Theater der Stadt ist das Königliche Theater. Das 1874 errichtete Gebäude des 1748 gegründeten Etablissements befindet sich am Kongens Nytorv und bietet 1500 Zuschauern Platz. Hier werden Opern- und Ballettaufführungen dargeboten. Seit 2005 wird ein zweites, modernes Opernhaus bespielt: die Operaen, welches auf der Insel Holmen liegt und ebenfalls zum Kongelige Teater gehört. 2008 wurde am Hafen ein neues Schauspielhaus eröffnet.

Im Mermaid-Theater (Mermaid Teater) werden alle angekündigten Vorstellungen in englischer Sprache dargeboten. Die bekanntesten dänischen Schauspieler treten hingegen im Ny-Theater auf.

Im nördlichen Teil des Kopenhagener Stadtteils Ørestad befindet sich auf der Insel Amager das neue Konzerthaus Kopenhagen (DR Koncerthuset). Es wurde nach Plänen des französischen Architekten Jean Nouvel gebaut und im Januar 2009 eröffnet.

Museen

  • Arken
  • Arsenal (Tojhusmuseet)
  • Statens Museum for Kunst
  • Davidsche Sammlung (Davids Samling) – Dänische Gemälde aus dem 19. Jahrhundert
  • Eksperimentarium
  • Louis Tussaud's Wachsfigurenkabinett
  • Geologisches Museum
  • Museum Erotica
  • Arbeitermuseum
  • Kunstindustrimuseet
  • Hirschsprung-Sammlung
  • Tycho Brahe Planetarium
  • Ny Carlsberg Glyptotek
  • Thorvaldsen Museum mit Skulpturen von Bertel Thorvaldsen.
  • Medizinisch Historisches Museum
  • Nationalmuseum (Nationalmuseet) – Überblick über die dänische Geschichte von der Steinzeit bis heute
  • Stadtmuseum
  • Zoologisches Museum
  • Technisches Museum

Bauwerke

Die 1,25 Meter große Kleine Meerjungfrau (dän. Den lille Havfrue) des Kopenhagener Bildhauers Edvard Eriksen (* 1876, † 1959) ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, sie wurde von dem Brauer Carl Jacobsen in Auftrag gegeben und am 23. August 1913 eingeweiht. Eriksen hatte für die Titelfigur des Märchens von Hans Christian Andersen das Gesicht der damals in Kopenhagen berühmten Primaballerina Ellen Price und den Körper seiner Frau Eline als Vorlage benutzt.

Der gegenüber vom Hauptbahnhof gelegene Tivoli ist einer der ältesten Freizeitparks der Welt (der älteste, Dyrehavsbakken, liegt im Norden der Stadt) und das 1960 von Arne Jacobsen errichtet Radisson SAS Royal Hotel, das erste Hochhaus in Kopenhagen. Am Rande des Parks läuft der HC Andersens Boulevard entlang, an dem sich auch das Rathaus befindet. Es wurde zwischen 1892 und 1905 im Stil der italienischen und normannischen Renaissance erbaut. Das Gebäude wurde am 12. September 1905 eingeweiht ist mit vielen Skulpturen geschmückt. Der Rathausturm ist mit 105,6 Metern Dänemarks höchster Turm.

In der Nähe der Universität Kopenhagens liegt die St.-Petri-Kirche (Sankt Petri Kirke). Sie ist seit 1586 Pfarrkirche der deutschen Gemeinde und die älteste erhaltene Kirche von Kopenhagen. Östlich schließt sich die Liebfrauenkirche (Vor Frue Kirke) an, das klassizistische Meisterwerk von Christian Frederik Hansen, ausgestattet mit Statuen von Bertel Thorvaldsen, darunter sein Segnender Christus.

Weiter nördlich liegt der 34.8 Meter hohe Runde Turm (Runde Tårn). Ein 209 Meter langer, stufenloser Wendelgang führt auf diesen zwischen 1637 und 1642 erbauten Aussichtsturm hinauf. An den Turm schließt sich die Dreifaltigkeitskirche (Trinitatis Kirke) an. Hier befinden sich auch die Einkaufsstraßen Strøget und Strædet. Sie bilden mit über einem Kilometer Länge eine der längsten Fußgängerzonen Europas und sind ein beliebtes Einkaufszentrum.

Zwischen den Fußgängerzonen und dem Inderhavn erstreckt sich einer der wichtigsten Touristenmagnete der Stadt, das Schloss Christiansborg (Christiansborg Slot). Dieses Gebäude, das seit 1918 Sitz des Parlaments ist, befindet sich an der Stelle der von Bischof Absalon im Jahre 1167 erbauten ersten Burg Kopenhagens. Der heutige Gebäudekomplex mit dem 90 Meter hohen Schlossturm entstand während einer mehr als zwanzigjährigen Bauzeit in den Jahren 1907 bis 1928. An der Nordseite des Schlosses steht die 1826 vollendete klassizistische Schlosskirche (Slotskirke). Unmittelbar neben dem Schloss Christiansborg befindet sich Børsen, die ehemalige Kopenhagener Börse. Dieser Renaissancebau entstand zwischen 1619 und 1640 und ist mit seinem 54 Meter hohen Turm in Form von verschlungenen Drachenschwänzen ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Bis 1974 diente das Gebäude dem ursprünglichen Zweck und wird seit dem als Bürogebäude genutzt. Ebenfalls neben dem Schloss liegt die Königliche Bibliothek Dänemarks, die Nationalbibliothek.

Über einen Kanal führt von hier aus die Børsbroen zur Nationalbank und zur Holmens Kirke, die genau gegenüber der Börse und dem Schloss Christiansborg liegt. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Von der Börse führt auch die Knippelsbro, eine interessante Klappbrücke, über den Inderhavn nach Amager. Über sie gelangt man auch am besten zur im Stadtteil Christianshavn gelegenen Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke). Diese barocke Kirche aus den Jahren 1602 bis 1692 besitzt den mit 93 Metern zweithöchsten Turm Kopenhagens. Er ist Wahrzeichen des Stadtteils Christianshavn und lässt sich über eine 1752 konstruierte Wendeltreppe besteigen.

Eine ebenfalls herausragende Sehenswürdigkeit ist der Nyhavn. Diese Straße mit den schmucken Giebelhäusern beiderseits des gleichnamigen Hafenarms ist Zentrum der Gastronomie in Kopenhagen. Mehr dazu im Artikel Nyhavn.

Am westlichen Ende des Nyhavns befindet sich der Königliche Neue Markt (Kongens Nytorv). Von diesem größten und wichtigsten Platz der Stadt führen sternförmig ein gutes Dutzend Straßen weg. An dem Platz mit einem Standbild Christians V., volkstümlich auch Hesten – das Pferd – genannt, liegen das Königliche Theater, das Kaufhaus Magasin du Nord, das Thotts Palais 1685 und das in den Jahren 1672 bis 1683 erbaute Schloss Charlottenborg. Es beherbergt heute die Kunstakademie und steht in Verbindung mit dem neuen Kunstausstellungsgebäude.

Nordwestlich vom Kongens Nytorv befindet sich das Schloss Rosenborg (Rosenborg Slot). Das 1607 bis 1617 als Sommerresidenz für Christian IV. erbaute, durch holländische Architektur beeinflusste Renaissanceschloss beherbergt die dänischen Kronjuwelen. Seit 1833 ist es ein Museum. Sehenswert sind der Elfenbeinthron mit drei silbernen Löwen und die mit Edelsteinen verzierte Goldkrone Christians IV. Gegenüber dem Schloss liegt der Botanische Garten mit einem Gewächshaus.

Die Frederikskirche (Frederikskirken), auch Marmorkirche genannt, ist ein von Nicolai Eigtved entworfenes und 1740 begonnenes, 84 m hohes Gotteshaus mit einer 45 m hohen, freskengeschmückten Kuppel, eine der größten Europas und ein Abbild des Petersdoms in Rom. Geldmangel führte zu einer längeren Baupause. Erst durch die finanzielle Unterstützung des Großindustriellen C. F. Tietgen konnte die Kirche 1894 fertiggestellt werden. Im Inneren sind Denkmäler bedeutender kirchlicher Persönlichkeiten, wie Moses oder Martin Luther, aufgestellt. Unmittelbar neben der Kirche befindet sich das Schloss Amalienborg. Das Schloss, in dem die Königin lebt, wurde 1749 bis 1760 errichtet und besteht aus vier gegenüberliegenden Palästen. In der Mitte des großen, achteckigen Schlossplatzes (Amalienborg Plads) steht das Reiterstandbild Frederiks V. Jeden Mittag um zwölf Uhr findet hier die Wachablösung der Garde statt.

Nördlich von Schloss Amalienborg erstreckt sich das Kastell (Kastellet), ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung. Unterhalb der Festungswälle verläuft die Promenade Langelinie, die direkt zur kleinen Meerjungfrau führt.

Der Zooturm ist ein 43,5 m hoher Aussichtsturm im Zoo Kopenhagen. Er wurde 1905 errichtet und ist einer der höchsten aus Holz gebauten Aussichtstürme.

Im Stadtteil Bispebjerg findet sich mit der von Peder Klint begonnen und von seinem Sohn Kaare Klint vollendeten Grundtvigskirche ein seltenes Beispiel eines expressionistischen Sakralbaus.

Freistadt Christiania

Die Freistadt Christiania (auch Das freie Christiana) ist eine „alternative“ Wohnsiedlung im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn, die seit 1971 besteht. Das ehemalige Militärgelände der Bådsmandsstrædes-Kaserne umfasst ein 34 Hektar großes Gebiet auf den historischen Wallanlagen der Stadt. Die Bewohner betrachten sich selbst als in einer Freistadt lebend, die sich unabhängig von den staatlichen Behörden verwaltet. Diesen gilt Christiania jedoch als Drogenhandelszentrale.[8]

Sport

In Kopenhagen sind die folgenden Fußballvereine der dänischen Superliga zu Hause:

  • FC Kopenhagen – Dänischer Meister 1993, 2001, 2003, 2004, 2006, 2007, 2009 und 2010; Pokalsieger 1995, 1997, 2004, 2009.

Sowie vor den Toren der Stadt in Brøndby:

  • Brøndby IF – Dänischer Meister 1985, 1987, 1988, 1990, 1991, 1996, 1997, 1998, 2002, 2005; Pokalsieger 1989, 1994, 1998, 2003, 2005.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Innenstadt beherbergt wie in fast jeder anderen europäischen Großstadt das Dienstleistungszentrum, Handwerksbetriebe und Industrieanlagen (Maschinen-, Porzellan- und Textilfabriken), die – soweit noch nicht in andere Länder ausgegliedert – größtenteils an den Stadtrand verlegt wurden. Die dänische Hauptstadt gilt als sehr teuer, die Lebenshaltungskosten gehören zu den höchsten in ganz Europa. [9]

Verkehr

Bahn und Straße

Kopenhagen ist trotz seiner auf das Land bezogenen Randlage der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Dänemarks. Auf die Stadt laufen sowohl alle wichtigen Straßen als auch Eisenbahnen sternförmig zu. Über die Schiffsverbindung Vogelfluglinie ist Kopenhagen mit Lübeck und Hamburg, über die Öresundverbindung mit Malmö und Lund verbunden.

ÖPNV

S-Bahn und Metro

Kopenhagen und seine Vororte werden durch ein S-Bahn-System (s-tog) erschlossen, das im Hauptbahnhof (København H) sein Zentrum hat. Die Linien der S-Bahn führen bis Køge, Høje-Taastrup, Frederikssund, Farum, Hillerød und Klampenborg.

Dazu kommt die moderne, am 19. Oktober 2002 eröffnete Metro Kopenhagen, deren Züge vollautomatisch und damit ohne Bediener fahren. Sie verläuft von Vanløse im Westen über Frederiksberg und den Bahnhof Nørreport nach Christianshavn, wo sie sich in einen Streckenast nach Vestamager im Süden und einen in Richtung des Flughafens Kastrup im Südosten aufteilt.

Straßenbahn

Vom 22. Oktober 1863 bis zum 22. April 1972 besaß Kopenhagen ein ausgedehntes Straßenbahnnetz, das 1953 mit 19 Linien seinen Höhepunkt erreichte. Heute kann man mit der alten Straßenbahn im Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm auf Mittel-Seeland fahren. [2] Das Wiedereinführen der Straßenbahn in Form eines Light-Rail-Netzes wurde vorgeschlagen, bis auf weiteres jedoch zugunsten der Metro, die weiter ausgebaut werden soll, verworfen.

Fahrrad

Der Radverkehr hat einen wichtigen Stellenwert in der Stadt. In nahezu jeder wichtigen Straße gibt es eigene Radwege oder Radfahrstreifen, die von der Fahrbahn getrennt geführt werden. Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen der Stadt ist mit über 36 %[10][11] im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten außerordentlich hoch (zum Beispiel Wien: 5 %).[12] Täglich werden in Kopenhagen 1,3 Millionen Kilometer mit den Fahrrad zurückgelegt. Von Stadtplanern und Vertretern von Radfahr-Lobbys aus der ganzen Welt wird Kopenhagen immer wieder als vorbildliches Beispiel für die Bevorzugung des Radverkehrs genannt.[13][14]

Außerdem gibt es von Frühling bis Herbst insgesamt circa 100 Stationen, an denen man sich kostenlos Fahrräder ausleihen kann. Diese sogenannten Citybikes (Bycykler) erhält man gegen ein Pfand von 20 Kronen, die man nach dem Einkaufswagenprinzip einsteckt und zurückerhält, wenn man das Fahrrad wieder an eine der Stationen zurückstellt (siehe auch Helsinki City Bike). Die Fahrräder dürfen nur in der Innenstadt benutzt werden. Im Winter werden sie von Häftlingen in einem Gefängnis gewartet.

Luftverkehr

In Kastrup befindet sich der internationale Flughafen von Kopenhagen mit Direktverbindungen nach vier Kontinenten. Es gibt einen eigenen Bahnanschluss, der unter anderen von den Zügen nach Malmö bedient wird, bevor sie die Öresundbrücke überqueren.

Øresundbrücke

Die Verbindung mit Malmö wird seit 2000 von der Öresundverbindung hergestellt. Über diese verkehren sowohl die Öresundzüge, die für die beiden nationalen Strom- und Signalsysteme eingerichtet sind, als auch Autos auf einer vierspurigen Autobahn. Früher fuhren nach Malmö Fähren und Tragflügelboote.

See

Kopenhagen ist per (Auto-) Fähre aus Polen (Swinemünde) und Oslo zu erreichen. Ein neuer Schiffsterminal im Nordhafen (Nordhavn) bedient sowohl Linien- als Kreuzfahrtschiffe. Die herkömmliche Route nach Bornholm wurde 2005 zum Hafen Køge verlegt.

Im Innenhafen läuft der Hafenbus (Havnebussen), Passagierboote im ÖPNV-Netz, der unter anderem die Oper mit der gegenüberliegenden Altstadt verbindet. Im Sommer kann man zusätzlich von einem der vielen Rundfahrtboote aus Stadt und Hafen besichtigen, zum ehemaligen Seefort Trekroner oder zur Insel Hven im Öresund fahren.

Ansässige Unternehmen

Die in Kopenhagen ansässigen namhaften Brauereien Tuborg und Carlsberg (inzwischen zur Carlsberg A/S fusioniert) lagern ihre Produktionsbetriebe zunehmend aus, zum Teil bis nach Jütland, was durch die Brücke über den Großen Belt möglich wurde. Außerdem sitzt in Kopenhagen die weltgrößte Container-Reederei A. P. Møller-Mærsk. Im Stadtteil Bagsværd hat der Pharmakonzern Novo Nordisk, bekannt für seine Enzym- und Insulinproduktion, seinen Stammsitz. Das pharmazeutische Unternehmen Lundbeck hat seinen Stammsitz ebenfalls in Kopenhagen.

Medien

  • Danmarks Radio, in Ørestad
  • JP/Politikens Hus, Herausgeber der Tageszeitungen Ekstra Bladet, Politiken (beide in Kopenhagen) und Jyllands-Posten (in Århus-Viby) und mehrerer Internet-Angebote.
  • Berlingske Media, Herausgeber der Tageszeitungen Berlingske Tidende, B.T. und ErhvervsBladet sowie der Wochenzeitung Weekendavisen. Mehrheitseigner mehrerer Zeitungsverlage in ganz Dänemark und Teil der Mecom Group.
  • Dagbladet Information, linksliberale Tageszeitung.
  • Kristeligt Dagblad, christliche Tageszeitung.
  • TV 2, ein Public-Service-Fernsehsender aus Odense, hat seinen Zweitsitz in Kopenhagen.

Bildung

In Kopenhagen und im Großraum gibt es:

  • Universität Kopenhagen: 1479 gegründet
  • Königliche Bibliotheksschule Dänemarks mit der Dänischen Königlichen Bibliothek, ist zugleich National- und Universitätsbibliothek
  • Hochschule für bildende Kunst und Architektur
  • Handelshochschule Kopenhagen (Copenhagen Business School)
  • Dänemarks Technische Universität
  • IT-Universität Kopenhagen: ITU, seit 1999
  • Pädagogische Universität Dänemarks
  • Rytmisk Musikkonservatorium (Rhythmisches Musikkonservatorium) und das Königlich Dänische Musikkonservatorium
  • Staatliche Theaterschule Kopenhagen
  • Schule für modernen Tanz Kopenhagen
  • Dänische Filmschule Kopenhagen
  • Dänische Designschule Kopenhagen
  • Ingenieurhochschule Kopenhagen: seit 1881
  • Königlich Dänische Kunstakademie
  • Königlich Dänische Akademie der Wissenschaften
  • Deutsche Schule St. Petri Kopenhagen

Persönlichkeiten

  • Hans Christian Andersen
  • Rudolph Bergh
  • Carl Theodor Dreyer
  • Theophil Hansen
  • Søren Kierkegaard
  • Carl Nielsen
  • Jørgen Bentzon
  • Niels Bohr
  • Peder Gram
  • Johanne Luise Heiberg
  • Christian Gottlieb Kratzenstein
  • Bertel Thorvaldsen
  • Niels Viggo Bentzon
  • Karen Blixen
  • N.F.S. Grundtvig
  • Ludvig Holberg
  • Margrethe II. von Dänemark
  • Magnús Eiríksson
  • Andreas Peter Berggreen
  • Tycho Brahe
  • Christian Frederik Hansen
  • Arne Jacobsen
  • Hans Lassen Martensen
  • Robert Jacobsen

Einzelnachweise

  1. ↑ Danmarks Statistik - Areal fordelt efter område og tid
  2. ↑ Danmarks Statistik - BEF1A07: Folketal pr. 1. januar efter kommune/region, civilstand, alder og køn
  3. ↑ Danmarks Statistik - BEF1A07: Folketal pr. 1. januar efter kommune/region, civilstand, alder og køn
  4. ↑ Befolkning Region Hovedstaden
  5. ↑ Danmarks Statistik - BEF1A07: Folketal pr. 1. januar efter kommune/region, civilstand, alder og køn
  6. ↑ Danmarks Statistik - Byopgørelse - Hver femte dansker bor i Hovedstadsområdet
  7. ↑ Forbes-Liste: Teuerste Städte der Welt zum Leben
  8. ↑ http://www.xxx
  9. ↑ Financial Times Deutschland: http://www.xxx
  10. ↑ [1]
  11. ↑ Badische Zeitung: Die Dänen radeln allen davon
  12. ↑ VCÖ:Mehr Radverkehr in Wien bringt weniger Staus
  13. ↑ IG-Fahrrad: Wien darf Kopenhagen werden!
  14. ↑ xxx: Innovative Fahrradverleihsysteme für die Städte
  15. xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite.

 

Der obige Ergänzungsartikel wurde aus der Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend der geltenden GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version finden Sie auf den Seiten der Wikipedia. Eine Liste der Autoren finden Sie auf der entsprechenden Wikipediaseite unter dem Punkt “Versionen/Autoren”.    Weitergehende Informationen  und Hinweise finden Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

 

Helsingborg

Helsingborg (historisch auch Hälsingborg; hochdeutsch veraltet Helsingburg, niederdeutsch Helseburch) ist eine Stadt im südschwedischen Schonen in der Provinz Skåne län. Sie hat 92.105 Einwohner (Stand 1. Januar 2007). Damit ist sie die achtgrößte Stadt Schwedens und nach Malmö die zweitgrößte Stadt Schonens. Helsingborg ist der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Die Stadt ist ein bedeutender Industriestandort; ihr Hafen ist der zweitgrößte im Land.

Geographie und Geologie

Helsingborg liegt an der Westküste Schonens an der schmalsten Stelle des Öresunds, der Meerenge zwischen Schweden und der dänischen Insel Seeland, gegenüber der dänischen Stadt Helsingør. Im Norden, Osten und Süden ist die Stadt von offenem Land, das vorwiegend landwirtschaftlich genutzt wird, umgeben.

Prägend für das Stadtbild ist eine geologische Verwerfungszone, die sich leicht landeinwärts entlang des Öresundes zieht und die Stadt in einen höher- und einen tiefergelegenen Teil gliedert. Die Verwerfungskante, Teil der Tornquistzone, einer Verwerfung, die sich diagonal vom Kattegat durch Schonen bis nach Bornholm erstreckt, und die östlich angrenzende hochgelegene Ebene tragen die Bezeichnung landborgen. Einige wenige natürliche Einschnitte in dem Hang, der im Stadtzentrum eine Höhe von 20 bis 40 Meter erreicht, verbinden die historische Altstadt mit den Stadtteilen oberhalb des Hangs. Die Altstadt liegt eingezwängt zwischen landborgen und dem Öresund auf Meeresniveau. Über die durch die landborgen gezogene natürliche Grenze hat sich die Innenstadt bis heute nicht landeinwärts ausgedehnt. Stattdessen wurde durch Landgewinnung im Öresund neues Bauland im Zentrum Helsingborgs geschaffen.

Im Süden Helsingborgs mündet der Fluss Råån in den Öresund.

Klima

Durch die Lage Helsingborgs am Öresund herrscht in der Stadt ein kühlgemäßigtes Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8,2 Grad Celsius. Die mittlere Monatstemperatur im Januar liegt bei -0,1 Grad Celsius, im Juli bei 16,8 Grad Celsius. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 568 mm[2].

Namensherkunft

Der Stadtname leitet sich vermutlich von hals für „Hals“, einer Bezeichnung für die schmalste Stelle des Öresunds, "ing" für "Leute, Gefolge, Bewohner" und borg für „Burg“ ab. Nach einer Rechtschreibreform 1906 wurde der Name 1912 in Hälsingborg geändert, um ihn den neuen Schreibregeln anzupassen. Diese Änderung wurde im Rahmen einer Gemeindereform im Jahre 1971 rückgängig gemacht.

Geschichte

Helsingborg, ursprünglich eine dänische Stadt, ist eine der ältesten Städte im heutigen Schweden und war wegen seiner strategisch günstigen Lage am Öresund immer wieder umkämpft. Die Siedlung wurde um 1070 erstmals in einem Brief Adam von Bremens erwähnt; jedoch gilt heute die erste urkundliche Nennung unter der Bezeichnung Helsingaburgh durch den dänischen König Knut IV. vom 21. Mai 1085 als Geburtsstunde der Stadt.

Man vermutet, dass es hier schon zum Ende des 9. Jahrhunderts eine kleinere Befestigungsanlage zum Schutz der Überfahrt zwischen Schonen und Seeland gab. Zu den ersten größeren Bauten im Umkreis der Burg gehörten die drei Kirchen St. Clemens, St. Petri und St. Olai. Die einfache Festung wurde im 12. Jahrhundert durch ein Burgschloss aus Sandstein ersetzt, dessen dominierender Teil ein runder Turm mit etwa vier Meter dicken Wänden war. Die Stadt wuchs und immer mehr Menschen siedelten am Ufer des Öresunds im Schutze der Burg.

Im 14. Jahrhundert zählte Helsinborg zu den wichtigsten Städten Dänemarks. Die Burg gehörte mit ihrem um diese Zeit errichteten Verteidigungsturm, bezeichnet als Kärnan, zu einer der stärksten Festungen Nordeuropas. Auch die neuerbaute Sankt-Marien-Kirche, eine die größten Stadtkirchen Dänemarks in dieser Periode, zeugte von der Bedeutung Helsingborgs.

1329 pfändete der dänische König Christoph II. Helsingborg – wie ganz Schonen und Blekinge – an Graf Johann III. von Holstein-Kiel und 1332 erkaufte Magnus von Norwegen und Schweden das Pfand.

Nach dem Erwerb des Pfands behauptete Magnus auch die Souveränität über Blekinge und Schonen und ließ sich als König von Schonen und Blekinge huldigen. Blekinge und Schonen, und damit Helsingborg, kamen so in eine Personalunion mit Norwegen und Schweden. Die Souveränität des Magnus wurde 1343 von Waldemar IV. Atterdag von Dänemark, vom Papst aber nie, anerkannt. Waldemar nahm 1360 Schonen und Blekinge zurück.

1369 eroberten die Truppen der Kölner Konföderation unter dem Kommando des Lübecker Bürgermeisters Bruno von Warendorp die Festung Helsingör. Die Einnahme dieser strategischen Schlüsselposition am Sund war Voraussetzung für die Beendigung des Zweiten Hanse-Dänemark-Krieges zwischen der Hanse und Dänemark durch den Frieden von Stralsund 1370.

Trotz der Einführung des Sundzolls 1429 nahm die Bedeutung Helsingborgs im 15. und 16. Jahrhundert ab, nachdem in Helsingør auf der gegenüberliegenden Seite des Sunds die modernere Festung Schloss Kronborg errichtet worden war. Im 17. und 18. Jahrhundert war das Geschick der Stadt von schweren Verwüstungen durch die dänisch-schwedischen Kriege bestimmt, die die Bevölkerung oftmals zur Flucht zwangen.

Die Stadt geriet 1658 durch den Frieden von Roskilde an die schwedische Krone. Im Schonischen Krieg zwischen 1675 und 1679 wurde Helsingborg zwei Mal von Dänemark zurückerobert. Aus diesem Grund beschloss der schwedische König Karl XI. den Abriss der Stadtmauern und des größten Teils des Schlosses. Einzig der Turm Kärnan blieb bestehen. Im Verlauf des Großen Nordischen Krieges landete 1709 ein starkes dänisches Heer unter Christian Detlev von Reventlow südlich von Helsingborg und nahm die Stadt ein. Der schwedischen Generalgouverneur von Schonen, Magnus Stenbock, besiegte am 28. Februar 1710 die dänische Armee in der Schlacht von Helsingborg und die Stadt wurde wieder von der schwedischen Krone regiert. 1719 wurde Helsingborg, wie ganz Schonen, Teil von Schweden.

Für die Bevölkerung der Stadt waren die vielen Kriege verheerend. Seuchen und der zu Kriegszeiten stark eingeschränkte Handel über den Öresund sorgten für eine Stagnation der Bevölkerungszahlen und der wirtschaftlichen Entwicklung. 1711 brach zudem die Pest aus, die ein Jahr später überwunden war.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sich die Stadt langsam wieder zu erholen. Vor allem viele neue Industriebetriebe und die Abschaffung des sogenannten Sundzolls für die Passage des Öresunds 1857 führten zu einem starken Bevölkerungswachstum. Im Jahr 1884 hatte Helsingborg 14.279 Einwohner. 1892 nahm die erste Fährverbindung nach Helsingør mit Dampfschiffen ihren Betrieb auf. Der Hafen wurde bedeutend für den Export von Getreide und anderen Gütern. Mehrere Industrielle, die oft gleichzeitig Ämter in der Gemeinde oder im schwedischen Reichstag innehatten, trieben die Entwicklung der Stadt voran.

Um die Jahrhundertwende expandierte die Stadt schnell und wuchs mit ehemals eigenständigen Ortschaften zusammen, die nun einer Stadt gehörten, die in den 1920ern bereits mehr als 50.000 Einwohner zählte und damit Schwedens fünftgrößte Stadt war. 1903 wurde im Rahmen der sogenannten „Helsingborgausstellung“ 1903 ein Straßenbahnnetz eingeweiht, das bis 1967 bestand.

Im Zweiten Weltkrieg führte zwischen 1940 und 1943 die den Deutschen von der schwedischen Regierung zugestandene Versorgungslinie (permittenttågen) der Wehrmacht zur russischen Front in Finnland und ins besetzte Norwegen durch Helsingborg. Nach der Auflösung des Vertrages und der einsetzenden Verfolgung unter anderem der jüdischen Bevölkerung in Dänemark flüchteten 1943 Nacht für Nacht hunderte Menschen über den Öresund und suchten in Helsingborg Schutz.

Stadtgliederung

Die Stadt Helsingborg besteht aus den 32 der 42 Gemeindebezirke (b-områden) der Gemeinde Helsingborg, die den „Innenbezirk“ (innerområde) der Gemeinde bilden. Ein Stadtbezirk ist jeweils nach einem der Stadtteile, die er umfasst, benannt. Speziell am Stadtrand können auch umgebende Industriegebiete sowie große Wald- und landwirtschaftlich genutzte Flächen zu einem Stadtbezirk zählen.

Die Charaktere der einzelnen Stadtteile sind sehr unterschiedlich. So gibt es die historische Altstadt (Gamla stan) mit einer zum Teil mehrere Jahrhunderte alten Bebauung, Massenwohnsiedlungen am Rande der Stadt wie Drottninghög, die in den 1960er und 70er Jahren im Rahmen des sogenannten Millionenprogramms, einem landesweiten Wohnungsbauprojekt der schwedischen Regierung, entstanden, städtische Villengegenden wie Olympia aus der wirtschaftlichen Hochzeit der Stadt und eher ländliche Gegenden wie in Råå.

Bevölkerung

Entwicklung der Einwohnerzahl

Bis etwa 1800 zählte Helsingborg unter 1500 Einwohner. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl sprunghaft an, was vor allem auf die zu dieser Zeit boomende Wirtschaft, aber auch auf Eingemeindungen kleinerer umgebender Ortschaften zurückzuführen ist.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen von Helsingborg von 1570 bis 2005. Die Angaben beziehen sich vor 1862 (wahrscheinlich) auf die Stadt Helsingborg (s), von 1862 bis 1970 auf die Stadtgemeinde Helsingborg (g) und ab 1971 auf den Innenbezirk (innerområde) der Gemeinde Helsingborg (i).

Bevölkerung mit ausländischem Hintergrund

Der Anteil der Bevölkerung mit ausländischem Hintergrund an der Gesamtbevölkerung beträgt in Helsingborg 23,2 Prozent. Dabei sind unter „Bevölkerung mit ausländischem Hintergrund“ die Einwohner zu verstehen, die entweder im Ausland geboren sind oder deren beide Elternteile im Ausland geboren sind.

Die wichtigsten Herkunftsländer der im Ausland Geborenen, insgesamt sind es rund 150 Nationen, und die Zahl der von dort stammenden Personen zeigt für das Jahr 2006 die Tabelle[5]. Die Zahlen beziehen sich auf die Gemeinde Helsingborg; allerdings lassen sich durchaus Rückschlüsse auf die Situation in der Stadt Helsingborg ziehen, da rund 84,5 Prozent der ausländischen Bevölkerung der Gemeinde in der Stadt leben.

 - Anmerkung der u~m~d~h~T: vorhandene Tabelle wurde zur Vereinfachung nicht übernommen!

Religion

Da in Schweden keine Daten zur Religionszugehörigkeit erhoben werden dürfen und deshalb keine offiziellen Statistiken existieren, lassen sich diesbezüglich nur Vermutungen anstellen.

Die größte religiöse Gruppe bilden die Mitglieder der evangelisch-lutherischen Schwedische Kirche, die bis 1999 Staatskirche war. Nach eigenen Angaben zählte sie am 1. November 2005 in den vier Gemeinden (församlingar) Maria, Filborna, Gustaf Adolf und Raus, die im Stadtgebiet liegen, 62.747 Mitglieder[6]. Seit dem 1. Januar 1990 ist mit der Gemeinde St. Basilus den Store auch die serbisch-orthodoxe Kirche in Helsingborg vertreten. Seit 1996 besitzt die für Nordwestschonen zuständige Gemeinde ein eigenes Kirchengebäude[7]. Daneben existieren mehrere freikirchliche Gemeinden, unter anderem der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Pfingstbewegung, der Evangelischen Vaterlandsstiftung oder der Schwedischen Missionskirche.

Neben den christlichen Glaubensgemeinschaften gibt es auch eine jüdische Gemeinde mit einer Synagoge im Zentrum Helsingborgs. Der Ahel-Al-Sunnah-Verein ist die größte islamische Vereinigung in Helsingborg und hat im Stadtteil Högasten ihre Versammlungsräume[8].

Soziale Struktur

Zwischen den zentralen Stadtteilen nördlich und südlich des Zentrums bestehen traditionell deutliche Unterschiede in der sozialen Struktur. Waren die südlichen Stadtteile früher die Wohngebiete der in den benachbarten Industriegebieten beschäftigten Arbeiter und die nördlichen Stadtteile Heimat der bessergestellten Bürger, so bestehen zwischen dem Süden mit Stadtteilen wie Söder, Planteringen und Högaborg und dem Norden mit Stadtteilen wie Norr und Tågaborg heute erhebliche Unterschiede unter anderem bei Ausländeranteil, Arbeitslosenquote, Einkommensverteilung und Bildungsstand.

Zu den Gegenden mit überwiegend sozial schwacher Bevölkerung gehören heute auch viele der im Rahmen des Millionenprogramms entstandenen Stadtteile wie Drottninghög im Nordosten der Stadt.

Die Unterschiede lassen sich anhand der oben genannten statistischen Merkmale Ausländeranteil, Arbeitslosenquote, Bildungsstand (am Beispiel des Bevölkerungsanteils mit nachgymnasialem Bildungsabschluss) und durchschnittliches Jahreseinkommen belegen:

Graphik

Aus den Ergebnissen einer Studie des schwedischen Integrationsverket geht hervor, dass sich die Segregation in Helsingborg in den Jahren 1997–2004 weiter verstärkt hat[13].

Politik

Die verwaltende Instanz der Stadt ist die Gemeinde Helsingborg (Helsingborgs stad). Ihr Gebiet erstreckt sich jedoch über die Grenzen der eigentlichen Stadt in siedlungsgeographischem Verständnis (tätort) hinaus und schließt außerhalb gelegene Ortschaften mit ein.

Helsingborg ist der Hauptort (centralort) der Gemeinde und damit Sitz der kommunalen Verwaltung.

Helsingborg ist traditionell sozialdemokratisch geprägt. Seit der letzten Gemeindewahl im Jahre 2006 wird die Gemeindepolitik maßgeblich von der sogenannten „Bürgerlichen Allianz“ aus Konservativen, Christdemokraten, Zentrum und der Liberalen bestimmt.

Historische Entwicklung

1862 wurde Helsingborg mit Inkrafttreten von Gemeindegesetzen in eine Stadtgemeinde umgewandelt, in der alle der Stadt Steuer zahlenden Personen das Recht hatten, den Stadtrat zu wählen. Vorher war dies den Stadtbewohnern, die zum Stand der Bürger (burskap) gehörten, vorbehalten. Die neue Stadtgemeinde wurde von einem Magistrat geleitet, hatte aber auch einen 26-köpfigen Gemeinderat (stadsfullmäktige). Jeweils der halbe Gemeinderat wurde jedes zweite Jahr für vier Jahre gewählt. Da es zu dieser Zeit keine Parteien und damit wenig konträre politische Debatten gab, war das Interesse der Bevölkerung an den Wahlen anfangs gering. Das Wahlsystem sah vor, das jeder Einwohner bis zu 100 Stimmen haben konnte, je nachdem, wie viel Steuern er an die Gemeinde zahlte. Die Höchstzahl der Stimmen wurde 1909 auf 40 gesenkt und 1918 wurde diese Form des Wahlsystems abgeschafft. 1899 wurde der erste Sozialdemokrat in den Gemeinderat gewählt. Dies geschah auf Initiative des Unternehmers Nils Persson und des Reichstagsmitglieds Oscar Trapp, die es als wichtig ansehen, dass die Arbeiterbewegung über Mitsprache im Gemeinderat verfügte. Durch die Wahlreform 1909 verdreifachte sich der Anteil der Sozialdemokraten im Gemeinderat und 1918 wurden sie zur größten Fraktion.

In den Jahren 1905, 1907, 1917 und 1918 wurden viele Orte der die Stadt umgebenden Landgemeinden in die Stadtgemeinde Helsingborg eingemeindet. 1971 wurde die Stadtgemeinde Helsingborg bei einer Kommunalreform mit vier bei der früheren Kommunalreform von 1952 gebildeten Landgemeinden zusammengelegt und ist seitdem ein Teil der Gemeinde Helsingborg. Die Gemeinde ist eine von dreizehn im Land, die in der Eigenbezeichnung stad anstelle von kommun verwendet.

Liste der Bürgermeister (borgmästare)Michael Pedersen (vor 1380)

  • Thorborn Brun (vor 1380)
  • Johannes Skytte (vor 1380)
  • Matts Pedersen Töndebinder (um 1530)
  • Bertel Svart (1592)
  • Hans Thomeson (bis 1597)
  • Thomans Hansen Moet (bis 1612)
  • Willom Willomsen (bis 1622)
  • Jens Olufsen (ab 1622)
  • Jesper Pedersen (ab 1627)
  • Peder Pedersen (ab 1627)
  • Jens Christensen (ab 1641)
  • Ennert Pedersen (1650-1655) Christen Nilsen Brock (ab 1655)
  • Jens Nilsen (ab 1655)
  • Eggert Elers (ab 1656)
  • Hindric Mårtensson Hierzeel (ab 1660)
  • Bengt Pihl, geadelt Pihlcrona 1675 (ab 1668)
  • Anders Ekebom (ab 1672)
  • Gabriel Hillersten
  • Magnus Paulin (ab 1681)
  • Bengt Langh (ab 1682)
  • Anton Perment (ab 1696, abgesetzt 1704)
  • Gabriel Löfman (1704–1710)
  • Henric Sylvius (1710–1738)
  • Petter Pihl d. J. (1738–1759) Michael Andreas Cöster (1759–1761)
  • Nicolaus Cervin (1761–1791)
  • Lars Mathias Gülich (Vize 1790–1791, 1791–1792)
  • Carl Gustaf Ekerholm (1793–1808)
  • Anders Petter Ståhle (1809–1832)
  • Håkan Lundberg (1832–1849)
  • Lars Magnus Wejlander (1849–1864)
  • Victor Landegren (1864–1868)
  • Eric von Stockenström (1868–1899)
  • Gustaf Hoff (1899–1911)
  • Johan Bååth (1911–1936)
  • Joel Laurin (1936–1948)
  • Lars Gunnar Ohlsson (1948–1970)

Gemeinderatsvorsitzende (stadsfullmäktige) bis 1970Rudolf Tornérhjelm (1862–1885)

  • Gustaf Peyron (1885–1887)
  • Petter Olsson (1888–1903)
  • Nils Persson (1904–1908)
  • Malte Sommelius (1908–1919)
  • K. Jacob Beskow (1919)
  • Carl Johansson (1919–1930) Hjalmar Forsberg (1931–1941)
  • Edwin Berling (1941–1951)
  • Anders Persson (1951–1954)
  • Börje Skarstedt (1955–1960)
  • Karl Salomonsson (1961–1966)
  • Gunnar Nordqvist (1967–1973)

Wappen

Das Stadtwappen von Helsingborg ist eine Weiterentwicklung eines Siegels aus dem 14. Jahrhundert. Das Siegel zeigt eine Burg mit einem zentralen, von einem Kreuz gekrönten Turm mit spitzem Dach hinter einer Mauer mit Zinnen. Der Turm stellt wahrscheinlich einen Kirchturm dar. Unwahrscheinlich ist die ältere Deutung, das es sich um den Turm Kärnan handelt. Nach neueren archäologischen Erkenntnissen ist dieser Turm jünger als das Siegel. Das Siegel wurden zweimal, 1916 und 1946, von König Gustav V. als Wappen festgestellt. Seit 1971 wird das Wappen von der Gemeinde Helsingborg verwendet. Es wurde 1974 für die Gemeinde beim schwedischen Patentamt registriert.

Städtepartnerschaften

Helsingborg war eine der ersten Städte der Welt, die eine Städtepartnerschaft einging. Die Zusammenarbeit mit dem dänischen Helsingør begann bereits 1838. 1849 trafen sich Repräsentanten beider Städte auf dem zugefrorenen Öresund, um eine Freundschaftsbekundung zu unterzeichnen. Nach dem Beschluss des Baus der Öresundverbindung zwischen Malmö und Kopenhagen und im Hinblick auf den daraus folgenden Verlust der kürzesten Verbindung zwischen Schweden und Dänemark und die Verlagerung der Hauptverkehrsrouten Richtung Süden unterzeichneten Vertreter der beiden Städte 1995 ein Zusammenarbeitsabkommen („HH-samarbetet“) in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Verkehrsinfrastruktur, Umwelt, Kultur und Bildung.

Heute hat Helsingborg vier Partnerstädte (vänorter):

  • Helsingør (Dänemark), seit 1849
  • Pärnu (Estland)
  • Dubrovnik (Kroatien), seit 1998
  • Alexandria, VA (USA)

Neben den oben genannten Städtepartnerschaften gibt es noch zahlreiche weitere Partnerschaften zwischen Schulen der Stadt Helsingborg mit anderen Schulen auf der Welt. So findet beispielsweise seit vielen Jahren ein jährlicher Schüleraustausch zwischen einem Gymnasium in Helsingborg und dem Campe-Gymnasium in Holzminden (Niedersachsen) statt.

- Anmerkung der u~m~d~h~T zum Thema ,,Städtepartnerschaften”: Stand 2010

Stadtbild

Trotz des hohen Alters der Stadt gibt es nur wenige Gebäude, die davon zeugen. Ein Großteil der alten Bauten wurde Opfer der Verwüstungen, die die über Jahrhunderte immer wieder die Stadt hereinbrechenden Kriege zwischen Dänen und Schweden mit sich brachten. Besonders schlimm waren die Zerstörungen im Schonischen Krieg, als der dänische König Kristian V. große Teile Helsingborgs niederreißen ließ, um mit dem gewonnenen Material die Stadtbefestigungnen zu verstärken. Karl XI. zerstörte das Schloss Helsingborgs, von dem nur der Turm Kärnan übrig blieb. Die einzigen Profanbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die die Jahrhunderte überlebten, sind das Jacob-Hansen-Haus (Jacob Hansens hus), der Gamlegård und der Henckelsche Hof (Henckelska gården).

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Helsingborg zu einer „geteilten“ Stadt mit den reichen nördlichen Stadtteilen und den ärmeren Arbeiterquartieren im Süden. Die traditionelle Grenze war die Straße Trädgårdsgatan. Diese Teilung ist noch heute sichtbar, so hat der südliche Stadtteil Söder die höchste Einwandererdichte. Als Gründe für diese Separierung der Bevölkerungsschichten gilt sowohl die Nähe der südlichen Stadtteile zu den Industriegebieten als auch, dass der Norden durch seinen direkten Zugang zum Wasser, der den Wohngebieten im Süden durch den Hafen und die Eisenbahn verwehrt blieb, die attraktivere Wohngegend darstellte.

Baugeschichte

Die ersten Häuser der Stadt lagen auf dem Hang im Schutze des Schlosses. Die Stadt wuchs dann weiter in Richtung Öresund. In den Bereichen die an den Turm Kärnan anschließen, kann man auch heute noch ein mittelalterliches Straßenmuster mit unregelmäßigen Wohnquartieren erkennen. Hier liegt auch Helsingborgs erste Hauptstraße, Storgatan, die heute in einen nördlichen und einen südlichen Teil aufgeteilt ist. An dieser Straße liegen einige der historisch wertvollsten Gebäude der Stadt. Dazu zählen die Sankt-Marien-Kirche und das älteste Wohnhaus Helsingborgs, das Jacob-Hansen-Haus, welches als einziges in der Stadt von vor 1670 stammt.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts baute man die Häuser vorwiegend im Fachwerkstil. Mit der dann einsetzenden neuen Blüte der Stadt wurden viele der alten Bauten durch eine protzigere Architektur ersetzt. Mit der Errichtung des Zentralhafens 1832 wuchs der Ort auch in den Öresund hinein. Auf der neu gewonnenen Landfläche entstanden viele Prunkbauten entlang der zu dieser Zeit angelegten Paradestraßen Drottninggatan und Järnvägsgatan, der heutigen Hauptverkehrsachse, sowie dem zentralen Platz Stortorget, darunter das Hotel Mollberg und das 1897 erbaute Rathaus im neugotischen Stil, das als Zeichen für die gestiegene Bedeutung der Stadt gelten sollte.

An der Straße Järnvägsgatan wurde 1865 der Hauptbahnhof errichtet, der mit dem Hafen eine Grundlage für viele neue Industriebetriebe darstellte. Im Anschluss an diese Betriebe entstanden Arbeiterquartiere, die zusammen den Stadtteil Söder bildeten. Hier baute man die Gustav-Aldof-Kirche und den Platz Nya torg (heute Gustaf Adolfs torg genannt) als zweites Stadtzentrum.

Im 19. Jahrhundert wurden auch die Befestigungsanlagen östlich des Schlosses abgerissen. Hier entstanden vor allem Gebäude für verschiedene Institutionen wie das Handelsgymnasium von 1863, das Lazarett von 1878, die Armenpflegestation von 1888 und die Nicolaischule von 1898. Mit diesen Bauten etablierte sich der Stadtteil Olympia mit Villen im Jugendstil. Mit Hilfe einer Spende des Industriellen Henry Dunker konnte die Stadt 1927 einen Wettbewerb für ein neues Konzerthaus starten. Diesen Wettbewerb gewann der Architekt Sven Markelius. Sein siegreicher Vorschlag war ein Funktionsgebäude mit weißem Putz, das 1932 fertiggestellt war und heute das beste Beispiel für funktionelle Architektur in Schweden ist.

Durch die andauernde Expansion Helsingborgs sind in der Stadt alle Baustile der letzten zwei Jahrhunderte vertreten. Auch das schwedische Millionenprogramm hat hier in den Stadtteilen Dalhem, Fredriksdal und Adolfsberg seine Spuren hinterlassen. Genauso blieb Helsingborg nicht von der großen Abrisswelle der 1970er-Jahre verschont. Viele ältere Gebäude im Zentrum mussten neuen Ziegelbauten weichen. Zwei dieser modernen Bauten sind das Firmengebäude von Skandia und die SEB-Bank.

Das größte Bauprojekt der neusten Zeit sind die Gebäude, die 1999 für die Architekturausstellung H99 am Nordhafen im neuen Funktionalstil errichtet wurden.

Plätze

Der älteste Platz Helsingborgs heißt Stortorget und erstreckt sich von einer Treppenanlage im Osten bis zur Straße Drottninggatan (Konsul Trapps plats) im Westen, wo eine Reiterstatue steht, die Magnus Stenbock zeigt. Der Platz verdankt seine spezielle längliche Form der Tatsache, dass dänische Truppen im Schonischen Krieg (1676-1679) eine breite Versorgungsschneise zwischen Schloss und Hafen durch die Stadt schlugen. Nach Kriegsende nutzte man die Freifläche bis Ende des 19. Jahrhunderts zu Handelszwecken. Im Laufe der Zeit entstanden rund um den Platz große Gebäude mit Prunkvollen Fassaden.

Weiter Richtung Hafen liegt der Platz Hamntorget, der in den 1890er-Jahren im Zusammenhang mit dem Bau des Nordhafens geschaffen wurde. Im Alltag als Parkplatz genutzt, finden auf ihm aber auch zu besonderen Anlässen, wie dem Helsingborgsfestival Konzerte statt. Am Platz liegt das Alte Zollhaus (Gamla tullhuset), heute Abfahrt von Öresundsfähren, und die alte Fährstation, heute ein Rockclub. Direkt am Pie steht die Statue Sjöfartsgudinnan („Seefahrtsgöttin“), die von Carl Milles geschaffen wurde. Daneben steht ein Monument, dass an die Landung Karl XIV. Johans in Helsingborg erinnert.

Zwischen Hamntorget und Knutpunkten, dem (Bus-)Bahnhof und Fährterminal, liegt der Kungstorget, der früher, als die Bahngleise noch quer durch die Stadt führten, Bahn- und Parkgelände war. Heute gibt es hier im Sommer Freiluftgaststätten und Bühnen für unterschiedliche Veranstaltungen.

Der Sundstorget wurde 1865 auf dem Öresund abgewonnenem Land angelegt. Rund um den Platz baute man einige monumentale Gebäude und verlegte später einen großen Teil des Markthandels vom Stortorget hierher, nachdem in der Westhälfte des Platzes eine Markthalle gebaut worden war. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde diese jedoch wieder abgerissen und der Platz als Parkplatz genutzt. 2004 wurden bei Umbauarbeiten die Autos unter die Erde verbannt. Im Süden des Platzes entstand eine neue Markthalle aus Glas. Entlang der Nordseite des Platzes liegen einige Restaurants mit Terrassen. Im Westen wird der Platz von Dunkers kulturhus begrenzt.

Einige Plätze tragen den Namen von Personen, die für die Entwicklung der Stadt von Bedeutung waren. Beispiele sind Henry Dunkers plats zwischen dem Konzerthaus (Konserthuset) und dem Stadttheater (Stadsteatern), der seinen Namen während der Architekturausstellung H99 verliehen bekam, um die Verdienste Dunkers um das Kulturleben der Stadt zu ehren. Konsul Olssons plats liegt von kleinen Gassen umgeben mitten in der Altstadt in der Nähe eines Lagergebäudes des Unternehmers Petter Olsson. Im Stadtteil Söder liegt Konsul Perssons plats. Hier stand einst Nils Perssons Schwefelsäurefabrik; seit 2005 wird der Platz vom neuerbauten Tingshuset, dem Sitz des Amtsgerichts (tingsrätt) dominiert. Nördlich des Platzes schließt sich Mäster Palms plats mit dem Kaufhaus Söderpunkten an. Etwas weiter südlich liegt Gustav Adolfs torg, ehemals Nya Torg, der an den meisten Tagen der Woche als Marktplatz genutzt wird.

Parks und Grünanlagen

Viele Parks liegen am Rand der Innenstadt und bilden einen Grüngürtel. Oft haben sie ihren Ursprung in privaten Gärten, die später der Stadt geschenkt wurden. Die meisten Parks entstanden zum Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der kräftigen Expansion Helsingborgs. Sie waren als grünes Gegengewicht zu den neuen Gebäuden und Industrieanlagen gedacht.

Der erste richtige Park war Krookska planteringen, gelegen zwischen der Innenstadt und dem damals neuen Stadtteil Söder. Als man beabsichtigte die Freifläche zu bebauen, kauften die Geschwister Krook das Gelände und schenkten es der Stadt mit der Bedingung, es in einen Park zu verwandeln. 1873 wurde der Park, der heute allgemein als Stadtpark (Stadsparken) bezeichnet wird, fertiggestellt.

Eine weiterer früher Park ist der Öresundpark, der 1877 entlang eines natürlichen Einschnittes in der landborgen angelegt wurde, als man hier, im ältesten Industriegebiet der Stadt, angesiedelte Wassermühlen in das neue Industriegebiet im Süden verlegte. Durch den Park führt die Hauptzufahrtsstraße zur Innenstadt aus Richtung Nordost. Der Park zieht sich bis auf das Plateau der landborgen hinauf, von wo man den Öresund überblicken kann.

Zum Anlass der „Helsingborgausstellung“ (Helsingborgsutställningen) 1903 wurde das ehemalige Burggelände um den Turm Kärnan, seit der Schleifung der Festungsanlagen stets nur dünn bebaut, in einen Park namens Slottshagen verwandelt. Heute gibt es dort einen Rosengarten und ein Freilufttheater.

Im Stadtteil Olympia liegt das Freilichtmuseum Fredriksdal, das der Stadt 1918 von Gisela Trapp, der Witwe des Konsuls Oscar Trapp, geschenkt wurde. Der Park beherbergt Fredriksdals herrgård, einen botanischen Garten, einen Garten mit Obstbaumbestand und das Theater Fredriksdal.

Nach dem Tod König Gustav VI. Adolfs erhielt Helsingborg das Schloss Sofiero nördlich der Stadt als Geschenk. Der dazugehörige Park verdankt seine Bekanntheit den vielen dort wachsenden Rhododendronarten sowie Veranstaltungen wie Orchideenwettbewerben und Oldtimerausstellungen.

Eine Schenkung von Ida und Otto Banck aus dem Jahre 1912 ist die Villa und der Park Vikingsberg im höhergelegenen Teil Helsingborgs. Die Villa war lange Jahre Herberge für die städtische Kunstsammlung. Heute befindet sich hier eine private Kunstgalerie.

Ein weiterer bekannter Park ist der Brunnenpark Ramlösa (Ramlösa brunnspark) im Süden von Helsingborg. Hier lag die alte, 1707 in Betrieb genommene Ramlösaquelle und hier war der Ort, wo im 18. und 19. Jahrhundert Kurgäste mit Heilwasser ihre Leiden kurierten. im Park stehen einige gelbgestrichene, mit Holzsägearbeiten verzierte Holzhäuser.

Im Norden der Stadt liegt der Wald von Pålsjö (Pålsjö skog) in Nachbarschaft zum Schloss Pålsjö und dem dazugehörigen Schlosspark. Im Süden liegt das Naturschutzgebiet Rååns dalgång, der auf einer Seite vom Fluss Råån begrenzt wird. Am Rande liegt die Kirche von Raus (Raus kyrka), die älteste Kirche Helsingborgs, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht.

Entlang des Rands der landborgen wurde die Landborgspromenade geschaffen, die mehrere Parks der Stadt von Pålsjö skog bis Råådalen durch einen Wanderweg verbindet, von dem aus man den Ausblick über den Öresund genießen kann.

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Freizeit

Helsingborg verfügt über ein großes Spektrum an Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Die Stadtverwaltung unterstützt diese oft mit finanziellen Mitteln. Mit der Errichtung des Kulturhauses (Dunkers kulturhus) erhielt Helsingborg eine zentrale Einrichtung für Kunst, Musik und Ausstellungen.

Theater

Bereits seit 1813 gab es ein Theater in der Stadt. Zu dieser Zeit wurde dem damaligen Besitzer des Heilwasserbrunnens in Ramlösa, Achates von Platen, die Erlaubnis erteilt, ein „provisorisches Theaterhaus aus Holz“ in der Straße Prästgatan zu errichten. 1859 wurde das Theater von der Stadt aufgekauft und bald wurden Stimmen laut, die einen neuen und zeitgemäßen Theaterbau forderten. Das neue, 1877 eröffnete Theater zog immer öfter umherreisende Theatergruppen an und Anfang des 20. Jahrhunderts kam der Wunsch nach einem festen Ensemble auf. 1921 wurde so das erste fest mit einem Stadttheater verbundende Theaterensemble Schwedens gegründet. Durch die höheren (vor allem räumlichen) Anforderungen, die dies mit sich brachte, wurden das Theater schnell zu klein und unfunktionell. Auch wuchs der Anspruch des Publikums. So wurde 1976 das neue Stadttheater neben dem Konzerthaus errichtet, das über eine „die Große“ (Storan) genannte große und eine kleinere, folgerichtig „die Kleine“ (Lillan) genannte Bühne verfügt. Das alte Theater wurde im selben Jahr trotz großer Proteste niedergerissen.

Theatervorstellungen finden auch in Dunkers kulturhus statt. Im Sommer ist ein Besuch des 1932 gegründeten Freilufttheater Fredriksdal beliebt. Es ist landesweit durch die Übertragung von Vorstellungen im Fernsehen sowie durch das langjährige Wirken des Schauspielers Nils Poppe bekannt. Revuen unter freiem Himmel sind im Sommer im Park Slottshagen zu sehen.

Museen

Stadtmuseum

Der geschichtsinteressierte Konsul Oscar Trapp schlug Anfang des 20. Jahrhunderts die Einrichtung eines Museums in Helsingborg vor. 1909 eröffnete das neue Stadtmuseum in einem ehemaligen Schulgebäude in der Straße Södra Storgatan. Es zeigte neben Kunstwerken Sammlungen mit naturwissenschaftlichen, archäologischen, ethnografischen und kulturhistorischen Themen, die zum Teil schon ab 1890 begonnen worden waren. Nach der Schenkung der Villa Vikingsberg an die Stadt durch Otto Banck konnte die Kunstsammlung 1929 dorthin umziehen. Mit der Zeit wurden die Lokalitäten in der Södra Storgatan auch für die verbleibenden Ausstellungen zu klein und man suchte nach Ausweichmöglichkeiten. Die Raumfrage konnte erst 2002 gelöst werden, als man sowohl das Stadtmuseum als auch die Kunstsammlung aus der Villa Vikingsberg in Dunkers kulturhus verlegte. Das Stadtmuseum zeigt heute neben stadtgeschichtlichen Ausstellungen grafische Blätter, Ölgemälde, Kunsthandwerk und Designmöbel, die hauptsächlich aus dem nordwestlichen Bereich Schonens stammen.

Freilichtmuseum Fredriksdal

1918 stiftete Oscar Trapps Witwe Gisela Trapp das Gut Fredriksdal mit den zugehörigen Ländereien dem Museum mit der Bedingung, dass ein dort ein Freilichtmuseum eingerichtet und die Ländereien zur Finanzierung des Museumsbetriebes Verwendung finden sollten. Das Freilichtmuseum Fredriksdal wurde im Laufe der Jahre um weitere historische Hofanlagen aus verschiedenen Gegenden Schonens und kulturhistorisch interessante Gebäude aus den alten Stadtvierteln Helsingborgs erweitert. In einem der alten Häuser aus der Stadt liegt das Grafische Museum (Grafiska museet) – das größte dieser Art in Schweden –, das die Geschichte der Druckkunst von Gutenbergs Zeit bis heute zeigt. Im Anschluss an Fredriksdal liegt das „Kulturlager“ (Kulturmagasinet), wo große Teile der umfassenden Sammlungen Helsingborger Museen (zwischen)lagern. Das Kulturmagasinet ist daneben der Eigentümer des Burgturms Kärnan und damit für dessen Erhalt verantwortlich.

Weitere Museen

Östlich des Kärnan liegen zwei weitere Museen – das Schulmuseum (Skolmuseet) und das Medizinhistorische Museum (Medicinhistoriska museet). Das Schulmuseum wurde 1985 in der alten Östra skolan neben der Slottsvångschule eingerichtet. Es zeigt restaurierte alte Schuleinrichtungen und Lehrmittel aus verschiedenen Volksschulen in und um Helsingborg. Das Medizinhistorische Museum in einem ehemaligen Kinderkrankenhaus zeigt historische Krankenhauseinrichtungen und Gegenstände aus dem Bereich der Pflege. Das Helsingborger Sportmuseum (Helsingborgs Idrottsmuseum) in der Straße Carl Krooks gata in Söder vermittelt einen Einblick in die lange Sportgeschichte Helsingborgs und verleiht den Preis „Sportler des Jahres in Helsingborg“ (Årets idrottare i Helsingborg). Außerhalb der Stadt liegt das „Bereitschaftsmuseum“, das in der unterirdischen Batterie Helsingborg (Batteri Helsingborg), gebaut 1940, von den Umständen in Schweden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erzählt und Kriegsmaterial aus dieser Zeit zeigt.

Musik

Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war ein Konzert ein eher ungewöhnliches Ereignis in der Stadt am Öresund. Lediglich einige wenige Ensembles spielten hin und wieder bei den Heilquellen der Stadt, der Sofienquelle (Sofiakällan) und der Ramlösaquelle, und der Chor Husarrengementets musikkår gab vereinzelte öffentliche Konzerte. 1896 gründete sich die Helsingborger Musikgesellschaft (Helsingborgs musiksällskap), um die Musikliebe der Helsingborger Bürger mit regelmäßigen Konzertveranstaltungen zu wecken und zu fördern. 1911 beschloss der schwedische Reichstag die Förderung von Orchestern in Schwedens Provinzstädten. Da sich die Stadt an den Fördermaßnahmen ebenfalls beteiligte, entstand noch im selben Jahr die Orchestervereinigung Nordwestliches Schonen (Nordvästra Skånes Orkesterförening), aus der später das Sinfonieorchester Helsingborg hervorging. Das große Interesse, auf das die neue Einrichtung in den ersten Jahren stieß, drohte bald zu schwinden, da es an einem festen Konzerthaus mangelte. 1932 schließlich stand das neue Haus. Das vom Architekten Sven Markelius entworfene Helsingborgs konserthus sorgte für einen deutlich zunehmendes Musikinteresse in der Stadt.

Das Kulturleben in Helsingborg kann sich heute auf ein reiches Musikangebot aller Richtungen – von Klassik über Jazz bis zu eher moderner Musik – stützen. Im Konzerthaus kann man neben regelmäßigen Auftritten des Sinfonieorchesters Helsingborg auch vielen Gastauftritten beiwohnen. Dunkers kulturhus ist eine bekannte Lokalität für Konzerte in kleinerem Rahmen, beispielsweise für Auftritte der Musikschule. Auch in den Kirchen der Stadt, vor allem in der Marienkirche und der Gustav-Adolf-Kirche, werden oft musikalische Veranstaltungen verschiedener Ausprägungen wie Taizémessen oder Solokonzerte ausgerichtet. Liebhaber beschwingter Musik sind in den Kellerräumen des Jazzklubs in der Straße Kullegatan am richtigen Ort. The Tivoli am Nordhafen ist der einzige Rockklub der Stadt und bietet regelmäßige Konzerte angesagter Gruppen. Daneben gibt es in Helsingborg verschiedene Musikgruppierungen, darunter der Kammerchor Helsingborg (Helsingborgs kammarkör), die Kammermusikvereinigung Helsingborg (Helsingborgs kammarmusikförening), Visans vänner („Freunde der Weise“), Pearls of the Sound und das Vokalensemble Helsingborg (Helsingborgs vokalensemble).

Bauwerke

Zu den „herausragenden“ Sehenswürdigkeiten Helsingborgs gehört der restaurierte Burgturm Kärnan, einzig übergeblieben von der mittelalterlichen Befestigungsanlage Helsingborg, die 1150 erbaut, 1680 geschleift wurde. Von ihm aus hat man einen hervorragenden Blick über den Öresund in Richtung Dänemark. Sehenswert sind auch das Rathaus, erbaut 1857, und die Freitreppe am Stortorget sowie die Sankt-Marien-Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

Das Brunnenhotel Ramlösa (Ramlösa brunnshotell, auch Stora hotellet, „Großes Hotel“), erbaut zwischen 1876 und 1882 im Stadtteil Ramlösa, der hauptsächlich durch das hier gewonnene Mineralwasser bekannt ist, ist das größte skandinavische Gebäude aus Holz. Das umliegende parkartige Wohngebiet war lange ein Treffpunkt für die soziale Oberschicht Schonens. Rund 3 km nördlich der Stadt liegt das von Parkanlagen umgebene Schloss Sofiero, ehemalige Sommerresidenz der königlichen Familie. Landesweit bekannt ist das Freilufttheater Fredriksdal im Freilichtmuseum Fredriksdal.

Gastronomie und Nachtleben

Helsingborg hat neben einer Reihe populärer Restaurants eine der höchsten Kneipendichten Schwedens zu bieten.

Immerhin drei von zwanzig Restaurants der „schwedischen Meisterklasse“ sind laut dem Restaurantführers „White Guide 2006“ in Helsingbrog zu finden[14]. Neben weiteren guten und populären Adressen neueren Datums gibt es auch einige Restaurants, die auf eine lange Tradition zurückblicken können und auch heute noch beliebt sind, allen voran Mollbergs matsalar (etwa „Mollbergs Speisesäle“), die an das Hotel Mollberg angeschlossen sind. An dieser Stelle gibt es seit dem 15. Jahrhundert einen Gaststättenbetrieb. Aufgrund der Lage Helsingborgs am Öresund gibt es entlang der Wasserfront eine Reihe Restaurants im Bereich des Nordhafens, der Kaipromenade (Kajpromenaden) und der Strandpromenade (Strandpromenaden), die im Sommer auch unter freiem Himmel servieren. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Gaststätten mit Speisen aus aller Welt. Auch einige Konditoreien und Cafés mit teils über hundertjähriger Geschichte sind in Helsingborg zu finden. Wie für Städte dieser Größenordnung üblich, unterhalten auch die weit verbreiteten Fastfoodrestaurant- und Caféketten wie McDonalds und Wayne's Coffee in der Stadt Filialen.

Nachtclubs und Kneipen konzentrieren sich im Stadtzentrum, aber auch der Stadtteil Söder hat ein Nachtleben zu bieten.

Strandgebiete

Helsingborg ist eine der wenigen Städte in Schweden, wo man ansprechende Badestrände vorfindet, die nur zehn Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt sind. Im Sommer sieht man oft Leute, die die Stadt in Badesachen durchstreifen. Der stadtnächste Badeplatz heißt „Tropical Beach“ mit Palmen und Sonnenstühlen. Er wurde mit der Ausstellung H99 angelegt und liegt direkt an der Hafeneinfahrt des Inneren Hafens (Inre hamn).

Nördlich des Nordhafens (Norra hamn) liegen die sandlosen Badestellen namens „Järnvägsmännens“ und „Gröningen“ mit großer Liegewiese und Badesteg. Weiter nördlich liegt das Örestrandsbad (auch „Fria bad“ genannt), einer der populärsten Strände, so wie ganz im Norden der Stadt der „Wikingerstrand“ (Vikingstrand), der behindertengerecht eingerichtet ist.

Südlich von Helsingborg ist das Ufer des Öresundes recht seicht, was dazu führt, dass die hier liegenden Strände Råå vallar und Örby ängar von Familien mit Kleinkindern bevorzugt werden. Zwischen diesen Stränden und dem Hafengelände liegt Helsingborgs FKK-Strand, Knähakens bad.

Außerdem gibt es in Helsingborg drei Seebadehäuser (kallbadhus), gelegen südlich des Wikingerstrands, (Pålsjöbaden), zwischen Örestrandsbad und Gröningen (Norra Kallbadhuset oder „Kallis“), sowie im Süden bei Råå (Råå kallbadhus).

Sport

Helsingborger Olympiade

Helsingborg blickt auf eine lange Sportgeschichte zurück. Bereits 1834 wurden bei Ramlösa eine erstes Sportfest in der olympischen Tradition veranstaltet. Hinter den Spielen stand der „Olympische Verein“ (Olympiska föreningen), dessen Ziel es war, das Interesse an den Olympischen Spielen in Schweden und Norwegen zu wecken. Als Disziplinen waren bei dieser Helsingborger Olympiade Gymnastik (gymnastik), Laufen (kapplöpning), Ringen (brottning) und Klettern (klättring) vertreten. Die Spiele zogen eine beachtliche Anzahl Zuschauer an und wurden einmalig 1836 wiederholt. Einige Straßen in der Gegend um den Austragungsort, heute ein Industriegebiet um den Bahnhof Ramlösa, tragen heute noch Namen wie Kapplöpningsgatan, Fäktmästargatan und Rännarbanan zur Erinnerung an das Geschehen.

Fußball

Die dominierende Sportart in Helsingborg ist das Fußballspiel und es gibt eine Vielzahl von Fußballvereinen in der Stadt. Der erfolgreichste unter ihnen ist Helsingborgs IF (HIF), entstanden 1907 durch die Zusammenlegung der Vereine Svithiod und Stattena. Der HIF spielt zur Zeit in der höchsten schwedischen Liga, der Fotbollsallsvenskan. Von den späten 1920ern bis Anfang der 1940er war Helsingborgs IF eine der besten Mannschaften Schwedens und gewann 1929, 1930, 1933, 1934 und 1941 die Meisterschaft. Darauf folgte eine Phase mit eher bescheideneren Erfolgen und 1968 schließlich stieg der Verein in die Division 1 ab. Der Wiederaufstieg gelang erst 1992, worauf 1999 der Gewinn des Meistertitels folgte. Das Heimatstadion des HIF ist das Olympia, eines der ältesten Stadien Schwedens, erbaut 1898. Die ursprünglich für sowohl Fußball- als auch Leichtathletikveranstaltungen gebaute Arena ist heute ein reines Fußballstadion mit Platz für etwa 16.700 Zuschauer. Im Umfeld des Stadions liegen zahlreiche weitere Sportanlagen.

Der HIF war jedoch nicht immer der einzige Repräsentant Helsingborgs in der Fotbollsallsvenskan. In den Jahren 1951 und 1952 spielte dort auch der Råå IF, dessen größter Triumph 1948 der Sieg des Landespokals war. Heute spielt der Verein im Amateurbereich. Weitere Fußballvereine der Stadt sind der 1927 gegründete Högaborgs BK, Heimatverein von Henrik Larsson, und der 1991 aus der Zusammenlegung von Helsingborgs Södra BK, Helsingborgs BoIS und BK Drott entstandene Verein Helsingborgs Södra BIS, die derzeit jeweils nur unterklassig antreten.

Helsingborgs erfolgreichste Damenfußballmannschaft gehört zum Stattena IF, gegründet 1922. Sie spielt heute in der Division 1 nach zwei Spielzeiten in der Allsvenskan der Damen 2003 und 2004.

IFK Helsingborg

Helsingborgs Sportkameradschaft (Idrottsföreningen Kamraterna), der IFK Helsingborg, wurde 1896 von dem erst 16-jährigen Hjalmar Hedenblad als Sällskapet Idrottsvänner („Gesellschaft der Sportfreunde“) gegründet und wurde eine zeitgleich mit der Zusammenlegung mit dem Fußballverein GFK zur Sportkameradschaft. Der Verein war in seiner Geschichte in vielen Disziplinen wie Fußball, Radfahren, Schwimmen, Orientierungslauf, Handball, Turnen, Eishockey und Basketball tätig. Heute vertretene Sportarten sind Leichtathletik (als einzige seit der Gründung mit dabei), Skifahren, Tennis, Bowling, Eiskunstlauf, Volleyball und Triathlon. Der IFK ist auf dem Sportplatz Heden und im „Haus des Sports“ zuhause.

Übrige Sportarten

Das „Haus des Sports“ (Idrottens hus) ist die größte Sporthallenanlage der Stadt. Die größte Halle fasst 1800 Zuschauer. Das Haus des Sports wird unter anderem vom Handballverein Olympic/Viking Helsingborg HK, dem Innebandyverein FC Helsingborg und dem Basketballverein Helsingborg Pearls für Training und Heimspiele genutzt. Der Handballverein Olympic/Viking entstand 1994 aus seine Vorgängern Olympia und Vikingarna und spielt 2009/2010 in der Elitserien i handboll för herrar, die Frauen in der Division 2. Der FC Helsingborg, gegründet 2003, spielt in der Innebandy-Elitserie. Der Basketballverein Helsingborg Pearls – mit 900 Mitgliedern und 20 Jugendmannschaften – spielt seit 2003 in der schwedischen Basketligan unter dem Namen des Hauptsponsors, Öresundkraft. Eishockey steht in Helsingborg etwas abseits im Schatten des Fußballs.

Der Eishockeyverein der Stadt, der HHC Redskins, gegründet 1977, spielt in der Division 2. Das Heimatstadion, Olympiarinken, fasst 2100 Zuschauer.

Eine Vielzahl von Turnvereinen, GF Fram, GF Ling, Helsingborgs Turnéförening und Råå GF, die alle Helsingborgs Gymnastikförbund angehören, sind im „Haus der Gymnastik“ (Gymnastikens Hus) im Süden Helsingborgs angesiedelt.

Der Schwimmverein der Stadt, Helsingborgs Simsällskap, ist einer der erfolgreichsten in ganz Schweden. Der Verein betreibt die Schwimmhalle Filborna im Stadtteil Ättekulla. Südlich des Stadtzentrums steht die Schwimmhalle Simhallsbadet.

Neuere Zugänge in der Sportlandschaft Helsingborgs sind Rugby (Rugby Club Gripen) und American Football (Helsingborg Crocodiles).

Andere in Helsingborger Sportvereine sind der Tischtennisverein BTK Rekord, der Laufverein HLK-92 und der Badmintonklub Helsingborg zu nennen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

In Helsingborg sind über 10.000 steuerpflichtige Unternehmen registriert, von denen 94 mehr als 50 Angestellte haben. Rund 3.100 Betriebe beschäftigen zwischen 2 und 49 Menschen und etwa 7.000 sind Ein-Mann-Unternehmen. Die Unternehmen bieten insgesamt rund 58.000 Arbeitsplätze.

Die größten Wirtschaftszweige sind die Bereiche Handel und Verkehr mit rund 15.000 Beschäftigten. Weitere Schwerpunkte liegen in der Lebensmittel-, chemischen und Pharmaindustrie. Am schnellsten wächst der Dienstleistungssektor, der sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt hat.

Diese Angaben beziehen sich auf die gesamte Gemeinde Helsingborg, lassen aber Rückschlüsse auf die Situation in der Stadt zu, da diese das Zentrum der wirtschaftlichen Tätigkeit in der Gemeinde darstellt.

Ansässige Unternehmen

Die verkehrsgünstige Lage Helsingborgs war und ist ein Grund für das gute Wirtschaftsklima[15] der Stadt. Helsingborg und die nähere Umgebung zählt nach Stockholm, Göteborg und Malmö die meisten Unternehmenshauptsitze in Schweden.

Einige große, zum Teil international bekannte, in Helsingborg tätige Unternehmen sind ABB, der Handelsunternehmen ICA, der Möbelkonzern Ikea, das Pharmaunternehmen Pfizer, SKF Multitec AB, der Schuh- und Tennisballhersteller Tretorn, der Mineralwasserhersteller Ramlösa Hälsobrunn AB und Unilever Bestfoods.

Einzelhandel

Durch die Umwandlung der Straße Kullagatan zur Fußgängerzone im Jahre 1961 erhielt Helsingborg die erste Fußgängerzone Schwedens. Heute liegt ein Großteil der Läden im Zentrum an dieser Straße, wovon viele Filialen der in ganz Schweden vertretenen Handelsketten sind. Die Einkaufsstraße setzt sich in Richtung Süden mit den Straßen Mariagatan und Bruksgatans fort. Hier und parallel zur Kullegatan in der Norra und Södra Storgatan, die keine Fußgängerzone sind, findet man weitere, vermehrt nicht kettenangehörige Einzelhändler.

Am Mäster Palms plats im Stadtteil Söder liegt die Einkaufszentrum Söderpunkten mit einer Reihe von Läden großer Ketten und Imbisse. Etwas weiter südlich am Platz Gustav Adolfs torg findet an den meisten Tage der Woche ein Markt statt.

Etwa sechs Kilometer außerhalb der Stadt liegt das Einkaufszentrum Väla (Väla centrum), eines der Größten in Schweden mit einer Fläche von 47.000 Quadratmetern und über einhundert Geschäften verschiedener Größe. Daneben gibt es in Stadtnähe je ein Kaufhaus der großen Ketten ICA (ICA Maxi) und Coop (Coop Forum).

Eine weitere Einkaufsalternative ist Helsingør auf der dänischen Seite des Öresund, das mit der Fähre in rund zwanzig Minuten vom Stadtzentrum aus zu erreichen ist. Die besondere Attraktivität Helsingørs, die viele Kunden aus Helsingborg und Umgebung anlockt, liegt in den geringeren Spirituosenpreisen in Dänemark.

Wirtschaftsgeschichte

Die Industriegeschichte Helsingborgs begann am Anfang des 18. Jahrhunderts, als die ersten kleinen Fabriken, in denen unter anderem Tabakwaren und Textilien hergestellt wurden, öffneten. Die erste größere Unternehmung war die Fayence och porcellainsfabrique bei Pålsjö im Norden der Stadt, gegründet 1766 von Michael Andreas Cöster und bereits 1774 nach wirtschaftlichen Problemen wieder geschlossen. 1799 gründete Graf Erik Ruuth eine Eisengießerei und eine Keramikfabrik am südlichen Stadtrand. Bekannt unter dem gemeinsamen Namen Ruuthska bruket waren lange Zeit die größten Arbeitgeber in Helsigborg.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt die Stadt einen starken wirtschaftlichen Aufschwung mit einem explosionsartigen Anstieg der Zahl der Unternehmensneugründungen, worauf ein ähnlich starkes Bevölkerungswachstum folgte. Diese Entwicklung war vor allem der Weitsicht und dem Unternehmergeistes zweier Personen zu verdanken:

Einer von ihnen war der Handelsunternehmer Petter Olsson, der ein großer Vermögen mit dem Export von Getreide gemacht hatte. Als Mitglied des Stadtrats war Olsson eine treibende Kraft, wenn es um die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur der Stadt ging. Mit seinem Privatvermögen beteiligte er sich an der Finanzierung zahlreicher Projekte, wie im Jahre 1880 am Ausbau des Südhafens (Södra hamnen) und zwölf Jahre später auch des Nordhafens (Norra hamnen). Er stand auch hinter dem Bau der Eisenbahnstrecken zwischen Helsingborg und Eslöv, Hässleholm, Landskrona und Värnamo, die stark zum wirtschaftlichen Wachstum der Stadt in dieser Zeit beitrugen. Weitere Aktivitäten Olssons, zwischenzeitlich zum Konsul ernannt, bestanden in der Gründung zahlreicher Industrieunternehmen, darunter die dampfkraftbetriebene Mühle Helsingborgs Ångqvarns AB 1884, die Zuckerfabrik Sockerbruket (in deren Gebäuden heute einige Einheiten des Möbelkonzerns Ikea ihren Sitz haben) 1890, Helsingborgs Gummifabriks AB gemeinsam mit Johan Dunker, dem Vater von Henry Dunker, und anderen 1891, und die Skånska Jutefabriks AB 1896.

Die andere Person von großer Bedeutung war Nils Persson, mit dem zusammen Olsson die Zuckerfabrik gründete – auch er später zum Konsul ernannt. Er begann seine Unternehmerkarriere als Händler und Importeur von Kunstdünger. Er gründete die Superfosfat- & Svavelsyrefabriks AB im Jahre 1874. Als Rohstoff importierte er Schwefelkies aus seinen eigenen Gruben im norwegischen Sulitjelma. Da das Gebirge in jener Region auch reich an Eisenerz war, nahm 1886 sein kupferverarbeitender Betrieb Helsingborgs Kopparverk die Produktion auf. Darüber hinaus hatten auch Helsingborgs Ångtegelbruk AB (1873), die bereits genannte Zuckerfabrik und Helsingborgs Cinder- och Kalbfabriks AB ihre Existenz Persson zu verdanken.

Nach beiden Konsuln wurden später Plätze in der Stadt benannt. Konsul Olssons plats liegt im nördlichen Stadtzentrum, Konsul Perssons plats im Stadtteil Söder gegenüber dem Südhafen.

Viele der Industriebetriebe, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden, haben bis heute überlebt, wenn auch unter anderem Namen. So wurde Ruuthska bruket 1869 in Helsingborgs Jern- och Lerkärlsfabriks AB umbenannt, und als die Eisengießerei 1885 nach Söder umzog, änderte sich damit ebenfalls ihr Name und sie hieß fortan Helsingborgs Mekaniska Verkstad. 1918 ging sie in die AB Elektromekano über, die später ein Teil des ASEA-Konzerns, der heutigen ABB, wurde. Aus Perssons Schwefelsäurefabrik wurde 1918 Reymersholms Gamla Industri AB, die 1963 vom Bergbauunternehmen Boliden AB aufgekauft wurde. 1977 entstand daraus die Boliden Kemi AB, die 1989 schließlich von dem finnischen Chemieunternehmen Kemira Oy gekauft wurde und heute den Namen Kemira Kemi AB trägt. Helsingborgs Gummifabriks AB heißt heute Tretorn Sweden AB.

Im 19. Jahrhundert wurden auch mehrere Reedereien in Helsingborg gegründet. Die ersten Reeder waren die Brüder Carl August, Otto und Bror Banck, die 1873 die C A Banck & Co schufen. Auch Konsul Olsson betätigte sich im Reedereigeschäft, und war zusammen mit dem Schiffsmakler Axel Pyk und Konsul N. C. Corfitzon Teilhaber an der Rederie AB Helsingborg (1896). Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden weitere Reedereibetriebe und beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es in Helsingborg um die 50 Reedereien. Die größten unter ihnen waren Transmarin, Gorthons und Hillerströms. In den 1970ern und 1980ern gerieten viele Reeder in wirtschaftliche Schwierigkeiten, was dazu führte, dass heute kein einziges Unternehmen der Branche ihren Sitz in der Stadt hat.

Verkehr

Helsingborg ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Öresundregion und verfügt über Anbindung an das schwedische und indirekt auch an das dänische Straßen- und Bahnnetz. Die Stadt ist außerdem auf dem See- und Luftweg zu erreichen.

See

Drei Reedereien betreiben Fährverbindungen nach Helsingør auf der dänischen Seite des Öresunds. Der größte Akteur auf der umgangssprachlich HH-leden genannten Strecke ist die dänisch-deutsche Scandlines mit den Fähren M/S Tycho Brahe, M/S Aurora af Helsingborg und M/S Hamlet. Sie verkehren tagsüber alle 20 Minuten, nachts etwas seltener, ab Knutpunkten, dem zentralen Knotenpunkt zwischen Zug-, Bus- und Fährverbindungen. Die Fähren M/S Mercandia IV und M/S Mercandia VIII der Reederei HH-Ferries verkehren halbstündlich (nachts stündlich) ab Nordhafen (Nordhamnen). Sowohl Scandlines als auch HH-Ferries befördern Personen auch Kraftfahrzeuge, Busse und Lastkraftwagen, wogegen der dritte Mitwettbewerber, Sundsbussarna, auf seinen Personenfähren M/S Sundbuss Pernille und M/S Sundbuss Magdelone keine Fahrzeuge übersetzt. Sundsbussarna-Fähren verkehren ab dem alten Zollhaus am Hafenplatz halbstündlich, jedoch nur tagsüber.

Auch wenn die Verbindung Helsingborg–Helsingør seit der Einweihung der Öresundverbindung im Jahr 2000 deutlich an Bedeutung verloren hat, ist sie immer noch eine der am dichtesten befahrenen Fährrouten der Welt. Die Fahrtzeit auf dieser mit 4,9 Kilometern kürzesten Verbindung zwischen Schweden und Dänemark beträgt rund 20 Minuten.

Straße

Das Gebiet von Helsingborg war lange Zeit ein bedeutender Knotenpunkt im schwedischen Wegenetz. Dies beruhte unter anderem auf der Fähranbindung der Stadt an Dänemark. So trafen sich hier die seinerzeit wichtigen Reichsstraßen (riksväg) 1 und 2. Im Laufe der Jahre wurde das Straßennetz der Stadt mehrfach umgebaut und heute ist Helsingborg von verschiedenen Autobahnen umgeben. Im Osten verläuft die Europastraße 6/20 von Malmö nach Göteborg, von der nordöstlich der Stadt die Europastraße 4 Richtung Stockholm abzweigt.

Schiene

Helsingborg ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Die Stadt liegt an der Bahnlinie Malmö–Lund–Landskrona–Helsingborg–Ängelholm–Göteborg (Västkustbanan). Daneben beginnen hier die Strecken Helsingborg–Teckomatorp–Lund–Malmö sowie Helsingborg–Åstorp–Hässleholm–Kristianstad (Skånebanan).

Helsingborg ist in das schonische Pågatåg- und das schwedisch-dänische Öresundståg-Netz eingebunden. Daneben verkehren Züge der schwedischen Eisenbahngesellschaft Statens Järnvägar (SJ). Direktverbindungen bestehen unter anderem nach Göteborg, Lund, Malmö, Kristianstad, Kopenhagen und Helsingør.

Neben dem Hauptbahnhof Helsingborg C gibt es seit 1998 beziehungsweise 1999 die Haltepunkte Ramlösa im Süden und Maria im Norden der Stadt. Helsingborg C ist Bestandteil des zentralen Verkehrsknotenpunktes Knutpunkten, an dem Übergang zu Öresundfähren nach Helsingør und zum Stadt- und Regionalbusnetz besteht.

Vor dem Bau der Öresundbrücke verkehrten zwischen Helsingborg und Helsingør Eisenbahnfähren, die einen Teil der Bahnlinie Kopenhagen–Stockholm darstellten. Diese Verbindung war vor allem zur Zeit des Kalten Krieges von entscheidender Bedeutung für Schweden, da sie die einzige Strecke war, über die schwedische Personenzüge ohne Transit durch ein Ostblockland das übrige Westeuropa erreichen konnten. Seit der Verlegung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs auf die Öresundverbindung und der damit verbundenen Stilllegung der Eisenbahnfähren hat Helsingborg seine tragende Rolle im Fernverkehr verloren und ist heute vor allem von regionaler Bedeutung.

Für die Zukunft ist die Verlegung der innerhalb der Stadt verlaufenden Bahnstrecke und der Bau eines Eisenbahntunnels unter dem Öresund hindurch nach Helsingør im Gespräch[16].

Luft

Vom Flugplatz Ängelholm-Helsingborg gibt es Inlandsflüge nach Stockholm. Zum internationalen Flughafen Kastrup in Kopenhagen verkehren Direktzüge.

Innerstädtischer öffentlicher Personennahverkehr

Der innerstädtische öffentliche Personennahverkehr besteht aus 16 Buslinien, die teilweise im 5-Minuten-Takt verkehren. Zwei Servicelinien, die unter anderem das Krankenhaus ansteuern, und vier Linien, die morgens und abends im Berufsverkehr verkehren, erweitern das Angebot. Drei weitere Linien werden bei Spielen des Fußballvereins Helsingborgs IF im Stadion Olympia eingesetzt. Seit 2005 wird das Busnetz im Auftrag von Skånetrafiken durch das Busunternehmen Arriva betrieben.

Von 1903 bis zur Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr in Schweden im Jahre 1967 verfügte die Stadt auch über ein Straßenbahnnetz.

Bildung

Helsingborg bietet ein komplettes Schulangebot, das Kindergärten (förskolor), Grundschulen (grundskolor) und Gymnasien (gymnasieskolor) umfasst. Daneben gibt es Sonderschulen (särskolor, träningsskolor) auf Grundschul- und Gymnasialniveau für unter anderem autistische und verhaltensgestörte Kinder, sowie in andere Schulen integrierte Sonderschulklassen (särskoleklasser).

Im ehemaligen Produktionsgebäude des Gummiprodukteherstellers Tretorn am Südhafen ist seit 2000 der „Campus Helsingborg“ der Universität Lund untergebracht. Hier studieren rund 3000 Studenten in den Richtungen Bauingenieurwesen, Informatik, Lebensmitteltechnik, Dienstleistungsmanagement, Kommunikationswissenschaft, Umweltmanagement, Meeresbiologie und Sozialarbeit.

Öffentliche Einrichtungen

Als Hauptort der Gemeinde haben in Helsingborg Gemeinderat und Gemeindeverwaltung ihren Sitz. Des Weiteren sind in der Stadt die Judikative mit dem Amtsgericht (tingsrätt) und das Finanzamt (Skatteverket) mit einer Außenstelle vertreten.

Medien

In Helsingborg erscheint mit Helsingborgs Dagblad (HD) eine traditionelle Tageszeitung. Die 1867 als Helsingborgs Tidning gegründete Zeitung ist seit 2001 eine von drei Regionalausgaben des Verlages Helsingborgs Dagblad AB. Zusammen sind die unter den traditionellen Namen Helsingborgs Dagblad, Nordvästra Skånes Tidningar und Landskrona Posten laufenden Zeitungen mit einer Gesamtauflage von 87.000 Exemplaren und einer Reichweite von rund 200.000 Lesern nach eigenen Angaben die fünftgrößte Tageszeitung Schwedens[17].

Die Boulevardzeitung Aftonbladet erscheint in einer speziellen Helsingborger Ausgabe. Daneben werden die kostenlose Helsingborger Tageszeitung xtra! sowie Regionalausgaben der Gratiszeitungen metro und Punkt SE verteilt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Christoph III. (1416–1448), Unionskönig von Dänemark, Schweden und Norwegen
  • Tycho Brahe (1546–1601), kaiserlicher Hofastronom, wurde auf Schloss Knutstorp, 20 km außerhalb von Helsingborg geboren
  • Dietrich Buxtehude (1637–1707), Komponist, wahrscheinlich in Helsingborg geboren und aufgewachsen, bis 1658 Kantor an der Sankt-Marien-Kirche
  • Svante Elis Strömgren (1870–1947), Astronom
  • Anders Österling (1884–1981), schwedischer Dichter, von 1941-1964 Ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie
  • Ruben Rausing (1895–1983), Erfinder des Tetra-Paks
  • Ninne Olsson (* 1945), Dramatikerin, Regisseurin und Theaterleiterin
  • Stellan Skarsgård (* 1951), in Helsingborg aufgewachsener Schauspieler (Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, Breaking the Waves, Dancer in the Dark)
  • Sven Nordqvist (* 1946), Zeichner und Autor von Kinderbüchern, unter anderem von Pettersson und Findus
  • Gunnar Nilsson (1948–1978), Formel-1-Fahrer
  • Lennart Björneborn (* 1957), Wissenschaftler an der Royal School of Library and Information Science in Kopenhagen
  • Mats Magnusson (* 1963), Fußballspieler.
  • Henrik Larsson (* 1971), Fußballspieler
  • Marcus Lantz (* 1975), Fußballspieler
  • Erik Edman (* 1978), Fußballspieler
  • Alexander Farnerud (* 1984), Fußballspieler
  • Andreas Lilja (* 1975), Eishockeyspieler

Mit der Stadt besonders verbundene Personen

  • Henry Dunker, Unternehmer, Philanthrop und Kulturmäzen
  • Petter Olsson, Unternehmer
  • Nils Persson, Unternehmer

Literatur

  • Charlotta Jönsson: Fragment: en utställning om Helsingborgs historia. Stadshistoriska avd., Dunkers kulturhus, Helsingborg 2003, ISBN 91-974550-0-8.
  • Henrik Ranby: Helsingborgs historia, del VII:3: Stadsbild, stadsplanering och arkitektur - Helsingborgs bebyggelseutveckling 1863-1971. Kulturförvaltningen, Helsingborg 2005, ISBN 91-631-6844-8.
  • Gösta Johannesson: Helsingborg - stad i 900 år. AWE/Geber, Stockholm 1980, ISBN 91-20-06249-4.
  • Helsingborgs kommun (Hrsg.): Helsingborg 900 år. Helsinborgs kommun, Helsingborg 1985, ISBN 91-7690-156-4.
  • Stadsbyggnadskontoret (Hrsg.): Arkitekturguide för Helsingborg. Stadsbyggnadskontoret, Helsingborg 2005, ISBN 91-975719-0-3.

Quellen

  1. ↑ a b Gemeinde Helsingborg: Folkmängd efter ålder 1 januari 2006 (pdf)
  2. ↑ sverige.de ___ Das Portal rund um Schweden
  3. ↑ Universität Stockholm, Institut für Stadt- und Gemeindegeschichte: Helsingborgs befolkningsutveckling 1570-1995
  4. ↑ Gemeinde Helsingborg: Befolkningsutvecklingen 2000–05 (pdf)
  5. ↑ Gemeinde Helsingborg: Ministatistik Helsingborg: Befolkningsutvecklingen 2005 och Folkmängden efter ålder i Helsingborg 1 jan 2006 (pdf), Tabelle 5
  6. ↑ Schwedische Kirche: In- och utträden på församlingsnivå, 2 november 2004–1 november 2005 (xls)
  7. ↑ Serbisch-orthodoxe Gemeinde St. Basilus den Store
  8. ↑ Anteckningar från medborgarutskott Syds möte med Ahel- Al Sunnah föreningen vom 26. April 2005
  9. ↑ Gemeinde Helsingborg: Folkmängd med utländsk bakgrund efter ålder 2005-12-31 (pdf)
  10. ↑ Gemeinde Helsingborg: Arbetslösa okt 2005 (pdf)
  11. ↑ Gemeinde Helsingborg: Befolkningen, 20-64 år, efter utbildningsnivå 2005-12-31 (pdf)
  12. ↑ Gemeinde Helsingborg: Arbetsinkomst 2004 (inkl. 0-inkomsttagare) (pdf)
  13. ↑ Integrationsverket: Utvecklingen av boendesegregationen i storstäder och medelstora kommuner
  14. ↑ White Guide - Sveriges bästa restauranger
  15. ↑ Svenskt näringsliv: Förutsättningar för företagande i Skåne 2003 (pdf)
  16. ↑ Järnvägstunnlar i Helsingborg – Idéstudier (pdf)
  17. ↑ Helsingborgs Dagblad: Om företaget

 

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Helsingør

Helsingør (schwedisch Helsingör, ebenso in deutschsprachigen Hamlet-Ausgaben) ist eine Stadt in Dänemark mit 46.189 Einwohnern (Stand 1. Januar 2010[1]) und liegt am Nordostende der Insel Seeland (Sjælland) am nördlichen Ausgang des Öresund, gegenüber der schwedischen Stadt Helsingborg.

Die Stadt gehört zur Helsingør Kommune in der Region Hovedstaden. Ein Teil des Stadtgebietes liegt allerdings auf dem Gebiet der Fredensborg Kommune, so daß zur Zeit (Stand: 1. Januar 2010) 64 Bewohner von Helsingør in dieser Kommune wohnen.

Helsingør ist als Schauplatz des Dramas Hamlet von William Shakespeare bekannt.

Einwohnerzahl

Entwicklung der Einwohnerzahl (1. Januar)[1]:

  • 2006: 35.075
  • 2007: 34.339
  • 2008: 34.350
  • 2009: 46.028 + 73
  • 2010: 46.125 + 64

Verkehr

Helsingør ist nordöstlicher Eckpunkt des Eisenbahnnetzes der Dänischen Staatsbahnen. Hier befindet sich ein Kopfbahnhof mit dichtem Taktverkehr nach Kopenhagen und weiter über die Öresundverbindung nach Schweden. Früher bestand eine direkte Eisenbahnfährverbindung nach Helsingborg. Am Rande des Stadtzentrums entlang fährt ferner die Privatbahn nach Gilleleje, die innerhalb der Stadt ähnlich einer Straßenbahn verkehrt.

Zwischen Helsingør und Helsingborg verkehren Autofähren der Reedereien Scandlines und HH-Ferries, die diesen Abschnitt der Europastraße E4 überbrücken.

Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Schloss Kronborg
  • Schloss Marienlyst
  • Stadtkirche St. Olai, heute Dom
  • mehrere restaurierte Straßenzüge in der Altstadt

Verlorene Bauten

  • Das Alte Theater (1961 wiederaufgebaut in Den Gamle By)

Söhne und Töchter der Stadt

  • Edgar Aabye, Sportler
  • Ludvig Lorenz, Physiker

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF44: Folketal pr. 1. januar fordelt på byer (dänisch)

 

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Schloss Kronborg

Schloss Kronborg (dänisch Kronborg Slot; deutsch veraltet Kroneburg) ist eine Festung in Helsingør auf der dänischen Insel Seeland. Kronborg liegt auf einer Landzunge am äußersten nordöstlichen Ende der Insel Seeland. Nur etwa 4 km von der schwedischen Küste bei Helsingborg entfernt, bewacht die Festung die Einfahrt in den Öresund. Berühmt wurde das Schloss, da William Shakespeare hier die Handlung von Hamlet spielen ließ.

Geschichte

Erich von Pommern errichtete unter dem Namen Kogen 1420 die erste Festung an dieser Stelle, die allerdings nur aus einer quadratischen Mauer mit etwa 80 m Seitenlänge und Wachhäusern in den Ecken bestand. Ab 1429 wurde sie genutzt, um den Sundzoll von den Schiffen zu erheben, die den Öresund durchqueren wollten.

Der dänische König Friedrich II. ließ die mittelalterliche Festung zwischen 1574 und 1585 im Stil der Renaissance erweitern. Die Planung übernahm der flämische Architekt Hans van Paeschen, der aber die Baustelle drei Jahre später nach Uneinigkeiten mit dem König verließ. Am 24. Januar 1577 wurde per königlichem Dekret der Name der Festung in Kronborg geändert, es war von nun an per Strafe verboten, den alten Namen zu verwenden. Obwohl die inzwischen von Anton van Obberghen geleiteten Bauarbeiten noch bis 1585 andauerten, erfolgte die offizielle Einweihung von Kronborg bereits am 15. April 1582. Das Schloss war nun auch königlicher Wohnsitz.

Durch die Unachtsamkeit zweier Arbeiter brannte Kronborg 1629 fast vollständig ab, nur die Schlosskapelle blieb verschont. Christian IV. beauftragte Hans van Steenwinckel mit der Wiederherstellung, die bis 1639 dauerte. Bis auf einige Details des Innenausbaues und die fehlende Spitze des südlichen Turms wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.

Während des Zweiten Nordischen Krieges gelang es schwedischen Truppen unter Carl Gustav Wrangel die Festung 1658 nach dreiwöchiger Belagerung zu erobern. Bis zur Unterzeichnung des Vertrags von Kopenhagen 1660 blieb Kronborg besetzt.

Zwischen 1688 und 1690 wurde Kronborg von dem dänischen Generalbaumeister Lambert van Haven ausgebaut und verstärkt. Durch zusätzliche Wälle auf der Landseite entstand die stärkste Festung dieser Zeit.

Später diente Kronborg als Gefängnis (von 1739 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts) und als Kaserne (zwischen 1785 und 1922).

Seit dem 30. November 2000 gehört Kronborg zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Hamlet

Ursprünglich geht die Figur Hamlet auf einen jütländischen Prinzen zurück, der auf der Insel Mors lebte. William Shakespeare verlegte für seine Tragödie "Hamlet" den Ort des Geschehens nach Schloss Kronborg in Helsingør (engl. Elsinore).

Zum 200. Todestag von William Shakespeare 1816 wurde erstmals "Hamlet" in den Mauern von Kronborg gespielt. Schauspieler waren Soldaten aus der Garnison von Kronborg. In den folgenden Jahren gibt es immer wieder Gastspiele berühmter Hamletdarsteller in Kronborg, darunter 1938 Gustaf Gründgens mit Marianne Hoppe als Ophelia.

Holger Danske

In den Kasematten unter Schloss Kronborg befindet sich eines der nationalen Symbole Dänemarks: Holger Danske.

Der Ursprung dieser mythischen Gestalt geht auf den im Rolandslied beschriebenen "Ogier le Danois" zurück. Seit 1510 ist Holger Danske in Skandinavien bekannt, seine Geschichte wird durch Christian Pedersens "King Olger Danske's Chronicle" von 1534 und später durch Hans Christian Andersens Märchen "Holger Danske" (1845) populär.

Nach der Legende kehrte dieser unbesiegbare Krieger vom Heimweh geplagt von einem Feldzug nach Dänemark zurück und fiel dort in einen tiefen Schlaf. Sollte das dänische Königreich von einem Feind ernsthaft bedroht sein, dann wird Holger Danske wieder erwachen und in den Kampf ziehen.

Hans Pedersen-Dan formte 1906 ein Gipsmodell von Holger Danske als Auftragsarbeit für das Hotel Marienlyst in Helsingør. Während die daraus entstandene Bronze keine besondere Popularität erreichte, wurde das Gipsmodell zum Inbegriff des mythischen Holger Danske.

Literatur

  • Charles Christensen: Kronborg, Frederik II s Slot og dets videre Skæbne. Kopenhagen, 1950.
  • David Hohnen: Hamlet's castle and Shakespeare's Elsinore. Kopenhagen, 2000. ISBN 87-7241-899-0
  • Vibeke Woldbye, Lars Holst: Kronborg: the castle and the royal apartments. Kopenhagen, 2001. ISBN 87-987994-5-2

 

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Christiansborg

(Weitergeleitet von Schloss Christiansborg)

Die Christiansborg (deutsch Christiansburg), auch Christiansborg Slot, ist der Sitz des dänischen Folketing, also des dänischen Parlaments. Es war früher ein Schloss des Königs und befindet sich in der Innenstadt von Kopenhagen auf der Insel Slotsholmen.

Geschichte

Bereits um 1167 errichtete hier Erzbischof Absalon, der als Gründer Kopenhagens gilt, eine Burg. Diese gelangte unter Waldemar dem Großen in Besitz der Krone von Dänemark. Die Befestigungsanlage war mehrfach Angriffen unter anderem der Rügener Wenden ausgesetzt. Die von den dänischen Monarchen weiter ausgebaute Anlage wurde im 14. Jahrhundert nach dem zweiten Krieg gegen die Hanse von den Gegnern des unterlegenen Königs Waldemar Atterdag geschleift. Auf den Trümmern entstand das Københavns Slot, eine polygonale Burganlage mit Wassergraben, die von den dort residierenden Herrschern über die Jahrhunderte aus- und umgebaut wurde, bis sie einem Neubau weichen musste.

1736 ließ König Christian VI. die erste Christiansborg als absolutistischen Repräsentationsbau durch den deutschen Architekten Elias David Häusser errichten. Es entstand ein vierflügeliger Rokoko-Palast mit Reitbahn, Hoftheater (die heute noch existieren) und Schlosskirche am gegenwärtigen Ort. Der Bau war extrem teuer: Die Errichtung kostete annähernd zwei Drittel der Jahreseinnahmen des ganzen Reiches oder den Wert des Eigentums auf Seeland. In knapp 50 Jahren entwickelte sich ein großartiges Hofleben am Schloss.

Am 26. Februar 1794 brach vermutlich durch einen Kachelofen nachmittags ein Brand im Hauptflügel aus, bei dem das Schloss mitsamt der Schlosskirche und der königlichen Musikbibliothek bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages ausbrannte. Die Reitanlage, von der auch die Brandbekämpfung mit einer Feuerspritze geführt wurde, überstand die Katastrophe.

Der zweite Palast Christiansborg wurde in den Jahren 1806–28 im zeitgemäßen Stil des Klassizismus von dem Architekten Christian Frederik Hansen (1756–1845) – einem Freund Schinkels – errichtet. Dies war das Schloss, das den Übergang des Landes vom Absolutismus zum Parlamentarismus erlebte. Im März 1848 versammelte sich eine Volksmenge vor Christianborg, woraus später Dänemarks erstes demokratisches Grundgesetz resultierte. Der König gab einige seiner Gemächer an den Reichstag ab, der seine Arbeit im Januar 1850 im selben Flügel aufnahm, in dem heute der Saal des Folketings liegt. Dieser zweite Palast brannte am 3. Oktober 1884, wiederum wahrscheinlich wegen eines Ofenbrandes. Zwar war das Gebäude im Unterschied zum Vorgängerbau mit Brandschutzwänden, Hydranten und anderen Vorrichtungen versehen, doch das Gewirr der Abluftrohre und -schächte, durch das sich die Flammen ausbreiteten, war den Löschkräften kaum bekannt. Nur die 1846 vollendete klassizistische Schlosskirche überstand das Feuer.

1907 begann man, nachdem es zuvor jahrelange Diskussionen um den Sinn eines solchen Gebäudes bei den veränderten politischen Gegebenheiten gegeben hatte, mit der Errichtung der dritten Christiansborg unter Verwendung der Grundmauern der beiden vorangehenden Schlösser. Als Baustil wurde der „strenge“ Klassizismus abgelöst durch den Neobarock. Die resultierende Wuchtigkeit sollte die Bedeutung des Schlosses als politischer Mittelpunkt des Reiches unterstreichen. Der Bau mit dem 90 m hohen Schlossturm wurde 1928 beendet. Seit 1918 ist das Schloss Sitz des heutigen dänischen Parlaments (Folketing).

1992 verwüstete ein neuerlicher schwerer Brand die Schlosskirche, sie konnte erst 1997 nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wieder eröffnet werden.

 

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Malmö

Malmö ['malmø:](dän. Malmø, altschwedisch Malmöughe, von Malm und högar (die Haufen), die Sandhaufen)[1] ist eine Großstadt in der historischen schwedischen Provinz Schonen (Skåne) und Hauptstadt der heutigen Provinz Skåne län sowie Hauptort der Gemeinde Malmö.

Malmö ist nach Stockholm und Göteborg die drittgrößte Stadt des Landes.

Geografie

Malmö liegt im äußersten Süden des Landes. Die Entfernung nach Mailand (ca. 1159 km) ist geringer als die nach Kiruna (ca. 1392 km). Nach Kopenhagen, das etwa 27km entfernt ist, sind Göteborg (ca. 214 km), Kiel (ca. 232 km), Hamburg (ca. 300 km), Oslo (ca. 498 km) und Stockholm (ca. 514 km) die nächstgelegenen Großstädte. [2]

Seit der Einweihung der Öresundbrücke im Jahr 2000 bildet die Metropolregion Malmö zusammen mit dem am Öresund gegenüber liegenden Kopenhagen eines der Zentren der Öresundregion. Die Stadt hat einen eigenen Strand.

Bevölkerung

66 % der Bevölkerung gehören zur eingesessenen schwedischen Bevölkerung, 34 % haben einen Migrationshintergrund. Aufgrund der liberalen Einwanderungs- und Asylgesetze steigt die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt jährlich um etwa 3.500 oder einen Prozentpunkt der Stadtbevölkerung. Im Stadtteil Rosengård haben 85 % der Bewohner einen Migrationshintergrund. Dort sammeln sich vor allem Muslime.

Geschichte

Die Stadt wurde seit 1116 als Landungsstelle unter dem Namen Malmhaug, später als Malmoge, Malmöyghe oder Malmey (lat. Malmogia) erwähnt. Der Name stammt wahrscheinlich vom altdänischen Malmhaugar = Kieshaufen. Von norddeutschen Kaufleuten wurde sie wegen der Form ihrer Küste Ellenbogen genannt. Die Landungsstelle diente zunächst dem dänischen König vor allem, um in das bedeutendere Lund zu gelangen. Sie hob sich bald durch Heringsfischerei und Handel, den deutsche Kaufleute entlang der schonischen Küste betrieben hervor und profitierte dabei ebenso von ihrer strategischen Lage. Da der dänische König die Kontrolle über die Häfen im Norden und Süden hatte, konnte er den südlichen Öresund abriegeln lassen.

1319 wurde der Grundstein für die St. Petri och Pauli Kyrka gelegt und etwa zur gleichen Zeit entstand auch das erste Rathaus. Die ältesten Stadtprivilegien stammen vom 20. Dezember 1353 und wurden später mehrmals bestätigt und erweitert. Malmö übernahm nun mehr und mehr die Rolle Lunds als wichtigste Stadt in Schonen. Die ältesten, heute noch vorhandenen Gebäude der Stadt stammen aus dieser Zeit, so z. B. auch die Festung Malmöhus, die im 15. Jahrhundert von Erich von Pommern gegründet wurde.

Zwischen 1318 und 1658 wurde die dänische Stadt mehrmals von Schweden besetzt und einmal für kurze Zeit einverleibt. Malmö gilt als Geburtsort der dänischen Reformation: Die erste lutheranische Predigt wurde in Malmö gehalten und die erste Bibel in dänischer Sprache wurde hier gedruckt.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Malmö bald von Schweden, bald von Dänemark belagert. Am 23. April 1512 wurde hier der Friede von Malmö zwischen Dänemark und der Hanse und ein Waffenstillstand Dänemarks mit Gustav Wasa von Schweden geschlossen. Zu Hansezeiten stand sie unter deutschem Einfluss. Durch den Frieden von Roskilde unter Karl X. Gustav wurde Malmö 1658 schwedisch. 1775 erhielt die Stadt den künstlich geschaffenen Hafen.

Am 26. August 1848 wurde daselbst ein Waffenstillstand zwischen Dänemark und Preußen auf sieben Monate geschlossen. Malmö profitierte stark von der industriellen Revolution.

Hier starb am 18. September 1872 König Karl XV.

Im Jahr 1886 hatte Malmö 45.143 Einwohner.

Mit Fertigstellung der Öresundbrücke im Jahr 2000 ergeben sich neue Impulse für die wirtschaftliche Lage der Stadt als Verkehrsknotenpunkt zwischen Skandinavien und dem übrigen Europa.

Sehenswürdigkeiten

  • In der Altstadt Malmös sind noch viele Fachwerkhäuser erhalten, bekannt vor allem ist der Lilla Torg (kleiner Markt), der 1591 entstand.
  • Rathaus: nicht weit von der Altstadt entfernt liegt das 1546 unter dem Bürgermeister Jörgen Kock errichtete und immer wieder umgestaltete Rathaus.
  • Reiterstatue König Karl X. Gustav: befindet sich auf dem Marktplatz
  • St. Petri Kyrka: die gotische Krypta befindet sich in der Nähe des Rathauses
  • Malmöhus ist ein altes Schloss und einziger Überrest der ehemaligen Befestigung. Als dänisches Kastell war es im 16. Jahrhundert von strategischer Bedeutung. Danach wurde es eine schwedische Festung gegen Dänemark. Zwischen 1828 und 1914 als Zuchthaus benutzt, befindet sich dort heute das Stadtmuseum mit einer Ausstellung zur Stadtgeschichte von der frühen Steinzeit bis heute, einer botanischen Fachausstellung mit Aquarium und Terrarium (u. a. Fledermäuse) sowie wechselnden Kunstausstellungen. Malmöhus ist von einer sehenswerten Parkanlage umgeben, in dem mit der Schlossmühle eine Holländerwindmühle aus dem Jahre 1851 steht.
  • Seefahrt- und Technikmuseum: das Seefahrt- und Technikmuseum mit einem begehbaren U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg befindet sich nahebei.

Die Öresundausstellung (Öresundutställning) gehört zu den neuen Glanzpunkten der Stadt.

  • Koggenmuseum: Im Hafen von Malmö befindet sich ein 'Koggenmuseum', das im Sommer regelmäßige Fahrten mit dem Nachbau einer mittelalterlichen Kogge im Hafen von Malmö durchführt. Das Museum wurde von den Mitarbeitern des Museums Foteviken geplant und erbaut. Dieses „belebte“ Freilichtmuseum liegt etwa 20 km südlich von Malmö in Höllviken und bietet seinen Besuchern einen außergewöhnlichen Einblick in die Wikingerzeit.
  • Bis zu seiner Demontage im Jahr 2002 war der Kockumskran, der Kran der Kockums-Werft, ein Wahrzeichen der Stadt.

In Malmö wurde 2001 die ökologische Bauausstellung Bo01 auf dem Gebiet des Westhafens, einem ehemaligen Industriegebiet (u. a. Kockums-Werft) durchgeführt. Dort begann, orientiert an Nachhaltigkeitskriterien, der Neubau des Stadtviertels Västra Hamnen.

  • Im August 2005 wurde dort mit dem Turning Torso ein neues Kennzeichen der aufstrebenden Stadt eingeweiht – mit 190 Metern Höhe das höchste Gebäude in Nordeuropa. Seine Besonderheit ist die sich um 90 Grad zur Spitze hin drehende Fassade. Mit dem Ankar Park (auch Kanalpark), dem Dania Park und der Sundspromenade wurden ambitionierte Freiräume geschaffen.
  • Eine Besonderheit ist auch das kleine Gewächshaus Glasbubbla am Scaniaplatz.[3]

Von Malmö aus lohnen sich Ausflüge zu den Schlössern Svaneholm und Torup.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Malmöfestival: Seit 1984 findet jedes Jahr im August das 'Malmöfestival' statt. Das Hauptaugenmerk der Aktivitäten liegt auf internationaler Küche und musikalischen Darbietungen, die auf verschiedenen Freilichtbühnen stattfinden.

Kultur und Freizeit

  • Malmö Opera och Musikteater: Das Malmö Opera och Musikteater, das Musiktheater der Stadt ist Skandinaviens größtes Opernhaus. Es wurde vom Architekten Sigurd Lewerentz entworfen und 1944 eingeweiht. Im Gebäude, das kurzzeitig auch durch Ingmar Bergman geleitet wurde, fand 1995 die Uraufführung des Musicals Kristina från Duvemåla statt.
  • Casino: Das Restaurant Kungsparken wurde 2001 zum Casino umgebaut. Malmö erhielt dadurch eines der vier staatlich geleiteten Casinos in Schweden.
  • Vergnügungszentrum 'Slagthuset': Im Vergnügungszentrum 'Slagthuset' befindet sich Malmös größter Nachtclub, sowie ein Hotel, mehrere Büro-, Messe- und Konferenzräume und Theaterbühnen.
  • Vergnügungspark Folkets Park: Im Vergnügungspark 'Folkets Park' steht Skandinaviens größtes Riesenrad, mit 45 m Höhe. Weiters gibt es hier Tanzlokale, Restaurants, ein Reptilienzentrum, Minigolfbahnen und weiteres.

Wirtschaft

Historisch waren der Schiffbau und seine Zulieferer das wirtschaftliche Standbein Malmös, insbesondere die Werft Kockums. Als Folge der Werftenkrise der 1970er Jahre, die sich bis in die 1990er Jahre hinzog, stieg die Arbeitslosenquote stark an. 1995 hatte Malmö die höchste Arbeitslosenquote in Schweden.

Die wirtschaftliche Wiederbelebung der Stadt ist nicht zuletzt auch durch den Bau der Öresundbrücke (Fertigstellung 2000) bedingt, der die Möglichkeiten, als Einwohner Malmös in Kopenhagen zu arbeiten, deutlich verbessert hat. Auch die durch die Brücke verbesserte Transportinfrastruktur kam der heimischen Wirtschaft zugute. Dennoch ist die Arbeitslosenquote in Malmö noch immer höher als in Stockholm oder Göteborg. Das Bauunternehmen Skanska ist größter Arbeitgeber in der Stadt. Malmö ist aber auch als Einkaufsstadt bekannt.

Verkehr

Südlich von Malmö befindet sich die Öresundbrücke, eine kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Öresund. Malmö ist das wichtigste Verkehrszentrum in Südschweden, mit großem Bahnhof, von dem Züge nach Stockholm, über Göteborg nach Norwegen, nach Kopenhagen, nach Hamburg (über die Vogelfluglinie), nach Berlin (über die Königslinie) und in die Umgebung abfahren. Etwa 20 km östlich von Malmö befindet sich der Malmö Airport, dieser wird jedoch vom nahegelegenen Flughafen Kastrup in Kopenhagen dominiert. Malmö ist ein wichtiger Seehafen mit festen Verbindungen nach Lübeck-Travemünde und Rostock. Bis kurz nach der Eröffnung der Öresundbrücke im Jahr 2000 war hier die wichtigste Fährverbindung zwischen Limhamn (Stadtteil von Malmö) und Dragør auf der anderen Seite des Öresunds.

2005 wurde mit dem Bau des Citytunnels begonnen, der 2011 fertig gestellt sein soll. Mit dem Eisenbahntunnel wird Malmös Hauptbahnhof von einem Kopfbahnhof zu einem Durchfahrtsbahnhof umgestaltet.

Der innerstädtische Personennahverkehr wird mit Bussen abgewickelt, nachdem der Straßenbahnverkehr 1973 eingestellt wurde. Eine Museumsstraßenbahn verkehrt ab dem Museum für Technik zum Park von Malmöhus.

Städtepartnerschaften

  • Vaasa, Finnland, seit 1940
  • Warna, Bulgarien, seit 1987
  • Tangshan, Volksrepublik China, seit 1987
  • Adelaide, Australien, seit 1988
  • Florenz, Italien, seit 1989
  • Tallinn, Estland, seit 1989
  • Stettin, Polen, seit 1990
  • Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern, seit 1991

Des Weiteren bestehen spezielle Übereinkommen mit der russischen Stadt Kaliningrad, der italienischen Provinz Chieti, sowie mit Newcastle in Großbritannien.[4]

Sport

  • Hallenbad: in Malmö befindet sich Skandinaviens größtes Hallenbad

Mannschaften

  • Fußballverein Malmö FF: Der bekannteste Sportverein der Stadt ist der Fußballverein 'Malmö FF' mit seinen 15 Meistertiteln. Ebenfalls einen hohen Bekanntheitsgrad haben die Malmö Redhawks, der Eishockeyverein hat zwei schwedische Meistertitel vorzuweisen.
  • Weitere bekanntere Fußballmannschaften sind Bunkeflo IF, IFK Malmö und Malmö Anadolu BI. Das Damenteam LdB FC Malmö spielt ebenfalls in der höchsten schwedischen Liga, der Damallsvenskan.
  • Im Handball spielt das Herrenteam des HK Malmö in der höchsten Liga und auch die American-Footballer der Limhamn Griffins vertreten die Stadt in der höchsten Liga, der Superserien, die sie bisher dreimal mit dem Meistertitel abschließen konnten.

Verschiedene große Sportveranstaltungen fanden in Malmö statt, darunter:

  • Gruppenspiele der Fußball-Weltmeisterschaft 1958
  • Die Europameisterschaft im Tischtennis 1964
  • Die Weltmeisterschaft der Handballjunioren 1977
  • Die Weltmeisterschaft im Badminton 1977 und 1994
  • Die Europameisterschaft im Badminton 2002
  • Die Europameisterschaft im Eiskunstlauf 2003
  • Die Europameisterschaft im American Football 2005

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter:

  • Alex Ārash Labāf (Arash), Sänger
  • Mattias Andersson, Handball-Nationaltorhüter
  • Caspar Bartholin der Ältere, Universalgelehrter
  • Anders Bergcrantz, Jazzmusiker
  • Matías Concha, Fußballspieler
  • Staffan Ehrlin, Musikproduzent und DJ
  • Sixten Ehrling, Dirigent
  • Mats Ek, Choreograph
  • Anita Ekberg, Schauspielerin
  • Hjalmar Gullberg, Dichter
  • Ulf Hannerz, Professor für Sozialanthropologie
  • Håkan Hardenberger, Trompeter
  • Malin Hartelius, Opernsängerin
  • Jonny Hector, Schachspieler
  • Johan Hellsten, Schachspieler
  • Ronnie Hellström, Fußballspieler
  • Tiger Hillarp Persson, Schachspieler
  • Zlatan Ibrahimović, schwedischer Fußballspieler bosnischer Abstammung
  • Jonny Jakobsen, Eurodance-Sänger
  • Andrée Jeglertz, Fußballspieler und -trainer
  • Kjell Johansson, Tischtennisspieler
  • Jörgen Kock, Bürgermeister in der Reformationszeit
  • Daniel Majstorović, Fußballspieler
  • Gustaf Malmström, Ringer
  • Lukas Moodysson, Schriftsteller und Filmregisseur
  • Siegfried Naumann, Komponist
  • Gunnar Nilsson, Formel-1-Fahrer
  • Karl-Erik Palmér, Fußballspieler
  • Mikael Pernfors, ehemaliger Tennisspieler
  • Baltzar von Platen, Erfinder
  • Henrik Reuterdahl, Kirchenhistoriker
  • Markus Rosenberg, Fußballspieler
  • Henric Schartau, Priester, Prediger und Initiator einer schwedischen Erweckungsbewegung
  • Mona Seilitz, Schauspielerin, Synchronsprecherin und Moderatorin
  • Lars-Erik Skiöld, Ringer
  • Jan Troell, Filmregisseur
  • Göte Turesson, Evolutionsbiologe und Ökologe
  • Nils Västhagen, Professor für Betriebswirtschaftslehre
  • Andreas Vinciguerra, Tennisspieler
  • Mats Wahl, Schriftsteller
  • Carl Westergren, Ringer
  • Bo Widerberg, Filmregisseur und Drehbuchautor
  • Christian Wilhelmsson, Fußballspieler

Einzelnachweise

  1. ↑ Svensk etymologisk ordbok
  2. ↑ www.xxx – alle Angaben sind Luftlinie.
  3. ↑ Was ist Landschaft? Der Ankarpark in Malmö.
  4. ↑ Malmös Städtepartner (schwedisch)

    xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite.

 

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Falsterbo

Die Halbinsel Falsterbo liegt an der südwestlichsten Spitze der skandinavischen Halbinsel. Sie bildet die Grenze zwischen der Ostsee und dem Öresund. Sie liegt etwa 25 Kilometer südlich von Malmö.

Die Halbinsel ist durch den Falsterbo-Kanal vom Festland getrennt, der den Weg zwischen dem Öresund und der Ostsee verkürzt.

Geografie

Geografisch gliedert sich die Halbinsel in zwei Bereiche:

  • der längliche, riffähnliche Westteil,
  • das Gebiet westlich und östlich des 1,6 km langen Falsterbo-Kanals

Im Westteil der Halbinsel liegt die historisch bedeutende Stadt Skanör med Falsterbo mit den Ortsteilen Falsterbo im Süden und Skanör zum Norden. An der Basis der Halbinsel liegen westlich bzw. östlich des Falsterbo-Kanals die Orte Ljunghusen und Höllviken.

Bedeutung der Halbinsel für den Vogelzug

Wegen der besonderen Lage (südwestlichster Landzipfel Schwedens) ist die Falsterbo sehr bedeutend für den Vogelzug in Skandinavien. Die meisten Vogelarten wandern in südwestlicher Richtung und da fast alle Arten Angst vor der Meerüberquerung haben, lassen sie sich entlang der Küstenlinie schließlich nach Falsterbo leiten, bis es nicht mehr weitergeht. Verstärkt wird dieser Effekt, auch „flyway-Effekt“ genannt, durch den vorwiegenden Südwestwind (Gegenwind!), der die Vögel dazu zwingt, in Bodennähe bei der dort herrschenden geringeren Windgeschwindigkeit zu fliegen. Durch die damit verbundene Nähe zum Wasser orientieren sie sich umso eher am Küstenverlauf. Dadurch gelangen die meisten Singvogelarten auf die Halbinsel und nutzen sie als Rastplatz vor dem Weiterzug. Ein beträchtlicher Teil von den ca. 500 Millionen Vögeln, die im Herbst von der skandinavischen Halbinsel aus nach Süden ziehen, zieht über Falsterbo. [1] Der Weiterzug führt je nach Windrichtung über die Ostsee Richtung Dänemark auf das mitteleuropäische Festland. [2] [3]

Sehenswertes

Falsterbo ist bekannt für die Vogelwarte Falsterbo, da die meisten Zugvögel die skandinavische Halbinsel über das fünf Kilometer lange Falsterbo-Riff südwärts verlassen. Das Riff und die feinen Sandstrände auf der Halbinsel bieten einen der schönsten Strände Südschwedens, umgeben von sehr lange blühenden Heideflächen.

Verkehr

Es bestehen gute, vom ÖPNV-Unternehmen Skånetrafiken betriebene, Busverbindungen nach Trelleborg und Malmö. Von Skanör nach Ystad verläuft eine malerische Küstenstraße, an der man viele gut ausgeschilderte Zeltplätze und eine Jugendherberge findet.

Einzelnachweis

  1. ↑ Exkursionsbericht des DJN über den Vogelzug auf der Halbinsel Falsterbo [1]
  2. ↑ Karlsson, Lennart (Hrsg.)(2004): Wings over Falsterbo, Falsterbo Vogelstation, 180 S. ISBN 91-86572-45-8
  3. ↑ John van der Woude (2004): Birding trip South Sweden, Exkursionsbericht [2]

 

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Skanör med Falsterbo

(Weitergeleitet von Skanör)

Skanör med Falsterbo ist eine Stadt in der südschwedischen Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen.

Der Ort in der Gemeinde Vellinge ist durch das Zusammenwachsen der beiden vormals selbständigen Städte Skanör und Falsterbo entstanden - mit Skanör als dem bevölkerungsreicheren Teilort.

Geographie

Skänör-Falsterbo liegt im länglichen, riffähnlichen Westteil der südschwedischen Halbinsel Falsterbo zwischen Öresund und Ostsee mit Falsterbo im Süden und Skanör im Norden.

Geschichte

Skanör und Falsterbo zählen zu den ältesten Städten Schwedens. Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert wurde jährlich von Ende Juli bis Oktober, manchmal bis in den November verlängert, am Strand zwischen den beiden Städten einer der wichtigsten Handelsmärkte Nordeuropas, der sogenannte Skånemarknaden („Schonenmarkt“), abgehalten. Seine Bedeutung erhielt er durch die reichen Heringsvorkommen im Norden der Halbinsel. Die aus dem Marktbetrieb erzielten Steuern waren die Haupteinnahmequelle unter anderem des dänischen Königs Waldemar IV. Atterdag.

Als die Heringsbestände im 16. Jahrhundert abnahmen, verlor der Markt an Bedeutung und wurde nicht mehr fortgeführt, wodurch auch die Bedeutung der beiden Städte abnahm. Falsterbo und Skanör waren fortan kleine Fischerorte mit Stadtrechten.

Im Jahre 1754 wurden die beiden eigenständigen Städte Skanör und Falsterbo zusammengelegt, und es entstand die Stadt Skanör-Falsterbo.

1904 wurde die Eisenbahnlinie Malmö–Vellinge mit den zwei Haltestellen Skanör und Falsterbo gebaut. Entlang der Eisenbahn wuchsen neue Wohngebiete heran. Die Eisenbahn wurde schließlich 1971 stillgelegt und im folgenden Jahr komplett abgebaut.

Während des Ersten Weltkriegs wurde eine Stichstrecke zum heutigen Kleinboothafen in Skanör verlegt, an dem seinerzeit eine Zementfabrik errichtet wurde. Gerüchten zufolge war sie eigentlich ein Kriegsmateriallager für den Fall, daß Schweden in den Krieg involviert werden sollte. Anderen Berichten nach wurde die Fabrik von deutschen Interessen beeinflusst erbaut. Das gewaltige Fundament, das heute das einzige Zeugnis der alten Anlage ist, sollte demnach Standort einer größeren Kanone gewesen sein, die zusammen mit ihrem Gegenstück im dänischen Køge die Meerenge bewachen sollte.

Sehenswertes

  • Die Kirchen von Skanör und Falsterbo stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert.
  • Falsterbo veranstaltet ein jährliches Spring- und Dressurreitturnier, die Falsterbo Horse Show (Wertungsprüfung des Nations Cups der Springreiter und der World Dressage Masters).
  • Skanör hat einen kleinen Fischerei- und Yachthafen, der heute überwiegend von der Sportschiffahrt genutzt wird.

Verkehr

Von Skanör-Falsterbo bestehen gute Busverbindungen nach Malmö, die vom schonischen ÖPNV-Unternehmen Skånetrafiken betrieben werden.

Einzelnachweise

  1. ↑ Tätorternas landareal, folkmängd och invånare
  2.  

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Trelleborg

Trelleborg ist eine Stadt in der schwedischen Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen. Die südlichste Stadt Schwedens liegt rund 30 km südlich von Malmö in der Öresundregion. Trelleborg ist der Hauptort der Gemeinde Trelleborg.

Geschichte und Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die alte Bebauung um den Gamla Torg (alter Marktplatz) sowie die Klosterruine (Klostergränden). Nicht weit von Trelleborg findet man auch die Skegriedösen, mit einem Alter von über 5000 Jahren. Der Langdolmen liegt direkt an der Europastraße 6 und ist umgeben von 18 Steinen.

In der Wikingerzeit, nach 980 ließ König Sven Gabelbart die sog. Trelleborg (dänisch/schwedisch trelleborg), eine Ringburg von 140-143 m Durchmesser errichten, mit Toren in alle Himmelsrichtungen und einer Palisade aus Eichenstämmen. Seit 1995 wird eine halbkreisförmige Rekonstruktion gezeigt. Sie ähnelt der gleichnamigen Burg auf der dänischen Insel Seeland (bei Slagelse). Im Gegensatz zu den Anlagen von Trelleborg bei Slagelse, Aggersborg und Fyrkat ist sie jedoch nicht exakt kreisrund sondern erscheint im südwestlichen Viertel im Grundriss etwas eingedrückt zu sein. Möglicherweise nimmt die Anlage auf eine ältere Bebauung Rücksicht. Denn es lassen sich zwei Bauphasen unterscheiden. Die erste Phase war kleiner mit schmalerem Wall. Sie scheint später vergrößert worden zu sein, wobei der Wall auch verbreitert wurde. Der Wall war später wohl 6 m hoch und 16-17 m breit. Im Inneren konnte keine Bebauung festgestellt werden, was auch durch die späteren Baumaßnahmen, die alle Zeugnisse zerstört haben, bedingt sein kann. Aber außerhalb der Anlage zum Strand hin fand man eine umfassende zeitgenössische Bebauung. Die Bebauung verschwand um 1000.[2] Ergraben wurden 1988 das nördliche und das westliche Tor, sowie der Wall- und Grabenabschnitt dazwischen. Außerdem wurde das östliche Tor untersucht, sowie im südöstlichen und südlichen Bereich Teile des Grabens erfasst. Rekonstruiert wurde nur das nordwestliche Viertel der Anlage.

Im Jahr 1257 wird der Ort zum ersten mal schriftlich erwähnt, als Trelleborg zusammen mit dem nahen Malmö vom dänischen König Erik Plovpenning dem jungen Brautpaar Sophie von Dänemark, seiner Tochter und Valdemar Birgersson, der als Waldemar I. König von Schweden war, zum Hochzeitsgeschenk gemacht wurde. Allerdings wurde Trelleborg bald von den Dänen zurück erobert. Endgültig ging der Ort erst 1658 an Schweden (Frieden von Roskilde) als Dänemark ganz Schonen an Schweden verlor.

Seinen Status als Stadt verlor Trelleborg im April 1619 und erlangte die vollen Stadtrechte erst 1867 wieder nachdem ihr schon 1840 der Status einer Handelsstadt zugestanden wurden.

Die Kirche St. Nicolai stammt aus dem 19. Jahrhundert und die ursprüngliche Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Im Stadtmuseum mit dem Schwerpunkt Vor- und Frühgeschichte der Region finden auch Wechselausstellungen über die Wikingerzeit statt. Die Ebbes Konsthall zeigt Skulpturen des Bildhauers Axel Ebbe und wechselnde Ausstellungen.

Von Axel Ebbe wurde auch die Statue einer nackten Frau geschaffen, die seit 1930 über den Hafen blickt. Modell für das Kunstwerk mit dem Titel Famntaget (dt. „Umarmung“) stand Birgit Holmquist, die Großmutter der US-amerikanischen Schauspielerin Uma Thurman.[3]

Auf der Ostseite des Gemeindefriedhofes liegt ein deutsches Gräberfeld mit 103 Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges und 10 Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die hier, im neutralen Schweden, ihre letzte Ruhestätte fanden.

Um die südliche Lage der Stadt zu verdeutlichen, werden jeden Sommer von der Stadtverwaltung an der Straße, die parallel zum Hafen verläuft, Kübel mit Palmen aufgestellt.

Verkehr

1909 wurde die Fährstrecke nach Sassnitz eröffnet, die so genannte Königslinie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Strecke nach Lübeck-Travemünde am bedeutendsten. Auf der Route Travemünde verkehrten die Schwesterschiffe der TT-Line Nils Holgersson und Peter Pan im 7-Stunden-Takt; von Sassnitz auf Rügen fuhren die Sassnitz und Rügen im 4-Stunden-Takt. Einzig auf der Route Sassnitz–Trelleborg bestand ein Kombitransport von PKW, LKW und Eisenbahn. Der Verkehr von der DDR nach Trelleborg war nur für Skandinavier, Nicht-Deutsche, West-Berliner, Westdeutsche Bürger und beglaubigte DDR-LKW-Fahrer nutzbar.

Nach der deutschen Wiedervereinigung hat der Verkehr nach Sassnitz und Rostock spürbar zugenommen. Von Trelleborg besteht eine Eisenbahnfährverbindung der Scandlines nach Sassnitz. Fähren der TT-Line verkehren nach Rostock und Travemünde.

Die Europastraße 22, von Norrköping und Kalmar kommend, führt via Fähre nach Sassnitz und Rostock.

Wirtschaft

Trelleborgs Hamn AB

Alle Aktivitäten im Hafen liegen heute in der Hand der Trelleborgs Hamn AB, die 1999 durch die Zusammenlegung der Trelleborg Terminal AB und Trelleborgs hamn entstand. Das Unternehmen hat drei Geschäftsbereiche: Hafen, Umschlag und Immobilien. Das Unternehmen hat 97 Beschäftigte und einen Umsatz von ca. 150 Millionen Schwedischen Kronen.

Trelleborgs Hafen ist einer der größten Fähr- und RoRo Häfen Skandinaviens. Im Jahr 2004 wurden fast 11 Millionen Tonnen Güter sowie rund zwei Millionen Passagiere abgefertigt. Trelleborg ist die schwimmende Brücke zum Kontinent – der direkte Weg von und nach Europa mit über 34 täglichen Verbindungen.

Trelleborg AB

Trelleborg ist Sitz des Mischkonzerns Trelleborg AB, der mit 25.000 Mitarbeitern in 40 Ländern tätig ist.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Peter Hanson, Profigolfer
  • Andreas Isaksson, Fußballspieler

Literatur

Fredrik Svanberg: Vikingatiden i Skåne. Lund 2000.

Einzelnachweise

  1. ↑ Tätorternas landareal, folkmängd och invånare
  2. ↑ Svanberg S. 80 ff.
  3. ↑ Artikel im Sydsvenskan über die Statue am Hafen von Trelleborg.
  4.  

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Lund

Lund ist eine Stadt in der südschwedischen Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen.

Die sogenannte „Studentenstadt“ (mehr als ein Drittel der Einwohner sind Studenten) ist die elftgrößte Stadt Schwedens und, nach Malmö und Helsingborg, die drittgrößte Stadt Schonens. Sie ist geprägt von zahlreichen Cafés, Parks und alten Backstein-Fassaden. Die Universitätsstadt gilt als kulturelles Zentrum des Südens und ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Sie gilt als die am schnellsten wachsende Stadt des Landes.[2][3]

Geographie

Lund liegt unweit des Öresunds, etwa 17 km nordöstlich von Malmö und nur 60 km von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen entfernt, im äußersten Südwesten Schwedens, bei 55° 42' 10 nördlicher Breite und 13° 11' 35 östlicher Länge. Die Entfernungen zu einigen anderen schwedischen Städten sind dementsprechend groß. So ist Göteborg etwa 250 km, Stockholm 600 km und Umeå knapp 1200 km entfernt. Die Stadt gehört zur transnationalen Öresundregion und ist Teil der Großstadtregion Malmö (Groß-Malmö).

Lund liegt am nordwestlichen Ende des Romeleåsen, Schwedens südlichstem Horst, der sich 30 Kilometer in südöstliche Richtung bis nach Ystad erstreckt. Bedingt durch die Lage befindet sich Lunds höchster Punkt im Nordosten der Stadt, die stetig gen Südwesten abfällt.

Klima

In Lund herrscht feuchtkontinentales Klima. Durch die Nähe zum Öresund und die ungeschützte Lage auf der schonischen Halbinsel herrscht durchweg windiges Wetter vor, mit Wind meist aus Süd bis Süd-West. Dies hat relativ geringe Temperaturschwankungen zur Folge. Die Winter sind zumeist nass, mit wenig bis keinem Schnee, im Sommer übersteigen die Temperaturen selten die 25-Grad-Marke. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7,9 Grad, der Jahresniederschlag beträgt 655 mm.[4]

Geschichte

Gründung und Frühgeschichte

Gegründet um 990 n. Chr. vom dänischen Wikingerkönig Sven Gabelbart, gilt Lund gleichauf mit Sigtuna als älteste Stadt Schwedens. Der Name Lund (dänisch, norwegisch und schwedisch für Hain) deutet darauf hin, dass der Platz bereits zur Wikingerzeit kultische Bedeutung hatte. In der nordischen Mythologie wurden u. a. Haine und Quellen als heilig verehrt. Archäologische Funde bei Uppåkra weisen darauf hin, dass die Stadt nach ihrer Gründung, wahrscheinlich auf königliche Initiative hin, etwa fünf Kilometer nach Norden verschoben wurde. Die Funde geben Anlass zur Annahme, dass die Stadt schon vor der Verschiebung als Zentralort für das damalige Südwestschonen fungierte. Auch wird die Siedlung in der ältesten Geschichte des Nordens als eine durch Schifffahrt und Handel mächtige Stadt erwähnt.

Die neue Lage der Stadt war von strategischem Vorteil, da die bessere Sicht von Romeleåsen, sowie Moor- und Sumpfböden längs des Flusses Höje å zusätzlichen Schutz gaben. Wie schon in Uppåkra, verlief die wichtige Landstraße (Länsväg) in Nord-Süd-Richtung auch an Lund vorbei, aber Lund lag nun zusätzlich an der Landstraße in Ost-West-Richtung und die Annahme liegt nahe, dass die Stadt dadurch neues Gewicht innerhalb Schonens erlangte. Die Gründung der Stadt kann deshalb in einer Reihe mit Versuchen gesehen werden, ein einheitlich-dänisches Königtum zu schaffen.

Mittelalter

Bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts war Lund Suffragandiözese des Erzbistums von Canterbury. Diese Verbindung löste sich allmählich, als Lund mit Einführung des Christentums um 1050 ein kirchliches Zentrum und im Jahre 1060 selbst Bischofssitz wurde, da sich Dänemark in neue Diözesen aufteilte. Ab 1066, unter Bischof Egino, wurde Lund dem Erzbistum Hamburg-Bremen unterstellt, in den Grenzen der heutigen Diözese, mit den Gebieten Bornholm und Halland.

1085 wurde mit der Katedralskolan, die älteste Schule Skandinaviens gegründet. Knut der Große wollte Lund zu einem zweiten London, zur Metropole Skandinaviens, machen. Die Entwicklung zum neuen Machtzentrum ging aber nicht problemfrei vonstatten, da auch Dalby, etwa 10 km östlich von Lund, um den Bischofssitz konkurrierte und dort damit begonnen wurde, eine Domkirche zu errichten, welche jedoch nie fertiggestellt worden ist.

Im Jahr 1103 wurde mit dem Dom zu Lund der nun älteste Dom Skandinaviens errichtet, was dazu führte, dass sich die Stellung Lunds weiter festigte und Dalby, wie vorher Uppåkra, an Wichtigkeit verlor. Ein Jahr später wurde Lund Erzbistum, zunächst für die Nordischen Länder und, nachdem Norwegen (1152) und Schweden (1164) unabhängige Erzbistümer wurden, auch von Dänemark. Der Erzbischof erhob bis zur Reformation Ansprüche auf die Suprematie über alle nordischen Prälaten. In diesen Zeiten war Lund die geistliche, und in gewissem Sinn auch die weltliche Hauptstadt des dänischen Reichs (metropolis Daniae), dessen Münzen in Lund geprägt wurden und dessen Könige sich auf der St. Liboriushöhe huldigen ließen.

Ihre größte Blütezeit erlebte die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert als bedeutendste Stadt Dänemarks. Knut I. von Schweden feierte 1177 hier seine Hochzeit, 1202 wurde König Waldemar II. (der Sieger) in Lund gekrönt und 1409 die Hochzeit von Erich von Pommern mit Philippa, der Tochter Heinrichs IV. von England, gefeiert.

In den Folgejahren blieb Lund eine der bedeutendsten Städte Dänemarks, verlor aber mit dem Aufstieg Malmös im 15. Jahrhundert an Bedeutung: Nachdem erst der Feldzug Karls VIII. von Schweden nach Schonen 1452 dem Wohlstand der Stadt einen schweren Schlag versetzt hatte, sank sie durch die Reformation und die damit einhergehende Trennung von Religion und Staat vollends in einen Zustand von Verfall und Bedeutungslosigkeit. Mit Ausnahme des Doms und der Klosterkirche Sankt Peters wurden die übrigen Kirchen niedergerissen, die Häuser verfielen und Plätze blieben unbebaut.

Neuzeit

Während des Zweiten Nordischen Krieges erklärte Dänemark im Juni 1657 Schweden den Krieg. Diese Auseinandersetzung endete im Frieden von Roskilde von 1658 damit, dass Dänemark unter anderem seinen Besitz im heutigen Südschweden räumen musste, und so wurde die Stadt im gleichen Jahr zusammen mit ganz Schonen an Schweden abgetreten.

Die folgenden Kriegsjahre unter Karl XI., mit dem Sieg der Schweden in der Schlacht bei Lund am 4. Dezember 1676, und unter Karl XII., mit dem Frieden zwischen Schweden und Dänemark am 6. Oktober 1679, vollendeten den Abstieg der Stadt. Es dauerte lange, bis Lund, vor allem durch die 1666 gegründete Universität, wieder überregionale Bedeutung gewann.

Die Gründung der Universität hatte vor allem zum Zweck, das ehemals dänische Gebiet nachhaltig an Schweden zu binden, was zumindest mittelfristig Auswirkungen auf die Stellung der ehemals wichtigen Stadt hatte. Denn ab dem Ende des 17. Jahrhunderts schien Lund, vor allem durch die Universität, zu altem Glanz zurückzugelangen: Samuel von Pufendorf veröffentlichte an ihr 1672 seine humanistisch-demokratische Universalethik.

Schweden wird aus Lund regiert

Gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Schweden von weiteren Kriegen heimgesucht, was die Lage in der Stadt erschwerte. 1703 und 1711 wüteten Brände, von 1712 bis 1713 die Beulenpest. Als zwischen dem 6. September 1716 und 11. Juni 1718 Karl XII. im Kungshuset residierte, wurde Schweden aus Lund regiert und zwei Feldzüge gegen Norwegen geplant und vollzogen. In den letzten Jahren des Großen Nordischen Krieges kamen Diplomaten aus ganz Europa nach Lund und die Stadt erreichte neue politische Bedeutung.

Industrialisierung

Die Industrielle Revolution und die darauf folgende Urbanisierung erreichten die Stadt mit der Eröffnung des ersten Teilstücks der Södra stambanan von Malmö nach Lund im Jahre 1856. Dennoch wurde Lund, anders als andere Städte in Schweden, nicht übermäßig industrialisiert, der Lage an der Eisenbahn zum Trotz. Denn ein Großteil der Industrie sammelte sich vorerst in Malmö, und auch die alten Handelsrouten, die nun allmählich durch Eisenbahnstrecken ersetzt wurden, hatten nun Malmö als Endstation. Weitere Faktoren, die zur schwachen Industrialisierung beitrugen, waren die Dominanz der Universität und der Kirche. Da diese Institutionen seit jeher eine große Rolle gespielt hatten, verzichtete man auf eine breite Ansiedlung von Industrie. Dennoch wurde mit dem Bau weiterer Eisenbahnlinien begonnen, wie etwa mit der nach Trelleborg (1877), nach Bjärred (1901) und der heutigen Västkustbanan nach Göteborg (1888), ursprünglich eine Nebenstrecke nach Kävlinge.

Auch die Universität erlebte einen neuen Aufschwung: Neue Fakultäten wurden gegründet und neue Gebäude, wie das Hauptverwaltungsgebäude, wurden errichtet. Anfangs des 19. Jahrhunderts wohnten und arbeiteten berühmte Persönlichkeiten, wie etwa Esaias Tegnér, Carl Adolph Agardh oder Pehr Henrik Ling, in der Stadt.

Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte die Stadt ein starkes Bevölkerungswachstum, so lebten bereits 1950 etwa 35.000 Menschen in Lund. Frühere Ackerlandflächen wie Norra Fäladen, Östra Torn-Mårtens Fälad und Klostergården wurden zu neuen Stadtteilen erschlossen. 1951 wurde der Neubau für das 1768 gegründete Universitätskrankenhaus Lund eröffnet. Auch die Lehrangebote an der Universität wurden weiter ausgebaut und 1961 die Technische Hochschule Lund (Lunds tekniska högskola, LTH) gegründet. 1983 begann man mit dem Bau von Schwedens erstem Gewerbegebiet Ideon, heute ein Firmenpark vor allem für Informations- und Biotechnologiefirmen.

Stadtbild

Als Lund im 12. und 13. Jahrhundert Sitz des Erzbischofs war, entstanden in und außerhalb der Stadt viele Kirchengebäude. Zeitweilig gab es 27 Kirchen und Klöster in Lund. Im Laufe der Reformation wurde jedoch ein Großteil der religiösen Gebäude abgerissen. Der mittelalterliche Stadtkern wird noch durch die Struktur des Straßennetzes am deutlichsten, die sich bis in die heutige Zeit bewahrt und, im Ganzen gesehen, die Form eines menschlichen Herzes hat, was typisch für den Städtebau im Mittelalter ist. Die Straßen des Innenstadtbezirks Centrum bestehen außerdem ausschließlich aus Kopfsteinpflaster, welches trotz des regen Busverkehrs nicht durch gewöhnlichen Asphalt ersetzt, sondern beständig erneuert wird. Weiteres Merkmal sind eine Anzahl mittelalterlicher Gebäude, wie etwa der Dom, das Königshaus (Kungshuset) und die Kathedralsschule aus dem Jahr 1085.

Bis ins 18. Jahrhundert war auch der Bau von Fachwerkhäusern nicht ungewöhnlich, was den Einfluss etwa aus Norddeutschland deutlich macht. Die Mehrzahl der heutigen Häuser stammt aus eben dieser Zeit. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden viele alte Häuser erweitert oder durch mehrstöckige Gebäude ersetzt, so etwa das Hauptgebäude der Kathedralsschule oder das Grand Hotel. Von 1902 bis 1907 wurde der Neubau der Universitätsbibliothek auf dem Helgonabacken errichtet. Andere Universitätsgebäude kamen im Universitätsviertel dazu. Gerade in der Innenstadt, aber auch in und um das Universitätsgelände, bestehen weiterhin viele Backstein-Fassaden.

In den 1960er Jahren bestand der Plan des Genombrottet, des Durchbruchs einer vierspurige Straße direkt durch den Stadtkern. Dieser Plan wurde vor Allem von den bürgerlichen Parteien unterstützt, jedoch ließ man in den späteren Jahren davon ab und beschloss 1968, das Projekt zu stoppen. An einigen der Stellen, wo mit dem Abriss begonnen wurde, findet man noch heute größere Brachflächen. Auch die Verlagerung von Einkaufszentren an die Peripherie der Stadt wurde lange Zeit abgelehnt. So entstand Nova Lund, die erste und bisher einzige derartige Einrichtung, erst 2002.

Außerhalb des Zentrums (Centrala staden) ist Lund durch Gebäude der Universität und der Technischen Hochschule, sowie von Häusern mit Vorortscharakter geprägt. Ältere Wohngebäude bestehen unter anderem in den Stadtteilen Värpinge und Östra Torn-Mårtens Fälad.

Stadtgliederung

Lund gliedert sich in 14 administrative Stadtteile:[5] Centrala staden, Gunnesbo, Järnåkra-Nilstorp, Klostergården, Kobjer, Linero, Möllevången, Norra Fäladen, Nöbbelöv, Östra Torn-Mårtens Fälad, Tuna, Vallkärratorn-Stångby, Värpinge und Väster.

Plätze

Wichtigster Platz und Mittelpunkt der Stadt ist Stortorget, südlich des Doms. Dieser wird durch das Rathaus (Rådhuset), sowie einige Geschäfte und Cafés beherrscht. Am Platz vorbei führt Kyrkogatan. Rechts des Rathauses schließt dich das Gebäude der Stadthalle (Stadshallen) an, in der sich neben einem Konzertsaal, Sitzungssäle befinden, die für Sitzungen des Stadtrats genutzt werden.

Der Platz Mårtenstorget ist ein alter Handelsplatz auf dem regelmäßig Märkte abgehalten werden. Er liegt in etwa 200 m Entfernung des Rathauses, in südöstlicher Richtung. Des Weiteren dient der Platz als Abstellfläche für PKWs. Weitere Plätze sind Botulfsplatsen zwischen Stortorget und Mårtenstorget, Clemenstorget nördlich des Bahnhofs, Bantorget mit dem Grand Hotel, sowie Knut den Stores torg und Krafts torg.

Parks

In Lund gibt es mehrere Parks, wobei der Lundagård der Zentralste ist. Der Park mit dichtem, altem Baumbestand, liegt zwischen dem Dom im Süden und der Universität im Norden, wo der Universitätsplatz eine natürliche Fortsetzung bildet. Im Westen wird er von der Kyrkogatan, der alten Hauptstraße Lunds, begrenzt. Im Osten grenzt er an den Tegnérsplatsen und den Krafts torg. Die Geschichte des Parks hängt eng mit der der Stadt zusammen. In ihm wurde um 1000 n. Chr. ein Park für den dänischen König angelegt. Der Park, damals noch von einer Mauer umgeben, beherbergte die Residenz des Bischofs (Kungshuset), die königliche Münzprägeanstalt sowie mehrere Wirtschaftshäuser.

Durch die geographische Nähe zu wichtigen Universitätsgebäuden wie dem Hauptgebäude und dem Gebäude der Akademischen Vereinigung (AF-Borgen), kann der Park gleichwohl als akademisches Zentrum der Stadt bezeichnet werden. In ihm findet seit 1849 alle vier Jahre der Lundakarnevalen statt, ein bedeutender studentischer Brauch mit Festumzügen.

Der Stadtpark (Stadsparken) liegt südwestlich des Stadtkerns. Er wurde zwischen 1909 und 1911 um den Högevall herum angelegt, einem Stadtwall aus dem Mittelalter. Im Park, der bei schönem Wetter von der Bevölkerung stark frequentiert wird, befinden sich mehrere Skulpturen verschiedener Künstler.

Der Botanische Garten (Botaniska trädgården) ist der dritte Park im Stadtgebiet. Er wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegt und beherbergt heute tausende verschiedene Pflanzenarten, sowie mehrere Gebäude, die von der Universität genutzt werden. Darunter befindet sich ein Gewächshaus mit neun Klimazonen.

Einwohnerentwicklung

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung in der kirchlich geprägten Stadt im Zuge der Reformation und der Säkularisierung zunehmend ab. Die Stadt sollte sich bis ins 19. Jahrhundert nicht davon erholen. Auch die Gründung der Universität im Jahre 1666 sorgte mittelfristig nicht für den erhofften Bevölkerungszuwachs. Esaias Tegnér bezeichnete Lund um 1800 als „akademisches Bauerndorf“.

Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts fanden starke demographische Veränderungen statt. Begründet vor allem durch die Ansiedlung von Industriebetrieben und Gewerbe, entwickelte sich die Stadt zu einem kommerziellen und finanziellen Zentrum für die umliegenden Orte und die Region. Große Bedeutung hatte die Einweihung der Södra stambanan 1856, einer Eisenbahnlinie von Malmö über Nässjö nach Falköping. Die bessere Anbindung sorgte für überdurchschnittlichen Bevölkerungszuwachs in jener Zeit. Ab dem 20. Jahrhundert sorgte vor allem der Ausbau der Universität, sowie des Gesundheitssektors für Zuwächse.

Politik

Die verwaltende Instanz der Stadt ist die Gemeinde Lund (Lunds kommun). Ihr Gebiet erstreckt sich jedoch über die Grenzen der eigentlichen Stadt in siedlungsgeographischem Verständnis (tätort) hinaus und schließt außerhalb gelegene Ortschaften mit ein. Lund ist Hauptort (centralort) der Gemeinde und damit Sitz der kommunalen Verwaltung.

Seit der letzten Gemeindewahl (kommunval) im Jahre 2006 wird die Stadt und die Gemeinde von einer bürgerlichen Mehrheit aus Konservativen, Liberalen und Zentrum regiert (kommunfullmäktige).

Wappen

Das Wappen der Stadt wird seit Mitte des 14. Jahrhunderts verwendet. Die Blasonierung spricht von einem silbernen Schild, darin eine auf grünem Grund stehende, rote Mauer mit Zinnen und einem Turm. Darauf, und jeweils an beiden Seiten, ein weiterer Turm. Entgegen der Blasonierung, wird das Wappen im heutigen Gebrauch mit einer goldenen, geschwungenen Mauerkrone gezeigt, wie etwa beim Wappen der Stadt Helsingborg. Diese Krone soll das freie Bürgertum versinnbildlichen.

Was genau das Wappen darstellt, ist nicht gänzlich zu bestimmen. Zum Einen könnte ein Kirchengebäude dargestellt sein, dafür spricht die kreuzähnliche Aussparung in der Mitte des Hauptturms. Durch die befestigten Mauern und Türme erscheint jedoch auch eine Burg möglich.

Das Wappen wurde 1913 in dieser Form von König Gustav V. festgestellt. Seit 1971 wird es von der Gemeinde Lund und von der Stadt verwendet.

Verkehr

Fernstraßen

Durch Lund führt seit 1953, von Malmö kommend, die Europastraße 22, Schwedens älteste Autobahn (schwedisch motorväg). Des Weiteren existieren Anbindungen an alle wichtigen Fernstraßen, wie etwa der Riksväg 16, der Lund an die Europastraße 6 anbindet, sowie der Länsväg 108, mit Anbindung an die E 65.

Eisenbahn und ÖPNV

Seit 1856 besteht die wichtige Zugverbindung in Richtung Malmö (Teil der Södra stambanan), die heute mit der Öresundverbindung über die Öresundbrücke weiter nach Kopenhagen und nach Helsingør führt. Bedient wird diese, als auch die Strecke Helsingør - Kalmar, hauptsächlich durch den Öresundståg, welcher gemeinsam von den DSB (auf dänischem Gebiet), der Skånetrafiken (innerhalb Schonens), sowie von SJ (bei Fahrten nach Kalmar und Göteborg) betrieben und verantwortet wird. Des Weiteren verkehrt der sogenannte Pågatåg vor allem zwischen Malmö und Lund. Da sich die Eisenbahnlinien der Västkustbanan sowie der Södra stambanan in Lund kreuzen, ist es möglich die drei größten Städte Schwedens (Stockholm, Göteborg und Malmö) zu erreichen, ohne umsteigen zu müssen.

Der ÖPNV findet mit dem gut ausgebauten Busnetz von Lund Stadsbuss (betrieben von Bergkvarabuss) seine Anwendung. Im Stadtgebiet befinden sich etwa 400 Bushaltestellen. Innerhalb der Stadt werden die elf Stammlinien von umweltfreundlichen Niederflurbussen bedient, 90 % der Fahrzeuge fahren mit Naturgas. Außerdem betreiben die Skånetrafiken (mit Subunternehmen wie Swebus AB) den regionalen Busverkehr in viele Städte Schonens, so etwa auch nach Malmö.[7]

Flugverkehr

Lund liegt unweit des Flughafens Malmö, der vor allem für innerschwedische Flüge von großer Bedeutung ist. Daneben ist vor allem die Nähe zum Flughafen Kopenhagen-Kastrup von großer Wichtigkeit. Dieser ist in etwa 45 min mit dem Öresundståg, dem Flygbuss oder dem Auto zu erreichen. Daneben existiert in ungefähr zwei Kilometern Entfernung der Flugplatz Hasslanda, der aber ausschließlich für Sportflüge genutzt wird.

Radverkehr

Wie in jeder mittelgroßen Universitätsstadt ist auch in Lund das Fahrrad das wichtigste Verkehrsmittel. Etwa 22.000 Fahrradfahrer passieren die Innenstadt pro Tag, 90 % der Einwohner haben Zugang zu einem Fahrrad.[8] Die Gemeinde als verwaltende Instanz fördert den Ausbau des Wegenetzes und die Erhöhung der Sicherheit mit etwa 80. Mio SEK seit 1998.[9] Am Bahnhof Lund C besteht seit 1996 mit Lundahoj[10] ein Fahrradreisezentrum mit 780 überdachten und bewachten Fahrradstellplätzen und einem Fahrradverleih. Das Projekt wird durch staatliche Zuschüsse finanziert, mit Förderung durch INTERREG III B des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).[11]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Lund ist dank seiner Lage Ausgangspunkt für Ausflüge durch Schonen, sowie für Tagesausflüge nach Malmö oder Kopenhagen. Weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt ist der romanische Dom (domkyrkan). Eine Besonderheit stellen die zahlreichen Wassertürme dar, unter denen der Gamla Vattentornet mit etwa 75 m Höhe der Größte ist.

Kulturell ist die Stadt für ihre Größe hervorragend ausgestattet: So gibt es mehrere Theater, Kinos, sowie unzählige Cafés in denen Lesungen oder Filmvorführungen stattfinden. Des Weiteren erwähnenswert sind das Kunstmuseum Skissernas museum (Museum der Skizzen), das Freilichtmuseum Kulturen, sowie die Mejeriet (Molkerei), ein Kulturhaus in dem Konzerte stattfinden. Die Stadt Lund bewarb sich als Europäische Kulturhauptstadt 2014, unterlag jedoch Umeå in der Endauswahl.

Bildung und Wissenschaft

Die Universität Lund ist heute mit rund 35.000 Studenten eine der größten Universitäten Skandinaviens und ist inoffiziell die älteste Universität Schwedens. Zwar wurde sie rund 200 Jahre nach der Universität in Uppsala gegründet, doch bestand schon im Jahre 1425 das Studium generale, ein Vorgänger der heutigen Universität.

Wichtige Fakultäten sind der Fachbereich für Medizin mit dem Universitätskrankenhaus und die naturwissenschaftlich-technische Fakultät mit dem Laserzentrum und der Synchrotronstrahlungsquelle MAX-lab. Bis 2018 wird mit der Europäische Spallations-Neutronenquelle (ESS) und der neuen Synchrotronstrahlungsquelle MAX IV eine Anlage für Materialforschung und Synchrotronlicht-Forschung errichtet werden.[12]

Mit dem Familienarchiv von Alfred Nobel, dass im Landesarchiv Lund verwahrt wird, besteht eines von vier Weltdokumentenerben Schwedens in Lund. Das Landesarchiv, eines von fünf Landesarchiven in Schweden, verwahrt unter anderem eine umfangreiche Sammlung dänischer Schriften aus der Zeit vor dem Frieden von Lund.

Wirtschaft

1951 wurde in Lund die Tetra Pak AB gegründet, deren Stammwerk sich noch immer hier befindet. Alfa Laval, ein weiteres bedeutendes Unternehmen das in Lund ansässig ist, gehörte zwischen 1991 und 2000 zur Tetra Pak Gruppe, wurde aber inzwischen wieder teilweise ausgegliedert. Das Medizintechnikunternehmen Gambro hat seinen Sitz ebenfalls in Lund. Darüber hinaus haben die Firmen AstraZeneca und Sony Ericsson Standorte in der Stadt.

1983 wurde mit dem Wissenschaftspark IDEON die erste Einrichtung dieser Art in Skandinavien gegründet. Auf heute etwa 100.000 m2[13] siedeln sich vor allem kleine und mittelständische Betriebe aus den Bereichen IT, Biotechnologie und Hochtechnologie im Stadtteil Tuna an.[14] Es wird dabei eng mit der Universität Lund, vor allem mit der Technischen Hochschule (LTH) zusammengearbeitet. Nennenswerte Unternehmen sind beispielsweise Deloitte, Skandia oder QlikTech.

Medien

In Lund wurden in früheren Tagen zwei Tageszeitungen herausgegeben: Lunds Dagblad und Folkets Tidning. Beide existieren nicht mehr. Aktuell größte Zeitung ist die Malmöer Sydsvenskan, das Skånska Dagbladet hat eine Redaktion in Lund. Seit 15 Jahren existiert die Zeitung Lundaliv, welche über Neuigkeiten und Trends aus Lund informiert. Des Weiteren findet die Gratiszeitung metro großen Absatz. Im lokalen Fernsehen wird der Studentenkanal Steve ausgestrahlt, mit Radio AF existiert auch im Hörfunk ein Studentensender.

Sport

Lund kann als Handballstadt bezeichnet werden. Allein zwei Vereine aus der Stadt spielen in der ersten Liga: H 43 Lund und LUGI HF, letzterer wurde 1980 Schwedischer Meister. Seit 1978 wird mit Lundaspelen das nach eigenen Angaben größte Handballturnier der Welt veranstaltet.[15] Lund ist Austragungsort der Handball-Weltmeisterschaft der Herren 2011.

Die Fußballmannschaft des Lunds BK spielt in der Division 2 Södra Götaland, der vierten Liga Schwedens. Bekannte Spieler wie Martin Dahlin und Roger Ljung spielten bereits im Verein. Im Basketball ist die Abteilung der LUGI (Lunds Universitets Gymnastik och Idrottsförening) und der Eos Lund IK zu nennen, letzterer spielt in der zweiten Liga. Die Innebandymannschaft der LUGI spielt in der vierten schwedischen Liga.

Wichtigste Sportstätten sind die allgemeine Sporthalle (Lunds Idrottshall), die Färs och Frosta Sparbank Arena, das Ballhaus (Bollhuset) in dem Ballsportarten zu Hause sind, die Eos-Halle, sowie das Victoriastadion und der Sportplatz (Centrala idrottsplatsen).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Folgende Persönlichkeiten wurden in Lund geboren:

  • Arvid Ahnfelt, Literaturhistoriker
  • Einar Billing, Bischof
  • Martin Dahlin, ehemaliger Fußballspieler
  • Viking Eggeling, Künstler
  • Kim Ekdahl Du Rietz, Handballer
  • Nils Grandelius, Schachspieler
  • Magnus Gustafsson, ehemaliger Tennisspieler
  • Mikael Håfström, Regisseur
  • Carl August Hagberg, Sprachforscher
  • Carl Fredrik Hill, Maler
  • Johan Ihre, Sprachforscher
  • Andreas Jakobsson, Fußballspieler
  • Amanda Jenssen, Sängerin
  • Joachim Johansson, Tennisspieler
  • Caroline Jönsson, Fußballspielerin
  • Mia Leche Löfgren‎, Schriftstellerin
  • Jan Malmsjö, Schauspieler
  • Carl Wilhelm Oseen, Physiker
  • Torkel Petersson, Schauspieler
  • Mårten Sandén, Jugendbuchautor
  • Karl-Aage Schwartzkopf, Schriftsteller
  • Kai Siegbahn, Physiker und Nobelpreisträger
  • Göran Sonnevi, Schriftsteller
  • Henrik Sundström, ehemaliger Tennisspieler
  • Max von Sydow, Schauspieler
  • Linus Thörnblad, Hochspringer
  • Uffe Thrugotsen, Erzbischof
  • Timbuktu, Musiker
  • Anna Wahlgren, Schriftstellerin
  • Per Wahlöö, Schriftsteller
  • Ivar Wickman, Mediziner
  • Måns Zelmerlöw, Sänger, Moderator

Weitere Persönlichkeiten (Auszug)

Folgende Persönlichkeiten sind nicht in Lund geboren, wirk(t)en bzw. leb(t)en aber hier:

  • Nils Alwall, Nephrologe, Erfinder einer Künstlichen Niere
  • Amelia Andersdotter, Politikerin
  • Anders Arborelius, Bischof
  • Sune Bergström, Biochemiker
  • Bror von Blixen-Finecke, Baron
  • Ingvar Carlsson, Politiker und ehemaliger schwedischer Ministerpräsident
  • Pehr Edman, Biochemiker
  • Tage Erlander, Politiker und ehemaliger schwedischer Ministerpräsident
  • Jakob Erlandsen, Erzbischof
  • Elias Magnus Fries, Botaniker
  • Torsten Hägerstrand, Geograph
  • Bengt Lidner, Dichter
  • Lars Hörmander, Mathematiker
  • Absalon von Lund, Erzbischof
  • Jörgen Nilsen Schaumann, Dermatologe
  • Sven Nordqvist, Zeichner und Autor
  • Lars Norén, Lyriker und Dramatiker
  • Christiern Pedersen, Schriftsteller
  • Samuel von Pufendorf, Rechtsphilosoph und Historiker
  • Johannes Rydberg, Physiker
  • Henric Schartau, Prediger
  • Ruth Seydewitz, Schriftstellerin
  • Erik Johan Stagnelius, Dichter
  • August Strindberg, Schriftsteller und Künstler
  • Esaias Tegnér, Dichter
  • Erik Wallenberg, Erfinder
  • Helgo Zettervall, Architekt

Literatur

  • K. Arne Blom: Medeltidens Lund. Lund 1999, ISBN 91-973770-0-7.
  • Bengt Liljegren: Karl XII i Lund: När Sverige styrdes från Skåne (Illustrerad historia). Lund 1999, ISBN 91-88930-51-3.
  • Ragnar Blomqvist: Lunds Historia, Medeltiden. Lund 1951, ISBN 91-40-30125-7.
  • Ragnar Blomqvist: Lunds Historia, Nyare tiden. Lund 1978, ISBN 91-40-04391-6.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Tätorter; arealer, befolkning
  2. ↑ Sydsvenskan: Lund växer mest av storstäderna
  3. ↑ Svenska Dagbladet: Efter grannen Lund är Malmö den stad som växer mest i Sverige.
  4. ↑ Temperaturen och nederbörden i Sverige 1961 – 1990: referensnormaler / Hans Alexandersson och Carla Eggertsson Karlström. – Utgåva 2. – Norrköping: Sveriges meteorologiska och hydrologiska institut, 2001. – 71 S.: Kt.; 30 cm. – (Meteorologi / SMHI; 99. 2001)
  5. ↑ Übersichtskarte der Stadtteile
  6. ↑ Universität Stockholm, Institut für Stadt- und Gemeindegeschichte: Lunds befolkningsutveckling 1570-1995
  7. ↑ Lund Stadsbuss (schwedisch)
  8. ↑ Lundacyklisten i siffror (schwedisch)
  9. ↑ Cyklist (schwedisch)
  10. ↑ Hoj ist das schonische Wort für Fahrrad
  11. ↑ Lundahoj - cykelresecentrum (schwedisch)
  12. ↑ ESS in Lund
  13. ↑ IDEON - en berättelse om framgång
  14. ↑ Allt du behöver är en god idé
  15. ↑ xxx
  16. xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

     

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Ystad

Ystad (deutsch historisch: Ystadt, dänisch historisch: Ysted) ist eine Stadt in der südschwedischen Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen an der schwedischen Südküste. Die Stadt ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde.

Geografie

Von Ystad zieht sich der Järavall, ein aus Steinen und Kies bestehender Landrücken, längs der Küste nach Trelleborg und Falsterbo hin. Er soll der „Iöravalla“ sein, der in der Völuspá (Vers 14) genannt wird.

Geschichte

Der dänische Name Ysted wurde 1244 erstmals in den Lunder Annalen erwähnt, doch war das Stadtgebiet bereits früher besiedelt. Die Ursprünge der Hauptkirche der Stadt, der Sankt-Marien-Kirche (Sankta Maria kyrka), stammen aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Das 1258 gegründete Kloster der Franziskaner (Gråbröderklostret) St. Petri zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen in Schweden und beherbergt heute das Stadtmuseum. In der Altstadt sind viele Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Die wirtschaftliche Grundlage für den Aufschwung der Stadt bildeten die Fischerei und der Handel mit Heringen, deren Vorkommen in der südlichen Ostsee im ausgehenden Mittelalter enorme Ausmaße hatte, um 1500 jedoch plötzlich drastisch abnahm.

Verkehr

Von Ystad aus bestehen Fährverbindungen zur dänischen Insel Bornholm und ins polnische Świnoujście (Swinemünde). Ystad ist Endpunkt der Eisenbahnlinie Malmö–Ystad, über die auch Direktverbindungen nach Kopenhagen bestehen, um die Bornholmfähre mit der Hauptstadt und dem dänischen Schienennetz zu verbinden. Eine weitere Eisenbahnstrecke verbindet Ystad über Tomelilla mit Simrishamn an der Ostküste Schonens.

Ystad als Wallfahrtsort für Krimi-Fans

Ystad wurde durch die dort spielenden Kriminalromane von Henning Mankell mit Kommissar Kurt Wallander als fiktivem Protagonisten europaweit bekannt. Alle Plätze, Straßen und Restaurants, die in den Büchern erwähnt werden, existieren in der Realität,[2] wie zum Beispiel das Wohnhaus Wallanders in der Mariagatan 10, ein schlichtes Gebäude aus rotem Backstein. Aus diesem Grunde wurde Ystad seit Beginn der 1990er Jahre zu einem beliebten Pilgerort für Mankell-Leser.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Ivar Jacobson, Informatiker
  • Ernst-Hugo Järegård, Schauspieler
  • Anna Q. Nilsson, Schauspielerin

Einzelnachweise

  1. ↑ Helårsstatistik – Församling och landskap – Församlingsfolkmängd efter kön 31 december 2009
  2. ↑ Auf Wallanders Spuren. Ein Wegweiser über Ystad und Umgebung für alle Fans der Romanfigur Kurt Wallander.
  3.  

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Simrishamn

Simrishamn ist ein Ort (tätort) in der südschwedischen Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen, an der Ostsee gelegen.

Der Name der Hafenstadt leitet sich von den Worten simris für Springquelle oder wasserreiche Fläche und hamn für Hafen ab. Von hier gibt es eine Fährverbindung nach Allinge-Sandvig auf der dänischen Insel Bornholm. Simrishamn ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde.

Geschichte

Anfänglich war Simrishamn ein kleines Fischerdorf zur Versorgung der östlich gelegenen Stadt Tumathorp (heute Östra Tommarp). Es gehörte wie die gesamte Region zu Dänemark. In der Heimskringla wird berichtet, wie der Norweger Sigurd Jorslafare 1123 nach Simrishamn (Svimvaros) segelte, um danach die Stadt Tumathorp zu plündern.

Die Kirche St. Nicolai wird schon in einer Urkunde von 1161 erwähnt und ist seit dieser Zeit ein Richtpunkt für die Schifffahrt. Nach einem großen Stadtbrand in Tumathorp gewann Simrishamn, das damals Simmershavn hieß, immer mehr an Bedeutung. In der Regierungszeit von Christian IV. blühte der Ort auf, doch 1655 wurden große Teile der Bevölkerung von der Pest niedergestreckt.

Durch den Frieden von Roskilde kam Simrishamn zusammen mit Schonen und anderen Gebieten zu Schweden. Noch bis in die Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte die Stadt Schwedens größte Fischereiflotte, doch heute wird diese durch Fangauflagen und Mangel an Fisch stark beeinträchtigt.

Partnerstädte

  • Kołobrzeg (Kolberg), Polen
  • Barth, Mecklenburg-Vorpommern

Quellen

  1. ↑ Tätorternas landareal, folkmängd och invånare
  2.  

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Møn – Moen (Insel)

Møn ist eine 218 Quadratkilometer große Insel im dänischen Teil der Ostsee, zwischen der Südspitze Sjællands und der Ostspitze Falsters gelegen.

Møn war bis Ende 2006 eine eigene Gemeinde im Verwaltungsbezirk Storstrøms Amt und ist seit der dänischen Kommunalreform zum 1. Januar 2007 ein Teil der Großgemeinde Vordingborg, zusammen mit den ehemaligen Gemeinden Langebæk, Præstø und Vordingborg der größeren Nachbarinsel Sjælland. Größter Ort ist Stege an der gleichnamigen Bucht und am Stege Nor. Im äußersten Osten der Insel befindet sich die steile Kreideküste Møns Klint, die einen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr darstellt. Die Insel Møn kann als kleinere Schwester der deutschen Insel Rügen bezeichnet werden, denn die Inselgebiete, welche aus 17 Millionen Jahre altem Muschelkalk bestehen, wurden zur selben Zeit durch tektonische Bewegungen an die Erdoberfläche gehoben. Beide Inseln gehörten zu einer größeren wieder abgesunkenen Landmasse, von der in dieser Region nur noch diese beiden Inseln als höchste Erhebungen übrig sind.

Møn hat 9909 Bewohner (1. Januar 2010[1]); die Einwohnerzahl lag noch 1965 bei über 12.000.

Seit ein paar Jahren besteht eine Insel-Partnerschaft zwischen der dänischen Insel Møn und der deutschen Ostseeinsel Fehmarn, die von der Europäischen Union im Rahmen ihres INTERREG-Programmes gefördert wird.

Sehenswürdigkeiten

Neben der der Steilküste Møns Klint ist besonders die Westseite der Insel reich an vorzeitlichen Denkmälern. Auf der Insel sind 119 Hünengräber bekannt, von denen 38 unter Schutz stehen. Unter diesen ragen die folgenden Megalithanlagen heraus:

  • Busemarkedysse (Langdysse von 27 x 8 m),
  • Grønjægers Høj oder Grønsalen (eine im Neolithikum entstandene Langdysse mit zwei Urdolmen),
  • Jordehøj, ein Ganggrab,
  • die Doppelkammer im Klekkende Høj,
  • Kong Asgers Høj,
  • Sprovedyssen,
  • Sømarkedyssen mit über 450 Schalen.

Weitere Sehenswürdigkeiten:

  • Schloss Liselund ist ein klassizistisches Landhaus in einem englischen Landschaftspark bei Møns Klint; es ist einer der Standorte des Dänischen Nationalmuseums.
  • Der Märchenwald Ulvshale im Norden der Insel ist eine Entdeckung wert, da ihn eine Vielfalt handgemachter Filzfiguren lebendig machen.
  • Der Fischerort Nyord liegt abgeschieden auf der Insel Nyord am nordwestlichen Zipfel von Møn, umgeben von einem Naturschutzgebiet. Nyord ist ein Paradies für Ornithologen. Auf den Salzwiesen vor Nyord kann man viele Vogelarten beobachten.
  • Die Kalkmalereien des um 1400 arbeitenden Elmelunde-Meisters sind in den Kirchen von Elmelunde, Fanefjord und Keldby zu besichtigen.
  • Klintholm Havn, ein Fischerei- und Freizeithafen im Südosten der Insel.
  • Møn Fyr, ein 1845 erbauter Leuchtturm.
  • Höchste Erhebung ist mit 143 Metern der Aborrebjerg.

Tourismus

Auf Møn kann man Ferienhäuser mieten. Beliebt sind die Ferienhäuser und Strände in Råbylille und Ulvshale. In Ulvshale Skov gibt es einen Wald sowie den größten Campingplatz der Insel. In der Nähe von Møns Klint und südlich von Harbölle befinden sich weitere Campingplätze. Ein häufiger Urlaubsgast in der Nähe von Ulvshale ist der deutsche Schriftsteller Günter Grass.

Verkehr

Møn ist auf der Straße über Brücken, Dämme und Fähren erreichbar.

  • Eine Brücke zwischen Kalvehave auf Sjælland (dt: Seeland) und Koster auf Møn.
  • Ein Damm führt über die Inseln Bogø und Farø zur Europastraße E 47, wo eine Brückenanbindung nach Seeland und Falster besteht.
  • Eine Fähre verbindet Falster mit Bogø.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar fordelt på øer (dänisch)
  2.  

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Falster

Falster ist eine zu Dänemark gehörende 514 km² große Insel mit 43.389 Einwohnern (1. Januar 2010).[1] Über ein Drittel der Einwohner leben in Nykøbing Falster. Falster und die Nachbarinsel Lolland sind infrastrukturell eng miteinander verbunden und nur durch den schmalen Guldborgsund getrennt. Dieser wird bei von einem Straßentunnel im Verlauf der E 47 unterquert sowie von einer Eisenbahn- und Straßenbrücke in Nykøbing und einer Straßenbrücke in Guldborg überquert. Mit der Kommunalreform in Dänemark zum 1. Januar 2007 wurden die ehemaligen vier Kommunen auf Falster mit zwei ehemaligen Kommunen des östlichen Lollands zur neuen Guldborgsund Kommune in der Region Sjælland zusammengeschlossen. Die neue Kommune erstreckt sich über ein Gebiet von 903,42 km² und wird von 63.211 Einwohnern (1. Januar 2009)[2] bewohnt. Die ehemaligen Kommunen auf Falster hießen: Nykøbing Falster, Nørre Alslev, Stubbekøbing und Sydfalster. Die ehemaligen Kommunen auf Lolland waren Nysted und Sakskøbing.

Geschichte

Die erfassbare Geschichte beginnt in der Steinzeit, die einige Monumente und Siedlungsreste wie die von Radbjerg und Skelby hinterlassen hat. Schwedische und slawisch-wendische Ortsnamen, für die die Suffixe "by" bzw. "itse" stehen, deuten einige Verbindungen an. Aus dieser Zeit stammt das Virket, ein Erdwerk in der Inselmitte. Mit der Zentralisierung dänischer Macht im Königtum wächst ab 1000 n. Chr. der Widerstand gegen die eingesickerten Wenden.

Geologie

Die Inseloberfläche mit Moränen, Toteisseen und Höhenrücken wurde durch die Eiszeit geprägt. Der Süden verdankt sein heutiges Bild den Deichprojekten die der König Christian II. ab 1522 mit Hilfe niederländischer Experten schuf. Im 19. Jahrhundert kamen weitere Eindeichungen dazu, die durch die Sturmflut von 1872 unterbrochen wurden.

Sehenswürdigkeiten

  • Ganggrab von Listrup
  • Falsters Virke, ein Wallsystem
  • Gangrab Ørnehøj, im Corselitse Osterskov
  • Halskov Vænge

Die größten Orte sind Nykøbing Falster, Stubbekøbing und Nørre Alslev. Auf Falster liegt der Ferienort Marielyst und der südlichste Punkt Dänemarks bei Gedser.

Verkehr

Falster ist mit der nördlich gelegenen Insel Seeland durch die Storstrømbrücke, eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke (Vogelfluglinie) über die kleine Insel Masnedø, verbunden. Über die kleine Insel Farø besteht ferner mit der Farø-Brücke eine Straßenbrücke im Verlauf der E47 von Hamburg nach Kopenhagen. Auf Farø existiert eine Abzweigung, die über die Insel Bogø zur Insel Møn führt.

Nach Lolland bestehen zwei Straßen- und eine Eisenbahnbrücke sowie ein Straßentunnel im Verlauf der E47 (Rødby - Kopenhagen).

Es gibt im Südosten der Insel Falster einen circa 20 km langen Sandbadestrand. Dieser ist sehr kinderfreundlich, weil er flach ins Wasser abfällt. Bekannte Badeorte/Ferienhausgebiete in Südfalster sind unter anderem Gedesby und Marielyst/Bøtø.

Einzelnachweise

  1. ↑ Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar fordelt på øer (dänisch)
  2. ↑ www.xxx → Befolkning og valg → Folketal → Tabelle BEF44: Folketal pr. 1. januar fordelt på byer (2006-2009), abgerufen am 4. Oktober 2009
  3. xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

     

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Langeland (Dänemark)

Langeland ist eine 52 km lange und bis zu 11 km breite Ostseeinsel in der Region Syddanmark in Dänemark. Sie ist über ein Brückensystem erreichbar, das die Inseln Siø und Tåsinge einschließt und das an das nordwestlich gelegene Fünen angebunden ist. Die Insel Langeland mit 13.277 Einwohnern (1. Januar 2010)[1] und bildet zugleich auch eine Großgemeinde (seit 2007). Östlich von Langeland erstreckt sich der Langelandsbelt. Er ist eine südliche Verlängerung des Großen Belts, der einen der dänischen Ostseezugänge bildet. Langeland ist Teil der Inselwelt der sogenannten Dänischen Südsee (im Dänischen: Sydfynske øhav).

Geografie, Verwaltung und Verkehr

Die 284 km² große Insel Langeland gliederte sich ursprünglich in zwei Harden, die Nord- (Langelands Nørre Herred) und die Südharde (Langelands Sønder Herred) im Svendborg Amt, die mit der Kommunalreform 1970 von Nord nach Süd in drei historische Verwaltungsbezirke (Kommunen) aufgeteilt wurden, die zum damaligen Fyns Amt gehörten:

Tranekær

  • Hier ist das Schloss Tranekær eine der Hauptsehenswürdigkeiten. An der Nordspitze Langelands liegt der kleine Hafenort Lohals. Die von hier aus nach Korsør auf Seeland (Querung des Großen Belts) verkehrende Fähre wurde 1998 eingestellt.

Rudkøbing

  • Rudkøbing ist der Hauptort der Gemeinde Langeland und bildet die Inselmitte. Rudkøbing beherbergt die südlichste Hauptverkehrsachse Dänemarks in West-Ost-Richtung. Die Verbindung nach Westen wird über die Brücke in Rudkøbing, die nach Osten mit der Fährverbindung Spodsbjerg-Tårs (Insel Lolland) hergestellt. Durch außerordentlich flache Gewässer vor der Westküste Langelands verkehrt außerdem eine moderne Fähre von Rudkøbing nach Marstal auf der Nachbarinsel Ærø.

Südlangeland

  • Der südliche Inselteil liegt abseits der großen Verkehrswege. Im November 2003 wurde die jahrzehntelang existierende Fährlinie nach Deutschland (Bagenkop - Kiel) mit einer bis zu 140 PKW fassenden Auto/Personen-Fähre endgültig eingestellt, da sie nach Beendigung des zollfreien Einkaufs innerhalb der EU (Butterfahrt) nicht mehr wirtschaftlich rentabel betrieben werden konnte. Der ehemalige Fähranleger in Bagenkop ist mittlerweile komplett zurückgebaut.

Im Zuge der dänischen Verwaltungsreform zum 1. Januar 2007 wurden diese drei Kommunen zur Langeland Kommune zusammengefasst.

Ortschaften der Insel

Auf der Insel liegen die folgenden Ortschaften mit über 200 Einwohnern (byer nach Definition der dänischen Statistikbehörde), bei einer eingetragenen Einwohnerzahl von Null hatte der Ort in der Vergangenheit mehr als 200 Einwohner:

  • Ortschaft Einwohner[1]    Einwohner[1]
  • Bagenkop                            535
  • Humble                               645
  • Lindelse                              359
  • Lohals                                541
  • Rudkøbing                        4641
  • Snøde                                346
  • Spodsbjerg                         210
  • Tryggelev                              0
  • Tullebølle                           824

Touristisches

Touristisch interessante Punkte in Südlangeland sind u. a. das Ristinge-Kliff in Sichtweite der Insel Ærø und der Leuchtturm "Keldsnor Fyr" nahe dem Fischer- und Segelhafen Bagenkop an der Südspitze der Insel. Auch befindet sich hier das Langelandsfort, ein Militärstützpunkt während des kalten Krieges, verlor es nach dessen Ende seine Bedeutung. Es wurde 1993 in ein Museum umgewandelt, in dem unter anderem zwei Düsenjäger (Saab J-35 Draken und MIG-23) zu besichtigen sind.

Archäologie

Langeland ist durch eine Reihe prähistorischer Denkmäler interessant. Darunter ragen die Ganggräber und Dolmen im Skovtofte, im Tvedskov, in Herslev (Megalithanlagen von Herslev), "Kong Humbles Grav", bei Ristinge Nor und das von Hjulberg sicher heraus.

Geologie

Auf Langeland befinden sich etwa 690 allein stehende Hügel, die sich trotz ihrer relativ geringen Höhe von nur 10 bis 20 Metern deutlich von der sie umgebenden flachen Landschaft abheben. Diese hutförmigen Hügel (dän.: hatbakker) bilden eine einzigartige Landschaftsform und sind das herausragende landschaftliche Element der Insel. Die Hügel erstrecken sich in einer langen Reihe über die gesamte Insel, mit Ausnahme der Halbinsel Ristinge. Die Hügelreihe setzt sich in den Großen Belt hinein fort und führt in einem Bogen von Lohals bis Korsør auf Seeland. Die Hügel bestehen überwiegend aus vom Schmelzwasser eiszeitlicher Gletscher abgelagertem Kies und Sand, wobei die Lagen aufrecht stehen und zum Zentrum der Anhöhe hin geneigt sind.

Bis heute liegt keine gesicherte Erklärung über die Entstehung dieser Huthügel vor. Es ist möglich, dass sie aus kleinen Seen entstanden, die sich auf dem vorderen Teil eines zum Stillstand gekommenen Gletschers gebildet haben. In diesem Abschnitt des Gletschers bildeten sich Spalten in einem schachbrettartigen Muster, eine Erscheinung, die mit dem russischen Wort „krevasser“ bezeichnet wird. Dort, wo die Spalten im rechten Winkel aufeinander treffen, entstand eine kleine Senke. Vom Schmelzwasser des Gletschers wurden Kies, Sand und Ton in das kleine Becken verfrachtet. Der weiter zurück liegende aktive Teil der Gletscher stieß zu einem späteren Zeitpunkt auf das Toteis mit seinen Seen oder fuhr darüber hinweg. Dabei wurden die Lagen gefaltet und die Spitzen dieser Falten abgehobelt. Einige Stellen wurden mit Geschiebemergel überdeckt. Als das Eis schmolz, blieben die Hügel auf einer flachen Oberfläche in einer langen Reihe zurück.

Eine weitere geologische Sehenswürdigkeit ist "Keldsnor" im äußersten Süden der Insel. Es handelt sich um einen Strandsee, der aus einer früheren Meeresbucht entstanden ist, die von einem Nehrungshaken und steinigen Strandwällen vom offenen Meer abgeschnürt wurde.

Verschiedenes

Der berühmteste Sohn der Insel ist der Entdecker des Elektromagnetismus Hans Christian Ørsted.

Literatur

  • • Denkmäler auf Langeland (auf dt. im Langelandmuseum erhältlich)
  • • Gunnar Larsen: Fyn og Øerne (erschienen in der Reihe Geologisk set) - 144 S., zahlr. Abb. und Karten, Geografforlaget, Brenderup (DK) 2002.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c Ungültige Metadaten-Quelle Insel
  2.  

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Seeland (Dänemark)

Seeland (dänisch Sjælland) ist die größte Ostseeinsel (7.031 km²) Dänemarks im Osten des Landes. Mit 2.164.217 Einwohnern (1. Januar 2010[1]) ist Seeland zugleich die mit Abstand bevölkerungsreichste Insel Dänemarks.

Name

Die genaue Herkunft des dänischen Namens „Sjælland“ ist umstritten. „Sjæl“ bedeutet im heutigen Dänisch zwar „Seele“, aber aufgrund älterer Aufzeichnungen kann man diese Deutung ausschließen. Auch eine dem deutschen Namen entsprechende Ableitung aus „siô/sæ“ („See“, mit der Bedeutung „Meer“) wird heute weitgehend abgelehnt – es kann jedoch sein, dass der deutsche Name entstand, als die dänische Forschung zur Wortherkunft noch nicht den heutigen Stand erreicht hatte; die Dänen also selbst annahmen, dass der Name „Seeland“ bedeutet. Die heute vorherrschende Auffassung ist: Die altdänische Form „Siâland“ stammt von einer Zusammensetzung des Wortes *selha- mit der Endung *wundia-. Letzteres bedeutet „weist auf, ähnelt“. Das Wort *selha- kann zwei verschiedene Bedeutungen haben: Es kann zum einen „Seehund“ bedeuten (im heutigen Dänisch „sæl“) und zum anderen „tiefe Bucht, Förde“ bedeuten. Da der wichtigste Ort auf Seeland früher Roskilde war, das auf dem Seewege nur durch den engen und verzweigten Roskildefjord zu erreichen ist, wird meist angenommen, dass die Seefahrer nach diesem die Insel benannt haben.[2]

Geographie

Im Nordosten von Sjælland befindet sich die dänische Hauptstadt Kopenhagen, die sich zum Teil auf die Nachbarinsel Amager erstreckt. Mit den umliegenden Orten bildet Kopenhagen die Hauptstadtsregion (Region Hovedstaden), eine der fünf Verwaltungsregionen Dänemarks. Sie hat auf einer Fläche von 2.561 km² 1.167.569 Einwohner (1. Januar 2009)[3], beherbergt also auf weniger als 6 % der Fläche des Landes mehr als 20 % der dänischen Bevölkerung. Damit ist dieser Teil Seelands das mit Abstand größte Ballungszentrum Dänemarks. Zugleich bildet es den dänischen Teil der Öresundregion.

Zur westlichen Nachbarinsel Fyn (deutsch: Fünen), ihrerseits durch zwei Brücken im Nordwesten mit dem dänischen Festland verbunden, führt die Storebælt-Brücke. Seit 2000 hat Seeland über die Öresundverbindung, einer Brücken- und Tunnelkombination, direkten Anschluss an die schwedische Provinz Schonen.

Eine weitere wichtige Stadt ist die ehemalige Hauptstadt Roskilde mit ihrem Weltkulturerbe, dem Dom zu Roskilde.

Höchste natürliche Erhebung Seelands ist der Kobanke mit 122,9 Metern. Gyldenløves Høj ist mit 125,5 Metern zwar höher, aber seine natürliche Höhe beträgt nur 121,3 Meter. Im Nordteil der Insel ist der Maglebjerg mit 91 Metern die höchste Erhebung. Er liegt im Rudewald (Rude Skov) unmittelbar östlich von Ebberødgård.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar fordelt på øer (dänisch)
  2. ↑ Beitrag von Jan Katlev, Mitverfasser Politikens Etymologisk Ordbog
  3. ↑ www.xxx → Befolkning og valg → Folketal → Tabelle BEF44: Folketal pr. 1. januar fordelt på byer (2006-2009), abgerufen am 5. Oktober 2009

    xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

 

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Köln

Köln (bis 1919 auch Cöln, unter den Römern erst oppidum ubiorum, dann CCAA, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, im Mittelalter auf Latein meist Colonia Agrippina und Deutsch Coellen und im Kölner Dialekt Kölle genannt) ist nach Einwohnern die viertgrößte, flächenmäßig die drittgrößte Großstadt Deutschlands sowie die größte Stadt Nordrhein-Westfalens.[2] Die Stadt ist für ihre 2000-jährige Geschichte, ihr kulturelles und architektonisches Erbe sowie für ihre international bedeutenden Veranstaltungen bekannt.

Neben ihrer Eigenschaft als Sitz weltlicher und kirchlicher Macht trug zur Bedeutung Kölns auch die Lage am Rhein sowie am Schnittpunkt bedeutender West-Ost-Handelsstraßen bei. Die Stadt wurde so zu einem wichtigen Handelsstandort und ist heute der Verkehrsknotenpunkt mit dem höchsten Eisenbahnverkehrsaufkommen und mit dem größten Container- und Umschlagbahnhof Deutschlands, dem Umschlagbahnhof Köln Eifeltor. Die Rheinhäfen zählen zu den wichtigsten Binnenhäfen Europas.

Köln besitzt als Wirtschafts- und Kulturmetropole internationale Bedeutung und gilt als eines der führenden Zentren für den weltweiten Kunsthandel. Die Karnevalshochburg ist außerdem Sitz vieler Verbände und Medienunternehmen mit zahlreichen Fernsehsendern, Plattenfirmen und Verlagshäusern.

Die Stadt hat mit der Universität zu Köln, an der mehr als 44.000 Studenten eingeschrieben sind, eine der größten Universitäten und mit 16.500 Studenten an der Fachhochschule Köln die größte Fachhochschule Deutschlands und ist Sitz zahlreicher weiterer Hochschulen (siehe auch Hochschulen in Köln).

Geographie

Geographische Lage und Klima

Das Stadtgebiet erstreckt sich über 405,15 km² (linksrheinisch 230,25 km², rechtsrheinisch 174,87 km²). Damit ist Köln flächenmäßig die sechstgrößte Stadt und drittgrößte Großstadt Deutschlands.

Köln liegt 50° 56′ 33″ nördlicher Breite und 6° 57′ 32″ östlicher Länge. Der höchste Punkt liegt 118,04 Meter (der Monte Troodelöh im Königsforst), der niedrigste 37,5 Meter (im Worringer Bruch) über dem Meeresspiegel.

Köln befindet sich in der Kölner Bucht, wie die Tallandschaft zwischen den Stufen des Bergischen Landes und der Eifel unmittelbar nach Austritt des Rheins aus dem Rheinischen Schiefergebirge genannt wird. Diese günstige Lage verschafft Köln ein Klima, das sich durch mehrere Besonderheiten auszeichnet:

  • Durch die Eifelbarriere liegt die Stadt, insbesondere deren linksrheinischer Teil, im Schutz und Regenschatten von Westwinden, die außerdem einen Föhneffekt bewirken können.
  • Gleichzeitig wird eine Lufterwärmung durch geringen Luftaustausch mit dem Umland begünstigt. Die Innenstadt von Köln, in der zusätzlich innerstädtische Überwärmung auftritt, gilt als der wärmste Ort Deutschlands, noch vor Freiburg im Breisgau.
  • Damit verbunden ist aufgrund der Verdunstung des Rheinwassers bei geringem Luftaustausch regelmäßig eine hohe Luftfeuchtigkeit, die insbesondere im Sommer für belastendes, schwüles Wetter sorgt und für zahlreiche Gewitter verantwortlich ist.

Köln liegt im Großraum der Übergangszone vom gemäßigten Seeklima zum Kontinentalklima mit milden Wintern (Januarmittel: 2,4 °C) und mäßig warmen Sommern (Julimittel: 18,3 °C). Die mittleren Jahresniederschläge betragen 798 Millimeter und liegen damit im Deutschlandmittel, aber wesentlich höher als im westlich angrenzenden Rhein-Erft-Kreis (Erftstadt-Bliesheim: 631) oder der Zülpicher Börde (Zülpich: 582), was bei Pendlern den Eindruck eines „Regenlochs“ erweckt.[3] Laut Eurostat[4] war Köln mit 263 Regentagen (Bezugsjahr 2004) die europäische Stadt mit den zweitmeisten Regentagen, 2001 dagegen lag Köln mit 206 im Mittelfeld von 40 deutschen Städten (Durchschnitt: 194 Regentage).[4][5] Nach derselben Statistik waren 2004 Mönchengladbach, Moers und Trier dagegen mit 107 Regentagen die regenärmsten Städte Deutschlands.

Geologie

Köln liegt am Südrand der Niederrheinischen Bucht zum größten Teil im Bereich der Niederterrassen, die vom Rhein aus terrassenartig leicht ansteigen. Der geologische Unterbau wird im Stadtgebiet aus bis zu 35 Meter mächtigen Ablagerungen des Eiszeitalters (Quartär) gebildet. Sie bestehen aus Kiesen und Sanden des Rhein-Maas-Systems. Ausläufer des Rheinischen Braunkohlereviers reichen bis Köln-Kalk: Um 1860 wurde das Bergwerk Gewerkschaft Neu-Deutz gegründet. Auf dem Gelände befindet sich heute die Brauerei der Gebrüder Sünner, die das in den Stollen eindringende Grundwasser verwenden konnte.[6] Im tieferen Untergrund folgen Schichten des Tertiärs und des Devons.

Die Bodenbeschaffenheit ist geprägt durch die fruchtbaren Böden der Schwemmland-Ebene am Rhein. In den westlichen Stadtteilen werden sie von Löss überdeckt, der zu ertragreichen, ackerbaulich genutzten Lehmböden (Parabraunerden) verwittert ist. Sie sind oft mit fruchtbaren Kolluvien vergesellschaftet, die in Senken aus abgeschwemmtem Bodenmaterial entstanden. In der östlich anschließenden Rheinebene, die durch verlandete Altarme gegliedert wird, lagerte der Rhein zum Ende der letzten Eiszeit sandige bis lehmige Sedimente ab. Daraus bildeten sich ertragreiche Parabraunerden und Braunerden, die ebenfalls ackerbaulich genutzt werden. In der Rheinaue entstanden durch periodische Überflutungen aus angeschwemmtem Bodenmaterial fruchtbare Braune Auenböden. Der äußerste Osten des Stadtgebietes zählt bereits zum Sockel des rheinischen Schiefergebirges. Hier sind geologisch ältere Terrassensande und Flugsande verbreitet, aus denen meist ärmere Braunerden, saure Podsol-Braunerden und bei dichtem Untergrund auch staunasse Pseudogleye hervorgingen. Diese eher minderwertigen Böden werden als Heiden beziehungsweise waldwirtschaftlich genutzt. An Bachläufen und in Rinnen bildeten sich dort ebenso wie in der Rheinaue Grundwasser beeinflusste Gleye. Die Verschiedenheiten in Mikroklima und Bodenbeschaffenheit sind durch die große Fläche der Stadt erklärbar.

Durch tektonische Bewegungen des Rheingraben-Bruchs[7] entstanden um Köln ausgeprägte Geländekanten, wie etwa die Ville bei Frechen. Unmittelbar westlich davon schließt sich Deutschlands aktivste Erdbebenzone an, deren Epizentrum im Kreis Düren liegt. Zur Erdbebenvorsorge wurde 2006 von der Abteilung Erdbebengeologie der Universität zu Köln ein Messnetz mit 19 „Strong-motion“-Stationen zwischen Aachen, Bensberg, Meckenheim und Viersen installiert.[8] Mehrmals im Monat ereignen sich in der Kölner Bucht Mikroerdbeben, die nicht wahrnehmbar sind, zum Beispiel am 3. März 2010 um 16:45 Uhr (Stärke 1,6 nach der Richterskala) in zehn Kilometer Tiefe bei Mützenich in der Eifel.[9]

Köln und der Rhein

Der Rhein, nach dem Austritt aus dem südlich von Köln gelegenen Schiefergebirge als Niederrhein bezeichnet, tritt bei Godorf in die Stadt ein und verlässt sie bei Worringen. Das Gefälle des Rheins beträgt etwa 0,2 Promille. Sein aktueller Pegel lässt sich an der Pegeluhr des Pegel Köln ablesen. Der Normalpegel beträgt 3,48 Meter.

Mehrfach war Köln von Hochwassern des Rhein betroffen. Das schlimmste aufgezeichnete Hochwasser ereignete sich im Februar 1784, als nach dem extrem langen und kalten Winter 1783/84 ein Temperatursprung einsetzte. Der Rhein war zu diesem Zeitpunkt fest zugefroren und die Schneeschmelze sowie das aufbrechende Eis sorgten für einen Rekordpegel von 13,55 Meter. Die Fluten, auf denen schwere Eisschollen trieben, verwüsteten weite Teile der Uferbebauung und alle Schiffe. Einzelne Gebäude, darunter auch Befestigungsbauten, stürzten aufgrund des Schollengangs ein. 65 Tote waren zu beklagen. Die rechtsrheinisch gelegene bergische Kreisstadt Mülheim am Rhein, heute ein Kölner Stadtteil, wurde vollständig zerstört.

Im 20. Jahrhundert erreichten die drei Jahrhunderthochwasser von 1926, 1993 und 1995 Pegelstände von bis zu 10,69 Meter. Seit 2005 wird ein Hochwasserschutzkonzept umgesetzt, das durch feste oder mobile Wände die Stadt bis zu einem Pegelstand von 11,90 Metern schützt. Mehrfach führte der Rhein aber auch Niedrigwasser. Am 20. September 2003 um 8 Uhr erreichte der Rhein am Pegel Köln die Marke von 0,80 Meter. Damit wurde der niedrigste aufgezeichnete Wert aus dem Jahr 1947 unterschritten. Jedoch bedeutet der Pegel 0,00 Meter, dass die 150 Meter breite Fahrrinne in der Mitte des Flusses noch 1 Meter Wassertiefe hat. Die Binnenschifffahrt musste starke Einschränkungen hinnehmen, wurde aber nicht wie auf der Elbe ganz eingestellt.

Welche Wassermengen sich je nach Pegelstand durch die Stadt bewegen, macht folgende Aufstellung deutlich: 0,80 m (niedrigster Wasserstand): 630 m³/s; 3,48 m (Normalwasserstand): 2.000 m³/s; 6,20 m (Hochwassermarke I): 4.700 m³/s; 8,30 m (Hochwassermarke II): 7.200 m³/s; 10,0 m (Hochwasserschutz in Altstadt, Rodenkirchen und Zündorf): 9,700 m³/s; 10,69 m (Hochwasser im Januar 1995): 11.500 m³/s.

Nachbargemeinden

Köln ist Zentrum eines Ballungsraums, der etwa zwei Millionen Einwohner umfasst. In dem geschlossenen Siedlungsraum grenzen folgende Städte im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten, unmittelbar an das Stadtgebiet an.

Leverkusen (kreisfreie Stadt), Bergisch Gladbach und Rösrath (Rheinisch-Bergischer Kreis), Troisdorf und Niederkassel (Rhein-Sieg-Kreis), Wesseling, Brühl, Hürth, Frechen und Pulheim (alle Rhein-Erft-Kreis), Dormagen (Rhein-Kreis Neuss) und Monheim (Kreis Mettmann).

Die Stadt Wesseling war zum 1. Januar 1975 nach Köln eingemeindet worden, erhielt aber nach einem Gerichtsentscheid bereits am 1. Juli 1976 ihre Selbständigkeit zurück.

Stadtgliederung

Die Stadt Köln gliedert sich in 86 Stadtteile, die zu neun Stadtbezirken zusammengefasst sind. Die Stadt Köln nummeriert die Stadtbezirke von 1 - 9 und die Stadtteile von 101 - 105, 201 - 213, 301 - 309, 401 - 406, 501 - 507, 601 - 612, 701 - 716, 801 - 809 und von 901 - 909, wobei der Hunderter der Nummer des Stadtbezirks entspricht.

Innerhalb der Stadtteile unterscheiden die Kölner in der Regel noch zwischen verschiedenen „Veedeln“ (Kölsch für Stadtviertel), deren Bewohner häufig an dörfliche Gemeinschaften erinnernde soziale Bindungen und Kontakte pflegen. Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik hat für Köln 365 Stadtviertel definiert, die Grenzen und Benennungen der Viertel schwanken jedoch je nach Sichtweise der Einwohner teils erheblich.

Innenstadt (Stadtbezirk 1)

    Altstadt-Süd 101, Neustadt-Süd 102, Altstadt-Nord 103, Neustadt-Nord 104, Deutz 105

Rodenkirchen (Stadtbezirk 2)

    Bayenthal 201, Marienburg 202, Raderberg 203, Raderthal 204, Zollstock 205, Rondorf 206, Hahnwald 207, Rodenkirchen 208, Weiß 209, Sürth 210, Godorf 211, Immendorf 212, Meschenich 213

Lindenthal (Stadtbezirk 3)

    Klettenberg 301, Sülz 302, Lindenthal 303, Braunsfeld 304, Müngersdorf 305, Junkersdorf 306, Weiden 307, Lövenich 308, Widdersdorf 309

Ehrenfeld (Stadtbezirk 4)

    Ehrenfeld 401, Neuehrenfeld 402, Bickendorf 403, Vogelsang 404, Bocklemünd/Mengenich 405, Ossendorf 406

Nippes (Stadtbezirk 5)

    Nippes 501, Mauenheim 502, Riehl 503, Niehl 504, Weidenpesch 505, Longerich 506, Bilderstöckchen 507

Chorweiler (Stadtbezirk 6)

    Merkenich 601, Fühlingen 602, Seeberg 603, Heimersdorf 604, Lindweiler 605, Pesch 606, Esch/Auweiler 607, Volkhoven/Weiler 608, Chorweiler 609, Blumenberg 610, Roggendorf/Thenhoven 611, Worringen 612

Porz (Stadtbezirk 7)

    Poll 701, Westhoven 702, Ensen 703, Gremberghoven 704, Eil 705, Porz 706, Urbach 707, Elsdorf 708, Grengel 709, Wahnheide 710, Wahn 711, Lind 712, Libur 713, Zündorf 714, Langel 715, Finkenberg 716,

Kalk (Stadtbezirk 8)

    Humboldt/Gremberg 801, Kalk 802, Vingst 803, Höhenberg 804, Ostheim 805, Merheim 806, Brück 807, Rath/Heumar 808, Neubrück 809

Mülheim (Stadtbezirk 9)

    Mülheim 901, Buchforst 902, Buchheim 903, Holweide 904, Dellbrück 905, Höhenhaus 906, Dünnwald 907, Stammheim 908, Flittard 909

63,4 Prozent aller Einwohner der Stadt Köln wohnen linksrheinisch (Stand: 2006).[10]

Flora und Fauna

Köln verfügt über ausgedehnte Grünflächen, die im städtischen Bereich als Parks gestaltet, in den Außenbezirken zumeist bewirtschaftete Forste sind. Daneben existieren in Köln 22 Naturschutzgebiete, beispielsweise der Worringer Bruch im äußersten linksrheinischen Norden Kölns, ein ehemaliger, heute verlandeter Seitenarm des Rheins. Er bietet eine Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten und eine charakteristische Auen- und Waldlandschaft. Rechtsrheinisch finden sich hauptsächlich offene Wald- und Heidelandschaften wie beispielsweise die Wahner Heide, das Naturschutzgebiet Königsforst und der Dünnwalder Wald.

Die Fauna weist eine sehr hohe Zahl an Kulturfolgern auf. Neben Tauben, Mäusen und Ratten, die allgegenwärtig sind und lokal bereits als Plage wahrgenommen werden, sind auch Rotfüchse in bedeutender Zahl in das Stadtgebiet eingewandert. Sie sind mittlerweile selbst in der Innenstadt zu finden, wo sie Kleingärten und Parks als Revier nutzen.

In den Kölner Grünanlagen haben sich, begünstigt durch das milde Klima, diverse nicht einheimische Tiere angesiedelt. Größere Populationen von Halsbandsittichen und dem Großen Alexandersittich leben, unter anderem, auf dem Melaten-Friedhof und dem Gelände der Riehler Heimstätten. Ursprünglich aus asiatischen Bergregionen (Indien, Afghanistan) für die Zoo- und Wohnungshaltung nach Deutschland eingeführt, haben sich diese Papageien/Sittiche als Neozoen etabliert. Die Angaben über die Größe der Populationen reichen von einigen 100 Exemplaren bis zu über 1000 Individuen. Die Volkshochschule und einige ornithologische Vereine bieten gelegentlich Führungen zu Bäumen mit Papageienkolonien an. Die Existenz der „Einwanderer“ ist indes nicht unumstritten, da diese als Konkurrenz der „einheimischen“ Tierwelt bezüglich des Nahrungsangebotes und der Nistmöglichkeiten angesehen werden.

Geschichte

Der Name Köln, zur Römerzeit Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA), geht auf die römische Kaiserin Agrippina zurück. Die Gattin von Claudius war am Rhein geboren und ließ das Oppidum Ubiorum (Ubiersiedlung) im Jahre 50 n. Chr. zur Stadt erheben.[11] In der Römerzeit war es Statthaltersitz der Provinz Germania Inferior. Um 80 n. Chr. erhielt Köln mit der Eifelwasserleitung einen der längsten römischen Aquädukte überhaupt. Aus dem lateinischen Colonia, das in den meisten romanischen und einer größeren Zahl anderer Sprachen weiterhin als Name für Köln fungiert (beispielsweise italienisch und spanisch Colonia, portugiesisch Colônia, katalanisch Colònia, polnisch Kolonia, türkisch Kolonya, arabisch كولونيا beziehungsweise Kulunia; niederländisch Keulen) entwickelte sich über Coellen, Cöllen, Cölln und Cöln der heutige Name Köln (siehe Abschnitt französische und preußische Herrschaft).

Frühmittelalter

Auch im Frühmittelalter war Köln eine bedeutende Stadt. Um das Jahr 455 eroberten die Franken die zuvor römische Stadt. Bis Anfang des 6. Jahrhunderts war Köln Hauptort eines selbständigen fränkischen Teilkönigreiches, ging anschließend im Reich Chlodwigs I. auf, bewahrte sich aber starke Eigenständigkeit im Gebiet der Ripuarier. Die romanische Bevölkerung lebte lange Zeit parallel zu den fränkischen Eroberern in der Stadt. Im Laufe des 6. bis 8. Jahrhunderts kam es zu einer vollständigen Akkulturation zwischen den beiden Bevölkerungsteilen. Die wechselseitige Beeinflussung der fränkischen und lateinischen Dialekte ist anhand von Quellen nachweisbar. Die Franken übernahmen rasch kulturelle Errungenschaften der römischen Stadtbevölkerung, zum Beispiel im Bereich der Bautechnik oder der Glasherstellung. Gegen Ende der Merowingerzeit war Köln Residenzstadt. Spätestens ab karolingischer Zeit war der Bischof beziehungsweise Erzbischof von Köln eine der bedeutendsten Personen im Reich.

Unter den Ottonen spielte Köln eine wichtige Rolle bei der Annäherung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation an das Byzantinische Reich, seit die Kaiserin Theophanu, gebürtige Griechin und Gattin Ottos II., dort als Reichsverweserin residierte. Ab dem 10. Jahrhundert setzte eine Serie von Stiftsgründungen ein, die den romanischen Kirchenbau einläuteten. In der Folge errang Köln unter der Führung bedeutender, auch politisch versierter Erzbischöfe einen unangefochtenen Rang als geistliches Zentrum. Der Erzbischof von Köln war auch Kurfürst des Mitte des 10. Jahrhunderts gegründeten Erzstiftes und Kurfürstentums Köln. Die Überführung der Gebeine der Heiligen drei Könige (siehe Dreikönigenschrein) von Mailand nach Köln durch den Erzbischof Rainald von Dassel im Jahr 1164 machte die Stadt zu einem wichtigen Ziel für Pilger.

Größte Stadt im mittelalterlichen Deutschland

Köln wurde im Hochmittelalter größte Stadt Deutschlands, so dass die Stadtbefestigungen mehrfach erweitert werden mussten: Ab dem Jahre 1180 (Urkunden vom 27. Juli und 18. August 1180) wurde die damals weiträumigste Stadtmauer Deutschlands mit 12 Toren und 52 Mauertürmen in der Ringmauer und mehr als 16 Toren und Pforten in der Rheinmauer gebaut und etwa 1225 fertig gestellt. Sie war gewaltiger als die fast zur gleichen Zeit errichtete Mauer König Philipps II. Augustus in Paris. Die zwölf Tore (sieben gewaltige Doppelturmtorburgen, davon erhalten Eigelsteintor und Hahnentor, drei riesige Turmtorburgen, davon erhalten das Severinstor, und zwei kleinere Doppelturmpforten, siehe Ulrepforte) – in die halbkreisförmige Stadtmauer integriert – sollten an das himmlische Jerusalem erinnern.

Seit dem 12. Jahrhundert führte Köln neben Jerusalem, Konstantinopel und Rom die Bezeichnung Sancta im Stadtnamen: Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia – Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter. Der Name Dat hillige Coellen oder die hillige Stat van Coellen war ein Begriff dieser Zeit. Es wurde beschlossen, ein unerreicht großes und beeindruckendes Gotteshaus zu errichten, um den Reliquien einen angemessenen Rahmen zu geben. Die Grundsteinlegung des Kölner Domes erfolgte 1248.

Spätmittelalterliches Köln

Am 7. Mai 1259 erhielt Köln das Stapelrecht, das den Kölner Bürgern ein Vorkaufsrecht aller auf dem Rhein transportierten Waren sicherte und so zum Wohlstand der Kölner Bürgerschaft beitrug. Die jahrelangen Kämpfe der Kölner Erzbischöfe mit den Patriziern endeten 1288 vorläufig durch die Schlacht von Worringen, bei der das Heer des Erzbischofs gegen das des Grafen Adolf V. von Berg und der Kölner Bürger unterlag. Fortan gehörte die Stadt nicht mehr zum Erzstift, und der Erzbischof durfte sie nur noch zu religiösen Handlungen betreten. Die offizielle Erhebung zur Freien Reichsstadt dauerte allerdings noch bis 1475. Die Auseinandersetzungen zwischen dem patrizischen Rat und den nicht im Rat vertretenen Zünften führte am 20. November 1371 zum blutigen Kölner Weberaufstand.

1396 wurde durch eine unblutige Revolution die Patrizierherrschaft in Köln endgültig beendet. An ihre Stelle trat eine ständische Verfassung, die sich auf die Organisation der Gaffeln stützt. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung innerhalb des kölnischen Patriziats, bei dem die Partei der Greifen mit ihrem Führer Hilger Quattermart von der Partei der Freunde des Konstantin von Lyskirchen entmachtet wurde. Hilger Quattermarts Verwandter Heinrich von Stave wurde am 11. Januar 1396 auf dem Neumarkt hingerichtet, viele der Greifen wurden zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt.

Am 18. Juni 1396 versuchte Konstantin von Lyskirchen, alte patrizische Rechte wiederherzustellen. Die dagegen protestierenden Handwerker- und Kaufleutezünfte wurden von ihm „vom hohen Ross herab“ nach Hause geschickt. Daraufhin nahmen die Zünfte die Freunde in ihrem Versammlungsraum gefangen. Die Greifen wurden befreit. Am 24. Juni 1396 trat ein 48-köpfiger, provisorischer Rat aus Kaufleuten, Grundbesitzern und Handwerkern zusammen.

Der Stadtschreiber Gerlach von Hauwe formulierte daraufhin den so genannten Verbundbrief, der am 14. September 1396 von den 22 so genannten Gaffeln unterzeichnet und in Kraft gesetzt wurde. Die Gaffeln sind heterogen zusammengesetzt, in ihnen sind die entmachteten Patrizier, Ämter, Zünfte und Einzelpersonen zusammengefasst, nicht aber die zahlenmäßig sehr starke Geistlichkeit; jeder kölnische Bürger musste einer der Gaffeln beitreten. Der Verbundbrief konstituierte einen 49-köpfigen Rat, mit 36 Ratsherren aus den Gaffeln und 13 Gebrechtsherren, die berufen wurden. Der Verbundbrief blieb bis zum Ende der Freien Reichsstadt 1794 in Kraft.

Frühe Neuzeit

Ab 1500 gehörte Köln zum neu geschaffenen Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis, ab 1512 zum neu geschaffenen Kurrheinischen Reichskreis. 1582 sagte der Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg sich von der katholischen Kirche los und heiratete die protestantische Stiftsdame Agnes von Mansfeld. Er wurde daraufhin von Papst Gregor XIII. exkommuniziert und der verlässliche katholische Ernst von Bayern wurde zu seinem Nachfolger bestimmt – unter anderen, weil ein protestantischer Kölner Erzbischof die katholische Mehrheit im Kurfürstenkollegium gekippt hätte. Es kam zum Truchsessischen Krieg (auch Kölner Krieg), der von 1583 bis 1588 dauerte und in dessen Verlauf Deutz, Bonn und Neuss verwüstet wurden. Der Krieg gab in seiner Zerstörungskraft einen Vorgeschmack auf die kommenden konfessionellen Auseinandersetzungen in Deutschland.

Der Dreißigjährige Krieg ließ die Stadt aber unversehrt. Dies lag zum Teil daran, dass sich die Stadt durch Geldzahlungen an heranziehende Truppen von Belagerungen und Eroberungen freikaufte. Köln verdiente an dem Krieg durch Waffenproduktion und -handel prächtig.

Französische und preußische Herrschaft

Mit dem Einzug der französischen Truppen am 6. Oktober 1794 während der Koalitionskriege endete die Geschichte der freien Reichsstadt. Die Stadt, die versucht hatte, neutral zu bleiben, wurde kampflos an den Befehlshaber des linken Flügels der Rheinarmee, Jean-Étienne Championnet übergeben.[12] Wie das gesamte linksrheinische Gebiet wurde die Stadt Bestandteil der französischen Republik und 1798 in das Département de la Roer eingegliedert, dessen Hauptstadt nicht Köln sondern Aachen wurde. Köln wurde nur Sitz eines Unterpräfekten des Arrondissement de Cologne. Viele Kölner Bürger begrüßten die französischen Revolutionstruppen als Befreier, am Neumarkt wurde ein Freiheitsbaum errichtet. Die bis dahin benachteiligten Juden und protestantischen Christen wurden gleichgestellt. Trotz der oft drückenden Kontributionen blieben die Bürger loyal zum Kaiserreich Napoleons. Bei seinem Besuch der Stadt als eine der „bonnes villes“ Deutschlands am 13. September 1804 wurde er begeistert empfangen. Nach den Befreiungskriegen wurde die Stadt Köln und das Rheinland in Folge des Wiener Kongresses 1815 Teil des Königreichs Preußen.

Mit der Angliederung an Preußen gewann nationalistisches Denken zunehmend an Bedeutung. Die liberalen Französischen Gesetze wie der Code civil blieben jedoch in Kraft. Der Name der Stadt wurde aber sofort „germanisiert“. Der preußische Innenminister bestimmte aber 1900 durch einen Erlass, hinter dem der König und Deutsche Kaiser Wilhelm II. stand, dass die Stadt fortan nur mit C geschrieben werden durfte. Die liberalen Zeitungen, wie die Kölnische Zeitung, hielten sich allerdings nicht daran. Nach dem Ende des Kaiserreichs 1918 verkündete das Städtische Nachrichtenamt unter dem Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 1. Februar 1919: „Der Städtenamen Köln wird von jetzt an im Bereich der städtischen Verwaltung wieder mit K geschrieben“.[13]

Köln wurde nicht zuletzt wegen des Engagements der Kölner Bankhäuser im Laufe der folgenden Jahrzehnte nach Berlin zur wichtigsten Stadt in Preußen. Im Jahre 1880 wurde nach 632 Jahren auf Betreiben des Königs von Preußen und deutschen Kaisers der Bau des Kölner Doms abgeschlossen – zumindest vorübergehend, denn auch heute noch sind Reparaturarbeiten wegen der Schäden in Folge des Zweiten Weltkrieg und Umwelteinflüssen erforderlich. Weil diese Arbeiten vermutlich nie abgeschlossen sein werden, wird der Dom auch als die „ewige Baustelle“ bezeichnet, was Heinrich Heine schon 1844 persiflierte: „Er ward nicht vollendet – und das ist gut. – Denn eben die Nichtvollendung – Macht ihn zum Denkmal von Deutschlands Kraft – Und protestantischer Sendung.“

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt durch Kauf und Schleifung der Stadtmauer, Wälle und Bastionen in den Festungsrayon erweitert. Begrenzt wurde die Stadt durch den Festungsring Köln. Die Besiedlung der Neustadt (Köln-Neustadt-Nord, Köln-Neustadt-Süd) stellte den Kontakt zu den schnell wachsenden Umlandgemeinden her und schuf die Voraussetzung für deren Eingemeindungen. Vom Abriss der alten Stadtmauer blieben nur wenige exemplarische Bauwerke aufgrund einer Intervention des preußischen Kulturministeriums verschont.

20. Jahrhundert

Am 28. September 1917 wurde Konrad Adenauer erstmals zum Kölner Oberbürgermeister gewählt. In seine Amtszeit fallen unter anderem am 5. Oktober 1925 die Anerkennung der größten Musikhochschule Deutschlands oder am 18. Oktober 1929 die Ansiedlung der Ford-Werke als größtem Kölner Arbeitgeber. Adenauer musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Köln am 13. März 1933 verlassen.

Köln in der Zeit des Nationalsozialismus

Im Zweiten Weltkrieg fielen am 18. Juni 1940 auf Köln die ersten Bomben, ab 1942 wurde das Bombardement durch die britische Luftwaffe intensiviert. Am 29. Juni 1943 wurde die Stadt durch britische (nachts) und amerikanische (tagsüber) Flächenbombardements zu über 90 Prozent zerstört; dabei wurde der Kölner Dom schwer beschädigt. Die Bombardements dauerten bis zum 2. März 1945 (siehe auch Operation Millennium). Die Einwohnerzahl sank von ehemals 800.000 bis zum Kriegsende auf rund 104.000 Einwohner (42.000 linksrheinisch am 4. April 1945, 62.000 rechtsrheinisch am 5. Mai 1945; 490.000 bei der ersten Volkszählung nach dem Krieg am 29. Oktober 1946), die nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen am 4. März 1945 registriert wurden.[14] Von Januar bis März 1945 wurden in Köln 1800 in- und ausländische Widerstandskämpfer im Zuge der Endphaseverbrechen von den Nationalsozialisten ermordet.

Köln nach dem Krieg

Erst 1959 erlangte Köln wieder die Einwohnerzahl der Vorkriegszeit.

Im Jahr 1975 überschritt Köln durch eine Gebietsreform, das Köln-Gesetz, für einige Zeit die Einwohnerzahl von einer Million und war neben Berlin, Hamburg und München die vierte Millionenstadt Deutschlands. Seit der Ausgliederung Wesselings 1976 liegt die Einwohnerzahl jedoch wieder unter der Millionengrenze.

Bis auf Deutz gehörten die rechtsrheinischen Stadtbezirke Kölns bis 1802 zum Herzogtum Berg; sie waren daher überwiegend reformierter Konfession. Die heutige Altstadt bildete die freie Reichsstadt Köln, die übrigen Stadtbezirke waren Teil des Kurfürstlichen Erzstifts Köln. Beide blieben katholisch.

Religionen

Historisch ist Köln wie das gesamte Rheinland, abgesehen vom Bergischen Land, katholisch geprägt; so sind circa 41,6 Prozent der Einwohner katholisch, 17,5 Prozent evangelisch, 10 Prozent muslimisch, die restlichen knapp 30 Prozent Anhänger anderer oder ohne Religion.

Christentum

Spätestens seit dem Jahr 313 ist Köln Bischofssitz (Erzbistum Köln). Die Bischofskirche dieser Zeit ist nicht bekannt. Der Kölner Dom gilt erst seit der Gotik als das prägende Wahrzeichen der Stadt. Die romanische Kirche des Benediktinerklosters Groß St. Martin und der Rathausturm bestimmten bis zur Fertigstellung des Domes im deutschen Kaiserreich die Silhouette der Stadt maßgeblich mit.

Köln hatte nach der Überführung der mutmaßlichen Gebeine der Heiligen Drei Könige (der Weisen aus dem Morgenland) am 23. Juli 1164 schnell den Rang als einer der wichtigsten Wallfahrtsorte im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation inne. Die erste Reise der frisch gekrönten Kaiser und Könige führte von Aachen an den Schrein der Heiligen Drei Könige. Die Pilgermassen brachten viel Geld mit in die Stadt, was zu einer verstärkten Ansiedlung und einem sprunghaften Anstieg der Stadtbevölkerung führte.

Der Erzbischof Philipp I. von Heinsberg ließ einen kostbaren vergoldeten Schrein für die Gebeine anfertigen. Seine Nachfolger ließen ab 1248 einen neuen Dom bauen, dessen Errichtung aufgrund von Streitigkeiten mit dem Stadtrat und der darauf folgenden Vertreibung des Fürstbischofs aus Köln immer langsamer voran ging und schließlich völlig zum Erliegen kam (siehe auch Kölner Dom).

In Köln entwickelte sich im Mittelalter zu einem Zentrum des Reliquienhandels, da die mittelalterlichen Menschen hofften, durch den Besitz eines heiligen Gegenstandes oder Knochen einer oder eines Heiligen der Erlösung näher zu kommen. Diese Bedeutung der Stadt brachte ihr den Namen „heiliges Köln“ ein.

Die Bedeutung der Religion zeigt sich auch im Stadtwappen, auf dem die drei Kronen der Heiligen Drei Könige und die elf Flammen der heiligen Ursula von Köln und ihrer Gefährtinnen, die in Köln den Märtyrertod erlitten haben sollen, dargestellt sind.

Einer der zahlreichen Höhepunkte des „heiligen Kölns“ in der jahrtausendelangen christlichen beziehungsweise katholischen Geschichte Kölns war der 20. Weltjugendtag vom 15. August bis 21. August 2005. Rund 26.000 Freiwillige aus 160 Staaten begrüßten Gäste aus 196 Staaten in den Städten Köln, Bonn und Düsseldorf. Zu diesem Großereignis der „jungen katholischen Kirche“ waren bis zur Abschlussmesse auf dem Marienfeld, einem stillgelegten Tagebau nahe dem Vorort Frechen, über 1.000.000 Menschen im Kölner Großraum. Papst Benedikt XVI. unternahm zu diesem Anlass seine erste Pontifikalreise nach seiner Amtseinführung und besuchte die Stadt vom 18. August bis 21. August. Bei dieser Gelegenheit bestätigte er den Titel „heiliges Köln“.

Köln war vom 6. bis 10. Juni 2007 zum zweiten Mal nach 1965 Gastgeberin für den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag mit etwa 160.000 Teilnehmern. Der Evangelische Kirchenkreis Köln und Region umfasst 299.000 Protestanten gegenüber 420.000 Katholiken allein im Stadtkreis.

Wallfahrtsorte

Für die Stadt Köln haben neben den Heiligen drei Königen und der Heiligen Ursula und ihren Gefährtinnen auch der heilige Albertus Magnus in St. Andreas und die heilige Edith Stein (Theresia Benedicta a Cruce) eine von den Nationalsozialisten ermordete Philosophin und Ordensfrau, eine Bedeutung für die Wallfahrt. Dazu kommen noch:

  • der selige Adolph Kolping, „Gesellenvater“, in der Minoritenkirche
  • der selige Johannes Duns Scotus, ein wichtiger Philosoph, ebenfalls in der Minoritenkirche
  • die Schwarze Mutter Gottes in der Kirche St. Maria in der Kupfergasse
  • die Märtyrerbrüder Ewaldi in der Basilika St. Kunibert.

Judentum

Die jüdische Gemeinde in Köln ist die älteste nördlich der Alpen.[15] Sie bestand schon 321 zur Zeit von Kaiser Konstantin. Demnach muss es auch eine ältere Kölner Synagoge gegeben haben.

1183 wies der Erzbischof den Juden ein eigenes Gebiet zu, in dem sie einigermaßen in Frieden leben konnten. Dieses Viertel in der Altstadt, das mit eigenen Toren geschlossen werden konnte, war umrissen von der Portalgasse, der Judengasse, Unter Goldschmied und Obenmarspforten. Es war ausschließlich den Juden vorbehalten. Hiermit war das erste Ghetto in Köln geschaffen. Die Mikwe aus dieser Zeit ist unter einer Glaspyramide auf dem Rathausvorplatz in der Altstadt zu besichtigen.

In der Bartholomäusnacht 1349 kam es zu einem Pogrom,[16] der als „Judenschlacht“ in die Stadtgeschichte einging. Ein aufgebrachter Mob drang in das Judenviertel ein und ermordete die meisten Bewohner. In dieser Nacht vergrub eine Familie hier ihr Hab und Gut. Der Münzschatz wurde bei Ausgrabungen 1954 entdeckt und ist im Stadtmuseum ausgestellt. 1424 wurden die Juden „auf alle Ewigkeit“ aus der Stadt verbannt.[16] Zwischen 1424 und dem Ende des 18. Jahrhunderts durfte sich ohne Erlaubnis des Kölner Rats kein Jude in der Stadt aufhalten. Nach dem Einzug der französischen Revolutionsarmee wurden die jüdischen Bürger, wie auch die protestantischen, den katholischen Bürgern gleichgestellt. Erst 1801 entstand unter französischer Verwaltung eine neue jüdische Gemeinde.[17]

Bis 1933 lebten wieder rund 18.000 Juden in Köln. Sie hatten sich unter preußischer Herrschaft wieder ansiedeln dürfen. Während der Novemberpogrome 1938 wurden die Synagogen in der Glockengasse, in der Roonstraße, auf der Mülheimer Freiheit und in der Körnerstraße sowie ein Betsaal in Deutz in Brand gesteckt. Die bis 1941 in Köln verbliebenen Juden wurden in Sammellagern des Fort IX (eine der ehemaligen preußischen Festungsanlagen im Festungsring Köln im Kölner Grüngürtel) und auf dem Kölner Messegelände eingesperrt und später deportiert. 8000 Kölner Juden wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet.

Die heutige Synagogengemeinde hat wieder über 4857 Mitglieder. Sie besitzt einen Friedhof, eine Grundschule, einen Kindergarten, eine Bibliothek, einen Sportverein (Makkabi), ein koscheres Restaurant, ein Jugendzentrum und ein Altersheim mit Seniorentreff. Die Gemeinde wird von zwei orthodoxen Rabbinern geleitet. Ihre 1959 wieder aufgebaute große Synagoge steht in der Roonstraße am Rathenauplatz. Seit 1996 gibt es außerdem die kleine jüdische liberale Gemeinde Gescher Lamassoret („Brücke zur Tradition“), die zur Union progressiver Juden in Deutschland gehört. Ihre Synagoge liegt im Souterrain der evangelischen Kreuzkapelle in Köln-Riehl.

Islam

Wegen des hohen Anteils von Einwanderern aus der Türkei und ihren Nachkommen sowie wegen der zentralen Lage in der alten Bundesrepublik richteten die wichtigsten islamischen Organisationen Deutschlands ihren Sitz in Köln und Umgebung (Kerpen) ein. Am Hauptsitz der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) soll im Kölner Stadtteil Ehrenfeld die DITIB-Zentralmoschee Köln mit 35 Meter hoher Kuppel und zwei 55 Meter hohen Minaretten samt frei zugänglichem Innenhof entstehen. Nach Protesten und Diskussionen wurde die Planung modifiziert (weniger Geschäfte, weniger Nebenräume), die äußerliche Gestaltung nach dem Plan des Kölner Architekten Paul Böhm bleibt aber erhalten. Der Gebetsraum soll 1.200 Gläubigen Platz bieten. Der Ruf des Muezzins soll lediglich im Inneren der Moschee zu hören sein. Der Bauantrag ist im August 2008 genehmigt worden, als Bauzeit sind vom Bauherrn zwei Jahre geplant.[18]

Einwohnerentwicklung

Köln war in den 1970er-Jahren infolge von Eingemeindungen aufgrund des Köln-Gesetzes kurzzeitig Millionenstadt: im Zuge der letzten Eingemeindungen zum 1. Januar 1975 wurde die Bevölkerungszahl von einer Million erreicht. Nachdem die Stadt Wesseling jedoch zum 1. Juli 1976 durch eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen wieder ausgegliedert werden musste, sank die Einwohnerzahl erneut unter die Millionengrenze. Am 30. Juni 2009 betrug die Einwohnerzahl Kölns nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik 993.509.[19] Bis zum Jahr 2035 wird ein leichter Anstieg auf 1.030.000 Einwohner erwartet.

Politik

In römischer Zeit leitete der Admiral der Rheinflotte die städtische Verwaltung. Später wurde die römische Munizipalverfassung eingeführt. Da die Stadt Sitz eines Erzbistums war, erlangte der Erzbischof später die vollständige Machtausübung in Köln. Doch versuchte die Stadt, sich vom Erzbischof zu lösen, was ihr schließlich im 13. Jahrhundert gelang (ab 1288 de facto Freie Reichsstadt). Bereits ab 1180 ist ein Rat der Stadt nachweisbar. Ab 1396 waren die 22 Gaffeln das politische Rückgrat der Stadtverwaltung. Sie wählten den 36-köpfigen Rat, der wiederum 13 Personen hinzuwählen konnte. Die Zusammensetzung des Rates wechselte halbjährlich, indem die Hälfte der Mitglieder ersetzt wurde. Der Rat wählte jährlich zwei Bürgermeister. Nach der französischen Besatzung 1794 wurde 1798 die Munizipalverfassung eingeführt. Nach dem Übergang an Preußen 1815 wurde Köln 1816 eine kreisfreie Stadt und gleichzeitig Sitz eines Landkreises, der erst bei der Gebietsreform 1975 aufgelöst wurde. An der Spitze der Stadt stand seit 1815 ein Oberbürgermeister, ferner gab es weiterhin einen Rat. 1856 wurde die preußische Städteordnung der Rheinprovinz eingeführt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der britischen Besatzungszone einen neuen Oberbürgermeister ein und führte 1946 die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen vom Volk gewählten „Rat der Stadt“, dessen Mitglieder man als „Stadtverordnete“ bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, der ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 ebenfalls einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung.

Im Jahr 1999 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben. Seither gibt es nur noch den hauptamtlichen Oberbürgermeister. Dieser ist Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt. Er wird seither direkt vom Volk gewählt. Dem Oberbürgermeister stehen drei weitere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zur Seite, die von den stärksten Fraktionen des Rats gestellt werden.

Politische Traditionen und Entwicklungen

Die lange Tradition einer freien Reichsstadt, die lange ausschließlich katholisch geprägte Bevölkerung und der jahrhundertealte Gegensatz zwischen Kirche und Bürgertum (und innerhalb dessen zwischen Patriziern und Handwerkern) hat in Köln ein eigenes politisches Klima erzeugt. Verschiedene Interessengruppen formieren sich häufig aufgrund gesellschaftlicher Sozialisation und daher über Parteigrenzen hinweg. Das daraus entstandene Beziehungsgeflecht, das Politik, Wirtschaft und Kultur untereinander in einem System gegenseitiger Gefälligkeiten, Verpflichtungen und Abhängigkeiten verbindet, wird auch Kölner Klüngel genannt. Dieser hat häufig zu einer ungewöhnlichen Proporzverteilung in der Stadtverwaltung geführt und artete bisweilen in Korruption aus: Der 1999 aufgedeckte „Müllskandal“ über Bestechungsgelder und unzulässige Parteispenden brachte nicht nur den Unternehmer Hellmut Trienekens in Haft, sondern ließ fast das gesamte Führungspersonal der regierenden SPD stürzen.

War die Stadt aufgrund ihrer katholischen Tradition in Kaiserreich und Weimarer Republik fest dem Zentrum verbunden, wechselte bald nach dem Krieg die politische Mehrheit von der CDU zur SPD. Diese regierte über 40 Jahre lang, teilweise mit absoluter Ratsmehrheit. Aufgrund liberaler Traditionen war Köln auch immer eine Hochburg der FDP, wegen ihres toleranten gesellschaftlichen Klimas auch der Grünen. Beide Parteien machen – mit wechselndem Erfolg – den Volksparteien zunehmend die Mehrheiten streitig.

Rat der Stadt Köln

Im Kölner Stadtrat sitzen 90 Ratsfrauen und Ratsherren. Der direkt gewählte Oberbürgermeister hat Stimmrecht und leitet die Sitzungen.

Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

Der Oberbürgermeister

Seit 1999 repräsentieren in Nordrhein-Westfalen die OberbürgermeisterInnen ihre Städte und Gemeinden nicht mehr ausschließlich politisch, sondern leiten gleichzeitig die Kommunalverwaltungen.[21]

Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.

Stadt Köln (Stadtverwaltung)

Die Stadtverwaltung Köln besteht aus 7 Dezernaten, die jeweils von einem berufsmäßigen Stadtrat als kommunalem Wahlbeamten geleitet werden und dem Dezernat des Oberbürgermeisters. Bei der Kölner Stadtverwaltung sind rund 17.000 MitarbeiterInnen beschäftigt.

Bezirksvertretungen

Parallel zu den Wahlen des Stadtrats wird in jedem der neun Stadtbezirke nach den Vorgaben der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalens je eine Bezirksvertretung gewählt. Diese vertreten die Interessen der Bezirke und der dazu gehörenden Stadtteile gegenüber dem Stadtrat. In Fragen geringerer Bedeutung, die nicht über die Bezirksgrenzen hinaus wirken, haben sie Entscheidungsbefugnis. Näheres regelt die Hauptsatzung der Stadt Köln.

Das Kölner Stadtwappen

Das Wappen der Stadt Köln zeigt den doppelköpfigen Reichsadler, der Schwert und Zepter hält. Er erinnert daran, dass die Stadt im Mittelalter seit 1475 offiziell als Freie Reichsstadt zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Der Adler hat zwei Köpfe, weil der Kaiser zugleich der römisch-deutsche König war.

Der Schild hat die Farben rot und weiß, die Farben der Hanse. Köln gehörte als bedeutende Handelsmetropole nicht nur diesem Bund der Kaufleute und Städte an, sondern war – zusammen mit Lübeck – Mitbegründerin der deutschen Hanse und damit eine der ältesten Hansestädte in Deutschland.

Die drei Kronen sind seit dem 12. Jahrhundert das Hoheitszeichen der Stadt; sie erinnern an die „Heiligen Drei Könige“, deren Reliquien 1164 der Kölner Erzbischof Reinald von Dassel aus Mailand mitbrachte und die in einem goldenen Schrein hinter dem Hochaltar des Doms aufbewahrt werden.

An den sehr populären Kult der heiligen Ursula erinnern die elf schwarzen „Flammen“, die seit dem 16. Jahrhundert im Kölner Stadtwappen auftauchen. Ursula war der Legende nach eine bretonische Prinzessin, die auf der Rückfahrt von einer Pilgerreise nach Rom mitsamt ihren Gefährtinnen von den Hunnen ermordet wurde, die damals gerade Köln belagerten. Die elf oder 11.000 legendären Jungfrauen werden im Stadtwappen durch die elf tropfenförmigen Hermelinschwänze symbolisiert, die wiederum an das Wappen der Bretagne – der Heimat Ursulas – erinnern könnten, das aus Hermelinfell besteht.

Städtepartnerschaften

Köln gehört zu den sechs europäischen Städten, die 1958 erstmalig eine Ringpartnerschaft ins Leben riefen. Dieser unmittelbar nach Gründung der EWG erfolgte Akt sollte die europäische Verbundenheit unterstreichen, indem je eine Stadt aus jedem damaligen Mitgliedsland mit allen übrigen eine Städtepartnerschaft abschloss. 1993 wurde die Partnerschaft zwischen den beteiligten Städten Köln, Turin, Lüttich, Esch-sur-Alzette, Rotterdam und Lille nochmals bekräftigt. Liverpool (Vereinigtes Königreich), seit 1952

  • Esch-sur-Alzette (Luxemburg), seit 1958
  • Lille (Frankreich), seit 1958
  • Lüttich (Belgien), seit 1958
  • Rotterdam (Niederlande), seit 1958
  • Turin (Italien), seit 1958
  • Kyōto (Japan), seit 1963
  • Tunis (Tunesien), seit 1964
  • Turku (Finnland), seit 1967
  • Bezirk Neukölln von Berlin (Deutschland), seit 1967
  • Klausenburg/Cluj-Napoca (Rumänien), seit 1976
  • Tel Aviv-Jaffa (Israel), seit 1979  Barcelona (Spanien), seit 1984
  • Peking (Volksrepublik China), seit 1987
  • Thessaloniki (Griechenland), seit 1988
  • Cork (Irland), seit 1988
  • Corinto/El Realejo (Nicaragua), seit 1988
  • Indianapolis (Vereinigte Staaten), seit 1988
  • Wolgograd (Russland), seit 1988
  • Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin (Deutschland), seit 1990
  • Kattowitz (Polen), seit 1991
  • Bethlehem (Palästinensische Autonomiegebiete), seit 1996
  • İstanbul (Türkei), seit 1997

Durch die eingemeindeten Städte und Gemeinden übernahm Köln deren partnerschaftliche Beziehungen mit den Städten Benfleet/Castle Point (Vereinigtes Königreich), Igny (Frankreich), Diepenbeek (Belgien), Brive-la-Gaillarde (Frankreich), Dunstable (Vereinigtes Königreich), Eygelshoven (Niederlande) und Hazebrouck (Frankreich).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Mittelalter wurde Köln zu einem bedeutenden kirchlichen und zu einem wichtigen künstlerischen und edukativen Zentrum. Der Kölner Dom ist die größte gotische Kirche in Nordeuropa und beherbergt den Dreikönigenschrein, in dem die angeblichen Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden, daher die drei Kronen im Stadtwappen. Der Kölner Dom – 1996 zum Weltkulturerbe erklärt – ist das Hauptwahrzeichen der Stadt und dient als inoffizielles Symbol. Köln wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Heute ist Köln auch eine kulturelle Metropole mit vielen wichtigen Museen, Galerien, Kunstmessen sowie lebendigen Kunst- und Musikszenen. Darüber hinaus gilt Köln als Hochburg der Schwulen und Lesben. In Köln findet mit der Parade zum Christopher Street Day, Höhepunkt des jährlichen „Cologne Pride“, am ersten Sonntag im Juli Deutschlands größte Veranstaltung von Schwulen und Lesben statt.

Theater

Die Geschichte des Kölner Theaters hat ihre Wurzeln im Mittelalter. Im heutigen Köln sind zahlreiche Theater ansässig. Die Stadt ist Träger der „Bühnen der Stadt Köln“ mit Schauspielhaus und Oper Köln.

In der Stadt Köln gibt es zudem rund 70 professionelle freie und private Theater als Tourneetheater oder solche mit eigenen Spielstätten. Der Großteil der Theater ist in der „Kölner Theaterkonferenz e.V.“ organisiert, der auch die städtischen Bühnen angehören. Eine Besonderheit in der Kölner Theaterlandschaft ist die Initiative „JuPiTer“ (Junges Publikum ins Theater), in der Kindertheatermacher gemeinsam für die Stärkung des Kinder- und Jugendtheaters arbeiten. Die Kölner Theaterszene bildet das gesamte Spektrum vom Autorentheater über experimentelles Theater, Kabarett, klassisches Sprechtheater, Figurentheater, Märchenspiele, Performance, Tanztheater bis hin zum Volkstheater ab.

Bekannte Bühnen sind das Arkadaş Theater, Artheater, Atelier-Theater, Casamax-Theater, Cassiopeia Theater, Comedia Theater, Drama Köln, Freies Werkstatt-Theater, Galant-Theater, Gloria-Theater, Hänneschen-Theater (Puppenspiele der Stadt Köln), Horizont-Theater, Kölner Künstler-Theater, Klüngelpütz Kabarett-Theater, Millowitsch-Theater, Piccolo Puppenspiele, Senftöpfchen-Theater, Studiobühne Köln, Theater am Dom, Theater am Sachsenring, Theater der Keller, das Theater im Bauturm, Theater im Hof, Theater Tiefrot und  Theaterhaus Köln.

Musik

Sinfonie- und Kammerorchester

In Köln ist eine ganze Reihe renommierter Sinfonie- und Kammerorchester zu Hause. Das Gürzenich-Orchester wurde 1857 anlässlich der Einweihung des gleichnamigen Kölner Konzertsaals als Nachfolgeorganisation der „Musikalischen Gesellschaft“ gegründet. Seit 1888 ist die Stadt Träger des Orchesters. Es spielt in der Oper Köln und gibt zahlreiche Konzerte, zum Beispiel in der Kölner Philharmonie. Bekannte Musikdirektoren des Orchesters waren Conradin Kreutzer, Hermann Abendroth und Günter Wand. Seit 2003 wird das Gürzenich-Orchester von Markus Stenz geleitet.

Das zweite berühmte Sinfonieorchester ist das WDR-Sinfonie-Orchester. Dieses Orchester wurde 1945 als Nachfolgeeinrichtung des 1926 gegründeten Orchesters des Reichssenders Köln gegründet. An Kammerorchestern, teilweise mit hochspezialisiertem Repertoire und internationalem Renommee (Alte Musik), sind zu nennen: Camerata Köln (gegründet 1979), Capella Clementina (gegründet 1964 als Kölner Kammerorchester), Cappella Coloniensis (in Trägerschaft des WDR), Collegium Aureum (gegründet 1964), Concerto Köln (gegründet 1985) und Musica Antiqua Köln (gegründet 1973).

Chöre

Köln verfügt über eine reichhaltige Chorszene. Über ein Dutzend Konzertchöre sind im Arbeitskreis Kölner Chöre organisiert, einer bundesweit einmaligen Lobbyorganisation. Eine Auswahl:

  • Der Philharmonische Chor Köln, gegründet 1947 von Philipp Röhl
  • Die Kartäuserkantorei Köln, gegründet 1970 von Peter Neumann
  • Der Kölner Kammerchor, ebenfalls 1970 gegründet von Peter Neumann
  • Der WDR Rundfunkchor Köln, gegründet 1955
  • Die Kölner Kantorei, gegründet 1968 von Volker Hempfling
  • Der Chor des Bach-Vereins Köln, gegründet 1931 von Heinrich Boell
  • Der Chorus Musicus Köln, gegründet 1985 von Christoph Spering
  • Der Konzertchor Köln unter Eric Ingwersen, gegründet 1983
  • Der Deutz-Chor, gegründet 1946 von acht Mitarbeitern der „Klöckner-Humboldt-Deutz“ AG (KHD).

Anmerkung der u~m~d~h~T: Stand 2010

Rund um den Kölner Dom existiert die Kölner Dommusik, bestehend aus vier Chören (Kölner Domchor (Knabenchor), der Mädchenchor am Kölner Dom, die Domkantorei Köln, das Vokalensemble Kölner Dom). Der Domchor wurde 1863 wiedergegründet. Der Kölner Männer-Gesang-Verein mit seinen rund 190 aktiven Sängern ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Außerdem gibt es in Köln eine sehr vielfältige Szene von „freien“, also nicht als klassischer Konzertchor organisierten oder an Kirchengemeinden gebundenen Chören, die sehr unterschiedliche Hintergründe und Schwerpunkte haben.

Musikschulen

Die Hochschule für Musik und Tanz Köln als Europas größte Musikhochschule trägt zum musikalischen Leben der Stadt erheblich bei. Für Kinder und Jugendliche bietet die Rheinische Musikschule an mehreren Standorten in Köln flächendeckend Musikunterricht an. Unter dem Titel Signale aus Köln finden am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln Begegnungen mit zeitgenössischen Komponisten statt.

Weitere Spielstätten

Eine wichtige Spielstätte für Musik ist die Kölner Philharmonie mit einem breiten Spektrum von klassischer Musik über Musik der Gegenwart bis hin zu Jazz und populärer Musik. Die Lanxess Arena, das E-Werk in Köln-Mülheim, das Palladium und die Live Music Hall sind neben dem Tanzbrunnen im Rheinpark (Freilichtbühne) weitere vielbesuchte Veranstaltungsorte. Auch in den Sendesälen des Westdeutschen Rundfunks und des Deutschlandfunks finden regelmäßig Konzerte statt. Der WDR unterhält nicht nur das oben erwähnte Sinfonieorchester, sondern auch eine Big Band, die als eine der besten Big Bands Europas gilt. Das Jazzhaus im Stadtgarten hat ein reichhaltiges Programm der aktuellen Spielarten des Jazz und der Weltmusik; im Loft wird insbesondere die improvisierte Musik gepflegt. Im alten Ballsaal des mittelalterlichen Köln, dem Gürzenich, wird ebenfalls Musik aufgeführt.

Kölsche Musik

Eine feste Größe in Köln ist die durch den Karneval geprägte Volksmusik. Dabei ist Volksmusik nur bedingt in Anlehnung an allgemeine Volksmusik zu sehen. Sie wird fast durchgängig in Mundart gesungen, also in Kölsch. Dabei variieren die Stilrichtungen von Schlager über Pop und Rock bis hin zu Karnevalslieder. In jüngerer Vergangenheit hat sich auch eine A-cappella-Szene gebildet.

Einige Künstler, die sich um die Kölner Musikszene verdient gemacht haben, waren zum Beispiel Willi Ostermann und Willy Schneider und sind gegenwärtig beispielsweise die Bläck Fööss, die Höhner, BAP, Brings oder die Wise Guys. Köln war auch der Heimatort der 1968 gegründeten Rockband Can, die im Laufe der 1970er-Jahre zu einer der international einflussreichsten deutschen Rockbands wurde.

Elektronische Musik

Köln war seit den frühen 1950er-Jahren auch ein Zentrum moderner elektronischer Musik. Insbesondere das seit seiner Gründung 1951 von Herbert Eimert geleitete „Studio für Elektronische Musik“ war als erstes seiner Art weltweit von internationalem Rang, neben Karlheinz Stockhausen, der das Studio seit 1963 leitete, arbeiteten hier beispielsweise Pierre Boulez, Mauricio Kagel, Pierre Henry und Pierre Schaeffer.

In den 1990er-Jahren blühte in Köln die elektronische Musik erneut auf, diesmal jedoch unter weniger akademischen Vorzeichen. Ausgehend von Techno, Intelligent Dance Music und unter Rückgriff auf populärmusikalische Avantgardegenres wie Industrial, Noise, Ambient, Krautrock, Free Jazz und Free Improv etablierte sich unter dem Stichwort Sound of Cologne ein breitgefächertes Spektrum moderner elektronischer Musik und konnte auch international erfolgreich sein. Musiker und Bands wie Wolfgang Voigt, Whirlpool Productions oder Mouse on Mars waren die bekanntesten Vertreter dieser Strömung, die allerdings stilistisch äußerst uneinheitlich war und eher ein soziales Phänomen war. Bedeutende Labels des Sound of Cologne sind zum Beispiel Kompakt oder A-Musik.

Literatur

Von Goethe über Heine bis Celan haben namhafte Autoren sich von Köln und seinen Eigenarten zu Gedichten und Balladen inspirieren lassen. Zahlreiche deutschsprachige Romane spielen in Köln. Hans Bender und Dieter Wellershoff leben hier, Nobelpreisträger Heinrich Böll und Rolf Dieter Brinkmann gehörten zu den in Köln ansässigen bekannten Autoren. Literaturhaus und lit.cologne laden Schriftsteller aus dem In- und Ausland zu literarischen Veranstaltungen ein, während die heimischen Literaten beispielsweise bei der Lesebühne am Brüsseler Platz oder bei Veranstaltungen in Buchhandlungen, Cafés und Kneipen auftreten. Neben großen Verlagen wie Kiepenheuer & Witsch und DuMont beleben Spezialverlage wie der Musikverlag Dohr und Kleinverlage wie Emons, edition fundamental, Krash Verlag, LUND, parasitenpresse, Supposé Verlag und Tisch 7 das literarische Feld. Literarische Gruppen wie die Kölner Autorenwerkstatt setzen eigene Akzente. Die Stadt vergibt zwei Literaturpreise: den Heinrich-Böll-Preis und das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium.

Das Literaturhaus Köln und der Kölner Stadt-Anzeiger veranstalten jährlich die Aktion Ein Buch für die Stadt.

Die Bürgerstiftung Köln stellt mit dem Projekt Eselsohr Öffentliche Bücherschränke im Stadtgebiet auf und veranstaltet gemeinsam mit Stadtteil-Bürgerstiftungen offene Leserunden.

Museen

Unter den zahlreichen Kölner Museen mit hochkarätigen Sammlungen sind das

  • Museum Ludwig (Moderne und Gegenwartskunst), das
  • Wallraf-Richartz-Museum (Kunst des Mittelalters bis 19. Jahrhundert) sowie das
  • Römisch-Germanische Museum (Kunst-, Schmuck und Alltagsgegenständen aus der römischen und merowingischen Epoche)

hervorzuheben.

Weitere Museen und Ausstellungsinstitute in Köln:

  • artothek Köln – Raum für junge Kunst (Ausleihe und Sonderausstellungen)
  • Agfa-Photo-Historama (Historische Fotografie)
  • Ausstellungsraum Jawne, Ausstellung über das ehemalige jüdische Gymnasium Kölns
  • Deutsches Sport & Olympia Museum
  • Domschatzkammer Köln
  • Duftmuseum im Farina-Haus, Geburtshaus des Eau de Cologne
  • Historisches Archiv der Stadt Köln (durch Einsturz am 3. März 2009 größtenteils zerstört)
  • Erzbischöfliches Diözesanmuseum/Kolumba
  • Geldgeschichtliches Museum
  • Käthe-Kollwitz-Museum
  • Kölner Karnevalsmuseum
  • KünstlerMuseum Beckers°Böll im Kunsthaus Rhenania
  • Kölner Festungsmuseum
  • Kölnischer Kunstverein (Gegenwartskunst)
  • Kölnisches Stadtmuseum Zeughaus (Stadtgeschichte)
  • Mikwe (mittelalterliches jüdisches Kultbad auf dem Rathausvorplatz, Außenstelle des Römisch-Germanischen Museums)
  • Museum für Angewandte Kunst (Köln)
  • Museum für Ostasiatische Kunst (Kunst und Kunsthandwerk aus Japan, China und Korea)
  • Museum Schnütgen (Sakralkunst des Mittelalters)
  • Odysseum (Science-Center)
  • Praetorium (römischer Statthalterpalast, Außenstelle des Römisch-Germanischen Museums)
  • Radiomuseum (Privatmuseum)
  • Rautenstrauch-Joest-Museum – Museum für Völkerkunde (einziges Völkerkundemuseum in Nordrhein-Westfalen)
  • Rheinisches Industriebahn-Museum
  • Schokoladenmuseum (offiziell: Imhoff-Schokoladenmuseum)
  • Skulpturenpark Köln, Außenskulpturen der Gegenwartszeit (ausschließlich Wechselausstellungen)
  • SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn – „Die Photographische Sammlung“ und Tanzmuseum
  • Sammlungen und Museen der Universität zu Köln
  • Theaterwissenschaftliche Sammlung Schloss Wahn (Porz-Wahn)
  • Weinmuseum

Geplant ist folgendes Museum:

  • Haus der Jüdischen Geschichte (in Planung auf dem Platz vor dem historischen Rathaus)

Archive

  • Archiv für Rheinische Musikgeschichte (am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln angeschlossen)
  • Heinrich-Böll-Archiv
  • Historisches Archiv der Stadt Köln
  • Historisches Archiv des Erzbistums Köln
  • Husserl-Archiv der Universität zu Köln
  • Max-Bruch-Archiv des Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität zu Köln
  • Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv

Bibliotheken

  • Bibliothek/ Mediathek der Kunsthochschule für Medien (KHM)
  • Deutsche Zentralbibliothek für Medizin
  • Erzbischöfliche Dom- und Diözesanbibliothek
  • Hochschulbibliothek der Fachhochschule Köln
  • Hochschulbibliothek der Katholischen Fachhochschule Köln
  • Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln
  • StadtBibliothek Köln, öffentliche Einrichtung der Stadt[22]
  • USB Köln, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, zentrale Einrichtung der Universität[23]
  • Wirtschaftsbibliothek der Industrie- und Handelskammer zu Köln
  • Zentralbibliothek der Sportwissenschaften der Deutschen Sporthochschule Köln

Architektur

Die Altstadt Kölns und angrenzende Bereiche wurden durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zu 80 Prozent zerstört. Beim Wiederaufbau wurden zwar der Straßenverlauf und die historischen Straßennamen häufig beibehalten, die Bebauung erfolgte jedoch häufig im Stil der 1950er-Jahre. Somit sind weite Teile der Stadt von Nachkriegsarchitektur geprägt; dazwischen befinden sich einzelne Bauten, die erhalten geblieben oder aufgrund ihrer Bedeutung rekonstruiert worden sind.

Römisches Köln

Köln ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Der römische Feldherr Agrippa siedelte 19/18 v. Chr. den Stamm der Ubier am Rhein an und sorgte für eine Infrastruktur nach römischem Vorbild. Das antike Straßennetz hat teilweise noch bis heute Bestand. Aus dem römischen cardo maximus wurde die Hohe Straße und der decumanus maximus ist heute die Schildergasse. Reste römischer Bauwerke finden sich im gesamten Innenstadtbereich. Teilweise sind sie unterirdisch unter dem Kölner Rathaus oder in Parkhäusern und Kellern zugängig. Darunter ist das sogenannte Ubiermonument, das älteste datierte Gebäude aus Stein Deutschlands. Oberirdisch können Reste der römischen Stadtmauer, zum Beispiel der Römerturm, besichtigt werden.

Mittelalterliches Köln

Bedeutende mittelalterliche Profanbauten sind erhalten oder wieder aufgebaut worden: Beispiele sind das Rathaus, das Stapelhaus, der Gürzenich und das Overstolzenhaus, ältestes erhaltenes Wohngebäude der Stadt. Teile der mächtigen mittelalterlichen Stadtmauern sind ebenfalls erhalten, darunter auch mehrere Stadttore wie das Eigelsteintor und die Stadtmauer am Hansaring (neben dem früheren Standort des Stadtgefängnisses Klingelpütz), das Severinstor, das Hahnentor oder die Ulrepforte samt der Stadtmauer am Sachsenring und der „Weckschnapp“. Das malerische Martinsviertel besteht nur noch zum Teil aus mittelalterlicher Bausubstanz. Viele Gebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mehr oder weniger stilgerecht wieder aufgebaut.

Preußisches Köln

Am Römerturm 3 liegt das einzige noch erhaltene klassizistische Wohnhaus. Der Festungsring liegt in den heutigen äußeren Stadtbezirken und diente der Stadtbefestigung der preußischen Zeit. Innerhalb des äußeren Kölner Grüngürtels können noch heute einige der Forts besichtigt werden. Die Neustadt ist eine ringförmig um die historische Altstadt angelegte Stadterweiterung, die sich von der abgebrochenen mittelalterlichen Stadtmauer bis zum inneren Festungsring erstreckt. Sie wurde ab 1880 bis circa 1920 erbaut und war die größte ihrer Zeit in Deutschland. Einst war sie ein geschlossenes Ensemble mit allen Stilrichtungen vom Historismus über Jugendstil bis hin zum Expressionismus, konnte aber nach erheblichen Kriegsschäden und ungezügelter Abrisswut in der Nachkriegszeit nur noch teilweise ihren Charme erhalten. Heute ist sie kein reines Wohngebiet mehr, sondern Zentrum verschiedenster kultureller und geschäftlicher Aktivitäten (Mediapark, Galerien, Kneipenviertel etc.). Die ursprüngliche Gestalt lässt sich in einigen Straßenzügen noch gut nachvollziehen: Hierzu zählen die Südstadt (Ubierring, Alteburger Straße – hauptsächlich Jugendstil), das Universitätsviertel (Zülpicher Straße, Rathenauplatz – hauptsächlich historisierende wilhelminische Häuser) und einzelne Patrizierhäuser im Belgischen Viertel (Aachener Straße, Lütticher Straße). Das Haus Schierenberg entstammt ebenfalls jener Zeit. In der nördlichen Neustadt stellt die Kirche St. Agnes ein gelungenes Beispiel rheinischer Neugotik dar.

1914 investierte die Stadt 5 Millionen Goldmark für die Kölner Werkbundausstellung, bei der führende Werkbundarchitekten exemplarische und zeitgemäße Gebäude errichteten.

Zwischen den Weltkriegen

Unter dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer entstanden in den 1920er-Jahren in Köln einige bedeutende Bauwerke. Das Messegelände mit dem markant hervorstechenden Messeturm ist im Stil des Backstein-Expressionismus errichtet, wobei die Bauten über ein Skelett aus Stahlbeton verfügen und die ornamentale Fassade aus Blendklinkern besteht. Im selben Stil ist das Hansahochhaus am Innenstadtring gebaut worden. Zum Zeitpunkt des Richtfestes 1924 war es das höchste Haus Europas.

Adenauer ernennt 1926 den Künstler Professor Richard Riemerschmid zum Gründungsdirektor der stadtkölnischen Kunsthochschule Kölner Werkschulen, einer Parallelgründung zum Bauhaus in Dessau.

Ein Beispiel für den Baustil der Neuen Sachlichkeit ist das Disch-Haus, die Universität wurde im Stil des Werkbundes bis 1929 errichtet. In den Zwanziger Jahren erlebte der Siedlungsbau in Köln einen Höhepunkt: Ganze Stadtteile wie Zollstock und Höhenhaus wurden von Wohnungsgenossenschaften zumeist nach den städtebaulichen Idealen der Zeit und oft nach den Prinzipien der Gartenstadt errichtet.

In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur sollte Köln als Gauhauptstadt einen entsprechenden Rahmen erhalten: Geplant war der Abriss der halben Altstadt und des gesamten Stadtteiles Deutz, um Platz für Aufmarschstraßen und ein gigantisches Gauforum auf der rechten Rheinseite zu schaffen. Das als erhaltenswert eingestufte Altstadtgebiet wurde bis 1939 komplett saniert und eine große Schneise in West-Ost-Richtung durch die Innenstadt geschlagen. Zur Ausführung der Vorhaben kam es durch den Krieg nicht mehr. An der Universität Köln lehrte Wilhelm Börger den „Deutschen Sozialismus“. Die Tanzmariechen durften auf Wunsch von Adolf Hitler keine Männer mehr sein. Stattdessen bekamen Mädchen diese Rolle.

Nachkriegszeit und neue Entwicklungen

Nachdem Köln 1945 nur noch eine Trümmerwüste war, übernahm die amerikanische, später die britische Militärverwaltung erste Schritte zur Wiedererrichtung der Stadt. Der vollständige, autogerechte Neubau der Innenstadt wurde bald zugunsten einer Kompromisslösung aufgegeben, die das Straßennetz mit dem tradierten, schmalen Zuschnitt der Grundstücke beibehielt, aber breite Trassen durch die Innenstadt vorsah. Die Schaffung günstigen Wohnraumes stand im Vordergrund, so dass sich das Stadtbild des Nachkriegs-Köln durch architektonisch belanglose, hastig errichtete Miethäuser häufig sehr gleichförmig darstellte. Gleichwohl ragen aus dieser Zeit einzelne stilbildende und wegweisende Projekte heraus, die Köln in den 1950er-Jahren zum Mekka des modernen Städtebaus machten. Zu erwähnen ist die Gestaltung des Domplatzes mit dem Blau-Gold-Haus, der von Wilhelm Riphahn gestaltete Komplex aus Oper und Schauspielhaus und die West-Ost-Achse, die bereits Ende der Vierziger Jahre mit lichten Pavillons und werksteinverkleideten Geschossbauten ausgestaltet wurde. Der Gebäudekomplex der Gerling-Versicherung war aufgrund seiner Formensprache aus den 1930er-Jahren dagegen sehr umstritten. 1967 wurde die Hohe Straße, eine bekannte Kölner Einkaufsstraße, als erste Straße in Köln in eine Fußgängerzone umgewandelt.

Die 1960er- und 1970er-Jahre bescherten Köln vor allem Architektur aus nacktem Beton, die bisweilen irreparable Schäden am Stadtbild verursachte. Erst in den 1980er-Jahren besannen sich die Kölner langsam wieder auf Qualität: Nach dem Bau des Fernmeldeturmes Colonius wurde verstärkt die Aufwertung der Innenstadt betrieben. Das Museum Ludwig, die Philharmonie und der Rheinufertunnel verbanden die Stadt seit 1986 durch eine ansprechend eingerahmte Uferpromenade wieder mit dem Rhein; gleichzeitig wurde durch die teilweise Verlegung der Stadtbahn in Tunnel der Innenstadtring entlastet und in neuer Gestaltung 1987 eingeweiht. In den Neunziger Jahren folgte der Mediapark auf dem Gelände des Güterbahnhofs sowie die KölnArena (heute Lanxess Arena). Das Wallraf-Richartz-Museum und das Weltstadthaus sind aktuelle Beispiele für eine eher behutsame Umgestaltung der Innenstadt.

In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends entstand mit dem KölnTriangle im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz ein neues Hochhaus mit einer Aussichtsplattform in 103 Metern Höhe.

Bedeutende Sakralbauten

Das alles überragende Kölner Wahrzeichen ist der gotische Dom St. Peter und Maria, der größte Kirchenbau der Gotik überhaupt. Bis zu seiner Vollendung vergingen etwa 600 Jahre; erst in preußischer Zeit wurde er fertig gestellt. Hier sind die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt, die Köln zu einem Pilgerziel ersten Ranges machten. Sie sind im prunkvoll gestalteten Dreikönigenschrein (spätes 12. Jahrhundert/1. Hälfte 13. Jahrhundert) im Chorraum des Domes aufbewahrt.

Kulturgeschichtlich nicht weniger bedeutsam sind die insgesamt zwölf romanischen Kirchen im Innenstadtbereich: St. Severin, St. Maria Lyskirchen, Basilika St. Andreas, St. Aposteln, St. Gereon, St. Ursula, St. Pantaleon, St. Maria im Kapitol, Groß St. Martin, St. Georg, St. Kunibert und St. Cäcilien. Die meisten von ihnen wurden im Krieg schwer beschädigt; erst 1985 war die Wiedererrichtung abgeschlossen.

In der Innenstadt finden sich außerdem die gotischen Kirchen Minoritenkirche und St. Peter sowie die Barockkirchen St. Mariä Himmelfahrt, St. Maria in der Kupfergasse, St. Maria vom Frieden und die Ursulinenkirche St. Corpus Christi. Die Protestanten durften in Köln erst ab 1802 öffentliche Gottesdienste feiern. Zu diesem Zweck bekamen sie von den Franzosen die gotische Antoniterkirche übereignet. Ähnlich verhält es sich mit der Kartäuserkirche, welche 1923 in evangelischen Besitz überging. Die in der Nähe des Heumarkts befindliche Trinitatiskirche ist die erste als solche errichtete evangelische Kirche im linksrheinischen Köln. Im Stadtteil Mülheim, das damals zum Herzogtum Berg gehörte, wurde allerdings bereits 1786 die Friedenskirche errichtet. Zwei Vorgängerbauten wurden zerstört.

St. Engelbert in Köln-Riehl ist der erste moderne Kirchenbau Kölns.

Zwei Kirchenruinen sind noch im Stadtbild vertreten: Alt St. Alban in der Nähe des Rathauses mit einer von Käthe Kollwitz entworfenen Skulptur im ehemaligen Kirchenschiff und die Reste von St. Kolumba. Hier wurde in den 1950er-Jahren um eine erhalten gebliebene Marienfigur die Kapelle St. Maria in den Trümmern errichtet, die völlig zerstörte Kirche behielt nur provisorisch gesicherte Stümpfe der Umfassungsmauern. 2005 wurde auf diesen Ruinen das neue Diözesanmuseum von Peter Zumthor errichtet, dessen Neubau die Integration der Überreste deutlich betont.

In der Neustadt und den Vororten gibt es noch zahlreiche weitere Sakralbauten, unter anderem mehrere kleine romanische und gotische Kirchen, aber auch Beispiele für den modernen Kirchenbau. Besonders sehenswerte Bauten werden in den Artikeln der jeweiligen Stadtteile beschrieben.

Rheinbrücken

Acht Rheinbrücken überspannen im Kölner Stadtgebiet den Rhein, davon zwei Eisenbahnbrücken und sechs Straßenbrücken:

  • die Hohenzollernbrücke in der Achse des Domes ist die am meisten befahrene Eisenbahnbrücke Europas
  • die Südbrücke entlastet die Hohenzollernbrücke vom Güterverkehr.

Zwei Autobahnbrücken verbinden die links- und rechtsrheinischen Teile des Kölner Autobahnrings:

  • die Rodenkirchener Autobahnbrücke im Süden und
  • die Leverkusener Brücke im Norden zwischen Köln-Merkenich und Leverkusen.

Vier im Kölner Brückengrün gestrichene städtische Straßenbrücken lenken den Verkehr im inneren Stadtgebiet über den Rhein. Die Deutzer Brücke war der erste Brückenneubau der Nachkriegszeit, die Mülheimer Brücke ist der modernisierte Wiederaufbau der ersten Brücke nach Mülheim. Die Severinsbrücke symbolisiert ausdrucksvoll den Aufbruch der Nachkriegszeit und verbindet wie die Zoobrücke die Innenstadt mit dem rechtsrheinischen Autobahnsystem.

Parks und Grünflächen der Stadt

Köln besitzt linksrheinisch zwei Grüngürtel – den inneren und den äußeren. Der Innere Grüngürtel ist sieben Kilometer lang, mehrere 100 Meter breit und hat eine Fläche von 120 Hektar. Die Festungsgürtel der Stadt mussten nach dem Ersten Weltkrieg im Rahmen der Versailler Verträge abgerissen werden, so dass hier diese große städtische Grünanlage entstehen konnte. Durch Aufschüttung von Trümmern des Zweiten Weltkrieges entstand im Inneren Grüngürtel der heute dicht bewachsene 25 Meter hohe Herkulesberg. Der Innere Grüngürtel beherbergt 25 Baumarten, Wiesen und mehrere Wasserflächen.

Der Äußere Grüngürtel ist auf dem Gelände des äußeren Festungsringes entstanden. Die zum Teil baumbestandene größte Kölner Grünanlage sollte ursprünglich fast die gesamte Stadt umschließen, was aus wirtschaftlichen Gründen nie realisiert wurde. Dennoch entstanden in den 1920er-Jahren 800 Hektar Grünfläche, unter anderem der Beethovenpark. Auch die Festungsanlagen auf der rechten Rheinseite wurden, wo möglich, in Grünanlagen umgewandelt.

Der fünf Hektar (ursprünglich: 11 ha) große Stadtgarten ist der älteste Park in Köln. Die 175 Jahre alte Anlage wurde als Landschaftspark angelegt und besitzt seit über 100 Jahren ein Restaurant mit Biergarten. Dort ist heute auch ein Jazzclub zu finden.

Im über 100 Jahre alten Volksgarten der Südstadt finden in der warmen Jahreszeit nächtelange Grill-Happenings statt, zu denen sich oft Trommler und andere Instrumentalisten einfinden. Auch Klein- und Straßenkünstler sind hier zu finden. Der Park ist außerdem Ort für viele kulturelle Veranstaltungen, so werden beispielsweise in der Orangerie Theaterstücke aufgeführt.

Die auf einer Anhöhe gelegene Grünfläche am Aachener Weiher ist insbesondere bei Studenten ein beliebter Treffpunkt. Der sanfte Hügel entstand ebenfalls durch Aufschüttung von Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Seit dem 7. August 2004 erinnert ein neuer Name an die Opfer des Krieges: Hiroshima-Nagasaki-Park. Köln ist seit 1985 Mitglied des internationalen Städtebündnisses gegen Atomwaffen, des so genannten „Hiroshima-Nagasaki-Bündnisses“.

Der Blücherpark im Stadtteil Bilderstöckchen und der Vorgebirgspark in Raderthal wurden beide, obwohl sehr unterschiedlich gestaltet, Anfang des 20. Jahrhunderts nach den Plänen des Gartenarchitekten Fritz Encke angelegt. Der Klettenbergpark in Köln-Klettenberg wurde zwischen 1905 und 1908 in einer ehemaligen Kiesgrube als Höhenpark angelegt. Der Fritz-Encke-Volkspark in Köln-Raderthal ist trotz der Verluste (teilweise Bebauung in den 1950er-Jahren) eine der bedeutendsten Anlagen der 1920er-Jahre.

Die mit der Stadterweiterung nach 1881 angelegte Ringstraße auf den ehemaligen Bollwerken vor der mittelalterlichen Stadtmauer war mit zahlreichen parkähnlichen Anlagen ausgestattet, so am Sachsenring, Kaiser-Wilhelm-Ring, Hansaring, Ebertplatz und Theodor-Heuss-Ring. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Anlagen verändert oder weitgehend entfernt, und nur der westliche Teil des Parks am Theodor-Heuss-Ring mit Weiher befindet sich noch fast im ursprünglichen Zustand.

Auf der rechten Rheinseite liegt der Rheinpark, das weitläufige Gelände der Bundesgartenschau 1957 und 1971 in Köln-Deutz, das durch die Rheinseilbahn mit den linksrheinischen Anlagen Zoo und Flora verbunden ist. Etwas weiter entfernt liegen die Groov in Köln-Zündorf sowie der Thurner Hof.

Im Kölner Norden befindet sich das Naherholungs- und Sportgebiet Fühlinger See. Es besteht aus sieben miteinander verbundenen Seen und einer Regattastrecke. Das Areal bietet sich zum Baden, Schwimmen, Tauchen, Angeln, Windsurfen, Kanufahren und Rudern an. Die u-förmig um die Regattastrecke verlaufende Straße wird häufig von Inline-Skatern genutzt.

Die Naherholungsgrünzonen am Rande Kölns werden durch einen Rundwanderweg, den Kölnpfad, dessen Etappen durch öffentliche Verkehrsmittel erreichbar sind, erschlossen und verbunden.

Der nahe gelegene Naturpark Rheinland jenseits der Ville kann als dritter Kölner Grüngürtel angesehen werden. Auch er dient der Stadtbevölkerung als Erholungsgebiet. Die Stadt gehört zu den Trägern des Naturparks.

Zoo und Botanische Gärten

Der Kölner Zoo wurde 1859 erbaut, ist etwa 20 ha groß und beherbergt 700 Tierarten mit zirka 7000 Tieren. Besonders bekannt ist er für die vielen in den Jahren 2006 und 2007 geborenen Elefanten. Das neue Heim der Elefanten, der Elefantenpark, wurde 2005 mit Hilfe privater Spenden erbaut und hat etwa 15 Millionen Euro gekostet.

Der Botanische Garten Kölns wird Flora genannt. Er ist in das European Garden Heritage Network eingebunden und 2004/2005 als herausragend in die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas aufgenommen wurde. Im Äußeren Grüngürtel im Stadtteil Rodenkirchen liegt der Forstbotanische Garten mit seiner Landschaftsparkerweiterung, dem Friedenswald.

Sport

Sportstätten

Überregional bekannt sind vor allem der Müngersdorfer Sportpark mit dem RheinEnergieStadion und die Lanxess Arena (KölnArena) in Deutz, eine der größten Mehrzweckhallen Europas, in der Eishockey-, Handball- und Basketballspiele ausgetragen werden. Daneben verfügt die Stadt über eine Radrennbahn, eine Pferderennbahn, eine Regattastrecke und zahlreiche weitere Sporteinrichtungen. Köln ist aufgrund seiner Infrastruktur regelmäßig Austragungsort von in Deutschland stattfindenden internationalen Sportveranstaltungen.

Die Deutsche Sporthochschule Köln ist die einzige Einrichtung dieser Art in Deutschland.

Vereine und Traditionsveranstaltungen

In Köln werden 775 Sportvereine durch die Stadt finanziell gefördert. Der Vereinssport umfasst alle wichtigen Breitensportarten; die bekanntesten Fußballvereine sind der 1. FC Köln, der SC Fortuna Köln und der SCB Viktoria Köln. Sehr erfolgreich sind zudem die Kölner Haie im Eishockey und die Cologne Falcons im American Football. Im Basketball hatte Köln eine sehr erfolgreiche Zeit mit dem BSC Saturn Köln. Von 1999 bis zur Insolvenz 2009 war die Stadt mit den Köln 99ers in der Bundesliga vertreten. Der Amateurverein Sportgemeinschaft Köln99ers ist weiterhin der deutsche Basketballverein mit den meisten Mitgliedern.

Seit 1997 findet jedes Jahr im Herbst der Köln-Marathon statt, und der Radsportklassiker Rund um Köln wird bereits seit 1908 jährlich durchgeführt. Seit 1984 wird der Köln-Triathlon veranstaltet.

Nachtleben

Vor allem am Wochenende tummeln sich in der Innenstadt Einheimische und Touristen, Jugendliche und Studenten in zahlreichen Diskotheken, Clubs, Bars und Lounges.

Hauptanlaufpunkte sind dabei die Altstadt, das Studentenviertel Kwartier Latäng um die Zülpicher und die Luxemburger Straße, das Friesenviertel in der Nähe des Friesenplatzes, das belgische Viertel und die Ringe zwischen Kaiser-Wilhelm-Ring und Rudolfplatz, sowie die Südstadt zwischen Chlodwigplatz und der Alteburger Straße.

Karneval

Der Kölner Karneval – die „fünfte Jahreszeit“ – beginnt am 11. November um 11:11 Uhr auf dem Alter Markt (derzeit auf dem Heumarkt, da der Alter Markt aufgrund der Großbaustelle wegen der Nord-Süd-Stadtbahn nur eingeschränkt zugänglich ist). Nach einem kurzen, aber heftigen Auftakt legt der Karneval bis Neujahr eine Pause ein. Dann beginnt die eigentliche „Session“, die bis zum Aschermittwoch mit dem traditionellen Fischessen dauert. Dieser Abschied vom bunten Karnevalstreiben wird durch die sogenannte Nubbelverbrennung um Mitternacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch eingeläutet.

Während der Karnevalssession finden Sitzungen und Bälle mit ausgelassenem Karnevalsprogramm und -treiben statt. Der „offizielle“ Sitzungskarneval findet seine Anhängerschaft überwiegend im älteren und konservativeren Publikum. Vor allem zu den „Prunk“-Sitzungen findet sich die lokale Polit- und Geldprominenz ein.

In den letzten Jahrzehnten etablierte sich eine Gegenbewegung zum überwiegend vom „Festkomitee Kölner Karneval“ kontrollierten traditionellen Sitzungskarneval. Ihr Aushängeschild ist die Stunksitzung, mittlerweile die umsatzstärkste Veranstaltung des Kölner Karnevals mit über 40 Veranstaltungstagen in der Kölner Veranstaltungshalle „E-Werk“. Dazu kommt noch die schwul-lesbische Rosa Sitzung, ihre verschiedenen Sprösslinge und die Kneipen-Bewegung „Loss mer singe“, die jedes Jahr schon vor Karneval Tausende von Menschen beim „Einsingen“ auf die neuen Lieder der Session einstimmt.

Die Session gipfelt im Straßen- und Kneipenkarneval. Dieser beginnt an Weiberfastnacht, also dem Donnerstag vor Rosenmontag und versetzt die Stadt am Rhein für die nächsten sechs Tage in eine Art Ausnahmezustand, in dem das öffentliche Leben (Behörden, Schulen, Geschäfte) zu einem großen Teil zum Erliegen kommt. In dieser Zeit finden auch die zahlreichen Karnevalszüge in den einzelnen Stadtvierteln statt, deren größter der Rosenmontagszug in der Innenstadt ist.

Eine Besonderheit ist der Geisterzug: Im Jahr 1991, als wegen des Zweiten Golfkriegs der offizielle Straßenkarneval und mit ihm auch der Rosenmontagszug ausfiel, lebte die alte Tradition des Geisterzugs wieder auf. So folgen nichtorganisierte Gruppen dem Ääzebär, der die kalte Jahreszeit vertreiben soll. Seitdem fand jeden Karnevalssamstag der Kölner Geisterzug statt, der nachts durch verschiedene Viertel der Stadt zog. Wo es die Sicherheit erlaubte, wurde hierfür von der Stadt die Straßenbeleuchtung abgeschaltet. Der Geisterzug 2006 wurde zunächst wegen Geldmangel abgesagt, fand aber, nach diversen Aufrufen zu „wilden Umzügen“ im Internet, doch statt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die größte öffentliche Veranstaltung in Köln ist der Karneval, zu dessen Sessionen und Umzügen in der Karnevalswoche jährlich etwa zwei Millionen Gäste erwartet werden. Auf dem zweiten Platz folgt mit regelmäßig über einer Million Besuchern Cologne Pride, nach dem Christopher Street Day auch „CSD-Parade“ genannt, die größte Lesben- und Schwulen-Parade in Deutschland. Diese findet immer am ersten Wochenende im Juli statt und wird von einem zweiwöchigen Rahmenprogramm ergänzt. Im Juli finden auch die Kölner Lichter, ein Musik- und Feuerwerksspektakel am Rhein hunderttausende Zuschauer.

Das Ringfest, eine große Musikveranstaltung an den Kölner Ringen mit freiem Eintritt, findet seit 2006 wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr statt.[24] Seit dem Wegzug der Musikmesse Popkomm nach Berlin ist hier ein bundesweit Maßstäbe setzendes Großevent fortgefallen. Mit der c/o pop (Cologne On Pop), einem Festival für elektronische Popkultur, versucht die Stadt ein kleiner und spezieller dimensioniertes Musikfest zu etablieren. Steigende Besucherzahlen und gute Kritiken scheinen diese Strategie zu belohnen. Weitere Musikveranstaltungen sind die MusikTriennale Köln, ein Festival mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, der Summerjam, größtes Reggae-Festival Europas am ersten Juli-Wochenende sowie die Orgelfeierstunden, international besetzte Orgelkonzerte im Kölner Dom.

Weitere Veranstaltungen sind die seit 2000 mit zunehmendem Erfolg und stetig wachsendem Publikum stattfindende Lit.Cologne, ein mittlerweile fünftägiges Literaturfestival, das Internationale Köln Comedy Festival mit 120 Veranstaltungen, die Lesebühne am Brüsseler Platz, die Jüdischen Kulturtage im Rheinland, an denen die Stadt regelmäßig teilnimmt. Es gibt zwei große Jahrmärkte, die Frühjahrs- und die Herbstkirmes am Deutzer Rheinufer. Die Bierbörse, ein internationales Bierfestival, findet auch in Köln statt.

Jährlich findet in Köln und Umgebung der „KulturSonntag“ des Kölner Stadt-Anzeigers statt, der erwachsen ist aus der Bewerbung der Stadt Köln zur Kulturhauptstadt Europas 2010, die dann an das Ruhrgebiet vergeben wurde. 2010 fand der KulturSonntag zum siebten Mal statt.

Jährlich findet (meist im Juni) ganztägig der „Tag der Forts“ statt, bei dem die meist denkmalgeschützten Relikte der Kölner Stadtbefestigungen kostenfrei der Öffentlichkeit mit zahlreichen Veranstaltungen (rund 50 Vorträge und Führungen an mehr als 30 Lokalitäten im gesamten Stadtgebiet) zugänglich gemacht werden. Dabei stehen die preußischen Militäranlagen im Mittelpunkt. Berücksichtigt werden dabei auch neue Nutzungsmöglichkeiten sowie die ökologische Integration.

Küche

Köln ist geprägt von einer langen kulinarischen Tradition, die mit importierten, teils exotischen Elementen bereichert wurde. Wegen der herausragenden Position im internationalen Handel wurden in der Küche bereits in früher Zeit Hering, Muscheln, aber auch viele Gewürze verwendet. Im Mittelalter, als der Lachs noch reichlich im Rhein vorhanden war, galt dieser Fisch als Arme-Leute-Essen, während der Hering in der bürgerlichen Küche sehr beliebt war. Der rheinische Heringsstipp mit Äpfeln, Zwiebeln und Sahne zeugt noch heute davon. Auch Muscheln rheinische Art sind heute noch Teil der Gastronomie.

Wie im Rheinland üblich, wird Süßes und Herzhaftes häufig kombiniert. Der gute Boden und das Klima sorgen zudem für eine große Rolle von Gemüse in der Kölner Küche. Ein süß-saures Gericht der Kölner Küche sind der Rheinische Sauerbraten, welcher ursprünglich mit Pferdefleisch zubereitet wurde und das einfachere Himmel un Ääd, vermengtes Kartoffel- und Apfelmus, zu dem gebratene Blutwurst (Flönz) gereicht wird. Wirsing und Spargel werden häufig als Saisongemüse angeboten.

Eine besondere Rolle in Köln spielen die Brauhäuser. Diese dienten ursprünglich zur Bierausgabe der Kölner Brauereien, haben sich aber zum Hauptanbieter bürgerlicher Küche in Köln entwickelt. Neben den erwähnten Gerichten sind hier deftige Mahlzeiten wie Krüstchen, Eisbein (Hämchen), Hachse und Reibekuchen (Rievkooche) zu erhalten. Aufgrund des Herstellungsaufwandes werden letztere häufig nur an bestimmten Tagen gereicht. Beliebt zum Kölsch, das in den Brauhäusern direkt aus dem Fass gezapft wird, sind Tatar, Flönz oder Halver Hahn.

Gebäckspezialitäten sind Mutze, Mutzemandeln und Krapfen sowie eine Vielzahl an gedeckten und ungedeckten Torten, die hauptsächlich mit Äpfeln und Pflaumen garniert werden. Gesüßt wird bisweilen mit Zuckerrübensirup (Rübenkraut), das auch als Brotaufstrich benutzt wird.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft Kölns ist geprägt durch die Lebensmittelindustrie, den Automobilbau, die Chemische Industrie und die Medien. Aber auch der tertiäre Sektor mit Forschung, Verwaltung, Messe, Versicherungen, Banken und den Zentralen von großen Industriebetrieben ist bedeutend in der und für die Stadt. Dazu kommt der Tourismus. Die Geschichte der Wirtschaft Kölns und der Region wird dokumentiert und aufbereitet im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (RWWA).

Messen

Die bekanntesten Messen im Rahmen der Koelnmesse sind:

  • die Anuga, eine Fachmesse der Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie
  • die gamescom, eine Messe für interaktive Unterhaltungselektronik
  • die Photokina, eine Fachmesse der Foto-Industrie
  • die Art Cologne, eine Fachmesse für Moderne Kunst
  • die imm cologne, eine Fachmesse für Möbel und Einrichtung
  • die intermot, Internationale Motorrad- und Rollermesse
  • die spogagafa, Fachmesse für Sportartikel, Campingbedarf und Gartenmöbel
  • die Modellbahn, eine Fachmesse für Modellbahnfans

Verkehr

Schienenverkehr

Der Kölner Hauptbahnhof ist die westliche Drehscheibe Deutschlands des internationalen Schienenfernverkehrs. Von hier führen Bahnlinien in alle Richtungen:

  • Euskirchen–Trier (Eifelstrecke)
  • Düren–Aachen (Ausbaustrecke Köln–Aachen), Paris
  • Mönchengladbach
  • Neuss über Bergheim (Erftbahn)
  • Neuss–Krefeld über Dormagen (linksrheinisch)
  • Düsseldorf–Duisburg–Ruhrgebiet (rechtsrheinisch)
  • Opladen–Gruiten–Wuppertal
  • Bergisch Gladbach
  • Gummersbach–Marienheide (Aggertalbahn)
  • Siegburg–Siegen (Siegstrecke)
  • Frankfurt am Main (Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main)
  • Troisdorf–Neuwied–Koblenz (Rechte Rheinstrecke)
  • Bonn–Koblenz (Linke Rheinstrecke)

Luftverkehr

Im Südosten des Stadtgebiets, im Stadtbezirk Porz, befindet sich der Flughafen Köln/Bonn. Er ist einer der umschlagsstärksten deutschen Frachtflughäfen (über 650.000 Tonnen im Jahr 2005), das Europa-Drehkreuz von UPS Airlines und ein wichtiges Drehkreuz für Billigflieger (9,4 Mio. Passagiere 2005). Auf dem militärischen Teil sind die Flugzeuge und die Führung der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung stationiert. Seit 1994 trägt er den Namen Konrad-Adenauer-Flughafen. Der Flughafen Köln/Bonn gehört mit den Flughäfen Leipzig/Halle und Nürnberg zu den deutschen Flughäfen ohne Nachtflugbeschränkung. Es werden 139 Flugziele in 38 Ländern angeboten.

Straßenverkehr

Der Straßenverkehr in Köln ist von hoher Bedeutung. Die wichtigsten Fernverkehrsstraßen bilden die Autobahnen 3 und 4, die im Osten Kölns den Kölner Autobahnring bilden. Hier wurde die zweithöchste Verkehrsdichte nach dem Autobahndreieck Funkturm in Berlin gemessen. Eine weitere wichtige Verkehrsader ist die Autobahn 1, die im Westen von Köln im Kölner Ring verläuft.

Im Süden von Köln bildet die Autobahn 59 einen Teil der „Flughafenautobahn“, die über den Flughafen Köln/Bonn verläuft. Neben den Autobahnen bilden Bundesstraßen in Köln die so genannten Inneren Ringe. Trotz der guten Verkehrsanbindungen bilden sich besonders im Kölner Osten viele Verkehrsstauungen. Hier befindet sich eine Großbaustelle auf der Autobahn 3. Eine weitere wichtige Autobahn ist die Autobahn 57, die von der Kölner Stadtmitte über Neuss nach Krefeld verläuft.

In der Folge der aufgegebenen Planungen für die Kölner Stadtautobahn existieren mit der B 55a und der A 559 zwei autobahnartig ausgebaute Ein- und Ausfallstraßen. Im linksrheinischen Köln ist das Hauptstraßennetz innerhalb des Autobahnrings geprägt durch vier Ringstraßen, die dem Verlauf früherer Stadtbefestigungen folgen. An der innersten Ringstraße beginnt eine Vielzahl von Radialstraßen, die alle nach Orten benannt sind, in deren Richtung sie von Köln aus führen.

Schiffsverkehr

In Köln gibt es mehrere Rheinfähren, deren Bedeutung durch Brücken zwar stark zurückging, die aber nach wie vor nicht nur touristische Bedeutung haben. Die weiße Flotte der KD (Köln-Düsseldorfer Schifffahrtsgesellschaft) befördert Personen auf dem gesamten Rhein und in geringem Umfang auch anderswo.

Für den Güterverkehr auf dem Rhein war Köln durch das Stapelrecht im gesamten Mittelalter Drehkreuz zwischen den „niederen Landen“ und dem höher gelegenen Deutschland. Köln hat zahlreiche Häfen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Bedeutung der Innenstadthäfen allmählich zurück, wurden aber zugleich mit der Stadterweiterung im Norden umfangreiche neue Hafenanlagen möglich.

Nahverkehr

Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen S-Bahn-Linien, die Stadtbahn- und Buslinien der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sowie Buslinien anderer Verkehrsgesellschaften. Alle Verkehrsmittel in Köln sind zu einheitlichen Preisen innerhalb des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) benutzbar. Dieser ist mit dem benachbarten Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) verzahnt. Siehe auch Nord-Süd-Stadtbahn (im Bau).

Ungefähr 2000 Kölner Taxifahrer in ihren rund 1200 zugelassenen Fahrzeugen[25] stehen rund um die Uhr zur Verfügung.

Eine Besonderheit ist die Rheinseilbahn, sie war bis 2010, vor Bau der Rheinseilbahn zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz, die einzige in Betrieb befindliche Seilbahn zur Überquerung eines Flusses in Deutschland. Angelegt wurde sie anlässlich der Bundesgartenschau 1957.

Öffentliche Einrichtungen

Köln ist Sitz zahlreicher Körperschaften des öffentlichen Rechts. Neben einer Vielzahl von Bundes- und Landesbehörden haben auch kirchliche Organisationen, Verbände und Vereine ihren Hauptsitz in Köln. Allgemeine Gerichte sind bis zur Ebene der Oberlandesgerichte in Köln ansässig, auch die Finanz-, Sozial-, Verwaltungs- und Arbeitsgerichtsbarkeit ist dort vertreten.

Bundesoberbehörden mit Sitz in Köln sind der Militärischen Abschirmdienst, das Bundesamt für Güterverkehr, das Bundesamt für Verfassungsschutz, das Bundesamt für den Zivildienst, die Germany Trade and Invest, das Bundesverwaltungsamt, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Zollkriminalamt und das DIMDI.

Die Bundeswehr hat in Köln eine Reihe von Schlüsselbehörden eingerichtet; hier sitzen unter anderem das Heeresamt, das Luftwaffenamt und das Luftwaffenführungskommando, die Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ), das Personalamt, die Stammdienststelle der Bundeswehr und eine Sportfördergruppe.

Landesbehörden wie das hbz und übergeordnete kommunale Einrichtungen wie der Deutsche Städtetag, die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände, der Landschaftsverband Rheinland und die deutsche Sektion des Rat der Gemeinden und Regionen Europas haben ebenfalls ihren Sitz in Köln. Mit der EASA ist auch eine europäische Behörde vertreten.

Wichtige Verbände, Vereine und kirchliche Organisationen mit Sitz in Köln sind unter anderem:

  • Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)
  • Bundesverband deutscher Banken
  • Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
  • Deutscher Bühnenverein, der Bundesverband deutscher Theater
  • Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland (GEZ)
  • Die Heilsarmee in Deutschland
  • Kirchliche Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen Deutschlands
  • Kolpingwerk Deutschland, Kolpingwerk Europa und Kolpingwerk International
  • Malteser Hilfsdienst
  • PKV – Verband der privaten Krankenversicherung

Hochschulen

Derzeit gibt es elf staatliche und private Hochschulen in Köln mit zahlreichen unterschiedlichen Studienrichtungen. Sie prägen das Bild der Stadt Köln, neben Berlin und München eine der drei größten Hochschulstädte Deutschlands. Den Ruf als multikulturelle Stadt hat Köln auch, weil viele der Einwohner Studenten sind, die nicht nur aus Köln, sondern aus ganz Deutschland und der Welt stammen.

Medien

Köln ist neben Berlin, Hamburg und München mit etwa 30.000 bis 40.000 Beschäftigten in diesem Bereich einer der größten und wichtigsten Medienstandorte in Deutschland. Die Medienlandschaft ist vielseitig; neben den großen Unternehmen und Anstalten der Fernseh- und Hörfunkproduktion und den großen Verlagshäusern hat sich in Köln eine sehr differenzierte Zulieferindustrie entwickelt, die von Agenturen über Produktionsfirmen bis zu technischen Ausstattern ein breites Spektrum umfasst.

Hörfunk, Fernsehen und Musikindustrie

Allein der Westdeutsche Rundfunk (WDR) beschäftigt an seinem Hauptsitz in Köln 3500 Mitarbeiter und betreibt neben dem WDR-Fernsehen fünf Hörfunkprogramme. Auch der Deutschlandfunk hat als öffentlich-rechtlicher Sender hier seinen Sitz, bis zu ihrem Umzug nach Bonn im Jahre 2003 außerdem die Deutsche Welle. Zwischen Januar 1954 und Oktober 1990 war im Kölner Stadtteil Marienburg auch der britische Militärsender BFBS angesiedelt. Der Hörfunk ist in Köln neben den öffentlich-rechtlichen Sendern auch mit der lokalen Welle Radio Köln sowie diversen kleineren Radiosendern vertreten.

Die zur RTL Group gehörenden privaten Fernsehsender RTL Television, Super RTL, VOX und n-tv haben ihren gemeinsamen Hauptsitz in die Rheinhallen im Kölner Stadtzentrum verlegt. Seit Oktober 2005 berichtet der Fernsehsender Center.TV täglich ausschließlich über das Geschehen in und um Köln. In Köln hat zudem die Gebühreneinzugszentrale GEZ ihren Sitz.

Neben EMI Music Germany, die im August 2000 ihren Hauptsitz vom Maarweg im Stadtteil Braunsfeld in den Mediapark verlegte, sind in Köln noch weitere kleinere Plattenlabels und Musikverlage ansässig.

Die GIGA Digital Television GmbH hatte bis zur Einstellung des Sendebetriebs am 13. März 2009 ihre Studios in Köln.

Printmedien

Köln verfügt mit dem Verlag M. DuMont Schauberg über ein Zeitungshaus von deutschlandweiter Bedeutung: Sowohl der Kölner Stadt-Anzeiger als auch die Kölnische Rundschau, deren gemeinsames Verbreitungsgebiet neben Köln und dem unmittelbaren Umland bis weit in die Eifel und das Bergische Land reicht, erscheinen hier. Das im selben Hause produzierte Boulevardblatt Express wird auch im Raum Düsseldorf verbreitet. Als in Köln erscheinende Printmedien sind außerdem die Wirtschaftszeitschriften Capital und Impulse zu nennen. Örtliche Bedeutung haben die monatlich erscheinenden Stadtillustrierten StadtRevue und Kölner. Der Taschen-Verlag ist als international operierender Buchverlag mit thematischen Schwerpunkten in Kunst, Architektur und Erotik bekannt. Mit Kiepenheuer & Witsch und dem DuMont Literaturverlag beherbergt die Stadt bedeutende literarische Verlage. Der 1918 gegründete subreport Verlag Schawe hat seinen Sitz seit seiner Gründung in Köln.

Einrichtungen und Standorte

Wichtige Medien-Einrichtungen in Köln sind beispielsweise die Kunsthochschule für Medien Köln, die Internationale Filmschule Köln und die GAG Academy für Nachwuchs-Comedians. Köln ist Sitz des Filmbüros Nordrhein-Westfalen. Besonders im Belgischen Viertel sind viele kleine Filmproduktionsfirmen angesiedelt, die meist nicht selbst drehen, sondern größere Filmproduktionsfirmen mit einzelnen Dienstleistungen und technischer Ausstattung unterstützen.

Medienstandorte sind in Köln über das ganze Stadtgebiet verteilt. Innerstädtisch gelegen ist neben den Hauptsitzen der großen Sender auch der Mediapark am Hansaring (20 ha, 174.000 m² Bürofläche), der von 1992 bis 2003 auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Gereon errichtet wurde. In den modernen Gebäuden im Mediapark, darunter der 148 Meter hohe KölnTurm, sind etwa 250 Firmen mit etwa 5000 Beschäftigten angesiedelt, von denen gut 60 Prozent im Medien- und Kommunikationsbereich tätig sind.

Flächenverbrauchende Studios und Filmproduktionsstätten dagegen liegen an der Peripherie, wie etwa die WDR-Studiogelände in Bocklemünd oder das Medienzentrum Mülheim. Auf Teilen eines ehemaligen Fabrikgeländes haben sich dort rund um die große Veranstaltungshalle E-Werk viele Künstler und Agenturen angesiedelt. Auch einige TV-Studios sind dort zu finden, in denen unter anderen für Sat.1 und ProSieben produziert wird.

Außerdem befindet sich im Nordwesten der Stadt (auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens Butzweilerhof) das Coloneum, Europas größter Studiokomplex mit einer Fläche von 35 Hektar und 20 Studios (25.000 m²) mit bis zu 30 Meter Deckenhöhe. Im Südwesten der Stadt zwischen Köln und Hürth wurden große Studiokomplexe für Nobeo und MMC errichtet, in denen viele Shows für Sat.1 und RTL produziert werden, unter anderem von der Produktionsfirma action concept.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Köln hat zwischen 1823 und 2007 24 Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Siehe auch: Liste der Ehrenbürger von Köln.

Seit 2002 verleiht, parallel zu der offiziellen Ehrenbürgerschaft, der „Initiativkreis alternative Ehrenbürgerschaft“ die Alternative Kölner Ehrenbürgerschaft.

Söhne und Töchter der Stadt

Bedeutende Persönlichkeiten Kölns sind in der Liste der Söhne und Töchter der Stadt Köln (+ Liste der sonstigen berühmten Kölner) und in der Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Köln zu finden.

Literatur

Bildbände

  • Detlev Arens, Celia Körber-Leupold: Köln. Eine große Stadt in Bildern. Greven, Köln 2006, ISBN 3-7743-0378-9.
  • Patrick Essex und Tobias Bungter: KölnGut. Dabbelju, Köln 2009, ISBN 3-9396-66130.
  • Paul Wietzorek: Das historische Köln. Bilder erzählen. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006, ISBN 978-3-86568-115-7.

Lexika

  • Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Das große Köln-Lexikon. Greven, Köln 2005, ISBN 3-7743-0355-X (rund 1130 Artikel von A bis Z von Autorenkollektiv).
  • Ulrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen-Lexikon. Greven, Köln 2007, ISBN 3-7743-0400-9 (rund 1850 Artikel zu verstorbenen Persönlichkeiten der 2000-jährigen Kölner Stadtgeschichte von 50 Autoren).

Städtebücher und Atlanten, Straßen

  • Hansgerd Hellenkemper, Emil Meynen: Stadtmappe Köln. In: Heinz Stoob, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek (Hrsg.): Deutscher Städteatlas. Band 2, Teil 2. Dortmund 1979, ISBN 3-89115-317-1.
  • Dorothea Wiktorin u. a. (Hrsg.): Köln, der historisch- topographische Atlas. Emons, Köln 2001, ISBN 3-89705-229-6.
  • Preußens Städte – Denkschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Städteordnung vom 19. November 1808; hrsg. im Auftrag des Vorstandes des Preußischen Städtetages von Prof. Dr. Heinrich Silbergleit, Berlin 1908.
  • Erich Keyser (Hrsg.): Rheinisches Städtebuch; Band III 3. Teilband aus Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages. Stuttgart 1956.
  • Helmut Signon/Klaus Schmidt: Alle Straßen führen durch Köln. 3. Auflage. Greven, Köln 2006, ISBN 3-7743-0379-7.
  • Literarisches Köln. Der Dichter und Denker Stadtplan. Ansgar Bach, Jörg Reichwald (Mitarb.), Verlag Jena 1800, Berlin 2002.
  • Uschi Baetz (Text) und Jürgen Schaden-Wargalla (Fotografien): Einfach Köln. 9 Stadttouren in leichter Sprache. Bachem, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2193-6 (Stadtführer in Großdruck).

Monographien

  • Christian Bartz: Köln im Dreißigjährigen Krieg. Die Politik des Rates der Stadt (1618–1635). Vorwiegend anhand der Ratsprotokolle im Historischen Archiv der Stadt Köln. Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-631-53434-5 (Militärhistorische Untersuchungen. Band 6). 
  • Verena Berchem: Das Oberlandesgericht Köln in der Weimarer Republik (Rechtsgeschichtliche Schriften Band 17). Böhlau, Köln 2004, Rezension von Thomas Roth in: Geschichte in Köln Band 53, Dezember 2006, SH-Verlag Köln, S. 202–203 „Buchbesprechungen“.
  • Gerhard Curdes, Markus Ulrich: Die Entwicklung des Kölner Stadtraumes. Der Einfluss von Leitbildern und Innovationen auf die Form der Stadt. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund 1997, ISBN 3-929797-36-4.
  • Georg Dehio u. a.: Rheinland. München 2005, ISBN 3-422-03093-X (Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen 1.).
  • Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. Greven, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6 (Geschichte der Stadt Köln in 13 Bänden. Band 1).
  • Hiltrud Kier: Kleine Kunstgeschichte Kölns. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47170-6.
  • Martin Rüther: Köln im Zweiten Weltkrieg. Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945. Emons, Köln 2005, ISBN 3-89705-407-8 (Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Band 12).
  • Christian Schuh: Kölns 85 Stadtteile. Geschichte, Daten, Fakten, Namen. Von A wie Altstadt bis Z wie Zündorf. Emons, Köln 2003, ISBN 3-89705-278-4.
  • Arnold Stelzmann, Robert Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. 11. Auflage. Bachem, Köln 1990, ISBN 3-7616-0973-6 (1. Auflage 1958).
  • Bernhard van Treeck: Street Art Köln. Edition Aragon, Moers 1996, ISBN 3-89535-434-1.
  • Gerta Wolff: Das Römisch-Germanische Köln. Führer zu Museum und Stadt. Bachem, Köln 2000, ISBN 3-7616-1370-9.

Reiseliteratur

  • Maik Kopleck (Hrsg.), Gregory Piatkowski: Von der Colonia Agrippina bis zum „Deutschen Herbst“. PastFinder, Düsseldorf 2008, ISBN 978-988-99780-4-4 (Reihe PastFinder ZikZak.).
  • Köln, Merian-Hefte Dezember 1979 und Juli 1988.
  • Dieter Luippold (Redaktion), Achim Bourmer u.&npsp;a.: Köln. 10. Auflage. Baedeker, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-8297-1131-9 (Reihe Baedeker-Allianz-Reiseführer.).
  • Martin Stankowski Darum ist es am Rhein so schön. Vom Kölner Dom zur Loreley. Der andere Reiseführer. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-04107-1.
  • Kirstin Kabasci: Köln'. Reise-Know-How-Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-8317-1396-0.

Historisches

Zeitschriften

  • Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte (erscheint jährlich mit einem Band; 2008 erschien Band 55, SH-Verlag Köln)
  • Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e. V. (erscheint jährlich mit einem Band, 2008 erschien Jahrbuch 79, SH-Verlag Köln; in unregelmäßigen Abständen erscheinen Beihefte)

Monographien und Sonstiges

  • Carl Dietmar Jung, Werner Jung: Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln. 10. Auflage, Bachem, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2226-1 (Sonderausgabe Historisches Archiv der Stadt Köln.).
  • Sonja Endres: Zwangssterilisation in Köln 1934–1945. Emons, Köln 2009, ISBN 978-3-89705-697-8 (Schriften des NS-Dokumentationszentrums. Band 16).
  • Manfred Groten (Hrsg.): Hermann Weinsberg (1518–1597). Kölner Bürger und Ratsherr. Studien zu Leben und Werk. SH-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-89498-152-0 (Geschichte in Köln. Beiheft 1).
  • Alexander Kuffner: Zeitreiseführer Köln 1933–1945. Helios, Aachen 2009, ISBN 978-3-938208-92-2.
  • Horst Matzerath: Köln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945. Greven, Köln 2009, ISBN 978-3-7743-0429-1 (Geschichte der Stadt Köln. Band 12).
  • Klaus Müller: Köln von der französischen zur preussischen Herrschaft, 1794–1815. Greven, Köln 2005, ISBN 3-7743-0375-4 (Geschichte der Stadt Köln. Band 8).
  • Martin Rüther: Köln im Zweiten Weltkrieg. Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945. Emons, Köln 2005, ISBN 3-89705-407-8.
  • Werner Schäfke und Marcus Trier (Hrsg.): Mittelalter in Köln. Eine Auswahl aus den Beständen des Kölnischen Stadtmuseums. Emons, Köln 2009, ISBN 978-3-89705-654-1.
  • Norbert Trippen: Sein Wirken für die Weltkirche und seine letzten Bischofsjahre. Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2005 (Josef Kardinal Frings (1887–1978). Band 2, Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte Reihe B. Band 104, Rezension von Wolfgang Löhr in Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte. Band 53, Dezember 2006, S. 206–208).
  • Paul Wietzorek: Das historische Köln. Bilder erzählen. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006, ISBN 978-3-86568-115-7.

Architektur und Denkmalpflege

  • Ralf Beines, Walter Geis und Ulrich Krings (Hrsg.): Köln. Das Reiterdenkmal für Friedrich Wilhelm. von Preußen auf dem Heumarkt. Bachem, Köln 2004, ISBN 3-7616-1796-8 (Stadtspuren. Denkmäler in Köln. Band 31).
  • Annerose Berners: St. Aposteln in Köln. Untersuchungen zur Geschichte eines mittelalterlichen Kollegiatsstifts bis ins 15. Jahrhundert. Dissertationsdruck, Bonn 2004 (phil. Dissertation Bonn 2003, 2 Bände).
  • Carl Dietmar, Marcus Trier: Mit der U-Bahn in die Römerzeit. 2. Auflage Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03575-4.
  • Günther A. Menne, Christoph Nötzel (Hrsg.), Helmut Fußbroich, Celia Körber-Leupold: Evangelische Kirchen in Köln und Umgebung. Bachem, Köln 2007, ISBN 978-3-7616-1943-8.
  • Alexander Kierdorf (Hrsg.): Köln. Ein Architekturführer. Architectural Guide to Cologne. Reimer, Berlin 1999, ISBN 3-496-01181-5 (deutsch und englisch).
  • Ulrich Krings, Rainer Will: Das Baptisterium am Dom. Kölns erste Taufort. Greven, Köln 2009, ISBN 978-3-7743-0423-9.
  • Werner Schäfke: Kölns romanische Kirchen. Architektur, Kunst, Geschichte. Emons, Köln 2004, ISBN 3-89705-321-7.
  • Irmgard Schnellbächer: Kölns kleine Kirchen aus romanischer Zeit. Teil 2. Bernardus, 2003, ISBN 3-937634-42-8.
  • Max-Leo Schwering u. a.: Köln. Braunsfeld – Melaten. Kölnisches Stadtmuseum, Köln 2004, ISBN 3-927396-93-1 (Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums. Band 6)

Kunstgeschichte

  • Brigitte Corley: Maler und Stifter des Spätmittelalters in Köln 1300–1500. Ludwig, Kiel 2009, ISBN 978-3-937719-78-8.

Geologie/Geographie

  • Ernst Brunotte, Ralf Immendorf, Reinhold Schlimm: Die Naturlandschaft und ihre Umgestaltung durch den Menschen. Erläuterungen zur Hochschulexkursionskarte Köln und Umgebung. 2. Auflage Geographisches Institut, Köln 1994, ISSN 0454-1294 ( Kölner geographische Arbeiten. Heft 63).
  • Hanns Dieter Hilden (Hrsg.): Geologie am Niederrhein. 4. Auflage. Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Krefeld 1988.
  • Roland Walter: Geologie von Mitteleuropa. 5. Auflage. Schweizerbart, Stuttgart 1992, ISBN 3-510-65149-9, S. 317 ff.

Sport

  • Sportamt der Stadt Köln, Verein Kölner Sportgeschichte und Stadtsportbund Köln (Hrsg.): Sport für Köln. Gestern, heute, morgen. Köln 2009, ISBN 978-3-00-029016-9.
  • Erich Koprowski: 12 Radtouren rund um Köln. Droste, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-7700-1348-7.

Unterhaltsames über Köln

  • Jürgen Becker: Biotop für Bekloppte. Ein Lesebuch für Immis und Heimathirsche. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02423-X.
  • Friedhelm Biermann: Drei Könige, elftausend Jungfrauen und noch etwas mehr. Ein unterhaltsamer Streifzug durch die Kölner Jahrhunderte. Emons, Köln 2001, ISBN 3-89705-228-8.
  • Stephan Grünewald: Köln auf der Couch. Die Unzerstörbarkeit der Sehnsucht.Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-03814-9 (eine tiefsinnige Analyse der Kölner Lebensart mit viel Humor).
  • Luise Holthausen, Maren Briswalter (Illustrationen): Der rätselhafte Römerfund. Marzellen, Köln, ISBN 978-3-937795-10-2 (Die Kölner Geschichtsdetektive. Band 2; Kinderkrimi).
  • Luise Holthausen, Maren Briswalter (Illustrationen): Raub im Stadtmuseum.Marzellen, Köln 2010, ISBN 978-3-937795-15-7 (Die Kölner Geschichtsdetektive. Band 3; Kinderkrimi).
  • Hanns Dieter Hüsch: Köln. Eulen, Freiburg 1993, ISBN 3-89102-235-2.
  • Bernd Imgrund: Ohne Rhein kein Dom. 33 spannende und ungewöhnliche Gespräche aus dem Kölner Leben. Emons, Köln 2010, ISBN 978-3-89705-713-5.
  • Falko Rademacher: Köln für Imis. Ein Leitfaden durch die seltsamste Stadt der Welt. Emons, Köln 2006, ISBN 3-89705-249-0.
  • Thomas R. P. Mielke: Colonia, Roman einer Stadt. Zweitausend Jahre Kölner Geschichte unterhaltsam erzählt. Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-404-14855-X.
  • Stephan Meyer (Redaktion): Kleiner kölscher Kosmos. LUND, Köln 2005, ISBN 3-938486-01-5.
  • Stephan Meyer (Redaktion): Das kölsche Liedbuch. LUND, Köln 2005, ISBN 3-938486-00-7.
  • August Kopisch: Die Heinzelmännchen zu Köln:
  • „Gemütlich auf der faulen Haut liegen, einen erfrischenden Schlaf genießen und wenn man aufsteht, ist die Arbeit getan. Wer träumt nicht auch von solch paradiesischen Zuständen?! In Köln am Rhein waren sie einst Wirklichkeit.“ Die Heinzelmännchen bei gutenberg.spiegel.de, ISBN 3-933070-89-9.

Karneval

  • Carl Dietmar, Marcus Leifeld: Alaaf und Heil Hitler. Karneval im Dritten Reich. Herbig, München 2010, ISBN 978-3-7766-2630-8.
  • Petra Metzger (Hrsg.): Karneval instandbesetzt? 25 Jahre Kölner Stunksitzung. Einem Phänomen auf der Spur. Edition Arge Kulturidee, Köln 2009, ISBN 978-3-00-029202-6.
  • Christine Westermann, Stefan Worring: Karneval. Bilder und Geschichten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-03818-7.

Medien

  • Rheinhard Zeese: 1900 Jahre befestigtes Köln. LEB, Brühl 2006 (CD-ROM).
  • Rheinhard Zeese: Historische Parks und öffentliche Gärten in Köln 1801 bis 1932.' LEB, Brühl 2007 (CD-ROM).

Religion

  • Wilma Falk-van Rees (Hrsg.): 400 Jahre evangelisch in Mülheim am Rhein 1610–2010. CMZ, Rheinbach 2009, ISBN 978-3-87062-400-2.
  • •udrun Schmidt: Machtvolles Schweigen. Die Männerwallfahrt nach Kalk. Bachem, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2403-6.

Varia/Sonstiges

  • Petra Hartmann, Stephan Schmitz: Die Kölner Feuerwehr. Retten, löschen, bergen, schützen. Schmitz & Hartmann, Köln 2009.
  • Franz Sommerfeld (Hrsg.): Der Moscheestreit. Eine exemplarische Debatte über Einwanderung und Integration. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-04010-4.
  • Literatur von und über Köln im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. ↑ Information und Technik Nordrhein-Westfalen – Amtliche Bevölkerungszahlen (Hilfe dazu)
  2. ↑ Statistisches Bundesamt – Städte nach Fläche und Bevölkerung
  3. ↑ Deutscher Wetterdienst > Klimadaten Deutschland > Klimadaten ausgewählter deutscher Stationen > Mittelwerte: Download der Mittelwerte des Niederschlags für den Zeitraum 1961–1990 (338 kB)
  4. ↑ a b Urban Audit: How cities rank (englisch)
  5. ↑ Halle ist die regnerischste Stadt Europas. In: Der Spiegel. 23. September 2008, abgerufen am 6. Januar 2010.
  6. ↑ Bahnen im Rheinland, Cologne underground, 1) Das Lehrbergwerk unter der Universität Status: 12. November 2009, abgerufen am 1. März 2010
  7. ↑ Karte der Beben-Stationen in der Niederrheinischen Bucht, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 5. März 2010
  8. ↑ Seismisches Forschungsnetz Niederrheinische Bucht (SeFoNiB), unter anderem finanziert von Deutsche Forschungsgemeinschaft, Hochschulbauförderung (HBFG), abgerufen am 5. März 2010
  9. ↑ Liste der letzten zehn registrierten natürlichen Erdbeben, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 5. März 2010
  10. ↑ Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln
  11. ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 515–599 (online).
  12. ↑ Arnold Stelzmann, Robert Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. 11. Auflage. Bachem, Köln 1990, ISBN 3-7616-0973-6, S. 233 f.
  13. ↑ Carl Dietmar: Schreiben Sie Coburg mit K. In: Kölner Stadtanzeiger. 21. Dezember 2007, S. 32.
  14. ↑ Carl Dietmar, Werner Jung: Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln. 9. Auflage. Bachem, Köln 2002, ISBN 3-7616-1482-9, S. 271.
  15. ↑ Ernst Weyden: Geschichte der Juden in Köln am Rhein von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Nebst Noten und Urkunden. Köln 1867 (online).
  16. ↑ a b Detlev Arens, Marianne Bongartz, Stephanie Henseler: Köln. DuMont, Ostfildern 2003, ISBN 3-7701-6025-8, S. 19.
  17. ↑ Suska Döpp: Jüdische Jugendbewegung in Köln 1906–1938. LIT, Münster 1997, ISBN 3-8258-3210-4, S. 29.
  18. ↑ Homepage der Zentralmoschee Köln
  19. ↑ IT.NRW: Bevölkerung im Regierungsbezirk Köln
  20. ↑ http://www.xx
  21. ↑ http://www.xx
  22. ↑ Stadtbibliothek Köln, öffentliche Einrichtung der Stadt Köln, abgerufen am 10. Mai 2010
  23. ↑ Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, zentrale bibliothekarische Einrichtung der Universität zu Köln, auch für andere Kundenkreise zugänglich, abgerufen am 10. Mai 2010
  24. ↑ Internetartikel auf www.xx
  25. ↑ Kölnmesse beschenkt Taxi-Fahrer. In: Köln Nachrichten. 12. Januar 2008, abgerufen am 7. Januar 2010.

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Geschichte der Stadt Köln

Der folgende Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte der Stadt Köln von der Vorgeschichte bis in die Nachkriegszeit.

Das vorrömische Köln

Erste Belege menschlichen Lebens im Stadtgebiet Köln werden auf die Altsteinzeit geschätzt; darauf lassen Funde eines Kernsteins in Dellbrück sowie eines Faustkeils im Königsforst und Funde aus Köln-Worringen schließen. Hinweise auf eine feste Besiedelung gibt es ab der Zeit um 4500 v.Chr., als der fruchtbare Lössboden der Rheinterrassen und das milde Klima Ackerbauern aus dem Donauraum anzog. Der bedeutende Fund einer Bandkeramik-Siedlung aus der Jungsteinzeit wurde 1929 in Lindenthal gemacht. Das Lindenthaler Dorf, das sich zwischen Hohenlind und Stüttgenhof erstreckt, wurde in der Zeit zwischen Ende des 5. bis Anfang des 4. Jahrtausends mehrfach besiedelt und wieder aufgegeben — Ursache war vermutlich eine extensive Landwirtschaft, die die Ackerbauern von Zeit zu Zeit zwang, ihre Siedlungen zu verlassen, bis sich der ausgelaugte Boden erholt hatte. Überreste einer weiteren bandkeramischen Siedlung wurden auch in Mengenich gefunden.

Zum Ende der Steinzeit gab es im heutigen Stadtgebiet, in Nippes und in der Innenstadt sowie in Merheim und Brück weitere Ackerbau-Siedlungen, die der Michelsberger Kultur zugerechnet werden. Die Glockenbecherkultur, die erste metallverarbeitende Kultur im Rheinland, siedelte nach 2000 v. Chr. in ganz Westeuropa und hinterließ sowohl Stein- als auch Kupferwerkzeuge. Aus der im 12. Jahrhundert v. Chr. bekannten Urnenfelderkultur, die durch einen Wandel in der Bestattungskultur von der Erd- zur Brandbestattung gekennzeichnet ist, wurde im Süden von Köln ein Gräberfeld gefunden. Belege einer wieder anderen, eisenzeitlichen Bestattungskultur — Hügelgräber — wurden vor allem im rechtsrheinischen Dellbrück aber auch linksrheinisch in Lindenthal, Müngersdorf, Riehl, Longerich und Worringen gefunden. 1949 betrug die nachweisbare Anzahl in Dellbrück noch 685, man schätzt das ursprüngliche Gräberfeld auf insgesamt 1200 Grabstätten.

Spuren keltischer Besiedlung während der La-Tène-Zeit finden sich ebenfalls in Köln, die meisten bekannten Beispiele im Linksrheinischen; aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. z. B. auch an der Südseite des Kölner Doms. Von der für die Kelten charakteristischen Handwerkskunst ist in Köln südöstlich der römischen Stadtmauer ein außergewöhnliches Einzelstück gefunden worden, eine etwa handflächengroße, als dreifach gehörnter Kopf geformte Henkelattache (angesetzter Gefäßhenkel). Nach Caesar[1] gehörte das Gebiet von Köln zum Stammesgebiet der keltischen Eburonen.

Das römische Köln

Um 57 v. Chr. hatte Caesar als Statthalter Galliens die Gebiete bis zum Rhein erobert. Ein Aufstand der Eburonen im Jahr 54 v. Chr. wurde ein Jahr später niedergeschlagen und der Stamm, der linksrheinisch zwischen Maas, Rhein und den Ardennen lebte, völlig ausgerottet. Während der Kämpfe traf Caesar auf den rechtsrheinisch siedelnden germanischen Stamm der Ubier, von dem ihm einige Krieger als Kundschafter dienten. Von Caesar als „kultivierter als andere Germanen“ gelobt, wurden sie von ihren rechtsrheinischen Nachbarstämmen jedoch aufgrund ihrer Römerfreundlichkeit bekämpft und zogen sich schließlich auf die nun unbewohnten Gebiete westlich des Rheins zurück. Tacitus berichtet, dass die Ubier sich bald darauf dem Agrippa und somit dem römischen Reich unterwarfen. Andere Berichte sprechen von einem Bündnisvertrag, den die Ubier mit den Römern schlossen, in dem ihnen umfangreiche linksrheinische Gebiete übertragen wurden. In beiden Überlieferungen wird kein genaues Datum angegeben.

Als Gründungsjahr für das Oppidum Ubiorum, die erste städtische Siedlung auf dem Boden des späteren Köln, wird meist das Jahr 38 v. Chr. genannt. Fakt ist, dass Agrippa zweimal in dieser Zeit an den Rhein reiste: in den Jahren 40–38 v. Chr. und um 20/19 v. Chr., so dass mit Sicherheit nur behauptet werden kann, dass die Hauptstadt der Ubier spätestens 19 v. Chr. gegründet wurde. Die Stadtsiedlung lag günstig am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege. Sie wurde schon von den Ubiern befestigt, aber auch den Römern diente sie bald als Garnisonsstandort und religiöses Zentrum. Ähnlich wie in Lyon für Gallien wurde auch hier ein Altarbau für die Schutzgöttin Roms errichtet, nach dem die Stadt auch Ara Ubiorum genannt wurde. Dieser Altar konnte noch nicht lokalisiert werden. Erstmals erwähnt wird er im Zusammenhang mit der Varus-Schlacht 9.n.Chr. bei Tacitus.[2]

Als Rom um 17 n. Chr. seine Pläne aufgab, auch das östlich des Rheins liegende Germanien zu erobern, konsolidierte sich die Ubiersiedlung im römischen Grenzgebiet. Bereits im Jahr 15 oder 16 n. Chr. wurde hier Agrippina die Jüngere, die spätere Gattin des römischen Kaisers Claudius und Mutter des Nero, geboren. Durch ihren Einfluss erhielt das Oppidum Ubiorum den Status einer römischen Kolonie und hieß fortan Colonia Claudia Ara Agrippinensium oder kurz CCAA. Der Name der Stadt enthielt sowohl den Namen Agrippinas als auch den des Kaisers Claudius, das Ara bezieht sich auf den römischen Altar in der Stadt. Von den etwa 150 römischen Coloniae ist es allein Köln, das seinen heutigen Namen von dieser Bezeichnung für das höchste römische Stadtrecht herleitet.

Mit dem Bau der im Durchschnitt 2,5 Meter starken und 8 Meter hohen Stadtmauer aus Stein mit 19 Rundtürmen, von denen einer aus dem 3. Jahrhundert bestens erhalten ist, und neun Toren wurde auf der Ostseite schon Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. begonnen; die Arbeiten an der Befestigung wurde vermutlich erst im 3. Jahrhundert abgeschlossen. Im Jahr 68, dem Todesjahr Neros und der damit verbundenen Staatskrise in Rom, belagerten die Bataver und mit ihnen verbündete Stämme die Stadt und erreichten zunächst die Aufgabe der Bevölkerung. Die geforderte Niederlegung der Befestigung lehnten die Agrippinenser jedoch ab und schlugen sich bald wieder unter den Schutz der Römer.

Als seit 81 n. Chr. der Militärbezirk rund um Köln zur römischen Provinz Niedergermanien (lateinisch Germania Inferior) erhoben wurde, erhielt das an der römischen Rheintalstraße gelegene CCAA im Jahr 89 den Status einer Provinzhauptstadt. Um diese Zeit wurde die Wasserversorgung der Stadt durch einen der längsten Aquädukte des römischen Reiches, die Eifelwasserleitung, verbessert.

Die Herrschaft Trajans seit dem Jahr 98 kennzeichnet den Beginn einer Blütezeit für das ganze römische Reich; auch in CCAA führte eine 150 Jahre andauernden Periode des Friedens zu einem wirtschaftlichen und architektonischen Aufschwung. So entstand um 180 ein neues Prätorium für die Provinzverwaltung. Die Reste der Grundmauern wurden im Jahr 1953 beim Bau des Spanischen Baus des heutigen Rathauses freigelegt. Manufakturarbeiten aus Köln, vor allem Glas und Keramik, wurden ins gesamte römische Reich und darüber hinaus geliefert.

In den Jahren 259/60 schlug sich der Militärbefehlshaber Postumus nach einem Streit mit Saloninus, dem Sohn des Kaisers Gallienus, auf die Seite von aufständischen Grenztruppen und wurde von diesen zum Kaiser eines Imperium Galliarum ausgerufen. Postumus eroberte CCAA und tötete Saloninus — Köln wurde zur Hauptstadt des neuen Reiches, dem Gallien, zeitweise Spanien und vermutlich auch Britannien angehörten. Erst im Jahr 274 endete dieses „Sonderreich“, das für eine weitere Glanzzeit in CCAA steht, mit der Rückeroberung durch Kaiser Aurelian. Hochwertige Goldmünzen mit dem Bildnis des Postumus wurden zu dieser Zeit in den Münzstätten Kölns geprägt. Im Jahr der Rückeroberung wurde Köln jedoch zum ersten Mal von Germanen überfallen und verwüstet.

Kaiser Konstantin veranlasste daraufhin um 310 zum Schutz der Stadt den Bau des rechtsrheinischen Castellum Divitia (Kastell Deutz), das außerdem durch den Bau der ersten festen Rheinbrücke, einer Holzkonstruktion auf steinernen Strompfeilern, mit der Stadt verbunden wurde.

Die Bevölkerungszahl Kölns wird näherungsweise im dritten und vierten Jahrhundert auf rund 15.000 Menschen zuzüglich der etwa 5.000 im Umland geschätzt. Es herrschte eine Religions- und Kultusvielfalt; so wurden neben den ursprünglichen römischen Gottheiten auch Götter und Göttinnen aus der germanischen und aus anderen Religionen des römischen Reiches übernommen. 1882 wurde beispielsweise eine Isis-Figur in der Nordwand der Ursulakirche gefunden; im Römisch-Germanischen Museum befinden sich weitere Funde, z. B. für die meist in Dreizahl gezeigten Muttergöttinnen (Matronen). Besonders beliebt war in Köln auch der Mithraskult.

Nach der Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem und der damit verbundenen Zerstreuung (Diaspora) der Juden finden sich Nachweise einer jüdischen Gemeinde in Köln. Kaiser Konstantin genehmigte im Jahr 321 die Ansiedlung einer jüdischen Gemeinde mit allen Freiheiten der römischen Bürger. Obwohl nur wenig über die Lage der Gemeinde in Köln bekannt ist — man vermutet die Ansiedlung in der Nähe der Marspforte innerhalb der Stadtmauer — ist die Kölner Gemeinde die älteste in Deutschland nachgewiesene Gemeinde.

Eine Christengemeinde ist ab Beginn des vierten Jahrhunderts in Köln nachgewiesen. Als erster bekannter Kölner Bischof gilt Maternus im Jahr 313; die erste schriftliche Bezeugung einer Kirche stammt aus dem Jahr 355, ihr Standort ist jedoch unbekannt. Ein Saalbau wurde auf dem nördlichen Friedhof errichtet, wo der späteren Legende nach eine Gruppe christlicher Mädchen den letzten Christenverfolgungen zum Opfer gefallen worden sein soll — hier liegen möglicherweise die Ursprünge des späteren Kults um „Ursula und die 11000 Jungfrauen“.

Seit dem Germanenüberfall im Jahr 274 sah sich die Stadt weiteren germanischen Angriffen ausgesetzt; vor allem die Franken drängten über den Rhein. Im Herbst 355 gelang ihnen die Eroberung und Plünderung Kölns. Wenige Monate später wurde die Stadt durch den Caesar (in der Spätantike: Unterkaiser) Julian, der später zum Kaiser (Augustus) erhoben wurde, zurückerobert. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zeichnete sich jedoch das Ende der Römerherrschaft in Gallien und damit auch in Niedergermanien ab: Den Vormarsch der Germanen nach Westen überstand Köln noch relativ unversehrt. Eine kurze Rückeroberung durch den weströmischen Heermeister Flavius Aëtius in der Zeit zwischen 435 bis 446 ging mit einem Sieg gegen den Hunnenkönig Attila einher (der Vorbeimarsch der Hunnen an Köln bot weiteres Legendenmaterial zur Geschichte der Heiligen Ursula). Spätestens als Aëtius jedoch 454 ermordet wurde, bedeutete dies auch das Ende der Römerherrschaft in Köln, die Franken eroberten Köln und machten die Stadt zum Vorposten eines ihrer „Gaue“.

Das fränkische Köln

Zum Beginn der Frankenherrschaft im ehemaligen römischen Gebiet an Rhein und Mosel war der "Stamm" der Franken noch in Untergruppen gegliedert; in Köln herrschte Sigibert, König der "ripuarischen" Franken und Vetter des Merowingers Chlodwig I. Dem "ripuarischen" Königtum wurde von Chlodwig ein Ende gesetzt, indem er Sigiberts Sohn zunächst dazu brachte, seinen Vater ermorden zu lassen, und diesen dann von seinen eigenen Boten erschlagen ließ. Als Chlodwig in Köln einzog, soll er die Verantwortung für die Todesfälle abgelehnt und den Bürgern seinen Schutz angeboten haben — worauf diese ihn in St. Gereon jubelnd zu ihrem Herrscher und damit zum König aller Franken ausgerufen haben sollen. Dies berichtete der Chronist Gregor von Tours in seiner Geschichte der Franken.

In Köln lebte zur Zeit der Franken ein buntes Völkergemisch von Franken, anderen Germanen und "Römern", also der vor Ankunft der Franken ansässigen Bevölkerung, mit den unterschiedlichsten Religionen. Die "romanische" Stadtbevölkerung sprach auch noch im 6. Jahrhundert Latein. Trotz der zunehmenden Christianisierung des Merowingerreiches nach der Taufe Chlodwigs und dem Status Kölns als Bischofssitz gab es noch mindestens bis ins sechste Jahrhundert auch nicht-christliche Kultstätten.

Die Franken, ein Krieger- und Bauernvolk, nutzten in Köln die trotz der Eroberungszüge erhalten gebliebene römische Infrastruktur, vor allem das Prätorium, in dem die Könige residierten, sowie Brücke und Stadtmauer. Auch in Landwirtschaft und Handwerk bauten sie auf römischen Grundlagen auf; so entwickelten sich zum Beispiel aus den zahlreichen römischen Gutshöfen rund um Köln und den Militäreinrichtungen nach und nach fränkische Dörfer und Hofsiedlungen. Obwohl die Bevölkerungszahl in fränkischer Zeit stark zurückgegangen war, befanden sich Handel und Handwerk weiterhin auf hohem Niveau, allerdings war der Exporthandel im sechsten Jahrhundert nicht mehr so ausgeprägt.

Eine Bedrohung der Stadt im Jahr 557 durch die Sachsen, die bis zum Kastell Deutz vordringen konnten, wurde abgewendet. Bei den blutigen Machtkämpfen, die sich die Nachkommen Chlodwigs lieferten, wurde Köln immer wieder involviert. So flüchtete Theudebert nach der Schlacht bei Toul 612 vor seinem Bruder Theuderich von Toul nach Köln. Als dieser ihn in einem weiteren Kampf besiegte, zog Theuderich in Köln ein und wurde von den dort verbliebenen Anhängern Theudeberts zum neuen König ausgerufen.

Die Zwiste in der Königsfamilie führten zu einem Machtzuwachs für die fränkischen Adligen — die Hausmeier —, die ihren Königen die Regierungsarbeit aus der Hand nahmen; 687 zog der Karolinger Pippin der Mittlere alle fränkischen Hausmeierämter an sich. Er hielt sich über längere Zeiträume in Köln auf, seine Residenz befand sich vermutlich in der Nähe der heutigen Kirche St. Maria im Kapitol. Aber auch unter seinen Nachfolgern kehrte keine Ruhe ein: Pippins Stiefsohn Karl Martell zwang schließlich Plektrudis, die Witwe seines Vaters, die in Köln residierte, zur Aufgabe ihrer Macht und zum Gang ins Kloster in die nach hochmittelalterlichen Quellen von ihr gestiftete Kirche St. Maria im Kapitol.

Die endgültige Machtübernahme der Karolinger im Frankenreich durch Martells Sohn Pippin den Jüngeren 751 bedeutete das Ende der Merowingerherrschaft in Franken und für Köln das Ende seiner Rolle als Königssitz (die Karolinger residierten in Aachen).

Eine bedeutende Rolle spielten in der fränkischen Zeit vor allem die Kölner Bischöfe. Als wichtigster unter ihnen gilt der um 625 wirkende Kunibert von Köln, der schon für König Dagobert III. und dessen Sohn Sigibert III. die Regierungsgeschäfte geführt hatte. Der Legende nach weihte Kunibert auch die älteste noch erhaltene Kölner Kirchenglocke, den Saufang. Die Clemenskirche, in der Kunibert nach seinem Tod 663 bestattet wurde, hieß fortan Kunibertskirche.

Das karolingische Köln

Während der Sachsenkriege unter Karl dem Großen gewann Köln sowohl politisch als auch kulturell wieder an Einfluss; als erster karolingischer Bischof gilt Hildegar, der um 753 bei einer Schlacht gegen die Sachsen bei der Iburg getötet wurde. Köln verehrte seit dieser Zeit viele christliche Märtyrer, sammelte deren Reliquien in wertvollen Schreinen und baute für sie viele Kirchen. Im spätmerowingischen Dom wurde eine neue liturgische Einrichtung, eine Schola Cantorum eingebaut.

Papst Zacharias plante, Bonifatius zum Erzbischof Kölns zu ernennen, um von Köln aus die Bekehrung der Sachsen und Friesen voranzutreiben. Der Plan scheiterte zunächst an dem Widerstand der einheimischen Bischöfe und Adligen, und Köln wurde erst 795 Erzbischofssitz. Bereits 787 hatte Karl den Priester Hildebold zum Bischof von Köln eingesetzt, als die Kölner sich nicht selbst auf einen neuen Bischof einigen konnten. 795 wurde Hildebold folgerichtig auch Kölns erster Erzbischof; er amtierte bis zu seinem Tod im Jahr 818, vier Jahre nachdem Karl der Große gestorben war.

Nach dem Tod Karls des Großen entbrannte erneut ein Streit um das Frankenreich. Köln gehörte zunächst zum so genannten Mittelreich zwischen Ost- und Westfranken oder dem Lotharingien von Karls Enkel Lothar II. Dessen Scheidung und Wiederverheiratung, die durch den Kölner Erzbischof Gunthar unterstützt wurde, führte 863 zur Exkommunizierung Gunthars, der aber in Köln bis 866 weiter in seinem Amt blieb. Er protestierte gegen die Herauslösung Bremens aus seinem Metropolitanverband durch die Gründung des Erzbistums Hamburg-Bremen 848. Das führte zunächst zu einem Stillstand. Als aber Gunthar wegen seiner Ehescheidung Lothars II. exkommuniziert wurde, stellte Papst Nikolaus I. am 31. Mai 864 die Gründungsbulle für das Erzbistum Hamburg-Bremen aus. Gunthars Nachfolger Willibert weihte im Jahr 873 die Kirche, die als Alter Dom — Vorläufer des Kölner Doms — gilt. Mit ihrem Bau wurde wahrscheinlich um 850 begonnen, weil aber Gunthar als Bauherr missliebig erschien, schrieb man sie später dem berühmteren Vorgänger zu,weshalb sie lange den Namen Hildebolddom trug.

Nach Lothars Tod fiel Köln 876 an das ostfränkische Reich König Ludwigs des Deutschen. Durch die innerfränkischen Kämpfe wurde das Reich nach außen derart geschwächt, dass im Winter 881/882 die Normannen auf ihren Kriegszügen rheinaufwärts bis Köln und Bonn vordringen konnten. Sie plünderten und brandschatzten die Städte, und in Köln blieben nur der Dom und die Kirchen St. Severin und St. Gereon erhalten, alle anderen Gebäude und Kirchen sowie die Stadtmauer brannten nieder. Allerdings sollen sich die Geistlichen der Stadt vor dem Einfall der Normannen mit den wichtigsten Kirchenschätzen nach Mainz geflüchtet haben.

Bereits einige Jahre nach dem Normannenangriff sollen die Kölner ihre Stadtmauer wieder aufgebaut haben, und im Jahr 891 erhielt Köln unter seinem Erzbischof Hermann von Papst Stephan V. bedeutende Reliquien für die wieder aufgebauten Kirchen.

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts wechselte in Köln ein vorletztes Mal in der Karolingerzeit die Herrschaft: In Ostfranken wurde Konrad I., zum König gewählt, was die lothringischen Fürsten zur Abspaltung veranlasste und in den Einflussbereich des karolingischen Westfrankens brachte. Endgültig beendet wurde diese Phase durch den Sachsen Heinrich I., der mit wenigen Eroberungszügen Lothringen wieder zu Ostfranken brachte. 925 wurde Lothringens — und damit Kölns — Zugehörigkeit zum ostfränkischen Reich von den Fürsten und dem Kölner Erzbischof bestätigt.

Das hochmittelalterliche Köln

Ottonische Zeit

Erzbischof Brun, der Bruder des späteren Kaisers Otto I., war 953 zum geistlichen Oberhaupt von Köln gewählt worden. Nachdem unter seiner Führung ein Aufstand in Lothringen gegen den Bruder des Kaisers niederschlagen wurde, machte Otto I. den Erzbischof auch zum Herzog von ganz Lothringen und damit zum weltlichen Fürsten in Köln. Damit hatte er die Gerichtsbarkeit sowie Markt- und Münzhoheit in der Stadt — dies markierte den Beginn einer Periode erzbischöflicher Macht in Köln, die bis zur Schlacht von Worringen im Jahr 1288 andauerte.

Brun hinterließ bleibende Spuren in der Stadt. So wurden unter seiner Herrschaft der alte Dom erweitert, mehrere Stifte und Klöster (z. B. der Vorläuferbau der heutigen Kirche Groß St. Martin) gegründet und um 950 die Siedlungen der Rheinvorstadt, die bis dahin noch außerhalb der Stadtmauern lagen, in die Stadt eingegliedert (das Gebiet um den heutigen Alter Markt und Heumarkt). Für die Besuche des Kaisers in Köln ließ er in der Nähe des Domes vermutlich eine Pfalz errichten.

Kurz nachdem Otto I. im Jahr 965 mit seiner Familie den Erzbischof in Köln besucht hatte, verstarb Brun im Alter von 40 Jahren auf einer diplomatischen Mission in Reims. Er wurde in der Kölner Klosterkirche von St. Pantaleon beerdigt.

Nach Bruns nur kurz amtierendem Nachfolger Folcmar trat ab 969 vor allem Erzbischof Gero in Erscheinung. Er reiste 971 nach Konstantinopel, um eine Ehefrau für Otto II. zu suchen. Geplant war die Vermählung des Kaisersohns mit der Tochter des oströmischen Kaisers; Gero vermittelte schließlich die Vermählung mit dessen Nichte Theophanu im Jahr 972. Die Kaiserin führte nach dem Tod Ottos II. 983 sechs und ein halbes Jahr für ihren unmündigen Sohn Otto III. die Regentschaft. Sie starb bereits 991; der byzantinische Einfluss auf die deutsche Kunst und Kultur kann jedoch auf sie und ihr großes Gefolge zurückgeführt werden. Nachdem sie wie Brun in St. Pantaleon beigesetzt worden war, siedelten sich ihre Landsleute, Handwerker und Künstler, um diese Kirche an – was sich in Kölner Straßennamen wie Griechenmarkt niederschlug.

Das kunsthistorisch und ikonographisch bedeutende Gerokreuz im alten Dom soll der Überlieferung nach 970 von Gero beauftragt und aufgestellt worden sein. Nach dessen Tod wurde es an seinem Sarkophag im Dom aufgestellt. Von Geros Nachfolger, Erzbischof Everger, der zu Zeiten Geros Domschatzmeister gewesen war, wird in der Chronik Thietmar von Merseburgs berichtet, er habe sowohl Gero als auch dessen Nachfolger Warin scheintot bestatten lassen, um ihr Amt zu übernehmen. Evergers Nachfolger wurde Erzbischof Heribert. Er regierte von 999 bis 1021 und stiftete 1003 die Abtei Deutz. Während seiner Amtszeit hatten die Kölner mit mehreren Hungersnöten und Dürren zu kämpfen. Seine Gebete sollen zum ersehnten Regen geführt haben, so dass er nach seinem Tode 1147 heilig gesprochen wurde.

Salische Zeit

Heriberts Amtsnachfolger Pilgrim trug durch die Königskrönung Heinrichs III. und seiner Mutter Gisela zu dem dauerhaften Anrecht der Kölner Erzbischöfe bei, in Aachen Krönungen vornehmen zu dürfen. Außerdem wurde er 1031 zum Erzkanzler für Italien ernannt, ein Ehrenamt, das nach ihm alle Kölner Erzbischöfe des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation inne hatten.

Der Kölner Erzbischof erhielt 1039 das Münzrecht und die Kölner Mark begann ihren Siegeszug am Niederrhein. Im folgenden Jahr (1040) wurde die erste Synagoge in Köln errichtet. Die Königin Richeza von Polen wurde 1061 in Köln beigesetzt.

Im Jahre 1074 kam es zu einer Rebellion der Kölner Bürger gegen ihren Lehnsherrn, den Erzbischof Anno II.. Als Anno im Kölner Hafen ein Kaufmannschiff beschlagnahmen ließ, widersetzte sich der Sohn des reichen Kaufmanns der Beschlagnahmung. Anno konnte sich nur knapp vor der mordlustigen Bevölkerung in Sicherheit bringen und aus der Stadt fliehen. Er kehrte wenige Tage später mit bewaffneten Verbänden zurück, die Stadt kapitulierte, die Rädelsführer wurden brutal bestraft.[3]

1096 befand sich in Köln der Sammelplatz für die Kreuzritter vom Niederrhein. Die Kreuzzügler plünderten und brandschatzten das Judenviertel. Im Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. wurden 1106 neue Befestigungsanlagen errichtet. Köln schlägt sich auf die Seite Heinrichs IV. Durch diese zweite Stadterweitung umfassten die Mauern nun ein Gebiet von 203,6 Hektar. Am 25. August 1128 legte ein durch Blitzschlag verursachtes Feuer das rechtsrheinische Deutz in Schutt und Asche. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört. Das Kölner Rathaus wurde erstmals 1135 urkundlich erwähnt.

Staufische Zeit

Für 1149 ist das große Kölner Stadtsiegel erstmals belegt; seine tatsächliche Entstehungszeit ist umstritten. Gegen 1140 lebten schätzungsweise 20.000 Bürger in der Stadt. Köln wurde 1150 von einem großen Brand und einer Pest-Welle heimgesucht.

Der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel brachte die Gebeine der Heiligen Drei Könige am 23. Juli 1164 nach Köln. Dadurch wurde Köln einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des christlichen Europas und lockte in großer Anzahl Pilger und Könige zur Heiltumsfahrt nach Köln. Auch wegen der 1121 gefundenen und seitdem verehrten Reliquien des Hl. Gereon und seiner Gefährten sowie den im 12. Jhdt. gefundenen Gebeinen der legendären Heiligen Ursula und ihrer laut der Legende 11.000 Begleiterinnen wurde Köln zusammen mit Rom und Santiago de Compostela eine der drei großen Pilgerstätten des Spätmittelalters. Der Reliquienschatz Kölns soll mehr als 800 Heilige enthalten haben.

Im Mai 1169 bestätigte Philipp anlässlich einer Auseinandersetzung zwischen dem Burggrafen und dem Vogt von Köln ein altes Weistum, worin deren amtliche Stellung und der Umfang ihrer Befugnisse und Gerechtsame, so wie die Freiheiten der Kölnischen Bürger aufgezeichnet wurden.[4] 1171 erneuerten die Senatoren der Stadt Köln den Kaufleuten von Dinant die Zoll-Privilegien, die ihnen bereits durch den Erzbischof Friedrich I. (†1131) verbrieft worden waren.[5] 1174 lieh Erzbischof Philipp I. von Heinsberg zum Zweck eines Kriegszuges nach Italien von der Stadt Köln 1000 Mark und verpfändete ihr dafür das Münzrecht.[6]

Am 27. Juli 1180 verglich sich Erzbischof Philipp hinsichtlich der gegen sein Verbot angelegten Stadtbefestigung, dass gegen eine Zahlung von 2000 Mark und einen Grundzins der Status quo in Bezug auf Befestigung, Häuser und Vorbaue bleiben durfte. Damit wurde der Bau der Stadtbefestighung sanktioniert.[7] Der Vertrag wurde am 11. August von Kaiser Friedrich I. bestätigt.[8] Die große mittelalterliche Stadtmauer wurde in den folgenden sechs Jahrzehnten gebaut. Die Fläche der Stadt wuchs von 203,6 ha auf 402,6 ha. Nach der Fertigstellung war die Mauer mit 52 Türmen und 12 Toren das größte Befestigungswerk Europas.[9][10] Das (Leprosorium) von Köln, in Melaten verkehrsgünstig an der Köln-Aachener Straße gelegen, wurde erstmals in der Schreinskarte der Pfarrei St. Aposteln 1180 erwähnt. Das zerstörte Siechenhaus wurde als hoff to Malaten buyten Colne erstmals am 25. April 1243 urkundlich erwähnt.[11]

Der Rat der Stadt Köln erschien erstmals 1216 in den tradierten Urkunden. Der Einzug der künftigen Kaiserin und englischen Prinzessin Isabella von England 1235 auf ihrer Reise zu ihrer Hochzeit in Worms mit Kaiser Friedrich II. wurde eines der "großartigsten gesellschaftlichen Ereignisse des Hochmittallater" [12]. Isabella wurde mit allen Ehren empfangen und blieb sechs Wochen in Köln. Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein für den Neubau des Kölner Doms. Der Kirchenlehrer Albertus Magnus spielte in seiner Kölner Zeit eine herausragende Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Erzbischof. Im Kleinen Schied vom 17. April 1252 und im Großen Schied vom 28. Juni 1258 gutachtete er beim Streit zwischen Stadt und Bischof. Mit dem Großen Schied wurde die oberste Gerichtsgewalt und die oberste Macht dem Erzbischof zugesprochen. Gleichzeitig bestätigte der Spruch aber auch das Selbstverwaltungsrecht der Kommune. Die Folge war, dass Konrad von Hochstaden die angestrebte Landeshoheit über Köln nicht durchsetzen kann und sich mit der Oberaufsicht begnügen muss.[13]

Das spätmittelalterliche Köln

Köln trat im Juli 1254 dem Rheinischen Städtebund bei, der 59 Städte und auch Territorialfürsten umfasste und bis 1257 bestand. Motiv für die Gründung war die Unsicherheit im Heiligen Römischen Reich zur Zeit des Interregnums. Der Rheinische Städtebund forderte die Abschaffung der etwa 30 Rheinzölle, welche den Handel stark behinderten. Er wendete sich gegen Fehden und setzt Regelungen für Konfliktfälle fest.

Erzbischof Konrad von Hochstaden verlieh der Stadt Köln am 7. Mai 1259 das Stapelrecht. Danach mussten alle an- und durchreisende Kaufleute ihre Waren zu Köln "stapelt" und zum Verkauf anbieten. Das Stapelrecht war maßgeblich für die Entwicklung Kölns zur europäischen Wirtschaftsmetropole des Spätmittelalters.[14] Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg sicherte den Juden der Stadt 1266 seinen Schutz zu. Im Streit zwischen den Bürgern und dem Erzbischof kam es Oktober 1268 zum Kampf an der Ulrepforte. Der Konflikt wurde in der Reimchronik Gottfried Hagens dargestellt.

Am 15. November 1280 starb Albertus Magnus in Köln. Die Kölner Bürger erkämpften in der Schlacht von Worringen am 5. Juni 1288 ihre Freiheit von der erzbischöflichen Stadtherrschaft. Bei dem Konflikt zwischen Siegfried von Westerburg, Erzbischof von Köln und Herzog Johann I. von Brabant schlug sich die Stadt Köln auf die Seite des Herzogs. Der Erzbischof geriet in Gefangenschaft. Die Stadt Köln erlangte in der Folge de facto den Status einer Reichsstadt, wenngleich die Anerkennung de jure noch bis 1475 auf sich warten ließ.

Der Chor des neuen gotischen Doms wurde am 27. September 1322 geweiht. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige, Anziehungspunkt für zahlreicher Pilger, wurden in den neuen Dom überführt. Um 1324 war Meister Eckhart Leiter des Studium generale in Köln. Er wurde 1325 durch Mitbrüder beim Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, Erzbischof von Köln wegen angeblich häretischer Glaubensaussagen denunziert und starb entweder 1327 oder 1328 hier oder in Avignon.

In einer Eintragung in das Eidbuch des Kölner Rats am 5. März 1341 wurde der Karneval erstmals erwähnt. Im Sommer 1349 forderte die Pest täglich mehr als 100 Opfer. In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1349 kam es zu einem Pestpogrom, bei dem die Kölner Judengemeinde ausgelöscht wurde. Im „Hansasaal“ des Kölner Rathauses tagte am 19. November 1367 eine Versammlung der Hansestädte und bildete die Konföderation gegen den dänischen König Waldemar IV..

Die Auseinandersetzungen zwischen den Patriziern, die den Rat und die Richerzeche dominierten und den aufstrebenden Zünften erreichten im so genannten Kölner Weberaufstand einen ersten Höhepunkt. Es gab in Köln gegen Ende des 14. Jahrhunderts ungefähr 300 Weberwerkstätten mit bis zu 6000 Beschäftigten. Produziert wurden bis zu 20.000 Ballen (1,60 Meter breites Tuch von 25 Meter Länge) im Jahr. Der Kölner Gewandschneider Wilhelm Wavern exportierte zu dieser Zeit 10.000 Paar Hosen p.a. Ein Webergeselle verdiente damals etwa 8 Schilling pro Tag bei folgenden Lebenshaltungskosten: ein Hahn 3 Schilling, 25 Eier 25 Schilling, ein Fisch 2 Schilling, eine Hose 32 Schilling, 1 Paar Schuhe 10 Schilling.[15] Der Weberaufstand sollte dieser immensen wirtschaftlichen Bedeutung der Weberzünfte Rechnung tragen. Er begann Pfingsten 1369 und endete in der blutigen Weberschlacht am 20. November 1371 auf dem Waidmarkt mit einer schweren Niederlage der Weberzunft, die daraufhin hart bestraft wurde. Vorübergehend konnten die patrizischen Familien ihre Macht wiederherstellen. Die Richerzeche wurde restituiert, 1396 aber endgültig abgeschafft.

Im Jahr 1374 kam es zum höchsten bislang in Köln erreichten (eisfreien) Hochwasser. Nach Schneeschmelze und tagelangen Regenfällen in weiten Teilen des Rheineinzugsgebietes wurde am 11. Februar ein Wasserstand von etwa 13,30 m erreicht. Während der Scheitelwelle konnten Boote über die rheinseitige Stadtmauer fahren. Es handelte sich um ein durch zahlreiche zeitgenössische Quellen belegtes, einmaliges Ereignis. Vom April 1375 bis zum Friedensschluss am 16. Februar 1377 kam es im so genannten Schöffenkrieg zu einer schwerwiegenden Machtprobe zwischen der Stadt Köln und Erzbischof Friedrich von Saarwerden. Anlass war ein Kompetenzstreit im Zusammenhang mit den Schöffen, die dem erzbischöflichen Burggrafen beim Hochgericht beisaßen oder ihn vertraten. Im Verlauf des Schöffenkrieges verhängte Kaiser Karl IV. die Reichsacht über Köln, und im Kölner Umland, insbesondere in Deutz, wurden schwere Zerstörungen angerichtet.

Die Alte Kölner Universität wurde am 21. Mai 1388 von der Kölner Bürgerschaft gegründet und vom römischen Papst Urban VI. bewilligt. Die Eröffnung erfolgte am Dreikönigstag 1389. Gründungsrektor war Hartlevus de Marca, der den Lehrbetrieb mit einer Disputation mit dem Theologieprofessor Gerhard Kikpot von Kalkar über Jesaja 60,1 („die Herrlichkeit des Herrn ging strahlend auf über dir“) eröffnete. Die Universität ging hervor aus den Generalstudien der Dominikaner, die Albertus Magnus 1248 eingerichtet hatte. Die Universität zu Köln war die vierte Universitätsgründung im Heiligen Römischen Reich nach der Karls-Universität Prag (1348), der Universität Wien (1365) und der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg (1386). Die Alte Universität wurde 1798 von französischen Besatzern geschlossen.

Am 6. November 1395, dem Freitag nach Fronleichnam, erschütterte morgens um 3 Uhr ein schweres Erdbeben die Stadt Köln, nachdem schon acht Tage vorher Hagelschauer mit Körnern so groß wie Hühnereier die Leute erschreckt hatten.

Der Verbundbrief von 1396

Im Jahr 1396 wurde durch eine unblutige Revolution die Patrizierherrschaft in Köln endgültig beendet. An ihre Stelle trat eine ständische Verfassung, die sich auf die Organisation der Gaffeln stützte. Vorausgegangen waren jahrelange Auseinandersetzungen innerhalb des Rates und des ihn konstituierenden Patriziats.

Am 8. Juli 1391 schaltete Hilger Quattermart, der Führer der patrizischen Greifen-Partei, die Schöffen des Hochgerichts aus. Am 11. August 1391 ging das Recht der Bürgermeisterwahl von der Reichen-Korporation Richerzeche auf den Rat über. Am 17. Juli 1394 beschloss der Rat die „Ewige Verbannung“ Heinrich von Staves, eines Oheims von Hilger Quattermart, wegen dessen Umtrieben in Sachen Deutzer Zoll. Am 26. Dezember 1395 kam es in einer stürmischen Ratssitzung zur Löschung des Verbannungsdekrets Heinrich von Staves durch Hilger Quattermart aus dem Ratsbuch, danach provokatorisches Auftreten Heinrich von Staves in der Stadt. Am 4. Januar 1396 wurde die Partei der „Greifen“ mit ihrem Führer Hilger Quattermart von der Partei der am 3. Januar 1396 gegründeten Partei der „Freunde“ unter Führung von Konstantin von Lyskirchen entmachtet.

Hilger Quattermart floh. Sein Verwandter Heinrich von Stave wurde am 11. Januar 1396 auf dem Neumarkt hingerichtet, viele der „Greifen“ wurden zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt. Am 18. Juni 1396 versuchte Konstantin von Lyskirchen alte patrizische Rechte wiederherzustellen. Die dagegen protestierenden Handwerker- und Kaufleutezünfte wurden von ihm „vom hohen Ross herab“ nach Hause geschickt. Daraufhin nahmen die Zünfte die „Freunde“ in ihrem Versammlungsraum gefangen. Die „Greifen“ wurden befreit. Am 24. Juni 1396 trat ein 48-köpfiger, provisorischer Rat aus Kaufleuten, Grundbesitzern und Handwerkern zusammen.

Der Stadtschreiber Gerlach von Hauwe formulierte daraufhin den so genannten Verbundbrief[16], der am 14. September 1396 von den 22 so genannten Gaffeln unterzeichnet und in Kraft gesetzt wurde. Die Gaffeln waren heterogen zusammengesetzt, in ihnen waren die entmachteten Patrizier, Ämter, Zünfte und Einzelpersonen zusammengefasst, nicht aber die zahlenmäßig sehr starke Geistlichkeit; jeder kölnische Bürger musste einer der Gaffeln beitreten. Der Verbundbrief konstituierte einen 49-köpfiger Rat, mit 36 Ratsherren aus den Gaffeln und 13 Gebrechsherren, die berufen wurden. Der Verbundbrief blieb bis zum Ende der Freien Reichsstadt 1797 in Kraft. Am 14. April 1397 bestätigt der Rat die Zunftbriefe der Garnmacherinnen, Seidenmacherinnen und Goldspinnerinnen analog zu übrigen Zunftordnungen. Wirtschaftlich erreichten die Kölner Frauen im Spätmittelalter eine Freiheit wie nirgends sonst im Deutschen Reich.[17] Frauen handelten selbständig und waren weitgehend geschäftsfähig.[18]

Die Freie Reichsstadt Köln

Um 1400 lebten schätzungsweise 40.000 Bürger in der Stadt Köln, der zu dieser Zeit größten Stadt des Heiliges Römisches Reichs. Am 6. Januar 1401 erfolgte im Kölner Dom die Krönung von Ruprecht I. zum deutschen König, und am 6. Juli 1402 wurde im Dom die so genannte "Englische Heirat" zwischen Blanca von England, Tochter von Henry IV., und Ludwig III., Kurfürst von der Pfalz, Sohn König Ruprechts von der Pfalz, geschlossen. Sie war unter Vermittlung von Unterhändlern des Kölner Rats zu Stande gekommen.[19] 1403 verbietet der Rat eine jegliche Vermummung an den Fastnachtstagen.[20]

Der Rathausturm wurde 1414 vollendet, er wurde als Archiv, Waffenkammer und Feuerwache genutzt. Im gleichen Jahr begann die Herrschaft von Erzbischof Dietrich II. von Moers (1414-1463), die mit 49 Jahren längste Regierung eines Erzbischofs von Köln. Die Kölner Juden wurden nach ihrer Wiederansiedlung von 1372 im Jahr 1424 endgültig aus der Stadt vertrieben. Die Synagoge wurde zur Ratskapelle "Sankt Maria in Jerusalem" umgebaut, die Kölner Mikwe verfüllt. Damit endete die Tradition einer der ältesten und bedeutendsten Siedlung von Juden auf deutschem Boden.[21]

Die erste Kölner Bettelordnung wird auf 1435 datiert und wurde in die Kölner Statuten von 1437 aufgenommen. Sie schreibt vor, dass Gesunde für ihren Lebensunterhalt arbeiten oder die Stadt verlassen müssen und dass Bettler ihre Wunden und Gebrechen nicht öffentlich zur Schau stellen dürfen, damit die "guten Bürger" nicht belästigt werden. Die Bettelordnung richtete sich zudem gezielt gegen auswärtige Bettler.[22] Stefan Lochner vollendete um 1445 das Altarbild Altar der Stadtpatrone, das das Selbstbewusstsein der Freien Reichsstadt widerspiegelt und heute im Dom ausgestellt ist. Im gleichen Jahr erteilte der Rat am 11. Juni den Befehl, dass alle Ferkel - bis auf die der Bäcker, Brauer und Landwirte - innerhalb der Stadt abzuschaffen seien. Dieser und zahlreiche ähnliche, vermutlich ebenso wenig erfolgreiche Erlasse des Rats werfen ein signifikantes Licht auf die innerstädtischen, hygienischen Zustände. Mit Wilhelm Roggelin und Peter Puckgassen wurden am 16. August 1448 die ersten amtlich bestallten Müllmänner der Stadt bestallt.[23]

Der Gürzenich, das Ball- und Tanzhaus des Rates, wurde von 1441 bis 1447 von Stadtbaumeister Johann van Bueren errichtet. Am 26. Februar 1446 fand der erste, urkundlich belegte Hexenprozess in Köln statt. Nach Schwören der Urfehde wurde die Angeklagte freigelassen.[24] Der Rat der Stadt verbot 1449 die Einfuhr fremden Bieres nach Köln, bei Zuwiderhandlung drohten den Importeuren Gefängnisstrafen. 1466 wurde der erste bekannte Kölner Buchdruck (Liber Johannis Chrysostomi super psalmo quinquagesimo) in der Druckerei von Ulrich Zell publiziert. Zell hatte sein Handwerk wahrscheinlich bei den Mainzer Buchdruckern Peter Schöffer und Johannes Fust gelernt; ein Jahrzehnt später gab es bereits 10 Druckereien in Köln.[25] 1469 verfasste Heinrich van Beeck eine umfassende Geschichte der Stadt Köln, die Agrippina genannte Universalchronik Chronica coloniensis. Darin wurde die Geschichte der Stadt von den Anfängen bis ins Jahr 1419 dargestellt. Neben der Chronik steht in der Handschrift gleichberechtigt ein Urkundenteil.[26]

Kaiser Friedrich III. bestätigte im Verlauf der Kölner Stiftsfehde 1475 offiziell den seit 1288 praktisch bestehenden Status als Freie Reichsstadt; die Hanse unter Führung Kölns erwarb den Stalhof in London als Kontor. Vier Jahre später 1479 erhielt die Universität zu Köln von Kaiser Friedrich III. das Recht, Leichen zu sezieren. 1481/82 scheiterte ein Umsturzversuch der so genannten Kleinen Schickung gegen das Finanzgebaren des Rats, weil sich die Gaffeln mehrheitlich auf dessen Seite schlugen. Ein Sterbender berichtete 1484 von homosexuellen Praktiken in Köln. Eine große Untersuchung ergab, dass wohl über 200 angesehene Bürger darin verwickelt waren, so wurden die Ergebnisse der Untersuchung wieder unter den Teppich gekehrt.[27]

Auf dem Reichstag 1505 zu Köln entschied der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. den Landshuter Erbfolgekrieg: Das Herzogtum Pfalz-Neuburg entstand (so genannter Kölner Spruch). Der Dominikaner Jakob van Hoogstraten (†1527), 1504 in Köln zum Dr. theol. promoviert und seit 1505 Regens der Kölner Ordensschule, wurde 1510 Prior des Kölner Dominikanerklosters und hatte als solcher das Amt des päpstlichen Inquisitors für die Kirchenprovinzen Köln, Mainz und Trier inne.[28] Er lässt in Köln die Bücher Reuchlins verbrennen.

Der Bürgeraufstand von 1512/13, bei dem drei Bürgermeister und sieben Ratsherren getötet wurden, führte zum Beschluss des Transfixbriefs vom 15. Dezember 1513, der Ergänzungen zum Verbundbrief von 1396 enthiel und den jahrzehntelang gewachsenen Spannungen zwischen Rat und Gemeinde Rechnung trug. Im Transfixbrief, der bis 1797 zusammen mit dem Verbundbrief die Kölner Verfassung bildete, werden die Rechte der Gemeinde erweitert und fortgeschrieben, insbesondere die Unverletztlichkeit von Person und Wohnung.[29] Zudem sollten die Macht der Gaffeln gestärkt, die Veruntreuung städtischer Gelder verhindert und die Günstlingswirtschaft des Rates unterbunden werden.[30]

Albrecht Dürer besuchte im Jahr 1520 seinen Vetter Niklas in Köln. Auf dem Domhof wurden die Schriften von Martin Luther verbrannt. Auf Melaten wurden im Jahr 1529 die beiden protestantischen "Ketzer" Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden verbrannt. Die Kölner Börse wurde 1553 gegründet. Bei einem Fährunglück 1559 auf dem Rhein ertranken über 50 Personen. Die Bauarbeiten am Kölner Dom wurden im Jahr 1560 aus finanziellen Gründen eingestellt.

Seit dem Hochmittelalter hatten die Kölner mit Besorgnis beobachtet, dass der Rhein begann, sich am rechten Rheinufer bei Poll ein anderes Flussbett zu suchen. Hochwasser und Eisgänge begünstigten diese Veränderungen. Um zu verhindern, dass es zwischen Poll und Deutz zu einem östlichen Durchbruch des Rheins kam, wollte Köln das Ufer mit den so genannten Poller Köpfen befestigen, doch erst 1557 konnte sich der Rat mit dem Erzbischof über die Maßnahmen einigen. 1560 wird das Großprojekt in Angriff genommen, das über 250 Jahre fortgeführt wurde. Insgesamt wurden drei schwere Uferbefestigungen ("Köpfe") angelegt. Neben Hunderten auf Grund gelegten Schiffen wurden Weidenpflanzungen und Buhnen eingebracht, um Abweichungen des Flussverlaufs zu verhindern. Mit Basaltbrocken beschwert wurden eisenbewehrte Eichenstämme - durch schwere Querbalken verbunden - in den Flussgrund getrieben. Der nördliche Kopf soll eine Länge von 1.500 Metern gehabt haben.[31]

Seit 1577 war Köln mittels eines Abzweigers ab Wöllstein mit dem europäischen Hauptpostkurs, dem Niederländischen Postkurs von Brüssel über Augsburg nach Innsbruck, Trient und Italien verbunden. Zunächst bestand eine Fußbotenpost, die jedoch 1579 vom Postmeister Jacob Henot in eine reitende Post umgewandelt wurde. [32]

Der Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg sagte sich 1582 von der katholischen Kirche los und heiratete die protestantische Stiftsdame Agnes von Mansfeld, trat aber als Erzbischof nicht zurück. Gebhard Truchsess von Waldburg wurde 1583 exkommuniziert und der verlässlich katholische Ernst von Bayern zu seinem Nachfolger bestimmt u.a. deshalb, weil ein protestantischer Kölner Erzbischof die katholische Mehrheit im Kurfürstenkollegium gekostet hätte. Es kam zum Kölner Krieg (auch Truchsessischer Krieg), der bis 1588 dauerte. Deutz, Bonn und Neuss wurden verwüstet. Der Rat verbot 1609 den Frauen auch zu Karneval das Tragen von Männerkleidung. Der erste Tabakhändler eröffnete 1620 sein Geschäft in Köln.

Auf Melaten wurde Katharina Henot, die Tochter Jacob Henots, im Jahr 1627 als Hexe verbrannt.[33][34] Christina Plum bezichtigte sich erstmals im Frühjahr 1629 der Hexerei und denunzierte bei einem Verhör im April 1629 zunächst zehn angesehene Bürger. Nach weiteren Denunziationen erfolgten mehreren Hinrichtungen, darunter auch Christina Plum am 16. Januar 1630. Erst ab der zweiten Jahreshälfte 1630 wurde die Hexenverfolgung in Köln ausgesetzt.[35] Wegen der Syphilis wurden 1631 die öffentlichen Badehäuser geschlossen. Mit den Wochentlichen Post-Zeitungen erschien 1632 die erste wöchentliche Zeitung in Köln. Der Rat der Stadt verbot 1659 das Rauchen innerhalb der Stadtmauern. 1655 wurde Enn Lennartz als Hexe enthauptet und verbrannt. Sie war das letzte Opfer der Hexenverfolgung in Köln. Insgesamt gab es in der Zeit der Hexenverfolgung (1435 - 1655) 96 aktenkundig gewordene Hexenprozesse, bei denen 37 Beschuldigte hingerichtet wurden.[36]

Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) verhielt sich Köln neutral und wurde nicht belagert, wobei der Krieg jedoch die Wirtschaft schädigte. Der Reitergeneral Jan von Werth (†1652) wurde in Köln zum Volkshelden, als er die Festung Ehrenbreitstein von den Franzosen befreite. Von ihm wurde die Sage mit der Magd Griet berühmt. Am 6. September 1680 überreichte Nikolaus Gülich (*1644) eine Klageschrift gegen innerstädtische Missstände. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, dann aber nahm man Gülich gefangen. August 1682 wurde er aber auf Druck der Gaffeln wieder entlassen. Immer wieder klagte er gegen Klüngel und Misswirtschaft. Im Sommer 1683 versuchte Gülich, den Rat aufzulösen, aber hauptsächlich wegen wirtschaftlichen Misserfolgs wurde bald der Prozess gegen ihn eröffnet. 1385 wurde er von Kaiser Leopold I. als Landfriedensbrecher vor das kaiserliche Gericht geladen. Am 23. Februar 1686 wurde er zum Tod durch das Schwert verurteilt und hingerichtet. Seine Schandsäule befand sich hundert Jahre lang auf dem eingeebneten Platz seines Hauses.[37]

Köln nahm am letzten Hansetag 1669 in Lübeck teil. Giovanni Battista Farina gründete 1709 die heute älteste Parfumfabrik der Welt. 1716 begann er mit dem Export seines Eau de Cologne. 1714 führte der Rat der Stadt eine Meldepflicht für Protestanten ein. 1734 gründete Jean Ignace Roderique die Gazette de Cologne. Die französischsprachige Zeitung war neben der Gazette d'Amsterdam, der Gazette d'Utrecht und der Gazette de la Haye (Den Haag) im 18. Jahrhundert europaweit verbreitet. Köln war neben Prag, Wien, Antwerpen, Rom und Venedig wegen seiner günstigen Verkehrsverbindungen eine der wichtigsten Städte, wo Nachrichten gesammelt wurden. Die Gazette de Cologne hatte wegen ihrer Aktualität mehrere tausend Bezieher und war an den Höfen in ganz Europa verbreitet. 1735 erhielt die Zeitung kaiserliches Privileg.[38]

Nach der abendlichen Schließung der Stadttore 1736 kam man nun nur noch nach Zahlung einer Torgebühr in die Stadt. Giacomo Casanova besuchte 1760 die Stadt Köln. Nach dem strengen Winter 1783/84 richteten Packeis auf dem Rhein und dadurch verursachtes Hochwasser im Februar 1784 große Schäden an, über 60 Menschen starben. Für Köln war es das schlimmste jemals verzeichnete Hochwasserereignis mit einem Rekordpegel von 13,55 Metern.

Die Besetzung der Stadt durch die französische Revolutionsarmee im Jahr 1794 brachte das Ende der bisherigen Ratsherrschaft. Am 28. Mai 1796 wurde der Rat der Stadt aufgelöst – 400 Jahre nach Inkrafttreten des Verbundbriefs, der alten Kölner Verfassung. An die Stelle des Rates trat eine nach französischem Vorbild eingesetzte Munizipalverwaltung.[39]

Das französische Köln

Am 6. Oktober 1794 besetzten französische Truppen die Reichsstadt Köln, was durch symbolische Übergabe der Stadtschlüssel besiegelt wurde. Zur besseren Orientierung schafften die Franzosen die bis dahin üblichen Namen der Häuser ab und führten 1795 Hausnummern ein – dank der Hausnummer 4711 eine der am meisten zitierten Maßnahmen dieser Zeit, die der Duftmarke ihren Namen gab. In der Folge wurde Köln Teil des 1798 gegründeten Rur-Départements. Im selben Jahr lösten die Franzosen die Universität zu Köln auf, viele Kirchen und Klöster in Köln und dem Rheinland fielen unter die Säkularisation.

Seit 1797 besaßen sowohl Juden als auch Protestanten das Bürgerrecht. 1798 kehrte mit Joseph Isaak der erste Jude seit 1424 in die Stadt zurück.[40] Im gleichen Jahr wurden die Zünfte aufgelöst; von da an herrschte in Köln Gewerbefreiheit. Die wirtschaftlich einschneidendste Maßnahme war aber die Verlegung der französischen Zollgrenze an den Rhein, 1798.[41]

Während der französischen Besetzung wurden zahlreiche Kunstgegenstände geplündert, viel Unersetzliches zerstört, so der von den Kölner Bürgern eroberte Fahnenwagen des besiegten Erzbischofs aus der Schlacht von Worringen 1288. Dem letzte Rektor der alten Universität Ferdinand Franz Wallraf war es zu verdanken, dass der Stadt Köln unersetzliche Kunstgegenstände, Archive und Urkundenbestände erhalten blieben.[42] Im Konkordat von 1801 zwischen Napoleon und der katholischen Kirche wurde das Kölner Erzbistum aufgehoben. An seine Stelle trat Aachen als neues Bistum.[43]

1801 wurden das linke Rheinufer und damit auch Köln gemäß dem Frieden von Lunéville Teil des französischen Staatsgebiets. Alle Kölner Bürger erhielten die französische Staatsbürgerschaft. Kaiser Napoleon und seine Gattin Josephine besuchten die Stadt vom 13. bis 17. September 1804 zum ersten Mal. Köln war eine Station auf einer längeren Reise durch die eroberten linksrheinischen Gebiete, die Napoleon kurz nach seiner Erhebung zum Kaiser am 18. Mai 1804 begann. Am Abend des 13. September war Napoleon in Köln angekommen und unter Kanonendonner und Glockengeläut durch das Eigelsteintor bis zu seiner Unterkunft am Neumarkt gefahren.

In die Franzosenzeit fallen auch die Gründung der IHK zu Köln (1803), der ersten Industrie- und Handelskammer auf deutschem Boden, sowie des Kölsche Hänneschen Theater (1802). 1804 wurden alle Pfarrfriedhöfe geschlossen, sie wurden ersetzt durch einen Zentralfriedhof, der an der Stelle des alten Siechenhauses Melaten angelegt und 1810 eröffnet wurde.

Die Franzosen mussten am 14. Januar 1814 die Stadt wegen der heranrückenden preußischen Truppen verlassen. An die französische Besatzung schloss sich unmittelbar die preußische Besatzung an.

Das preußische Köln

Der Wiener Kongress sah in seiner am 9. Juni 1815 unterzeichneten Schlussakte die Besetzung Kölns durch preußische Truppen vor. Damit fiel die Stadt an Preußen, allerdings behielten die Kölner bis 1848 die französische Währung. Die Stadt wurde Sitz eines Landkreises und selbst eine kreisfreie Stadt. 1819 wurde in Köln der Rheinische Appellationsgerichtshof eingerichtet.[44] 1823 wurde auf Drängen der preußischen Verwaltung das Festkomitee Kölner Karneval als "festordnendes Komitee" gegründet und veranstaltete den ersten kontrollierten Kölner Rosenmontagszug. 1826 wurde die erste Kölner Sparkasse eröffnet. 1837 wurde der Kölner Erzbischof Clemens August Droste zu Vischering wegen der Mischehenfrage verhaftet. 1842 wurde Karl Marx Chefredakteur der Rheinischen Zeitung.

Nach der Wiederentdeckung der Fassadenpläne des Kölner Domes Anfang des 19. Jahrhunderts erwachte das öffentliche Interesse am Fortbau des Domes, der zum Symbol für die deutsche Nationalbewegung wurde. Joseph Görres und Sulpiz Boisserée waren die treibenden Kräfte für die Vollendung, so dass am 4. September 1842 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. und den späteren Erzbischof Johannes von Geissel der Grundstein für den Weiterbau des Kölner Doms gelegt werden konnte. 1863 wurde das Innere des Doms vollendet. 1868 wurde der alte Dombaukran, der ein halbes Jahrtausend lang ein Wahrzeichen der Stadt war, abgebrochen. Die Trennwand zwischen dem 1322 geweihten Chor und dem Langhaus wurde nach 560 Jahren eingerissen. Am 15. Oktober 1880 wurde der vollendete Dom nach 632 Jahren Bauzeit mit dem Dombau-Vollendungsfest fertiggestellt.[45] Überschattet wurde das Domfest von den Auswirkungen des Kulturkampfes, die 1874 zur Verhaftung des Kölner Erzbischofs Paulus Melchers durch die preußisch-protestantische Obrigkeit geführt hatte.[46]

Im Jahre 1816 erreichte mit der englischen "Defiance" das erste Dampfschiff die Stadt. 1826 wurde die Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft (PRDG) in Köln, die spätere Köln Düsseldorfer (KD), gegründet. Mit den Raddampfern "Friedrich Wilhelm" und "Concordia" wurde die erste regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Köln und Mainz aufgenommen. Mit der Rheinschiffahrtsakte von 1831 wird das Kölner Stapelrecht endgültig aufgehoben.[47] 1835 wurde die Rheinische Eisenbahngesellschaft gegründet. 1839 rollte der erste Zug vom Thürmchenswall bis nach Müngersdorf. 1841 war die Strecke bis Aachen fertiggestellt. 1844 begann der Ausbau der Eisenbahnverbindung Rhein-Weser.[48] 1848 kam es in der Stadt im Gefolge der Märzrevolution zu einer Arbeiterdemonstration und zum sogenannten Kölner Fenstersturz. 1849 gründete Adolf Kolping den Kölner Gesellenverein.[49] Von 1855 bis 1859 wurde die erste feste Rheinbrücke seit der Römerzeit, die Dombrücke, errichtet. Der Kölner Hafen wurde Endpunkt der Rhein-Seeschiffahrt.[50] 1859 wurde der Kölner Hauptbahnhof eingeweiht, die linksrheinische Eisenbahnstrecke von Köln nach Bingerbrück wurde fertiggestellt. Am 22.07 1860 wurde auf Betreiben von Dr. Caspar Garthe mit einem Festakt der Kölner Zoo eröffnet.

Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich die übervolle Stadt nach dem Bau des äußeren Festungsrings durch Kauf und Schleifen der Stadtmauer, Wälle und Bastionen in den Rayon erweitern. Der mittelalterliche Mauerring von 1180, der nie überwunden werden konnte, wurde von 1881 bis 1896 bis auf wenige Überreste wie die repräsentativsten Torburgen niedergelegt. Städtebauarchitekt Josef Stübben schuf an ihrer Stelle die heutigen Ringe, Kölns Prachtboulevard.[51][52] Dennoch blieb Köln noch immer Festung: in einem Umkreis von 15 Kilometern wurden neue, moderne Bunkerbauten und detachierte Gürtelforts (Außenforts bzw. Biehler-Forts) errichtet, die die veralteten Festungswerke ersetzen sollten. 1863 erfolgte die Fertigstellung des inneren, 1880 die des äußeren Festungsrings. 1887 wurde eine Rheinstromsperre gebaut.[53]

Die Bevölkerung Kölns stieg in dieser Zeit sprunghaft an. Lebten 1822 noch schätzungsweise 56.000 Bürger in der Stadt, so waren es 1837 über 72.000 Einwohner, 1855 107.000 Einwohner, 1888, nach der Eingemeindung mehrerer Vororte, bereits 250.000. Am 22. Mai 1911 wurde die neue Hohenzollernbrücke in Gegenwart von Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht.[54] Bis 1913 wuchs die Einwohnerzahl weiter auf 640.731. 1914 schließlich kamen weitere rechtsrheinische Stadtteile zu Köln.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 erfasste auch Köln ein großer wirtschaftlicher und industrieller Aufschwung. Das Volumen des Güterverkehrs betrug 1885/86 auf der linksrheinischen Eisenbahn 954.728 Tonnen und rechtsrheinisch 413.573 Tonnen. Im Jahr 1886 liefen 4859 beladene Schiffe mit 4.656.561 Zentner den Kölner Hafen an, 3190 beladene Schiffe mit 2.626.841 Zentnern verließen ihn. Außerdem wurden als Flöße 138.742 Zentner talwärts bewegt.[55]

Bis 1894 war in Köln das Fahrradfahren verboten. 1898 wurde der Rheinauhafen in Betrieb genommen. 1900 übernahm die Stadt das Straßenbahnnetz und elektrifizierte es.[56] 1906 wurde zur Dokumentation dieser rasanten Entwicklung für die preußische Rheinprovinz und Westfalen in Köln das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv gegründet, das seitdem angeschlossen an die IHK Köln besteht. 1906 eröffnete das erste feste Kino.

Die Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg 1914 wurde in Köln wie auch in anderen Städten zuerst mit Jubel aufgenommen, doch seit 1916 wurden die Versorgungsprobleme immer schlimmer. Im Frühjahr 1917 musste die Stadt Notgeld ausgeben. Am 18. September 1917 wurde Konrad Adenauer zum Oberbürgermeister gewählt. Am 24. März 1918 fand das erste Bombardement von Köln statt.[57] Entsprechend den Waffenstillstandsbedingungen von Compiègne wurde Köln unmittelbar nach Kriegsende am 6. Dezember 1918 von britischen Truppen besetzt. Die Zugehörigkeit zum preußischen Staat und zum Deutschen Reich waren davon nicht berührt, doch wurden die Ausübung deutscher bzw. preußischer Souveränitätsrechte und die Tätigkeit der preußischen Verwaltung ggf. durch Besatzungsmaßnahmen überlagert. Mit dem Rheinlandabkommen zwischen dem Deutschen Reich und den Siegermächten vom 28. Juni 1919 wurden die Modalitäten der Besatzung näher definiert.

Köln in der Weimarer Republik

Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919, bei der erstmals auch Frauen teilnehmen konnten, stimmte in Köln die Mehrheit für die Deutsche Zentrumspartei (40,8 % - Reich: 19,7 %) vor der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (38,6 % - Reich: 37,9 %) und der Deutschen Demokratischen Partei (11,0 % - Reich: 18,5 %).[58] Am 1. Februar 1919 endete die vom preußischen Innenministerium seit dem 30. Oktober 1900 aufgezwungene Schreibweise Cöln. Die Universität zu Köln wurde nach 121 Jahren Schließung am 12. Juni 1919 feierlich wiedereröffnet.[59]

Am 1. August wurde das Brückengeld (Maut zur Überquerung der Rheinbrücken) abgeschafft. Gemäß dem Vertrag von Versailles begann man 1921 mit der Schleifung der Festungsringe und legte ab 1922 auf deren Rayons die Grüngürtel an.[60] 1922 erfolgt die Eingemeindung weiterer linksrheinischer Stadtteile im Norden (Details s. Tabelle Eingemeindungen). 1923 wurde das erste Müngersdorfer Stadion fertiggestellt, 1924 der Rohbau des höchsten Wolkenkratzers seiner Zeit in Europa, des späteren Hansahochhauses. Am 11. Mai öffnete die Kölner Messe ihre Tore. Am 30. November wurde mit der St. Petersglocke des Kölner Doms die mit rund 24.000 kg größte freischwingende läutbare Glocke der Welt geweiht. 1925 nahm das Kaufhaus Tietz die erste Rolltreppe Deutschlands in Betrieb.

Die Besatzung endete 1926 mit dem Abzug der britischen Truppen. Im selben Jahr zog der Vorläufer des WDR, die Westdeutschen Funkstunde AG (Wefag), von Münster nach Köln und ging als "Westdeutsche Rundfunk AG" (Werag) auf Sendung. Mit einem Pegelstand von 10,69 m traf im Januar 1926 das schwerste Hochwasser ohne Eisgang die Stadt Köln. Die Stadt investierte 1,6 Mio. Reichsmark in das ehemalige Militärflugfeld Butzweilerhof.[61] Am 26. Juli 1926 begann dort der planmäßige Flugverkehr. Der Butzweilerhof entwickelte sich auf Grund seiner zentralen Lage schnell zum zweitgrößten deutschen Flughafen. Am 10. Oktober 1928 wurde die Rheinlandhalle eröffnet. 1929 legte der Automobilkonzern Ford den Grundstein für das Werk in Köln-Niehl. Die Mülheimer Brücke wurde am 13. Oktober in Betrieb genommen.

Köln war während der Weimarer Republik bedeutende Musikstadt. Bedeutende Dirigenten wie Otto Klemperer wirkten an der Kölner Oper. Seit 1926 verfügte die Stadt über ein Radiorundfunkorchester.[62] In Köln existierten 1929/30 insgesamt 15 Häuser mit dauerhaften oder zeitweisen Varietéprogrammen und Revuen. Mit dem Kaiserhof erhielt Köln im September 1931 ein internationales Varieté.[63] Im Dezember 1929 wurde Konrad Adenauer für weitere 12 Jahre zum Oberbürgermeister gewählt. Die Eröffnung der Kraftwagenstraße Köln-Bonn als erste Reichsautobahnstrecke erfolgte am 6. August 1932.[64]

Politisch spiegelte sich die zunehmende Radikalisierung, besonders seit dem Schwarzen Freitag auch in Köln in immer hemmungsloseren Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten wider, deren Höhepunkt Mitte 1932 erreicht wurde. Zwischen 1930 und 1933 gab es dabei 19 Tote.[65]

Köln in der Zeit des Nationalsozialismus

Bereits 1925 war Köln Hauptstadt des NSDAP-Gaus Köln-Aachen (Name bis 1931: Gau Rheinland-Süd) geworden. Seit 1935 trug die Stadt den Namenszusatz Hansestadt. In der Villa Schröder (Stadtwaldgürtel 35) trafen sich am 4. Januar 1933 Adolf Hitler und Franz von Papen um ein Bündnis zu schmieden, die Regierung Kurt von Schleichers zu stürzen und die Machtübernahme der Nazis vorzubereiten (Treffen Papen mit Hitler im Haus des Bankiers Schröder). Die Nationalsozialisten gewannen die Kommunalwahlen vom 12. März 1933, am Tag darauf wurde Adenauer beurlaubt, am 17. Juli 1933 als Oberbürgermeister entlassen.[66] Am 17. Mai 1933 kam es vor der Universität zu inszenierten Bücherverbrennungen. Im Sommer begann der Terror durch die Geheime Staatspolizei, die zunächst im Polizeipräsidium, dann in der Zeughausgasse und im EL-DE-Haus (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln) saß.[67]

1936 marschierten deutsche Truppen in das entmilitarisierte Köln ein. Während der Pogrome in der so genannten Reichspogromnacht 1938 wurden in Köln die Synagogen in der Roonstraße, in der Glockengasse und in der Körnerstraße (Ehrenfeld) niedergebrannt, die Synagogen in der St.-Apern-Straße, in Deutz und in Mülheim wurden verwüstet. Der oprganisierte Mob demolierte darüber hinaus zahlloser Wohnungen und Geschäfte von jüdischen Mitbürgern.[68] Die 1938 einsetzenden Ausbürgerungen verzögerten sich zeitweilig durch den "Arbeitseinsatz" der jüdischen Kölner. Seit September 1939 wurden sie in so genannten "Judenhäusern" konzentriert – pro Familie ein Zimmer, von wo aus sie später deportiert werden. Nach dem Sieg über Polen ersetzten billige "Ostarbeiter" die Juden. 1940/41 wurden über 2.000 Sinti und Roma aus Köln deportiert. Im Oktober 1941 begann die Deportation der Kölner Juden, die in Zügen mit jeweils 1.000 Opfern in die Konzentrationslager im Osten verschleppt wurden.[69] Über 7.000 ermordete Juden sind namentlich bekannt, das Schicksal zahlreicher Opfer ist ungeklärt.[70]

Durch Flächenbombardements wurden im Zweiten Weltkrieg weite Teile der Stadt zerstört. Am 12. Mai 1940 fand der erste Luftangriff statt. In der Nacht zum 31. Mai 1942 erlebte die Stadt den ersten Tausend-Bomber-Angriff, der 480 Tote, 5.000 Verletzte und 45.000 Obdachlose zur Folge hatte. Der letzte von insgesamt 262 Luftangriffen am 2. März auf die fast menschenleere Stadt sollte auch den letzten Widerstand vor der Einnahme brechen. Zum Kriegsende waren 95% der Altstadt zerstört.

Am 6. März 1945 sprengten deutsche Pioniere mittags die Hohenzollernbrücke, die letzte intakte Rheinbrücke Kölns. Zuvor hatten sich die letzten deutschen Einheiten auf das rechtsrheinische Ufer zurückgezogen. Am gleichen Tag rückten die amerikanischen Truppen ins Stadtzentrum vor. Es kam nur zu gelegentlichen Schusswechseln. Vor dem Dom wurde ein deutscher Panzer in Brand geschossen, der zuvor einen amerikanischen Panzer zerstört hatte (siehe Bild). Am 11. April 1945 erreichten amerikanische Panzerspitzen, die zuerst in Remagen den Rhein überschritten hatten, die freie Stadt Porz. Am 14. April 1945 wurden die rechtsrheinischen Stadtteile vollständig besetzt. Die US-Army überquerte den Rhein mit Hilfe einer Ponton-Brücke zwischen dem Stadtteil Sürth und dem rechtsrheinischen Zündorf.

Köln nach dem Krieg

Politik

Köln zeigte sich den einrückenden US-amerikanischen Befreiungstruppen als eine tote Ruinenstadt. Am 9. März 1945 wurde die US-amerikanische Militärregierung in Köln etabliert. Am 4. Mai nahm Konrad Adenauer die Amtsgeschäfte als Oberbürgermeister wieder auf. Schon im Frühsommer 1945 kehrten die Kölner in Scharen in die Stadt zurück. Am 21. Juni 1945 wurden die Amerikaner von der britischen Militärregierung abgelöst. Am 6. Oktober wurde Adenauer von dieser entlassen, am 20. November 1945 wurde Dr. Hermann Pünder zum Oberbürgermeister ernannt.[71] Am 10. Oktober spielte das Millowitsch-Theater mit dem Dreiakter "Das Glücksmädel" wieder. Am 10. Dezember wurde die Universität wiedereröffnet.

Am 18. Februar 1946 wurde Erzbischof Joseph Frings von Papst Pius XII. zum Kardinal ernannt. Nach britischem Vorbild wurde am 7. März 1946 die Kölnische Stadtverfassung von 1946 eingeführt, die eine Teilung der Stadtführung zwischen Oberbürgermeister als Ratsvorsitzendem und Oberstadtdirektor als Verwaltungschef vorsah.[72] Die erste freie Stadtratswahl der Nachkriegszeit erfolgte am 13. Oktober (CDU 53,4 %, SPD 34,6 %, KPD 9,3 %). Köln kam zum neu gebildeten Land Nordrhein-Westfalen. Durch das Domfest vom 14. bis 22. August 1948 zur 700jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung wurde Kölns historische Bedeutung wieder in den Fokus gerückt. Seit 1948 kann die provisorisch hergerichtete Hohenzollernbrücke wieder mit Zügen befahren werden; im selben Jahr wurde die neu gebaute Deutzer Brücke eröffnet.

1950 fand in Köln die erste Photokina statt. Am 1./2. Oktober 1955 wurde der Kölner Gürzenich neu eingeweiht. Zum Katholikentag vom 29. August bis zum 2. September 1956 kamen Hunderttausende nach Köln. 1957 eröffnete in Köln der erste SB-Supermarkt mit über 2.000 m² Verkaufsfläche. Im gleichen Jahr war die Stadt erstmals Gastgeber der BUGA. Zum 7. November 1959 erlebte Köln in Anwesenheit von Kardinal Frings und Bundeskanzler Adenauer die Einweihung der Severinbrücke.

Am 31. August 1962 war die Nord-Süd-Fahrt durchgehend, und am 5. September besuchte der französische Staatspräsident Charles de Gaulle die Stadt.[73] 1963 war der amerikanische Präsident John F. Kennedy zu Gast in Köln. 1968 wurde die erste Teilstrecke der neuen U-Bahn (Friesenplatz-Hauptbahnhof) in Betrieb genommen.

Im Deutschen Herbst kidnappte die RAF am 5. September 1977 den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer in der Friedrich-Schmidt-Straße am Stadtwald. Am 25. April 1990 wurde in der Mülheimer Stadthalle ein Attentat auf Oskar Lafontaine verübt. 1991 fiel wegen des Golfkriegs der Kölner Rosenmontagszug offiziell aus, die Jecken zogen aber trotzdem im „Geisterzug“ durch die Stadt.

Im November 1980 besuchte Lew Kopelew den Literaturnobelpreisträger und Ehrenbürger (1982) Heinrich Böll in dessen Wohnung. Im gleichen Jahr wurde der 243,3 Meter hohe Fernmeldeturm "Colonius" fertiggestellt. [74] 1980 und 1987 kam Papst Johannes Paul II. in die Stadt; bei seinem zweiten Besuch sprach er im Müngersdorfer Stadion Edith Stein selig. Vom 16. - 21. August 2005 weilte sein Nachfolger Benedikt XVI. im Rahmen des XX. Weltjugendtag in der Stadt. 1999 tagten sowohl der Weltwirtschaftsgipfel der G8 als auch der Europäische Rat in Köln. 2003 wurde in Köln die erste schwarz-grüne Koalition in einer deutschen Großstadt gebildet.

Kultur

Bereits 1945 nahm die Universität wieder ihren Betrieb auf. 1956 wurde anlässlich des Katholikentages der Kölner Dom wiedereröffnet, 1957 das neue Opernhaus eingeweiht, Am 18. Mai 1957 eröffnete das neue Opernhaus. Weiter erfolgte in der Nachkriegszeit eine ganze Reihe von Museumsneugründungen, so etwa 1974 des Römisch-Germanischen Museums, 1977 des Museums für Ostasiatische Kunst, 1986 des Wallraf-Richartz-Museums bzw. des Museum Ludwig und 1993 schließlich des Schokoladenmuseums. 1986 wurde die Philharmonie eröffnet. Köln entwickelte sich als Medienstandort. 1964 erschien die erste Ausgabe des EXPRESS. 1987 schließlich eröffnete RTL seine neue Verwaltung in der Stadt.

Anfang der 1990er Jahre plündeten Unbekannte unersetzliche Stücke aus der Schatzkammer des Kölner Doms. Auf Bitten der Geistlichkeit schaffte die einheimische Unterwelt unter Führung von Schäfers Nas einen Teil der Beute wieder herbei – worauf der Dompropst ihm zu Ehren eine Dankesmesse las.[75]

1992 fand auf dem Chlodwigplatz das große Konzert Arsch huh, Zäng ussenander gegen Rechte Gewalt statt. 2004 erhob die UNESCO Einspruch gegen den geplanten Bau eines 103 Meter hohen Büroturm in Deutz, der aus ihrer Sicht den Blick auf den Dom zerstört. Sie drohte mit dem Entzug des Status als Weltkulturerbe.

Am 3. März 2009 stürzte beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn das Historische Archiv der Stadt Köln ein.

Sport

1952 erschütterte der Skandal um den Boxer Peter Müller ("De Aap") die Stadt. 1962 wurde der 1. FC Köln erstmals Deutscher Fußballmeister, 1964 erster Deutscher Meister in der Bundesligageschichte. 1978 errang der Club gleichzeitig den Titel des Pokalsiegers.[76]

Gebiets- und Einwohnerentwicklung

Durch Eingemeindungen wuchs das Stadtgebiet bis 1975 auf über 40.000 Hektar an, und Köln wurde für 18 Monate zum ersten Mal Millionenstadt. Gleichzeitig wurde der Kreis Köln aufgelöst. Bereits am 1. Juli 1976 wurde Wesseling nach erfolgreicher Verfassungsklage gegen das Köln-Gesetz wieder ausgemeindet und wurde selbstständige Stadt im Erftkreis. Dadurch verlor Köln ca. 50.000 Einwohner. 1980 zählte die Stadt Köln erneut den einmillionsten Bürger.

Eingemeindungen

Ehemals selbständige Städte und Gemeinden bzw. Gemarkungen, die in die Stadt Köln eingegliedert wurden:Jahr Orte Zuwachs in ha Gesamtfläche in ha

  • 1. April 1888
  • Bayenthal, Marienburg, Arnoldshöhe, Raderberg mit Raderthal, Zollstock, Sülz, Klettenberg, Kriel und Lind, Lindenthal, Longerich, Melaten, Braunsfeld, Müngersdorf, Ehrenfeld, Bickendorf, Ossendorf, Bocklemünd, Mengenich, Volkhoven, Nippes, Mauenheim, Merheim/linksrheinisch (nach 1945 umbenannt in Weidenpesch), Riehl, Niehl, Poll und Deutz mit der Humboldtkolonie 10.100 11.135
  • 1. April 1910
  • Kalk mit Vingst und Gremberg 599 11.734
  • 1. April 1914
  • Mülheim am Rhein mit Buchheim und Buchforst, Merheim mit Stammheim, Flittard, Dünnwald, Dellbrück, Wichheim, Rath, Brück und Ostheim 7.968 19.702
  • 1. April 1922
  • Bürgermeisterei Worringen mit Weiler, Merkenich, Langel, Feldkassel, Rheinkassel, Fühlingen, Roggendorf und Thenhoven 5.393 25.095
  • 1. Januar 1975
  • Porz, Wesseling, Rodenkirchen (mit Sürth, Hahnwald, Meschenich, Godorf und Rondorf), Lövenich, Weiden, Pesch, Esch, Auweiler, Widdersdorf, Marsdorf und diverse kleinere Gebiete 17.900 42.995
  • 1. Juli 1976
  • Ausgliederung von Wesseling - 2.480 40.515

Literatur

Quelleneditionen

  • Wolfgang Rosen/Lars Wirtler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. I: Antike und Mittelalter von den Anfängen bis 1396/97. Köln 1999, ISBN 978-3-7616-1324-5, J.P. Bachem-Verlag.
  • Deeters/Helmrath (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. II: Spätes Mittelalter und frühe Neuzeit (1396-1794). Köln 1996, ISBN 978-3-7616-1285-9, J.P. Bachem Verlag.
  • Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 515-598, online.
  • Gottfried Hagen: Reimchronik der Stadt Köln, hrsg. v. Kurt Gärtner, Andrea Rapp, Désirée Welter, Manfred Groten. Droste, Düsseldorf, 2008. Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 74. ISBN 3-7700-7627-3
  • Annales Colonienses maximi. [Kölner Königschronik] In: Monumenta Germaniae Historica. Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 17: Annales aevi Suevici. Hannover 1861, S. 723–847 (Digitalisat)
  • Dat nuwe Boych. Zünfte und Bruderschaften. [Buch Köln 14.Jahrhundert, Köln 1360-1396], in: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. I, Leonard Ennen und Gottfried Eckertz (Hrsg), Köln 1860, S. 422-444; online: Bonner Frühneuhochdeutschkorpus Text 151
  • Die Cronica van der hilliger Stat va Coelle. [Johann Koelhoff: Chronik, Köln 1499], Köln 1499, Druck: Johann Koelhoff d.J. (Reprographischer Nachdruck, Köln 1972); online: Bonner Frühneuhochdeutschkorpus Text 153
  • Das Buch Weinsberg. Aus dem Leben eines Kölner Ratsherrn, hg. Von J.J. Hässlin, Stuttgart 1961; online: Die autobiographischen Aufzeichnungen Hermann Weinsbergs — Digitale Gesamtausgabe
  • Darstellungen

Allgemein

  • Historische Gesellschaft Köln e. V. (Hrsg.): Geschichte der Stadt Köln. 13 Bde geplant. Köln 2004 ff., ISBN 3-7743-0360-6
    • Bisher erschienen:
    • Band 1 - Werner Eck: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum. H. Stehkämper (Hrsg.). Greven Verlag, Köln 2004, ISBN 3-7743-0357-6.
    • Band 8 - Klaus Müller: Köln von der französischen zur preußischen Herrschaft 1794-1815. Greven Verlag, Köln 2005, ISBN 978-3-7743-0374-4
    • Band 12 - Horst Matzerath: Köln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945. Greven Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7743-0429-1
  • Der historische Atlas Köln. 2000 Jahre Stadtgeschichte in Karten und Bildern. Hrsg. v. Jansen,Heiner/Ritter,Gert/Wiktorin,Dorothea/Weiss,Günther/Gohrbandt,Elisabeth. Köln Emons 2003. ISBN 978-3-89705-265-9
  • Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte. SH-Verl., Köln 1.1978,1ff. ISSN 0720-3659
  • Carl Dietmar: Die Chronik Kölns. Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7
  • Carl Dietmar/Werner Jung: Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 2002, ISBN 978-3-7616-1482-2, J.P. Bachem Verlag.
  • Josef Dollhoff: Die Kölner Rheinschiffahrt. Von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Bachem Köln 1980, ISBN 978-3-7616-0528-8
  • Irene Franken: Frauen in Köln. Der historische Stadtführer. Köln 2008, ISBN 978-3-7616-2029-8, J.P. Bachem Verlag.
  • Leonard Ennen: Geschichte der Stadt Köln. Volks-Ausgabe in einem Bande. Düsseldorf 1880.
  • Elisabeth Mick: Köln im Mittelalter. Greven Verlag, Köln 1990
  • Elisabeth Mick: Mit der Maus durch Köln. 2000 Jahre Stadtgeschichte für Kinder. 2. Aufl. 2006, ISBN 978-3-7616-1914-8, J.P. Bachem Verlag.
  • Irene Franken, Ina Hoener: Hexen. Die Verfolgung von Frauen in Köln. Köln 1987
  • Stefan Pohl/Georg Mölich: Das rechtsrheinische Köln: Seine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Winand Köln 1994
  • Andreas Rutz / Tobias Wulf (Hrsg.): O felix Agrippina nobilis Romanorum Colonia. Neue Studien zur Kölner Geschichte - Festschrift für Manfred Groten zum 60. Geburtstag (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins 48), Köln 2009. ISBN 978-3-89498-198-3
  • Arnold Stelzmann, Robert Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Bachem, Köln 1958, 1990 (11. Aufl.), ISBN 3-7616-0973-6

Mittelalter

  • Carl Dietmar: Das mittelalterliche Köln. Köln 2. Auflage 2004: J.P. Bachem Verlag
  • Irsigler,Franz / Lassotta,Arnold: Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker. Aussenseiter in einer mittelalterlichen Stadt. Köln 1300-1600. Greven Verlag, Köln 1984
  • Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 1: Von den Anfängen bis 1400. Greven Verlag, Köln 3. Auflage 1999
  • Geschichte des Erzbistums Köln. Bd. 2: Das Bistum Erzbistum Köln im späten Mittelalter (1191-1515), 2 Bde. von Wilhelm Janssen, hg. von Norbert Trippen, Bachem Köln 1995/2003
  • Ulrike Kaltwasser: Heiliges Köln - sündiges Köln: glanzvolles Mittelalter, Köln Greven 1985 ISBN 3-7743-0218-9
  • Yvonne Leiverkus: Köln, Bilder einer spätmittelalterlichen Stadt, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2005 ISBN 978-3-412-23805-6
  • Anton Legner: Kölner Heilige und Heiligtümer. Ein Jahrtausend europäischer Reliquienkultur. Greven Verlag, Köln 2003, ISBN 978-3-7743-0335-5
  • Matthias Schmandt: Judei, cives et incole. Studien zur jüdischen Geschichte Kölns im Mittelalter, Hannover 2002
  • Geschichte des Erzbistums Köln. Bd. 1: Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, hg. von Eduard Hegel, 2. Aufl. neu bearbeitet v. Friedrich Wilhelm Oediger, Bachem Köln 1971

Neuzeit

  • Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2: Von 1400 bis zur Gegenwart. Greven Verlag, Köln 2. Auflage 1993.
  • Martin Rüther: Köln im Zweiten Weltkrieg. Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945. Darstellungen - Bilder - Quellen. Mit Beiträgen von Gebhard Aders. Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Bd. 12. Emons, Köln 2005. 960 S., ISBN 3-89705-407-8
  • Geschichte des Erzbistums Köln. Bd. 3: Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe 1515-1688, von Norbert Trippen, Hansgeorg Molitor (Hg.), Bachem Köln 2007
  • Geschichte des Erzbistums Köln. Bd. 4: Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung v. Pfälz. Krieg bis z. Ende d. französ. Zeit, von Eduard Hegel und Norbert Trippen, Bachem Köln 1979
  • Geschichte des Erzbistums Köln. Bd. 5: Das Erzbistum Köln zwischen der Restauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts, von Eduard Hegel und Norbert Trippen, Bachem Köln 1987

Einzelnachweise

  1. ↑ Caesar: De bello gallico, V 24
  2. ↑ Tac. ann. 1. 57,2; erlätert bei: Rosen/Wirtler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. I. Köln 1999, S.1f.
  3. ↑ Bericht darüber in: Rudolf Buchner (Herausgeber): Lampert von Hersfeld, Annalen. Darmstadt 4. Aufl. 2000
  4. ↑ Theodor Joseph Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Band 1, Aalen ²1966, S. 302ff Online
  5. ↑ Leonard Ennen und Gottfried Eckertz (Hgg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 1. Band, Köln 1860, S. 563f Online
  6. ↑ Leonard Ennen und Gottfried Eckertz (Hgg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 1. Band, Köln 1860, S. 570f Online
  7. ↑ Leonard Ennen und Gottfried Eckertz (Hgg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 1. Band, Köln 1860, S. 582-585 Online
  8. ↑ Leonard Ennen und Gottfried Eckertz (Hgg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, 1. Band, Köln 1860, S. 585f
  9. ↑ Rosen/Wirtler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. I. Köln 1999, S.154ff.
  10. ↑ Der zweite Kölner „Festungsring“ oder die mittelalterliche Stadtbefestigung (=Webseite der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e.V.)
  11. ↑ G.H.Klöverkorn, Der Aussatz in Köln, Leverkusen 1966
  12. ↑ Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1, Nr. 30 (S.163f.)
  13. ↑ Wortlaut bei: Rosen/Wirtler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. I. Köln 1999, S.173ff.
  14. ↑ Verleihungsurkunde des Stapelrechts bei Rosen/Wirtler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. I. Köln 1999, S.215ff.
  15. ↑ Kaltwasser, Heiliges Köln, S.70ff.
  16. ↑ Edition mit erläuterndem Text: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln II, hrsg. Joachim Deeters und Johannes Helmrath, Bachem, Köln 1996, Nr. 1, S.10
  17. ↑ Dietmar: Chronik Köln, S. 126
  18. ↑ Kaltwasser, Heiliges Köln, S.32ff. (Die tüchtigen Kölnerinnen., S.72
  19. ↑ Walther Holtzmann: Die englische Heirat Pfalzgraf Ludwigs III., in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 43 (1930), 1-22
  20. ↑ Kaltwasser, Heiliges Köln, S.50
  21. ↑ Matthias Schmandt: Judei, cives et incole: Studien zur jüdischen Geschichte Kölns im Mittelalter, Hannover 2002
  22. ↑ Zu den städtischen Unterschichten in Köln grundlegend: Irsigler, Franz / Lassotta, Arnold: Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker. Aussenseiter in einer mittelalterlichen Stadt. Köln 1300-1600. München 9. Aufl. 2001. Zur Bettelordnung S.26f.
  23. ↑ Kaltwasser, Heiliges Köln, S.47f.
  24. ↑ Franken/ Hoerner: Hexen, S. 14
  25. ↑ Johann Jakob Merlo: Beiträge zur Geschichte der kölner Buchdrucker und Buchhändler des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 19 (1868), S. 59
  26. ↑ Vollständiger Abdruck in: Robert Meier: Heinrich van Beeck und seine "Agrippina". Ein Beitrag zur Kölner Chronistik des 15. Jahrhunderts. Kölner Historische Abhandlungen Band 41. Böhlau Köln 1998
  27. ↑ Bernd-Ulrich Hergemöller: Die "unsprechliche stumme Sünde" in Kölner Akten des ausgehenden Mittelalters, in: Geschichte in Köln, Heft 22 (1987), S. 5-51; ausführliche Online-Dokumentation: Quellen zur Verfolgungs- und Alltagsgeschichte der “Sodomiter” (Homosexuellen) im späten Mittelalter und der reformatorischen Frühzeit
  28. ↑ Friedrich Wilhelm Bautz: Jakob von Hoogstraaten, in: BBKL Band II (1990), Spalten 1042-1045
  29. ↑ Deeters/Helmrath (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. II, S.1ff. und S.238ff.
  30. ↑ Stelzmann,Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11.Aufl.1990
  31. ↑ Niedrigwasser macht`s möglich - Entdeckung am Kölner Rheinufer, in: Monumente online, hg. von Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Mai 2006
  32. ↑ Siehe beispielsweise Ernst-Otto Simon: Der Postkurs von Rheinhausen bis Brüssel im Laufe der Jahrhunderte, in: Archiv für deutsche Postgeschichte 1/1990, S. 34–35.
  33. ↑ Deeters/Helmrath: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. II, S.220ff
  34. ↑ Franken/Hoerner: Hexen, S. 41-48
  35. ↑ Friedrich Wilhelm Siebel: Die Hexenverfolgung in Köln, Dissertation Bonn 1959, S. 64–75, Statistik S. 152–153.
  36. ↑ Franken/Hoerner: Hexen, S. 25f
  37. ↑ Chronik Köln, S198f.
  38. ↑ Deeters/Helmrath: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Bd. II, S.258ff
  39. ↑ Carl Dietmar, S. 217, 219
  40. ↑ Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.113
  41. ↑ Klara van Eyll: Köln von der französischen Besetzung bis zum Ende des Ersten Weltkriegss (1794 bis 1918), in: Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.106
  42. ↑ Hermann Keussen: Wallraf, Ferdinand Franz, in: ADB Bd. 40, Leipzig 1896
  43. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 240ff
  44. ↑ Klara van Eyll, a.a.O. S.107
  45. ↑ Paul Clemen (Hg.): Der Dom zu Köln (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 6, Teil III). Reprint Düsseldorf Schwann 1980
  46. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 288ff
  47. ↑ Josef Dollhoff: Die Kölner Rheinschiffahrt, Bachem Köln 1980 S. 59ff, S. 79
  48. ↑ Dietmar, Chronik Köln, 3. Aufl. Gütersloh/München 1997, S. 237
  49. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 279f
  50. ↑ Josef Dollhoff: Die Kölner Rheinschiffahrt, Bachem Köln 1980 - Hafen: S. 87; Seeschiffahrt: S. 93
  51. ↑ Der dritte Kölner „Festungsring“ oder die neupreußische Stadtbefestigung (=Webseite der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e.V.)
  52. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 293
  53. ↑ Der vierte Kölner „Festungsring“ oder die preußische Stadtbefestigung 1871 - 1918 (=Webseite der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e.V.)
  54. ↑ Dietmar, Chronik Köln, 3. Aufl. Gütersloh/München, S. 316f
  55. ↑ Meyers Konversationslexikon Leipzig und Wien, 4. Aufl. 1885-1892, IX S. 948
  56. ↑ Klara van Eyll, a.a.O. S.109
  57. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 240ff
  58. ↑ vgl. dazu: Preußische Landtagswahlen im Wahlkreis Köln-Aachen
  59. ↑ Dietmar, Chronik Köln, 3. Aufl. Gütersloh/München, S. 341f.
  60. ↑ dazu weiterführend: Denkmalwert und Nutzungspotenzial des Stadtgartens in Köln, Bestandsanalyse, Beurteilung, Entwicklungskonzept. Diplomarbeit Heike Müller, TU Dresden, auf: Internetpräsenz "Pro Stadtgarten e.V.
  61. ↑ PDF-Dokument Einblick Historie auf der Downloadseite des Köln Bonn Airports
  62. ↑ Horst Matzerath: Köln in der Weimarer Republik, in: Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.192
  63. ↑ Internetpräsenz der Ausstellung »Willkommen, Bienvenue, Welcome…«. Politische Revue – Kabarett – Varieté in Köln 1928-1938 im NS-Dokumentationszentrum Köln (2008)
  64. ↑ Stelzmann/Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln. Köln 11. Aufl. 1990, S. 317
  65. ↑ Horst Matzerath: a.a.O., S.191
  66. ↑ Stelzmann/Frohn: a.a.O. S. 318
  67. ↑ Horst Matzerath: Köln in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.222f.
  68. ↑ Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.238
  69. ↑ Horst Matzerath: a.a.O., S.225ff.
  70. ↑ Internetpräsenz des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
  71. ↑ Stelzmann/Frohn: a.a.O. S. 331
  72. ↑ Internetpräsenz der Stadt Köln: Rat seit 1946
  73. ↑ Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.262ff.
  74. ↑ Peter Fuchs, a.a.O.
  75. ↑ Ist der Probst witzig?, ZEIT-online / DIE ZEIT, 06/1996
  76. ↑ Willy B. Wange: Die Sportstadt Köln, in: Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.349ff.
  77.  

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Kölner Wappen

Das Kölner Wappen existiert seit etwa 1000 Jahren. Es hat sich mehrfach in der Geschichte der Stadt Köln geändert und ziert heute viele Logos Kölner Institutionen. So ist es beispielsweise im Stadtadler der Stadtverwaltung und in vielen Unternehmen in der Kölner Wirtschaft zu finden.

Abgrenzung

Das hier gezeigte Wappen geht auf das Wappen der Freien Reichsstadt Köln (seit 1475) zurück. Die Wappen des (ehemaligen) Kurfürstentums und Erzstifts Köln sowie des Erzbistums Köln zeigen in Silber ein (häufig geständertes) schwarzes Balkenkreuz. Das Wappen des Erzbistums zeigt hinter diesem Schild noch ein Doppelkreuz, das Vortragekreuz eines Erzbischofs. Das Kurkölner Wappen ist heute noch ein Bestandteil vieler Kreis-, Stadt- und Ortswappen im Kölner Umland und in den ehemals kölnischen Gebieten Westfalens.

Symbolik

Blasonierung: Unter rotem Schildhaupt, darin drei goldene dreiblättrige Kronen in Reihe, in Silber 11 schwarze Flammen in drei Reihen (5:4:2). - Bis um 1550: Silber mit rotem Schildhaupt, darin drei goldenen dreiblättrigen Kronen in Reihe.

Köln war neben Lübeck Mitbegründerin der Deutschen Hanse, der Schild trägt daher die Farben der Hanse: Rot und Weiß. Die drei Kronen sind seit dem 12. Jahrhundert das Hoheitszeichen der Stadt und erinnern an die Heiligen Drei Könige (eigentlich Sterndeuter), deren Reliquien 1164 als Geschenk des Kaisers Friedrich I. Barbarossa nach Köln gebracht wurden.

Die elf schwarzen Tropfen (oder Flammen, in Köln spricht man von „Tränen“) zieren seit dem 16. Jahrhundert das Stadtwappen und erinnern an die Heilige Ursula, der Legende nach eine fromme Tochter des Königs der Bretagne, Maurus. Eigentlich stellen die Flammen Hermelinschwänze dar, die sich im alten Wappen der Bretagne befanden. Der Legende nach befand sich die Heilige Jungfrau Ursula zusammen mit ihren zehn jungfräulichen Gefährtinnen auf der Rückfahrt von einer Pilgerreise nach Rom. Möglicherweise war es der im Mittelalter aufgekommene Reliquienkult, der aus den elf Jungfrauen 11.000 (daher „Ursula und die 11.000 Jungfrauen“) werden ließ. Sie wurden bei Köln von Hunnen unter Attila ermordet. Über die Jahre wurden alle Gebeine, die in und um Köln gefunden wurden (in der Regel römische Grabmäler, die üblicherweise an Straßen angelegt wurden), zu den elf jungfräulichen Gebeinen gelegt, und somit hat Köln das größte Gebeinhaus nördlich der Alpen.

Das Wappen (der Wappenschild) wird eingefasst durch einen doppelköpfigen Adler mit Zepter und Schwert. Dieses Symbol des Heiligen Römischen Reiches, bei dem ein Adlerkopf jeweils für Kaiser- und Königsmacht stand, verkörpert den Status als Freie Reichsstadt, den Köln de jure 1475 erhielt (de facto bereits durch die Abschüttelung der Erzbischofsherrschaft durch die Schlacht von Worringen 1288).

Quellen

  • Deutsche Wappen - Bundesrepublik Deutschland, Stadler, K., 1964-1971, Angelsachsen Verlag, 8 Ausgaben
  • Heiko Steuer: Das Wappen der Stadt Köln, Köln, 1981, Greven Verlag

 

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Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln (lat.: Archidioecesis Coloniensis) ist eine römisch-katholische Diözese im Westen von Nordrhein-Westfalen und im nördlichen Rheinland-Pfalz. Es ist eines der ältesten und mit rund 2,14 Millionen Katholiken im Diözesangebiet (Stand: 31. Dezember 2008) das größte der Bistümer des deutschsprachigen Raums. Das Erzbistum Köln bildet zusammen mit den Suffraganbistümern Aachen, Essen, Limburg, Münster und Trier die Kirchenprovinz Köln, deren Metropolit der Kölner Erzbischof ist. Seit 1989 wird dieses Amt von Joachim Kardinal Meisner bekleidet. Kathedrale des Erzbistums Köln ist der Kölner Dom.

Geschichte

Anfänge

Das Erzbistum Köln geht auf die frühchristliche Gemeinde der Stadt zurück. Zu dieser Zeit war Köln römisch und die ersten Christen mussten sich wohl im Untergrund versammeln. Der Lyoner Bischof Irenäus erwähnt in seiner Schrift „Gegen die Häretiker“ (Adversus haereses) Christen, die in Germanien leben. Daraus wird oft auch auf Christengemeinden in den Provinzhauptorten Köln und Mainz geschlossen. Der erste belegbare Bischof von Köln war der Hl. Maternus um 313. Der erste Bischof mit fränkischem Namen war Hl. Evergislus (Eberigisil) im 6. Jahrhundert. Seit ca. 795 führten die Bischöfe von Köln den Titel eines Erzbischofs.

Mittelalter

Erzbischof Rainald von Dassel überführte im Jahr 1164 die Gebeine der Hl. Drei Könige nach Köln. Mit diesem Ereignis wurde Köln zu einem der bedeutsamsten Wallfahrtsorte der christlichen Welt. Auch die Vielzahl der anderen „Kölner Heiligen“ wie z.B. die Hl. Ursula und der Heilige Gereon trugen dazu bei, dass Köln fortan den Titel „Sancta“ (heilig) im Stadtnamen trug. Der volle Titel Kölns war „Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia“ – Heiliges Köln, von Gottes Gnaden der Römischen Kirche getreue Tochter.

Der alte karolingische Dom war den Pilgermassen und der Bedeutung des Erzbistums bald nicht mehr gewachsen, und so wurde im Jahr 1248 von Erzbischof Konrad von Hochstaden der Grundstein für den neuen gotischen Dom gelegt.

Im Verlauf der Zeit hatten die Erzbischöfe von Köln als weltliche Herrscher des Erzstifts Kurköln immer mehr Unstimmigkeiten mit den Kölner Bürgern. Den Gipfel fanden diese im Zuge des limburgischen Erbfolgekrieges im Jahr 1288 mit der Schlacht von Worringen; die Kölner Bürger hatten sich auf die Seite der Gegner ihres Erzbischofs geschlagen. Die Erzbischöfe verloren als Ergebnis der Schlacht die weltliche Macht über die Stadt Köln. Den fortgesetzten Anspruch auf die Stadt symbolisierte man allerdings weiter gern, etwa indem man in Urkunden unverdrossen von „unserer Stadt Köln“ sprach. Auch behielten die Kölner Erzbischöfe Reservatrechte über die Stadt, vor allem die Hochgerichtsbarkeit. Mehr oder minder permanenten Streitigkeiten über Kompetenzen innerhalb Kölns waren damit zwar über einen langen Zeitraum Tür und Tor geöffnet. De facto aber blieben die Erzbischöfe, zumindest in ihrer Eigenschaft als weltliche Territorialfürsten, Fremde in der Reichsstadt, die an deren Schlagbäumen auf ebenso sinnfällige Weise um Zugang zu bitten hatten.

Der Kölner Erzbischof war bis 1803 einer der Kurfürsten des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Die Reformationszeit

Während die kirchliche Struktur im Großraum des Erzbistums Köln schon um das Jahr 1000 ausgebildet war und über das Mittelalter hinweg weitgehend konstant blieb, brachte die neuzeitliche Geschichte eine Reihe recht komplizierter Veränderungen mit sich. Zu deren Verständnis muss man sich den Umstand vor Augen halten, dass „Köln“ mit der Reichsstadt, dem weltlich regierten kleineren Erzstift und dem kirchlich verwalteten Erzbistum begrifflich drei unterschiedliche Bezugsgrößen bezeichnet, die allerdings historisch vielfach miteinander verflochten waren.

Die reformatorische Entwicklung war am Kölner Erzbistum im 16. Jahrhundert noch vergleichsweise unmerklich vorbeigegangen: Wohl nicht viel mehr als rund ein Zehntel der Pfarreien wechselte vom katholischen zum evangelischen, das heißt lutherischen oder reformierten Bekenntnis. Dabei handelte es sich teils um solche Orte, die aus eigenem Antrieb und gegen den erklärten Willen des Landesherrn vom katholischen Glauben abrückten wie beispielsweise Wesel oder Soest. Teils aber gab erst das spätere konfessionspolitische Einwirken der Landesherren im Sinne des sog. Landesherrlichen Kirchenregiments den Ausschlag für eine religiöse Umorientierung. Dass die Herzöge von Kleve, die bis zu ihrem Aussterben 1609 und der nachfolgenden Landesteilung Jülich, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg beherrschten, nicht (oder nicht offen) zur evangelischen Kirche übertraten, sollte sich allerdings als stabilisierend für das Erzbistum Köln erweisen, das diese Territorien fast ganz umspannte. Erst als Brandenburg-Preußen 1609 das Herzogtum Kleve und später Moers an sich nahm, regierte in einem zum Erzbistum Köln gehörigen Gebiet eine protestantische Dynastie, die die katholische Gegenreformation zu blockieren bestrebt war.

Die komplizierten, durch ein mächtepolitisches Patt verursachten Konfessionsverhältnisse in den 1609 zwischen Brandenburg-Preußen und Pfalz-Neuburg aufgeteilten Territorien sind in der Folge vor dem Hintergrund des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits (1609–1666) zu sehen. An dessen Ende galten wechselseitige Duldungsbestimmungen für die katholische, lutherische und reformierte Konfession, die – ob aus seiner Sicht positiv oder negativ – jedenfalls außerhalb des Zugriffs des Kölner Erzbischofs lagen: Er sah sich in seinem Wirkungskreis ganz auf sein kleines weltliches Herrschaftsgebiet verwiesen, das mit Ausnahme von Linz am Rhein links des Rheins lag. Angesichts der überaus starken Stellung der Landstände war er allerdings in seiner Regierungsfähigkeit seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stark beschränkt.

Es ließe sich somit in bewusster Überspitzung behaupten, dass der Kölner Erzbischof seit dem Spätmittelalter sowohl als weltlicher Fürst als auch als kirchlicher „Hirte“ zu einem wirksamen Handeln unfähig war, wobei nicht selten persönlich wenig geeignete Bischofspersönlichkeiten am wenigsten geeignet schienen, die strukturell widrigen Umständen in der Bistumsverwaltung in den Griff zu bekommen.

Die Rücktritte zweier Bischöfe (Friedrich von Wied und Salentin von Isenburg) und, wichtiger noch, die Reformationsversuche durch Hermann V. von Wied 1543 und Gebhard Truchseß von Waldburg 1582 hinterließen keine wirklich langfristigen Folgen für das Erzbistum. Die Neigungen Hermanns und, mehr noch, Gebhards wurden trotzdem von der Gegenseite als äußerst gefährlich empfunden. Der katholischen Fraktion im Reich stand mit der möglichen Protestantisierung des Erzbistums nämlich nicht zu Unrecht ein Kippen der Konfessionsverhältnisse auf breiter Ebene vor Augen: Da der Kölner Kurfürst eines von sieben Voten bei der Wahl des Kaisers besaß, schien sogar langfristig ein protestantisches Kaisertum mit ungeahnten Folgen für das gesamte Herrschaftsgefüge auf europäischer Ebene möglich.

Die „bayerische Herrschaft“ (1583–1761)

Die relative konfessionelle Stabilität des Erzbistums Köln angesichts einer anderswo rapiden Protestantisierung ist angesichts dessen vor dem Hintergrund übergreifender politischer Interessen zu sehen. Dass „die Rheinländer“ im 16. und 17. Jahrhundert mehrheitlich katholisch blieben, lag somit nicht daran, dass sie besonders glaubensstark bzw. gegenüber der Reformation grundsätzlich abgeneigt gewesen wären. Vielmehr erwiesen sich die um die Mitte des 16. Jahrhunderts verbliebenen katholischen Mächte (namentlich die Kurie, Spanien bzw. das Haus Habsburg, die bayerischen Wittelsbacher im Verband mit einer Reihe kleinerer, auf die Versorgungsstellen in den Domkapiteln angewiesener Dynastien) als durchsetzungsstark.

Vor allem wurde die Vorherrschaft des Katholizismus im Westen dauerhaft dadurch gestärkt, dass es die bayerischen Wittelsbacher seit dem späten 16. Jahrhundert verstanden, sich eine Art Daueranwartschaft auf die Fürstbistümer des westdeutschen Raums – und damit auch Kölns – zu sichern. Konkret heißt das, dass die Wittelsbacher Herzöge bzw. (ab 1623/1648) Kurfürsten Einfluss auf die 24 wahlberechtigten Domkapitulare ausübten – oder missliebige (protestantische) Domkapitulare kurzerhand aus dem Amt entfernten („entsetzten“). Sie sicherten sich damit Wahlergebnisse in ihrem kirchenpolitischen Sinne. Nicht übersehen darf man dabei die enorme Bedeutung des Bischofsamts für die standesgemäße Versorgung der jüngeren, für den geistlichen Stand vorgesehenen Söhne: Für das seit dem späteren 16. Jahrhundert kinderreiche Haus Bayern-München galt dies um so mehr, als die dynastischen Hausgesetze seit 1505 im Sinne des Primogeniturprinzips eine Teilung der eigenen Lande unter den nachgeborenen Söhne unterbanden.

Hier im Rheinland wie anderswo auch wurden die religiösen Verhältnisse also unter dem Strich nicht durch die freie Entscheidung der Untertanen, sondern durch die teils politisch, teils konfessionell motivierten Weichenstellungen der jeweiligen Territorialherren vorgegeben.

Die Bistumsreform 1559

Die kölnische Kirchenorganisation in der Frühen Neuzeit wurde in erster Linie durch administrative Einschnitte verändert. Einen ersten zog die Auseinandersetzung zwischen Spanien und seinen niederländischen Provinzen in der unmittelbaren Nachbarschaft des Erzbistums mit sich. Der in den Niederlanden regierende König Philipp II. nämlich setzte 1559 bei Papst Paul IV. eine grundstürzende Neugestaltung der Bistumsstruktur in der Region durch. Vorgeblich ging es Philipp darum, den um sich greifenden Protestantismus mit geeigneten kirchenpolitischen Mitteln zu bekämpfen. Allerdings hatten die Habsburger unverkennbar starke hauspolitische Interessen im Nordwesten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, die sie mit einer verstärkten Kontrolle auch des kirchlichen Apparats zu befestigen hofften. In den Niederlanden hatten bis dahin nur sechs, relativ große Bistümer existiert, deren Zahl auf Veranlassung Philipps nun durch Teilungen und Neugründungen auf 19 erhöht wurde. Dabei wurde ein bis 1801 fortlebendes Bistum Roermond gegründet, in das Pfarreien des Erzbistums Köln im Bereich von Nijmegen und der Flüsse Maas und Niers im sog. Oberquartier Geldern abgezweigt wurden. Das Kölner Suffraganbistum Utrecht wurde verhältnismäßig noch stärker verkleinert und aus der Kölner Kirchenprovinz ganz herausgelöst, immerhin aber (wie Mechelen und Cambrai) zum Erzbistum erhöht. Auch andere Kölner Suffragane wie Münster erlitten 1559 Einbußen, die sich aus der Sicht der regierenden Fürstbischöfe in erster Linie durch den Ausfall von Gebühren wie z. B. bei Pfarrerbestallungen (Einsetzungen) bemerkbar machten.

Die Revolutionszeit (1794–1813)

Durch die Besetzung des gesamten linksrheinischen Raums durch französische Truppen bis zum Oktober 1794 und ihr weiteres Ausgreifen auf den rechtsrheinischen Raum erlebte das Erzbistum Köln innerlich wie äußerlich einen Niedergang: Nicht nur in der radikalen jakobinischen Phase der Französischen Revolution, sondern auch zur Zeit des Direktoriums von 1795 bis 1799 wurde der katholische Kultus in den besetzten Gebieten wie in Frankreich selbst massiv unterdrückt. Erst Napoléon Bonaparte setzte der Bekämpfung des Christentums ein Ende, wobei ihn nicht Toleranz, geschweige denn religiöse Überzeugung leitete, sondern das Kalkül, sich als Wiederhersteller eingewurzelter Traditionen profilieren zu können. Wichtig in diesem Zusammenhang ist u. a. die Rückkehr zum Gregorianischen Kalender und die Veröffentlichung eines sog. Reichskatechismus 1806.

Politische Konzessionen gedachte Napoleon gegenüber der im Untergang befindlichen Reichskirche aber nicht zu machen: Nachdem durch den Frieden von Lunéville am 9. März 1801 der gesamte linksrheinische Raum staatsrechtlich an Frankreich gefallen war, löste Napoleon das Erzbistum Köln für seine linksrheinisch-französischen Teile im Zuge einer Neuordnung der Bistumsstruktur umstandslos auf, womit er einer über tausendjährigen kirchengeschichtlichen Tradition im Rheinland ein Ende setzte. Als Ersatz für Köln kreierte er ein Bistum Aachen unter der bischöflichen Leitung seines Gefolgsmanns Marc-Antoine Berdolet, das dem Erzbistum Mechelen als Suffragan unterstellt war. Dass derlei Maßnahmen von herrschaftspolitischen Motiven getragen waren, schließt allerdings nicht aus, dass Napoleon wie im weltlichen so auch im kirchlichen Bereich anerkennenswerte Reformen (etwa im Bereich der Pfarrfinanzierung) in die Tat umsetzte.

Preußische Zeit (ab 1815)

Mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft über den deutschen Westen 1814/1815 kam es zu einem abermaligen Umbau der kirchlichen Verhältnisse: Mit dem 1821 geschlossenen Staatskirchenvertrag zwischen der Kurie und Preußen, das auf dem Wiener Kongress 1815 die Herrschaft im beinahe gesamten Rheinland angetreten hatte, und der Zirkumskriptionsbulle De salute animarum (16. Juli 1821) wurde das Bistum Aachen wieder aufgelöst, Köln dagegen wieder belebt. Die vormals Aachener kirchlichen Gebiete wurden nun zwischen Köln und Münster auf eine Art und Weise verteilt, die mehr Preußens administrativen Bedürfnissen als den kirchengeschichtlichen Traditionen entsprach: Der Kölner Sprengel umfasste die Regierungsbezirke Köln, Aachen und Düsseldorf, wurde also staatlichen Distrikten angeglichen. Am nördlichen Niederrhein, in dem sich uralte kölnische Traditionsorte wie beispielsweise Xanten oder Kempen befanden, wurde der allerdings kurzlebige preußische Regierungsbezirk Kleve mit den dort versammelten Pfarreien dem Bistum Münster einverleibt. Dessen Dekanate Kleve, Wesel, Recklinghausen und Warendorf bilden noch heute die Grenze zum Erzbistum Köln, dem 1957 errichteten Bistum Essen und dem später zum Erzbistum erhobenen Paderborn im Osten.

Das große Entgegenkommen Preußens gegenüber der Kurie bei der Wiedereinrichtung des Kölner Erzbistums, wird als Ursache der in den folgenden Jahrzehnten aufgetretenen Konflikte zwischen Staat und Kirche am Rhein gesehen.

Deren zentrales Ereignis waren die Kölner Wirren. Als deren Höhepunkt gilt die 1837 durch den Preußischen Staat erfolgte Verhaftung des ultramontan gesinnten Kölner Erzbischof Clemens August Droste zu Vischering. Es ging um den rechtlichen Status interkonfessioneller Ehen, den Droste zu Vischering nicht akzeptierte. Die anschließende zweijährige Festungshaft des Bischofs sorgte dann für eine grundlegende Verhältnisbestimmung zwischen Preußischem Staat und Katholischer Kirche. Viele Historiker sehen in diesem Ereignis bereits den Beginn des Kulturkampfs im späteren Deutschen Kaiserreich. In den sog. „res mixtae“, denjenigen Bereichen, deren Regelung von beiden Seiten beansprucht wurde (Schulwesen, Eheschließung und -gerichtsbarkeit u. a.m.), setzte Preußen damit die Trennung zwischen Staat und Kirche durch.

20. und 21. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert erfuhr das Erzbistum Köln durch die Abtrennung des 1930 wieder gegründeten Bistums Aachen im Westen und die Einrichtung des flächenmäßig kleinen, aber an Einwohnern zahlreichen „Ruhrbistums“ Essen 1956 abermals Veränderungen. Im Zuge der Eingemeindung der damaligen Stadt Kettwig nach Essen bzw. Mülheim im Jahre 1975 weigerte sich der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings die Stadt mit ihren hohen Kirchensteuereinnahmen an das Ruhrbistum abzugeben. Kardinal Meisner stattete daher zu Beginn seiner Amtszeit sowohl der damaligen Essener als auch der damaligen Mülheimer Oberbürgermeisterin einen Antrittsbesuch ab.

2005 war das Erzbistum Köln Ausrichter des 20. Weltjugendtags.

Seit 1954 unterhält das Erzbistum Köln auf Initiative des damaligen Erzbischofs Joseph Kardinal Frings eine Bistumspatenschaft mit dem Erzbistum Tokio. Eine zweite Bistumspartnerschaft wurde unter Erzbischof Joachim Kardinal Meisner mit dem Bistum Dresden-Meißen begründet.

Die ökonomische Bedeutung des Erzbistums betreffend, bezeichnete sich Köln in seiner Selbstdarstellung als „an der Spitze der Diözesen in Deutschland“ stehend und „weltweit zu den Bistümern mit dem größten Haushaltsvolumen“ (680 Millionen Euro 2004) gehörend. Gleichwohl übersteigen die Ausgaben die Einnahmen bei weitem. Die Situation in Köln erscheint zwar nicht so prekär wie anderswo; beträchtliche Ausgabenkürzungen gelten aber als unumgänglich. Für 2010 wird ein Defizit von 45,6 Millionen erwartet. Dennoch will das Erzbistum stark investieren, vor allem in Kindertagesstätten ("Kitas") und die Sanierung von Schulgebäuden.[1]

Das Erzbistum Köln unterhält ein sog. "Stiftungszentrum". Es kümmert sich u.a. um Zuwendungen von Lebenden (Schenkung oder Verstorbenen (Nachlass) an das Erzbistum oder an Institutionen, die zum Erzbistum gehören.[2]

Bistumsgeographie

Bistumsumfang

Das Erzbistum umfasst in Nordrhein-Westfalen die kreisfreien Städte Köln, Bonn, Düsseldorf, Leverkusen, Remscheid, Solingen und Wuppertal, den östlichen Teil des Kreises Euskirchen (Städte Bad Münstereifel [einschließlich der Ortschaften Embken, Muldenau und Wollersheim der Stadt Nideggen], Euskirchen, Zülpich, die Gemeinde Weilerswist und die östlichen Ortschaften der Stadt Mechernich), den Kreis Mettmann einschließlich der ehemaligen Stadt Kettwig (Essen) sowie der Stadtteil Mülheim-Mintard, den Oberbergischen Kreis, den größten Teil des Rhein-Kreises Neuss (Städte Dormagen, Grevenbroich, Kaarst, Neuss, die Gemeinde Rommerskirchen sowie den Ortsteil Büderich der Stadt Meerbusch und die Ortsteile Glehn und Steinforth-Rubbelrath der Stadt Korschenbroich), den Rhein-Erft-Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis und den Rheinisch-Bergischen Kreis.

Zudem gehören ihm in Rheinland-Pfalz Teile des Landkreises Altenkirchen (Verbandsgemeinden Altenkirchen [ohne die Ortsgemeinde Berod bei Hachenburg], Hamm (Sieg), Wissen und Flammersfeld [nördlich der Wied] und die Ortsgemeinde Friesenhagen) sowie der Norden des Landkreises Neuwied (Verbandsgemeinde Unkel und die Ortsgemeinden Asbach, Buchholz (Westerwald) sowie Windhagen) an.

Bistumsgliederung

Das Erzbistum Köln gliedert sich in acht Kreis- und acht Stadtdekanate. Der Rhein-Sieg-Kreis ist in ein rechts- und ein linksrheinisches Kreisdekanat, der Rhein-Kreis Neuss in ein Kreis- und ein Stadtdekanat Neuss gegliedert.

  • Stadtdekanate Dekanate
  • Bonn Bonn-Mitte/Süd, Bonn-Nord, Bonn-Bad Godesberg, Bonn-Beuel
  • Düsseldorf D-Mitte/Heerdt, D-Nord, D-Süd, D-Ost, D-Benrath
  • Köln Deutz, Dünnwald, Ehrenfeld, Lindenthal, Mitte, Mülheim, Nippes, Porz, Rodenkirchen, Worringen
  • Leverkusen ---
  • Remscheid ---
  • Solingen ---
  • Wuppertal
  • Kreisdekanate Dekanate
  • Altenkirchen ---
  • Euskirchen Euskirchen
  • Mettmann Hilden, Langenfeld/Monheim, Mettmann, Ratingen,
  • Oberbergischer Kreis Gummersbach/Waldbröl, Wipperfürth
  • Rhein-Erft-Kreis Bedburg, Bergheim, Brühl, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim, Wesseling
  • Rhein-Kreis Neuss Grevenbroich/Dormagen, Neuss/Kaarst
  • Rheinisch-Bergischer Kreis Altenberg, Bergisch Gladbach, Overath
  • Rhein-Sieg-Kreis Bornheim, Eitorf/Hennef, Königswinter, Lohmar, Neunkirchen, Meckenheim/Rheinbach, Siegburg/Sankt Augustin, Troisdorf

Mehrere Pfarrgemeinden sind jeweils zu einem Seelsorgebereich mit gemeinsamem Pfarrer und gemeinsamem Seelsorgeteam zusammengeschlossen .

Erzbischof

Der Erzbischof von Köln war im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit von Amts wegen Kurfürst und Erzkanzler per Italiam des Reiches sowie (seit 1180) Herzog von Westfalen. Die weltlichen Herrschaftsgebiete des Kurerzbischofs waren als Kurköln bis 1803 Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

In seiner kirchlichen Funktion ist der Erzbischof von Köln noch heute Metropolit der Rheinischen Kirchenprovinz. Seit dem 13. Jahrhundert trägt er den Titel eines geborenen apostolischen Legaten. Stets dem Kardinalskollegium angehörend, ist er der erste der deutschen Bischöfe, wenngleich der Erzbischof von Salzburg (Österreich) Primas Germaniae ist.

Zu den Erzbischöfen von Köln zählte eine Reihe intellektuell wie kirchenpolitisch herausragender Gestalten. So war der Kölner Kardinal-Erzbischof Johannes von Geissel der „Erfinder“ der Bischofskonferenz und der Kardinal-Erzbischof Joseph Höffner der „Begründer“ der modernen Finanzverwaltung des Apostolischen Stuhles und des Vatikanstaates. Im 16. Jahrhundert war die konfessionelle Haltung der Kölner Erzbischöfe teils zwiespältig. Vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dominierte auf dem Kölner Erzstuhl der Typus des Simonisten, d. h. des auf die Sammlung möglichst zahlreicher lukrativer und standesadäquater kirchlicher Pfründen erpichten Hochadeligen. Der pastorale Aspekt trat mitunter deutlich zurück, was schon daran erkennbar ist, dass mancher Bischof nicht sämtliche oder auch nur die niedrigsten Weihen einholte, um sich den Rückzug in den weltlichen Stand offen zu halten.

Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts tat sich mit Maximilian Franz von Österreich eine im Reformdiskurs des Aufgeklärten Absolutismus herausragende Persönlichkeit hervor, deren Wirken aber durch innere Hemmnisse im Kurstaat und natürlich durch die Rheinlandbesatzung der französischen Revolutionstruppen blockiert wurde. Im 19. Jahrhunderts exponierten sich die Kölner Erzbischöfe in den Auseinandersetzungen mit dem preußischen Staat (s.o.). Seit dem frühen 20. Jahrhundert taten sie sich vor allem auf dem Gebiet der Weltkirche hervor. Joseph Kardinal Frings durchbrach die kuriale Vormundschaft und verschaffte damit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine starke Wirkmöglichkeit. Joseph Höffner war ein enger Berater Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II.. Auch Kardinal Joachim Meisner war ein enger Freund Papst Johannes Paul II. und fungierte als sein persönlicher Ratgeber. Doch erkennt man die weltkirchliche Bedeutung der Kölner Erzbischöfe an ihrer Haltung zu sozialen Fragen. So vermochten sie eine konfessionsübergreifende Haltung in Gewerkschaftsfragen durchzusetzen, wie auch nationale und internationale Hilfswerke zu begründen, welche die Grundlage heutiger päpstlicher Hilfswerke bilden.

Die Bedeutung des Erzbischofs von Köln spiegelt sich in der Mühsamkeit bei der Besetzung des Kölner Erzstuhles wider. Im 19. Jahrhundert hatten (preußischer) Staat und Kirche ein meist konkurrierendes Interesse daran, ihren Kandidaten durchzusetzen, da diesem in nationalen Kirchenfragen eine herausragende Stellung zukam. Dies war in der Geschichte oftmals ein Tauziehen, bei dem die die Belange der Erzdiözese selbst in den Hintergrund gerückt wurden. Domkapitular Trippen beschreibt dies in seinem Buch über die Kölner Erzbischofswahlen sehr beeindruckend. Und auch heute ist es noch so, dass die Besetzung des Kölner Erzstuhls stets ein Politikum ist.

Der Erzbischof von Köln ist nicht nur der Bischof einer der ältesten Diözesen Deutschlands, sondern auch Apostolischer Legat. Selbst wenn der Kölner Erzbischof kein Kardinal ist, so trägt er Purpur, dann allerdings das Purpur der Legaten. Als "Legatus natus" steht er im Rang eines Nuntius.

Frühere Bischöfe

  • Karl Joseph Kardinal Schulte (1920–1942)
  • Joseph Kardinal Frings (1942–1969)
  • Joseph Kardinal Höffner (1969–1987)

Das Erzbistum Köln hatte neben dem Erzbischof vier Weihbischöfe, seit 2004 noch drei. Durch den Bevölkerungsrückgang und das Ansteigen des Durchschnittsalters der Bevölkerung ging auch die Zahl der bischöflichen Amtshandlungen zurück. So ist z. B. seit den 1980er Jahren die Anzahl der Firmungen von über 20.000 im Jahr auf unter 10.000 gefallen.

Kirchliches Leben

Das kirchliche Leben des Erzbistums Köln ist städtisch geprägt, da auch die ländlichen Gebiete auf die Großstädte der Rheinschiene und des Wuppertales hin ausgerichtet sind. Es gibt im Erzbistum ein lebendiges Wallfahrtswesen und ein reges Vereinsleben. Fast in jeder Pfarrgemeinde existieren Jugendgruppen, die Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), eine Schützenbruderschaft oder eine Kolpingsfamilie. Die Zahl der Mitglieder von Kirchenchören und Messdienern wird für 2004 mit jeweils über 30.000 angegeben. Der sonntägliche Messbesuch liegt bei 12,0 % der Kirchenmitglieder.

Die Mitverantwortung der Christen erfolgt durchgängig durch flächendeckend gewählte Pfarrgemeinderäte auf der Ebene der einzelnen Seelsorgebereiche und Dekanate bis zum Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Kön.

Selbstverständnis

Zentrales Identifikationsmerkmal der Katholiken im Erzbistum Köln ist der 1880 fertig gestellte Kölner Dom. Der Kölner Dompropst Dr. Norbert Feldhoff sagte zum Besuch von Papst Benedikt XVI. des Kölner Domes: „Wir danken Ihnen für diesen Besuch und es erfüllt uns mit Stolz, dass der Kölner Dom die erste Kathedrale außerhalb des Bistums Rom ist, die Sie als Papst besuchen. In Kölner ‚Bescheidenheit‘ halten wir dies für angemessen, weil der Dom des heiligen Petrus in Köln die Bischofskirche der ‚Ecclesia Coloniensis semper sedis Apostolicae fidelis filia‘ ist.“

Die Ecclesia Coloniensis findet ihre sinnfällige Einheit im Kölner Dom und einer Geschichte, die nach außen hin von Traditionalität und Glaubenseinheit zeugt. Die Aufnahme reformatorischen Gedankenguts im 16. oder etwa des romkritischen Febronianismus im späteren 18. Jahrhundert zeigt allerdings, dass auch die Kölner Kirche schon in der vormodernen Zeit durchaus nicht immer unverbrüchlich an der Seite der Kurie stand.

Patrone

  • Heilige Drei Könige
  • Gereon von Köln (2. Patron von Köln)
  • Pantaleon
  • Severin von Köln
  • Ursula von Köln (1. Patronin von Köln)
  • Quirinus von Neuss (Mitpatron des Erzbistums)

Wallfahrtsstätten

  • Hl. Drei Könige in der Hohen Domkirche in Köln
  • Schwarze Mutter Gottes von Köln in St. Maria in der Kupfergasse
  • Gräber der Seligen Adolph Kolping und Johannes Duns Scotus, Minoritenkirche in Köln
  • Gnadenbild der Mutter Gottes in St. Mariä Geburt, Grevenbroich
  • Maria, Königin des Friedens in Velbert-Neviges
  • Rosa Mystica in Swisttal-Buschhoven
  • St. Johann Baptist mit Wallfahrt zu Maria, Zuflucht der Sünder in Bruchhausen
  • Zur Schmerzhaften Mutter in Hennef-Bödingen
  • Zur Schmerzhaften Mutter in Marienthal (Westerwald)
  • St. Mariä Heimsuchung in Marienheide
  • Apostel Judas Thaddäus in Königswinter-Heisterbacherrott
  • Michaelskapelle auf dem Michelsberg bei Bad Münstereifel
  • Gezelinkapelle (Leverkusen-Alkenrath)
  • Zum Hl.Quirinus von Rom im Quirinusmünster in Neuss
  • Die freudenreiche Mutter Gottes in Köln-Stammheim

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Altenberger Dom in Odenthal-Altenberg
  • Bonner Münster
  • Kölner Dom
  • Quirinusmünster Neuss
  • Nevigeser Wallfahrtsdom von Gottfried Böhm in Velbert-Neviges

Persönlichkeiten

  • Albertus Magnus, Dominikaner (* um 1200 in Lauingen; † 15. November 1280 in Köln), Kirchenlehrer, 1931 heilig gesprochen
  • Johannes Duns Scotus, Franziskaner (* um 1266 in Duns, Schottland; † 8. November 1308 in Köln), 1993 selig gesprochen
  • Adolph Kolping (* 8. Dezember 1813 in Kerpen; † 4. Dezember 1865 in Köln), 1991 selig gesprochen
  • Edith Stein (* 12. Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 in Auschwitz), 1933 als Schwester Benedicta a Cruce in Köln in den Karmeliterorden eingetreten, 1998 heilig gesprochen
  • Joseph Kardinal Frings (* 6. Februar 1887 in Neuss; † 17. Dezember 1978 in Köln), Erzbischof 1942–1969
  • Liste der Kölner Erzbischöfe und Bischöfe
  • Liste der Kölner Weihbischöfe
  • Liste der Kölner Generalvikare
  • Liste der Kölner Offiziale

Domkapitel

Das Kölner Domkapitel, Hohes Metropolitan-, Kathedral- und Domkapitel zu Köln, zählt 16 Mitglieder, wovon vier nicht am Dom leben und als „Nichtresidierende Domkapitulare“ bezeichnet werden. An der Spitze des Kapitels stehen ein Dompropst, den das Domkapitel wählt, und ein Domdechant, den der Erzbischof ernennt. Die Domkapitulare werden durch den Erzbischof von Köln ernannt, wobei er im Wechsel einmal auf Vorschlag des Kapitels ernennt und dann wieder nach Anhörung desselben. Hausherr der Kathedrale ist in Köln das Domkapitel und nicht der Erzbischof. Es wählt nach dem Tod oder dem Rücktritt einen neuen Erzbischof und unterstützt den Erzbischof bei der Verwaltung des Bistums. Die Kleidung der Domkapitulare besteht aus einer violetten Soutane, und einer violetten Mozetta. Darauf tragen sie einen Stern (Domkapitularsstern) an einer goldenen Kette. Residierende Domkapitulare sind derzeit: Dompropst Dr. jur. utr. Norbert Feldhoff (1975/2004), Domdechant Johannes Bastgen (2003), Dr. jur. can. Günter Assenmacher (2004), Weihbischof Dr. theol. Heiner Koch (1998), Weihbischof Manfred Melzer (1998), Weihbischof Dr. theol. Rainer Woelki (2003), Prof. Dr. theol. Norbert Trippen (1986), Dr. theol. Robert Kümpel (1987), Dr. theol. Dominik Schwaderlapp (2004), Josef Sauerborn (2004), Gerd Bachner (2005), Hans-Josef Radermacher (2006)

Nichtresidierende Domkapitulare: Dr. theol. Johannes Westhoff, Winfried Auel (2004), Rolf Steinhäuser (2005), Anno Burghof (2008)

Emeritierte Domkapitulare: Weihbischof Dr. theol. Klaus Dick (Domdechant em. 2003), Ludwig Schöller (em. 2004), Heinrich Barlage (em. 2005), Gottfried Weber (em. 2005)

Literatur

  • Wilhelm Neuss, Friedrich Wilhelm Oediger: Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Köln 1964 (31991) (Geschichte des Erzbistums Köln 1).
  • Wilhelm Janssen: Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter. 1191–1515. 2 Halbbände, Köln 1995/2003 (Geschichte des Erzbistums Köln 2).
  • Hansgeorg Molitor: Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe. 1515–1688. Köln 2008 (Geschichte des Erzbistums Köln 3). ISBN 3-7616-1346-6.
  • Eduard Hegel: Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung. Vom Pfälzischen Krieg bis zum Ende der französischen Zeit 1688–1814. Köln 1979 (Geschichte des Erzbistums Köln 4). ISBN 3-7616-0389-4.
  • Eduard Hegel: Das Erzbistum Köln. Zwischen der Restauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts. 1815–1962. Köln 1987 (Geschichte des Erzbistums Köln 5). ISBN 3-7616-0873-X.

Einzelnachweise

  1. ↑ Kölner Stadtanzeiger.de: Einnahmendefizit - Krise macht vor Klerus nicht halt. 22. Januar 2010.
  2. ↑ ERZBISTUM KÖLN: Stiftungszentrum.
  3.  

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Universität zu Köln

Die Universität zu Köln (kurz: Uni Köln) ist eine in Forschung und Lehre international anerkannte Hochschule in Köln mit dem klassischem Fächerspektrum einer Volluniversität.

Die 1388 gegründete Alte Universität zählte zu den ältesten Universitäten in Europa. Sie wurde 1798 von den französischen Machthabern (Napoleon) geschlossen. Die neue Universität zu Köln wurde 1919 wiedergegründet. Wie die Universität Hamburg und die (1914 gegründete) Universität Frankfurt am Main sollte sie die nach dem Ersten Weltkrieg verlorene Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg ersetzen. Mit über 44.000 Studierenden[1] im Wintersemester 2009/10 ist sie die drittgrößte Universität in Deutschland.

Geschichte und Entwicklung

Die Alte Universität

Die Universität zu Köln wurde am 21. Mai 1388 als vierte Universität im Heiligen Römischen Reich nach der Karls-Universität Prag (1348), der Universität Wien (1365) und der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg (1386) gegründet. Die Initiative dazu ging nicht wie sonst üblich vom Kaiser oder einem Fürsten aus, sondern vom Rat der Freien Reichsstadt Köln, die auch die Kosten für den Lehrbetrieb übernahm und sich umfangreiche Vorteile für die Belebung der Stadt erhoffte.[3] Die Gründungsurkunde wurde von Papst Urban VI. in Perugia unterzeichnet. Am 6. Januar 1389 wurde der Vorlesungsbetrieb aufgenommen. Gründungsrektor war Hartlevus de Marca, der den Lehrbetrieb mit einer Disputation mit dem Theologieprofessor Gerhard Kikpot von Kalkar über Jesaja 60,1 („die Herrlichkeit des Herrn ging strahlend auf über dir“) eröffnete. Die genutzten Gebäude waren anfangs über die Stadt verteilt.

Die Universität richtete sich am angesehensten Vorbild, der Universität von Paris, aus.[4] Sie unterschied sich von Paris insofern, als sie von Beginn an Kaiserrecht (römisches Recht) lehrte und unter römischer Observianz stand. Sie gehörte von Anfang an mit 700 Immatrikulierten (später ca. 1000) zu den größten Universitäten Europas. Sie ging hervor aus den „Generalstudien“ des Dominikaner-Ordens, die 1248 von Albertus Magnus eingerichtet worden waren. Auch das Pfründenwesen kennzeichnet den geistlichen Charakter der Universität. An jeder der 11 großen Kölner Stiftskirchen war für die Universität ein Kanonikat vorbehalten.[5] Die Hochschule besaß alle vier damals üblichen Fakultäten: „Artes“, Theologie und Medizin; in der Jurisprudenz bot sie außer dem Kirchenrecht auch noch das „Römische Recht“ an. Die Hochschule hatte ihre Lehrgebäude und Bursen in einem Areal der Stadt um den Dom und um die Straße An der Rechtschule (siehe dort). Die Hochschule hatte eine Reihe berühmter Professoren und Absolventen, vor allem war sie eine treue Dienerin der Kirche. In der frühen Neuzeit stand die Universität unter starkem Einfluss des Humanismus, welcher zu umfassenden Kontroversen und Bildungsreformen an der Universität führte.

Die Mitglieder der Universität waren - anders als alle anderen Kölner - keinem Gaffelzwang unterworfen (Zunftzwang). Gründungsmitglieder waren 1388/89 21 Magistri; 108 Theologen, 166 Juristen, 8 Mediziner wurden unterrichtet. Hauptsächlich kamen die Immatrikulierten aus den rheinischen, westfälischen und niederländischen Territorien. Ein Drittel der Studenten galt als arm und wurde mit Stiftungen und Nebenverdiensten ernährt. In den Jahren zwischen 1441 und 1500 wurden jährlich rund 450 Studenten immatrikuliert. Viele Studenten lebten in den so genannten Bursen, auf die im 15. Jahrhundert der Unterricht der artistischen Fakultät überging. Der Doktorausritt nach der Promotion war ein teures Fest, das aber zugleich viel Reputation gewährte[6]

Am 28. April 1798 wurde die Universität von den 1794 in Köln eingerückten Franzosen mit der Umwandlung in eine Zentralschule „Université de Cologne“ geschlossen, da sich die Kölner Professorenschaft (allen voran ihr Rektor Ferdinand Franz Wallraf) zunächst weigerte, einen Eid auf die französische Republik zu leisten; unter der Begründung, dass die Unabhängigkeit der Universität gewahrt werden müsse und Professoren keine Verwaltungsbeamten seien. Ferdinand Franz Wallraf wurde 1799 Lehrer der Zentralschule, nachdem er am 21. Januar des Jahres den Eid dann doch noch geleistet hatte. Er hat für Köln als Retter vieler Kunstwerke Bedeutung und konnte auch das Unversitätssiegel vor den Franzosen verstecken. Seine Sammlung gehört heute zum Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud.

Die Neue Universität

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts waren Bestrebungen der Stadt und ihrer Bürger, eine neue Universität zu gründen, gescheitert. Erst 1919 gelang es, die preußische Staatsregierung zu überzeugen. Durch einen Beschluss des Rates der Stadt Köln wurde die städtische Universität neu gegründet. Am 29. Mai 1919 unterzeichnete der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Staatsvertrag mit Preußen. Die Universität ging aus der ebenfalls städtischen am 1. Mai 1901 gegründeten Handelshochschule, der Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung von 1912 sowie der ersten deutschen Akademie für praktische Medizin von 1904 hervor, die in die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät beziehungsweise die Medizinische Fakultät übergingen. Als erster Rektor wurde Christian Eckert gewählt, der bis dahin die Handelshochschule Köln geleitet hatte. Die Universität residierte in den für die Handelshochule bis 26. Oktober 1907 am Römerpark, Südstadt, errichteten Gebäuden (jetzt durch die Fachhochschule Köln genutzt) von 1919 bis 1934. Aufgrund der hohen Studentenzahlen wurde am 26. Oktober 1929 der Grundstein für das Hauptgebäude der neuen Universität gelegt, in das 1934 umgezogen wurde.

Am 2. November 1934 konnte die Universität in den vom Architekten Adolf Abel errichteten funktional schlichten Neubau im Inneren Grüngürtel Köln-Lindenthals nahe bei der Medizinischen Fakultät einziehen. Bereits 1925 war die Universität zu Köln nach der Humboldt-Universität zu Berlin die zweitgrößte preußische Universität. 1920 kamen die Rechtswissenschaftliche und die Philosophische Fakultät hinzu, von der sich 1955 die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät abspaltete.1980 wurden die beiden Kölner Abteilungen der Pädagogischen Hochschule Rheinland als Erziehungswissenschaftliche und Heilpädagogische Fakultät der Universität zu Köln angegliedert. Die Universität wurde durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, dennoch begann 1945 wieder der Vorlesungsbetrieb. Allerdings überschritten die Kosten für den Wiederaufbau die Möglichkeiten der Stadt, unter deren alleiniger Trägerschaft die Universität bis 1954 stand. So wurde am 1. April 1954 die Universität zu Köln mit Wirkung vom 1. April 1953 durch das Bundesland Nordrhein-Westfalen übernommen. Die Bindung an die Stadt und den Regierungsbezirk Köln wurde bis zum Jahre 2007, dem Inkrafttreten einer neuen Grundordnung, durch die Institution des Kuratoriums gewährleistet, in dem der Oberbürgermeister den Vorsitz führte. Darüber hinaus kooperiert die Universität mit vielen städtischen Einrichtungen und Einrichtungen in der Stadt, wie zum Beispiel mit dem Rheinisch Westfälischen Wirtschaftsarchiv und vielen städtischen Kliniken.

Der Ausbau der Universität begann mit dem Bau der Hörsaal- und Seminartrakte und des achtgeschossigen Seminar- und Bürohochhauses für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät von Wilhelm Riphahn zwischen 1956 und 1960. In dieser Fakultät hatte sich die Studierendenzahl zwischen 1949 und 1955 auf über 5000 nahezu verfünffacht. Die Universitätsbibliothek folgte 1966, der Albertus-Magnus-Platz wurde durch die Absenkung und Deckelung der Universitätsstraße erweitert. 1968 wurde das Hörsaalgebäude fertiggestellt, die Physikalischen und Chemischen Institute jenseits der Zülpicher Straße folgten zwischen 1968 und 1975. Mit dem Neubau des Philosophikums 1974 war der Campus der Universität im Wesentlichen fertig. Der Komplex des Klinikums mit den alten Gebäuden der Krankenanstalten Lindenburg wurde ab 1965 (Frauenklinik) bis 1974 (Bettenhaus des Zentralklinikums) modernisiert und erweitert. Der jenseits der Akademischen Lustwiese (Akaluwie) 1974 errichtete Neubau der Zentralmensa ist immer noch einer der modernsten und größten Studierenden-Speisebetriebe in Europa. Der Ausbau und die Modernisierung der Hochschulgebäude wird bis in die Gegenwart fortgeführt. Die Fassade des Hauptgebäudes zum Albertus-Magnus-Platz wird seit 1991 von zahlreichen Stahlriemen befestigt, die ursprünglich als Provisorium gedacht waren, um ein Herabfallen der Sandsteinplatten zu verhindern.

Alle diese Anlagen liegen eingebettet in den Inneren Kölner Grüngürtel und bildeten so einen innenstadtnahen zusammenhängenden Universitätscampus, der dennoch im Grünen liegt.

Profil

Organisation und Fakultäten

Das Rektorat leitet die Universität. Es besteht derzeit aus dem Rektor als Vorsitzendem, drei Prorektoren und dem Kanzler. Der Rektor wird vom Hochschulrat gewählt; die erste Amtszeit beträgt mindestens sechs Jahre und weitere Amtszeiten mindestens vier Jahre. Der Rektor ist Vorsitzender des Rektorats und des Senats der Universität.

Die Universität gliedert sich in die folgenden sechs Fakultäten:

  • Fakultät                                                                Studierende1) davon Doktoranden2) (Neu-)Gründungsjahr
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät       8.806                         609                   1919
  • Medizinische Fakultät                                               3.246                         262                   1919
  • Rechtswissenschaftliche Fakultät                              5.213                       1.232                   1920
  • Philosophische Fakultät                                          14.746                       1.231                   1920
  • Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät           6.483                         800                   1955
  • Humanwissenschaftliche Fakultät                              5.788                         560                   2007
  • Gesamt                                                                 44.282                      4.694
  • 1)WS 2008/09, gem. Kurzstatistik der Universität (Stand November 2008), inkl. Zweithörer, Gasthörer und Studienkollegiaten[1]
  • 2)Anzahl der Doktorandinnen und Doktoranden gem. Studierendenstatistik WS 2006/07 (jeweils Summe Promotion 1. Fach).

Auffallend ist die – bezogen auf die Fakultätsgröße – hohe Zahl von Doktoranden der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Innerhalb der einzelnen Fakultäten dominieren hinsichtlich der Anzahl der Doktoranden die folgenden Fächer: an der WiSo-Fak. BWL (338 bzw. 55 %), an der Med. Fak. Humanmedizin (187 bzw. 71 %), an der Phil. Fak. Germanistik und Kunstgeschichte (208 bzw. 17 % respektive 146 bzw. 12 %), an der Math.-Nat. Fak. Biologie (365 bzw. 46 %) und an der HW-Fak. Pädagogik (410 bzw. 73 %).

Am 20. Juli 2005 beschloss der Senat der Universität ein Konzept zur Neuordnung der Fakultäten. Das Konzept brachte die Auflösung der Erziehungswissenschaftlichen und der Heilpädagogischen Fakultät in ihrer bisherigen Form sowie die Gründung einer neuen „sechsten“, der Humanwissenschaftlichen, Fakultät. Die Vertreter der didaktischen Fächer, die bisher vor allem an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät tätig waren, wurden im Zuge der Umstrukturierung den ihrem Fach entsprechenden Fakultäten als eigene Fachgruppe für Didaktik zugeordnet (zum Beispiel „Biologie und ihre Didaktik“, „Chemie und ihre Didaktik“ als neue didaktische Fachgruppe an der Math.-Nat.-Fak.), während an der neuen Humanwissenschaftlichen Fakultät vor allem die pädagogischen, heilpädagogischen und psychologischen Fächer verblieben beziehungsweise aus der Philosophischen und der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät überführt wurden. Die Neuorganisation der Fakultäten wurde mit der Errichtung der entsprechenden Gremien formal zum 1. Januar 2007 umgesetzt.

Besondere Förderung der Forschung

DFG

  • 10 DFG-Sonderforschungsbereiche und 2 Beteiligungen an Sonderforschungsbereichen anderer Hochschulen
  • 5 DFG-Graduiertenkollegs (vgl. Graduiertenprogramme)

EU

  • Functional Genomics in Embryonic Stem Cells (FunGenEs)
  • Diagnostische molekulare Bildgebung für Neurologie und Herzgefäßerkrankungen (DIMI)
  • Innovative Collaborative Work Environments for Individuals and Teams in Design and Engineering (CoSpaces) im sechsten Forschungsrahmenprogramm seit 2006
  • Citizenmedia im sechsten Forschungsrahmenprogramm seit 2006

Graduiertenprogramme

  • International Graduate School in Genetics and Functional Genomics (NRW Graduate School)
  • International Max Planck Research School on the Social and Political Constitution of the Economy (IMPRS-SPCE) (seit 2007)
  • Internationaler Promotionsstudiengang Molekulare Medizin (ZMMK)
  • Graduiertenkolleg „SOCLIFE (Social Order and Life Chances in Cross-National Comparison)“ (seit 2008)
  • Cologne University Bioinformatics Center (CUBIC) (eingestellt 06/2006)
  • Graduiertenkolleg „Theoretische und empirische Grundlagen des Risikomanagements“ (seit 2002)
  • Graduiertenkolleg „Globale Strukturen in Geometrie und Analysis“ (seit 2006)
  • Graduiertenkolleg „Azentrische Kristalle“ (seit 1999)
  • Graduiertenkolleg „Molekulare Analyse von Entwicklungsprozessen bei Pflanzen“ (seit 1997)
  • Graduiertenkolleg „Genetik zellulärer Systeme“ (seit 1997)
  • Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy

Kooperation mit Großforschungseinrichtungen

Kölner Professoren sind gleichzeitig Mitglieder in den Großforschungseinrichtungen, auch Studierende können dort mitforschen.

  • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
  • Forschungszentrum Jülich in der Helmholtz-Gemeinschaft
  • Fraunhofer Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI)
  • Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (MPIFG)
  • Max-Planck-Institut für neurologische Forschung (MPInF)
  • Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPIZ)
  • Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns (Gründung 2008)

Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis

Den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis erhielten:

  • Martin R. Zirnbauer (2009)
  • Jens Claus Brüning (2007)
  • Thomas Mussweiler (2006)
  • Axel Ockenfels (2005)
  • Martin Krönke (2001)
  • Andreas Kablitz (1997)
  • Ulf-Ingo Flügge (1996)
  • Thomas Schweizer (1995)
  • Peter Schneider (1992)

Sofja-Kovalevskaja-Preis

Der Sofja-Kovalevskaja-Preis ist überreicht worden an:

  • Mirka Uhlirova, Tschechien, Institut für Genetik und Cluster of Excellence CECAD (Professor in Maria Leptin) (2008)
  • Mark Depauw (2004)
  • Manuel Koch (2002)
  • Joachim Schultze (2002)

Universitätspreis für herausragende Dissertationen

  • 2008: Gabriela-Elena Oprea (Biogentechnik) – Analyse zur Muskelatrophie

Schmittmann-Wahlen-Stipendium

  • 2008: Sarah Remboldt (Medizin) – Frühintervention bei somatoformen Störungen in der Hausarztpraxis

Drittmittelvolumen

Das Drittmittelvolumen (Drittmitteleinnahmen) lag im Jahr 2004 bei 73,4 Mio. €. Der mit Abstand größte Drittmittelgeber war mit 27,6 Mio. € bzw. 37,4 % die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Von diesem Betrag entfielen 12,4 Mio. € bzw. 44,8 % auf das Förderinstrument Sonderforschungsbereiche. Die übrigen Drittmitteleinnahmen stammen ebenfalls zu einem Großteil von kompetitiven Drittmittelgebern (insb. EU, BMBF, Stiftungen).

Stiftungsprofessuren

Die Universität hat eine Reihe von Stiftungsprofessuren eingeworben, die zum Teil längerfristig, zum Teil für einige Jahre eingerichtet wurden, und dann in der Regel vom Land weitergetragen werden.

  • Bayer-Stiftungsprofessur für Technische Chemie, seit 1986
  • Stiftungsprofessur für Tumorimmunologie der Deutschen Krebshilfe, seit 2002
  • Stiftungsprofessur für Palliativmedizin, finanziert durch die Deutsche Krebshilfe, seit Oktober 2005
  • Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Professur für alte Geschichte, seit 2006 für 7 Jahre
  • Stiftungsprofessur für Energiewirtschaft, finanziert von der Energiewirtschaft, seit April 2007

Umfangreiche Informationen über das Gesamtspektrum der Forschungsprojekte enthält der Forschungsbericht der Universität.

Lehre

Aufbauend auf ihrem breiten Fächerspektrum bietet die Universität eine Vielzahl an grundständigen, Aufbau- und Weiterbildungsstudiengängen, die im Internetangebot der Universität detailliert dargestellt sind. Bei der Weiterentwicklung und Neugestaltung des Studienangebots steht zur Zeit die Umstellung auf das Bachelor/Mastersystem im Vordergrund.

Zusammen mit der Hochbegabtenstiftung der Kreissparkasse Köln bietet die Universität zu Köln seit dem Wintersemester 2000/2001 Schulen die Möglichkeit, entsprechend begabte Schüler der Stufen 11 bis 13 (in besonderen Fällen auch der Klassen 8–10) an Vorlesungen und Übungen in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Informatik und in ausgewählten Fächern der Philosophischen Fakultät teilnehmen zu lassen. Das Projekt hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass es auch an den meisten anderen nordrhein-westfälischen Universitäten eingeführt worden ist.

Internationalisierung

Für die Internationalen Beziehungen der Hochschule (Betreuung ausländischer Studierender und Gastwissenschaftler, Studienmöglichkeiten und Forschungsaufenthalte im Ausland, Hochschulpartnerschaften, internationales Marketing) sind auf universitärer Ebene das Akademische Auslandsamt und auf Ebene der Fakultäten die Zentren für internationale Beziehungen zuständig (zentral-dezentrales Organisationskonzept). Die Bedeutung der Internationalisierung der Hochschule kommt auch durch die 2004 erfolgte Einrichtung der Position „Prorektor für Internationales und Öffentlichkeitsarbeit“ zum Ausdruck. Das Amt wurde erstmals von Barbara Dauner-Lieb bekleidet.

Seit Anfang 2007 (offizielle Einweihung im Mai 2007) betreibt die Universität zu Köln in Peking ein Büro. Das Büro ist beim DAAD im German Center angesiedelt und repräsentiert das Hochschulkonsortium China-NRW (www.china-nrw.de). Die Universität zu Köln hat vom Land NRW die Aufgabe der Koordination der akademischen Kontakte nach China übernommen. Das Büro soll es den Mitgliedern des Konsortiums erleichtern, in China Aktivitäten zu entfalten und Unterstützung vor Ort liefern. Die Universität zu Köln leitet dieses Konsortium.

Anzahl und Anteil ausländischer Studierender/Bildungsausländer

Die Anzahl der ausländischen Studierenden lag im Wintersemester 2005/06 bei 5.216 (ohne Gaststudenten und Studienkollegiaten). Dies entspricht einem Anteil von 11,0 % an der Gesamtzahl der Studierenden. Der Anteil der Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer lag im Wintersemester 2005/06 bei ca. 60 %. Die Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer stammten aus insgesamt 121 Nationen. Die größten Herkunftsländer waren Bulgarien (10,9 %), Russland (8,8 %), Polen (7,9 %), China (6,3 %) und die Ukraine (6,1 %).

Hochschulpartnerschaften und Netzwerke

Die Universität zu Köln unterhält auf Universitäts- und Fakultätsebene 16 offizielle Hochschulpartnerschaften. Neben den offiziellen Hochschulpartnerschaften bestehen auf Ebene der einzelnen Fakultäten und Fachbereiche bald 300 Kooperationen und Austauschbeziehungen mit renommierten Universitäten auf der ganzen Welt; das Akademische Auslandsamt (AAA) organisiert darüber hinaus einen in der Regel für alle Fächer offenen Studierendenaustausch mit circa 15 Hochschulen.

Umfangreiche Fördermöglichkeiten bestehen jeweils durch das Erasmus-Programm der EU, den DAAD oder Gebührenerlass der Partnerhochschulen (vollständige Liste der Partnerhochschulen im Internetangebot der Universität). Im Jahr 2005 hat die Universität zu Köln die zentrale Vermittlung und Koordination der Beziehungen der nordrhein-westfälischen Hochschulen zu China übernommen.

Auszeichnung für die Betreuung ausländischer Studierender

Die Universität zu Köln wurde 2004 für ihr nach dem Vorbild des Zentrums für Internationale Beziehungen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Universität etabliertes zentral-dezentrales Organisationskonzept mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für besondere Verdienste um die Betreuung ausländischer Studierender ausgezeichnet.

Humboldt Forschungspreis/AvH-Gastwissenschaftler

Im Jahr 2004 wählten insgesamt zehn der mit dem Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichneten „etablierten“ ausländischen Wissenschaftler die Universität zu Köln für Ihr Forschungsjahr. Von den „jüngeren“ ausländischen Humboldt-Forschungsstipendiaten waren dies 32.

Haushalt und Finanzen

Die Haushaltsausgaben der Universität zu Köln betrugen im Jahr 2007 357,236 Mio. € (2006 344,445 Mio. €) (ohne Universitätsklinikum und Landeszentralmittel). Davon entfielen 204,2 Mio. € auf die Personalausgaben, 85 Mio. € auf die Sachausgaben und 67,9 Mio. € auf den Bereich der Investitionen.[2]

Gleichstellung

Die Universität wurde 2004 für ihre erfolgreiche Gleichstellungspolitik mit dem Total E-Quality-Prädikat ausgezeichnet. Mit dem Prädikat werden sowohl Unternehmen aus der Wirtschaft als auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen ausgezeichnet, die sich mit personal- und institutionspolitischen Maßnahmen um die Durchsetzung von Chancengleichheit in ihren Einrichtungen bemühen und dabei auch Erfolge erzielen.

Rankings

Die Kölner Universität zählt regelmäßig zu den TOP 5 in Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und den Rechtswissenschaften und unterhält Forschungskooperationen zu mehreren Großforschungseinrichtungen. Im Ranking „Masters in Management“ (2007) der Financial Times belegte die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät den 33. Platz (Vj.: 17) unter den 40 (Vj.: 32) führenden europäischen Managementausbildungsstätten; die Community of European Management Schools CEMS, dem die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät als Gründungsmitglied angehört, belegte den 2. Platz (Vj.: 2).

Nobelpreisträger

  • Kurt Alder – Nobelpreis für Chemie, 1950
  • Peter Grünberg – Nobelpreis für Physik, 2007, arbeitete von 1992 bis 2004 an der Universität und am Forschungszentrum Jülich

Ehrenbürger

Seit 1925 ernennt die Universität Persönlichkeiten, die sich um sie oder um die Forschung besonders verdient gemacht haben, zu Ehrenbürgern der Universität.

Ehrenbürger seit 1925 sind:

  • Konrad Adenauer (1925)
  • Schwester Ignatia (geb. Gräfin Spee) (1925)
  • Paul von Hindenburg (1926)
  • Christian Eckert (1926)
  • Friedrich Moritz (1935)
  • Balbino Giuliano (1938)
  • Anton Waldmann (1938)
  • Viktor Rolff (1938)
  • Heinrich Ritter von Srbik (1938)
  • Karl Haus (1950)
  • Robert Pferdmenges (1955)
  • Josef Kroll (1956)
  • Christine Teusch (1963)
  • Leopold von Wiese und Kaiserswaldau (1965)
  • Theo Burauen (1969)
  • Karl Carstens (1984)
  • Hermann Jahrreiß (1984)
  • Kurt Hansen (1988)

Ehrensenatoren

Neben den Ehrenbürgern ernennt die Universität seit 1933 auch Ehrensenatoren. Bisher kam 44 Personen diese Ehre zuteil, darunter:

  • Eugen Schmalenbach (1953)
  • Ernst Schwering (1956)
  • Max Adenauer (1965)
  • Heinrich Brüning (1965)
  • Hermann Pünder (1967)
  • Friedrich Carl Freiherr von Oppenheim (1975)
  • John van Nes Ziegler (1980)
  • Alfred Freiherr von Oppenheim (2004)
  • Heinrich Haake (1934)

Bekannte Professoren

Die Hochschule beschäftigt zur Zeit über 500 Professoren (davon über 60 Professorinnen). Bekannte Persönlichkeiten, die in Köln gelehrt haben oder noch lehren, sind:

  • Klaus Adolphi (Biologie)
  • Kurt Alder (Chemie), Nobelpreis Chemie 1950
  • Klaus Peter Berger, Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht, Bankrecht; erster Rap-Professor
  • Günther Binding (Kunstgeschichte)
  • Günter Blamberger (Germanistik)
  • Roland Bulirsch (Mathematik)
  • Joachim Bumke (Altgermanistik)
  • Christoph Butterwegge (Politikwissenschaften)
  • Karl Carstens (Rechtswissenschaften)
  • Karl Otto Conrady (Germanistik)
  • Max Delbrück (Genetik)
  • Otto Depenheuer (Rechtswissenschaften)
  • Juergen B. Donges (Volkswirtschaftslehre)
  • Walther Dreher (Sonderpädagogik)
  • Johann Eekhoff (Volkswirtschaftslehre)
  • Norbert Finzsch (Geschichtswissenschaft)
  • Barbara Fornefeld (Sonderpädagogik)
  • Martin Göpfert (Biologie)
  • Peter Grünberg (Physik), Nobelpreis Physik 2007
  • Erich Gutenberg (Betriebswirtschaftslehre)
  • Hans Ludwig Hamburger (Mathematik)
  • Herbert Hax (Betriebswirtschaftslehre)
  • Martin Henssler (Rechtswissenschaft)
  • Andreas Hillgruber (Geschichtswissenschaft)
  • Hermann Jahrreiß (Rechtswissenschaften)
  • Gerhard Kegel (Rechtswissenschaften)
  • Hermann Kellenbenz (1913-1990), Wirtschaftshistoriker, 1960-1970 Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs
  • René König (Soziologie)
  • Hans Kelsen (Rechtswissenschaft)
  • Johannes Kunisch (Geschichtswissenschaft)
  • Joachim Lang (Steuerrecht)
  • Karl Lauterbach (Gesundheitsökonomie)
  • Karl-Heinz Lauterjung (Physik)
  • Erich Meuthen (Geschichtswissenschaft)
  • Alex Meyer (Rechtswissenschaften, insb. Luftrecht)
  • Peter Mittelstaedt (Physik)
  • Renate Möhrmann (Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft)
  • Alfred Müller-Armack (Volkswirtschaftslehre)
  • Thomas Mussweiler (Psychologie)
  • Hans Carl Nipperdey (Rechtswissenschaften)
  • Axel Ockenfels (Volkswirtschaftslehre)
  • Ion N. Petrovici (Medizin)
  • Veronika Petrovici (Medizin)
  • Holger Pfaff (Medizinische Soziologie)
  • Helmuth Plessner (Philosophie)
  • Beatrice Primus (Germanistik)
  • Hans-Jürgen Sasse (Allgemeine Sprachwissenschaft)
  • Wilhelm Salber (Psychologie)
  • Werner Scheid (Neurologie)
  • Max Scheler (Philosophie und Soziologie)
  • Erwin K. Scheuch (Soziologie)
  • Theodor Schieder (Geschichtswissenschaft)
  • Eugen Schmalenbach (Betriebswirtschaftslehre)
  • Hans Karl Schneider (Volkswirtschaftslehre)
  • Josef Schrudde (Medizin)
  • Frank Schulz-Nieswandt (Sozialpolitik)
  • Heinrich von Stackelberg (Volkswirtschaftslehre)
  • Klaus Stern (Rechtswissenschaften)
  • Joseph Straub (Botanik)
  • Klaus Tipke (Steuerrecht)
  • Gerhard Uhlenbruck (Medizin, Immunologie, Immun- und Sporttherapie) und Aphoristiker
  • Franziska Völckner (Marketing; jüngste habil. BWL-Professorin in Deutschland)
  • Thomas von Danwitz (Rechtswissenschaften)
  • Axel Weber (Volkswirtschaftslehre)
  • Andreas Wesch (Romanistik)
  • Carl Christian von Weizsäcker (Volkswirtschaftslehre)
  • Johannes Zittartz (Physik)
  • Michael Zeuske (Geschichtswissenschaft)

Bekannte Absolventen

  • Manuel Andrack (* 1965), Redakteur, Moderator und Autor
  • Gerhart Baum (* 1932), Rechtsanwalt und ehemaliger Bundesinnenminister (FDP)
  • Mark Benecke (* 1970), Kriminalbiologe und Autor
  • Klaus vom Bruch (* 1952), Künstler
  • Wolfgang Bosbach (* 1952), deutscher Politiker (CDU)
  • Peter Grünberg (* 1939), Nobelpreis für Physik (2007)
  • Marion von Haaren (* 1957), Fernsehjournalistin
  • Britta Heidemann (* 1982), Olympiasiegerin im Fechten
  • Jan Hofer (* 1952), Fernsehjournalist
  • Klaus Laepple (* 1939), Tourismusfunktionär
  • Hera Lind (* 1957), Schriftstellerin
  • Karolos Papoulias (* 1929), griechischer Staatspräsident
  • Richard David Precht (* 1964), Philosoph, Schriftsteller und Publizist
  • Michael Radtke (* 1946), Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor
  • Fritz Schramma (* 1947), ehem. Oberbürgermeister von Köln
  • Hans Sennholz (1922–2007), deutscher Ökonom und US-Hochschullehrer, bedeutender Vertreter der Österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre
  • Marietta Slomka (* 1969), Fernsehjournalistin
  • Ulrich Walter (* 1954), Astronaut und Professor für Raumfahrttechnik
  • Anne Will (* 1966), Fernsehjournalistin
  • Alfred Herrhausen (1930–1989), ehemaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank
  • Wolfgang Grupp (* 1942), deutscher Unternehmer (Trigema)
  • Heinrich Freiherr von Stackelberg (1905–1946), deutscher Ökonom

Gründer

  • Mittelalterliche Universität (1388): Rat der Reichsstadt Köln mit Genehmigung durch Papst Urban VI.[7]
  • Moderne Universität (1919): Rat der Stadt Köln unter Konrad Adenauer mit Genehmigung durch die preußische Regierung

Kunstwerke

  • Skulptur Albertus Magnus von Gerhard Marcks aus dem Jahre 1956, zu finden auf dem Albertus-Magnus-Platz vor dem Haupteingang. 1965 erfolgte ein Zweitguss für die Universität Bogota, ein 3. Abguss 1970 für die University of Texas in Houston, Texas, und schließlich auf Veranlassung von Tochter Brigitte Marcks-Geck – alle aus der Werkstatt der Kunstgießerei Schmäke, Düsseldorf – 1996 ein Abguss für die Friedrich-Schiller-Universität Jena, da Marcks lange Jahre enge Beziehungen zu Thüringen hatte.
  • Skulptur Hercules von Émile-Antoine Bourdelle, zu finden im mittleren Innenhof der WiSo-Fakultät.
  • Stele von Ulrich Rückriem, 2004, zu finden auf dem westlichen Teil des Albertus-Magnus-Platzes, vor dem Philosophikum.
  • Porträt Max Scheler von Otto Dix, 1926
  • Backstein-Relief Hermes in der Fassade des von Wilhelm Riphahn geplanten und gebauten Gebäudes der WiSo-Fakultät, 1959

Museen und Sammlungen

  • GeoMuseum: Einziges naturkundliches Museum in Köln. Minerale, Edelsteine, Meteoriten, Fossilien etc. Geöffnet mittwochs 14–20 Uhr und jeden letzten Sonntag im Monat 14–17 Uhr, Zülpicher Str. 49 b
  • Theaterwissenschaftliche Sammlung in Schloss Wahn: Bilder und Texte zum europäischen Theater vom 16. Jahrhundert an, unter anderem der Nachlass von Karl Valentin. Besichtigung der archivierten Materialien nur nach (begründeter) Voranmeldung. Bibliothek öffentlich. Burgstr. 2, Köln-Porz/Wahn.
  • Musikinstrumentensammlung des Musikwissenschaftlichen Instituts: Über 80 Exponate aus Europa und Übersee. Besichtigung nach Vereinbarung.
  • Ägyptische Sammlung: Papyri, Ostraka (Schriftscherben) und Pergamente, Keramiken und Kleinplastiken. Besichtigung nach Vereinbarung, Meister-Ekkehart-Str. 7, Institut für Ägyptologie.
  • Prähistorische Sammlung (Studiensammlung): Artefakte aus sämtlichen Perioden der Ur- und Frühgeschichte auch von ausländischen Fundstätten, vom Faustkeil des Neandertalers bis zum Bronzeschwert und zu Eisenwaffen des frühen Mittelalters. Besichtigung nach Vereinbarung, Weyertal 125, Institut für Ur- und Frühgeschichte.
  • Papyrussammlung des Instituts für Altertumskunde: eine der weltweit größten Sammlungen. Nach Vereinbarung sind Gruppenführungen möglich. Uni-Hauptgebäude.
  • Barbarastollen: Unter der Aula, Hauptgebäude, wurde als Teil eines Museums für Handel und Industrie 1932 ein Bergwerksstollen aufgebaut, der nach Vereinbarung über das Institut für Arbeitsmedizin in Gruppen zu besichtigen ist.

Literatur

Universitätsgeschichte

  • Erich Meuthen: Kölner Universitätsgeschichte, Band I: Die alte Universität. Köln [u.a.]: Böhlau 1988. ISBN 3-412-06287-1.
  • Bernd Heimbüchel & Klaus Pabst: Kölner Universitätsgeschichte, Band II: Das 19. und 20. Jahrhundert. Köln [u.a.]: Böhlau 1988. ISBN 3-412-01588-1.
  • Erich Meuthen (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Band III: Die neue Universität: Daten und Fakten. Köln [u.a.]: Böhlau 1988. ISBN 3-412-01688-8.
  • Ernst Heinen: Bildnerhochschule und Wissenschaftsanspruch. Lehrerbildung in Köln 1946–1965 (Studien zur Geschichte der Universität zu Köln Band 16). Böhlau, Köln [u.a.] 2003. Rezension von Leo Haupts. In: Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte. Band 53. Dezember 2006. S. 212–214: Buchbesprechungen.
  • Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Bachem Köln 1961
  • Anna-Dorothee v. den Brincken: Stadt und Hochschule: Papst Urban IV. bestätigt 1388 die Kölner Universitätsgründung, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Band I., S. 307-312, Köln Bachem 1999

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c uni-köln.de: http://www.xxx abgerufen am 23. Dezember 2009.
  2. ↑ a b c d uni-köln.de: Zahlen, Daten, Fakten (PDF-Datei, 32 kB; HTML-Seite).
  3. ↑ Gründungsurkunde in: v. den Brincken, Stadt und Hochschule, Quellen der Stadt Köln Bd. 1, S.308/309
  4. ↑ v. den Brincken, a.a.O.
  5. ↑ Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Bachem Köln 1961, S. 35f.
  6. ↑ Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, a.a.O., S. 50ff.
  7. ↑ v. den Brincken, a.a.O.

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Kurköln  -  Kurfürstentum Köln

Kurköln (auch: Erzstift und Kurfürstentum Köln) war eines der ursprünglich sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es bildete den weltlichen Herrschaftsbereich der Erzbischöfe von Köln und ist von deren sehr viel größerem Erzbistum zu unterscheiden, zu dem mehrere Suffraganbistümer und weitere Gebiete gehörten, die nur der geistlichen, nicht aber der staatlichen Gewalt des Erzbischofs unterstanden.

Das Kurfürstentum existierte von der Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 und gehörte von 1512 an zum Kurrheinischen Reichskreis. Seine Kerngebiete lagen links des Rheins zwischen Andernach und Rheinberg. Das nordöstlich gelegene Vest Recklinghausen bildete eine kurkölnische Exklave. Ebenfalls zum Kurfürstentum gehörte das Herzogtum Westfalen mit dem Schwerpunkt im Sauerland, das aber in erheblichem Maße Selbstverwaltungsrechte und andere Privilegien bewahren konnte.

Kurköln grenzte an die Herzogtümer Berg, Jülich, Geldern und Kleve. Seine Haupt- und Residenzstadt war seit 1597 Bonn. Weitere wichtige Verwaltungszentren waren Neuss, Ahrweiler und Andernach.

Geschichte

Entstehung von Bistum und Erzstift

Schon vor dem Jahr 313 war das römische Köln Sitz eines Bistums. Nach der Eroberung durch die Franken um 450 wurde es zum Erzbistum erhoben. Ihm unterstanden die Suffraganbistümer Lüttich, Münster, Osnabrück und Minden sowie bis 834 Hamburg-Bremen und bis 1559 Utrecht.

Um die alten Römerstädte im Rheinland – darunter Bonn, Köln, Jülich, Neuss und Xanten – hatten die Erzbischöfe bereits früh weltliche Güter und Grundherrschaften erworben. Später kamen Besitzungen in Westfalen hinzu, mit Schwerpunkten um Soest, Medebach und Attendorn. Viele alte Besitzungen wurden für die Ausstattung von Klöstern und Stiften abgegeben oder ging im 11. Jahrhundert nach ihrer Vergabe als Lehen verloren.

Die allmähliche Herausbildung der weltlichen Besitztümer und Rechte des Erzbistums zum Kurstaat hängt eng mit der des ottonisch-salischen Reichskirchensystems zusammen: Nach Aufständen mehrerer Herzöge, darunter zwei seiner eigenen Brüder, übertrug Otto der Große 953 seinem Bruder Brun die Stadt und das Erzbistum Köln zusammen mit dem Herzogtum Lothringen. Ein Teil dieses Herzogtums, ein etwa 25 Kilometer tiefer Streifen am linken Rheinufer, der von Rolandseck im Süden bis Rheinberg im Norden reichte, blieb den Nachfolgern Bruns als weltlicher Besitz, in dem sie die Landeshoheit ausübten. Ihre Stellung als wichtige Stützen des Reichs und der Reichskirche nutzten sie, um sich gegenüber anderen rheinischen und westfälischen Machthabern wie den lothringischen Pfalzgrafen oder den Grafen von Werl zu behaupten.[1]

Hohes Mittelalter

Nach dem Tod Heinrichs III. und als Folge der Unsicherheit des Investiturstreits begannen die Erzbischöfe einen weltlichen Herrschaftsbereich aufzubauen und konkurrierende Interessen zurück zu drängen. Unter Anno II. wurden die eigentlichen Grundlagen des späteren Kurstaates gelegt. In dieser Zeit wurden die Macht der Ezzonen beschnitten und ihnen Siegburg genommen. Erweitert wurde das Kerngebiet 1067 durch das Reichsgut um Andernach, später um Deutz, Godesberg, Amt Altenwied mit Linz am Rhein, und die Grafschaft Liedberg. Im Jahr 1075 kamen auch Aspel und Rees am rechten Niederrhein hinzu. Ansätze zu einer festeren kölnischen Herrschaft im südlichen Westfalen gehen auf die Zeit von Friedrich I. von Schwarzenburg zurück, dem es gelang den Grafen von Arnsberg erhebliche Rechte zu entreißen.

Dieses Territorium wurde unter Erzbischof Philipp I. von Heinsberg noch einmal mehr stark vergrößert. Die Erzbischöfe stiegen in dieser Zeit zur stärksten regionalen Macht auf.[1]

Im Rheinland wurde den Erzbischöfen 1151 endgültig die ripuarische (rheinische) Herzogswürde verliehen, die sie zur weiteren Bekräftigung ihrer Machtstellung nutzten.[2]Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh dem Bischof 1180 mit der Gelnhäuser Urkunde für seine Loyalität im Kampf gegen Herzog Heinrich den Löwen das Herzogtum Westfalen und Engern. Dazu kam um 1230 das Vest Recklinghausen. Allerdings gelang es den Kurfürsten von Köln nicht, die beiden getrennten rheinischen und westfälischen Landesteile zu einem geschlossenen Territorium zu vereinigen.

Erzbischof Konrad von Hochstaden erweiterte das Erzstift nach Süden, in dem er ihm die Besitzungen seiner eigenen Familie hinzufügte, die mit ihm ausstarb. Unter ihm erreichte Kurköln seine größte Machtfülle. Da er sich früh gegen Kaiser Friedrich II. gestellt und auf die Seite des Papstes geschlagen hatte, erlangte der Erzbischof dessen besonderes Vertrauen. Der erklärte ihn und seine Nachfolger zu apostolischen Legaten qua Amt. Hochstaden galt als Königsmacher, eine Machtstellung, die seine Nachfolger jedoch nicht behaupten konnten.

Im Limburger Erbfolgestreit unterlag Erzbischof Siegfried von Westerburg 1288 in der Schlacht von Worringen einem Bündnis des Herzogs von Brabant, der Grafen von Jülich, Kleve und Berg sowie der Bürgerschaft von Köln und verlor die Herrschaft über seine eigene Bischofsstadt. Köln selbst gehörte damit nicht mehr zum Kurstaat, sondern galt fortan als Freie Reichsstadt mit Sitz und Stimme im Reichstag. Schon Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg hatte die Stadt Köln verlassen. Seine Nachfolger residierten von 1597 bis zum Ende des Kurstaats hauptsächlich in Bonn.

Im 12. Jahrhundert war der weltliche Herrschaftsbereich des Erzbischofs zwar ein damals beachtliche Machtbereich, aber er war noch ein vorterritoriales Gebilde, ohne feste Grenzen. Es definierte sich im Wesentlichen noch über die Ausübung herrschaftlicher Rechte. Der Beginn zur Ausbildung einer festen Landesherrschaft setzte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Zu dieser Zeit kam erstmals auch die Bezeichnung Stift für das erzbischöfliche Herrschaftsgebiet auf. Von großer Bedeutung für die Durchsetzung einer territorialen Herrschaft waren die Städte und die Burgen des Erzbischofs. Auch die verschiedenen Rheinzölle spielten für die Durchsetzung der Landesherrschaft eine wichtige Rolle.[3]

Spätes Mittelalter

Im Jahr 1368 erwarb Kurköln die Grafschaft Arnsberg im Sauerland. Dieses Gebiet wurde zum territorialen Kern des Herzogtums Westfalen. Die Stadt Arnsberg wurde Sitz des Landdrosten als Vertreter des Landesherren, (Neben-)Residenz des Kurfürsten und Tagungsort des Landtags für das Herzogtum. Massive Versuche auch das benachbarte Bistum Paderborn einzuverleiben scheiterten.

Im Rheinland reichte das Stift im späten Mittelalter von Rheinsberg im Norden bis nach Andernach im Süden, von Nürburg im Westen bis nach Altenried im Osten. Unterteilt war es in das Oberstift nördlich von Köln und das Unterstift südlich von Köln.[4] 1314 erwarb der Kurstuhl die Köln benachbarte Grafschaft Hülchrath, mit der in den rheinischen Gebieten die territoriale Lücke zwischen dem Ober- und dem Niederstift geschlossen wurde, und gleichfalls im 14. Jahrhundert das Land Linn bei Krefeld.

Zur Zeit von Walram von Jülich fällt zwischen 1332 bis 1349 die systematische Einführung der Ämterverfassung. Wilhelm von Gennep und Friedrich III. von Saarwerden haben die Verwaltungsorganisation vollendet. Auf lokaler Ebene wurden Amtskellner zuständig für die Einnahme der Steuern eingesetzt. Richter und Vögte waren den Amtmännern für den Bereich der Justiz beigeordnet.[4]

Die überspannte Machtpolitik Erzbischof Dietrichs II. von Moers hatte nachhaltige Folgen. In der Soester Fehde von 1444 bis 1449 verlor der Kurstaat die Herrschaft über Soest und Xanten an die Grafschaft Kleve. Das Streben nach einem geschlossenen Territoriums und eine verfehlte Wirtschaftspolitik führten seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zunehmend zum Ruin und damit zeitweise zur politische Handlungsunfähigkeit Kurkölns. Zwar gab es noch kleinere territoriale Erwerbungen, insgesamt aber war die territoriale Entwicklung seit Mitte des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Kurköln bestand aus einem etwa 100 km langen und 25 km breiten Landstreifen am Rhein, der das eigentliche Kurfürstentum bildete, sowie aus dem Herzogtum Westfalen und dem Vest Recklinghausen.

Die hohe Verschuldung des Erzstifts durch Dietrich von Moers führten dazu, dass die Landstände im rheinischen und westfälischen Teil des Kurstaates 1463 Erblandesvereinigungen erzwangen. Diese bildeten eine der zentralen Grundgesetze des Landes bis zu seinem Ende. Jeder neue Erzbischof hatte bei seiner Wahl die Bestimmungen zu beschwören. Sie schrieben unter anderem die Beteiligung des Domkapitels und der übrigen Landstände an zentralen politischen Entscheidungen, wie die Erklärung von Kriegen und die Bewilligung von Steuern fest.

Als erster hat Ruprecht von der Pfalz die Erblandesvereinigungen beschworen, sich bald aber nicht mehr dran gehalten. Als er das an das Domkapitel verpfändete Zons besetzten ließ, beanspruchten die Stände das in der Erblandesvereinigung verbriefte Widerstandsrecht für sich und bestimmten Hermann von Hessen als Stiftsverweser. Beide Seiten hatten Unterstützer innerhalb des Staates und von außen. Die Hessen unterstützen Hermann, Karl der Kühne stand auf Seiten von Ruprecht. Es kam zur Kölner Stiftsfehde in deren Verlauf es zur langen Belagerung von Neuss kam. Nach der Gefangennahme durch hessische Truppen hat Rupprecht sein Amt aufgegeben.[5]

Frühe Neuzeit

Reformation und Gegenreformation

Unter Hermann V. von Wied kam es in den 1540er Jahren zum Versuch im Kurstaat die Reformation einzuführen (Kölner Reformation). Er traf dabei auf Widerstand insbesondere aus Reihen des Domkapitels und der Kölner Universität, aber fand auch Unterstützung durch Grafen, Städte und Ritterschaft auf dem Landtag von 1543. In Städten wie Bonn, Neuss, Kempen und Kaiserwerth wurde die reformatorische Predigt eingeführt. Insbesondere die Niederlage der protestantischen Fürsten im Schmalkaldischen Krieg und damit die fehlenden Unterstützung von außen führten zum Scheitern und zum Amtsverzicht Hermanns.

Auch nach dem Scheitern von konnten sich im kurkölner Herrschaftsbereich Ansätze evangelischer Gemeinden halten. Adolf III. von Schaumburg versuchte mit mäßigen Erfolg dem durch Ansätze von Kirchenreformen (Provinzialsynode, Visitiationen usw.) und Bekämpfung des Protestantismus entgegen zu wirken. In Städten wie Bonn, Kempen und Neuss und einigen Unterherrschaften konnte sich evangelisches Leben gestützt auf die lokalen Herrschaftsträger sogar stabilisieren. Die folgenden Kurfürsten taten wenig, um den Protestantismus zurück zu drängen. Unter Salentin von Isenburg kam es zu einer Visitation, die zusätzlich zu den protestantisch gewordenen Gemeinden und Herrschaft in 40 von 180 Pfarreien lutherische, Calvinistische oder täuferische Spuren feststellte. Allerdings war nur eine kleine Minderheit der Pfarrer klar protestantisch.[6]

Unter Gebhard I. von Waldburg kam es in den 1580er Jahren noch einmal zu einem Versuch das Erzstift in eine weltliches Fürstentum umzuwandeln und die Reformation einzuführen. An seiner Stelle wurde Ernst von Bayern vom Domkapitel zum neuen Erzbischof und Landesherren gewählt. Gebhardt leistete Widerstand und wurde im Kölnischen Krieg besiegt. Nach dem Sieg von Ernst von Bayern setzten sofort gegenreformatorische Maßnahmen ein. Nur in wenigen Gemeinden konnte sich die Reformation behaupten.[6]

Seit Ernst von Bayern wurde das Kurfürstentum zwischen 1583 und 1761 durchgehend von Erzbischöfen aus dem bayerischen Haus Wittelsbach regiert. Dieses konnte so seinen politischen Einfluss im Nordwesten des Reiches erweitern. Zudem verfügte die Familie damit über einen Sitz im Kurfürstenkollegium. In kirchenpolitischer Hinsicht kam es im wesentlichen erst unter Ferdinand von Bayern zu kirchlichen Reformen. Er hat insbesondere die Jesuiten, aber auch Kapuziner und andere Orden gefördert. Seit 1584 war Köln einer päpstlichen Nuntiatur, die zu einem wichtigen Motor der Gegenreform und Kirchenreform wurde.[7] Zur Zeit Ferdinands war Kurköln insbesondere zwischen 1626 und 1631 eines der Zentren der Hexenverfolgung.[8]

Entwicklung im 17./18. Jahrhundert

Als Sekundogenitur der Wittelsbacher unterstützte Kurköln in der Regel die meist pro-französische und anti-habsburgische Politik der Herzöge und Kurfürsten von Bayern. Insbesondere Maximilian Heinrich von Bayern richtete seine Politik auf Frankreich und gegen das Reich aus. Er verbündete sich 1671 mit Ludwig XVI. und nahm am Krieg gegen die Niederlande teil. Dieses Politik führte zu einer starken Belastung des Staates. Gleichzeitig trieb Max Heinrich auch die kirchliche Reformpolitik voran.

In die Zeit der wittelsbachischen Sekundogenitur fällt im Wesentlich auch die Modernisierung der staatlichen Spitze mit absolutistischen Tendenzen. Erst unter Ferdinand von Bayern kam es unter Umgehung der Erblandesvereinigung im 17. Jahrhundert zur Einführung eines ständigen Hofrates an dem auch das Domkapitel beteiligt wurde. Außerdem hat er einen geheimen Rat gegründet, der ausschließlich dem Kurfürsten verantwortlich war und sich zum eigentlichen zentralen Regierungsgremium entwickelte.

Außenpolitisch war das 18. Jahrhundert von wechselnden Bündnissen geprägt. Dabei spielten nicht zuletzt die Höhe der Subsidien eine Rolle. In wirtschaftlicher Hinsicht, blieb die Entwicklung begrenzt. Dagegen entfalteten die Kurfürsten eine prächtige Hofhaltung. In die Zeit von Joseph Clemens von Bayern fiel im Rahmen des pfälzischen Krieges die Zerstörung von Bonn. Er hat 1701 die Seiten gewechselt und sich mit Ludwig XVI. verbündet. Vom Reich geächtet, musste er ins französische Exil gehen. Nach der Rückkehr 1715 hat er den Wiederaufbau Bonn und der kurfürstlichen Schlösser planen lassen, erlebte aber nicht mehr deren Vollendung. Sein Nachfolger Clemens August I. von Bayern hat oftmals die Bündnisse gewechselt. Er hat prachtvolle Schlösser und Gärten errichten lassen. Insgesamt aber hat er die Einkünfte auch für eine übertriebene Hofhaltung, für Jagden verschwendet. Mit Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels endete die Zeit der bayerischen Prinzen als Kurfürsten. Der neue Kurfürst hat eine energische Sparpolitik betrieben und 1777 die Akademie Bonn, seit 1784 Universität, gegründet. Unter Maximilian Franz von Österreich kam es im Sinn der katholischen Aufklärung zu zahlreichen Reformen in fast allen Politikbereichen aber insbesondere im Bildungswesen. Die Universität in Bonn wurde ausgebaut, die Schulbildung und Lehrerausbildung verbessert.[9]

Das Ende des Kurstaats

Im Frieden von Lunéville wurden 1801 alle linksrheinischen Gebiete Kurkölns an das napoleonische Frankreich abgetreten. Die rechtsrheinischen Territorien wurden als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 säkularisiert und auf die Herzogtümer Nassau und Hessen-Darmstadt sowie auf die Grafschaft Wied-Runkel aufgeteilt. Damit endete die Geschichte Kurkölns drei Jahre bevor auch das Reich 1806 zu bestehen aufhörte.

Bis auf die nassauischen Gebiete fiel das gesamte Territorium des früheren Kurstaats auf dem Wiener Kongress 1815 an Preußen. Sie gehörten zunächst zur Provinz Jülich-Kleve-Berg und ab 1822 zur Rheinprovinz. Das ehemalige Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen gehörten dagegen zur Provinz Westfalen. Seit 1946 gehören die Gebiete des Kurfürstentums Köln zum Teil zum Bundesland Nordrhein-Westfalen und zum Teil zu Rheinland-Pfalz.

Institutionen

Kurfürst und Hofhaltung

Bereits seit 1028 stand dem Erzbischof von Köln das Recht der Königskrönung zu, da die damalige Krönungsstadt Aachen in seiner Erzdiözese lag. Seit 1031 war er zudem Erzkanzler für Reichsitalien. Zusammen mit den beiden rheinischen Erzbischöfen von Trier und Mainz sowie mit dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Markgrafen von Brandenburg, dem Herzog von Sachsen und dem König von Böhmen bildeten sie das ursprünglich siebenköpfige Kurfürstenkollegium. Dieses hatte seit dem 13. Jahrhundert das alleinige Recht zur Wahl des deutschen Königs.

Der Kölner Erzbischof wurde vom Domkapitel gewählt. Zur Erlangung aller bischöflichen und weltlichen Rechte bedurfte es aber der päpstlichen Bestätigung und der Belehnung mit den weltlichen Regalien durch den Kaiser. Insbesondere seit der Goldenen Bulle Karl IV. von 1365 hatten die Kurfürsten bedeutende Vorrechte gegenüber anderen Fürsten. Darunter war auch die uneingeschränkte Gerichtshoheit. Mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges hatten sie als Reichsfürsten das Recht äußere Bündnisse einzugehen, auch ihre inneren Unabhängigkeit vom Kaiser wurde noch einmal gestärkt. Im Inneren wurden die landesherrlichen Rechte jedoch erheblich von den Ständen, insbesondere vom Domkapitel, eingeschränkt. Bezeichnend war, dass der Kurfürst für die Einberufung eines Landtages der Zustimmung des Domkapitels bedurfte, umgekehrt konnte dieses notfalls ohne Zustimmung des Landesherren eine solche Versammlung einberufen. Trotz Verbots durch Innozenz XII. im Jahr 1695 hatten die Erzbischöfe bei ihrer Wahl dem Domkapitel in einer Wahlkapitulation dessen alten Vorrechten garantieren müssen. [10] Den Ständen insgesamt musste er durch die Beschwörung der Erblandesvereinigung von 1463 beziehungsweise 1590 Mitsprache in zentralen Bereichen wie der Erklärung von Kriegen oder der Erhebung von Steuern einräumen. Selbst grundlegende Veränderungen der Religion etwa die Einführung der Reformation bedurfte der Zustimmung der Stände.

Trotz dieser faktischen Machtbeschränkung existierte in der frühen Neuzeit ein großer Hofstaat, der unter Joseph Clemens von Bayern nach dem Vorbild absolutistischer Staaten insbesondere des französischen Hofes in Versailles umgestaltet wurde. Zur Zeit von Clemens August I. von Bayern erhielt er seine bis zum Ende des Kurstaates weitgehend gültige Gestalt. Gleichzeitig wurde die Hofhaltung von den Regierungsbehörden stärker geschieden. An der Spitze des Hofes stand der Obrist-Landhofmeister. Unter ihm gab es mehrere Stäbe. Die alten aus dem Mittelalter stammenden Hofämter hatten nur noch repräsentative Funktionen und waren in hochadeligen Familien erblich. Der Bonner Hof war im 18. Jahrhundert der wohl prachtvollste in ganz West- und Norddeutschland. Allerdings standen die Kosten in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Staates. Die Kurfürsten waren nicht selten zur Finanzierung auf Subsidien auswärtiger Mächte angewiesen, die dafür meist politische Gegenleistungen einfordern konnten. Unter Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels und Maximilian Franz von Österreich wurden trotz des Festhaltens an der Grundstruktur des Hofes zahlreiche Einsparungen vorgenommen.[11]

Domkapitell

Im Kurfürstentum Köln bildete das Domkapitel als 1. Stand das höchste Leitungsgremium des Bistums und des Erzstifts unter dem Erzbischof. Nach dessen Tod einen Nachfolger zu wählen war seine wichtigste Befugnis. Bis zum Ausgang des Mittelalters bestand es aus 72 Mitgliedern, von denen jedoch nur 24 wahlberechtigte Kapitulare waren. Später sank ihre Zahl auf 24 wahlberechtigte Kanoniker und 24 Domizellare. Papst und Kaiser besaßen zudem noch ein Ehrenkanonikat, das ihnen eine Mitsprache bei der Neubesetzung des Bischofsamtes ermöglichte.

Das Kapitel teilte sich in 16 Domgrafen (oder Domherren) und 8 Priesterherren auf. Nur Domgrafen durften die Ämter des Dompropstes, des Domdechanten, des Vizedechanten, des Chorbischofs, des Scholasters, des Diakonus senior und des Diakonus junior bekleiden. Um in das Domkapitel aufgenommen zu werden, mussten sie 16 regierende adlige Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits aufweisen und die Subdiakonenweihe empfangen haben. Lediglich der Domdechant, der das Kapitel leitete, musste die Priesterweihe erhalten haben. Da die meisten Domherren mehrere Kanonikate in unterschiedlichen Bistümern besaßen, residierten nur wenige tatsächlich in Köln. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen zudem viele Domgrafen aus schwäbischen Familien, so dass das Kapitel von Landfremden beherrscht wurde.

Seit 1218/19 stieg die Zahl der ebenfalls wahlberechtigten Priesterherren auf 7, später auf 8 an. Neben der Priesterweihe mussten sie spätestens seit dem 15. Jahrhundert einen akademischen Grad in Theologie oder Jurisprudenz vorweisen. Da sie für gewöhnlich alle an der Domkirche residierten, waren sie den Domgrafen an Zahl meist überlegen, so dass sie das eigentliche politische Willenszentrum des Kapitels darstellten. Im Gegensatz zu den Domgrafen entstammten die Priesterherren stets der Stadt Köln oder ihrem Umland. Da mehrere Kanonikate der Universität Köln inkorporiert worden waren, vergab sie diese zur Besoldung an ihre Professoren.

Das Domkapitel ergänzte sich im Wesentlichen durch Kooptation. Der Erzbischof hatte auf die Zusammensetzung kaum Einfluss. Bei allen Spannungen zwischen Kurfürst und Domkapitel bekleideten die Domherren oft auch wichtige weltliche Ämter im Kurstaat.[10]

Nach der Säkularisation wurde das Domkapitel auf 16 Stellen und zwei Dignitäten - Dompropst und Domdechant - beschränkt. Von diesen sind bis heute vier als nichtresidierende Domherren an der Domkirche tätig.

Premierminister

Der "Premierminister" oder "Erste Minister" war der leitende Minister Kurkölns. Das Amt wurde im 17. Jahrhundert geschaffen, da sich die Erzbischöfe meist nicht selbst um die Politik kümmerten. So war der Premierminister der eigentliche Regent. Erst unter dem dem letzten Kurfürsten, Maximilian Franz von Österreich, der selbst die Regierungsgeschäfte wahrnahm, war das Amt nur noch ein nominelles. Der Premierminister wurde vom Erzbischof frei eingesetzt und bekleidete zumeist auch das oberste Amt am Hof, das des Obristlandhofmeisters.

  • 1650–1682: Franz Egon Graf von Fürstenberg
  • 1682–1688: Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg
  • 1688–1719: Johann Friedrich Karg von Bebenburg
  • 1723–1733: Ferdinand von Plettenberg
  • 1733–1750: Ferdinand Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen
  • 1751–1755: Hermann Werner von der Asseburg
  • 1756–1766: Franz Christoph Anton von Hohenzollern-Sigmaringen
  • 1766–1784: Caspar Anton von Belderbusch
  • 1784–1785: Carl Otto Ludwig Theodat von und zu Gymnich

Räte

Wie in anderen Ländern des Reiches, so oblag auch in Kurköln die eigentliche Landesverwaltung in der frühen Neuzeit verschiedenen Rats-Kollegien. Da ihre Aufgabenverteilung nie eindeutig von einander abgegrenzt wurde, kam es immer wieder zu Überschneidungen und Streitigkeiten zwischen den einzelnen Gremien. Deren Mitglieder, die Räte, waren heutigen Staatssekretären vergleichbar. Man unterschied dabei zwischen wirklichen Räten, die sich tatsächlich mit der Politik des Landes befassten und den "normalen" Räten, welche ihren Titel ehrenhalber trugen und oftmals gegen Bezahlung erhalten hatten. Die verschiedenen Kollegien waren:

  • das Geheime-Rats-Kollegium, das von einem Geheimen Ratskanzler und bei dessen Abwesenheit vom ältesten Geheimrat geleitet wurde;
  • das Geistliche-Rats-Kollegium mit einer eigene Kanzlei, das von einem Präsidenten geleitet wurde und dessen Verwaltung ein Direktor vorstand;
  • das Hofrats-Kollegium, das aus zwei Verwaltungssträngen bestand, denen beiden der Hofratspräsident vorstand. Während die Hofräte und die Hofratskanzlei durch einen Direktor geleitet wurden, stand die Leitung des Hohen Weltlichen Schöffengerichts zu Bonn dem dortigen Obervogt zu;
  • das Hofkammer-Rats-Kollegium, das ebenfalls zwei Stränge umfasste, denen beiden ein Präsident vorstand. Während Hofkammerräte und Hofkammerkanzlei zur den Direktor der Hofkammer geleitet wurden, unterstand die "Münze" dem Landrentmeister;
  • das Kriegs-Rats-Kollegium. Unter einem Präsidenten stehend, wurden Kriegsräte und Kriegsratskanzlei durch einen Direktor geleitet.

Der Landtag

Bis zur Auflösung des Kurstaates bildeten die 3 jährlichen Landtage im Erzstift, dem Herzogtum Westphalen und dem Vest Recklinghausen die Ständevertretung. Sie waren von einander unabhängig und tagten jeweils für sich. Der wichtigste von ihnen war der Landtag des Erzstiftes, welcher für gewöhnlich im Bonner Minoritenkloster tagte. Er bewilligte dem Kurfürsten die Erhebung der jeweiligen Steuern und wurde von den Landständen von Westfalen und Recklinghausen als passiven Zuhörern besucht.

Im ausgehenden Mittelalter bildeten sich im eigentlichen Erzstift vier Landstände: Domkapitel, Grafen, Ritter und Städte.

  1. Stand: Das Domkapitel, welches 4 seiner Mitglieder in den Landtag entsandte.
  2. Stand: Die Inhaber eines Rittersitzes, welche seit wenigstens vier Generationen dem reichsunmittelbaren Adel angehörten. Sie wurden auch Grafenstand genannt.
  3. Stand: Die Inhaber wenigstens einer der 227 Rittersitze des Erzstifts, wenn sie zugleich ihren Adel nachweisen konnten. Der Besitz eines Rittersitzes ohne Adelsnachweis alleine reichte nicht aus.
  4. Stand: Er bestand, abgesehen von Deutz und Alpen, aus allen 18 Städten des Erzstiftes. In ihm stellte Andernach das Direktorium für das Oberstift und Neuss das Direktorium für das Niederstift. Während die Direktorialstädte drei Abgeordnete entsandten, konnten die Unter-Direktorialstädte Ahrweiler, Linz am Rhein, Rheinberg und Kempen lediglich zwei entsenden.
  5. Grundsätzlich fand der Landtag einmal im Jahr statt, zumeist in der ersten Hälfte eines Jahres. Vor seiner Einberufung musste der Kurfürst die Zustimmung des Domkapitels einholen, was gewöhnlich vier Wochen vor dem Tagungstermin geschah.

Zu Beginn der Tagung hörten alle Teilnehmer die Messe zum Heiligen Geist. Mit der anschließenden Verlesung der Landtagsproposition wurden die Sitzungen formell eröffnet. Danach begaben sich die Teilnehmer, nach Ständen getrennt, in ihre Sitzungszimmer.

Während der ersten Woche verhandelte man vorrangig die Gravamina. Hierbei handelte es sich überwiegend um Beschwerden über Verletzung der Rechte der Landstände durch die kurfürstlichen Regierungsorgane. Zur zweiten Phase, der Geldbewilligung, ging man erst über wenn der Kurfürst Resolutionen erlassen hatte, die den Forderungen der Landstände entsprachen. Dies geschah nicht bei allen Ständen gleichzeitig, da sie unabhängig voneinander berieten. Nach der Frage der Geldbewilligung behandelte man Eingaben einzelner Untertanen.

Bei den Abstimmungen unter Domherren, Grafen und Rittern galt das Mehrheitsprinzip, bei den Städten dagegen gab es erhebliche Unterschiede in der Gewichtung. Hier zählte die Stimme einer Direktorialstadt alleine schon soviel wie die Stimmen aller Unterstädte zusammen.

Die Meinungsbildung des Landtags erfolgte grundsätzlich von den niederen zu den höheren Ständen, also von den Städten über die Ritter und Grafen bis zum Domkapitel. Zunächst mussten sich die Städten mit den Rittern, dann die Ritter mit den Grafen und in einem letzten Schritt die Grafen mit den Domherren auf eine gemeinsame Haltung einigen. Wich ein höherer Stand mit seiner Haltung in einer bestimmten Frage von den vor ihm abstimmenden Stände ab, so mussten diese erneut verhandeln. Das gesamte Procedere begann noch einmal von neuem. Kam wieder keine Einigung zustande, so teilte man dem nächsthöheren Stand bzw. der kurfürstlichen Regierung die voneinander abweichenden Voten mit.

Das umständliche Verfahren stärkte die höheren Stände bei der Durchsetzung ihrer Interessen. Gleichzeitig sollte es aber gewährleisten, dass der jeweils höhere Stand in seine Entscheidungen automatisch die der unteren Stände mit einfließen ließ. Dem lag die allgemein verbreitete staatsrechtliche Vorstellung zu Grunde, dass das Land dem Landesherrn "unavoce", also mit einer Stimme, gegenüber treten müsse.

Während die Kurfürsten im Kerngebiet ihres Territoriums mit einem gewissen Erfolg die Mitbestimmungsrechte der Landtage zugunsten einer absolutistischen Herrschaftsauffassung zu beschneiden wussten, gelang ihnen dies in den Nebenländern insbesondere im Herzogtum Westfalen nur in einem geringen Maße. Dort bewahrte sich der Landtag bis zum Ende des alten Reiches erheblichen Einfluss.

Territorialverwaltung

Ämter

Ein Amt war ein fest umschriebener Bereich. Hier hatte der Erzbischof die Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit. Von diesen Bereichen waren die in ihnen gelegenen Unterherrschaften und Herrlichkeiten ausgenommen. Die Größe der Ämter war relativ unterschiedlich. Kleine Ämter bestanden oft nur aus einer Stadt mit ihrem unmittelbaren Umland (Meckenheim, Rhens), einer Stadt mit einigen Gemeinden des Umlandes (Rheinbach, Zülpich, Deutz, Zons) oder auch mehreren Landgemeinden (Godesberg, Mehlem, Wolkenburg, Zeltingen, Alken, Königsdorf). Oftmals waren in einem Amt nicht alle Verwaltungsämter besetzt und manchmal noch nicht einmal das des Amtmannes. Jener war oftmals zugleich Amtmann eines anderen, benachbarten Amtes. Es gab aber auch große Ämter wie Bonn, Altenwied, Kempen-Oedt, die stets einen vollständigen Beamtenstab besaßen.

Für gewöhnlich stand an der Spitze eines Amtes der Amtmann, der jederzeit ablösbar war und bis zum Ende des Kurstaates stets aus dem Ministerialadel genommen wurde. Oftmals schon zu frühen Zeiten in ihren Amtsgeschäften von Unteramtmänner vertreten, wurden seit dem 17. Jahrhundert an ihre Stelle reguläre Amtsverwalter berufen. Hierbei behielten die Amtmänner jedoch den Titel eines solchen. Zu den Aufgaben des Amtmannes gehörte der militärische Schutz des ihm anvertrauten Amtes, der Bewohner und der hoheitlichen und nutzbaren Rechte des Erzbischofs nach außen. Auch Rechtsfrieden, Sicherheit und Ordnung nach innen waren ihm unterstellt. Mit einem festen Amtssitz versehen, erhielt für die Kosten seiner Amtsführung regelmäßige Einkünfte, die für gewöhnlich den im Amt anfallenden Einnahmen des Landesherren entnommen wurden. In späteren Zeiten erhielt er auch ein festes Gehalt. Saß er im 13. Jahrhundert noch dem Gericht vor, so wurde das Amt eines Richters doch bald personell getrennt und nun durch die landesherrliche Richter, Schultheißen und Vögte versehen, welche jedoch häufig auch zugleich Amtsverwalter oder Kellner waren.

Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts finden wir auch das Amt des Kellners. War er im Ursprung nur für den Unterhalt des Personals auf den Amtsburgen zuständig, so waren doch bald alle landesherrlichen Einkünfte seine Zuständigkeit. Im Ursprung auch oft durch schriftkundige Geistliche verwaltet, gelangte die tatsächliche Amtsführung seit dem 18. Jahrhundert häufig in die Hände eines treuhändlichen Verwalters.

Unterherrschaften

In den Unterherrschaften wurde die Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit häufig durch einen Adligen, der für gewöhnlich nicht in anderen Territorien belehnt war, ausgeübt. Die Unterherrschaft war keinem Amt unterworfen, sondern bildete ein eigenständiges Lehnsgebilde. So konnte der Erzbischof weder Bede noch Schatz als landesherrliche Steuern einfordern und lediglich eine lockere Schutzfunktion geltend machen. Auch ständige juristische Kleinkriege führten nicht zum erhofften Ziel einer vollen Landeshoheit des "Unterherren". Entsprechend griffen die landesherrlichen Verordnungen des Erzbischofs, seine Edikte bezüglich Steuererhebungen, Jagdausübung, Gerichts-, Rechts-, Brüchten-, Polizei- und Taxenverordnungen auch hier.

Herrlichkeiten

Bei den Herrlichkeiten handelte es sich um die 227 Rittersitze mit ihren Appertinenzien, deren Inhaber zumeist die Niedergerichtsbarkeit besaßen. Sie waren von der Bede, dem Schatz und den Dienstpflichten gegenüber dem Erzbischof als Landesherrn ausgenommen.

Städte

Die Städte Kurkölns bildeten Gebietskörperschaften, denen durch Privilegien ein Recht auf eine weitgehend selbständige Erledigung ihrer Angelegenheiten zugestanden wurde. In der Erblandesvereinigung von 1463 wurde als Städte genannt: Bonn, Andernach, Neuss, Ahrweiler, Linz, Rheinberg, Kaiserswerth, Zons, Uerdingen, Kempen, Rheinbach, Zülpich und Lechenich.[2]

Wappen

Erzbistum und Kurstaat Köln hatten folgendes Wappen: in Silber ein (häufig geständertes) schwarzes Balkenkreuz. Es erscheint auch heute noch in einer Vielzahl aktueller Kreis- und Gemeindewappen auf dem Gebiet des ehemaligen Kurstaats und seiner Exklaven Westfalen und Vest Recklinghausen.

Literatur

  • Kurköln (Landesarchiv und Gerichte), Herrschaften, Niederrheinisch-Westfälischer Kreis, Ergänzungen zu Band 1 (= Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und seine Bestände, Band 2), bearb. von Friedrich Wilhelm Oediger, Siegburg 2. Aufl. 1994 [1970].
  • Kurköln. Land unter dem Krummstab: Essays und Dokumente (= Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C: Quellen und Forschungen, Band 22; Schriftenreihe des Kreises Viersen 35a), hrsg. von NRW-Hauptstaatsarchiv Düsseldorf / Kreisarchiv Wesel / Arbeitskreis niederrheinischer Archivare, Red. Klaus Flink, Kevelaer 1985.
  • Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich (= Mittelalter-Forschungen 22), Ostfildern 2008.
  • Georg Droege: Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich von Moers (1414-1463) (= Rheinisches Archiv 50), Bonn 1957.
  • Eduard Hegel: Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung. Vom Pfälzischen Krieg bis zum Ende der französischen Zeit 1688–1814 (= Geschichte des Erzbistums Köln 4), Köln 1979.
  • Eduard Hegel: Das Erzbistum Köln. Zwischen der Restauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts. 1815–1962 (= Geschichte des Erzbistums Köln 5), Köln 1987.
  • Wilhelm Janssen: Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter. 1191–1515 (= Geschichte des Erzbistums Köln 2), 2 Halbbände, Köln 1995/2003.
  • Hansgeorg Molitor: Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe. 1515–1688 (= Geschichte des Erzbistums Köln 3), Köln 2008.
  • Wilhelm Neuss / Friedrich Wilhelm Oediger: Das Bistum Köln von den Anfängen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts (= Geschichte des Erzbistums Köln 1), Köln 1964 [1991].
  • Sabine Picot: Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden (1370-1414) (= Rheinisches Archiv 99), Bonn 1977.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Köln I/1 In: Theologische Realenzyklopädie. Bd.19. Berlin, New York, 1990 S. 290
  2. ↑ a b Monika Storm: Das Herzogtum Westfalen, das Vest Recklinghausen und das rheinische Erzstift Köln. Kurköln in seinen Teilen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1. Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S. 359
  3. ↑ Monika Storm: Das Herzogtum Westfalen, das Vest Recklinghausen und das rheinische Erzstift Köln. Kurköln in seinen Teilen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1. Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S. 359 f.
  4. ↑ a b Monika Storm: Das Herzogtum Westfalen, das Vest Recklinghausen und das rheinische Erzstift Köln. Kurköln in seinen Teilen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1. Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S. 360
  5. ↑ Monika Storm: Das Herzogtum Westfalen, das Vest Recklinghausen und das rheinische Erzstift Köln. Kurköln in seinen Teilen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1. Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S.350−352
  6. ↑ a b Hans Georg Molitor: Köln I/2 In: Theologische Realenzyklopädie. Bd.19. Berlin/New York, 1990 S. 297
  7. ↑ Hans Georg Molitor: Köln I/2 In: Theologische Realenzyklopädie. Band 19, Berlin/New York 1990, S. 298
  8. ↑ Gerhard Schormann: Der Krieg gegen die Hexen. Das Ausrottungsprogramm der Kurfürsten von Köln. Göttingen, 1991.
  9. ↑ Hans Georg Molitor: Köln I/2 In: Theologische Realenzyklopädie. Band 19, Berlin/New York 1990, S. 298 f.
  10. ↑ a b Rudolf Lill, Erwin Sandmann: Verfassung und Verwaltung des Kurfürstentums und Erzbistums Köln im 18. Jahrhundert. In: Kurfürst Clemens August. Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts. DuMont Schauberg, Köln 1961, S. 47, (Ausstellungskatalog, Schloss Augustusburg zu Brühl)
  11. ↑ Rudolf Lill, Erwin Sandmann: Verfassung und Verwaltung des Kurfürstentums und Erzbistums Köln im 18. Jahrhundert. In: Kurfürst Clemens August. Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts. DuMont Schauberg, Köln 1961, S. 48-50, (Ausstellungskatalog, Schloss Augustusburg zu Brühl)
  12.  

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Kölner Domkapitel

Das Hohe Dom-, Kathedral- und Metropolitankapitel zu Köln ist ein Kollegium von Geistlichen, das den Bischof von Köln bei der Leitung der Diözese unterstützt.

Ihm obliegt die Feier der Liturgie im Dom; zudem ist es als eigenständige juristische Person unter dem Bischof mit der Verwaltung der Diözese betraut.

Geschichte

Die Ursprünge des Kölner Domkapitels liegen weitgehend im Dunkeln. Es muss bereits vor 816 als festes Gremium bestanden haben, da es in diesem Jahr eine Institutio clericorum anfertigen ließ. Demnach lebten die Kleriker des Domkapitels nach der Kanonikerregel des Chrodegang von Metz.

Die klösterliche Gemeinschaft besaß einen gemeinsamen Schlafsaal (Dormitorium), ein Refektorium (Speisesaal) und eine gemeinsame Bibliothek.

Innerhalb der Dom-Immunität, dem Lebensraum der Kanoniker, gab es auch ein Hospital, einen Friedhof und zahlreiche Kapellen.

Dem Betrieb des "Domklosters" gehörten in der Mitte des 9. Jahrhunderts über 100 Personen an, die Handwerker nicht mitgezählt. Alleine für die Domkirche gab es 23 Bedienstete, im Stift kamen dazu zwei Kellermeister, ein Küchenmeister, vier Köche, ein Bäcker, zwei Bedienstete für die Kleiderkammer, zwei Schlafsaalwärter (Sie machten den jungen Kanonikern die Betten), vier Türsteher und zahlreiche andere. Selbst im 15. Jahrhundert gab es noch, obwohl der Haushalt stark verkleinert war, 15 Laienpfründen.

Noch 1244/46 gab es Ansätze eines gemeinsamen Lebens: in diesem Jahr wurde die Tischordnung geregelt und die 72 Kanoniker nach Rängen geordnet. So gab es unter ihnen 24 Praelati in ecclesia und 20 einfache Pfründen. Aus ihnen entwickelten sich später die 24 Domherren und die 20 Domizellaren. Es gab keine Beförderungen; man rückte mit dem Tode eines älteren auf.

Je ein Kanonikat war dem Papst und dem Kaiser vorbehalten.

1212/18 wurden acht Priesterkanonikate eingerichtet; später reduzierte man ihre Zahl auf sieben. Bei ihnen handelt es sich um die sogenannten Kardinalpriester, die seit 1049/52 allein das Recht hatten, an den beiden Hochaltären der Domkirche mit Dalmatik, Sandalen und Mitra die Messe zu feiern.

Bereits um das Jahr 1000 waren die Kanonikate des Kölner Domes alleine dem Hochadel des Reiches vorbehalten. Lediglich die Priesterkanonikate konnten mit "Bürgerlichen" besetzt werden.

Spätestens 1450 stand die endgültige Verfassung des Kölner Domkapitels fest.

Es bestand nun aus 24 Kapitularen und 20 (später 24) Anwärtern. Von den Kapitularen mussten 16 dem Hochadel des Reiches angehören, weshalb sie auch Domgrafen genannt wurden.

Die acht weiteren Kanonikate sollten an Priester mit akademischem Grad vergeben werden. Die Domizellare, also Anwärter, gehörten ebenfalls dem Hochadel an. Die Domgrafen mussten zumindest die Weihe zum Subdiakon besitzen. Höhere Weihen waren für sie nicht vorgeschrieben.

Nachdem es 1346 zu einem Streit zwischen "Domgrafen" und Priesterherren gekommen war, in welchem die Domgrafen den Priesterherren das volle Kanonikerdasein absprechen wollten, kam es innerhalb des Kapitels zu keinem derartigen Streit mehr und die Priesterherren wurden als volle Kanoniker anerkannt.

Wie in vielen Kanonikerstiften, so begann auch im Hochmittelalter die Emanzipation der Kanoniker von den Prälaten. In zwei Schritten, nämlich 1284 und 1373, wurde das Vermögen zwischen dem Dompropst und dem Domkapitel aufgeteilt.

Wenn das Kapitel im Hochmittelalter die freie Wahl des Dompropstes gegen den Papst verteidigen konnte, so verlor sie doch zwei Kanonikate an die Universität Köln.

Regelte das Kapitel seine Nachfolge im allgemeinen selbst, so wurden die "Universitätspfründen", welche allesamt zu den acht Priesterkanonikaten gehörten, von der Universität verliehen. Diese gelangten 1394 und 1437 an die Universität.

Der Zerfall der Vitacommunis (gemeinsames Leben) führte häufig zu einer mangelhaften Residenz der Domherren, welche oftmals an verschiedenen Kirchen präbendiert waren (vgl. z.B. Oswald von Hohenzollern-Sigmaringen).

Waren 1323 noch 15 Kanoniker (8 Domgrafen und 7 Priesterherren) anwesend, so sank ihre Zahl bis 1381 auf fünf Domgrafen und sieben Priesterherren. Letztere bildeten in den folgenden Jahrhunderten meist das stabilere Element des Kapitels.

Durch päpstliche Reservationen (ein mittelalterlicher Rechtsbegriff) ging dem Kapitel ab 1298/1304 das Bischofswahlrecht verloren, was es sich erst durch das Wiener Konkordat (1448/49) wieder sichern konnte. Trotzdem konnte es im Koadjutorenvertrag von 1366 erstmals eine Wahlkapitulation vereinbaren. Dieser enthielt 15 Punkte, von denen neun Vergünstigungen für das Kapitel und den Klerus enthielt, sechs bezogen sich auf die Politik des Erzstifts.

Mit jeder Wahl wurde eine neue Wahlkapitulation erstellt. Doch alle hatten immer nur ein Ziel:die Vormachtstellung des Domkapitels im Land zu stärken und den Erzbischof an sich zu binden.

Hierbei ging es nicht nur um Eigeninteressen, sondern auch um eine Absicherung des Kur-Erzstifts.

Nach dem Tode des Erzbischofs Dietrich II. von Moers (1463) setzte das Kapitel mit den Landständen die Erblandesvereinigung durch, welche weitere Verpfändungen Kurkölnischer Territorien und eine zunehmende Verschuldung des Erzstifts verhindern sollte.

Gleichzeitig verpflichtete es sich, vor der Wahl das Votum der Landstände einzuholen.

Als dessen Nachfolger, Erzbischof Ruprecht von der Pfalz, sich jedoch zunehmend gegen die eigenen Landstände wandte (er besetzte u. a. die an das Domkapitel verpfändete Stadt Zons), verbündete es sich mit diesen und versuchte seine Absetzung zu erwirken. Hierbei wandte es sich offen von seinem Erzbischof ab und wählte den nachmaligen Erzbischof Hermann IV. von Hessen zum Administrator. Diese (auch kriegerische) Auseinandersetzung ging unter dem Namen "Kölner Stiftsfehde" in die Geschichte ein.

Im Zeitalter der Reformation bildete das Domkapitel, gemeinsam mit der Kölner Universität, den Motor des Katholizismus. Energisch trat es den Protestantisierungs- und Reformierungsversuchen der Erzbischöfe Hermann V. von Wied und Gebhard Truchseß von Waldburg entgegen. Besonders Johannes Gropper machte sich hierbei einen Namen.

Kurz vor dem Tode des Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern (1688) wählte das Domkapitel den Domdechanten und Bischof von Straßburg, Kardinal Wilhelm Egon von Fürstenberg, zum Koadjutor des Erzbischofs. Da der Erzbischof jedoch noch vor der Wahlbestätigung verstarb, kam es nun zur Bischofswahl. Fürstenberg war ein enger Verbündeter des Königs von Frankreich und galt allgemein als "Reichsverräter".

Obwohl Kaiser und Papst Joseph Clemens von Bayern als Kandidaten den Vorzug gaben und der Kaiser bei einer Wahl Fürstenbergs die Verweigerung der Regalien ankündigte, erlagen große Teile des Kapitels den französischen Bestechungsgeldern und Druckmitteln (viele waren auch im französischen Straßburg bepfründet). Es kam zu einer Spaltung des Kapitels und die Anhänger des Kardinals schlossen sich mit diesem in Bonn ein. Als die Stadt militärisch genommen war, floh Fürstenberg mit den Priesterherren Eschenbrender und Quentel nach Straßburg. Die übrigen Domherren hatten sich bereits dem kaiserlichen Kandidaten angeschlossen. Die Einheit des Kapitels war wieder hergestellt.

In seiner Endphase galt das alte Domkapitel als überaus konservativ und der Aufklärung gegenüber als sehr zugeknöpft. So wurde es oftmals Zielscheibe "aufgeklärter" Kreise.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kapiteln wurde das Kölner Domkapitel am Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nicht aufgehoben. 1795, noch vor dem Einrücken der Franzosen in Köln, begab sich ein Großteil des Kapitels nach Arnsberg. Einige Kanoniker ließ man jedoch in Köln zurück, wo sie die Kapitelsrechte wahren sollten. Hierbei kam es zu Streitigkeiten. Obwohl die "Kölner" Kapitulare im Auftrag des Kapitels in Köln verblieben waren, wurde ihnen das als mangelnde Residenz angerechnet und man verweigerte ihnen die Pfründezahlungen. Denn, so die Aussage, Residenzhalten könne man lediglich in Arnsberg. Nach einigen Querelen konnte der Streit beigelegt werden.

In Arnsberg wählte das Kapitel auch noch einen neuen Domdechanten und feierte diese Wahl ausgiebig mit Empfängen und Konzert. Die Umstände der Zeit wurden ignoriert. Als 1802 Erzbischof Maximilian Franz von Österreich verstorben war, wählte man seinen Neffen Anton Viktor von Österreich zum neuen Erzbischof. Dieser lehnte jedoch aufgrund der politischen Lage ab und es blieb bei der Wahl eines Kapitularvikars, der bis zu seinem Tode in Deutz (gegenüber dem Kölner Dom) residierte und den rechtsrheinischen Rumpf der Erzdiözese verwaltete. Eine Vereinigung der Diözesen Köln und Münster, bei welcher das Kölner Domkapitel im Münsteraner Domkapitel aufgegangen wäre, lehnte man energisch ab.

Da nicht nur die Kathedrale verloren gegangen war, sondern auch die Einkünfte des Kapitels, suchte jeder Kanoniker sein Glück nun auf eigene Faust, und das Kapitel zerfiel. Vakante Stellen wurden nicht mehr besetzt und 1815 lebeten noch acht Domgrafen und vier Priesterherren in alle Winde zerstreut. Bereits 1798 hatte man die Dompropstei mangels Einkünfte nicht mehr besetzt.

Als es 1820 zur Wiedererrichtung des Kapitels kam und man den noch lebenden Kapitularen eine Stelle im "neuen" Domkapitel anbot, lehnte jeder von ihnen ab.

Nachdem die Bulle De salute animarum das Kapitel 1821 wiederherstellte, gab es sich 1830 eigene Statuten. Neu war nun die Tatsache, dass die Domkirche eine Pfarrkirche war. Zu ihrer Seelsorge hatte das Kapitel einen Pfarrer zu bestellen, so wie es auch den Pönitentiar oder Bußkanoniker zu stellen hatte.

Wie in der alten Zeit war auch jetzt das Kapitel und nicht der Erzbischof Hausherr der Kathedrale. Auch jetzt galt, neben der Tätigkeit in der Bistumsverwaltung, der Chordienst in der Domkirche als Hauptaufgabe. Faktisch kam er jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast gänzlich zum Erliegen.

Im Verlauf der Kölner Wirren übernahm das Domkapitel die faktische Regierung des Erzbistums.

Diese begann mit der Verhaftung des Erzbischofs Clemens August von Droste zu Vischering im Jahre 1837 und endete mit der Ernennung Johannes von Geissels zum Koadjutor im Jahre 1841. Hierbei hatte es sich jedoch äußerst ungeschickt verhalten. Denn die Übernahme geschah auf Weisung der preußischen Regierung, die das Kapitel nach der Verhaftung des Erzbischofs zur Wahl eines Kapitularvikars aufforderte. Obwohl der Erzstuhl besetzt war, verhielt sich das Kapitel wie bei einer Sedisvakanz. Ohne es wirklich gewollt zu haben, standen die Domherren nun wie Verbündete des Preußischen Staates da.

In eine unglückliche Lage geriet das Kapitel nach dem Tod von Kardinal Joseph Höffner (1987). Wie gewohnt sandte das Kapitel die Kandidatenliste nach Rom, wo sich nun Gewohnheitsrecht und die neuen Normen des CIC von 1983 gegenüberstanden. Da der Papst diese Liste nach dem neuen Recht nur noch zu würdigen brauchte und das Kapitel davon ausging, dass er an die von ihnen genannten Namen gebunden sei, kam es nun zu Verwicklungen. Denn auf der zurückgesandten Dreierliste, Terna genannt, befand sich nun ein Name, welcher nicht auf der Liste des Kapitels befunden hatte.

Hierauf weigerte sich das Kapitel zur Wahl zu schreiten und es kam zu einer Protestwelle deutscher Politiker und Theologen. Als Papst Johannes Paul II. jedoch auf sein Ansinnen bestand und eine Besetzung des Kölner Erzstuhls ohne Votum des Kapitels in Aussicht stellte, gab das Kapitel nach. Für die Wahl musste jedoch noch der übliche Wahlmodus abgeändert werden, so dass auch eine Wahl mit relativer Mehrheit möglich werden konnte. Schließlich wurde der päpstliche Kandidat, Kardinal Joachim Meisner, mit sechs Ja-Stimmen und zehn Enthaltungen gewählt.

Zum Weltjugendtag in Köln begrüßte Dompropst Norbert Feldhoff Papst Benedikt XVI. im Kölner Dom, wo dieser in der für den Papst reservierten Chorstalle Platz nahm.

Dompropst

Der erste Prälat des Domkapitels war und ist der Dompropst. Ursprünglich mit der Verwaltung des Vermögens und der Reichung der Stipendia beauftragt, kam es 1284 und 1373 zur Teilung des Kapitelsvermögens. Zukünftig hatte er sich aus der Vermögensverwaltung herauszuhalten, wofür die Propstei jetzt über ein eigenes Vermögen verfügte. Zugleich als Archidiakon für die Stadt Köln zuständig, konnte ihm das Kapitel auch nicht in diese Aufgabe hereinreden.

Generell galt der Propst nicht als Kanoniker, weshalb er auch nicht zum Besuch der Kapitelssitzungen berechtigt war und nur auf Einladung erscheinen durfte. Dies hat sich in Köln jedoch nicht wirklich ausgewirkt, da das Kapitel die Wahl des Dompropstes in Händen hielt und immer einen Kanoniker zum Dompropst wählte. Die Vergabe der meisten Eigenkirchen und Lehen konnte er behalten.

Da die Säkularisation die Einkünfte des Domkapitels stark beeinträchtigte, besetzte es das Amt seit 1798 nicht mehr und vermietete die Räumlichkeiten der Dompropstei.

Nach der Säkularisation wurde der Dompropst erneut das Haupt des Kapitels und der Verwalter seiner Güter. Ursprünglich vom König von Preußen ernannt, wird er seit 1918 durch das Domkapitel gewählt.

Von 1847 bis 1863 wurde die Stelle des Dompropstes nicht besetzt, da sich der Erzbischof gegen den königlichen Kandidaten Nikolaus München sperrte.

Zwar erhielt München letztendlich die Propstei, doch musste er einen hohen Preis dafür zahlen. Sein Nachfolger, Franz Carl Berlage, war im Kapitel gänzlich isoliert, weil er als strammer Parteigänger und Zuträger der Regierung in Berlin galt.

Der letzte Dompropst, der durch die Regierung ernannt worden war, Arnold Middendorf, gehörte überhaupt nicht dem Kölner Klerus an. Er war Militärpfarrer und bewarb sich um diese Stelle.

Kardinal Johannes von Geissel erwirkte dem Dompropst 1851 die Pontifikalien.

Domdechant

Der Domdechant war und ist der zweite Prälat des Kölner Domes. Ursprünglich für die Zucht der Kanoniker zuständig, war er bereits im 10. Jahrhundert der eigentliche Obere des Stifts. Vor seinem Gericht hatten sich auch die Diener zu verantworten. Nach dem Ausscheiden des Dompropstes trat er an den Kopf des Kapitels.

Seine Aufgabe war die Leitung der Kapitelssitzungen und er musste, als einziger der adligen Domherren, die Priesterweihe besitzen. Zugleich war der Domdechant Archidiakon für Neuss und die Kölner Pfarrkirche St. Maria Ablass. Er war es auch, der die 25 Domvikarien vergab.

Nach der Säkularisation wurde dem Erzbischof die Ernennung des Domdechant zugesprochen. Er ist für die Liturgie am Kölner Dom zuständig. Kardinal Johannes von Geissel erwirkte dem Domdechanten 1851 die Pontifikalien.

Das Amt des Domdechants wurde seit 1821 häufig an einen Weihbischof der Erzdiözese Köln vergeben.

Weitere Prälaturen

Nach dem Ausscheiden des Propstes, kannte die Ordnung von 1244/46 acht officia, welche den adligen Domherren vorbehalten waren. Dies waren der Dechant, der Subdechant, der Chorbischof, der Scholaster, der Cellerarius, der Cantor, sowie Portenarius maior und minor.

Nach 1450 entfielen der Cellerarius, der Cantor und beiden Portenarii und an ihre Stelle traten der Thesaurar und der Capellarius.

Der Scholaster war ursprünglich der Leiter der Stiftsschule. Seinem Amt war die Propstei Hougarde (Hoxem) in Brabant inkorporiert. Seit 1176/79 nahm er nach dem Dechanten die erste Stelle ein. Die Beschlüsse des Kapitels wurden durch ihn verkündet, weshalb man ihn auch als "den Mund" des Domkapitels bezeichnete.

Der Chorbischof ist ein Amt, das es als Dignität so nur in der Kölner Kirche gab.

Er war ursprünglich der Choraufseher und Singmeister. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Chorbischof, einem Landbischof ohne festen Sitz in der Frühkirche.

Der Thesaurar war der Verantwortliche für den Kirchenschatz und die Sakristei; deren Instandhaltung und das entsprechende Personal, vom Sakristan bis zum Glöckner, unterstanden ihm.

Die späteren "Prälaturen" des Diaconus maior und des Diaconus minor wurden nicht vergeben, sondern fielen automatischem ältesten und jüngsten adligen Diakon zu.

Kanoniker

Ursprünglich mit 72 Kanonikern bestückt, sank die Zahl der Domherren im Hochmittelalter auf 24 ab, wozu noch jeweils ein Kanonikat für Papst und Kaiser kam. 16 der Domherren mussten dem Hochadel des Reiches, also zumindest Reichsgrafen, angehören. Sie gehörten oftmals denselben Familien an und kamen ab dem 16. Jahrhundert zumeist aus Süddeutschland. Der Volksmund bezeichnete sie als Domgrafen. Da sie häufig an mehreren Domkirchen bepfründet waren, waren sie häufig nicht anwesend, so dass sie in den Kapitelssitzungen den Priesterherren oftmals an Zahl unterlegen waren.

Acht der Domherren gehörten dem niederen Adel oder dem Bürgertum an. Um in das Kapitel aufgenommen zu werden, benötigten sie die Priesterweihe und einen akademischen Grad.

Zumeist aus Köln oder dem Kölner Umland stammend, kamen auch sie häufig aus denselben Familien.

Das Kapitel ergänzte sich selbst und vergab die freigewordenen Kanonikate durch Wahl. Eine Ausnahme bildeten lediglich die beiden Universitätskanonikate der Priesterherren, welche durch die Universität Köln besetzt wurden.

Die Einkommen der einzelnen Kanoniker waren unterschiedlich. Bestanden sie ursprünglich aus Naturalien und Geld, so wurden später nur noch Gelder gezahlt. Abwesenheit vom Dom wurde durch "Gehaltsabzug" vergütet. Innerhalb des Kapitels wurden verschiedene Dienste und Lehen zugeteilt, welche letztendlich das eigentliche Kanonikatseinkommen überschreiten konnten. So war es möglich, dass der Priesterherr und Weihbischof Clemens August von Merle wesentlich höhere Gehälter bezog als die meisten Domgrafen. Johann Arnold von Schönheim hatte als Senior des Kapitels den Hof zu Rheydt inne, war Halter der Obedienz Gladbach und an der Obedienz Königshoven beteiligt, besaß das Ferculum auf der Münz, war Buschherr und Deputierter ad fabricam, Amtsherr zu Worringen und Comissarius der Kapelle B.M.V.

In seiner Person vereinigte ein Kapitular also, neben seinem Kanonikat, eine Anzahl von Ämtern. Diese waren nicht nur reine Titel, sondern auch mit tatsächlicher Arbeit verbunden. Die Abwesenheit zahlreicher Kanoniker erhöhte also nicht nur den Einfluss der Anwesenden, sondern auch deren Arbeitslast. Hierzu kamen die Gottesdienste, welche mehrere Stunden des Tages beanspruchten.

Nach der Säkularisation wurde das Domkapitel auf zwölf Mitglieder beschränkt. Später kam eine Erhöhung auf 16 Mitglieder. Hierbei unterscheidet man zwischen Residierenden Domherren und Nichtresidierenden Domherren. Letztere tragen zwar die Kleidung der Domherren und nehmen auch an der Bischofswahl teil, sind jedoch nicht an den Geschäften des Kapitels beteiligt.

Es handelt sich bei ihnen zumeist um Dechanten und Professoren. Lediglich Dompropst Bernard Henrichs gelang der Wechsel vom Nichtresidierenden zum Residierenden Domherren.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es zudem Ehrendomherren. Diese sind faktisch nur dem Namen nach Domherren zu Köln, auch wenn sie deren Tracht tragen und den Kapitelsstern erhalten.

Sie besitzen weder Mitspracherecht bei der Güterverwaltung noch Wahlrecht des Bischofs. Sie werden vom Domkapitel nominiert und vom Erzbischof ernannt. Hierbei handelt es sich in der Regel um verdiente Persönlichkeiten. Zu ihnen gehören u. a. der emeritierte Erzbischof von New Orleans, Philip Matthew Hannan oder der Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann. Hannan war während der amerikanischen Besatzung Pfarrer am Kölner Dom, Hofmann vor seiner Bischofsernennung langjähriger Domkapitular und Dompfarrer.

Die Domherren des neuen Kapitels werden durch den Erzbischof von Köln ernannt.

Dies ging ursprünglich im Wechsel zwischen dem Erzbischof und dem König von Preußen. Unliebsame Ernennungen des Königs konnte der Erzbischof hierbei durch eine Ernennungsverweigerung ausschließen. Dies ging dabei jedoch zu Lasten des Kapitels und brachte teilweise jahrelange Vakanzen mit sich.

Seit dem Ende des Landesherrlichen Kirchenregiments 1918 ernennt der Erzbischof alleine. Hierbei ist er jedoch nicht frei; vielmehr ernennt er im Wechsel, einmal nach Anhörung des Kapitels und einmal auf Vorschlag des Kapitels.

Domizellare

Am Kölner Dom gab es 24 Domizellarspräbenden. Sie gehörten nicht zu den Kapitularen selbst, sondern waren Anwärter auf die 16 adligen Domkanonikate. DEshalb mussten die Domizellare, wie auch die Domgrafen, dem Hochadel angehören. Im Gegensatz zu den Domkanonikern wurden die Domizellare nicht vom Kapitel gewählt. Sie wurden vielmehr im Turnus von den einzelnen adligen Domherren frei vergeben.

Das Aufrücken eines Domizellars ins Kapitel geschah nicht automatisch. Vielmehr wählte das Kapitel, so dass es durchaus Beispiele von Domizellaren gibt, die niemals ins Kapitel und damit zu Domherren aufstiegen. Gleichzeitig sicherte der Turnus der Domherren den verschiedenen im Kapitel vertretenen Adelsfamilien einen gewissen dynastischen Einfluss und die Hoffnung, sich Kanonikate zu erhalten.

Kleidung

Wer die Domherren beim Gebet beobachtete, konnte leicht den adligen Herren vom Priesterherren unterscheiden. Während die Domgrafen eine rote Soutane und eine rote Mozetta trugen, trugen die Priesterherren eine schwarze Soutane. Beiden gemeinsam war der Kapitelsstern, welcher an den Stern der heiligen drei Könige erinnert, deren Gebeine bzw. Reliquien im Kölner Dom ruhen.

Das Domkapitel nach der Säkularisation erhielt für alle seine Kapitulare die schwarze Soutane und eine weiße, mit Spitzen besetzte Mozetta, wie auch den Kapitelsstern. Jetzt jedoch nicht mehr am Coulant, sondern an einer goldenen Kette. 1851 erwirkte der Kölner Erzbischof Johannes von Geissel seinem Kapitel das Recht einer violetten Soutane und einer violetten Mozetta. Im Gegensatz zu den Bischöfen befindet sich an der Mozetta der Domherren eine kleine Kapuze.

Außerhalb des Domes tragen die Domherren ein schwarze Soutane mit violettem Saum und violetten Knöpfen. Hierauf wird ein violettes Zingulum und der Kapitelsstern getragen. (Bsp.: Empfang zur Amtseinführung von Kardinal Meisner im Maternushaus)

Bischofswahlrecht

In Köln lag bis zur Wahl von 1239 oder 1261 das Wahlrecht beim Priorenkolleg.

Dieses bestand aus den höchsten Pröpsten und Äbten des Erzbistums; zu ihnen gehörten auch der Dompropst und der Domdechant.

Nachdem das Kapitel 1274 endgültig das Priorenkolleg aus der Verwaltung des Erzbistums und der Bischofswahl ausschalten konnte, musste es sein Wahlrecht gegen den Papst verteidigen.

Bereits die einmütige Wahl des Erzbischofs Wigbold von Holte im Jahre 1298 wurde durch den Papst kassiert. Seine Ernennung erhielt er erst, nachdem er auf alle ihm durch die Wahl zustehenden Rechte verzichtet hatte. Als die Stimmen bei der Wahl von 1304 auf drei verschiedene Kandidaten fielen und keine Einigung erzielt werden konnte, fiel dem Apostolischen Stuhl ohnehin die Ernennung zu.

Bei den kommenden vier Erzbischofsernennungen hingegen kam das Kapitel nicht mehr zum Zuge. Walram von Jülich, Wilhelm von Gennep, Adolf II. von der Mark und Engelbert III. von der Mark waren freie päpstliche Ernennungen.

Erst dann konnte das Kapitel nach und nach sein Wahlrecht zurückerobern. Als der Papst sich auch im Jahre 1370 die Besetzung des Kölner Bischofsstuhls reserviert hatte, konnte man sich mit Friedrich III. von Saarwerden zumindest auf eine Postulation einigen, welche man dem Papst als Ernennungsvorschlag überreichte und die dieser auch umsetzte. Als man 1414 Dietrich II. von Moers zum Erzbischof wählte, beugte sich der Papst dem Wunsch des Kaisers und ernannte ihn.

Erst das Wiener Konkordat (1448/49) sicherte dem Kapitel wieder das uneingeschränkte Wahlrecht.

Da der Erzbischof zugleich Kurfürst war und über einen eigenen Staat verfügte, war die Bischofswahl ein hochpolitischer Akt. Österreich, Frankreich, Preußen, die Niederlande... versuchten stets Einfluss zu nehmen und einen genehmen Kandidaten durchzudrücken. Um dieses Ziel zu erreichen, investierten sie hohe Summen als Bestechungsgelder in einzelne Kapitulare. Auch Herrschaften und Bistümer gingen hierbei über den Tisch.

Nach der Säkularisation wurde dem Domkapitel erneut das Bischofswahlrecht zugestanden. Nun musste es allerdings eine Liste von Namen an den König von Preußen senden, der mit regi minus die ihm politisch unangenehmen Personen aus der Liste strich. Die verbliebenen, regi plus, wurden nun an den Apostolischen Stuhl gesandt, welcher eine Wahlliste von drei Personen an das Kapitel zurück sandte. Schon bald kam es jedoch zu Problemen, da der König so ausgiebig von seinem Recht Gebrauch machte, dass kaum ein Name auf der Liste verblieb.

Das Kapitel war hier auf die Hilfe des Papstes angewiesen. (20. Jahrhundert)

Kaum hatte sich das Problem gegeben, versuchte der Apostolische Stuhl das Wahlrecht zu beseitigen. Nun war das Kapitel auf die Hilfe des Staates angewiesen. Dies war vor allem 1919 nach dem Tode von Kardinal Felix von Hartmann der Fall. Das vehemente Bestehen des Kapitels auf sein Wahlrecht und die ihm zukommende Unterstützung des Staates ermöglichten eine Scheinwahl, welche den deutschen Domkapiteln das Wahlrecht sicherte. (20. Jahrhundert)

Bis heute sendet das Domkapitel eine Liste von zehn Namen an den Apostolischen Stuhl. Dieser ist jedoch zur Zusammenstellung der Dreierliste zur Wahl nicht daran gebunden, sondern soll sie lediglich würdigen. Er könnte sie also gänzlich ignorieren.

Vor der Ernennung des Erwählten fragt der Apostolische Stuhl bei den Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bezüglich politischer Bedenken nach.

Erstmals bei der Wahl von 1987/89 tauchte ein Name auf der Terna (Dreierliste des Papstes) auf, welcher nicht auf der Kapitelsliste gestanden hatte.

Bistumsverwaltung

Viele der Domherren gehörten bereits im Frühmittelalter zum Beratergremium des Erzbischofs und des Kaisers. So konnte das Kapitel stets einen gewissen Einfluss auf die Diözese ausüben, welchen es systematisch absicherte. Bereits 1219 hatte es das Domkapitel erreicht, dass der Erzbischof sich auf einen Capellarius aus dem Domkapitel verpflichtete. Dieser Verpflichtung folgte 1463 zudem die Zusicherung des Erzbischofs, dass der Generalvikar künftig nur noch dem Domkapitel entnommen werde. In späteren Jahren gelang es zudem auch die Ämter des Offizials und des Weihbischofs an das Kapitel zu binden. Besaß der Erzbischof keine Weihen, so musste er einen Coadministrator in spiritualibus bestellen. Dieses war unter den Erzbischöfen Joseph Clemens von Bayern und Clemens August I. von Bayern der Fall. Beide entnahmen diese dem Domkapitel.

Die Mitglieder des neuen Domkapitels sind primär in der Bistumsverwaltung tätig. Neben den Weihbischöfen, dem Generalvikar und dem Offizial stellen sie die Hauptabteilungsleiter des Generalvikariates und zumeist auch den Regens des Kölner Priesterseminars.

Landesverwaltung

An den im 14. Jahrhundert aufkommenden landständischen Aktivitäten beteiligte sich auch das Kölner Domkapitel. So konnte der Erzbischof seit Mitte des 15. Jahrhunderts keine territorialherrschaftlichen Rechte mehr ohne Zustimmung des Domkapitels ausüben, das nun als Mitherrscher galt. Der Einfluss auf die direkte Herrschaft wurde sogar noch dadurch verstärkt, dass man seit 1414 den noch zu Erwählenden eine Wahlkapitulation unterschreiben ließ. Durch diese war er an das Domkapitel gebunden. Erst hiernach kam es zur eigentlichen Wahl. Man kann von einer Reihenfolge sprechen: Vorwahl-Wahlkapitulation-Wahl. In der Zwischenzeit wurden Bistum und Land durch den Kapitularvikar verwaltet, den das Domkapitel wählte.

Innerhalb der Landesverwaltung waren die Domherren häufig in leitenden Positionen zu finden. So stellten sie verschiedene Premierminister, Rats- und Gerichtspräsidenten.

Quellen

  • Eduard Hegel: Geschichte des Erzbistums Köln I. Köln 1972
  • Eduard Hegel: Geschichte des Erzbistums Köln II.1. Köln 1995
  • Eduard Hegel: Geschichte des Erzbistums Köln IV. Köln 1979
  • Eduard Hegel: Geschichte des Erzbistums Köln V. Köln 1987
  • Norbert Trippen: Domkapitel und Erzbischofswahlen
  • Joh. Christian Nattermann: Das Ende des alten Kölner Domstifts. Köln 1948
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Danzig

Danzig (polnisch Gdańsk, kaschubisch Gduńsk, latein Gedanum oder Dantiscum) ist eine Hafen- und ehemalige Hansestadt in Polen. Sie liegt westlich der Weichselmündung in der historischen Landschaft Pommerellen und ist Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern. Die Stadt hat über 450.000 Einwohner und bildet zusammen mit Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) die Dreistadt (polnisch Trójmiasto) mit mehr als 740.000 Einwohnern. Im gesamten städtisch geprägten Ballungsraum Danzig (polnisch Aglomeracja Gdańska) leben mehr als 1,2 Millionen Menschen.

Der Wahlspruch der Stadt Danzig lautet: nec temere nec timide (lat. weder unbesonnen noch furchtsam).

Geschichte

Antike und Völkerwanderung

Im Jahrhundert vor der Zeitenwende siedelten sich an unterer Weichsel und Weichselmündung die Goten an. Die ihnen zugeschriebene Wielbark-Kultur zeigt eine Mischung von skandinavischen und anderen Elementen. Claudius Ptolemaeus zufolge lebten an der Danziger Bucht, die er „Venedische Bucht“ nannte, aber auch die „Venedi maiores“, möglicherweise Veneder im weiteren Sinne. Als der Geschichtsschreiber Jordanes im 6. Jahrhundert in seiner „Getica“ die Geschichte der Goten beschrieb, erwähnte er den Ort „Gothiscandza“. Es ist jedoch umstritten, ob die damalige Siedlung mit dem Standort des heutigen Danzig identisch ist. Ab etwa 200 n. Chr. wanderten die Goten nach Südosten ab. Die Wielbark-Kultur erlosch um 400 n. Chr. im Zuge der Völkerwanderung. Im 6. Jahrhundert besiedelten Slawen die Küste westlich der unteren Weichsel und nannten das Gebiet „po-morje“ (am Meer, Pommern).

Östlich der Weichsel dagegen lebten schon vor der Zeitenwende baltische Stämme. Tacitus nannte sie Aesti und lobte an ihnen ihren Fleiß im Ackerbau („nicht so faul wie die Germanen“) und ihr Interesse an der Bernsteingewinnung. Wulfstan, der im 10. Jahrhundert im Auftrag Alfreds des Großen von Haithabu nach Danzig und Truso reiste, berichtete, dass westlich der Weichsel die „Vinodi“ wohnten, östlich die „Esthi“. Der Bernstein war im Altertum im Mittelmeerraum bis nach Ägypten und darüber hinaus sehr begehrt. Schon seit vorgeschichtlicher Zeit verband ein Handelsweg, die so genannte Bernsteinstraße, das Weichseldelta mit der mediterranen Welt.

Slawische Staaten

Das Küstenland Pommern (slawisch po morze = am Meer), zu dem Gydanzik gehörte, sah sich abwechselnd polnischen und dänischen Unterwerfungsversuchen ausgesetzt. 997 kam der Prager Bischof Adalbert im Geleit von Soldaten des polnischen Königs Bolesław Chrobry nach Danzig und taufte nach einer eintägigen Predigt viele Heiden.[2] In seiner Chronik erwähnt Johannes Canaparius als erster „Gyddanzyc“, zudem schon als „urbs“, Stadt.[3]

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurden die Samboriden als Herrscherfamilie in Danzig urkundlich erwähnt. Ob sie von den Piasten als Statthalter eingesetzt worden waren, wird diskutiert. Als sich im 12. Jahrhundert der größere westliche Teil Pommerns um Cammin, Wolgast und Stettin unter dem Geschlecht der Greifen dem Heiligen Römischen Reich annäherte, nahm der auf Deutsch Pommerellen genannte, aber eher der heutigen Woiwodschaft Pomorze entsprechende, östliche Landesteil um Danzig daran nicht mehr teil.

Herzog Sobieslaw gründete um 1185 das Kloster Oliva. Es wurde durch Zisterzienser aus dem pommerschen Kloster Kolbatz besetzt. Es diente unter anderem auch als Hauskloster und Grablege für die Herrscherfamilie.

Erste Stadt 1224–1308

Um 1224 verlieh der ostpommersche Herzog Swantopolk II. (Zwantepolc de Danceke) das Lübische Recht an die deutsche Kaufmannssiedlung, die in der Gegend des heutigen Langen Marktes entstanden war. Um 1295 verlieh der polnische König Przemysław II. ihr das Magdeburger Recht.

Deutscher Orden 1308–1454

Anfang des 14. Jahrhunderts eskalierten Konflikte um Erbfolgerechte zwischen den lokalen kaschubischen Fürsten von Pommern untereinander, sowie dem Markgrafen von Brandenburg. Dazu kam die Beteiligung des polnischen Königs, der ab 1306 eine kleine Garnison in der Hafenstadt stationierte, die sich in Dokumenten und auf den Siegeln über 100 Jahre lang als Dantzik(e) bezeichnete. Als die Brandenburger im Sommer 1308 in die Stadt einrückten, wurde seitens der „Königlichen in der Burg“ und von Vertretern der Stadt der Deutsche Orden um Hilfe gebeten, der Jahrzehnte zuvor Mewe (Gniew) geerbt hatte und somit seither auch links der Weichsel vertreten war. Die Deutschritter zogen als Alliierte der königlich-polnischen Truppen im August in die Burg ein und verteidigten sie im September gegen die brandenburgischen Truppen, denen von deutschen Bürgern Danzigs die Stadttore geöffnet worden waren.[4] Es gab jedoch bald Streit um die Kostenfrage für diese Waffenhilfe, dies führte zur Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden.

Die weiteren Ereignisse werden, insbesondere im Rahmen der deutsch-polnischen Konflikte des 20. Jahrhunderts, konträr dargestellt. Von polnischer Seite wurde und wird behauptet, dass die Ritter sich nun plötzlich gegen die Garnison wendeten und es am 13. November zum Massaker an den wenigen Soldaten und zahllosen Zivilisten kam. Es ist von bis zu 10.000 Opfern die Rede, die sowohl ethnisch als auch politisch als Polen bezeichnet werden.

Tatsache ist, dass der Orden sich in der Stadt und der Umgebung (Pommerellen) festsetzte und dies im Vertrag von Soldin, in dem die Rechte der Brandenburger abgekauft wurden, fixiert wurde. Das Königreich Polen wehrte sich dagegen mit juristischen Mitteln und übertriebenen Darstellungen bei Papst Clemens V., gerade in jenem Zeitraum, als dieser die Tempelritter bekämpfte. Der Orden verlegte 1309 deswegen auch seinen Sitz von Venedig in die Ordensburg Marienburg.

In der traditionell nach Selbstständigkeit strebenden Stadt gab es Opposition gegen die Herrschaft der Kreuzritter, die mit Gewalt unterdrückt wurde, was wiederum von jenen gerne übersehen wurde, die eine rein innerdeutsche Einigkeit unterstreichen wollen. Hierbei stellten insbesondere die deutschen Händler der Hanse eine Konkurrenz zu Elbing dar, der nahegelegenen Hafenstadt des Ordens, die jedoch damals durch Verlandung ihren direkten Zugang durch die Frische Nehrung zur Ostsee verlor, was das plötzliche Interesse an Danzig erklären mag. Durch den Konflikt mit dem Königreich Polen war zudem nun der Handel entlang der Weichsel beeinträchtigt, so dass die Danziger aus eigenem Interesse immer auch auf ein gutes Verhältnis zu den Herrschern im Hinterland bedacht sein mussten.

Zur Ordenszeit bestand Danzig aus vier oder fünf Teilen:

  • Ordensburg
  • Hakelwerk (erste Stadt mit Magdeburger Recht, wahrscheinlich bis Ende 14 Jh.)
  • Rechtstadt (seit 1343) – stärkste der Städte Danzigs, seit 1361 – Vollmitglied der Hanse; mit zwei zusätzlichen Teilen:
  • Speicherinsel
  • Alte Vorstadt
  • Altstadt (seit 1370) – großteils Stadt der Handwerker
  • Neustadt („Junge Stadt Danzig“, 1380–1455) – gegründet vom Orden gegen die Rechtstadt, nach dem Aufstand der Bürger der Rechtstadt von 1454 total zerstört.

Nach der Eroberung durch den Orden stieg die Zuwanderung Deutscher stark an, ausgelöst durch die wirtschaftliche Prosperität der Hansestadt. 1343 verlieh der Orden der Stadt Kulmer Recht, 1361 wurde man Vollmitglied der Hanse.

Hansestadt

Danzig war bedeutendes Mitglied der Hanse und nahm seit 1361 an den Hansetagen teil. Es blieb bis zum letzten Hansetag im Jahr 1669 Teil der Hanse, die jedoch ab Ende des 15. Jahrhunderts immer unbedeutender wurde. Zusammen mit Elbing und Thorn war Danzig die führende preußische Hansestadt.

Freie Stadt unter polnischer Oberhoheit 1454–1793

Der weitere Verlauf der Geschichte der Stadt wird im Artikel über Pommerellen im Detail ausgeführt. Aus Unzufriedenheit über die Politik des Ordens nach der Schlacht von Tannenberg (1410) stellte sich der Preußische Bund 1454 unter den Schutz der polnischen Krone, was den Dreizehnjährigen Krieg auslöste, in dem die Städte gegen die Burgen des Ordens kämpften bzw. diese wie in Thorn schleiften. Der polnische König hatte Schwierigkeiten, ein Heer für den Krieg zusammenzubekommen, das bei der einzigen offenen Schlacht von Konitz geschlagen wurde. Der Fortgang des Krieges zwang jedoch den Orden wirtschaftlich in die Knie.

Im Zweiten Frieden von Thorn verblieb 1466 dem Deutschen Orden das spätere Ostpreußen, jedoch ohne die Marienburg, Elbing und das Ermland. Die westlichen Teile des damaligen Preußens mit dem ehemaligen Herzogtum Pommerellen, Danzig, dem Kulmerland und Thorn wurden dem König von Polen als Königliches Preußen unterstellt, wobei die Stadtrepubliken Danzig, Thorn und Elbing eine weitgehende politische, wirtschaftliche und kulturelle Autonomie erhielten, die ihnen teilweise schon während des Krieges garantiert worden waren. Dazu gehörte das sogenannte Große Privileg, das König Kasimir IV. 1457 der Stadt Danzig verliehen hatte. [5]

Im Jahr 1470 wurde die Peter von Danzig, ein ursprünglich französisches Schiff, als erster großer Kraweel der Hanse für Kriegszwecke ausgerüstet.

Ab 1522 begann in Danzig die Reformation mit dem evangelischen Prediger Jacob Hegge. Ab etwa 1534 siedelten sich in und um Danzig auch aus den Niederlanden geflüchtete Mennoniten an [6].

Die Union von Lublin von 1569 gefährdet die Autonomie auch von Danzig. In zahlreichen Konflikten behauptete Danzig weiterhin Eigenständigkeit.[7] So wurde 1577 dem neuen König Stefan Bathory die Huldigung verweigert, solange dieser nicht die Privilegien erneuert. Nach erfolglosen Belagerungen von Danzig willigte der König ein.

1612 kam es zum Streit zwischen Lutheranern und Reformierten um den Bau eines Hochaltars in der Kirche zu Sankt Johann, den die Reformierten, allen voran Pfarrer Jakob Adam, ablehnten.

1615 führte der Stadtsekretär Reinhold Kleinfeld in einem Streit der Stadt Elbing mit dem ermländischen Bischof – dem Initiator der Gegenreformation in Polen – zusammen mit dem Bürgermeister und dem Ratsverwandten die Delegation Danzigs an. Hauptstreitpunkt war die Forderung des Bischofs an die Evangelischen nach Herausgabe einer Kirche. Im letzten Moment wurde 1616 ein Krieg abgewendet.

1701 wurde in Danzig und Königsberg mit den Arbeiten am Bernsteinzimmer begonnen.

Königreich Preußen 1793–1807

Im Rahmen der Zweiten Polnischen Teilung kam Danzig 1793 zum Königreich Preußen. Damit verlor es seinen eingeschränkten Autonomiestatus.

Napoleonische Freie Stadt 1807–1813

Im Preußisch-französischen Krieg kapitulierte Danzig im Mai 1807 nach dreimonatiger Belagerung. Infolge des Friedens von Tilsit hatte die Stadt formal den Status einer „freien Stadt“, wurde aber von einem französischen Gouverneur regiert und musste 20 Millionen Francs Kriegssteuer aufbringen. Im November 1813 ergaben sich französische und polnische Truppen nach elfmonatiger Belagerung einem russisch-preußischen Heer, und Danzig kam durch den Wiener Kongress wieder an Preußen.

Wieder an Preußen 1815–1919

In der zwischen 1816 und 1823 sowie 1878 und 1919 bestehenden Provinz Westpreußen war Danzig die Hauptstadt. Während der Märzrevolution 1848 beteiligte sich Danzig an den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung. 1848 waren im Danziger Hafen 104 Handelsschiffe beheimatet.[8]

1831 hatte die preußische Verwaltung erstmals eine Erhebung über die Muttersprache der Einwohner des Regierungsbezirks Danzig durchgeführt. Laut der Erhebung waren im Regierungsbezirk Danzig, der die Stadt Danzig und das Umland umfasste, 24 Prozent der Bewohner polnisch- bzw. kaschubisch- und 76 Prozent deutschsprachig.

1852 erhielt Danzig im Zuge des Eisenbahnbaus Anschluss an die seit 1842 im Aufbau befindliche preußische Ostbahn Berlin–Königsberg. Der erste direkte Eisenbahnanschluss eröffnete via Berlin den Zugang zum mitteleuropäischen Eisenbahnnetz.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Danzig einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde wie auch das nahegelegene Elbing zu einem Zentrum des modernen Schiffbaues (Schichau-Werke) und der Industrialisierung in Westpreußen. Begleitet wurde die Industrialisierung durch einen beschleunigten Bevölkerungsanstieg.

Freie Stadt Danzig 1920–1939

Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit seinen umliegenden Gebieten vom Deutschen Reich getrennt und am 15. November 1920 zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig, erklärt. Dieser Staat stand allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds; polnische und britische Truppen gewährleisteten den neuen Status der Stadt. Da diese Entscheidung nicht von einer Volksabstimmung abhängig gemacht wurde, sahen das Deutsche Reich und die mehrheitlich deutschen Bewohner der Stadt das vom US-Präsidenten Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt.

Am 6. Dezember 1920 konstituierte sich der erste Danziger Volkstag, der aus freien Wahlen hervorgegangen war. Er bestand aus 120 Abgeordneten. Oberbürgermeister Heinrich Sahm wurde zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig gewählt. Die Parteien stellten die folgenden Abgeordneten:

  • Deutschnationale Volkspartei: 34
  • Freie Wirtschaftliche Vereinigung: 12
  • Deutsche Demokratische Partei: 10
  • Zentrumspartei: 17
  • Sozialdemokratische Partei: 19
  • Unabhängige Sozialdemokraten: 21
  • Polnische Partei: 7.

1923 gaben im Rahmen einer Volkszählung 95 Prozent der Bürger Deutsch und vier Prozent Polnisch bzw. Kaschubisch als Muttersprache an.

  •                                            Ergebnis der Volkszählung vom 1. November 1923
  •    
  • Nationalität            Gesamt   Deutsch   Deutsch und    Polnisch und         Russisch,       Jiddisch     Keine
  •                                                            Polnisch          Kaschubisch         Ukrainisch                      Angabe
  • Stadt Danzig          335.921   327.827   1.108                6.788                      99               22               77
  • Landkreis Danzig    30.809    20.666       521                5.239                 2.529            580           1.274
  • Gesamt                  366.730   348.493   1.629              12.027                  2.628           602           1.351
  • Prozent                  100 %     95,03 %   0,44 %             3,28 %               0,72 %          0,16 %      0,37 %

Die Freie Stadt Danzig bestand damals aus den Städten Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra, wobei Neuteich und Tiegenhof im Danziger Werder bzw. im Kreis Großes Werder lagen. Die polnische Minderheit besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen, wurde aber von der deutschen Bevölkerung des Öfteren mit Missgunst betrachtet und diskriminiert; außerdem lebten in Danzig vor 1939 Kaschuben und Russen. Unter den Einwohnern fanden sich auch zahlreiche Juden, die nach 1939 enteignet und deportiert wurden.

Danzig hatte in der Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche wirtschaftliche Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zum Deutschen Reich, die globale Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie.

Der Hafen und der Zoll sowie die internationalen Eisenbahnverbindungen – jedoch nicht die Straßenbahn und Kleinbahnen im Freistaatgebiet – wurden unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen legte im Danziger Hafen (Westerplatte) ein Munitionslager an und stationierte dort ihr Militär. Des Weiteren war es dem polnischen Staat zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und Telegrafenverwaltung, das so genannte „Polnische Postamt“, im Hafengebiet einzurichten.

Die problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele – unbeachtet gebliebene – Beschwerden der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen. Diese Stimmung wurde verstärkt durch die Zuwanderer aus den ehemals deutschen Gebieten um Posen, die unter Diskriminierungen zu leiden hatten, wie sie dort nach dem Ende des Ersten Weltkriegs von offizieller polnischer Seite wenn nicht gefördert, so doch wohlwollend geduldet wurden.

Mitte 1933 kamen auch in Danzig die Nationalsozialisten (NSDAP) an die Macht, die sich aber wegen der internationalen Kontrolle des Gebietes bis 1936/37 mit Oppositionsparteien abfinden mussten, die bei den Volkstagswahlen von 1935 (trotz versuchter Wahlbeeinflussungen) eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten klar verhindern konnten. Während Hermann Rauschning 1933/34 als Senatspräsident eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser dazu auf Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit zum Deutschen Reich. Ende August 1939 erklärte sich der Gauleiter Albert Forster selbst zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff auf die Westerplatte wird heute als Beginn des Zweiten Weltkrieges gesehen.

Zweiter Weltkrieg: Reichsgau Danzig-Westerpreußen 1939–1945

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurden insbesondere die Juden, aber auch die polnische Minderheit in Danzig deportiert (Juden wurden bereits seit 1933 systematisch verfolgt und entrechtet), viele verloren ihr Leben. Andere wiederum ließen sich auf der sogenannten Volksliste als Deutsche eintragen und entgingen so der Verfolgung durch Nationalitätswechsel. Dazu wurden viele dieser Menschen in Konzentrationslager (wie das KZ Stutthof) deportiert und ermordet.

1941 befand sich in Danzig-Langfuhr die Flugzeugführerschule A/B 6. Ende März 1945 wurde Danzig von der Roten Armee im Zuge der Schlacht um Ostpommern eingeschlossen und erobert. Durch die Kampfhandlungen sind große Teile der Innenstadt (bestehend aus Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt und Niederstadt) zerstört worden. Während und nach dem Einmarsch wurden die noch erhaltenen Häuser der Innenstadt von den sowjetischen Soldaten geplündert und in Brand gesteckt. Insgesamt wurde ein sehr hoher Anteil der Bebauung zerstört.

Nachkriegszeit 1945–1990

Bereits in den ersten Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den polnischen Behörden vertrieben. Zurück blieb eine Minderheit von etwa fünf Prozent der ursprünglichen Stadtbevölkerung mit zumeist auch polnischen Vorfahren.

Aufgrund des Bierut-Dekretes wurde das Eigentum von Personen deutscher Nationalität und Herkunft enteignet. Straftaten, die gegen die deutsche Zivilbevölkerung begangen wurden, wurden juristisch nur bedingt verfolgt. Erst nach der politischen Wende in Polen wurde damit angefangen, diese Geschehnisse aufzuarbeiten.

Die Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert.

Zugleich wurden, insbesondere in den Sechzigern, in den Vorstädten wie Przymorze Trabantensiedlungen errichtet. Charakteristisch sind hier die sogenannten Wellenhäuser (Falowiecs) – Wohnblöcke von teilweise mehreren hundert Metern Länge in Plattenbauweise, die mäandrieren und so eine Assoziation zum nahe gelegenen Meer hervorrufen sollen.

Bereits 1970 legten Streiks in den Danziger Werften den Grundstein für die spätere Emanzipation der polnischen Nation (siehe auch Aufstand vom Dezember 1970 in Polen).

Anfang der 1980er organisierte schließlich die Gewerkschaftsbewegung Solidarność unter Führung von Lech Wałęsa in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft in Polen.

Gegenwart

Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges veränderte sich die Lage der nationalen Minderheiten in der Republik Polen, auch die der deutschen Minderheit. In Danzig wurde im Jahre 1990 der Bund der Deutschen Minderheit gegründet (Mitgliederstärke: 5512 Mitglieder; Quelle: Bund der Deutschen Minderheit, Danzig, 2005).

Günter Grass fasste im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er sie ausführlicher nachzeichnet):

  • Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
  • Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S. 379)

Bevölkerung

Einwohnerzahl

  • Jahr                         1821     1831    1852     1861     1871     1880      1890       1900      1910       1929      1946       1970      2005
  • Einwohnerzahl [9]    55.395  54.660  61.349  72.280  87.968  108.551  120.338  140.563  170.337  256.403  118.000  365.600  458.053

Konfessionen

Entwicklung zwischen 1815 und dem Ersten Weltkrieg (nur Stadt, zum Umland siehe Landkreis Danzig)[10]:

     

  •               evangelisch               katholisch            jüdisch
  • Jahr        absolut       %           absolut   %          absolut  %
  • 1821       39.343       71,0        13.137   23,7       2.288    4,1
  • 1852       43.957       71,7        14.410   23,5       2.550    4,2
  • 1871       62.015       70,52        3.428   26,6       1.625    1,8
  • 1890       80.723       67,13        5.851   29,8       2.535    2,1
  • 1910     110.253       64,75        5.513   32,6       2.390    1,4

Laut Staatshandbuch des Jahres 1926 war das religiöse Bekenntnis in Danzig wie folgt verteilt:Datum evangelisch katholisch mosaisch andere

  • Datum               evangelisch      katholisch     mosaisch     andere
  •   
  • 1.12.1910           207.324            112.692          2.717             7.519
  • 1.11.1923           218.137            130.174          7.282           11.137
  • 31.8.1924           222.818            140.797          9.239           11.141

Bemerkenswert ist, dass von den Danziger Juden am Stichtag 1. November 1923 nur 2500 die Danziger Staatsangehörigkeit besaßen.[11]

Bildung

In Danzig gibt es u. a. zehn Hochschulen mit rund 60.000 Studenten und jährlich ca. 10.000 Absolventen (Stand: 2001)wie

  • Universität Danzig (Uniwersytet Gdański) (33.000 Studenten)
  • Technische Universität Danzig (Politechnika Gdańska) (18.000 Studenten)
  • Danziger Medizinische Universität (Gdański Uniwersytet Medyczny)
  • Sporthochschule Danzig (Akademia Wychowania Fizycznego im. Jędrzeja Śniadeckiego)
  • Musikakademie Danzig (Akademia Muzyczna im. Stanisława Moniuszki)
  • Kunstakademie Danzig (Akademia Sztuk Pięknych)
  • Ateneum – Szkoła Wyższa
  • Gdańska Wyższa Szkoła Humanistyczna
  • Gdańska Wyższa Szkoła Administracji
  • Wyższa Szkoła Bankowa
  • Wyższa Szkoła Społeczno-Ekonomiczna
  • Wyższa Szkoła Turystyki i Hotelarstwa w Gdańsku
  • Wyższa Szkoła Zarządzania sowie
  • Polnische Akademie der Wissenschaften, Danzig ( regionale Abteilung ).

Wappen

Das Großwappen der Stadt Danzig besteht aus einem von zwei goldenen Löwen flankierten, gotischen Schild. Der rote Wappenschild enthält oben eine offene goldene Krone und darunter zwei gleicharmige, silberne (weiße) Kreuze. Zu Füßen des Schildes und der Schildhalter zeigt es in einer goldenen Schleife die schwarz geschriebene Devise: nec temere nec timide – weder unbesonnen noch furchtsam.

Wirtschaft

Danzig ist seit der Hansezeit als Handelsstadt bekannt vor allem wegen der günstigen Lage an der Ostsee. Der Hafen spielt immer noch eine große Rolle für die polnische Wirtschaft mit 23,3 Mio. t Frachtumschlag (2004). Die wichtigsten Industrien der Stadt sind der Schiffbau (z. B. die Firmen Gdansk Shipyard und Northern Shipyard SA), die petrochemische und chemische Industrie (z. B. die Grupa LOTOS SA) sowie neuerdings Hochtechnologien wie Elektronik (z. B. Intel oder WS OY (Young Digital Poland), Telekommunikation und Informationstechnologie (z. B. Wirtualna Polska, Lido Technologies). Auch die pharmazeutische Industrie, die Lebensmittelindustrie (z. B. PepsiCo (USA), Dr. Oetker (Deutschland), Fazer OY (Finnland) und Baltic Malt/Weissheimer Malz (Deutschland)) und der Kosmetiksektor gewinnen an Bedeutung.

Verkehr

Danzig wird bis 2013 über die Autobahn A1 an Mittel- und Südpolen sowie die Slowakei und Tschechien angeschlossen.

Die Stadt ist mit der Eisenbahn direkt von Berlin, Kaliningrad (Königsberg) und den wichtigsten polnischen Städten zu erreichen. Es gibt eine S-Bahn (SKM Szybka Kolej Miejska w Trójmieście), die Danzig mit Sopot (Zoppot), Gdynia (Gdingen) und Wejherowo verbindet.

Seit dem Beitritt Polens zur EU wächst der Danziger Flughafen stark und wird unter anderem von den Billigfluggesellschaften Ryanair und Wizzair angeflogen.

Die Stadt ist zudem mit der Fähre von Schweden (Karlskrona, Malmö und Nynäshamn) und Dänemark (Kopenhagen) zu erreichen.

Der innerstädtische Verkehr wird durch Straßenbahnen und ein dichtes Busnetz bewältigt.

Tourismus

Danzig ist der Startpunkt des Radweges EuroVelo 9 (Ostee-Adria-Route oder Bernsteinroute/ PL: Szlak bursztynowy), der von Danzig durch Polen, Tschechien, Österreich und Slowenien nach Pula in Kroatien läuft. Die rund um die Ostsee führende EuroVelo 10 (Ostsee-Radweg oder Hanse-Route / PL: Obwód Hanzeatycki) läuft ebenfalls durch Danzig.

Der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle mit etwa 1,5 Mio. Touristen jährlich.

Regelmäßige Veranstaltung: Im August findet in der Altstadt der Dominikanermarkt statt, zu dem auch zahlreiche Auswärtige anreisen.

Sehenswürdigkeiten

  • Krantor
  • Grünes Tor
  • Rechtstädtisches Rathaus
  • Marienkirche
  • Trinitatiskirche, Grabstätte von Anton Möller, „Der Maler von Danzig“
  • Königliche Kapelle
  • Großes Zeughaus
  • Artushof
  • Neptunbrunnen
  • Große Mühle
  • Katharinenkirche
  • Altstädtisches Rathaus
  • Solidarność-Denkmal am Tor 2
  • Frauengasse Danzig: Sie gehört zu den schönsten Straßen der Stadt und verläuft von der Marienkirche bis zum mittelalterlichen Frauentor an der Mottlau. Mit ihren schmalen und reich geschmückten Bürgerhäusern und den Beischlägen ist sie ein Beispiel für die einstige Danziger Straßenbebauung.
  • Langer Markt
  • Langgasse
  • Langgassertor
  • Lange Brücke
  • Nationalmuseum (insbesondere gotische Malerei und Plastik, Hans Memlings „Jüngstes Gericht“)
  • Schiffsmuseum mit dem Museumsschiff Sołdek
  • Lwi Dwór typisches Fachwerkhaus niederländischer Siedler des 16. Jahrhunderts
  • Westerplatte-Denkmal

Partnerstädte

  • Astana (Kasachstan)
  • Barcelona (Spanien)
  • Bremen (Deutschland)
  • Cleveland (Vereinigte Staaten)
  • Helsingør (Dänemark)
  • Kaliningrad (Russland)
  • Kalmar (Schweden)
  • Marseille (Frankreich)
  • Nizza (Frankreich) Odessa (Ukraine)
  • Palermo (Italien)
  • Rotterdam (Niederlande)
  • Rouen (Frankreich)
  • Sankt Petersburg (Russland)
  • Sefton (Vereinigtes Königreich)
  • Shanghai (Volksrepublik China)
  • Turku (Finnland)
  • Vilnius (Litauen)

Persönlichkeiten

Zu den bekanntesten Persönlichkeiten von Danzig gehören Ludwig August Clericus, Daniel Gabriel Fahrenheit, Andreas Schlüter, Arthur Schopenhauer, Johannes Hevelius, Daniel Nikolaus Chodowiecki, Hugo Conwentz, Günter Grass, Rupert Neudeck, Pawel Huelle, Lech Wałęsa, Dariusz Michalczewski, Tomasz Wałdoch, Andrzej Grubba und Donald Tusk.

Verweise

Bibliografie

  • Bibliographie zur Geschichte Danzig bei LitDok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)

Literatur

  • Udo Arnold: Danzig. Warschau 1998
  • Frank Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt, Propyläen Verlag, Berlin 2006
  • Fritz Krischen: Kunst und Geschichte, Danzig : [Techn. Hochschule], 1931

Fußnoten

  1. ↑ Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ – STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 31. Dez. 2009 (WebCite)
  2. ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verdassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 700 ff., online.
  3. ↑ Ipse vero (Adalbertus) adiit primo urbem Gyddanyzc, quam ducis (Poloniorum Bolizlavi) latissima regna dirimentum maris confinina tangunt. Kazimierz Lucyan Ignacy Römer: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus, 1872, 212 Seiten
  4. ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341, Königsberg 1830, S. 210–219, online.
  5. ↑ Danzig Museum: Aus der Geschichte der Stadt Danzig
  6. ↑ Mennonitisches Lexikon, Band 1. 1913, S. 426.
  7. ↑ Antoni Walewski: Geschichte der hl. Ligue und Leopolds I. vom Umschwung im ... S. 344
  8. ↑ Übersicht übder die Preußische Handelsmarine (E. Wendt & Co., Hrsg.), Stettin 1848, S. 6-8.
  9. ↑ Für 1821, 1831, 1852, 1861, 1871, 1890, 1900, 1910: Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.95;
  10. • für 1880 und 1929; http://www.xxx
  11. für 31. Dez. 2005; Główny Urząd Statystyczny; http://www.xxx
  12. ↑ Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S. 95
  13. ↑ Echt, Samuel: Die Geschichte der Juden in Danzig, Verlag Rautenberg, Leer/Ostfriesland 1972.

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Geschichte der Stadt Danzig

Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der Stadt Danzig (polnisch Gdańsk).

Vorgeschichte

Polnische Wissenschaftler haben in komplexer Zusammenarbeit seit 1948 archäologische Untersuchungen zur Vorgeschichte Danzigs durchgeführt. Grabungen am Rechtstädtischen Rathaus und am Neptunsbrunnen haben mehrere Schichten von aufeinander folgenden sehr frühen Siedlungsspuren gerade an jener Stelle aufgedeckt, wo innerhalb der stark versumpften Mottlauniederung ein als Baugrund geeigneter Sandrücken vom Hagelsberg im Verlaufe der heutigen Langgasse (pl. Długa) zur Mottlau führt.

  • Die älteste Schicht könnte auf das 7. Jahrhundert datiert werden. Fragmente einer relativ starken Kulturschicht werden auf die zweite Hälfte des 9. oder den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert. Diese Siedlung war mit einem Erdwall mit Faschinenverstärkung umgeben. Die Bewohner trieben Ackerbau, Viehzucht und Fischfang und übten Handwerke aus, wie z. B. das Schmiedehandwerk.
  • Hierauf folgt eine Siedlung des 10. bis 12. Jahrhunderts, die ebenfalls durch eine starke Holz-Erde-Befestigung gesichert war, in der sich aber keine Spuren von Tierdung fanden. Sie war demnach eine Siedlung des Hafen-Handelstyps und dürfte auch über einen Markt verfügt haben. Ihre räumliche Ausdehnung wird auf höchstens drei Hektar, ihre Einwohnerzahl auf höchstens 2.000 Bewohner geschätzt, doch das sind sehr hypothetische Annahmen. Demnach dürfte das älteste Siedlungsgebiet Danzigs auf dem Terrain der späteren Rechtstadt gelegen haben.

Viele Fragen bleiben noch offen. So die nach dem Verhältnis der einzelnen Siedlungsschichten zueinander, aber auch die Frage, ob schon die ältesten aufgedeckten Siedlungen von Slawen bewohnt waren. Es ist zu bedenken, dass vor dem Eindringen der Slawen Prußen auch westlich der Weichsel bis hin zur Persante siedelten, wie aus vielen Orts- und Gewässernamen und der Tatsache zu erschließen ist, dass die kaschubische Sprache Substratelemente aus dem Altpreußischen enthält. In geschichtlicher Zeit lebten noch Prußen in Danzig. In der Danziger Gegend gab es noch geschlossene prußische Siedlungen. Im Jahre 997 wurden Prußen in der Danziger Gegend getauft, wie es aus der Vita Sankt Adalbert von Prag zu ersehen ist. Obwohl die Küstengegend schon lange vorher besiedelt war, hat man das allgemein bekannte Datum benutzt um 1997 '1000 Jahre Polnisch Gdańsk' zu feiern, wobei die Kirche Polens nur 1000 Jahre Christentum feierte. Vielleicht ist der Ort "Praust, pl Pruszcz", ein Hinweis auf seine prußischen Bewohner.

Unter Swantopolk II., der unter der Oberhoheit der Brandenburger Markgrafen und dem Heiligen Römischen Reich regierte, wurde die deutschrechtliche Stadt Danzig mit Lübischem Recht gegründet. Als Mestwin II. 1271 die Brandenburger Markgrafen um Unterstützung gegen seinen Bruder Wartislaw bat, sprach er von den "burgensibus Theutonicis fidelibus sepedicte civitatis Gedanensis, Prutenis quoque et nostris quibusdam specialiter fidelibus Pomeranis", also von den treuen deutschen Bürgern der oft genannten Stadt Danzig, aber auch von den Prußen und den besonders treuen Pomeranen (die also nicht in der deutschen Stadt lebten, sondern auf dem Gebiet der späteren Danziger Altstadt, in der so genannten Grodstadt).

Ausgrabungen auf dem Gelände der Altstadt haben ergeben, dass an der Mündung der Mottlau in die Weichsel, vermutlich auf einer Insel, die durch zwei Mottlauarme gebildet wurde, "eine Burg mit einer Burgsiedlung entstanden ist, die ein politisch-administratives Zentrum und zugleich einen wirtschaftlichen Mittelpunkt für Handwerk und Handel bildete" (Lingenberg, S. 269). Die Entstehung dieser Burgsiedlung wird für die Mitte des 10., vielleicht schon für das 9. Jahrhundert angenommen. Polnische Forscher vermuten, dass sie im Zuge der Eroberung Pommerns durch einen polnischen Fürsten gebaut worden sei. Dann wäre sie als Zwingburg gegenüber der etwa 300 bis 400 Meter entfernt gelegenen vorgenannten Siedlung anzusehen.

Mittelalter

Die Stadt Danzig, über deren Gründung keine Details bekannt sind[1], stand schon zu Ende des 10. Jahrhunderts in Blüte und Ansehen und wurde damals die Hauptstadt von Pommerellen. 979 wurde Pommern durch den polnischen Fürsten Mieszko I. erobert, der eine Festung bei Danzig gründete. Auf Betreiben des polnischen Herzogs Bolesław I. Chrobry und seinen weitverbreiteten Eroberungszügen kam Bischof Adalbert von Prag nach Danzig und predigte 997 das Christentum bei dem baltischen Stamm der Pruzzen. Als Polen um 1034 im Chaos einer heidnischen Reaktion zerbrach, konnten sich die slawisch-pommerschen Stämme wieder von der Zentralgewalt aus Gnesen befreien. Viele Eroberungszüge der Polen gegen die Pommern und gegen die Prußen konnten im 11. und 12. Jahrhundert abgewehrt werden. Um 1047 wurde Pommerellen mit Danzig Teil des Piasten-Staates des polnischen Herzogs Kasimir I. Sein Sohn König Bolesław II. verlor um 1060 die Kontrolle über Pommerellen wieder und somit den Zugang zur Ostsee, welches unabhängig durch einheimische slawische Regenten bis 1116 regiert wurde. 1116 unterwarf der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund ganz Pommerellen mit Danzig. Nach dem Tod von Bolesław brach in Polen der Partikularismus aus, und Danzig wurde im Rahmen der Senioratsverfassungsordnung dem Krakauer Seniorherzog unterstellt. Trotz der Verfassung, die die Einheit Polens sichern sollte, zerbrach das Land in eine Vielzahl, zeitweilig einander bekriegender piastischer Herzogtümer. Um 1180 setzte der polnische Seniorherzog Kasimir II. einen gewissen Sambor I. als Regenten in Danzig ein. Nach dem Tode Sambors übernahm sein Bruder Mestwin I. (Mściwoj) das Danziger Land. Dessen Sohn und Nachfolger Swantopluk (Świętopełk) erreichte nach einem von ihm initiierten Mordanschlag auf den polnischen Seniorherzog Leszek den Weißen (Leszek Biały) um 1227 die volle politische Selbständigkeit. 1221 eroberte König Waldemar II. von Dänemark Danzig, verlor es aber schon 1225 an den Herzog Swantopluk.

Ähnlich erging es auch seinem Sohn Mestwin II. mit den gegen seinen Bruder zu Hilfe gerufenen Brandenburgern, von denen er 1271 seine Hauptstadt zurückerobern musste. Kämpfe innerhalb der Dynastie Samboriden, wie auch die wachsende Bedrohung seitens der Mark Brandenburg und des Deutscher Orden führten zu einem engeren Anschluss Pommerellens an Polen. Als Mestwin II. 1294 ohne männliche Erben starb, fiel Danzig, laut dem Vertrag von Kempen (Kępno) von 1282 an den Herzog von Großpolen und König von Polen Przemysław II., nach dessen Tod 1296 übernahm sein Erbe der spätere König von Polen und Herzog von Kujawien Władysław Łokietek, der aber um 1300 von den Böhmen (Tschechen) Wenzel II. aus Polen vertrieben wurde. Nach dem Mord am letzten Vorsteher der Przemysliden Wenzel III. 1306 konnte Wladyslaw aus dem ungarischen Exil nach Polen zurückkehren und sich wieder in Teilen Polens und in Pommerellen durchsetzen.

Übernahme durch den Deutschen Orden

1308 rief Władysław Łokietek den Deutschen Orden gegen die Brandenburger zu Hilfe, die Danzig belagerten. Einer der Beweggründe für die Belagerung war der, dass die brandenburgischen Askanier vom römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. im Dezember 1231 in Ravenna mit Pommern und Pommerellen belehnt worden waren und dass sie nach dem Tod des letzten pommerellischen Herzogs von dieser Belehnung, die noch am 8. Januar 1295 in Mühlhausen erneuert worden war, Gebrauch machen wollten. Den brandenburgischen Truppen öffneten deutsche Bürger Danzigs die Stadttore. Da der Deutsche Orden bei der Verteidigung der Danziger Burg mithalf, konnte der Markgraf von Brandenburg die Burg jedoch nicht einnehmen. Er zog aus Danzig ab, ließ jedoch eine schwache brandenburgische Besatzungstruppe zurück. Als die Verteidiger der Burg ihre militärische Überlegenheit erkannten, drangen sie in die Stadt ein und überwältigten die zurückgelassenen brandenburgischen Truppen. Der überwiegende Teil wurde niedergemetzelt. Danziger Parteigänger, die den brandenburgischen Truppen bei der Einnahme der Stadt behilflich gewesen waren, wurden hingerichtet.[2] Der Deutsche Orden besetzte die Stadt und behielt sie - da die versprochene Entschädigung nicht ausgezahlt worden war - in seinem Besitz.

Um den Besitz Pommerellens mit Danzig rechtlich abzusichern, kaufte der Orden im Vertrag von Soldin am 13. September 1309 den Brandenburgern alle ihre - polnischerseits allerdings angezweifelten - Besitztitel an Pommerellen ab, die sie seit 1269 (siehe auch Vertrag von Arnswalde) und aufgrund der früher durch Kaiser Friedrich II. erfolgten Belehnung mit Pommerellen geltend machen konnten, für 10000 Mark Silber ab. Die Annexion Pommerellens durch die Ritter des Ordens führte zu einem langanhaltenden Rechtsstreit zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden, der 1343 durch einen Vergleich im Friedensvertrag von Kalisch beendet wurde. Danach herrschte zwischen dem Deutschordensstaat und dem Königreich Polen 66 Jahre lang Frieden.

Spätmittelalter: Hansezeit und Deutscher Orden

Bereits im 13. Jahrhundert gewann die Rechtsstadt eine immer stärkere Position in der Hanse, am Ende des 13. Jahrhunderts hatte sie ein Mitspracherecht bei den Gerichtsangelegenheiten des Kontors Peterhof in Nowgorod und in Pommerellen. Danzig wurde zum Vorort des preußischen Quartiers. Um 1350 trat sie dem Bund der Hanse bei. Seit 1361 ist die Teilnahme am Hansetag belegt, bereits 1377 hatte Danzig eine ebenso bedeutende Stellung innerhalb des Hansebundes wie Thorn und Elbing. An den Auseinandersetzungen der Hanse mit Dänemark und Schweden nahm Danzig seit 1367 teil (siehe auch Kölner Konföderation).

Zahlreich waren in der Folgezeit die Spannungen und Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Deutschen Orden um den freien Handel und die Kontrolle über die Schifffahrt. 1343 wurde an Stelle des lübischen Rechtes das im Gebiet des Ordens gültige Kulmer Recht eingeführt. Der Polenkönig Kasimir III. erkannte im Vertrag von Kalisch 1343 die Herrschaft des Deutschen Ordens formell an, ohne jedoch die Rechtstitel an Danzig und Pommerellen preiszugeben.

Der wachsende Reichtum der Stadt zeigte sich in der starken Erweiterung des Stadtareals, die auch wegen der zahlreichen Einwanderer notwendig wurde (Kaufleute und Handwerker, u. a. aus den Hansestädten, aus Brandenburg, Obersachsen und Thüringen). Auf den Fundamenten der alten Burganlage errichtete der Orden um 1340 eine große Burg, die zum Sitz des Danziger Komturs wurde. Aus jener Zeit stammen viele bedeutende Bauten, z. B. die Anlage der Rechtstadt (1340), der Jungstadt (1380) und der Vorstadt (1393). Das Stadtgebiet dehnte sich nach Norden aus, wo die sogenannte Neustadt entstand (Pfarrkirche St. Johannes ca. 1349) und auch nach Süden, wo sich die sog. Vorstadt um die Schiffswerft entwickelte (Filialkirche St. Peter und Paul um 1400). Die Rechtsstadt hatte seit 1378 eine Ratsverfassung; am Langen Markt entstand 1380 das Rathaus, seit 1343 wurde die Marienkirche ausgebaut. Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts führte die schnelle Entwicklung Danzigs wiederholt zu Konflikten zwischen dem Patriziat, das den Rat bildete, und den Handwerkern sowie den neu zugezogenen Kaufleuten (1363, 1378).

Unter dem Hochmeister Konrad von Jungingen (1393-1407) erscheint Danzig zuerst kriegerisch tätig, indem es für den Schwedenkönig Albrecht Stockholm besetzte und durch seinen Kampf mit den seeräuberischen Vitalienbrüdern auch mit Margarethe von Dänemark in einen Krieg verwickelt wurde. Als infolge der Niederlage Ulrichs von Jungingen bei Tannenberg 1410 die Macht des Deutschen Ordens sank, benutzte Danzig diesen Umstand, um sich vom Orden zu lösen. Der Danziger Rat ging zum polnischen König Władysław II. Jagiełło über. Es kam zu blutigen Repressalien gegen die Ratsherren, als der Deutsche Orden die Macht im Kern seines Territoriums im Erster Frieden von Thorn in 1411 zurückerlangte. In der Folgezeit versuchte Danzig, sich finanziellen Leistungen an den Orden zu entziehen. 1416 führten Unruhen in der Stadt zum Eingreifen der Ordensritter und zu einer verstärkten Abhängigkeit Danzigs vom Deutschen Orden in der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Die Politik der Stadt Danzig gegenüber der Hanse wurde teilweise durch den Deutschen Orden beeinflusst, der sie zur Neutralität im Krieg der Hanse (1426-1435) gegen Erich von Pommern zwang; innerhalb der Hanse aber betrieb Danzig immer mehr eine eigene Politik, unabhängig von der Stadt Lübeck, zu der ein gewisser Interessengegensatz bestand. Dieser äußerte sich in der Zeit nach dem Frieden von Utrecht darin, dass Danzig der Politik der Monopolisierung des Ostseehandels zugunsten der Städte des Wendischen Viertels der Hanse und damit insbesondere Lübecks nicht mehr folgte und die mit diesen Städten bislang gemeinsam bekämpften Umlandfahrer, wie die englischen Merchant Adventurer, unterstütze.

Danzig wurde Mitglied im sogenannten Preußischen Bund, zu dem sich 1440 die ständische Mitregierung fordernden Städte und Adligen in Preußen zusammengeschlossen hatten. Als der Preußische Bund den polnischen König Kasimir IV. um Hilfe gegen den Orden bat, brach zwischen dem Bund, Polen auf der einen und dem Deutschen Orden auf der anderen Seite der Dreizehnjährige Krieg aus: Am 6. März 1454 ging Danzig auf Antrag der von Hans von Baysen angeführten Gesandtschaft des Preußischen Bundes mit dem seit 10. Februar 1454 mit Elisabeth von Habsburg verheirateten König Kasimir IV. eine Schutzbeziehung ein; Diese Schutzbeziehung mündete während des von Danzig finanzierten Dreizehnjährigen Krieges gegen den Orden 1457 mit der Verleihung des Großen Privilegs (Landgebiet, Hoheitsrechte und weitgehende Autonomie) an Danzig. Im Zweiten Frieden von Thorn von 1466 kam Danzig dauerhaft an das Königliche Preußen, das der Krone Polens, d. h. dem König persönlich, unterstellt war. Danzig wurden die bereits 1454, 1455 und 1457 verliehenen weitgehenden Autonomierechte bestätigt und es durfte gemäß dem ihm erteilten Privilegium Casimirianum seine Ämter selbst besetzen, erhielt die vollständige Gerichtsbarkeit (nach eigenem Gesetzbuch, Danziger Willkür genannt), Befreiung von allen Zöllen und Abgaben und von der Rechnungslegung über seine Einkünfte, das Münzrecht, das Recht, eigene Besatzung zu halten, und völlig freie Entscheidung über Krieg, Bündnisse und Frieden. Die Oberhoheit des Königs von Polen repräsentierte ein Mitglied des Stadtrats, den Burggrafen. Die Stadt hielt in Warschau ihren Sekretär und stimmte auf Reichstagen und bei Königswahlen mit. Die vier Stadtteile wurden nun zu einem Ganzen vereinigt und dem rechtstädtischen Rat untergeordnet.

Streitigkeiten mit dem König wegen Besetzung des Bistums Ermland führten zu dem achtjährigen Pfaffenkrieg (1472-1480|80), in welchem sich zwar Danzigs Macht, aber auch die polnische Antipathie gegen diese Stadt bewährte.

Reformation und Renaissance

Schon 1523 nahm Danzig die Reformation an, die jedoch nicht ohne heftige innere Kämpfe festen Fuß fassen konnte. Am verderblichsten für die Zukunft der Stadt war die Durchstechung der Großen Kampe, einer Flussinsel vor der Spaltung der Weichsel (in Weichsel und Nogat), seitens der Elbinger und Marienburger, wodurch die Tiefe des Fahrwassers im Verlauf eines Jahres um die Hälfte vermindert wurde. Um etwa 1534 siedelten sich in und um Danzig auch aus den Niederlanden geflüchtete Mennoniten an [3]. Im Jahr 1569 entstand formell auch eine flämische Mennonitengemeinde.

Danzig ist als einzige Stadt (Stadtrepublik) in den Ländern der polnischen Krone der während der Union von Lublin von 1569 vom polnischen König Sigismund II. (Polen) aus der bisherigen Personalunion zwischen dem Königlichen Preußen, Polen und Litauen beschlossenen Realunion - der polnischen Adelsrepublik (Rzeczpospolita) - nicht beigetreten.

Als 1575 Stephan Báthory zum König von Polen gewählt wurde, wollte ihn Danzig nicht anerkennen und erklärte sich für Kaiser Maximilian II., welcher der Stadt bedeutende Handelsvorteile zusichern ließ. Selbst nach dessen Tod 1576 wollte Danzig dem König Stephan die Huldigung nur gegen bedeutende Zugeständnisse leisten. Danzig wurde daher belagert, verteidigte sich aber 1577 so entschlossen, dass sich der König mit einer Abbitte und der Zahlung von 200.000 Gulden begnügte.

1656 belagerten die Schweden die Stadt zu Wasser und zu Lande, wurden aber durch Hilfstruppen des Königs Johann II. Kasimir und durch eine holländische Flotte vertrieben, worauf die Holländer mit dem Großen Kurfürsten den Elbinger Vertrag am 10. September über die Neutralität Danzigs vereinbarten, den Schweden allerdings nicht anerkannte. 1734 wurde Danzig, weil es den König Stanislaus I. Leszczyński aufgenommen hatte, von den Russen und Sachsen unter Münnich belagert und trotz tapferer Gegenwehr nach mehrmonatlicher Einschließung durch ein Bombardement am 9. Juli zur Kapitulation genötigt. Bald darauf entstanden zwischen Magistrat und Bürgerschaft Streitigkeiten, die erst 1752 eine neue Gesetzgebung beilegte.

Bei der Ersten Teilung Polens 1772 behielt die Stadt zwar ihre Freiheit, aber da sie von preußischem Gebiet umschlossen und von starken Zöllen hart bedrückt war, nahmen der Handel, der Kunstfleiß und die Bevölkerung immer mehr ab. Bei der Zweiten Teilung Polens 1793 kam die Stadt an Preußen.

Koalitionskriege

Das Jahr 1806 wurde aber für Danzig wieder sehr verderblich. Schon vor der Kriegserklärung wurde der Hafen von den Schweden blockiert und von England auf die preußischen Schiffe ein Embargo gelegt. Nach der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstädt wurde in Danzig die Aufrüstung zum Widerstand mit Eifer betrieben. Die 21.700 Mann starke Besatzung genügend verproviantiert, die Niederung unter Wasser gesetzt und die Vorstädte zum Teil demoliert. Schon Anfang März rückten die Franzosen unter Marschall François-Joseph Lefebvre vor die Stadt.[4]

Trotz tapferer Verteidigung durch den Gouverneur Kalckreuth setzten sich die Belagerer am 1. April auf dem Zigankenberg fest und nahmen in der Nacht vom 12. auf den 13. April auch die Kalkschanze an der Weichsel. Sie wurde ihnen zwar wieder entrissen, aber die Danziger sahen sich genötigt, dieses höchstwichtige Werk selbst zu zerstören. In der Nacht vom 23. auf den 24. April begann das Bombardement der Stadt, das, nachdem Lefebvre am 25. April vergeblich zur Übergabe aufgefordert hatte, mit Nachdruck fortgesetzt wurde. Der furchtbarste Angriff der Belagerer am 21. Mai wurde noch einmal abgeschlagen, erschöpfte aber den letzten Pulvervorrat. Als nun auch die Lebensmittel zur Neige gingen, die Besatzung auf 7.000 Mann zusammengeschmolzen war, dagegen die Streitmacht des Feindes durch die Ankunft des Marschalls Edouard-Adolphe Mortier auf 60.000 Mann angewachsen war, kapitulierte die Stadt am 24. Mai.

Die Besatzung verließ am 27. Mai, als auch Weichselmünde kapitulierte, die Festung mit Kriegsehren und der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu dienen. Den Einwohnern aber wurde eine Kriegssteuer von 20 Millionen Franc mit der Bewilligung allmählicher Bezahlung auferlegt.

Der Marschall Lefebvre erhielt den Titel eines Herzogs von Danzig. Im Tilsiter Frieden vom 9. Juli 1807 wurde Danzig als Freistaat mit einem Gebiet von 2 Lieues, die durch die willkürliche Erklärung Napoleons I. aus zwei deutsche Meilen im Umkreis ausgedehnt wurden, unter Frankreichs, Preußens und Sachsens Schutz anerkannt, doch blieb fortwährend ein französischer Gouverneur in der Garnison, und durch die Kontinentalsperre war der Handel mit England zerstört. Beim Rückzug aus Russland gelang es den französischen und polnischen Truppen des 10. französischen Armeekorps, sich in die Stadt zu retten.

Da erschien gegen Ende Januar 1813 ein aus 6.000 Kosaken bestehendes russisches Einschließungskorps, welches jedoch bald durch ein Korps von 7.000 Mann Infanterie und 2.500 Mann Kavallerie mit 60 Feldgeschützen unter dem Kommando des Generalleutnants von Loewis abgelöst wurde.[5] Die elfmonatige Belagerung brachte wieder schwere Not über die Stadt. Die heftigsten Ausfälle und Angriffe fanden am 4. Februar, 5. März, 27. April und, nachdem am 1. Juni das Belagerungsheer durch 8.000 Mann preußischer Landwehr unter dem Grafen Dohna verstärkt worden war, am 9. Juli statt. Nach dem Waffenstillstand vom 24. August übernahm der Herzog Alexander von Württemberg den Oberbefehl der Belagerungsarmee und fügte am 28. und 29. August, 1., 7. und 17. September und 1. November den Belagerten große Nachteile zu, während ein englisches Geschwader die Stadt von der Seeseite her beschoss.

Endlich kam am 17. November eine Kapitulation zustande, nach welcher die Garnison am 1. Januar 1814 mit der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen die Verbündeten zu dienen, nach Frankreich entlassen werden sollte. Diese Bedingungen erhielten jedoch die Genehmigung des Kaisers Alexander I. nicht, und General Rapp musste auf die Bedingung eingehen, dass alle Franzosen nach Russland abgeführt wurden.

Nach dem Wiener Kongress: Eingliederung in das moderne Preußen

Mit dem 3. Februar 1814 kehrte Danzig unter Preußens Oberherrschaft zurück; worauf die alte Verfassung wiederhergestellt wurde. 1816 wurde Danzig der Sitz der Regierung des Danziger Bezirks, des Konsistoriums und des Oberpräsidiums von Westpreußen. Rasch erfolgten nun, namentlich auf Veranlagung des Oberpräsidenten von Schön, zahlreiche und in alle Zweige tief eingreifende Verbesserungen. Großen Schaden erlitt die Stadt 1829 durch einen Durchbruch der Weichsel 1831, durch die asiatische Cholera und durch einen Brand im Juni 1858. Seit 1863 hat die städtische Verwaltung einen neuen, großartigen Aufschwung genommen, hervorgerufen durch die Amtstätigkeit des Oberbürgermeisters v. Winter. Ihm verdankt die Stadt die Anlage einer Wasserleitung und die Kanalisation, die hier zuerst auf dem Kontinent gebaut wurde. Seitdem haben sich die Gesundheitsverhältnisse der Stadt erheblich verbessert.

Nach der Teilung der ehemaligen Provinz Preußen am 1. Juli 1878 ist Danzig Hauptstadt der Provinz Westpreußen geworden. Im Jahr 1902 wurde das Dorf Zigankenberg eingemeindet.

Freie Stadt Danzig

Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit seinen umliegenden Gebieten vom Deutschen Reich getrennt und am 15. November 1920 zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig, erklärt. Dieser Staat stand allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds; polnische und englische Truppen gewährleisteten den neuen Status der Stadt. Da diese Entscheidung nicht von einer Volksabstimmung abhängig gemacht wurde, sahen das Deutsche Reich und die mehrheitlich deutschen Bewohner der Stadt das vom US-Präsidenten Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt.

Am 6. Dezember 1920 konstituierte sich der erste Danziger Volkstag, der aus freien Wahlen hervorgegangen war. Er bestand aus 120 Abgeordneten. Oberbürgermeister Heinrich Sahm wurde zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig gewählt. Die Parteien stellten die folgenden Abgeordneten:

  • Deutschnationale Volkspartei: 34
  • Freie Wirtschaftliche Vereinigung: 12
  • Deutsche Demokratische Partei: 10
  • Zentrumspartei: 17
  • Sozialdemokratische Partei: 19
  • Unabhängige Sozialdemokraten: 21
  • Polnische Partei: 7.

1923 gaben im Rahmen einer Volkszählung 95 Prozent der Bürger Deutsch und vier Prozent Polnisch bzw. Kaschubisch als Muttersprache an. Entgegen dem Volkszählungsergebnis schätzte der polnische Historiker Drzycimski den Anteil polnischer Bürger an der Danziger Gesamtbevölkerung im Jahr 1923 auf 16 Prozent.

  •                           Ergebnis der Volkszählung vom 1. November 1923
  •   
  • Nationalität             Gesamt       Deutsch      Deutsch und      Polnisch und      Russisch,    Jiddisch      Keine
  •                                                                    Polnisch            Kaschubisch      Ukrainisch                     Angabe
  • Stadt Danzig           335.921       327.827       1.108                 6.788                    99            22               77
  • Landkreis Danzig    30.809         20.666          521                5.239               2.529          580           1.274
  • Gesamt                   366.730       348.493       1.629               12.027               2.628          602           1,351
  • Prozent                   100 %         95,03%        0,44 %             3,28 %              0,72 %        0,16 %      0,37 %

Die Freie Stadt Danzig bestand damals aus den Städten Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra, wobei Neuteich und Tiegenhof im Danziger Werder bzw. im Kreis Großes Werder lagen. Die polnische Minderheit besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen, wurde aber von der deutschen Bevölkerung des Öfteren mit Missgunst betrachtet und diskriminiert; außerdem lebten in Danzig vor 1939 Kaschuben und Russen. Unter den Einwohnern fanden sich auch zahlreiche Juden, die nach 1939 zum überwiegenden Teil enteignet und deportiert wurden.

Danzig hatte in der Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche wirtschaftliche Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zum Deutschen Reich, die globale Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie.

Der Hafen und der Zoll sowie die internationalen Eisenbahnverbindungen – jedoch nicht die Straßenbahn und Kleinbahnen im Freistaatgebiet – wurden unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen legte im Danziger Hafen (Westerplatte) ein Munitionslager an und stationierte dort ihr Militär. Des Weiteren war es dem polnischen Staat zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und Telegrafenverwaltung, das so genannte „Polnische Postamt“, im Hafengebiet einzurichten.

Die problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele – unbeachtet gebliebene – Beschwerden der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen.

Mitte 1933 kamen daher auch in Danzig die Nationalsozialisten (NSDAP) an die Macht, die sich aber wegen der internationalen Kontrolle des Gebietes bis 1936/37 mit Oppositionsparteien abfinden mussten, die bei den Volkstagswahlen von 1935 (trotz versuchter Wahlbeeinflussungen) eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten klar verhindern konnten. Während Hermann Rauschning 1933/34 als Senatspräsident eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser dazu auf Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit zum Deutschen Reich. Ende August 1939 erklärte sich der Gauleiter Albert Forster selbst zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff auf die Westerplatte wird heute als Beginn des Zweiten Weltkrieges gesehen.

Zweiter Weltkrieg

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurden insbesondere die Juden, aber auch die polnische Minderheit in Danzig deportiert (Juden wurden bereits seit 1933 systematisch verfolgt und entrechtet), viele verloren ihr Leben. Andere wiederum ließen sich auf der sogenannten Volksliste als Deutsche eintragen und entgingen so der Verfolgung durch Nationalitätswechsel. Dazu wurden viele dieser Menschen in Konzentrationslager (wie das KZ Stutthof) deportiert und ermordet.

1941 befand sich in Danzig-Langfuhr die Flugzeugführerschule A/B 6. Ende März 1945 wurde Danzig von der Roten Armee im Zuge der Schlacht um Ostpommern eingeschlossen und erobert. Durch die Kampfhandlungen sind große Teile der Innenstadt (bestehend aus Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt und Niederstadt) zerstört worden. Während und nach dem Einmarsch wurden die noch erhaltenen Häuser der Innenstadt von den sowjetischen Soldaten geplündert und in Brand gesteckt. Insgesamt wurde ein sehr hoher Anteil der Bebauung zerstört.

Bereits in den ersten Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den sowjetischen Besatzern und polnischen Behörden vertrieben. Zurück blieb eine Minderheit von etwa fünf Prozent der ursprünglichen Stadtbevölkerung mit zumeist auch polnischen Vorfahren. Die Vertreibung wurde von den polnischen Behörden geduldet und nicht wie oft fälschlicherweise angenommen "systematisch" vorbereitet. Als Folge des Zweiten Weltkriegs und des Bierut-Dekretes wurde das Eigentum von Personen deutscher Nationalität und Herkunft enteignet. Straftaten, die gegen die deutsche Zivilbevölkerung begangen wurden hat man juristisch nur bedingt verfolgt. Aufgrund des Leidens der polnischen Bevölkerung während des Krieges und der Nachkriegsjahre wurden diese Geschehnisse nie richtig aufgearbeitet.

Nachkriegszeit – Polen

Die Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert.

Zugleich wurden insbesondere in den Sechzigern, in den Vorstädten wie Przymorze Trabantensiedlungen errichtet. Charakteristisch sind hier die sogenannten Wellenhäuser - Wohnblöcke von teilweise mehreren hundert Metern Länge in Plattenbauweise, die mäandrieren und so eine Assoziation zum nahe gelegenen Meer hervorrufen sollen.

Anfang der 1980er begann die Gewerkschaftsbewegung Solidarność unter Führung von Lech Wałęsa in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft in Polen.

Gegenwart

Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges veränderte sich die Lage der nationalen Minderheiten in der Republik Polen, auch die der deutschen Minderheit. In Danzig wurde im Jahre 1990 der Bund der Deutschen Minderheit gegründet (Mitgliederstärke: 5.512 Mitglieder; Quelle: Bund der Deutschen Minderheit, Danzig, 2005). Bald darauf begannen jüngere polnische Danziger, die bislang versteckten Spuren des deutschen Danzig zu entdecken; diese Suche nach lokaler Identität ist auch heute noch im Gange. Zu den wichtigsten Personen dieses Identitätsdiskurses zählen der liberale Politiker Donald Tusk sowie die Schriftsteller Paweł Huelle und Stefan Chwin.

Günter Grass fasste im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er sie ausführlicher nachzeichnet):

  • Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
  • Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S. 379)

Verweise

Literatur

Quellen

  • Daniel Gralath: Versuch einer Geschichte Danzigs aus zuverlässigen Quellen und Handschriften. Hartung, Königsberg 1789. Erster Band, 545 Seiten (Volltext).
  • Scriptores Rerum Prussicarum - Die Geschichtsquellen der Preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (Theodor Hirsch, Max Töppen und Ernst Strehlke, Hrsg.), 5 Bände, Minerva GmBH, Frankfurt /Main 1965 (Nachdruck der Ausgabe von 1861 - 1872).
  • Goswin von Brederlow: Geschichte des Handels und der gewerblichen Kultur der Ostsse-Reiche im Mittelalter bis zum Schlusse des sechzehnten Jahrhunderts mit besonderem Bezug auf Danzig als Quartiersstadt des Hansebundes, und der sich in dieser Zeit entwickelnden inneren Staatsverhältnisse Preußens. Berlin 1820, 379 Seiten (Volltext).

Einzeldarstellungen

  • Werner Neugebauer: Neue polnische Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte Westpreußens, Westpreußen Jahrbuch 1953, Leer/Ostfriesland
  • Andrzej Zbierski: Początki Gdańska w świetle najnowszych badań (Die Anfänge Danzigs im Lichte der neuesten Forschungen). In: Gdańsk, jego dzieje i kultura, Warschau 1969, S. 11–27
  • Wilhelm Brauer: Prußische Siedlungen westlich der Weichsel, J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e.V., Siegen 1983
  • Heinz Lingenberg: Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-914900-7
  • Edmund Ciéslak/Czeslaw Biernat: History of Gdansk, Wydawnictwo Morskie, Gdansk 1988.
  • Paul Simson: Geschichte der Stadt Danzig bis 1626, 3Bde., Scientia Verlag Aalen 1967. ND 1913 - 1918
  • Erich Keyser: Danzigs Geschichte, 2. Aufl., Verlag A. W. Kasemann, Danzig 1928.
  • Gotthilf Löschin: Beiträge zur Geschichte Danzigs und seiner Umgebungen. Meistens aus alten Manuscripten und selten gewordenen Druckschriften gesammelt, Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1977. ND 1837.
  • Frank Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt, Propyläen Verlag, Berlin 2006.
  • Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Droste Verlag, Düsseldorf 1991.
  • Löschin, Gustav: Geschichte Danzigs, 2Bde., Danziger Verlagsgesellschaft,Klausdorf/Schwentine, o. J. ND 1822/1823.
  • Szermer, Bohdan: Gdansk - Vergangenheit und Gegenwart, Verlag Interpress, Warschau 1971.
  • Hirsch, Theodor: Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, S. Hirzel, Leipzig 1858.

Fußnoten

  1. ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 700-725..
  2. ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens von der ältesten Zeit bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung der Preußen 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341, Königsberg 1830, S. 215.
  3. ↑ Mennonitisches Lexikon, Band 1. 1913, S. 426.
  4. ↑ Vergleiche z. B. Johann Karl Plümicke: Skizzierte Geschichte der Belagerung von Danzig durch die Franzosen im Jahr 1807, Berlin 1817, 277 Seiten.
  5. ↑ Vergleiche z. B. Johann Karl Plümicke: Skizzierte Geschichte der russisch-preußischen Blockade und Belagerung von Danzig im Jahr 1813, Berlin 1817, 211 Seiten.
  6.  

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Riga

Riga (lettisch Rīga) ist die Hauptstadt Lettlands und mit 709.145 Einwohnern größte Stadt des Baltikums. Mit über 882.000 Einwohnern in der Agglomeration ist Riga zudem der größte Ballungsraum in den drei baltischen Staaten. Die Stadt (7 m über NN) liegt an der Düna (lettisch: Daugava), nicht weit von der Rigaischen Bucht. Die Bevölkerungszahl ist seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland 1991 um rund 180.000 zurückgegangen, da viele der in den Jahrzehnten zuvor dort angesiedelten Russen abgewandert sind, aber auch wegen des Geburtendefizits. Riga ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten und ihre großzügige Anlage sowie für die gut erhaltene Innenstadt.

Geografie

Klima

Das Klima ist feucht-kontinental mit warmen, feuchten Sommern und schneereichen Wintern. Temperaturen bis −20 °C sind keine Seltenheit.

Stadtgliederung

  • Riga ist in drei Rajons (rajon) und drei Vororte (priekšpilsēta) gegliedert und umfasst zahlreiche Stadtteile:
  • Centra rajons (3 km²): Centrs, Vecpilsēta
  • Kurzemes rajons (79 km²): Āgenskalns, Bolderāja, Daugavgrīva, Dzirciems, Iļģuciems, Imanta, Kleisti, Ķīpsala, Rītabuļļi, Spilve, Voleri, Zasulauks
  • Zemgales priekšpilsēta (41 km²): Āgenskalns, Atgāzene, Beberbeķi, Bieriņi, Bišumuiža, Katlakalns, Mūkupurvs, Pleskodāle, Salas, Šampēteris, Torņakalns, Ziepniekkalns, Zolitūde
  • Ziemeļu rajons (77 km²): Čiekurkalns, Jaunciems, Kundziņsala, Mangaļsala, Mežaparks, Mīlgrā