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↑ (von links beginnend) Der Marktplatz in Lübeck mit Rathaus. Das Holstentor. Der Dom zu Lübeck von Süden aus betrachtet. Die Vorderfront des Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck.
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Lübeck
Die Hansestadt Lübeck[2] (niederdeutsch: Lübęk, Lübeek, dänisch: Lybæk, italienisch Lubecca; Adjektiv: lübsch, lübisch, seit spätestens dem 19. Jahrhundert auch lübeckisch) ist eine kreisfreie Stadt im Norden Deutschlands und im Südosten Schleswig-Holsteins an der Ostsee (Lübecker Bucht). Mit ihren 212.964 Einwohnern (Stand: 30. Juni 2012)[3] ist Lübeck nach der Landeshauptstadt Kiel die Stadt mit den meisten Einwohnern und somit eines der vier Oberzentren des Landes. Flächenmäßig ist sie die größte Stadt in Schleswig-Holstein. Die mittelalterliche Lübecker Altstadt ist Teil des UNESCO-Welterbes.
Die nächstgelegenen großen Städte sind Hamburg etwa 65 Kilometer südwestlich, Kiel etwa 78 Kilometer nordwestlich und Schwerin etwa 68 Kilometer südöstlich. Lübeck gehört seit April 2012 der Europäischen Metropolregion Hamburg an. Lübeck wird auch „Stadt der Sieben Türme“ und „Tor zum Norden“ genannt.
Die Geschichte des Namens Lübeck
Der Name Lübecks spiegelt die Siedlungsgeschichte der Gegend wider. Seine ursprüngliche Form war das slawische Wort Liubice (lieblich), wobei das C wie deutsches Z gesprochen wurde. Mit der Abwanderung der Westslawen sowie deren Verdrängung und Assimilation durch die Sachsen wurde das Sächsische, das man später auch Niederdeutsch nannte, die vorherrschende Sprache der Region. Der Name Liubice wurde für die Siedlung beibehalten, jedoch sächsischer Sprachentwicklung unterworfen.
Mit der Zeit, als das Altsächische ins Mittelniederdeutsche überging, wandelte sich das altsächsische iu zu einem ü-Laut, wovon auch die Namen von Städten und Fluren betroffen waren. So wurde aus Liubice zuerst Lübice.
Bereits zur altsächsischen Zeit fand eine starke Palatalisierung des k statt, die dieses teilweise in verschiedene Zischlaute umwandelte. So wurde etwa aus der Siedlung Kiellu die Siedlung Celle. In früher mittelniederdeutscher Zeit aber war diese Entwicklung rückläufig und viele von der Palatalisierung betroffenen Worte wurden wieder mit altem k gesprochen. Diese Welle erfasste auch den slawischen Namen Liubices, wodurch daraus der im Mittelalter übliche Name Lübeke wurde.
In jüngerer Zeit (im 17. Jahrhundert) wurde das Mecklenburgische, zu dessen Dialektgebiet das Lübische gehörte, von einer Apokopierung des e erfasst und das e am Ende vieler Worte verkürzt oder weggelassen. So war der heutige Name Lübek bzw. Lübeek geboren.
Eine Umwandlung des langen e zu einem kurzen hat eigentlich nie stattgefunden, und wie den Namen Mecklenburgs schrieben niederdeutsche Autoren den Namen mit einfachem k, als Lübek – oder, um der Aussprache Rechnung zu tragen, mit tonlangem e als Lübeek oder als Lübęk. Lediglich dem Durchsetzen einer gemeinsamen hochdeutschen Rechtschreibung ist die Schreibung mit ck zu verdanken. Bei dieser jedoch handelt es sich nur um eine Letternhäufelung (vgl. das ck in Ortsnamen). Die heute in den Medien übliche Aussprache mit kurzem e ist eher als Hyperkorrektur zu verstehen, die sich nach der Schreibweise richtet.[4]
Geographie
Die Stadt liegt in der Norddeutschen Tiefebene an der unteren Trave, einem schiffbaren Fluss, der etwa 17 Kilometer von der Altstadt entfernt im Stadtteil Travemünde in die Ostsee mündet. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, der einen Werder zwischen den Wasserläufen der Trave und der Wakenitz bildet. Ferner durchzieht der Elbe-Lübeck-Kanal das Stadtgebiet von Krummesse bis zur Trave. Die umgebende Landschaft gehört zum Ostholsteiner Hügelland und ist geprägt von der Weichseleiszeit (Pleistozän). Die geografische Lage an der Trave, die kurz vor Travemünde den Baltischen Höhenrücken durchbricht, begünstigte die Entwicklung der Stadt als Ostseehafen und begründete ihren rasanten Aufstieg zum nordeuropäischen Machtzentrum des Mittelalters.
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Lübecks ist seit der Neustrukturierung durch Bürgerschaftsbeschluss vom 28. September 1972 amtlich in zehn Stadtteile eingeteilt. Diese wiederum sind in insgesamt 35 Stadtbezirke gegliedert. Die zehn Stadtteile mit ihren amtlichen Nummern und den Einwohnerzahlen der Stadtteile:
- 01 Innenstadt (etwa 12.000 Einwohner)
- 02 St. Jürgen (etwa 40.000 Einwohner)
- 03 Moisling (etwa 10.000 Einwohner)
- 04 Buntekuh (etwa 10.000 Einwohner)
- 05 St. Lorenz-Süd (etwa 12.000 Einwohner)
- 06 St. Lorenz-Nord (etwa 40.000 Einwohner)
- 07 St. Gertrud (etwa 40.000 Einwohner)
- 08 Schlutup (etwa 6.000 Einwohner)
- 09 Kücknitz (etwa 20.000 Einwohner)
- 10 Travemünde (etwa 15.000 Einwohner)
Andere Bezeichnungen von Stadtteilen wie Hochschulstadtteil, Ringstedtensiedlung, Edelsteinsiedlung oder Planetensiedlung entsprechen nicht der Verwaltungsgliederung.
Die Lübecker Stadtteile haben im Laufe der Zeit jeweils ihr eigenes Bild entwickeln können.
01: Die Innenstadt ist das touristische Kernstück Lübecks, der älteste und flächenmäßig kleinste Stadtteil. Die Innenstadt liegt hauptsächlich auf der Altstadtinsel zwischen Trave und Wakenitz, die in etwa eine Ausdehnung von zwei Kilometer von Nord nach Süd und einen Kilometer von West nach Ost hat. Einige wesentliche Gebäude, die zur Innenstadt gerechnet werden, liegen auf umliegenden kleineren Inseln, wie etwa das Holstentor, das am Fuß der so genannten Wallhalbinsel liegt. Um die Innenstadt zu verlassen, muss jeweils eine Brücke im alten Befestigungsgürtel um die Stadt (Wallanlagen) überquert werden. Die Neustädte schließen sich nicht wie in den meisten anderen Städten unmittelbar an die mittelalterliche Altstadt an. Die nördliche Wallhalbinsel, auf der sich zurzeit die Media Docks und einige Lagerhallen des Hafens befinden, soll in den nächsten Jahren zu einer Hafen City ähnlich dem Projekt in Hamburg ausgebaut werden.
05/06: Westlich des Holstentors liegen die beiden Vorstädte St. Lorenz-Nord und St. Lorenz-Süd, die durch die Bahnstrecke getrennt werden. Namengebend ist die Kirche St. Lorenz am Steinrader Weg, die auf die Kapelle eines Pestfriedhofs aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht. Hier wurde Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Vorstadt für die Unter- und Mittelschicht errichtet, in der sich schon bald eine entwickelte Arbeiterkultur etablierte. In der Meierstraße in St. Lorenz-Süd wurde 1913 Willy Brandt geboren. An der Lutherkirche in St. Lorenz-Süd arbeitete Karl Friedrich Stellbrink, einer der Lübecker Märtyrer im Nationalsozialismus. Auch heute dominieren Geschosswohnungen und Industriebetriebe (Drägerwerk) die beiden Stadtteile. Es gibt nur wenige Grünanlagen.
03/04: Jenseits der Bahngleise in St. Lorenz-Süd folgen dann die beiden Stadtteile Buntekuh und Moisling, die durch Wohnblocks aus den 1960er Jahren geprägt sind. In Buntekuh befinden sich ebenfalls weitläufige Gewerbegebiete entlang der A 1. Moisling blickt im Unterschied zu Buntekuh auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Bereits im 17. Jahrhundert gab es hier eine damals noch zu Dänemark gehörende Siedlung, die vor allem von Juden bewohnt war. Auch heute findet sich hier noch ein jüdischer Friedhof. Der Stadtteil Buntekuh verdankt seinen Namen einem bäuerlichen Gut, das hier bis Ende der 1950er Jahre existierte. Das Gut wiederum wurde nach der Hansekogge „Bunte Kuh“ benannt, die 1401 den Angriff auf den Seeräuber Klaus Störtebeker führte.
02: Im Süden der Altstadt und auf der Wakenitzhalbinsel auch den östlichen Altstadtrand umfassend liegt der mit Abstand flächengrößte Stadtteil St. Jürgen, der im nördlichen Teil durch gründerzeitliche Villenviertel, dann südlich des St.-Jürgen-Rings eher durch Wohnblocks der 1950er bis 1970er Jahre geprägt ist. Im Süden läuft St. Jürgen mit einem breiten Grüngürtel voller Felder und Wiesen in die lauenburgische Landschaft aus. Im Osten wird der Stadtteil von der Wakenitz begrenzt, wo in den Auen aufgrund der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ein reichhaltiges Naturschutzgebiet entstanden ist. In St. Jürgen liegen die beiden größten Hochschulen Lübecks, die Universität und die Fachhochschule. St. Jürgen war ursprünglich eine Vorstadt mit Gärtnereien und Weiden. Heute sind nur noch vier Gärtnereien vorhanden, denn die Grünflächen wurden größtenteils bebaut. Wichtigste Neubauprojekte sind der Hochschulstadtteil, der als gemischtes Wohn- und Geschäftsviertel angelegt wurde, und das Neubaugebiet Bornkamp.
Im äußersten Süden Lübecks schließen sich mehrere dörfliche Stadtteile an wie Vorrade, Beidendorf, Wulfsdorf und Blankensee mit dem Flughafen, die noch zum Gebiet von St. Jürgen gehören. Außergewöhnlich ist der Grenzverlauf im Dorf Krummesse. Hier gehören die alten Bauernhöfe mit ihren Hufen abwechselnd zu Lübeck und zum Herzogtum Lauenburg, so dass die territoriale Zugehörigkeit einem Flickenteppich ähnelt.
07: St. Gertrud im Norden der Altstadt ist ebenso wie St. Jürgen direkt in Altstadtnähe durch klassizistische Sommerhäuser und Gründerzeitvillen rund um den Stadtpark und die Wakenitz geprägt. Weiter im Osten folgen modernere Wohnviertel für alle sozialen Schichten. An der Trave findet sich das sehenswerte Fischerdorf Gothmund mit einigen reetgedeckten Fischerkaten. Hier liegt auch der Lübecker Stadtwald Lauerholz, in dem sich die ehemalige Grenze zur DDR nachvollziehen lässt.
08: Jenseits des Stadtwaldes Lauerholz liegt der kleine Stadtteil Schlutup, der durch seinen an der Trave gelegenen Fischereihafen geprägt ist. Er wandelt sich zu einem modernen Papierumschlaghafen. In Schlutup befand sich vor der Wende der nördlichste Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik und der DDR: die Transitstrecke nach Rostock und Sassnitz im Zuge der B 105.
09: Nördlich der Trave liegt Kücknitz, das alte Industrieviertel von Lübeck. Hier wurde bis in die 80er Jahre bei den Metallhüttenwerken Roheisen sowie Koks, Zement und Kupfer hergestellt. Daran erinnert noch das Museum für Arbeiterkultur in der Geschichtswerkstatt Herrenwyk. In Kücknitz liegt ein wichtiger Teil des Lübecker Hafens, der unter anderem aus einem neu erbauten Containerterminal besteht. Die Flenderwerft, die traditionsreiche Werft des Stadtteils, meldete im Jahr 2002 Insolvenz an. Seit 2006 befindet sich auf dem ehemaligen Werftgelände der Seeland Kai der Lübecker Hafengesellschaft sowie ein Fährterminal der Lehmann-Gruppe.
10: An der Mündung der Trave liegt schließlich Travemünde, das bereits im 14. Jahrhundert von Lübeck erworben wurde und seit 1801 als Seebad anerkannt ist. Hier lockt ein breiter Sandstrand sowohl am eigentlichen Ortskern als auch auf der Priwallhalbinsel, die zu Vor-Wende-Zeiten nur per Fähre erreicht werden konnte, weil sie am Ende von der DDR begrenzt wurde. Südlich der Priwallhalbinsel, der Ostsee abgewandt, liegt die Pötenitzer Wiek, eine große Bucht der Trave, die aufgrund ihrer Grenznähe als artenreiches Gebiet konserviert werden konnte. In Travemünde liegt der Skandinavienkai, der größte Ostseefährhafen Deutschlands. Von dort fahren Fähren in viele Ostseehäfen wie Trelleborg, Helsinki und Klaipėda.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden, die mit Ausnahme von drei Gemeinden, die in Mecklenburg-Vorpommern liegen, alle zu Schleswig-Holstein gehören, grenzen an die Stadt Lübeck:
- Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern: Stadt Dassow (Ortsteil Pötenitz), Selmsdorf und Lüdersdorf (alle Amt Schönberger Land)
- Kreis Herzogtum Lauenburg: Groß Grönau und Groß Sarau (beide Amt Lauenburgische Seen), Klempau, Krummesse, Rondeshagen und Bliestorf (alle Amt Berkenthin) sowie Groß Schenkenberg (Amt Sandesneben)
- Kreis Stormarn: Klein Wesenberg, Wesenberg, Hamberge, Badendorf, Heilshoop und Mönkhagen (alle Amt Nordstormarn)
- Kreis Ostholstein: Stockelsdorf (amtsfreie Gemeinde), Bad Schwartau (amtsfreie Stadt) sowie Ratekau und Timmendorfer Strand (beides amtsfreie Gemeinden)
Die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn gehören bereits zur Europäischen Metropolregion Hamburg. Lübeck als Oberzentrum bildet aus Sicht der Raumordnung mit Stockelsdorf, Bad Schwartau, Ratekau und Groß Grönau eine Agglomeration, auch in den mecklenburgischen Nachbargemeinden entwickelt sich durch das Fördergefälle ein Speckgürtel. Mit der Gemeinde Krummesse bestehen in Deutschland einmalige, bizarre Grenzverhältnisse; die Gemeinde Krummesse hat hierdurch bedingt die längste Gemeindegrenze Deutschlands bezogen auf ihr Gemeindegebiet. In den Gemeinden der Agglomeration wohnen in etwa weitere 70.000 Einwohner, so dass der Ballungsraum Lübeck etwa 283.000 Einwohner hat.
Geschichte
Frühe Geschichte
Der etwa zur Zeit Karls des Großen (748–814) von Slawen gegründete Ort Liubice („die Liebliche“) gilt als Namensgeber des heutigen Lübeck. Seit dem 10. Jahrhundert war Liubice neben Oldenburg in Holstein die wichtigste Siedlung der Abodriten. Wahrscheinlich war Liubice bereits in dieser Zeit burgartig befestigt. Nach der dendrochronologisch auf das Jahr 819 bestimmten Gründung der Burg wurde Liubice erstmals um das Jahr 1076 von Adam von Bremen erwähnt.[6][7] In der heutigen Lage auf dem Hügel Buku, wurde die Stadt Lübeck 1143 durch Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee neu gegründet, nachdem sie 1127 niedergebrannt worden war. 1160 verlegte Heinrich der Löwe das Bistum Oldenburg nach Lübeck.
Die Zeit der Hanse
1160 erhielt Lübeck das Soester Stadtrecht. Außerordentlich wichtig für die Stadt war das Artlenburger Privileg von 1161, in dem Lübecker Kaufleute den bisher im Ostseehandel dominierenden gotländischen Kaufleuten rechtlich gleichgestellt werden sollten. Kurz darauf erlangte Lübeck im Juni 1226 von Kaiser Friedrich II. mit dem Reichsfreiheitsbrief die Reichsfreiheit, wurde also reichsunmittelbare Stadt.
Nachdem 1361 Wisby, der erste Hauptort der Hanse, vom dänischen König Waldemar IV. Atterdag erobert worden war, wurde Lübeck zum neuen Hauptort der Hanse (auch Königin der Hanse genannt), die sich im 13. Jahrhundert zur Städtehanse gewandelt hatte. Lübeck entwickelte sich in Folge zur zeitweise wichtigsten Handelsstadt im nördlichen Europa. Es entstand der Verband der wendischen Städte unter Lübecks Führung. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Lübeck 1340 das Goldmünzrecht. 1356 fand der erste allgemeine Hansetag in Lübeck statt. Mit dem Frieden von Stralsund erreichte Lübeck den Höhepunkt seiner Macht im Ostseeraum. Im 14. Jahrhundert war Lübeck neben Köln und Magdeburg eine der größten Städte des Reiches.
Lübecks Rolle als führende Handelsmacht in der Ostsee wurde in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zunehmend durch niederländische Kaufleute gefährdet, die unter Umgehung der Lübecker Stapels direkt die Städte im östlichen Teil der Ostsee ansteuerten. Nachdem Friedrich I. nicht bereit war, Lübeck als Lohn für seine Hilfe bei der Gefangennahme Christian II. 1532 die Sundschlösser zu überlassen, versuchte Jürgen Wullenwever mit militärischen Mitteln, die alte Vormachtstellung im Ostseeraum wiederherzustellen und die Grafenfehde zu Gunsten Lübecks zu beeinflussen. Zur Finanzierung seiner militärischen Abenteuer ließ er unter anderem den Kirchenschatz einschmelzen. Doch er scheiterte dramatisch, musste 1535 die Stadt verlassen, wurde vom Erzbischof von Bremen gefangen genommen und 1537 hingerichtet. Damit war Lübecks Zeit als „Königin der Hanse“ endgültig vorüber. Und auch die Bedeutung der Hanse schwand.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Lübeck, neutral zu bleiben. 1629 wurde hier der Friede von Lübeck zwischen den kaiserlichen Truppen und König Christian IV. von Dänemark geschlossen. Im Zuge der Vorbereitungen für einen umfassenden Friedenskongress während der Verhandlungen über die Hamburger Präliminarien 1641 waren auch die beiden Städte Hamburg und Lübeck als Kongressorte im Gespräch. An den Verhandlungen und dem Abschluss des Westfälischen Friedens waren die Hansestädte durch den späteren Lübecker Bürgermeister David Gloxin vertreten. Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt. Die drei Städte Lübeck, Hamburg und Bremen wurden zu Sachwaltern der Hanse und ihres Restvermögens eingesetzt.
Der Siebenjährige Krieg verlief dank der diplomatischen Beziehungen des Lübecker Stadtkommandanten Graf Chasot ohne größeren Schaden für die Stadt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 blieb Lübeck noch reichsunmittelbare Stadt, um dann mit Fortfall des Heiligen Römischen Reiches 1806 ein souveräner deutscher Staat zu werden. In der Folge der für Blücher vernichtenden Schlacht bei Lübeck war die Stadt während der sogenannten Lübecker Franzosenzeit von November 1806 bis 1813 von französischen Truppen besetzt. Von 1811 bis 1813 gehörte Lübeck als Teil des Département des Bouches de l’Elbe zum französischen Kaiserreich.
1815 wurde Lübeck auf dem Wiener Kongress als Freie und Hansestadt Lübeck völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes. Gesandtschaften und Konsulate wurden zumeist gemeinsam mit den beiden Schwesterstädten Bremen und Hamburg in wichtigen Haupt- und Hafenstädten unterhalten. Die hanseatischen Ministerresidenten wie Vincent Rumpff in Paris oder James Colquhoun in London, zugleich auch der letzte hanseatische Stalhofmeister, verhandelten die völkerrechtlichen Verträge mit den wichtigsten Handelspartnern. Das Postwesen betrieb jede Stadt für sich. Die Stadt wurde durch ihre Erneuerungsbewegung Jung-Lübeck und den Germanistentag des Jahres 1847 zu einem wichtigen Symbolort des Vormärz, überstand aber aufgrund der weit vorangeschrittenen Vorbereitung einer neuen Verfassung das Revolutionsjahr 1848 ohne größere Unruhen.
Moderne
Lübeck trat 1866 dem Norddeutschen Bund sowie 1868 dem Zollverein bei und wurde 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches; damit endete die seit 1806 bestehende völkerrechtliche Souveränität Lübecks. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein. Die Bevölkerungszahl wuchs rapide und die Vorstädte breiteten sich mit Aufhebung der Torsperre im Jahr 1864 aus. 1895 wurde die Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung in Lübeck abgehalten, für die Bürger des kleinen Stadtstaates „ihre Weltausstellung“.
Anno 1897 bekam die Stadt ihr Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162. Im Ersten Weltkrieg wurde es u. a. in der Schlacht an der Somme, der Siegfriedstellung und der Frühjahrsoffensive von 1918 eingesetzt.
Der Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 führte in Lübeck zwar als nächster Stadt nach Kiel zu einem Matrosenaufstand, jedoch in Lübeck als einzigem Staat des Deutschen Reiches nicht zu revolutionären Verwerfungen durch die Novemberrevolution. Bürgermeister Emil Ferdinand Fehling und alle Senatoren blieben im Amt, aber bereits im gleichen Jahr kam es zu einem neuen, zeitgemäßen Wahlrecht des Staates und im Mai 1920 zu einer neuen, ersten demokratischen Verfassung im modernen Sinne.
1930 kam es in der Stadt bei der Einführung der BCG-Schutzimpfung gegen Tuberkulose zum Lübecker Impfunglück, dem größten Impfunglück des 20. Jahrhunderts.
Adolf Hitler hatte nie in Lübeck gesprochen. Die SPD hatte sämtliche Versammlungsräume in der Stadt für den Zeitraum des geplanten Wahlkampfauftrittes, geplant war die Veranstaltung in Lübeck für den 6. November 1932, angemietet. Da die Partei in die Waldhalle nach Bad Schwartau auswich, unterbrach ein SPD-Mann die Stromzufuhr und die Partei war gezwungen, ihre Veranstaltung im Dunkeln abzuhalten. Der Groll bewegte Hitler dann dazu, dass die Freie und Hansestadt Lübeck als Vergeltung 1937 ihre Eigenstaatlichkeit verlor.[8] Diese Legende wird bei touristischen Führungen in der Stadt erzählt. Um eine möglichst große Menge zu erreichen, fanden die Veranstaltungen der NSDAP jedoch unter freiem Himmel statt. Bedingt durch Marktbrunnen, Baumreihe und Kaak war der Lübecker Marktplatz den Organisatoren der NSDAP zu klein, der Alternativort Buniamshof lag ihnen zu weit abseits, ergo fiel die Wahl auf den Sportplatz des Riesebuschs in Bad Schwartau, wo die Veranstaltung am 26. Oktober 1932 stattfand.[9][10] Des Weiteren ist zu bedenken, dass nach der SPD zu jenem Zeitpunkt die NSDAP bereits die zweitstärkste Fraktion im Lübecker Senat stellte.[11]
Im März 1933 setzte die NSDAP in Lübeck die Gleichschaltung verbunden mit dem Rücktritt des SPD-Bürgermeisters Paul Löwigt und den weiteren sozialdemokratischen Senatoren durch und die demokratischen Verfassungsprinzipien außer Kraft; Friedrich Hildebrandt, der Reichsstatthalter für Mecklenburg und Lübeck, ernannte zum 30. Mai seinen Stellvertreter, Otto-Heinrich Drechsler, zum Bürgermeister. Die Auseinandersetzung der Nationalsozialisten mit den demokratischen Parteien führte zur Verhaftung von Julius Leber am 1. Februar 1933. Willy Brandt (damals noch unter seinem Geburtsnamen Herbert Ernst Karl Frahm) konnte sich der Verfolgung nur durch seine Flucht nach Skandinavien entziehen. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre alte territoriale Eigenständigkeit und wurde Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.[12]
Im Rahmen der kurz zuvor erlassenen britischen Area Bombing Directive erfolgte am 28./29. März 1942 - die Nacht zum Palmsonntag - durch die Royal Air Force ein Luftangriff auf Lübeck, der die dichtbebaute mittelalterliche Altstadt zum Ziel hatte. Bei dieser ersten Flächenbombardierung einer Großstadt wurden insgesamt 320 Menschen getötet und 1.044 Gebäude zerstört oder beschädigt, unter ihnen die Marienkirche, die Petrikirche und der Dom. Am 2. Mai 1945 besetzten Truppen der britischen Armee die Stadt, deren weitere Zerstörung durch den deutschen Generalmajor Kurt Lottner vermieden wurde, indem er die bereits angebrachten Sprengsätze an den Brücken und Kaimauern entfernen ließ.[13]
Nach 1945 vergrößerte sich Lübecks Einwohnerzahl durch Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten erheblich. Es wurde Bestandteil des von den Alliierten gebildeten Bundeslandes Schleswig-Holstein, genoss aber im kulturpolitischen Bereich wie in der Denkmalpflege einen Ausnahmestatus kommunaler Zuständigkeit. Die deutsche Teilung trennte Lübeck zwar vom mecklenburgischen Teil seines Hinterlandes, verschaffte aber andererseits seinem Fährhafen Travemünde eine bevorzugte Stellung im Fährverkehr zwischen Westeuropa und den Ostseeländern Schweden und Finnland. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist Lübeck wieder Oberzentrum auch für das westliche Mecklenburg.
Am 18. Januar 1996 starben bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in der Hafenstraße zehn Menschen, 30 wurden schwer, 20 leicht verletzt. Die Tat konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Im Jahre 1911 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1945 verdoppelte sich diese Zahl auf 219.000. Im Jahre 1968 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt mit 243.121 ihren historischen Höchststand. Zukunftsforscher sagen für die weitere Entwicklung bis 2020 einen Einwohnerverlust von circa fünf bis sechs Prozent voraus.
Religionen
Mission
Mit dem Wiederaufbau der Stadt verlegte Heinrich der Löwe 1160 den Bischofssitz aus Oldenburg (Holstein) hierher und stiftete den Dom als Bischofskirche. Die persönliche Residenz des Bischofs blieb in Eutin, das dadurch später zum Zentrum des Fürstbistums Lübeck wurde.
Reformation und Lutheraner
Ab 1524 hielt die Reformation Einzug in der Stadt (erste evangelische Predigt), und 1530/31 führte der Rat der Stadt eine neue Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen ein. Danach war Lübeck über viele Jahre eine protestantische Stadt, die sich 1577 bei Abfassung der Konkordienformel aktiv für den orthodoxen Lutherismus, veröffentlicht 1580 im Konkordienbuch[14], entschied, was zu einer Abgrenzung von den umliegenden Gebieten Holsteins führen und großen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Geisteslebens in der Stadt haben sollte. Als Freie Reichsstadt hatte in Lübeck der Senat das landesherrliche Kirchenregiment inne und konnte die kirchlichen Angelegenheiten selbst regeln. Die Verwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck erfolgte durch das Konsistorium, das jedoch eher ein kirchliches Gericht als eine Behörde war, sowie durch das Geistliche Ministerium, an dessen Spitze bis 1796 ein Superintendent, dann ein Senior stand. 1921 erhielt die Landeskirche eine neue Verfassung. 1933 fanden in Lübeck Kirchenwahlen statt, die eine Mehrheit für die nationalsozialistischen Deutschen Christen erbrachte. Eine Opposition mit dem Ansatz eines Kirchenkampfes formierte sich erst im Laufe des Jahres 1934. Diese Anhänger der Bekennenden Kirche um Axel Werner Kühl erkannten den neugewählten Bischof Erwin Balzer nicht an. 1937 wurde zwischen den beiden widerstreitenden Bekenntnissen ein Kompromiss erzielt, der jeder Seite die Koexistenz bis zum Kriegsende ermöglichte. 1948 wurde die Lübecker Kirche Gründungsmitglied der EKD. 1977 schloss sie sich der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche an und wurde Sitz des Sprengels Holstein-Lübeck dieser neuen Landeskirche. Mit Elisabeth Haseloff erhielt Lübeck 1958 die erste Pastorin Deutschlands; Bärbel Wartenberg-Potter wurde 2001 dritte Bischöfin in Deutschland. Heute gehören die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden der Stadt zum Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg innerhalb des Sprengels Hamburg und Lübeck (der sowohl Hamburg, Lübeck als auch das südöstliche Holstein abdeckt) innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Norddeutschlands.
Evangelische Freikirchen
Bereits 1532 siedelten sich in Lübeck Täufer an, die im 16. und 17. Jahrhundert eine mennonitische Gemeinde (Vereenigte vlaamse Doopsgesinde Gemejnte tot Lübeck) bildeten. Die Gemeinde bestand zu Beginn vor allem aus niederländischen Glaubensflüchtlingen. Auch Menno Simons hatte mit der Mennokate eine letzte Wirkungsstätte in der Nähe der Stadt gefunden. Die Mennonitengemeinde konnte jedoch nicht offen in Erscheinung treten, da sie nicht vom Rat der Stadt toleriert wurde.[15] Außerdem war ihr das Begräbnis in Lübeck verboten, sie bestattete ihre Toten daher auf der Südseite des außerhalb der Hansestadt befindlichen Friedhofes in Hamberge.[16] Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es wieder Mennoniten in Lübeck, die sich 1950 zu einer neuen Gemeinde zusammenschlossen. Die Gemeinde ist heute der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden angeschlossen.
Ab etwa 1849 finden sich in Lübeck Baptisten, die jedoch erst 1921 eine eigene Gemeinde gründeten. Inzwischen existieren vier Gemeinden mit insgesamt 500 Mitgliedern. Die Gemeinden sind dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden angeschlossen. Die Straße vor der baptistischen Friedenskirche wurde 1992 in Erinnerung an die ersten Lübecker Täufer in Täuferstraße umbenannt.[17] Die Methodisten begannen 1929 mit der Mission in Lübeck und verfügen mit der Christuskirche auch über ein eigenes Kirchengebäude im Stadtgebiet. Eine zweite methodistische kirche wurde 2010 verkauft.[18]
Inzwischen gibt es auch eine Reihe weiterer evangelischer Freikirchen wie die Freie evangelische Gemeinde, die Heilsarmee, die Siebenten-Tags-Adventisten oder pfingstlerische Gemeinden wie die Agape-, Arche-, Ecclesia- oder Salem-Gemeinde. Diese sind dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (Agape und Ecclesia), dem Mülheimer Verband (Arche) oder der Gemeinde Gottes (Salem) angeschlossen.
Evangelisch Reformierte
1666 entstand in Lübeck eine reformierte Gemeinde; hinzu kam 1689 eine französisch-reformierte Gemeinde, die sich aus zugewanderten Hugenotten rekrutierte. Beide Gemeinden vereinigten sich 1781 zur „Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Lübeck“, welche 1926 der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover beitrat. Das bedeutende klassizistische Gebäude der Reformierten Kirche in der Königstraße wurde 1826 in Dienst genommen.
Katholiken nach der Reformation
Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt. 1849 erhielten sie eine erste Rechtsordnung und 1888 wurde die erste katholische Kirche Lübecks, die Herz-Jesu-Kirche – heute Propsteikirche Herz-Jesu – gebaut. Weitere katholische Gemeinden wurden im 20. Jahrhundert gegründet. Sie gehörten zunächst zum „Apostolischen Vikariat der Nordischen Missionen“ und ab 1930 aufgrund des Preußischen Konkordates von 1929 zum Bistum Osnabrück. Aus den nördlichen Gebieten dieses Bistums entstand 1993 das neue Erzbistum Hamburg, zu dem die Stadt Lübeck nunmehr gehört. Offiziell errichtet wurde das Erzbistum Hamburg allerdings erst am 7. Januar 1995. Die Pfarrgemeinden der Stadt Lübeck gehören innerhalb der Erzdiözese Hamburg zum Dekanat Lübeck.
Juden in Moisling und Lübeck
Die ersten jüdischen Familien, die sich 1656 im Dorf Moisling – außerhalb der Lübecker Landwehr gelegen – niederließen, waren vor den Pogromen des ukrainischen Kosakenaufstandes (1648–1657) unter Hetman Bohdan Chmelnyzkyj aus dem multinationalen Großreich Polen-Litauen geflohen. Der Eigentümer von Dorf und Gut Moisling, der Lübecker Bürgermeister Gotthard von Höveln (1603–1671), der die aschkenasischen Juden aus ökonomischen Erwägungen ansiedelte, stieß damit auf starken Widerstand bei Rat und Bürgerschaft, die bis dahin eine jüdische Ansiedlung sowohl im Lübecker Stadt- als auch Landgebiet verhindert hatten.
Nach einer Eskalation des Streits unterstellte von Höveln sein Dorf 1667 königlich-dänischer Territorialhoheit. Der Erbe, sein Schwiegersohn von Wickede, erlangte 1686 und 1697 auf Grund königlicher Konzessionen das Niederlassungsrecht für Juden in Moisling und deren unbeschränkte Handels- und Verkehrsfreiheit im dänischen Gesamtstaat. Doch die holsteinischen Landjuden bedurften, um den täglichen Lebensunterhalt zu bestreiten, für ihre Handelstätigkeit des Lübecker Marktes. Der aber blieb ihnen bis 1852 weitgehend verschlossen.
Zwischen 1702 und 1762 gehörte das Dorf gottorfischen beziehungsweise dänischen Eigentümern. Die autonome jüdische Zivil- und Zeremonialgerichtsbarkeit des Unterrabbinats Moisling stand dem Altonaer Oberrabbiner zu. 1762 wurde das Dorf lübeckisches Privateigentum, so dass die Stadt ihre antijüdische Politik kontinuierlich durchzusetzen vermochte. Per Staatsvertrag zwischen Dänemark und Lübeck gelangte 1806 die Landeshoheit über Moisling an die Reichsstadt, wodurch die nunmehr 300 rechtlosen Landjuden Lübecker Staatsangehörige wurden; deren ungeregelter Rechtsstatus blieb bis 1848 unverändert.
Die in der napoleonischen Phase (1811–1813) oktroyierte bürgerliche Gleichstellung der Juden hatte zur Folge, dass die Hälfte der Moislinger jüdischen Gemeinde nach Lübeck zog, wo 1812 erstmals eine Synagoge eingeweiht wurde. 1814, nach dem Fall Napoleons und dem Rückzug der französischen Truppen, widerrief der Senat die Gleichstellung. Nach jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen wurden die Juden 1824 aus dem Stadtgebiet vertrieben und kehrten nach Moisling zurück.
Im abseitigen Moislinger Zwangsghetto ernährten sich die kontinuierlich verarmenden Juden hauptsächlich vom Hausierhandel in benachbarten Territorien. Die traditionell gesetzestreue Moislinger Gemeinde stellte 1825 einen altfrommen polnischen Rabbiner auf Lebenszeit an, konnte 1827 eine neue Synagoge weihen und 1837 eine Elementarschule einrichten. In der internen Auseinandersetzung um die Reform des Judentums obsiegten die Traditionalisten. Das Recht, sich wieder in Lübeck niederzulassen, erlangten die Juden 1848 im Laufe der Märzrevolution. Die ökonomisch-soziale Emanzipation bekräftigte abschließend und unwiderrufen ein 1852 verkündetes Gesetz, ebenso wie die Zulässigkeit einer interkonfessionellen Eheschließung (Mischehe).[19] Nachdem 1850 eine Synagoge eröffnet worden war, wurde 1880 während des Rabbinats von Salomon Carlebach (1845–1919) eine weitere, neu erbaute Synagoge in der Lübecker St.-Annen-Straße fertiggestellt. Carlebach begründete die Rabbinerdynastie Carlebach, die in Deutschland, Großbritannien, den USA und Israel vertreten ist.
Die jüdische Bevölkerung in Lübeck stieg von 522 im Jahre 1857 auf 700 im Jahre 1913 und sank nach der nationalsozialistischen Machtergreifung bis 1937 auf 250. Die letzten 85 Juden wurden 1941–42 ins Ghetto Riga deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde kurzfristig eine neue Gemeinde gegründet, deren Mitgliederanzahl sich 1948 auf 250 Personen belief, bis 1952 jedoch wieder auf 30 sank. Seit den Neunzigerjahren sind zahlreiche jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion hinzugekommen.
Sonstige Religionsgemeinschaften
- Neuapostolische Kirche: Seit dem Jahr 1901 ist die Neuapostolische Kirche in Lübeck ansässig.
- Orthodoxe Kirchen: Es bestehen eine russisch-orthodoxe und eine griechisch-orthodoxe Gemeinde, beide nutzten lange Jahre die Katharinenkirche für ihre Gottesdienste. Eine Seitenkapelle der Kirche ist dem Heiligen Prokop von Lübeck geweiht.
- Islam: Der Islam ist insbesondere aufgrund der zahlreichen türkischen Mitbürger in all seinen Facetten mit lebendigen Gemeinden und zahlreichen Bethäusern vertreten.
Lübecker Märtyrer
Von besonderer Bedeutung für die Ökumene in Lübeck ist das Gedenken an die Lübecker Märtyrer. Die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink wurden 1942 verhaftet, vom nationalsozialistischen Volksgerichtshof 1943 wegen „Rundfunkverbrechen, landesverräterischer Feindbegünstigung und Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 10. November 1943 in Hamburg durch Enthaupten hingerichtet.
Friedhöfe
- St. Lorenz-Friedhof, 1597 angelegt
- Jüdischer Friedhof (Lübeck-Moisling), im 17. Jahrhundert angelegt und 1861 erweitert, < 1 ha
- Burgtorfriedhof, 1834, 7,6 ha
- Vorwerker Friedhof, 1906, 53 ha, von Erwin Barth
- Ehrenfriedhof, 1914, etwa 5 ha
- St.-Jürgen-Friedhof, 1645 zusammen mit der St.-Jürgen-Kapelle errichtet, ca 0,2 ha
Politik
Bürgermeister
Die Leitung der Stadt Lübeck oblag über Jahrhunderte dem Rat der Stadt mit dem oder den Bürgermeistern an der Spitze. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Rat mit Senat bezeichnet. Dieser hatte 16 Senatoren und vier Bürgermeister, wobei die beiden ältesten sich im Vorsitz jährlich ablösten. Ab 1848 gab es nur noch zwei Bürgermeister. Sie waren lediglich Vorsitzende des Senats, nicht aber „Staatsoberhaupt“ der Freien Hansestadt Lübeck. Neben dem Senat gab es die „Bürgerschaft“ als „Parlament“. 1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und der Senat verkleinert. Vorsitzender war fortan der „Oberbürgermeister“.
Am 1. April 1937 wurde Lübeck im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert, verlor damit seine staatliche Unabhängigkeit, also seine territoriale Souveränität. 1956 lehnte das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde der Vaterstädtischen Vereinigung Lübeck, die einen Volksentscheid über die Wiedererlangung der Souveränität erreichen wollte, im sogenannten Lübeck-Urteil ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schleswig-Holstein Teil der britischen Besatzungszone. Die Militärregierung führte 1946 eine zweigleisige Verwaltungsspitze ein. Danach gab es zunächst einen Bürgermeister als Vorsitzenden der „Bürgerschaft“ und daneben einen Oberstadtdirektor als Leiter der Verwaltung. Auf die erst seit 1933 geführte Amtsbezeichnung Oberbürgermeister für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wurde verzichtet, weil der Titel Bürgermeister in Lübeck eine lange Tradition hat. Die schleswig-holsteinische Gemeindeordnung von 1950 übertrug den Titel „Bürgermeister“ dem Leiter der Verwaltung und führte für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wie bei allen größeren Städten Schleswig-Holsteins die neue Bezeichnung Stadtpräsident ein. Lübecker Bürgermeister ist seit 2000 Bernd Saxe von der SPD; Stadtpräsidentin ist seit 2008 Gabriele Schopenhauer von der SPD.
Bei der Bürgermeisterwahl (amtliches Endergebnis in Klammern) am 6. November 2011 traf Sozialdemokrat Bernd Saxe (42,1 %; 2005 im ersten Wahlgang: 47,2 %) auf fünf konkurrierende Herausforderer. Die Herausforderin der CDU war Alexandra Dinges-Dierig (28,0 %). Zudem stellten sich noch Thorsten Fürter von Bündnis 90/Die Grünen (19,4 %) sowie drei weitere Bewerber zur Wahl. Da im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen nötig ist, um die Wahl zu gewinnen, traten am 20. November 2011 Bernd Saxe und Alexandra Dinges-Dierig zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters an. Aus dieser ging der Amtsinhaber Bernd Saxe (61,2 %[20]; 2005: 62 %) erneut als Sieger hervor.
Bürgerschaft
Die Lübecker Stadtvertretung trägt den traditionellen Namen Bürgerschaft. Sie hat seit 1937 den Rang einer kommunalen Gemeindevertretung, besteht derzeit aus 60 Gemeindevertretern und gliedert sich in 15 Fachausschüsse. Die Bürgerschaft entscheidet in acht bis zehn Sitzungen jährlich über wirtschaftliche und politische Fragen, die für Lübeck von Belang sind. Die Bürgerschaft wählt die vier Lübecker Senatoren, die Dezernatsleiter für die Bereiche der Stadtverwaltung sind. Der Lübecker Bürgermeister, der auch als Finanzsenator fungiert, wird direkt, nicht von der Bürgerschaft, gewählt.[21]
Im Mai 2008 wurde die Bürgerschaft im Rahmen der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein 2008 neu gewählt. Die CDU und die SPD mussten herbe Verluste verkraften, die SPD wurde jedoch nach dem Debakel von 2003 wieder stärkste Fraktion. Drittstärkste Kraft wurde Die Linke, gefolgt von den Grünen, der Bürgerinitiative Bürger für Lübeck, der FDP und der alternativen Wählerliste BUNT. Aufgrund von Überhangmandaten der SPD und Ausgleichsmandaten hat die Bürgerschaft 60 Mitglieder, die sich bis 2011 in sechs Fraktionen und eine fraktionslose Abgeordnete aufteilten.
Im Mai 2011 bildete sich eine siebente Fraktion aus ehemaligen Mitgliedern anderer Fraktionen, die eine neue Wählergemeinschaft namens Freie Unabhängige Lübecker (FUL) gründeten.[22] Im März 2012 gründete sich eine achte Fraktion, als sich Mitglieder anderer Fraktionen der Partei Freie Wähler anschlossen. Ein weiteres Bürgerschaftsmitglied trat im März 2012 zur Piratenpartei über und gehört nun als fraktionsloses Mitglied der Stadtvertretung an. Außerdem löste sich der Lübecker Bunt auf und dessen fraktionsloser Abgeordneter trat in eine neue Wählerinitiative namens miteinander über. Derzeit gliedert sich die Lübecker Bürgerschaft in acht Fraktionen und zwei fraktionslose Mitglieder, somit sind zehn politische Gruppierungen vertreten.[23] Die Bürgerschaft wird im Rahmen der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein am 26. Mai 2013 neu gewählt.
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein rot bewehrter schwarzer Doppeladler mit einem von Silber und Rot geteilten Brustschild. Im großen Wappen halten zwei goldene Löwen den Schild; auf diesem ein Helm mit einköpfigem schwarzem Adler als Zier und silbern-roten Decken.“[24]
Das Lübecker Wappen stammt aus dem Jahre 1450 und ist damit das älteste Stadtwappen Schleswig-Holsteins. Bei dem Doppeladler handelt es sich um den „Reichsadler“ als Symbol der ehemaligen Reichsfreiheit der Stadt Lübeck, welche die Stadt bis 1937 genoss, als sie durch das Groß-Hamburg-Gesetz der preußischen Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert wurde.
Flagge
Blasonierung: „Von Weiß und Rot geteilt. Im weißen Feld unmittelbar neben der Stange ein schwarzer, rotbewehrter Doppeladler mit weiß-rot geteiltem Herzschild auf der Brust.“[24]
Die Stadtfarben sind wie bei allen Hanseflaggen Weiß-Rot.
Städtepartnerschaften
- Kotka (Finnland), seit 1969
- Wismar (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern), seit 1987
- La Rochelle (Frankreich), seit 1988, Freundschaftsvertrag bereits seit 1980
- Klaipėda/Memel (Litauen), seit 1990
- Visby (Schweden), seit 1999
Freundschafts- und Kooperationsverträge bestehen mit:
- Venedig (Italien), seit 1979
- Kawasaki (Japan), seit 1992
- Bergen (Norwegen), seit 1996
- Shaoxing (China), seit 2003
Darüber hinaus unterhält Lübeck freundschaftliche Beziehungen mit mehr als 100 anderen europäischen Städten, die regelmäßig an den Hansetagen der Neuzeit teilnehmen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Hafen
Der Lübecker Hafen ist der größte deutsche Ostseehafen. Er verbindet Lübeck mit Skandinavien, Russland und dem Baltikum. Zahlreiche Fährlinien verbinden die Lübecker Häfen mit dem gesamten Ostseeraum. Im Jahr 2007 wurden 32,6 Millionen t Güter umgeschlagen und über 350.000 Passagiere abgefertigt. Nach dem Krisenjahr 2009 wurden im Jahr 2010 mit 26,74 Mio. t knapp 2 % mehr Güter umgeschlagen als im Vorjahr. Daran hatte die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) einen Anteil von 24,48 Mio. t. An Containern schlug die LHG 126.000 TEU um, rund 92.000 Pkw wurden im Im-/Export umgeschlagen (+ 44 %).
Zu den unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Hafenschuppen gehören die Schuppen 10/11 in der Hafenstraße.
Kai-Anlagen in und bei Lübeck-Travemünde
Am Ostpreußenkai vor der Travemünder Hafenpromenade „Vorderreihe“ legen Kreuzfahrtschiffe und Großsegler an.
Der Skandinavienkai im Stadtteil Travemünde ist mit etwa 100 regelmäßigen Abfahrten pro Woche der größte Fährhafen Deutschlands: Passagiere und Fracht werden von hier aus nach Schweden, Finnland und ins Baltikum befördert. Der Skandinavienkai ist durch einen Sicherheitszaun vom Ortskern von Travemünde abgeschottet. Die Zufahrt geht direkt von der B 75 ab.
Weitere Kai-Anlagen
Der Nordlandkai ist Umschlaghafen für Papier, Trailer, Container und Neufahrzeuge. Die Reedereien Finnlines und Transfennica sind stark am Nordlandkai vertreten. Die Translumi-Line unterhält Verbindungen nach Kemi und Oulu (Finnland) und transportiert überwiegend SECU-Boxen, die wetterunabhängiges Löschen und Laden von Papiererzeugnissen ermöglichen. Gelegentlich machen am ATR-Getreidesilo größere Überseeschiffe fest, die Getreide für Fernost oder Südostasien laden.
Der Konstinkai war „Hauskai“ der Transfennica-Reederei, die rollende Ladung und Papier von/zu finnischen Häfen befördert. Nach einer Umstrukturierung wird der stadtnahe Terminal jetzt wieder für Papier- und Holzumschlag genutzt. Außerdem gibt es zwei Abfahrten pro Woche nach Russland.
Der Seelandkai ist neuer „Hauskai“ der Transfennica-Reederei. Er wurde 2006 in Betrieb genommen und verfügt unter anderem über zwei Containerbrücken.
Seit 1994 in Betrieb ist der Schlutupkai, an dem hauptsächlich Papier und Zellulose aus Schweden angelandet wird.
Unmittelbar südlich vom Konstinkai liegt der Burgtorkai, der früher als Kreuzfahrtterminal diente. Durch die neue Travequerung Nordtangente können große Schiffe den Burgtorkai nicht mehr anlaufen.
In privater Hand sind die Lehmannkais I–III der Lübecker Firma Hans Lehmann KG, die Anfang 2004 das Gelände der ehemaligen Flender-Werft dazu gekauft hat, um drei oder vier RoRo-Anleger zu bauen. Sie will mit dem Partner DFDS weitere Fährlinien in den russischen und baltischen Raum akquirieren. Ein ähnliches Ziel verfolgt die städtische Lübecker Hafengesellschaft (LHG) mit den Flächen am danebenliegenden Seelandkai. Zwischen Seelandkai und Lehmannkai I betrieb die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) durch ihre damalige Tochter Combisped bis Sommer 2009 das moderne Containerterminal-Lübeck (CTL) mit Containerbrücken zur Bahn-Verladung in Richtung der Containerterminals im Hamburger Hafen. Zum 1. Mai 2010 übernahm das Gelände ebenfalls die Hans Lehmann KG, die den Terminal nun als CTL Cargo-Terminal Lehmann betreibt. Die Containerbrücken werden demnächst abgebaut, da Lehmann diese nicht mit übernommen hat.
Stadtnahe Kai-Anlagen
Die stadtnahen Häfen Hansekai und Roddenkoppelkai werden heutzutage kaum noch für die gewerbliche Seeschifffahrt genutzt. Am Roddenkoppelkai legt mehrmals monatlich ein Holztransporter an, der Hansekai dient allenfalls Binnenschiffen oder Kurzzeit-Aufliegern als Liegeplatz.
Industrie- und Lagerareale an der Wakenitz wurden im Zuge der Verkehrsberuhigung der Altstadt in den 1970er und 1980er Jahren in Parkflächen für den Individualverkehr umgewandelt.
Direkt vor der Lübecker Altstadt im eigentlichen Hansahafen an der Untertrave ist der Museumshafen Lübeck beheimatet. Viele alte Lastensegler der Ostsee haben hier ihre Liegeplätze und sind im Museumshafen zu Lübeck e.V. organisiert. Da viele Schiffe noch seetüchtig sind und regelmäßig auslaufen, ist der Hafen im Winter besser als im Sommer gefüllt. Der Lübecker Hafen beherbergt zudem weitere traditionelle Schiffe wie das Feuerschiff Fehmarnbelt, die Kraweel Lisa von Lübeck und den Gaffelschoner Krik Vig.
Elbe-Lübeck-Kanal
Der Elbe-Lübeck-Kanal ist für Lübecks Hafenwirtschaft nur noch von untergeordneter Bedeutung, weil er seit Jahrzehnten nicht modernisiert wurde, so dass er wohl noch für den Freizeitverkehr, nicht mehr aber für heutigen Frachtverkehr attraktiv ist.
Unternehmen
Früher in Lübeck ansässige Schwerindustrie ist nahezu verschwunden. Von 1905 bis 1981 bestand in Lübeck ein großes Hüttenwerk, das Hochofenwerk Lübeck. Auch der einst bedeutende Schiffbau (Flender-Werke, Orenstein & Koppel) wurde ein Opfer des Strukturwandels. Im Spezialmaschinenbau ist die Firma Nordischer Maschinenbau Rud. Baader als Hersteller von Fischverarbeitungsmaschinen bekannt.
In Lübeck haben einige Branchen eine besondere Tradition, so die Medizintechnik, begünstigt auch durch die Universität zu Lübeck. Der größter Arbeitgeber mit Sitz in Lübeck ist dabei die Drägerwerk-AG & Co. KGaA mit mehr als 11.000 Arbeitnehmern. Die Drägerwerk AG & Co. KGaA entwickelt, produziert und vertreibt Geräte und Systeme in den Bereichen Medizin-, Sicherheits- und Tauchtechnik. Ein weiteres bedeutendes medizintechnisches Unternehmen ist Euroimmun, ein Hersteller von Laborkits zur Antikörper-Diagnostik.
Eine andere wichtige Branche ist die Lebensmittelindustrie, so z.B. Niederegger, der bekannteste Hersteller von Lübecker Marzipan, außerdem der Suppenhersteller Campbell’s Germany, der die Erasco-Gruppe übernommen hat, und der größte deutsche Fischkonservenhersteller Hawesta. Im Bereich des Hafens hat sich der Cerealienhersteller H. & J. Brüggen niedergelassen. Nur knapp außerhalb der Stadtgrenze befinden sich die Schwartauer Werke, auf deren Marmeladengläsern die Lübecker Kirchtürme abgebildet sind. Die Konditorei Junge ist unter ihrem Label Stadtbäckerei Junge bekannt.
Lübecker Bier wurde seit dem 15. Jahrhundert vornehmlich in den Ostseeraum exportiert. Die größte Brauerei war die Brauerei Lück, die 1988 geschlossen wurde.
Weitere in der Stadt ansässige Unternehmen sind die Bockholdt-Gruppe mit mehr als 4300 Arbeitnehmern (Systemdienstleister in den Bereichen Gebäudeservice und Industrieservice), die Firmengruppe Possehl, die Lübecker Hafengesellschaft und die Lübecker Nachrichten. Außerdem erwähnenswert sind die Firmen Schmidt-Römhild (Deutschlands ältestes Verlagshaus seit 1579) sowie Carl Tesdorpf, Deutschlands ältestes Weinhandelshaus seit 1678, beide in der Mengstraße in der Altstadt ansässig. Der Schöning-Verlag ist der Marktführer für Ansichtskarten in Deutschland. Die NEUE LÜBECKER e.G., Norddeutschlands größte Wohnungsbaugenossenschaft, vermietet Wohnungen sowohl in Lübeck als auch überregional.
Wirtschaftsförderung
Die Wirtschaftsförderung wird teilweise kommunal sowie auf Landesebene aber auch privatwirtschaftlich gelenkt. Dieser Dualismus ist für Existenzgründer, denen mehrere Gründerzentren zur Verfügung stehen, von Vorteil. Technologiezentren bestehen in Herrenwyk, den Media Docks, im Haus der Kaufmannschaft und im neuen „Hochschulstadtteil“. Das unmittelbare Umland Lübecks in Mecklenburg im Fördergebiet bietet vor dem Hintergrund der exzellenten Infrastruktur die weitere konkurrierende Möglichkeit interessanter Kombinationen von Lebensqualität und Fördermitteln. Das Fördergefälle zwischen den Kommunen der Region führt politisch allerdings zu der einen oder anderen Missstimmung. Richtungweisend ist das erste Ländergrenzen überschreitende Förderprogramm Region Aktiv Lübecker Bucht.
Einzelhandel
Von überregionaler Bedeutung ist die Innenstadt, wo sich das Gros der Lübecker Einzelhändler angesiedelt hat.
Die Fußgängerzone erstreckt sich hauptsächlich über die Breite Straße zwischen Pfaffenstraße und Markt mit einigen sie kreuzenden Rippenstraßen.[25] Der Einkaufsbereich für Fußgänger erweitert sich durch den angrenzenden Markt. Auch am Übergang von der Breiten Straße zur Sandstraße erweitert das Haerder Center den Einkaufsbereich für Fußgänger.
Neben der Breiten Straße haben sich in der parallel verlaufenden Königstraße sowie in der Verlängerung der Breiten Straße, der Sandstraße, die meisten Einzelhändler niedergelassen. An dieser Stelle finden sich auch Kaufhäuser und größere Modegeschäfte. An der Stelle des ehemaligen Kaufhauses Haerder, das 2007 abgebrochen wurde, entstand das Einkaufszentrum Haerder-Center, das im Oktober 2008 eröffnet wurde.
Weitere Geschäftsstraßen in der Innenstadt sind die Holstenstraße, die Wahmstraße, die Mühlenstraße, die Große Burgstraße und die Untertrave. Besonders hervorzuheben sind aber die Verlängerungen der Fußgängerzone in der Fleischhauer- und noch mehr in der Hüxstraße. In diesen Seitenstraßen befindet sich ein einzigartiges Ensemble kleiner Läden, Restaurants und Galerien, hauptsächlich in mittelalterlichen Giebelhäusern. Ein innenstadtnahes Gewerbegebiet befindet sich in der Kanalstraße.
Derzeit besitzt Lübeck mehrere Einkaufszentren. Der Citti-Park in Buntekuh ist das größte davon in unmittelbarer Nähe zur A 1. Neu entstanden sind das Mönkhof Karree im Hochschulstadtteil, die Linden-Arcaden direkt neben dem Hauptbahnhof sowie das Haerder-Center im Zentrum.
Klassische Gewerbegebiete gibt es ebenfalls in Buntekuh/St. Lorenz nahe der A 1 (Gewerbegebiete Herrenholz, Grapengießerstraße, Roggenhorst), in St. Jürgen nahe der A 20 (Gewerbegebiet Geniner Straße) und in St. Gertrud (Gewerbegebiet Gleisdreieck, Glashüttenweg / An der Hülshorst).
Auf dem derzeitigen Villeroy&Boch-Firmengelände an der Autobahn-Anschlussstelle Lübeck-Dänischburg entsteht bis zum Jahr 2012 ein Wohn-Fachmarkt-Zentrum mit insgesamt 60.000 m² Verkaufsfläche. Hier soll ein Ikea-Möbelhaus, ein Einkaufszentrum mit überwiegend skandinavischen Marken, ein Outlet-Store von Villeroy&Boch sowie ein Baumarkt entstehen.
Verkehr
Straßenanbindung
Durch das westliche Stadtgebiet führt die Bundesautobahn A 1 Hamburg–Fehmarn, die als so genannte „Vogelfluglinie“ und E 47 weiter über den Fehmarnbelt (Fähre) nach Kopenhagen und über die Öresundverbindung nach Malmö in Schweden führt, also ein Bindeglied zwischen der Metropolregion Hamburg und der Öresundregion darstellt. An dieser Autobahn befinden sich die Abfahrten Lübeck-Moisling und Lübeck-Zentrum. Im Norden der Stadt zweigt beim Autobahndreieck Bad Schwartau die Stadtautobahn A 226 in Richtung Lübeck-Travemünde und Fährhafen Skandinavienkai ab.
Seit 2001 ist der Lübecker Süden über die Anschlussstelle Lübeck-Genin an die Ostseeautobahn A 20 angeschlossen. Die neue Anschlussstelle Lübeck-Süd für den Flughafen Lübeck-Blankensee wurde mit der neuen B 207 erstellt und verkürzt die Anfahrt von Osten her erheblich. Durch die neue Autobahn-Südumgehung im Zuge der A 20 ist eine erhebliche Entlastung des Lübecker Stadtzentrums wie der Bundesstraße B 75/B 104 eingetreten. Nach Beendigung der Bauarbeiten am Autobahnkreuz Lübeck in Richtung Bad Segeberg wurde der 15,7 km lange Straßenabschnitt der A 20 zwischen Lübeck und Geschendorf am 28. Juli 2009 in Betrieb genommen. Im weiteren Verlauf soll die A 20 nördlich und westlich weit um Hamburg herum führen und nördlich von Rotenburg an die A 1 (Bremen–Hamburg) angeschlossen werden. Die A 20 wird dann bei Bad Segeberg die A 21 nach Kiel kreuzen, so dass auch die beiden größten Städte des Landes durch eine Autobahn verbunden werden. Weitere wichtige Maßnahmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur sind der mautpflichtige Herrentunnel (Eröffnet am 26. August 2005) und die neue Travequerung der Eric-Warburg-Brücke im Zuge der Nordtangente sowie die Kreisstraße K 13 zwischen Lübeck und Stockelsdorf.
Eisenbahn
In Lübeck betreibt die Deutsche Bahn folgende Bahnhöfe und Haltepunkte:
- Lübeck Hauptbahnhof
- Lübeck-St. Jürgen
- Lübeck-Kücknitz
- Lübeck-Travemünde Skandinavienkai
- Lübeck-Travemünde Hafen
- Lübeck-Travemünde Strand
- Lübeck Flughafen
Als weitere Station wird der Haltepunkt Lübeck-Hochschulstadtteil eingerichtet (Baubeginn 2011)[26].
Der Lübecker Hauptbahnhof ist seit dem 1. Oktober 2008 an das elektrische Streckennetz der Deutschen Bahn angebunden; das seit Jahren bestehende Elektrifizierungsprojekt wurde, nach mehreren Investitionsstopps nun fertig gestellt. Die offizielle Eröffnung der Elektrifizierung fand am 14. Dezember 2008 statt.
Fernzugverbindungen bestehen auf der Vogelfluglinie Richtung Kopenhagen durch die Danske Statsbaner (DSB). Seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 ist Lübeck an das deutsche ICE-Netz angeschlossen: spezielle Diesel-ICE binden Lübeck dabei über Hamburg nach Berlin an, in anderer Richtung fahren sie auf der Vogelfluglinie bis Kopenhagen. Diese Verbindung wird den Eurocity langfristig ersetzen. Außerdem fährt freitags ein durchgehender Intercity-Zug nach Passau über Köln und Frankfurt am Main, während der Sommermonate auch an den Wochenenden, dann aber nur bis Frankfurt. Weitere Fernverbindungen nach Abschluss der Elektrifizierungsarbeiten wurden von der DB-Führung bereits in Aussicht gestellt. So verkehrt seit Dezember 2008 täglich ein ICE-Paar zwischen Lübeck und München über Hannover, Kassel und Würzburg.
Regionalzüge der DB Regio fahren nach Hamburg, Lüneburg, Bad Kleinen, Kiel, Neustadt in Holstein, Puttgarden und Lübeck-Travemünde Strand. Für Fahrten an die Westküste Schleswig-Holsteins ist Umsteigen in Hamburg bzw. Kiel notwendig, was meist mit längeren Wartezeiten verbunden ist. Die Strecke Hamburg–Lübeck ist in Schleswig-Holstein die Strecke mit der höchsten Frequenz; die öffentliche Ausschreibung wurde durch die nun beschlossene Elektrifizierung auf Eis gelegt. Die schnellste und auch durchgehende Verbindung zwischen Hamburg und Travemünde bestand vor dem Zweiten Weltkrieg durch die Lübeck-Büchener Eisenbahn und später die Reichsbahn.
Von 1945 bis 1990 war Lübeck Grenzbahnhof zur SBZ bzw. DDR. Täglich fuhren ein bis zwei Interzonenzüge Richtung Bad Kleinen – Rostock.
Öffentlicher Personennahverkehr
Die Straßenbahn Lübeck wurde 1959 stillgelegt. Eine Reaktivierung als Stadtbahn ist immer wieder im Gespräch. Besonders die Grünen setzten sich hierfür ein, da das System „Bus“ aufgrund der sehr starken Auslastung nicht mehr erweiterbar sei. Im städtischen Haushalt waren für das Jahr 2010 120.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zur Einführung einer Stadtbahn eingeplant.[27] Von vielen Anwohnern wird bemängelt, dass die derzeit eingesetzten Busse in ihrer Dimension nicht unbedingt dem Weltkulturerbe angepasst sind. Auch ist zunehmend umstritten, ob wirklich jede Buslinie als Durchmesserlinie quer durch die mittelalterliche Altstadt geführt werden muss oder ob nicht Ringlinien um die Altstadt herum sinnvoller seien. Hauptbetreiber ist die Stadtverkehr Lübeck GmbH (SL).
In Lübeck und einigen umliegenden Gemeinden gilt ab August 2011 der Schleswig-Holstein-Tarif. Ein problemloses Umsteigen zwischen allen Buslinien der SL und LVG und allen Bahnhöfen beziehungsweise -halten im Lübecker Stadtgebiet ist damit gewährleistet. Bis zum 1. August 2011 galt die Tarifgemeinschaft Lübeck (kurz TGL), die von der SL, der Deutsche Bahn AG und der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft mbH (LVG) 1992 geschlossen wurde. [28]
Lübeck ist in das von der Autokraft GmbH betriebene schleswig-holsteinische Regionalbus-Liniennetz eingebunden.
In Travemünde fährt die Priwallfähre – außerhalb der Tarifgemeinschaft – zwischen der Stadt und der Halbinsel Priwall.
Flughafen
Lübeck verfügt im Süden des Stadtgebiets über den Regionalflughafen Lübeck-Blankensee. Der Flughafen wird seit 2000 von der irischen Fluggesellschaft Ryanair als Flughafen „Hamburg-Lübeck“ angeflogen und verbindet die Region seitdem mit London-Stansted. Dieses Ziel wurde allerdings wieder eingestellt. Inzwischen bietet Ryanair weitere Flüge nach Bergamo, Stockholm-Skavsta, Pisa, Palma de Mallorca, Budapest und Barcelona. Die erste innerdeutsche Verbindung besteht seit Herbst 2008 mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn. Inzwischen wurde diese Linie aber wieder eingestellt. Zudem ist seit 2006 die osteuropäische Billigfluglinie Wizz Air mit Flügen nach Danzig und Kiew in Blankensee vertreten. Der Lübecker Flughafen ist neben dem Flughafen Sylt der einzige Verkehrsflughafen in Schleswig-Holstein und wird auch deshalb von der Landesregierung beim weiteren Ausbau unterstützt.
Zu den An- und Abflugzeiten der Flüge besteht am Flughafen Lübeck-Blankensee eine Busverbindung der VHH zum Hamburger ZOB am dortigen Hauptbahnhof.
Energie
Die örtliche Energieversorgung mit Elektrizität aber auch die Gasversorgung in der Stadt liegt in Händen der Stadtwerke Lübeck GmbH. Das Kraftwerk Siems sollte von der E.ON nach dem Abriss eigentlich neu errichtet werden, die E.ON hat sich an diese Versprechungen und Zusagen jedoch nicht gehalten. Lübeck ist Ausgangspunkt des langen Hochspannungs-Seekabels „Baltic Cable“, einer 450-kV-HVDC-Leitung nach Schweden.
Trinkwasserversorgung
Auch die Trinkwasserversorgung obliegt den Stadtwerken Lübeck GmbH. Bis zu einem Drittel des Bedarfs wird von den Wasserwerken der Hansestadt Hamburg geliefert. Bei plötzlichen Versorgungsengpässen tritt ein Notfallplan in Kraft, und ein Krisenstab erarbeitet Problemlösungen.[29]
Kommunikation
Die teilprivatisierte Stadtwerke Lübeck GmbH bietet örtlich mit Trave-DSL einen Internetzugang an (als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland im Line-Sharing-Verfahren, d. h. ggf. auch ohne zusätzlichen Telefonanschluss). Als weitere regionale Anbieter treten HanseNet und Versatel (ehemalige KomTel) auf. Anschlüsse von Arcor sind auch möglich. In wenigen Bereichen Lübecks ist DSL derzeit nicht verfügbar. Kabel Deutschland bietet in der Hansestadt Internet über den Kabelanschluss an. Ferner installiert die Telekom derzeit ein VDSL-Netz.
Lübecker Erfindungen
- Lübecker Hütchen
- Lübecker Marzipan
- Decca-Navigationssystem
Medien
Als Tageszeitung erscheinen in Lübeck die Lübecker Nachrichten in gedruckter und Online-Ausgabe sowie die Online-Tageszeitung HL-live.de. Der Ostsee-Verlag, eine Tochterfirma der Lübecker Nachrichten GmbH, gibt zweimal wöchentlich das Anzeigenblatt Wochenspiegel heraus. Die Lübecker Stadtzeitung erscheint einmal wöchentlich und wird kostenlos an alle Haushalte ausgegeben. Herausgeberin ist die Hansestadt Lübeck. In der Stadtzeitung erschienen die Amtlichen Bekanntmachungen der Stadt.[30]
Bedeutende Zeitung in Lübeck war bis 1933 der 1894 gegründete sozialdemokratische Lübecker Volksbote, dessen Chefredakteur von 1921 bis 1933 Julius Leber war. Für die Zeitung schrieb Willy Brandt als Schüler. Zwischen 1942 und 1945 erschien die NSDAP-Zeitung Lübecker Zeitung. Die nach Ende des Zweiten Weltkriegs von der britischen Besatzungsregierung gegründete Lübecker Post sowie die sozialdemokratische Tageszeitung Lübecker Freie Presse und ihr Nachfolger Lübecker Morgen stellten ihr Erscheinen ein. Auch die in Lübeck herausgegebene Nordwoche, eine Wochenzeitung für Schleswig-Holstein, existiert nicht mehr.
Der Sender Offener Kanal Lübeck hat sein Studio in einem mit der Musik- und Kunstschule geteilten Gebäude („Alte Post“) in der Kanalstraße.
Die Stadt ist Sitz eines Regionalstudios des NDR, das Beiträge für die Hörfunkwellen und das Fernsehprogramm produziert.
Neben den Programmen des NDR und des Offenen Kanals sind auch der Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur sowie die privaten Rundfunkveranstalter R.SH, delta radio, Radio NORA und Klassik Radio, ferner auch alle landesweiten Sender aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Niedersachsen zu empfangen.
Öffentliche Einrichtungen
Folgende Behörden beziehungsweise Körperschaften haben ihren Sitz in Lübeck:
- Handwerkskammer Lübeck
- IHK zu Lübeck
- Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck
- Deutsche Rentenversicherung Nord
- BKK Hansestadt Lübeck
- Landgericht Lübeck im Gerichtshaus
- Amtsgericht Lübeck
- Sozialgericht Lübeck
- Arbeitsgericht Lübeck
- Finanzamt
- Amt für ländliche Räume
- eine Filiale der Deutschen Bundesbank, ehemals Landeszentralbank
- Landesamt für soziale Dienste, ehemals Versorgungsamt
Bildung und Wissenschaft
Hochschulen
In Lübeck gibt es vier staatliche Hochschulen. Die Universität zu Lübeck (UZL), damals noch Medizinische Hochschule zu Lübeck, wurde 1973 als Nachfolgerin der II. Medizinischen Fakultät gegründet, welche seit 1964 eine Fakultät der Universität Kiel war. Anfang der 1980er Jahre wurde das Vorklinikum eröffnet, seitdem ist ein vollständiges Studium der Medizin in Lübeck möglich. 1993 wurde der Studiengang Informatik eingerichtet, inzwischen gibt es noch die Bachelor-/Masterstudiengänge Molecular Life Science, Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften (früher Computational Life Science), seit dem Wintersemester 2007 Medizinische Ingenieurwissenschaft und seit dem Wintersemester 2011 den Bachelorstudiengang Medizinische Informatik sowie den in Kooperation mit der International School of New Media angebotenen Masterstudiengang Digital Media. Im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung wurde 2007 die Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences gegründet. Diese Graduiertenschule bildet Doktoranden auf dem Gebiet der Informatik in der Medizin und in den Lebenswissenschaften aus. Die Landesregierung Schleswig-Holsteins wollte den Medizinstudiengang zum 1. Oktober 2011 einstellen. Das Vorhaben stieß auf Widerstand in Politik, Wissenschaft und Organisationen.[31][32] Nachdem bereits mehrere Abgeordnete die Ein-Stimmen-Mehrheit der Landesregierung in Kiel mit öffentlichen Bekenntnissen zur Universität zu Lübeck schwinden ließen,[33] gab Bundesforschungsministerin Schavan schließlich bekannt, dass der Medizinstudiengang erhalten bleiben werde. Die vom Land geplante Einsparsumme in Höhe von 25 Millionen Euro soll durch eine Umwandlung des Kieler Leibniz-Instituts für Meereskunde in ein Institut der Helmholtz-Gemeinschaft ausgeglichen werden.[34]
Der Campus der Universität liegt mit dem der Fachhochschule im Stadtteil St. Jürgen.
Die Fachhochschule Lübeck (FHL) wurde 1969 als Staatliche Fachhochschule für Technik und Seefahrt durch Zusammenschluss mehrerer Vorgängereinrichtungen gegründet. Hier werden heutzutage hauptsächlich Studiengänge aus dem Bereich Technik, Ingenieurwesen und angewandte Naturwissenschaften angeboten. In Zusammenarbeit mit der Universität werden hier beispielsweise auch Medizintechniker ausgebildet.
Die Musikhochschule Lübeck entstand 1973 aus einem bereits 1891 gegründeten privaten Konservatorium. Als einzige der Lübecker Hochschulen befindet sie sich im Bereich der Innenstadt. Die Musikhochschule hat in vielen Ländern der Welt einen ausgezeichneten Ruf, so dass Studenten aus über 30 Nationen der Welt hier studieren.
Die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung – Fachbereich Bundespolizei wurde 1978 gegründet. Der Hauptsitz dieser Fachhochschule befindet sich in Brühl (Rheinland).
Als privaten Hochschule ist noch die International School of New Media (ISNM) in den Media Docks am Ende der Wallhalbinsel untergebracht. Diese ehemaligen Kaianlagen wurden außer für die Unterbringung der ISNM auch für Firmengründungen des Neuen Marktes restauriert. Sie bieten einen hervorragenden Ausblick auf die Altstadt.
Schulen
In Lübeck bestehen drei Integrierte Gesamtschulen: die Geschwister-Prenski-Gesamtschule am Burgtor, die Baltic-Gesamtschule in Lübeck-Buntekuh und die Willy-Brandt-Schule-Schlutup. Mehrere der Lübecker Gymnasien befinden sich direkt in der Innenstadt. In zwei umgebauten Klöstern befinden sich das Katharineum zu Lübeck mit Schwerpunkt im altsprachlichen Bereich sowie das Johanneum zu Lübeck als Gymnasium mit Musikzweig; ebenfalls im Bereich der Altstadt liegen die Ernestinenschule und die Oberschule zum Dom, die bis Anfang der 1980er Jahre als reine Mädchen- beziehungsweise Jungenschule konzipiert waren. Die Hanse-Schule für Wirtschaft und Verwaltung ist ein Berufsbildungszentrum in der Innenstadt. Weitere, nicht in der Innenstadt liegende Gymnasien sind die Friedrich-List-Schule (ein Fachgymnasium mit wirtschaftlichem Zweig), die Thomas-Mann-Schule, ein neusprachliches Gymnasium und Europaschule, das Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium, das Trave-Gymnasium im Stadtteil Kücknitz und das Fachgymnasium (Technischer Zweig) in der Gewerbeschule III. Die Dorothea-Schlözer-Schule umfasst neben dem Fachgymnasium die Fachschule für Sozialpädagogik auch Ausbildungsgänge für Pflegeberufe und Hauswirtschaft. Darüber hinaus gibt es einige Fachschulen, Berufsschulen (die im Jahr 2005 als Emil-Possehl-Schule zusammengefasst wurden), Berufsfachschulen, Berufsvorbereitungsschulen und eine Freie Waldorfschule. Außerdem befindet sich neben dem Gelände der Fachhochschule die Akademie für Hörgeräteakustik. Die Johannes-Prassek-Schule, eine katholische Grundschule, wurde 2011 als einzige katholische Schule in Schleswig-Holstein eröffnet, nachdem eine 1850 gegründete katholische Schule 1938 von den Nationalsozialisten geschlossen worden war.
Sonstige Bildungseinrichtungen
In Lübeck besteht seit 1999 der Verbund Weiterbildung in Lübeck, in dem sich auf freiwilliger Basis Einrichtungen der beruflichen, allgemeinen und politischen Bildung zusammengeschlossen haben. Mit über 70 Einrichtungen ist es das größte regionale Weiterbildungsnetzwerk in Schleswig-Holstein. Moderiert von der neutralen Wirtschaftsförderung LÜBECK GmbH informiert der Verbund neutral und objektiv Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen über die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region. Neben den weiter unten genannten Theatern und Museen besteht noch die Volkshochschule Lübeck. Die Volkshochschule hat zwei eigene Standorte, einen in der Innenstadt und einen in Sankt-Lorenz-Nord und nutzt für die zahlreichen Kurse auch Räume in anderen öffentlichen Schulen. Die Sternwarte Lübeck bietet öffentliche Himmelsbeobachtungen und astronomische Vorträge an. Die Stadtbibliothek ist gleichzeitig öffentliche Bücherei und wissenschaftliche Bibliothek. Sie bietet in ihren Räumen in der Hundestraße sowie in einigen Außenstellen ein reichhaltiges Angebot an Fachbüchern und Trivialliteratur und hat in ihren Archiven auch einige Schätze. Die städtischen Urkundensammlungen seit dem Mittelalter und viele Dokumente der Hansezeit verwahrt das Archiv der Hansestadt Lübeck. Die Werkkunstschule Lübeck ist eine Schule für Kommunikationsdesign. Die Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein ist mit einer Niederlassung vertreten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Weltkulturerbe Lübecker Altstadt
Am 14. Dezember 1987 wurden die erhaltenen Teile des mittelalterlichen Stadtkerns auf der Altstadtinsel von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Damit wurde erstmals in Nordeuropa eine ganze Altstadt als Weltkulturerbe (Flächendenkmal) anerkannt. Ausschlaggebend waren dabei der exemplarische Charakter der Altstadt für die mittelalterliche Stadtentwicklung im Ostseeraum, die markante Stadtsilhouette mit den sieben Türmen der fünf Hauptkirchen und die geschlossen erhaltene vorindustrielle Bausubstanz. Hinzu kam als weitere schützenswerte Besonderheit der für die archäologische Erforschung des mittelalterlichen Städtewesens außerordentlich ergiebige Untergrund.
Der von der UNESCO geschützte Bereich bezieht die wichtigsten Bauwerke Lübecks ein: den Baukomplex des Rathauses, das Burgkloster, den Koberg – ein vollständig erhaltenes Viertel des späten 13. Jahrhunderts – mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-Hospital und den Baublöcken zwischen Glockengießer- und Aegidienstraße, das Viertel der Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhunderts zwischen Petrikirche und Dom, das Holstentor, das Kaisertor auf den Wallanlagen am Elbe-Lübeck-Kanal und die Salzspeicher am linken Traveufer.
Lübeck bewarb sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2010“, schied jedoch in der Vorrunde aus.
Musik
Die Lübecker Altstadt-Kirchen sind mit ihrer Vielfalt an barocken wie modernen Orgeln für Konzerte gut geeignet, sie haben seit der Norddeutschen Orgelschule den Ruf als Musikstadt maßgeblich begründet. Die Abendmusiken sind seit der Zeit Dietrich Buxtehudes legendär. Im Sommer macht das in Lübeck ansässige Schleswig-Holstein Musik Festival in ganz Schleswig-Holstein auch Dorfkirchen, Gutshäuser und -scheunen zu Konzertsälen. Weitere Konzerthallen und Veranstaltungsräume sind die moderne Musik- und Kongresshalle Lübeck, kurz MuK genannt, das Kolosseum der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die Konzertsäle der Musikhochschule Lübeck einschließlich der Holstentorhalle, das treibsand und das VeB, in der Alternative Lübeck, kurz „Walli“ genannt, das Rider’s Café in Buntekuh, der Werkhof und die Schuppen 6 und 9.
Theater
Das Theater Lübeck ist in einem Jugendstil-Gebäude in der Beckergrube untergebracht und wurde Mitte der 1990er Jahre renoviert. Im Großen Haus finden hauptsächlich Operndarbietungen statt, unterstützt von den Lübecker Philharmonikern. Hier haben Hermann Abendroth, Wilhelm Furtwängler und Christoph von Dohnányi den Ausgangspunkt ihrer Karrieren gelegt. In den Kammerspielen werden Dramen und Komödien sämtlicher Stilrichtungen dargeboten. Im Bereich Kinderoper kooperiert das Theater mit der Taschenoper Lübeck.[35] Daneben gibt es eine für die Größe der Stadt bemerkenswerte Anzahl unabhängiger Theater, unter denen besonders das Lübecker Marionetten-Theater Fritz Fey, das theater combinale, das theater partout, das Volks- und Komödientheater Geisler, das THEATER Haus Lübeck, das Theaterschiff Lübeck, das Lübecker Unterwassermarionettentheater und das ULKNUDEL e. V. sowie die Lübecker Sommeroperette als jährlich stattfindende Open-Air-Veranstaltungsreihe hervorzuheben sind.
Kino
Lübeck ist Stammsitz der Cinestar-Kinos, die mit den Lichtspielen Hoffnung in der Hüxtertorallee im Jahr 1949 die Basis ihres Konzerns legten. Dieses traditionsreiche Kino galt seinerzeit als das schönste Lübecks. Nach einem kleinen Brand Ende Dezember 2004 wurde es geschlossen und später zu einem Veranstaltungssaal umgebaut, der im September 2009 eröffnet wurde. Mitte der 1990er-Jahre wurde in der Stadthalle nach dem Vorbild der Multiplex-Kinos ein Kinopalast mit sieben Sälen eingerichtet, nachdem Cinestar bereits in einigen ostdeutschen Städten solche Kinos erbauen ließ. Hier laufen heute vor allem Filme des Mainstream-Kinos. 2005 und 2007 wurde die Stadthalle renoviert und unter anderem auch neu bestuhlt. Es gibt nur noch ein weiteres kommerzielles Kino, das ebenfalls zur Cinestar-Gruppe gehört: das Filmhaus. Nach einer Renovierung zeigt es jetzt hauptsächlich anspruchsvollere Filme, außerdem finden gelegentlich Lesungen, Musikveranstaltungen usw. statt.
Das Kommunale Kino in der Mengstraße, ein kleiner Vorführungsraum mit einem kleinen, ausgewählten Filmangebot, das auch selten Gezeigtes abdeckt und dafür schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, ist das einzige Kino, das nicht der Cinestar-Gruppe gehört. Seit Sommer 2007 führt der Förderkreis Kommunales Kino Lübeck e. V. die Geschäfte des ehemals städtischen Kinos.
Jedes Jahr im Herbst steht Lübeck im Zeichen der Nordischen Filmtage. Auf diesem Filmfestival werden an fünf Tagen Filme aus Skandinavien, dem Baltikum und Schleswig-Holstein gezeigt. Spielort ist vor allem die Stadthalle, während an diesen Tagen das Mainstream-Kino im Filmhaus läuft.
Museen
Lübecks Museen decken viele Themengebiete ab. [36]
Die Leitung der städtischen Museen obliegt seit dem 1. Januar 2006 der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck.
Geschichte
Im Burgkloster befindet sich das Lübecker Museum für Archäologie. In den Kellergewölben wird „Der große Lübecker Münzschatz“ ausgestellt. Der Wert dieses Münzschatzes wird durch verschiedene Warenpartien vor Augen geführt. Weiter wird die Geschichte der Gold- und Silbermünzen und der Münzbezeichnungen systematisch dargestellt. Daneben werden Sonderausstellungen gezeigt. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters sind ebenfalls bemerkenswert.
Die Stadtgeschichte Lübecks wird im Holstentor-Museum dargestellt. Als maritime Stadt verfügt Lübeck darüber hinaus über den Museumshafen Lübeck am nordwestlichen Altstadt-Ufer.
Im Museums Haus Hansestadt Danzig in der Engelsgrube sind Erinnerungsstücke, Kultur und Wirtschaft der Region Danzig bis Ende des Zweiten Weltkriegs ausgestellt. Drei Glocken aus Wotzlaff und Danzig sind im Hof des Museums als Leihgabe aufgestellt, die aus dem Hamburger Glockenfriedhof gerettet werden konnten. Diese Glocken waren 1942 zum Einschmelzen für die Rüstungsproduktion requiriert worden.[37][38]
Als Gedenkstätte für den in Lübeck geborenen Friedensnobelpreisträger Willy Brandt wurde 2007 das Willy-Brandt-Haus Lübeck eröffnet. Seine Lebensstationen von der Flucht nach Norwegen, Bürgermeister von Berlin und Bundeskanzler mit der Darstellung der entsprechenden Zeitumstände werden dokumentiert.
Außerhalb der Altstadt gibt es das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk in Kücknitz. An die Geschichte der Stadt während der Teilung Deutschlands erinnert die Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Sie befindet sich in einem ehemaligen Zollhaus des bis 1989 nördlichsten Grenzübergangs zur DDR im Stadtteil Schlutup. Eine weitere Ausstellung über die ehemalige innerdeutsche Grenze befindet sich in der Bundespolizeiakademie.
Genuss
Im Marzipansalon im Café Niederegger kann man alles über das „weiße Gold“ erfahren.
Kunst
Im St. Annen-Museum mit der neuen Kunsthalle St. Annen befindet sich eine großartige Sammlung mittelalterlicher Sakralkunst. Weitere Kunstsammlungen sind im Behnhaus und Drägerhaus mit einem international bedeutsamen Schwerpunkt für die Nazarenische Kunst sowie im Kulturforum Burgkloster.
Ebenfalls in der Altstadt kann man das Lübecker Theaterfigurenmuseum am Kolk besichtigen, Literaturinteressierten sind das Buddenbrookhaus und das Günter-Grass-Haus zu empfehlen.
Naturwissenschaft
In der Nähe des Doms befinden sich das Museum für Natur und Umwelt sowie die im mittelalterlichen Zeughaus gelegene Völkerkundesammlung, welche 2007 aus Geldmangel geschlossen wurde.
Literatur (Belletristik)
Lübeck sieht einen deutlichen Schwerpunkt des kulturellen Lebens in der Auseinandersetzung mit der dort geschaffenen Literatur der Brüder Thomas Mann und Heinrich Mann, die als Zentrum das Buddenbrookhaus in der Mengstraße neben der Lübecker Marienkirche gefunden hat. Es ist benannt nach Thomas Manns Roman Buddenbrooks, der in Lübeck spielt. Dieser Gesellschaftsroman behandelt den Verfall einer reichen Kaufmannsfamilie; Thomas Mann erhielt für dieses Buch den Nobelpreis für Literatur. Die Hansestadt verleiht alle drei Jahre den Thomas-Mann-Preis. Weitere berühmte Autoren aus Lübeck sind Emanuel Geibel, Gustav Falke, Otto Anthes und Erich Mühsam. Günter Grass, ebenfalls Literaturnobelpreisträger, lebte lange in Lübeck. Heute wohnt er in der Nähe der Stadt. In Lübeck selbst befindet sich das Günter-Grass-Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen Originalwerke. Lübeck ist Sitz der Erich-Mühsam-Gesellschaft, die den Erich-Mühsam-Preis verleiht. Die Schriftsteller Theodor Storm und Werner Bergengruen waren Schüler des Katharineums.
Ludwig Ewers’ 1926 erschienener umfangreicher Lübeck-Roman Die Großvaterstadt[39] wurde einst viel gelesen. Seine Protagonisten leben in derselben Zeit wie die Buddenbrooks, allerdings auf einer anderen sozialen Ebene. Es werden zum Teil die gleichen Ereignisse beschrieben, wie beispielsweise das Ereignis in der Königsstraße – Senator Buddenbrook im Haus, Kaufmann Normann draußen. Der dritte Lübeck-Roman zu jener Zeit ist der komplett fiktive Roman Ida Boy-Eds Ein königlicher Kaufmann. Zuvor war Lübeck durch das Werk Ein Ruf von der Trave[40] des zu jener Zeit in München lebenden Lübeckers Emanuel Geibel Ort einer Romanhandlung geworden.
Christian v. Ditfurth schrieb ab 2002 sechs Kriminalromane mit dem Protagonisten Josef Maria Stachelmann, die ebenfalls in Lübeck spielen.
Bauwerke
Das Weltkulturerbe auf der Altstadtinsel besteht aus weit über tausend Gebäuden, die als Denkmäler in die Denkmalliste eingetragen sind. Insofern kann hier nur ein Ausschnitt der wichtigsten erwähnt werden. Das Weltkulturerbe ist jedoch die Gesamtheit des erhaltenen Teils der mittelalterlichen Stadt.
Die sieben Türme
Das Bild der Altstadt wird geprägt durch die sieben Kirchtürme (daher die Bezeichnung „Stadt der sieben Türme“), die den fünf großen Altstadtkirchen zuzuordnen sind. In der westlichen Stadtsilhouette, mit der verschiedentlich als Logo geworben wird, sind dies die in Nord-Süd-Reihenfolge (das heißt von links nach rechts) gezählten Türme von:
- Jakobikirche im Norden der Altstadt
- Marienkirche mit zwei Westtürmen im Zentrum rückseitig des Rathauses
- Petrikirche in Sichtweite des Holstentores nahe der Westzufahrt zur Altstadt
- Aegidienkirche
- Dom mit zwei Westtürmen im südlichen Altstadtabschluss
Der noch romanisch begründete Dom ist in Lübeck nur die zweitgrößte mittelalterliche Kirche, hat jedoch mit 130 Metern die größte Länge. Er befindet sich eher abgelegen am südlichen Ende der Altstadtinsel in einer ruhigen Umgebung, die noch die alte Domfreiheit erahnen lässt. In der Lage der beiden Kirchen zueinander spiegelt sich der Konflikt zwischen der Lübecker Bürgerschaft und dem Lübecker Bischof wider, der dazu führte, dass die Lübecker Bischöfe ihre Residenz nach Eutin verlegten. Im Unterschied zur Marienkirche ist der Dom seit der Wiederherstellung im Inneren eher nüchtern weiß gestaltet. Hier kann man aber beispielsweise das Triumphkreuz des berühmten Holzschnitzers Bernt Notke bewundern. Ganz in der Nähe, in der Parade, befindet sich die Propsteikirche Herz Jesu, welche 1891 erbaut wurde.
Die 100 Meter lange gotische Marienkirche war die Hauptpfarrkirche des Rates und der Bürgerschaft. Sie steht in prominenter Lage in der Nähe des Marktes direkt hinter dem Rathaus. Die Marienkirche ist heute die drittgrößte Kirche Deutschlands und gilt als Mutterkirche der Backsteingotik. Sie beeindruckt nicht nur durch ihre äußere, sondern auch durch ihre innere Größe. Auch wenn im Zweiten Weltkrieg wesentliche Kunstschätze im Inneren zerstört wurden, wirkt sie heute doch besonders durch das fast 40 Meter hohe Mittelschiff mit reichhaltigen Deckenmalereien eindrucksvoll.
Wie auch Dom und Marienkirche, so wurde auch die Petrikirche im Zweiten Weltkrieg erheblich zerstört und erst als letzte wieder aufgebaut. Ebenfalls in Sichtweite des Marktes gelegen, war sie früher die Stammkirche der Fischer und Binnenschiffer. Heute hat sie keine eigene Gemeinde mehr und wird als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Unter anderem ist sie seit 2004 Universitätskirche und wird von den Lübecker Hochschulen für Feierlichkeiten verwendet. Auf ihrem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man bei schönem Wetter bis nach Travemünde und tief ins Mecklenburgische sehen kann. Die Jakobikirche liegt am anderen großen Platz Lübecks, dem Koberg. Die Kirche war die Stammkirche der Seeschiffer und liegt gegenüber der berühmten Schiffergesellschaft, dem Zunfthaus der Kapitäne und heute bekanntesten Restaurant Lübecks mit vielen Schiffsmodellen an der Decke. Ihr Turm besticht durch die vier kugeligen Verzierungen an der Basis des Turmhelms. Die Jakobikirche wurde im Krieg nicht zerstört und bietet daher heute noch das über die Jahrhundert gewachsene Erscheinungsbild. In einer Seitenkapelle steht ein Rettungsboot des 1957 gesunkenen Segelschulschiffes Pamir.
Die Aegidienkirche ist die kleinste der fünf großen Altstadtkirchen und die einzige im Ostteil der Altstadt, dem Wohnviertel der Handwerker und kleinen Leute. Auch sie wurde im Krieg nicht zerstört. Ihr Innenraum konnte daher sein Erscheinungsbild erhalten.
Weitere Sakralbauten
Die Katharinenkirche ist eine ehemalige Franziskaner-Klosterkirche des Katharinenklosters. Sie hat keinen Turm und trägt daher nicht zum klassischen Stadtpanorama bei. Ihr Inneres ist aber dennoch überaus sehenswert und gilt als ein Höhepunkt backsteingotischer Architektur. Sie schließt direkt an das Gymnasium Katharineum an und wird heute als Ausstellungsraum genutzt. In ihrer Westfassade finden sich Nischen-Figuren der Bildhauer Ernst Barlach und Gerhard Marcks.
Weitere Sakralbauten des Mittelalters sind das Burgkloster und das St.-Annen-Kloster. Das Burgkloster, ein ehemaliges Dominikaner-Kloster, wurde zum Dank für den Sieg gegen Dänemark in der Schlacht bei Bornhöved (1227) gegründet. Doch von seinem mittelalterlichen Bau sind nur wenige Überreste erhalten geblieben, die durch ein neugotisches Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert ergänzt worden. Dieser Gebäudekomplex hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Aufgaben gehabt, war beispielsweise zur Zeit des Nationalsozialismus Gerichtsgebäude und somit Schauplatz einiger Prozesse gegen Regimegegner. Heute befindet sich hier unter anderem ein archäologisches Museum.
Das St.-Annen-Kloster in der Nähe der Aegidienkirche beherbergt heute ein umfangreiches Museum mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. So finden sich bedeutende sakrale Kunstwerke wie eine der größten Sammlungen mittelalterlicher Flügelaltäre und Statuen, dann ein Überblick über Lübecker und Hanseatische Wohnkultur vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, schließlich im neuen Anbau, der Lübecker Kunsthalle St. Annen, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst.
Am Koberg liegt gegenüber der Jakobikirche das Heiligen-Geist-Hospital. Dieses Gebäude ist ein gutes Beispiel für die Formen der Wohltätigkeit in der mittelalterlichen Gesellschaft. Um auch den Armen, Kranken und Alten einen Platz zu bieten, ließen wohlhabende Bürger dieses Gebäude errichten und stifteten regelmäßig für ihren Unterhalt. Bis in die 1970er Jahre hinein wurde die große Halle mit den heute noch zu besichtigenden, im 19. Jahrhundert errichteten Kabäuschen mit je etwa 3 Quadratmeter Wohnfläche als Altenheim verwendet. Um die Weihnachtszeit findet hier einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte Norddeutschlands statt. Unweit des Heiligen-Geist-Hospitals befindet sich die turmlose und im Stil des Klassizismus konzipierte Reformierte Kirche.
Rathaus
Direkt neben der Marienkirche befindet sich von jeher das Herz der Stadt, der Markt mit dem Rathaus. Das Rathaus ist im Unterschied zu anderen bedeutenden Rathäusern nicht in einem Stil erbaut, sondern man sieht auch heute noch deutlich, dass es seit dem 12. Jahrhundert immer wieder ergänzt wurde. Hier finden sich heute Baustile von der Gotik über die Renaissance bis hin zur Moderne der 1950er-Jahre. Dem Rathaus schließt sich entlang der Breiten Straße das von der Backsteinrenaissance überformte Kanzleigebäude an, dessen Arkaden 2005 renoviert und geöffnet wurden, um die Fußgängerzone der Breiten Straße auch durch Geschäfte auf dieser Seite attraktiver zu gestalten. Der Rest des Lübecker Marktes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Gestaltung des Marktes ist seitdem bis zuletzt immer wieder Punkt lebhafter Diskussionen gewesen. Der Kaak, der mittelalterliche Pranger, dessen Untergeschoss Butterverkaufsstände enthielten, wurde 1952 abgebrochen und 1986/1987 unter Verwendung gotischer Bauteile verändert wiedererrichtet.
Stadttore
Lübeck hatte bis ins 19. Jahrhundert noch vier Toranlagen; heute findet man nur noch zwei Überreste von ihnen. Das Holstentor ist als Wahrzeichen der Stadt sicher deutschlandweit am berühmtesten. Es wird aber schon seit langem vom Verkehr nur noch umfahren und steht auf einem kleinen, parkähnlichen Platz. Im Inneren befindet sich ein Museum zur Stadtgeschichte. Das andere erhaltene Stadttor ist das Burgtor. Es ist in die Überreste der Befestigungsanlagen am nördlichen Stadtrand integriert und muss auch heute noch von jedem durchfahren oder -laufen werden, der sich der Altstadt von Norden her nähert. Es geht direkt über in den Gebäudekomplex des Burgklosters. Die 1808 von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit gegründete Navigationsschule der Hansestadt wurde 1826 unter der Leitung des späteren Stadtbaudirektors Johannes Balzer auf dem Kaisertor in den südlichen Wallanlagen am Elbe-Lübeck-Kanal gebaut. Noch heute kann unter dem Gebäude der Seefahrtschule Lübeck das Kaisertor durchschritten werden. Das Mühlentor unweit der heutigen Mühlentor-Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal und das Hüxtertor wurden abgerissen, bevor das Geschichtsbewusstsein in Lübeck durchgriff.
Museen und Bürgerhäuser
Einige bedeutende Bürgerhäuser in der Innenstadt werden heutzutage als Museen verwendet. So bietet das klassizistische Ensemble aus Behnhaus und Drägerhaus in der oberen Königstraße heute Raum für ein Kunstmuseum. Im Buddenbrookhaus befindet sich heute das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum. In der Glockengießerstraße findet man seit einigen Jahren schließlich das Günter-Grass-Zentrum.
Die Kaufmannschaft zu Lübeck besitzt im Haus der Kaufmannschaft zwei der schönsten und bedeutsamsten geschnitzten Inneneinrichtungen der Renaissance. Ihr gehört auch das Schabbelhaus in der Mengstraße, das als Restaurant zugänglich ist.
Am Koberg befindet sich neben sehr gut erhaltenen, meist klassizistischen Gebäuden das 1535 errichtete Versammlungshaus der Schiffergesellschaft, in dessen originaler Inneneinrichtung sich heute ein Restaurant befindet.
Die spätromanische Löwen-Apotheke in der Königstraße gilt als der älteste Profanbau Lübecks.
Ein unter Denkmalschutz stehendes ehemaliges Kontorhaus ist der expressionistische Handelshof aus dem Jahr 1924 am Bahnhofsvorplatz.
Gänge und Höfe
Die Gänge und Höfe, für die Lübeck bekannt ist, sind eher aus Platznot in den Hinterhöfen der Wohnhäuser entstandene Wohnquartiere, die früher für die Ärmsten der Armen errichtet wurden, heute aber begehrter Wohnraum sind. Die größten und schönsten Höfe sind sicherlich der Füchtingshof und der Glandorpshof in der Glockengießerstraße. Es gibt in der Lübecker Altstadt circa 85 kleine Gänge.
Vorstädte
Wer mehrere Tage in Lübeck verbringt, sollte sich neben der Altstadt auch die Vorstädte ruhig genauer anschauen. Jenseits der idyllischen Wallanlagen finden sich in St. Gertrud und St. Jürgen sehenswerte Villenviertel mit klassizistischen und aus der Gründerzeit stammenden Villen. Besonders hervorstechend sind hier die Eschenburg-Villa in St. Gertrud an der Travemünder Allee und die Lindesche Villa des dänischen Architekten Lillie in St. Jürgen an der Ratzeburger Allee, die heute als Standesamt genutzt wird. Nur wenige Meter von der Linde-Villa befindet sich außerdem die St. Jürgen-Kapelle aus dem 17. Jahrhundert als Zeichen dafür, dass auch schon vor der Industrialisierung außerhalb der Lübecker Stadtmauern gesiedelt wurde. An der Wakenitz in St. Jürgen liegt auch die Lübecker Wasserkunst mit den neugotischen Wasserturm. In St. Gertrud befindet sich außerdem das Fischerdorf Gothmund am Ufer der Trave, ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel, das durch sein geschlossenes Ensemble von Reetdachhäusern besticht.
Travemünde
Fast 20 Kilometer von der Innenstadt schließlich ist das Ostsee-Bad Travemünde zu finden, das drittälteste Seebad Deutschlands. Hier kann man die Altstadt mit ihren kleinen Häusern besichtigen, die Vorderreihe mit den Wohnhäusern der Kapitänswitwen, die Bäderarchitektur vergangener Jahrhunderte bewundern (Casino Travemünde, Kurhaus) oder hinterfragen (Maritim-Hotel). Zudem befindet sich in Travemünde der älteste Leuchtturm Deutschlands, der nicht mehr in Betrieb ist, aber besichtigt werden kann, sowie als Naturdenkmal der Mövenstein.
Denkmale und Skulpturen im öffentlichen Raum
Lübeck hat eine Vielzahl bedeutende Standdenkmale und Skulpturen im öffentlichen Raum. Dazu gehören die Löwen von Christian Daniel Rauch vor dem Holstentor, Löwen von Fritz Behn auf der Burgtorbrücke am Rande des Burgfelds sowie die Replik des Braunschweiger Löwen am Dom.
Zu einer Reihe weiterer Werke Behns im Stadtgebiet gehören die Antilope vor dem Holstentor sowie der Panter im Schulgarten an der Wakenitz. Die Bürgergärten sind ein kleiner Skulpturengarten in der Altstadt zwischen Heiligen-Geist-Hospital und Behnhaus.
An der Fassade der Katharinenkirche ist die Gemeinschaft der Heiligen von Ernst Barlach und Gerhard Marcks angebracht. Eine Gruppe von Allegorien von Dietrich Jürgen Boy steht auf der Puppenbrücke vor dem Holstentor. Am Koberg befindet sich zwischen dem Heiligen-Geist-Hospital und der Jakobikirche das Geibel-Denkmal von Hermann Volz. Aus den 1990er Jahren stammt die Gruppe von sechs Offenen Stelen aus Eiche von Jan Jastram, die als Leihgabe der Possehl-Stiftung vor dem Gerichtshaus aufgestellt wurde.
Als Exponate der documenta 9 in Kassel wurde die Gruppe von Tonskulpturen Fremde des Bildhauers Thomas Schütte bekannt. Einige dieser Skulpturen befinden sich jetzt als Possehl-Stiftung auf dem Dach der Musik- und Kongresshalle.
In der Grünanlage am Lindenplatz ist Kaiser Wilhelm I. nach einem Modell des Bildhauers Louis Tuaillon zu Pferde dargestellt. Es war das letzte Reiterstandbild, das dem Kaiser in Deutschland errichtet wurde. Ihm gegenüber steht das Standbild des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck von Emil Hundrieser.
Am Rande des Burgfelds steht auf einer Grünfläche der Nachguss der Mädchengruppe von Karl Geiser, die der Lübecker Ehrenbürger Rodolfo Groth stiftete. Sie war ursprünglich für den Markt im Zentrum gedacht.
Der Stadtteil Moisling verfügt mit der Edelstahl-Wandplastik am Haus für alle von Günter Ferdinand Ris über eine Arbeit eines documenta-Teilnehmers.
Lübecker Stiftungskultur
Seit dem Mittelalter hat das Stiften in Lübeck Tradition. Ursprünglich wollten sich begüterte Kaufleute so ihr Seelenheil sichern. Das Heiligen-Geist-Hospital ist heute wohl die älteste bestehende Stiftung in Lübeck. Viele der Lübecker Gänge und Höfe beruhen auf Stiftungen Lübecker Kaufleute. Ohne das Engagement der in Lübeck ansässigen großen und kleinen Stiftungen wäre das reichhaltige Kulturleben der Stadt nicht denkbar und der Erhalt des Kulturerbes nicht darstellbar. Die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck betreut die Lübecker Museumslandschaft. Lübecks älteste Bürgerinitiative, die
- Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit
ist auch Treuhänderin für eine Vielzahl kleinerer Stiftungen.
Weitere wichtige gemeinnützige Stiftungen in Lübeck sind die
- Parcham’sche Stiftung,
- Possehl-Stiftung,
- Dräger-Stiftung,
- Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck und die
- Edith-Fröhnert-Stiftung.
Lübeck ist bis heute die Stadt mit der größten „Stiftungsdichte“ Schleswig-Holsteins.[41]
Tourismus, Freizeit und Erholung
Tourismus
Lübeck kennt im Bereich der Altstadt den Städtetourismus, der sich in den letzten Jahren bedingt durch die Entwicklung des Flughafens mit seinen preiswerten innereuropäischen Linienverbindungen im bundesweiten Trend überdurchschnittlich entwickelt hat. Zielgruppen im Ausland sind die Ostsee-Anrainerstaaten, Italien und England. In diesem Bereich ist Lübeck der wichtigste Faktor im Tourismus in Schleswig-Holstein. Daneben bietet das Seebad Travemünde an der Lübecker Bucht alle Möglichkeiten eines modernen Ostseebades. Neben den Stadtführungen bieten Ausflugsboote auch eine Umrundung der Altstadtinsel an. Eine Besonderheit sind Stadtführungen in den Abendstunden, geführt von einem Nachtwächter.
Freizeit und Erholung im Stadtgebiet
Wasser, Grünflächen und ausgedehnte Wälder bestimmen das Stadtgebiet Lübecks, das zu den größten kommunalen Waldbesitzern Deutschlands gehört. Die Gewässer von Trave, Wakenitz und Elbe-Lübeck-Kanal sind landseitig von Wanderwegen erschlossen und größtenteils mit den großzügigen und ausgedehnten Parkanlagen verbunden. Mit dem Freibad an der Falkenwiese von 1899 am Westufer der Wakenitz hat die Stadt Lübeck ein unter Denkmalschutz stehendes Flussschwimmbad. Auf der Trave verkehren Ausflugsschiffe zwischen Lübeck und Travemünde und auf der Wakenitz bis nach Rothenhusen mit Anschlussmöglichkeit über den Ratzeburger See nach Ratzeburg in den Naturpark Lauenburgische Seen (östlich des Sees: Biosphärenreservat Schaalsee). Die Stadtwälder wie das Lauerholz und die Naturschutzgebiete an Wakenitz und Trave (Lagune im Schellbruch, Dummersdorfer Ufer mit dem Bodendenkmal der mittelalterlichen Burg an der Stülper Huk) in unmittelbarer Nähe zum Stadtgebiet wie das Nebeneinander von Seebad und mittelalterlichem Weltkulturerbe im gemeinsamen Geist hanseatischer Tradition machen einen wichtigen Teil der Lebensqualitäten und des Freizeitwertes der Stadt aus. Der Travelauf mit den anliegenden Naturschutzgebieten wurde als FFH-Gebiet an die Europäische Union gemeldet.
Der Lübecker Tierpark wurde 1950 eröffnet und 2010 geschlossen.
Insbesondere in den Wäldern von Lübeck finden sich Hünengräber aus der Steinzeit, unter anderem im Stadtgebiet in den Forsten von Blankensee und Waldhusen. Durch den Wald von Waldhusen führt ein archäologischer Wanderweg, als Rundweg.[42] Bei Pöppendorf ist einer der größten und besterhaltenen Burgwälle aus der Zeit der Wagrier zu besichtigen, der Pöppendorfer Ringwall. Diese Ringburg ist eine slawische Fluchtburg und hat einen Durchmesser von rund 100 Metern bei einer äußeren Wallhöhe von acht bis zwölf Metern.
Freizeit und Erholung in der näheren Umgebung der Stadt
Auch die nähere Umgebung der Stadt bietet eine Vielzahl von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten: neben den Seebädern an der Lübecker Bucht die Seen und Wälder der Holsteinischen Schweiz um die Residenzstadt Eutin (mit den Carl Maria von Weber-Festspielen auf der Freilichtbühne im Schlosspark direkt am Eutiner See), den Klützer Winkel und die Hansestadt Wismar auf der Mecklenburger Seite der Lübecker Bucht, den Naturpark Lauenburgische Seen mit der Inselstadt Ratzeburg und der Stadt Mölln an der Alten Salzstraße, und nicht zuletzt den Sachsenwald.
Im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ hat der Bereich Umwelt der Hansestadt Lübeck gemeinsam mit der „Regionalpartnerschaft Lübecker Bucht e. V.“ den Erholungsführer „Lübeck Natürlich! Naturnahe Erholung in der Region Lübeck“ herausgegeben. Aufgrund des Erfolges der ersten Auflage 2004/2005 wurde jetzt eine zweite Ausgabe 2006/2007 mit neuen Themenschwerpunkten und Ausflugszielen verausgabt.[43]
Auch die Städte des Umlands bieten eigene Attraktionen, wie zum Beispiel Bad Segeberg mit den Karl-May-Festspielen. Größter Freizeitpark ist der Hansa-Park in Sierksdorf.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Januar: Kringelhöge
- März/Dezember: Marzipan-Show im Lübecker Marzipan-Speicher
- Februar: HanseBike
- April: Rocktower Festival
- Mai: Lübecker Ruderregatta an der Wakenitz
- Juli: Drachenbootrennen auf dem Kanal
- Juli: Lübecker Volks- und Erinnerungsfest, auf dem Volksfestplatz (Lübeck)
- Juli: Travemünder Woche
- Juli: Sommerfest der Hüxstraße (wechselnde Länderschwerpunkte) in Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival
- Juli/August: Schleswig-Holstein Musik Festival
- Juli-September: Sand World (2003–2007)
- August: Duckstein Festival, früher Traveuferfest
- August: Christopher Street Day
- September: alle zwei Jahre Altstadtfest
- November: Nordische Filmtage Lübeck
- November: nordica Lübeck – die Erlebnismesse für die ganze Familie
- Ende November/Anfang Dezember (an 11 Tagen im Advent) Weihnachtsmarkt im Heiligen-Geist-Hospital (Lübeck)
- Dezember: Ice World (2003–2006)
- Dezember: Lübecker Weihnachtsmarkt
- Dezember: Mittelaltermarkt
- Dezember: Eisarsch-Regatta
Bräuche
Mai: In der Nacht zum ersten Mai findet gegen Mitternacht das alljährliche Mai-Singen unter den Arkaden des Rathauses statt. Junge und alte Sänger begrüßen dabei mitten in der Nacht den Mai mit dem Lied Der Mai ist gekommen des Lübecker Dichters Emanuel Geibel, das von Justus Wilhelm Lyra vertont wurde. Die Veranstaltung ist nicht organisiert und wird nicht kommerziell ausgenutzt. Es handelt sich eher um eine – vielleicht auch lokalpatriotische – Zusammenkunft Lübecker Familien. Der Initiator war nach dem Ersten Weltkrieg Otto Anthes mit seinem „Eulen“-Tisch.[44]
Kulinarische Spezialitäten
Beinahe schon weltweite Berühmtheit hat das Lübecker Marzipan, das seit dem späten Mittelalter in Lübeck hergestellt wird. Bekannte aktuelle Hersteller sind Niederegger, der Lübecker Marzipan-Speicher und Erasmi & Carstens. Eine ebenso süße Leckerei ist der Plettenpudding, der in den Buddenbrooks Erwähnung findet: eine aus mehreren Schichten bestehende Süßspeise. In den Buddenbrooks findet auch der Lübecker National Erwähnung: ein deftiger Gemüseeintopf mit Spargel, Möhren und Rindfleisch. Der Lübecker National ist ein typisches Beispiel dafür, dass die Lübecker Küche in ihren regionalen, norddeutschen Eigenarten mehr einer frugalen Variante der Hamburger entspricht als der Schleswig-Holsteiner Küche. Beim Lübecker Rotspon handelt es sich um Rotwein, der früher auf Fahrten nach Bordeaux als Ballast auf dem Rückweg mitgeführt wurde, bis man merkte, dass durch die Lagerung im Meeresklima der Wein eine besondere Note erhielt. Analog dazu gibt es heute auch den Wittspon, der aus Weißwein hergestellt wird. Traditionelle Weinhändler in Lübeck sind Carl Tesdorpf und von Melle, hier kann man auch den Rotspon erwerben, den es ähnlich wie anderen Rotwein in unterschiedlichen Qualitätsstufen gibt.
Eines von drei Sternerestaurants in Lübeck ist das Restaurant Wullenwever von Roy Petermann; die beiden weiteren sind Hotelrestaurants in Travemünde.
Vereine
Der 1919 gegründete VfB Lübeck ist der bekannteste Sportverein der Stadt. Seine erste Herren-Fußballmannschaft spielt zurzeit in der Regionalliga Nord. Sein Heimstadion ist das Stadion an der Lohmühle. Größter Erfolg war der zweimalige Einzug in die 2. Bundesliga 1996 beziehungsweise 2003, sowie das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal in der Saison 2003/04. Die erste Fußballmannschaft des LBV (jetzt 1.FC) Phönix spielte in den späten 1950er Jahren in der höchsten Spielklasse. Zu den größeren Sportvereinen gehört auch der TSV Siems. Ebenfalls sehr erfolgreich ist der Verein Budokan-Lübeck e. V. im Herrendamm, der in der zweiten Judo-Bundesliga der Damen und Herren vertreten ist. Auch andere kampfsportarten, wie Kickboxen und Tae-Kwon-Do werden hier in einem der größten Dojos der Stadt trainiert. Der Lübecker Schachverein von 1873 war von 2001 bis 2003 Deutscher Meister und 2001 und 2002 Deutscher Pokalsieger. Neben der Waldjugend gibt es auch mehrere Pfadfindergruppen, darunter der Bund freier Pfadfinder mit dem Stamm der Freibeuter und der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e. V.. Mit den Lübeck Cougars ist die Hansestadt auch in der GFL, der ersten Bundesliga im American Football, vertreten. Der 1898 gegründete Lübecker Yacht-Club organisiert die Travemünder Woche und die Eisarsch-Regatta.
Literatur
- Heinrich Christian Zietz: Ansichten der freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Mit 16 Kupfern. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Weiland, Lübeck 1978 (Repr.).
- Otto Grautoff: Lübeck. Stätten der Kultur. Bd. 9. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1908.
- Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Otto Quitzow, Lübeck 1926, Weidlich, Frankfurt am Main 1981 (Repr.), ISBN 3-8035-1120-8
- Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Bd. 1. Nordostdeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages. Kohlhammer, Stuttgart 1939.
- Abram Enns: Kunst und Bürgertum – Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians – Weiland, Hamburg – Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8
- Lübeck 1226 – Reichsfreiheit und frühe Stadt. Scheffler, Lübeck 1976.
- Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7
- Gregor Gumpert und Ewald Tucai (Hrsg.): Lübeck. Ein literarisches Porträt, Wachholtz, Neumünster 2010, ISBN 3-529-06117-4
- Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. 4. verb. und erg. Aufl., Schmidt-Römhild, Lübeck 2008, ISBN 978-3-7950-1280-9
- Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1973
- Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Lübeck 2004. ISBN 978-3-7950-7005-2
- Heinz Stoob: Stadtmappe Lübeck. in: Deutscher Städteatlas. Bd. 3. Teilband 6. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. Im Auftrag des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte e. V. und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hrsg. von Heinz Stoob, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek. Dortmund-Altenbeken 1984, ISBN 3-89115-006-7
- Lübeck-Lexikon. Die Hansestadt von A bis Z. Hrsg. von Antjekathrin Graßmann. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-7777-X
- Manfred Finke: UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt von Lübeck. Stadtdenkmal der Hansezeit. Wachholtz-Verlag, Neumünster 2006, ISBN 978-3-529-01335-5.
- Stefanie Rüther: Prestige und Herrschaft. Zur Repräsentation der Lübecker Ratsherren in Mittelalter und Früher Neuzeit (Norm und Struktur 16). Böhlau, Köln (u. a.) 2003.
- Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Band 2: Hansestadt Lübeck. Die Kirchen der Stadt, Verlag Ludwig, Kiel 2009, ISBN 978-3-933598-76-9
- Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde (Hrsg.): Siegel des Mittelalters. 5.–10. Heft (Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck, Bände 5–10 in der Google Buchsuche).
Einzelnachweise
- ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2011 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 205 kB) (Hilfe dazu)
- ↑ Der Name ist slawischen Ursprungs und wurde im Verlauf der Jahrhunderte umgedeutet und umgeformt (siehe dazu im Einzelnen Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Aufl., Neumünster 1992, S. 437). Auf mittelalterliche Namensformen geht die regionale Aussprache mit langem geschlossenen e zurück, also [ˈlyːbeːk], vgl. Dehnungs-c; neueren Ursprungs ist die bühnendeutsche Aussprache [ˈlyːbɛk].
- ↑ Statistik Hansestadt Lübeck (pdf).
- ↑ Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik – Halle a.S. : Max Niemeyer, 1914.
- ↑ Geoklima 2.1.
- ↑ Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1997, ISBN 3-7950-3215-6.
- ↑ Adam von Bremen: la:Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. Hahn, Hannover 1993, ISBN 3-7752-5288-6.
- ↑ siehe auch hier
- ↑ Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen; Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Reihe B, Band 14, Verlag Schmidt-Römhild, 1986, ISBN 3-7950-0452-7.
- ↑ Manfred Bannow-Lindtke: bad Schwartau unterm Hakenkreuz; Albers & Range, Bad Schwartau 1993.
- ↑ Lübeckisches Adressbuch, Verlag Max Schmidt.
- ↑ Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, Verlag Schmidt-Römhild zu Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7.
- ↑ 1945: Wie Lübeck dem Endkampf entging. In: Lübecker Nachrichten vom 8. Mai 2010, S. 3.
- ↑ Vgl. BSLK, S. 17 und 765.
- ↑ Robert Dollinger: Geschichte der Mennoniten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins 17), Neumünster 1930.
- ↑ Werner Neugebauer: Schönes Holstein, Lübeck 1967, S. 97.
- ↑ EFG Lübeck, Geschichte .
- ↑ Gemeindebrief 2/2011 der Lübecker Methodisten .
- ↑ Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Schmidt-Römhild, Lübeck 2004, ISBN 3-7950-7005-8.
- ↑ http://www.xxx
- ↑ Was machen eigentlich der Bürgermeister und die Bürgerschaft? In: Wochenspiegel Lübeck Travemünde vom 19. November 2011, S. 2
- ↑ http://www.xxx
- ↑ Die BfL zerlegt sich: Jetzt zehn Gruppen in der Bürgerschaft, Lübecker Nachrichten, 30. März 2012
- ↑ a b Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein: kreisfreie Stadt Lübeck. Landesarchiv Schleswig-Holstein, abgerufen am 27. April 2010.
- ↑ Josephine von Zastrow: Wird die Hüxstraße zur Fußgängerzone? In: Lübecker Nachrichten vom 18. Dezember 2008, S. 15
- ↑ Niederschrift über die 25. Sitzung des Bauausschusses der Hansestadt Lübeck in der Wahlperiode 2008/2013. 4.2 Vermögenshaushalt 2010 und I-Programm 2009–2013 zur Überleitung in den Finanzplan/Investitionstätigkeiten 2010–2013. Hansestadt Lübeck, 18. Januar 2010, S. 12, abgerufen am 8. Oktober 2010 (PDF).
- ↑ 103 Millionen: Lübeck beschließt Rekord-Defizit. In: HL-Live – Die Schnelle Zeitung für Lübeck. 25. Februar 2010, abgerufen am 8. Oktober 2010.
- ↑ xxx
- ↑ Torsten Teichmann: Langfristigen Wassermangel wird es in Lübeck nicht geben. Sonntagsinterview mit Kurt Kuhn, Geschäftsführer der Stadtwerke. In: Lübecker Nachrichten, 28. November 2010, S. 14
- ↑ Lübecker Stadtzeitung
- ↑ Frank Pergande: Die Angst, eine Zukunftsbranche zu verlieren In: FAZ.Net vom 24. Juni 2010.
- ↑ Lübeck-kämpft.de .
- ↑ Abgeordnete in der Zwickmühle .
- ↑ Medizin-Studium in Lübeck bleibt erhalten .
- ↑ Taschenoper Lübeck .
- ↑ www.xxx
- ↑ Dieter Leitner: Zwei neue Glocken. Museum Haus Hansestadt Danzig in Lübeck. In: Das Ostpreußenblatt, Sonderteil der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 30. Oktober 2010, S. 20.
- ↑ Museum Haus Hansestadt Danzig in Lübeck .
- ↑ Ludwig Ewers: Die Großvaterstadt (1926); Dräger Druck, 3. Auflage, 1980, ISBN 978-3-925402-09-8.
- ↑ Emanuel Geibel: Ein Ruf von der Trave (1844).
- ↑ Städteranking 2009
- ↑ Rad- und Wanderkarte Dassow-Travemünde. Verlag Grünes Herz, Ilmenau/Thüringen, 3. aktualisierte Auflage 2006.
- ↑ Ursula Kühn: Lübeck Natürlich . Lübeck 2004.
- ↑ Bernd Gatermann und Peter Guttkuhn: „Zur Eule“. Erinnerungen an eine Lübecker Künstlerkneipe. In: Der Wagen. 1986, S. 176–183, ISSN 0933-484 X.
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↑ (von links beginnend) Stadtplan der Stadt Lübeck von Matthäus Seutter um 1750. ~ Der Lübecker Dom mit Traveufer vom Wesen aufgenommen. ~ Das Buddenbrookhaus in Lübeck bei Nacht. ~
Das Lübecker Rathaus um 1885 von Cornelis Springer (1817–1891).
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Geschichte der Hansestadt Lübeck
Die Geschichte Lübecks lässt sich bis 700 n. Chr. zurückverfolgen, als die Siedlung Liubice gegründet wurde. Das Mittelalter war geprägt von der Hanse.
- 819 Erste slawische Burganlage von Alt-Lübeck am Zusammenfluss von Trave und Schwartau.
- 1072 Der Name „Liubice“ wird in der Chronik des Geschichtsschreibers Adam von Bremen genannt.
- 1138 Zerstörung Alt-Lübecks, innerslawische Machtkämpfe.
- 1143 Graf Adolf II. von Schauenburg gründet die deutsche Stadt Lübeck auf der Halbinsel zwischen Trave und Wakenitz als bescheidene kaufmännische Siedlung neben einer slawischen Niederlassung.
- 1159 Graf Adolf II. überlässt den Hügel Buku (heutige Lübecker Innenstadt) Herzog Heinrich dem Löwen, der Lübeck dort ein zweites Mal entstehen lässt.
- 1226 Die norddeutschen Fürsten und Städte können die dänische Vorherrschaft abschütteln, Kaiser Friedrich II. erteilt Lübeck das Reichsfreiheitsprivileg. Lübeck wird Freie Reichstadt, soll auf ewig dem Reichsoberhaupt unterstehen. Die Bestimmung bleibt 711 Jahre, bis 1937, in Kraft.
- 1227 Norddeutsche Fürsten und Städte, darunter Lübeck, besiegen in der Schlacht bei Bornhöved den Fürsten Waldemar endgültig. Zum Dank wird in Lübeck das Dominikanerkloster an der Stelle der ehemaligen königlichen Burg gegründet (Burgkloster).
- 1358 Erster Hansetag in Lübeck. Der Ausdruck „Städte von der deutschen Hanse“ wird erstmals urkundlich belegt. Die Hanse als Organisationsform ist allmählich, nicht durch einen Gründungsakt, entstanden.
- 1367–1370 Zweiter siegreicher Krieg gegen König Waldemar, abgeschlossen durch den Frieden von Stralsund und Sicherung der hansischen Privilegien und Wirtschaftsinteressen im Norden.
- 1563–1570 Nordischer Siebenjähriger Krieg (Lübeck mit Dänemark gegen Schweden), letzter ehrenvoller, aber erfolgloser Seekrieg der Stadt, beendet durch den Frieden von Stettin
- 1669 Neun Städte der Hanse treten in Lübeck zum letzten Mal zusammen. Lübeck, Hamburg und Bremen bleiben bis ins 20. Jahrhundert als Freie und Hansestädte die Erben.
- 1810 Gewaltsame Angliederung an das französische Reich, Lübecker Franzosenzeit
- 1813 Übergabe der Stadt an Kronprinz Bernadotte aus Schweden (Alliierter)
- 1815 Lübeck wird Mitglied des deutschen Bundes.
- 1866 Eintritt in den Norddeutschen Bund.
- 1871 Die Freie und Hansestadt Lübeck wird Gliedstaat des Reiches.
- 1897 Im Zuge der Heeresververmehrung erhält Lübeck sein eigenes, das 3. Hanseatische, Regiment
- 1911 Lübeck wird Großstadt.
- 1933 Absetzung des Senates, Abschaffung der Bürgerschaft, Regierung durch Bevollmächtigten der NSDAP, gemeinsamer „Reichsstatthalter“ für Lübeck und Mecklenburg mit Sitz in Schwerin
- 1937 Abschaffung der Reichsfreiheit Lübecks, Eingliederung in die preußische Provinz Schleswig-Holstein
- 1942 Am 28. März werden große Teile der Altstadt durch Bomben vernichtet.
- 1945 Lübeck wird kampflos von britischen Truppen besetzt.
- 1987 Die UNESCO erklärt Lübeck zum Weltkulturerbe – das erste Kulturdenkmal dieser Art in der Bundesrepublik.
- 1993 Lübeck feiert 850 Jahre Hansestadt Lübeck
Frühe Besiedlung und Herkunft des Stadtnamens
Von einer ersten Besiedlung nach der Weichseleiszeit künden heute noch zahlreiche Hünengräber der Jungsteinzeit im Stadtgebiet und der näheren Umgebung wie das Pöppendorfer Großsteingrab im Waldhusener Forst und das Großsteingrab Blankensee.
Im Osten Holsteins begann die slawische Besiedelung ab zirka 700 nach Christus, nachdem vorherige germanische Bewohner nach Westen abgewandert waren. Der etwa zur Zeit Karls des Großen (748–814) entstandene Ort Liubice („die Liebliche“[1]) lag nördlich der Lübecker Altstadtinsel zwischen der heutigen Teerhofinsel und der Mündung der Schwartau in die Trave. Als wichtiges Bodendenkmal wurde er durch eingehende Ausgrabungen untersucht. In diese Zeit gehört auch der Pöppendorfer Ringwall. Seit dem 10. Jahrhundert war Liubice neben Oldenburg in Holstein (Starigard) die wichtigste Siedlung der Abodriten. Das in der Mecklenburg und Liubice sesshafte Geschlecht der Nakoniden lag mit den Liutizen in ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Wahrscheinlich war Liubice bereits in dieser Zeit burgartig befestigt. Nach der dendrochronologisch auf das Jahr 819 bestimmten Gründung der Burg[2] wurde Liubice erstmals um das Jahr 1076 von Adam von Bremen[3] erwähnt, der auch von der Steinigung des Ansverus im Jahr 1066 bei Einhaus berichtet. Im Jahr 1093 übernahm der christliche Nakonide Heinrich die Herrschaft über die Abodriten und machte Liubice zu seiner Residenz. Nach seinem Tod im Jahr 1127 wurde der Ort von den Ranen niedergebrannt.
Deutsche Kolonisation und Lübecker Burg
In der heutigen Lage auf dem Hügel Buku, Standort einer ehemaligen wendischen Burg zwischen Trave und Wakenitz, wurde die Stadt Lübeck 1143 durch Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee neu gegründet. Er legte hier die erste für Lübeck dokumentarisch aufgeführte Burg, einen Holz-Erde-Wall, an, welche 1147 von Helmold von Bosau[4] erwähnt wurde. Mittels Grabungen aus der Neuzeit konnte ein Brunnen für die Zeit um 1155 bestimmt werden. Die Burganlage musste Adolf 1158 an Heinrich den Löwen abtreten, als er durch seine Einmischung in die dänischen Thronstreitigkeiten dessen Unzufriedenheit erregt hatte. 1160 verlegte Heinrich das Bistum Oldenburg nach Lübeck an die Marienkirche. Nach Heinrichs Sturz wurde die Burg von 1181 bis 1189 kaiserlich, anschließend bis 1192 dann wieder herzoglich-sächsisch. Für den kurzen Zeitraum von 1192 bis 1201 ist sie wieder in gräflich-holsteinischem Besitz gewesen und wurde 1217 von König Waldemar II. von Dänemark übernommen. Nach dessen Niederlage in der Schlacht bei Bornhöved (1227) wurde an ihrer Stelle das Burgkloster errichtet, in das Dominikanermönche einzogen.[5][6].
Die Zeit der Hanse bis zum Frieden von Stralsund
Anfänge
Nach einem Brand 1157 wurde Lübeck von Heinrich dem Löwen wiederaufgebaut, der hierfür seine Stadt Bardowick aufgab. 1160 erhielt Lübeck das Soester Stadtrecht. Dieser Zeitpunkt wird heute von Historikern[7] als der Beginn der Kaufmannshanse (im Gegensatz zur späteren Städtehanse) angesehen. Wichtigstes Argument für diese Position stellt dabei das Artlenburger Privileg von 1161 dar, in dem Lübecker Kaufleute den bisher im Ostseehandel dominierenden gotländischen Kaufleuten rechtlich gleichgestellt werden sollten. In dieser Zeit begann durch Helmold von Bosau und seinen Nachfolger Arnold von Lübeck[8] mit der Chronica Slavorum die umfassende schriftliche Überlieferung des Zeitgeschehens in Nordostdeutschland.[9] Das Barbarossa-Privileg von 1188 sicherte der Neugründung den territorialen Bestand und die Handelsmöglichkeiten.
Die der Stadt von Heinrich dem Löwen mitgegebene Ratsverfassung beruhte auf einem Stadtrat von 24 Ratsherren, der sich aus den Zusammenschlüssen der Kaufleute selbst durch Zuwahl ergänzte und aus seiner Mitte bis zu vier Bürgermeister wählte. So konnten nur die wirtschaftlich stärksten Kaufmannsfamilien in den Rat gelangen, es durfte allerdings nur jeweils ein Mitglied einer Familie im Rat sein, nie zwei gleichzeitig. Dieses Modell der Verfassung blieb bis zum 19. Jahrhundert weitgehend erhalten. Damit war die Grundlage für den ausschließlich an den Interessen der Fernhandelskaufleute ausgerichteten rasanten Aufstieg Lübecks zur Handelsmacht in Nordeuropa von der inneren Struktur gelegt. Um 1200 nahm der Hafen und die Schifffahrt weiter Aufschwung: Lübeck wurde der Auswanderungshafen für die Ostkolonisation des Deutschen Ordens in Livland, die unter dem Hochmeister Hermann von Salza ihren Höhepunkt erreichte (Goldene Bulle von Rimini vom März 1226).
Kurz darauf erlangte Lübeck im Juni 1226 von Kaiser Friedrich II. mit dem Reichsfreiheitsbrief die Reichsfreiheit und wurde reichsunmittelbare Stadt. Die Stadt nahm durch ihre günstige geografische Lage und den neuen Schiffstyp Hansekogge, die ein Vielfaches an Frachtgut im Vergleich zu früheren Schiffstypen befördern konnte, rasch Aufschwung. Die Bedrohung der Eigenständigkeit durch die dänische Machtausdehnung unter Waldemar II. wurde in der Schlacht bei Bornhöved erfolgreich abgewehrt. In der Folge des Einfalls des lüneburgischen Herzogs Otto (1301) ging die Stadt dazu über eine Landwehr zu errichten.
Lübeck als Königin der Hanse
Nachdem 1361 Wisby, der erste Hauptort der Hanse, vom dänischen König Waldemar IV. Atterdag erobert worden war, wurde Lübeck zum neuen Hauptort der Hanse (auch Königin der Hanse genannt), die sich im 13. Jahrhundert zur Städtehanse gewandelt hatte. Lübeck entwickelte sich in der Folgezeit zur zeitweise wichtigsten Handelsstadt im nördlichen Europa. Es entstand der Verband der wendischen Städte unter Lübecks Führung. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Lübeck 1340 das Goldmünzrecht. 1356 fand der erste allgemeine Hansetag in Lübeck statt. Die ständigen Auseinandersetzungen mit Dänemark unter König Waldemar IV. führten nach der Niederlage der Hanseatischen Flotte unter dem Befehl des Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg im Öresund zu dem für die Hansestädte ungünstigen Frieden von Vordingborg (1365) und im Jahr 1367 zur Bildung der Kölner Konföderation. 1369 fiel jedoch die dänische Festung Helsingborg nach der hansischen Belagerung unter Bruno von Warendorp. Mit dem Frieden von Stralsund erreichte Lübeck den Höhepunkt seiner Macht im Ostseeraum.
Durch die Gründung des Wendischen Münzvereins 1379 wurde die lübische Mark zur Leitwährung im Ostseehandel. Kaiser Karl IV. besuchte als erster römisch-deutscher König seit Friedrich I. 1375 die Stadt.
1380 kam es um zu inneren Unruhen, den sogenannten Knochenhaueraufständen. Die vom Rat ausgeschlossenen Handwerker und kleinen Kaufleute, die durch immer wieder erhöhte Steuern und finanzielle Einbußen den kostspieligen Krieg gegen Dänemark mitgetragen hatten, forderten unter der Führung der Knochenhauer mehr Freiheiten für die Ämter und Mitspracherecht im Rat. Nach einer Machtdemonstration des Rats kam es zu einem Kompromiss, der jedoch nicht lange hielt: 1384 nutzte Hinrik Paternostermaker, ein mit seinen Geschäften unzufriedener Kaufmann, den nach wie vor gärenden Unmut in den Ämtern zu einer Verschwörung gegen den Rat. Der Anschlag wurde verraten und blutig niedergeschlagen.
Im 14. Jahrhundert war Lübeck neben Köln und Magdeburg eine der größten Städte des Reiches. Das Lübecker Stadtrecht (lübisches Recht), welches aus dem Soester Stadtrecht hervorgegangen war, galt in vielen Hansestädten, vor allem im Ostseeraum, und der Lübecker Rat war als Oberhof Appellationsinstanz für alle Hansestädte des Lübecker Rechtskreises.
Hamburg und Lübeck arbeiteten eng zusammen: Während Hamburg insbesondere den Nordseeraum und Westeuropa abdeckte, orientierte sich der Seeverkehr Lübecks nach Skandinavien und in den Ostseeraum vom Bergener Kontor Bryggen bis nach Nowgorod (Peterhof). Politisch ist der Einfluss Lübecks auch im Hansekontor in Brügge und im Londoner Stalhof von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des hansischen Handels gewesen. Der Handelsverkehr zwischen den beiden Hansestädten wurde vorwiegend über Land, beispielsweise über die Alte Salzstraße, durchgeführt, aber auch per Binnenschiff durch den Stecknitz-Kanal, über den auch das Salz aus Lüneburg, eines der wichtigsten Exportgüter Lübecks in Richtung Norden und Osten, transportiert wurde. Das Salz wurde im Ostseeraum benötigt, um Fisch zu konservieren. Der Hering war im Mittelalter im Binnenland eine beliebte Fastenspeise.
Zum Schutz der Handelsinteressen der Hanse und zum Schutz gegen Seeräuber wie die Vitalienbrüder, statteten lübecker Kaufleute eine bedeutende Anzahl Orlogschiffe (Kriegsschiffe) aus.
Die Hansezeit nach dem Frieden von Stralsund bis zur Reformation
Auch der Beginn des 15. Jahrhunderts war von 1408–1415 durch innere Unruhen geprägt. In deren Verlauf kam es zur zeitweisen Absetzung des Rates. So geriet Lübeck 1410 vorübergehend in Reichsacht. Durch die Chroniken dieser Zeit aufgezeichnet durch die Lesemeister Detmar und Hermann Korner besteht zusammen mit den Urkundensammlungen für diese Zeit bereits eine herausragende Quellenlage und Geschichtsschreibung.
Der Vertrag von Perleberg führte 1420 unter Mithilfe Hamburgs zu einer Beordnung des Verhältnisses zu den Herzögen von Sachsen-Lauenburg. Fortan wurden Bergedorf und die Vierlande bis ins 19. Jahrhundert gemeinsam verwaltet.
Die Einführung des Sundzolls 1429 für die Durchfahrt durch den Öresund durch König Erik VII. führte zu einer erneuten Eskalation zwischen den Hansestädten und Dänemark, die 1435 mit dem Frieden von Vordingborg mit einer Bestätigung der Privilegien der Hanse beigelegt wurde. Gleichwohl mussten die Hansestädte schon bald mit dem Frieden von Kopenhagen – dem Ende des Hansisch-Niederländischen Krieges (1438–1441) – die aufkommende niederländische Konkurrenz in der Ostsee hinnehmen.
Die ständigen Einschränkungen der Privilegien der Hanse am Londoner Stalhof führten 1470 zur Kriegserklärung der wendischen und preußischen Städte der Hanse gegen England. Der Hansisch-Englische Krieg wurde als Kaperkrieg geführt und für die Hanse durch den Frieden von Utrecht (1474) durch den Bürgermeister Hinrich Castorp erfolgreich abgeschlossen.
Der Ostseehandel der Lübecker in dieser Zeit wurde nicht nur von Salz, Heringen aus Schonen und Stockfisch aus Nordnorwegen geprägt. Nordeuropa wurde von hier aus mit Waren des täglichen Bedarfs versorgt. Auch Kunstgegenstände wie die Werke des Malers und Bildhauers Bernt Notke und dessen Zeitgenossen Hermen Rode finden sich, ebenso wie in Lübeck hergestellte Flügelaltäre im gesamten Ostseeraum.
Die Handelsbeziehungen der Hanse förderten auch den Absatz von Büchern. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks wurde Lübeck Ende des 15. Jahrhunderts durch Drucker wie Lucas Brandis und seinen Bruder Matthäus, Johann Snell, Bartholomäus Ghotan (der 1488 mit dem Missale Aboense das erste für Finnland gedruckte Buch herstellte), Steffen Arndes (Niederdeutsche Bibel, 1494) und später Johann Balhorn zum Druck- und Buchvertriebszentrum des Ostseeraums. Die von Hans van Ghetelen 1498 herausgegebene niederdeutsche Übersetzung des Reynke de vos (Reineke der Fuchs) war in Deutschland und Skandinavien zu der Zeit nach heutiger Diktion ein trivialer Bestseller. In Deutschland übertraf Lübeck im Markt für Druckerzeugnisse in mittelniederdeutscher Sprache die Stadt Köln, da diese durch den prägenden Katholizismus den Markt nicht in der geforderten Art und Weise bedienen konnte.[10]
1500 wurde Lübeck Teil des Niedersächsischen Reichskreises.
Die Fehden mit Dänemark nahmen nach 1509 aufgrund der Hegemonialpolitik des dänischen Königs Christian II. wieder zu, wurden aber zunächst im Frieden von Malmö (1512) durch den Bürgermeister Thomas von Wickede beigelegt. Sie loderten jedoch bald wieder auf. Lübeck verhalf Gustav I. Wasa 1523 auf den schwedischen Thron, König Christian II. wurde unter Mitwirkung des Bürgermeisters von Wickede abgesetzt und Friedrich I. zum neuen König von Dänemark gekrönt; im Gegenzug wurde die Insel Bornholm von 1525 an für fünfzig Jahre lübisch. Für Dänemark endete hiermit die Zeit der Kalmarer Union.
Die Zeit von etwa 1522 bis 1530 war geprägt durch das Vordringen der Reformation. 1531 berief der Rat Johannes Bugenhagen, um das Gemeinwesen (Kirche, Schule, Sozialfürsorge) im reformatorischen Sinn neu zu ordnen. Seine Der Keyserliken Stadt Lübeck christlike Ordeninge erschien im Mai 1531; Ende des Jahres zwang der Rat das Domkapitel in einem Vertrag zum Verzicht auf das Kirchenvermögen in der Stadt. Erster Superintendent und Rektor der neu gegründeten Lateinschule Katharineum wurde Hermann Bonnus.
Im selben Jahr führte der Eintritt Lübecks in den Schmalkaldischen Bund dazu, dass die katholischen Bürgermeister Nikolaus Brömse und Hermann Plönnies die Stadt verließen. In den darauf folgenden Unruhen gelang es Jürgen Wullenwever, den Rat mit seinen Anhängern zu besetzen. Nach seinem Scheitern und Brömses Rückkehr trat Lübeck wieder aus dem Bund aus.
Lübecks Rolle als führende Handelsmacht in der Ostsee wurde in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zunehmend durch niederländische Kaufleute gefährdet, die unter Umgehung der Lübecker Stapels direkt die Städte im östlichen Teil der Ostsee ansteuerten. Nachdem Friedrich I. nicht bereit war, Lübeck als Lohn für seine Hilfe bei der Gefangennahme Christian II. 1532 die Sundschlösser zu überlassen, versuchte Jürgen Wullenwever mit militärischen Mitteln, die alte Vormachtstellung im Ostseeraum wiederherzustellen und die Grafenfehde zu Gunsten Lübecks zu beeinflussen. Zur Finanzierung seiner militärischen Abenteuer ließ er unter anderem den Kirchenschatz einschmelzen. Doch er scheiterte dramatisch, musste 1535 die Stadt verlassen, wurde vom Erzbischof von Bremen gefangen genommen und 1537 hingerichtet. Damit war Lübecks Zeit als „Königin der Hanse“ endgültig vorüber. Und auch die Bedeutung der Hanse schwand.
In kultureller Hinsicht führte die Reformation zu einem Abbruch der künstlerischen Produktivität der Stadt, da die Auftraggeber für sakrale Kunstwerke dem Zeitgeist entsprechend fehlten. Allein der Terrakottabildhauer Statius von Düren, der Maler Hans Kemmer und die Familie des Bildschnitzer Tönnies Evers d. Ä. bereicherten noch die Renaissance in Norddeutschland. Ihnen folgen als Künstler der Übergangszeit der Bildschnitzer Tönnies Evers d. J. und der Maler Johannes Willinges nach.
Nordische Kriege, Dreißigjähriger Krieg und Niedergang der Hanse
Im Zuge des Dreikronenkrieges zwischen Dänemark und Schweden, bei dem die Hansestädte den dänischen König unterstützten, erreichte Lübeck als einzige Macht seine Kriegsziele, da der Frieden von Stettin von 1570 der Stadt die Narva-Fahrt garantierte. Allerdings offenbarte sich auch die von nun an eingeschränkte Machtposition der Stadtstaaten im Verhältnis zu den Flächenstaaten.
1615 erhielt Lübeck mit der Lübecker Stadtbefestigung ein modernes Befestigungsanlagensystem nach niederländischer Manier. Die Anlagen wurden von Johann von Ryswyck und Johan van Valckenburgh entworfen, der auch für die Befestigungen von Hamburg, Bremen und Ulm verantwortlich war. Im Gegensatz zu dem ungefähr gleichzeitig entstehenden Hamburger Bastionsring sowie den Anlagen in Braunschweig und Bremen verzichtete man in Lübeck im Hinblick auf die topografische Situation der Stadt auf eine vollständige Umwallung der Stadt. Die Fertigstellung erfolgte ab 1634 durch den niederländischen Festungsbauer Johann von Brüssel.
Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Lübeck, neutral zu bleiben. 1629 wurde hier der Friede von Lübeck zwischen den kaiserlichen Truppen und König Christian IV. von Dänemark geschlossen. Im Zuge der Vorbereitungen für einen umfassenden Friedenskongress während der Verhandlungen über die Hamburger Präliminarien 1641 waren auch die beiden Städte Hamburg und Lübeck als Kongressorte im Gespräch. An den Verhandlungen und dem Abschluss des Westfälischen Friedens waren die Hansestädte durch den späteren Lübecker Bürgermeister David Gloxin vertreten.
Wirtschaftlich profitierte die Stadt zu Anfang des Krieges zunächst durch ihre offen kaiserliche Haltung, so dass noch Wallenstein bei seinem Zug gegen Dänemark die finanziellen Transaktionen über Lübeck abwickeln ließ. Mit dem Kriegseintritt Schwedens übernahm zunehmend Hamburg die Abwicklung der notwendigen Finanzaktionen und wurde zum wichtigsten Umschlagsplatz für Waffen, Salpeter und andere kriegsnotwendige Materialien im Norden.
Wenn Lübeck auch nicht unmittelbar von den Kriegsereignissen betroffen war, so führte die gleichzeitig stattfindende Umorientierung der europäischen Handelsströme nach Westen und das zunehmende Eindringen niederländischer Schiffe in die Ostsee zu einem erheblichen Bedeutungsverlust für den Lübecker Fernhandel. Dies vermochte auch der ab 1665 verstärkt aufgenommene, aber durchaus risikoreiche Walfang nicht zu ändern.
Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt. Die drei Städte Lübeck, Hamburg und Bremen wurden zu Sachwaltern der Hanse und ihres Restvermögens eingesetzt.
Auch innenpolitisch steht das Jahr 1669 für einen Umbruch. Mit der Kassarezess genannten Verfassungsreform räumten die Patrizierfamilien dem Bürgertum der Stadt widerwillig erweiterte Mitspracherechte, insbesondere bei der Kasse, dem Finanzhaushalt, ein. Der Kassarezess war die einzige wesentliche Änderung der Verfassung von den Anfängen der Stadt bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gleichwohl verfiel die Stadt – ob des gewonnenen status quo – in eine orthodox-konservative Denkweise, die bis zum 20. Jahrhundert anhielt. In diese Zeit vor der Aufklärung fällt das Wirken des voraufklärerischen Polyhistors und Hauptpastors an St. Marien Jacob von Melle. In dieser Zeit importierte der Kaufmann Thomas Fredenhagen die Bildhauerkunst eines Thomas Quellinus aus den Niederlanden. Lübecker Künstler wie die Gebrüder Gottfried und Johann Zacharias Kneller hingegen verließen die Stadt, die ihnen mit ihrem geistigen Klima nicht genügend Entwicklungsmöglichkeiten bot.
Von der Aufklärung zur Moderne
Der Siebenjährige Krieg verlief dank der diplomatischen Beziehungen des Lübecker Stadtkommandanten Graf Chasot ohne größeren Schaden für die Stadt. Gegen Ende des 18. Jahrhundert entstanden auch in Lübeck aufgeklärte Salons wie um Deutschlands erste promovierte Philosophin Dorothea Schlözer, die mit dem Ratsherrn und späteren Bürgermeister Mattheus Rodde verheiratet war. In Lübeck wirkte um dieser Zeit der Maler Johann Jacob Tischbein. Vor den Toren der Stadt entstand mit der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur eine über die Grenzen Norddeutschlands hinaus anerkannte Werkstatt. Der bürgerliche Geist der Zeit führte zur Gründung der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die seither einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt nimmt.
Lübeck unter französischer Herrschaft
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 blieb Lübeck noch reichsunmittelbare Stadt, um dann mit Fortfall des Heiligen Römischen Reiches 1806 ein souveräner deutscher Staat zu werden. Der Handelsverkehr zwischen Lübeck und England blühte infolge des Koalitionskrieges – die Nordseehäfen waren gesperrt – auf. Allerdings erfolgte am 6. November 1806 in der Folge der für Blücher vernichtenden Schlacht bei Lübeck im Rahmen des Vierten Koalitionskrieges die Besetzung der neutralen Stadt durch die Truppen Napoleons unter Bernadotte verbunden mit der den Handel lähmenden Durchsetzung der Kontinentalsperre. So war auch der Lübecker Hafen für die Englischen Schiffe gesperrt. Kamen 1806 noch 1508 Schiffe in Lübeck an, waren es in den folgenden Jahren 389, 51, 86 und 78. Nur dadurch, dass die wohlhabenden Kaufleute der Stadt größere Kapitalien als Darlehen gewährten, konnte der allgemeine Staatsbankrott abgewendet werden.[11] Von 1811 bis 1813 fand sich Lübeck wider Willen vorübergehend als Teil des französischen Kaiserreiches wieder; es wurde bonne ville de l'Empire français und Arrondissement im Département des Bouches de l'Elbe; die Stadt wurde zeitweilig von einem Maire und einem Munizipalrat regiert. Die wirtschaftlichen Folgen der Ausblutung durch die Besatzung waren für die Stadt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts spürbar.
Ab 1829 gab es auf Initiative von Karl von Schlözer und finanziert durch Ludwig Stieglitz eine regelmäßige Dampfschiffahrtslinie nach St. Petersburg.
Deutscher Bund
1815 wurde Lübeck auf dem Wiener Kongress als Freie und Hansestadt Lübeck völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes. Gesandtschaften und Konsulate wurden zumeist gemeinsam mit den beiden Schwesterstädten Bremen und Hamburg in wichtigen Haupt- und Hafenstädten unterhalten. Die hanseatischen Ministerresidenten wie Vincent Rumpff in Paris oder James Colquhoun in London, zugleich auch der letzte hanseatische Stalhofmeister verhandelten die völkerrechtlichen Verträge mit den wichtigsten Handelspartnern. Das Postwesen betrieb jede Stadt für sich.
Der Kunsthistoriker Karl Friedrich von Rumohr bewirkte mit seiner Veröffentlichung Altertümer des transalbingischen Sachsen 1813 den Anstoß zum Erhalt der Lübecker Denkmäler und Kulturgüter. Seine Gedanken wurde von dem Zeichenlehrer Carl Julius Milde in Lübeck tatkräftig umgesetzt und bilden heute den Grundbestand der Museen für Kulturgeschichte der Hansestadt.
1835 stiftete der Senat die Medaille Bene Merenti für herausragende Dienste um und in Lübeck. Sie ist bis heute die bedeutendste Auszeichnung der Hansestadt. Die Stadt wurde durch ihre Erneuerungsbewegung Jung-Lübeck und den Germanistentag des Jahres 1847 zu einem wichtigen Symbolort des Vormärz, überstand aber aufgrund der weitvorangeschrittenen Vorbereitung einer neuen Verfassung das Revolutionsjahr 1848 ohne größere Unruhen.
In der Frankfurter Nationalversammlung 1848 wurde Lübeck durch den Abgeordneten Ernst Deecke vertreten.
Norddeutscher Bund und Deutsches Kaiserreich
Lübeck trat 1866 dem Norddeutschen Bund sowie 1868 dem Zollverein bei und wurde 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches; damit endet die seit 1806 bestehende völkerrechtliche Souveränität Lübecks. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein. Die Bevölkerungszahl wuchs rapide und die Vorstädte breiteten sich mit Aufhebung der Torsperre im Jahr 1864 aus.
1895 wurde die Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung in Lübeck abgehalten, für die Bürger des kleinen Stadtstaates „ihre Weltausstellung“.
20. Jahrhundert
Der Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 führte in Lübeck zwar als nächster Stadt nach Kiel zu einem Matrosenaufstand, jedoch in Lübeck als einzigem Staat des Deutschen Reiches nicht zu revolutionären Verwerfungen durch die Novemberrevolution. Bürgermeister Emil Ferdinand Fehling und alle Senatoren blieben im Amt, aber bereits im gleichen Jahr kam es zu einem neuen, zeitgemäßen Wahlrecht des Staates und im Mai 1920 zu einer neuen, ersten demokratischen Verfassung im modernen Sinne. Die Gemeinsamkeit der Hanse endete in diesem Jahr insofern, als die Freien Städte nunmehr keine gemeinsame, sondern fortan jeweils eigenständige Vertretungen beim Reich unterhielten. Ansonsten wurde Lübeck von den Unruhen der frühen Weimarer Republik kaum betroffen. Wie vielerorts in Deutschland nahmen in den 1920er Jahren auch in Lübeck Kunst und Kultur einen Aufschwung auch wenn die bemerkenswerte Kunstsammlung des Lübecker Mäzens Max Linde der Inflation zum Opfer fiel. Der Museumsdirektor Carl Georg Heise förderte viele Künstler wie Asmus Jessen, Hans Peters, Leopold Thieme, Karl Gatermann d.Ä. und Erich Dummer. Der Grafiker Alfred Mahlau änderte den Außenauftritt der Stadt prägend und gestaltete Marken wie Niederegger und Schwartauer Werke.[12] 1926 feierte die Stadt mit einem großen Fest und einem großen kostümierten Festumzug die 700-jährige Wiederkehr der Reichsfreiheit.
Im Bereich des Schulwesens gehörte Lübeck unter dem Direktor der Oberschule zum Dom und späteren Landesschulrat Sebald Schwarz bis zur Gleichschaltung 1933 zu den fortschrittlichen Ländern im Deutschen Reich.
Nach dem folgenschweren Lübecker Impfunglück 1930 erregte der anschließende Calmette-Prozess international Aufsehen und schrieb im Ergebnis Rechtsgeschichte.
Im März 1933 setzte die NSDAP in Lübeck die Gleichschaltung verbunden mit dem Rücktritt des SPD-Bürgermeisters Paul Löwigt und den weiteren sozialdemokratischen Senatoren durch und die demokratischen Verfassungsprinzipien außer Kraft; Friedrich Hildebrandt, der Reichsstatthalter für Mecklenburg und Lübeck, ernannte zum 30. Mai seinen Stellvertreter, Otto-Heinrich Drechsler, zum Bürgermeister. Die Auseinandersetzung der Nationalsozialisten mit den demokratischen Parteien führte zur Verhaftung von Julius Leber am 1. Februar 1933. Herbert Frahm (Willy Brandt) konnte sich der Verfolgung nur durch seine Flucht nach Skandinavien entziehen.
Die Lübecker Bücherverbrennung fand am 26. Mai 1933 auf dem Buniamshof statt.[13]
Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre alte territoriale Eigenständigkeit und wurde Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.[14] Vorangegangen war ein Tauziehen zwischen dem nationalsozialistischen Gauleiter von Schleswig-Holstein (Hinrich Lohse) und dem von Mecklenburg (Friedrich Hildebrandt), dem Lübeck von 1933 bis 1937 unterstellt war. Die Vaterstädtische Vereinigung Lübeck von 1949 versuchte nach Kriegsende ein Volksbegehren über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lübecks zu initiieren, welches jedoch vom Bundesinnenminister abgelehnt wurde. In der gegen die Ablehnung erhobenen Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht unterlag der Verein im Lübeck-Urteil 1956 endgültig.
Im September 1941 wurden 605 Insassen der Heilanstalt Strecknitz auf Veranlassung der Nationalsozialisten abgeholt und ermordet (Aktion T4).
Von den in Lübeck lebenden Juden waren bis 1939 über die Hälfte ausgewandert oder auf Binnenwanderung gegangen, die 203 verbliebenen wurden teils am 6. Dezember 1941 mit einem Transport von 90 Personen in das Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga verbracht, die letzten Transporte gingen 1942/43 in das Ghetto Theresienstadt. Nur drei Personen überlebten Deportation und Lager.
„In der Nacht zum Palmsonntag“ vom 28. März auf den 29. März 1942 erfolgte der Luftangriff auf Lübeck. Lübeck wurde damit zur ersten deutschen Großstadt, die im Rahmen der kurz zuvor erlassenen britischen Area Bombing Directive angegriffen wurde. Das Zielgebiet bildete die dichtbewohnte mittelalterliche Altstadt. Bei dem Angriff wurden insgesamt 320 Menschen getötet und 1044 Gebäude zerstört oder beschädigt, unter ihnen die Marienkirche, die Petrikirche und der Dom.
Der Schweizer Diplomat und Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Carl Jacob Burckhardt erreichte 1944, dass der Lübecker Hafen zum Umschlaghafen für Schiffe des Roten Kreuzes wurde und die Stadt somit vor weiteren Bombardierungen geschützt werden konnte. Hierfür wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt zuteil. Außerdem trägt das 1957 neu gegründete naturwissenschaftliche und neusprachliche Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in der Ziegelstraße seinen Namen.
Am 23. April 1945 traf Heinrich Himmler in Lübeck den schwedischen Grafen Folke Bernadotte, dem er ein Waffenstillstandsangebot unterbreitet. Präsident Harry S. Truman lehnte das Angebot ab. Die British Army besetzte Lübeck am 2. Mai 1945 fast kampflos, 42 Deutsche kamen ums Leben, weil die Briten eine Gegenwehr vermuteten, die nicht gegeben war.
Am 3. Mai 1945 ereignete sich in der Lübecker Bucht ein besonders tragisches Schiffsunglück, als alliierte Flieger drei Schiffe, darunter die Cap Arcona versenkten, auf denen die SS KZ-Häftlinge eingepfercht hatte. Etwa 7000 bis 8000 Menschen kamen dabei ums Leben.
Weltweites Aufsehen erregte im September 1947 die Internierung der Emigranten der Exodus durch die Britische Regierung im Rahmen der Operation Oasis in einem Lager in Pöppendorf.
Nach 1945 vergrößerte sich Lübecks Einwohnerzahl durch Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten erheblich. Es wurde Bestandteil des von den Alliierten gebildeten Bundeslandes Schleswig-Holstein, genoss aber im kulturpolitischen Bereich wie in der Denkmalpflege einen Ausnahmestatus kommunaler Zuständigkeit. Bis 1989 blieb Lübeck Grenzstadt an der innerdeutschen Grenze mit einer gesamten Grenzlänge von etwa 44 Kilometer. In Schlutup befand sich dabei der nördlichste innerdeutsche Grenzübergang. Relikte des Kalten Krieges finden sich als vorbereitete Sperren (hier Stecksperren) bei der Possehlbrücke oder am Burgtorteller. Die deutsche Teilung trennte Lübeck zwar vom mecklenburgischen Teil seines Hinterlandes, verschaffte aber andererseits seinem Fährhafen Travemünde eine bevorzugte Stellung im Fährverkehr zwischen Westeuropa und den Ostseeländern Schweden und Finnland. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist Lübeck wieder Oberzentrum auch für das westliche Mecklenburg.
Am 18. Januar 1996 starben bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in der Hafenstraße zehn Menschen, 30 werden schwer, 20 leicht verletzt. Die Tat konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.
Eingemeindungen und Gebietsänderungen
Wie die meisten ehemaligen Freien Reichsstädte konnte auch Lübeck im Laufe der Geschichte neben dem eigentlichen Stadtgebiet umliegende Dörfer und Städte (etwa Travemünde im Jahre 1329) erwerben. Das Staatsgebiet der Freien Reichsstadt Lübeck bestand daher bis 1937 aus dem eigentlichen Stadtgebiet und dem so genannten Landgebiet, also einer Vielzahl von Landgemeinden, die zum Teil auch als Exklave außerhalb des sonst geschlossenen Gebiets lagen. Die Gemeinden des Landgebiets hatten eine eigene Verwaltung beziehungsweise die Bewohner dieser Orte des Landgebietes des Lübschen Staates (des Niederstadtgebietes unter Verwaltung des Niederstadtprokurators) hatten andere Rechte als die der eigentlichen Stadt. Auch die Gerichtsbarkeit war eine andere, nämlich die des Niedergerichts, das in der Gerichtslaube auf dem Koberg Recht sprach. Das Landgebiet war in folgende Teilgebiete eingeteilt: „Vor dem Burgtor“, „Vor dem Holstentor“, „Vor dem Mühlentor“ und „Gebiet außerhalb der Landwehr (inklusive Exklaven)“. Für das Bewaffnungswesen war das gesamte Staatsgebiet Lübecks in fünf Bezirke eingeteilt: Holstentor-, Mühlentor-, Burgtor-, Ritzerauer und Travemünder Bezirk. 1804 vergrößerte sich das Landgebiet erheblich, als der Senat durch einen Vergleich mit dem Herzog von Oldenburg das durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisierte Stiftsland des Domkapitels und den Landbesitz des St. Johannisklosters aufteilte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich für die Vorstädte, also die Gebiete vor den Stadttoren, eigene Bezeichnungen durch: St. Jürgen, St. Gertrud, St. Lorenz. 1861 wurden die Grenzen der Vorstädte offiziell festgelegt. Später wurden die Vorstädte um Gebiete der angrenzenden Landgemeinden vergrößert. Die erste größere Eingemeindung wurde 1913 vollzogen, als Travemünde und 11 Landgemeinden mit der Stadt Lübeck vereinigt wurden. Das Stadtgebiet umfasste danach zunächst noch zwei getrennte Teile. Dazwischen lagen mehrere Landgemeinden. 1935 wurden jedoch beide Teile des Stadtgebiets durch die Eingliederung weiterer Landgemeinden geschlossen. Die Landgemeinden außerhalb des geschlossenen Gebiets (Exklaven) blieben zunächst noch bei Lübeck. Sie wurden 1937 mit dem Groß-Hamburg-Gesetz, als die Stadt Teil der Provinz Schleswig-Holstein wurde, vollständig von Lübeck abgetrennt und den benachbarten Landkreisen zugeordnet.
Im Einzelnen wurden die Landgemeinden des Staates Lübeck wie folgt in die Stadt Lübeck eingegliedert:
- 1903: ein Teil der Landgemeinde Vorwerk
- am 1. April 1913: (die eingegliederten Gemeinden waren danach „Vorstädte“)
- Stadt Travemünde und Landgemeinde Gneversdorf: Sie bildeten fortan den Stadtteil Kurort und Seebad Travemünde
- Landgemeinde Siems: Sie bildete mit dem Gebiet der Trave von der Mündung der Schwartau abwärts bis zum Durchstich bei der Herrenfähre den Stadtteil Siems-Dänischburg
- Landgemeinden Kücknitz (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Pöppendorf) und Herrenwyk sowie kleinere umliegende Gebiete: Sie bildeten den Stadtteil Kücknitz-Herrenwyk
- Landgemeinden Krempelsdorf, Vorwerk, Moisling und Genin: Sie wurden jeweils eigenständige Stadtteile
- Landgemeinde Schlutup: Sie bildete mit umliegenden Gebieten den Stadtteil Schlutup.
- Landgemeinden Gothmund und Israelsdorf (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Wesloe): Sie gehörten fortan zur Vorstadt St. Gertrud
- am 12. September 1921: Landgemeinden Schönböcken und Wesloe
- am 1. April 1927: Landgemeinde Strecknitz (nördlicher Teil)
- am 12. März 1932: Rest der Landgemeinde Strecknitz (sie wurde Teil von St. Jürgen)
- am 1. Mai 1935: die eingegliederten Landgemeinden wurden danach zu äußeren Vorstädten
- Landgemeinden: Beidendorf, Blankensee, Brodten, Dummersdorf, Ivendorf, Kronsforde, Krummesse, Moorgarten, Niederbüssau, Niendorf, Oberbüssau, Pöppendorf, Reecke, Rönnau, Teutendorf, Vorrade und Wulfsdorf.
Literatur
- Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Otto Quitzow, Lübeck 1926, Weidlich, Frankfurt M 1981 (Repr.), ISBN 3-8035-1120-8.
- Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Bd 1. Nordostdeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages. Kohlhammer, Stuttgart 1939.
- Abram Enns: Kunst und Bürgertum – Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians – Weiland, Hamburg – Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8.
- Lübeck 1226 – Reichsfreiheit und frühe Stadt. Scheffler, Lübeck 1976.
- Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7.
- Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, 4. Aufl. 2008. ISBN 978-3-7950-1280-9.
Einzelnachweise
- ↑ Die zweite Silbe „-beck“ hat hier also nichts mit der sonst in Norddeutschland üblichen Herkunft „bäke“ = „Bach“ zu tun.
- ↑ Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1997. ISBN 3-7950-3215-6.
- ↑ Adam von Bremen: la:Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. Hahn, Hannover 1993. ISBN 3-7752-5288-6.
- ↑ Helmold von Bosau: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
- ↑ C.-H. Seebach: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988. ISBN 3-529-02675-1
- ↑ G. P. Fehring: Die Burg in Lübeck. in: Lübecker Schriften für Archäologie und Kulturgeschichte. Habelt, Bonn 6.1982. ISSN 0721-3735
- ↑ Für alle: Philippe Dollinger: Die Hanse. Kröner, Stuttgart 1998. ISBN 3-520-37105-7.
- ↑ Arnold von Lübeck: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
- ↑ Quellenausschnitte zur ma. Geschichte Lübecks.
- ↑ Philippe Dollinger: Die Hanse. ebda.
- ↑ Festschrift: Zum 150 jährigem Jubiläum der Lübeckischen Anzeigen / 1751 *** 6. März *** 1901 / und / 75 jährigen Bestehen der Steindruckerei Gebrüder Borchers / 1826 *** 30. Mai *** 1901
- ↑ Abraham B. Enns: Kunst und Bürgertum. Weiland, Lübeck 1978. ISBN 3-7672-0571-8.
- ↑ Schaufenster-Ausstellung in der Hüxstraße in Lübeck.
- ↑ Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, Verlag Schmidt-Römhild zu Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7.
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↑ Lübecker Stadtansicht des Elias Diebel von 1552
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Burg Bucu
Bucu ist eine ehemalige slawische Burg, die an der Stelle des heutigen Lübecker Burgklosters stand.
Geschichte
Die Burg Bucu wurde wahrscheinlich gegen Ende des 7. oder Anfang des 8. Jahrhunderts errichtet. Nachdem der Slawenfürst Gottschalk 1066 in Lenzen erschlagen worden war, übernahm Kruto nach harten Kämpfen die Herrschaft in Wagrien. Er vernachlässigte den Ort Liubice und konzentrierte sich traveaufwärts auf einen Werder zwischen Trave und Wakenitz, am Ort des späteren Burgklosters, auf die Wallburg Bucu. Die wirtschaftlichen Funktionen werden gegen 1127 von Liubice auf den Stadthügel Bucu verlegt. 1143 gründete Adolf II. an dieser Stelle die heutige Stadt Lübeck. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Halbinsel durch den Bau des Elbe-Lübeck-Kanals und den Durchstich vor dem Burgtor mit der gesamten Lübecker Altstadt zur Insel.
Ausgrabung
In den 1970er Jahren wurde die Burg von Archäologen ausgegraben. Die dazugehörige Siedlung, das Suburbium, wurde 1997 durch Rettungsgrabungen im Straßenraum der Kleinen Gröpelgrube freigelegt. Der freigelegte Raum bewies somit, dass der Bereich östlich der Burganlage vom 8./9. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts durch Slawen als Siedlungsfläche benutzt wurde.
Im südlichen Abschnitt der heutigen Großen Burgstraße schützte ein 3,5 m breiter und 2,5 m tiefer Sohlgraben die Siedlung. Die nördliche Grenze befand sich vermutlich nördlich der heutigen Königstraße. Im Westen schloss die Siedlung direkt an die Burg an, während sie im Osten bis an die Wakenitz heranreichte. Alles in allem umfasste das Siedlungsareal somit etwa 6 ha. Im Inneren der Siedlung fand man einige Grubenhäuser, Feuerstellen, Gruben und vor allem eine große Zahl an Keramikfunden zweier durchgehenden Kulturgeschichten. In der Kleinen Gröpelgrube selbst fand man die Überreste einer Töpferei. Wahrscheinlich konnte sich die slawische Töpfertradition an dieser Stelle bis in die deutsche Zeit hinein halten, denn 1297 wird die Kleine Gröpelgrube (dt. Groper = Töpfer) als "parva platea lutifigulorum" (dt. kleine Straße der Lehmtöpfer) erstmals erwähnt.
Literatur
- Chronica Slavorum von Helmold von Bosau
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Liubice
Liubice (auch Leubice genannt) ist der slawische Name für Alt-Lübeck (Bedeutung: „die Liebliche“), eine Vorsiedlung des heutigen Lübecks. Diese ist allerdings nicht die geografische Keimzelle der Hansestadt.
Lage
Liubice liegt an der Mündung der Schwartau in die Trave, rund sechs Kilometer flussabwärts der Altstadtinsel des heutigen Lübeck und gegenüber der Teerhofinsel.
Geschichte
Im 7. Jahrhundert rückten in die während der Völkerwanderung von den germanischen Bewohnern verlassenen Gebiete an der Lübecker Bucht slawische Völker nach. Die Wagrier und Polaben errichteten ein dichtes Netz von Dörfern und Burgen, darunter Oldenburg (Starigard), Plön, Ratzeburg und später die slawische Königsresidenz Liubice, an der Mündung der Schwartau in die Trave, welche heute als Alt-Lübeck ein Bodendenkmal ist. Diese Siedlung war in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts und im 10. Jahrhundert weniger dicht besiedelt. Erst in jungslawischer Zeit lässt sich wieder eine zunehmende Bevölkerung erfassen. Liubice war - trotz fehlender räumlicher Übereinstimmung - die Vorgängersiedlung der späteren Stadt Lübeck.
Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau Liubices, der zur Entstehung eines großen Siedlungskomplexes im 11. Jahrhundert führte. 1055 und in den nachfolgenden Jahren wurde die alte Burg erneuert. Diese Maßnahme ist mit dem Slawenfürsten Gottschalk verbunden. Nach dessen Tod übernahm Kruto die Herrschaft nicht nur in Wagrien, sondern im gesamten Abodritenverband, und in dessen letzte Jahre fallen die Anfänge der Neugestaltung der Burg. 1087 wurde die Wehranlage zum zweiten Mal erneuert. In dieser Zeit wurde die Burg im Westen durch einen 12 m breiten Graben vom Land getrennt, wodurch sie auf einer künstlichen Insel lag.
Zur vollen Blüte kam Liubice unter Slawen„könig“ Heinrich. Heinrich von Alt-Lübecks Sitz war nun ein frühstädtischer Komplex, bestehend aus einer Burg, einem Hafen, zwei Vorburgsiedlungen und einer eigenen, um eine Kaufmannskirche sich entwickelnde Kaufleutesiedlung am anderen Flussufer. In der Burgmitte hebt sich die Kirche von der profanen Bebauung ab. Die ältere, aus Holz gebaute Kirche weist einen Grundriss von 22 m Länge und 15 m Breite auf. Für den slawischen, aber auch den skandinavischen Bereich ist dieser Grundriss ungewöhnlich. Parallelen sind nur aus Island bekannt. Die Kirche ist architektonisch anspruchsvoller und repräsentativer. Sie diente als Grabstätte und wird in die 90er Jahre des 11. Jahrhunderts datiert. Die neue Kirche wurde aus Feldsteinen gebaut. Sie war 20 m lang und 11 m breit, einschiffig und hatte eine halbrunde Apsis. Der Niedergang der Kirche beruht auf der Zerstörung Alt-Lübecks durch die Ranen 1138 nach Heinrichs und seiner Söhne Tod. Nachfolger Heinrichs wurde Knud Lavard. Liubice wird als Handelsplatz aufgegeben. Der Name Liubice wurde 1143 vom Grafen Adolf II. von Holstein auf sein auf einer Halbinsel namens Bucu gelegenes Stadtgründungsprojekt übertragen, aus dem das heutige Lübeck hervorging.
Die dort noch ansässigen Abodriten hielten bis ins 13. Jahrhundert hinein vor der Marienkirche im neuen Lübeck ihre Ratsversammlung ab. Im Lübischen Recht haben sich Überreste slawischer Rechtsinstitutionen gehalten.
Forschung
Erste Grabungen erfolgten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Lübecker Pastor Marcus Jochim Carl Klug. Mit Hilfe des in den 1970er Jahren aufgekommenen neuen Datierungsverfahrens der Dendrochronologie, hat man herausgefunden, dass Alt-Lübeck in Wirklichkeit älter ist, als bisher angenommen. Der älteste Wall wurde auf 819 datiert. Es folgen zwei weitere Teile des Walles, die auf die Jahre 1055 und 1087 datiert wurden. Der Wall hat einen Durchmesser von etwa 100 Metern und wies ein Tor an der Südseite auf. Dendrodaten zeigen zwei Reparaturen am Wall und Baumaßnahmen innerhalb der Burg in den Jahren 1002 und 1035. Unter der 1852 entdeckten Steinkirche fand man eine Vorgängerkirche aus Holz. Verstreut in der Burg standen damals Flechtwerk- und Blockbauten. Die auf das Ende des 11. Jahrhunderts datierte Kirche hatte eine Halbrundapsis.
Literatur
- Karl Klug: Alt-Lübeck. In: Neue Lübeckische Blätter, 18. Jahrgang 1852, S. 305-309.
- Karl Klug: Alt-Lübeck. In: ZVLGA Band 1 (1860), S. 221-248.
- Johannes Baltzer und Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring: Lübeck 1920, S. 1-8. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
- Doris Mührenberg: Archäologie in Lübeck. Band 5.
- Manfred Gläser, Doris Mührenberg: Lübecker Bürger und die Archäologie. Lübeck 2008, S. 22 - 23. ISBN 978-3-7950-1290-8
- Mieczysław Grabowski: „150 Jahre Ausgrabung in Alt Lübeck“ in: Heiden und Christen. Slawenmission im Mittelalter. Lübeck 2002.
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↑ (von links beginnend) Das Burgkloster in Lübeck ~ Wappenfenster im Gerichtssaal des Burgklosters Lübeck ~ Das Burgkloster in Lübeck von innen.
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Burgkloster (Luebeck)
Das Burgkloster, ursprünglich „Maria-Magdalenen-Kloster“, ist ein ehemaliges Lübecker Dominikanerkloster. Es befindet sich im Norden der Altstadt zwischen Burgtor und Koberg.
Geschichte
Burg
An der Stelle des heutigen Burgklosters, dem schmalen Zugang zur Altstadt-Halbinsel, befand sich schon die slawische Burg Bucu. Unter den Schauenburger Grafen wurde hier vermutlich 1143 eine landesherrliche Burg errichtet. Nachdem die Dänen 1201 Lübeck erobert hatten, residierte hier als Statthalter Albrecht von Orlamünde, der Neffe des dänischen Königs Waldemar II.. 1221 wurden Burg und Domstadt durch eine gemeinsame Ummauerung mit der bürgerlichen Stadt vereint.[1] Als Albrecht von Orlamünde in der Schlacht bei Mölln gefangengenommen worden war, nutzten die Lübecker die Gunst der Stunde, ließen sich 1226 das Barbarossa-Privileg durch einen Reichfreiheitsbrief bestätigen und rissen die landesherrliche Burg nieder,[2] um einem möglichen erneuten Anspruch Adolfs IV. von Schauenburg auf die Stadtherrschaft zuvorzukommen.[3]
Kloster
Wie viele andere zur selben Zeit gegründeten Kirchen und Klöster in Schleswig-Holstein trug das Lübecker Dominikanerkloster seinen Namen in Erinnerung an die siegreiche Schlacht von Bornhöved, die am Maria-Magdalenen-Tag, dem 22. Juli 1227, stattfand. Als Dank für den Sieg über die Dänen, der auf die Hilfe der Heiligen zurückgeführt wurde, errichteten sie anstelle der Burg ein Kloster und übergaben es 1229 dem Dominikanerorden. Damit erhielt nach den Franziskanern ein zweiter Bettelorden einen Sitz in Lübeck.
Nach dem Stadtbrand von 1276 wurde das Kloster neu errichtet. Auch die Klosterkirche St. Maria-Magdalenen stammte aus dieser Zeit. Sie war eine backsteingotische Basilika. Es wurden allerdings noch bis etwa 1400 Umbauarbeiten durchgeführt, so erhielt die Kirche um 1399-1401 einen neuen dreischiffigen Hallenchor[4] mit einer repräsentativen Schaufassade zur Burgstraße hin.[5] Im Laufe der Jahrhunderte erhielt die Kirche eine reiche Ausstattung.
Bedeutend für die Stadt Lübeck wurde als Angehöriger des Klosters Anfang des 15. Jahrhunderts dessen Lesemeister Hermann Korner als Autor der Chronica novella. Auch ein wahrscheinlicher Verfasser des Prologus Arminensis, Hermann von Sina, war Lesemeister des Burgklosters.
Zwischen Reformation und Abbruch der Kirche
Mit der Einführung der Reformation 1531 wurde das Kloster aufgelöst. Im Gebäude wurde ein Armenhaus eingerichtet. Die Kirche wurde evangelische Kirche, aber keine Pfarrkirche. Die Seitenkapellen gehörten den Ämtern der Höppener (Hopfenbauer, Gärtner), der Brauer und den Reitendienern oder waren Grabkapellen, unter anderem für den Subrektor und Bibliothekar Karl Heinrich Lange, den Superintendenten Johann Gottlob Carpzov, den Hauptpastor Jakob von Melle und den Ratssyndikus und Dompropst Johann Scheven. Ein Prediger war von 1584 bis 1599 der Dramatiker und Kritiker der Konkordienformel Johannes Stricker. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelangten Kunstgegenstände der Ausstattung an Kirchen im Umland, beispielsweise der Marienaltar in die Dorfkirche Herrnburg. Der letzte Prediger, Gottlieb Nikolaus Stolterfoht, wurde am 6. November 1806 bei der Erstürmung Lübecks durch die Franzosen erschossen. Seither wurde in der Kirche kein Gottesdienst mehr gehalten.
Die Klosterkirche hatte schon immer statische Probleme. 1589 stürzte der Kanzelpfeiler ein, 1635 ein Stück Gewölbe, 1635 der erste Nordpfeiler und mit ihm das gesamte erste westliche Gewölbejoch, was zu umfangreichen Reparaturarbeiten führte. Als dann am 13. März 1818 der zweite südliche Langhauspfeiler mit dem Gewölbe einstürzte, entschloss sich der Rat der Stadt mit Zustimmung der Bürgerschaft, die seit 1806 nicht mehr benutzte Kirche abzureißen. Lediglich die Nordwand, die an die Klosterbauten anschloss, und die darin eingebauten Kapellen blieben erhalten. Immerhin rettete man nach Protesten wegen der Verschleuderung des Inventars beim Abriss der Kirche des Johannisklosters 1806 die Glasfenster, und Carl Julius Milde sicherte einige ihrer Altäre und die Steinskulpturen der klugen und törichten Jungfrauen, die sich heute im St. Annen-Museum befinden. Die Orgel von Hans Hantelmann, erbaut 1713, gelangte in die Kirche des Klosters Rehna, ist aber nicht erhalten.[6]
Gerichtsgebäude und Museum
An der Stelle der abgebrochenen Kirche entstand 1874 bis 1876 eine Schule. Von 1893 bis 1896 wurde das Burgkloster baulich stark verändert: Das Obergeschoss der Klausur wurde abgebrochen und durch eine neue Aufstockung ersetzt, die übriggebliebenen gotischen Baubestandteile umgestaltet. Zur Großen Burgstraße hin erhielt der Komplex eine reiche neugotische Fassade. Das Brauhaus aus dem 13. Jahrhundert und das Vorderhaus der Marstallschmiede mit seinem Doppelgiebel der Renaissance aus dem 15. Jahrhundert wurden 1894 für den Neubau des Gerichtsgebäudes abgerissen. In dieser Form diente das Burgkloster bis 1962 als Gerichtsgebäude. In einem Teil des Gebäudes zur Großen Burgstraße ist heute das Landesamt für soziale Dienste untergebracht.
Seit 1976 wurden die mittelalterlichen Bauteile wieder freigelegt und das Gebäude zu Museumszwecken umgestaltet und mit einer modernen Eingangshalle versehen. In backsteingotischen Beichthaus des Burgklosters befand sich von Juli 2005 bis Ende 2011 das Museum für Lübecker Archäologie. Im Keller des Gebäudes war der Lübecker Münzschatz ausgestellt. Im Übrigen wurde das Bauwerk bis Ende 2011 als Kulturforum und Kunsthalle von der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck genutzt.[7]
Die Possehl-Stiftung und die Stadt Lübeck planen an dieser Stelle die Errichtung eines Europäischen Hansemuseums.
Bau und Ausstattung
Nach jahrelangen Sanierungsmaßnahmen besteht das Burgkloster heute aus dem vierflügeligen Kreuzgang, dem Kapitelsaal im Westflügel, der Sakristei und dem Winterrefektorium im Ostflügel und Sommerrefektorium im Nordflügel, sowie zwei weiteren Baukörpern außerhalb der Klausur, dem Hospital und dem Beichthaus. Es ist die größte hochgotische Klosteranlage Norddeutschlands und ein sakrales Architekturdenkmal europäischen Ranges.
Der älteste Bauteil ist die zweischiffige Gewölbehalle des Sommerrefektoriums, die das gesamte Untergeschoss der Nordflügels einnimmt. Bei ihr handelt es sich möglicherweise um einen Rest der Burg. Die Pfeiler weisen spätromanische Formen auf, während der Kreuzgang, der westlich daran anschließende zweischiffige Kapitelsaal und die Sakristei und das Winterrefektorium im Ostflügel nach dem Stadtbrand im gotischen Stil errichtet wurden. Südlich an den Kreuzgang schloss die abgerissene Klosterkirche an, von der nur noch einige Seitenkapellen vorhanden sind. Die Obergeschosse der Flügel sind nicht erhalten; sie fielen der Umgestaltung Ende des 19. jahrhunderts zum Opfer. Zusätzlich existieren zwei weitere Klostergebäude aus dem 14. Jahrhundert, das außerhalb der Klausur befindliche Beichthaus, von dem nur noch die Außenmauern erhalten sind, und das Hospital, dessen ursprüngliche Funktion unbekannt ist.[8] Das Burgkloster enthält zahlreiche Steinplastiken, die oft als Konsolen- und Gewölbeabschlusssteine angelegt sind. Die Konsol- und Schlusssteine des Winterrefektoriums sind im Weichen Stil gehalten und werden dem Lübecker Bildhauer Johannes Junge zugeschrieben. Einzelne Räume wie die Sakristei und das Hospital besitzen noch mittelalterliche Mosaikfußböden. Aus den Jahrhunderten der Klosterzeit haben sich verschiedene Fresken erhalten, besonders schön die Darstellung der Gregorsmesse in der Sakristei.
Während der Zeit der Nutzung als Armenhaus wurde das Kloster umgestaltet. Die Sakristei, nun Versammlungsort der Armenhausvorsteher, erhielt eine Holztäfelung mit den Wappen der Armenvorsteher von 1640 bis 1796. Vom Umbau zum Gerichtsgebäude sind zwei Zellen im Nordflügel des neuen Obergeschoss und im Ostflügel ein Gerichtssaal mit Oberlicht erhalten. Zudem existieren neugotische Ausmalungen beispielsweise in der Sakristei.
Im Klostergarten steht ein Bronzeguss der ganzkörperbehaarten Maria-Magdalena-Statue der zeitgenössischen amerikanischen Künstlerin Kiki Smith.
Literatur
- Johannes Baltzer, Friedrich Bruns, Hugo Rahtgens: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. Band IV: Die Klöster. Die kleineren Gotteshäuser der Stadt. Die Kirchen und Kapellen in den Außengebieten. Denk- und Wegekreuze und der Leidensweg Christi. Lübeck: Nöhring 1928, Faksimile-Nachdruck 2001 ISBN 3-89557-168-7, S. 167–280
- Hartwig Beseler: Kunsttopographie Schleswig-Holstein, Wachholtz, Neumünster 1974, S. 85-87
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg. Schleswig-Holstein; Deutscher Kunstverlag Berlin / München 3. ergänzte Auflage 2009; S. 529–534
- Peter Guttkuhn: „Lübecks Burgkloster gerettet“. In: Vaterstädtische Blätter. Jg. 27 (1976), S. 3.
- Russalka Nikolov (Hrsg.): Das Burgkloster zu Lübeck. Coleman, Lübeck 1992, ISBN 3-87128-033-X.
- Michael Scheftel: „Lübeck 1229“ eine Inschrift auf dem Chorgestühl der St. Nikolaikirche zu Röbel. Zur Gründung des St. Marien-Magdalenen-Klosters der Dominikaner in Lübeck. In: Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck: Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag. In Verbindung mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde und dem Hansischen Geschichtsverein herausgegeben von Rolf Hammel-Kiesow und Michael Hundt. Schmidt-Römhild, Lübeck 2005, ISBN 3-7950-5555-5.
Einzelnachweise
- ↑ Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte; Lübeck 3. Auflage 1997; S. 57
- ↑ Ortwin Pelc: Das Ende der dänischen Herrschaft In Lübeck 1220/1227; in: Dänen in Lübeck 1203 ∙ 2003 Danskere i Lübeck. Ausstellungen zur Archäologie in Lübeck 6. hrgs. Von Manfred Gläser und Doris Mührenberg für die Hansestadt Lübeck sowie von Palle Birk Hansen für das Storstrøm Amt; Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2003; S. 111-116.
- ↑ Graßmann: Lübeckische Geschichte; S. 115
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg. Schleswig-Holstein; Deutscher Kunstverlag Berlin / München 3. ergänzte Auflage 2009; S. 530
- ↑ Michael Gorski: Die Baugeschichte der Burgkirche in Lübeck; in: Der Wagen 1990, S. 244-274; S. 261-262
- ↑ Dietrich Wölfel: Die wunderbare Welt der Orgeln. Lübeck als Orgelstadt. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1980, S. 158ff.
- ↑ Der Ausstellungsbetrieb im Kulturforum endete am 31.12.2011.
- ↑ Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg. Schleswig-Holstein; S. 533f
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↑ (von links beginnend) Die Holstentoranlage um 1700. ~ Inschrift am Holstentor in Lübeck: CONCORDIA DOMI FORIS PAX ~ Die Holstentoranlage von Lübeck um 1728.
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Holstentor
Das Holstentor („Holstein-Tor“) ist ein Stadttor, das die Altstadt der Hansestadt Lübeck nach Westen begrenzt. Wegen seines hohen Bekanntheitsgrades gilt es heute als Wahrzeichen der Stadt. Das spätgotische Gebäude gehört zu den Überresten der Befestigungsanlagen der Lübecker Stadtbefestigung. Es ist neben dem Burgtor das einzige erhaltene Stadttor Lübecks.
Aussehen
Das Holstentor besteht aus Südturm, Nordturm und Mittelbau. Es hat vier Stockwerke, wobei das Erdgeschoss im Mittelbau entfällt, da sich hier der Durchgang (das Tor) befindet. Die nach Westen (stadtauswärts) zeigende Seite wird als die Feldseite bezeichnet; die stadteinwärts weisende Seite ist die Stadtseite.
Die beiden Türme und der Mittelbau scheinen von der Stadtseite gesehen eine Einheit zu sein. Zur Feldseite sind sie deutlich voneinander abgesetzt. Die beiden Türme stehen hier halbkreisförmig vor und liegen am weitesten Punkt ihres Radius 3,5 Meter vor dem Mittelbau. Auf den Türmen sitzt je ein kegelförmiges Dach; der Mittelbau ist von einem Giebel besetzt.
Der Durchgang und die Inschriften
Der Durchgang war früher zur Feldseite mit zwei Torflügeln versehen, die nicht erhalten sind. Ein „Fallgatter“ wurde erst 1934 angebracht und entspricht nicht den ursprünglichen Sicherungsanlagen. An dieser Stelle befand sich einst ein so genanntes Orgelwerk, bei dem die Eisenstangen einzeln und nicht als Ganzes heruntergelassen wurden. So war es möglich, alle Stangen bis auf ein oder zwei bereits zu senken und dann abzuwarten, um den eigenen Männern noch ein Hindurchkommen zu ermöglichen. Über dem Durchgang ist auf der Stadt- wie auf der Feldseite je eine Inschrift angebracht.
Auf der Stadtseite lautet diese: S.P.Q.L. und ist von den Jahreszahlen 1477 und 1871 eingerahmt; ersteres war das vermeintliche Datum der Erbauung (korrektes Datum ist allerdings, wie man inzwischen weiß, 1478), letzteres das Datum der Restaurierung sowie der Gründung des Deutschen Reiches. Diese Inschrift hatte das römische S.P.Q.R. (lateinisch Senatus populusque Romanus – Senat und Volk Roms) zum Vorbild und sollte entsprechend für Senatus populusque Lubecensis stehen. Sie wurde allerdings erst 1871 angebracht.
Vorher gab es an dieser Stelle keine Inschrift. Sie hätte auch wenig Sinn gehabt, da der Blick auf die unteren Bereiche des Holstentors von der Stadtseite aus durch hohe Mauern versperrt war.
Eine andere Inschrift befindet sich auf der Feldseite. Dort steht Concordia domi foris pax (Eintracht innen, draußen Friede). Auch dieser Schriftzug stammt von 1871 und ist eine verkürzte Form der Inschrift, die zuvor auf dem (nicht erhaltenen) Vortor gestanden hatte: Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima (Eintracht innen und Friede draußen sind in der Tat für alle am besten, siehe Äußeres Holstentor).
Befestigungen der Feldseite
Funktionsgemäß sind die Feld- und die Stadtseite sehr unterschiedlich gestaltet. Während die Stadtseite reich mit Fenstern geschmückt ist, wäre eine solche Ausstattung zur Feldseite angesichts der erwarteten Gefechtssituationen unpassend gewesen. Zur Feldseite zeigen daher nur wenige kleine Fenster. Außerdem ist das Mauerwerk von Schießscharten durchsetzt. Auch die Mauerdicke ist zur Feldseite gewaltiger als zur Stadtseite: 3,5 Meter im Vergleich zu weniger als 1 Meter. Die Überlegung beim Bau mag auch gewesen sein, das Tor von der Stadtseite im Notfall schnell zerstören zu können, damit es einem Feind nicht als Bollwerk in die Hände fiele.
Zur Feldseite zeigen die Schießscharten sowie die Öffnungen der Geschützkammern. In jedem Turm befanden sich im Erdgeschoss, im ersten und im zweiten Obergeschoss je drei Geschützkammern. Diese sind im Erdgeschoss nicht erhalten. Da das Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte im Erdboden eingesunken ist, liegen sie mittlerweile 50 Zentimeter unter dem Erdboden und noch unterhalb des neuen Fußbodens. Im ersten Obergeschoss gibt es zusätzlich zu den erwähnten Kammern noch zwei Schießscharten für kleinere Geschütze, die über und zwischen den drei genannten Kammern lagen. Kleinere Öffnungen gibt es auch im dritten Obergeschoss, wo für Handfeuerwaffen nach vorne und nach unten weisende Scharten eingelassen sind.
Der Mittelbau hat keine Schießscharten. Die über dem Durchgang liegenden Fenster waren auch dazu ausgerichtet, einen eindringenden Feind mit Pech oder kochendem Wasser zu übergießen.
Ornamentierung
Die auffälligsten nicht unter praktischen Gesichtspunkten angebrachten Ausschmückungen sind die zwei so genannten Terrakottabänder, die rund um das Gebäude laufen. Diese bestehen aus einzelnen Platten, deren meiste quadratisch sind und eine Kantenlänge von 55 Zentimetern haben. Auf den einzelnen Platten ist jeweils eines von drei unterschiedlichen Ornamenten zu sehen: eine Anordnung vierer heraldischer Lilien, ein symmetrisches Gitter und eine Darstellung von vier Distelblättern. Es gibt keine erkennbare Reihenfolge dieser immer wiederkehrenden Symbole, jedoch stets nach acht Platten folgt eine anders gestaltete Platte. Diese hat die Form eines Wappenschildes und trägt entweder den Lübschen Wappenadler oder einen stilisierten Baum. Diese Schilde sind von zwei Männerfiguren eingerahmt, die als Wappenträger fungieren.
Die Terrakottabänder sind während der Restaurierung zwischen 1865 und 1870 wiederhergestellt worden. Nur drei der ursprünglichen Platten sind als Museumsexemplare erhalten. Die neuen Platten geben die einstigen Motive ungefähr wieder, wenn man sich auch bei der Restaurierung viel Freiheit erlaubt hat. So ist zum Beispiel bei der Gestaltung des Wappenadlers das Ursprungsmotiv keineswegs exakt wiedergegeben.
Der Giebel wurde bei der Restaurierung ebenfalls nicht originalgetreu gestaltet; hier trifft die Restauratoren aber keine Schuld, denn im 19. Jahrhundert war der Giebel längst nicht mehr erhalten und dessen ursprüngliches Erscheinungsbild unbekannt. Eine alte Darstellung auf einem Altarbild des Lübschen Burgklosters zeigt ein Holstentor mit fünf Giebeltürmen; da in diesem Bild das Holstentor allerdings inmitten einer Phantasielandschaft aus Bergen und Wäldern steht, ist die Glaubwürdigkeit der Darstellung umstritten. Heute sitzen dem Giebel drei Türme auf, die aber nur von der Stadtseite zu sehen sind.
Das Innere
Die Innenräume der Türme sind gleichartig gestaltet. Erdgeschoss und das erste Obergeschoss haben die höchsten Decken, während die darüber liegenden Stockwerke deutlich niedriger sind. Zwei enge Wendeltreppen winden sich aufwärts, und zwar jeweils zwischen dem Mittelbau und dem angrenzenden Turm. Gänge verbinden in jedem Geschoss den Raum des Mittelbaus mit den auf gleicher Höhe liegenden Räumen der Türme. Heute ist im Nordturm die Decke des zweiten Obergeschosses herausgebrochen, so dass zweites und drittes Obergeschoss hier einen gemeinsamen Raum bilden. Diese Umgestaltung war 1934 vorgenommen worden und entspricht nicht der ursprünglichen Anlage.
Vor den Schießscharten liegen die Geschützkammern. Im zweiten Obergeschoss findet man heute noch Kanonen in den Kammern, die allerdings nachträglich hier ausgestellt wurden und keine Originale sind. Über den Geschützkammern befinden sich Haken, von denen Ketten mit den Kanonen verbunden waren, die den Rückstoß abfedern sollten. Die oberen Geschützkammern des ersten Obergeschosses waren nur über Leitern zu erreichen.
Geschichte
Die reiche und wohlhabende Hansestadt Lübeck sah sich im Laufe der Jahrhunderte genötigt, sich mit immer stärkeren Mauern und Befestigungsanlagen gegen Bedrohungen von außen zu schützen. Dabei erlaubten drei Stadttore den Zugang zur Stadt: das Burgtor im Norden, das Mühlentor im Süden und das Holstentor im Westen. Nach Osten war die Stadt durch die aufgestaute Wakenitz geschützt. Hier führte das weniger martialische Hüxtertor aus der Stadt hinaus.
Diese Stadttore waren anfangs einfache Tore und wurden immer weiter verstärkt, so dass es letztlich von all diesen ein äußeres, mittleres und inneres Tor gab. Heute sind nur noch Fragmente der einstigen Stadttore erhalten. Das heute als Burgtor bekannte Tor ist das einstige Innere Burgtor, während Mittleres und Äußeres Burgtor nicht mehr vorhanden sind. Die drei Mühlentore sind restlos verschwunden. Das heute als Holstentor bekannte Tor ist das einstige Mittlere Holstentor; daneben gab es ein (noch älteres) Inneres Holstentor, ein Äußeres Holstentor und noch ein viertes Tor, das als Zweites Äußeres Holstentor bezeichnet wurde. Die Geschichte des Holstentors ist daher in Wahrheit eine Geschichte von vier hintereinander liegenden Toren, auch wenn nur eines von diesen erhalten ist.
Die Bezeichnungen der einzelnen Tore wechselten naturgemäß mit dem Entstehen und Verschwinden der Komponenten. Das Mittlere Holstentor war einst ein Äußeres Holstentor, ehe die zwei jenseits davon liegenden Tore errichtet wurden. Auch heute findet man eine ziemliche Verwirrung der Namen, wenn man geschichtliche Rückblicke sichtet. Im folgenden werden die vier Tore und ihre Geschichte beschrieben.
Inneres Holstentor
Das älteste Holstentor wachte direkt am Ufer der Trave. Von der Stadt aus musste man durch dieses Tor, um auf die über den Fluss führende Holstenbrücke zu gelangen. Wann hier erstmals ein Tor errichtet wurde, ist unbekannt. Die Holstenbrücke wurde erstmals 1216 in einer Schenkungsurkunde des dänischen Königs genannt. Es ist wahrscheinlich, dass es zu jener Zeit bereits ein Tor und eine Mauer entlang der Trave gab. Die Benennung als Holstenbrücke (und Holstentor) hat den einfachen Hintergrund, dass der westliche Ausgang der Stadt nach Holstein zeigte.
Aus den Chroniken geht hervor, dass 1376 die Holstenbrücke und das Tor erneuert wurden. Das Aussehen des hierbei errichteten Tors ist durch den Holzschnitt der Lübecker Stadtansicht des Elias Diebel gut überliefert. Dabei handelt es sich zwar um eine Stadtansicht von der östlichen Wakenitzseite des Altstadthügels, der Künstler klappt aber wesentliche Bestandteil der Westseite hoch, so dass auch diese sichtbar werden. Es handelte sich um einen rechteckigen Turm mit einer hölzernen Galerie im oberen Teil.
Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt des 17. Jahrhunderts wurde das Innere Holstentor durch ein kleineres, schlichtes Fachwerktor ersetzt – womöglich sah man wegen der inzwischen starken Außenbefestigungen keinen Sinn mehr in einem starken inneren Tor. Verbunden war das Innere Holstentor mit dem Haus des Zöllners, der an dieser Stelle über den Zugang zur Stadt wachte.
Das Fachwerktor wurde 1794 durch ein einfaches Gittertor ersetzt; dies wurde wiederum 1828 abgerissen, gemeinsam mit dem Zöllnerhaus und der Stadtmauer entlang der Trave.
Es ist wahrscheinlich, dass es auch am entgegengesetzten Ufer der Trave frühzeitig ein Tor gab. Sein Aussehen ist aber nicht überliefert. Wenn es existiert hat, wurde es vor oder nach dem Bau des Mittleren Holstentors abgerissen.
Mittleres Holstentor
Im 15. Jahrhundert hielt man die Toranlagen nicht mehr für ausreichend. Die Verbreitung von Schusswaffen und Kanonen machte stärkere Befestigungen nötig. Man beschloss, ein weiteres Tor zu bauen – das Äußere Holstentor, später als Mittleres Holstentor und heute nur noch als das Holstentor bekannt. Die Finanzierung war aufgrund eines Vermächtnisses des Ratsherrn Johann Broling über 4.000 Mark lübisch sichergestellt.[1] 1464 begann der Ratsbaumeister Hinrich Helmstede mit dem Bau, der 1478 vollendet wurde. Errichtet wurde es auf einem sieben Meter hohen, eigens aufgeschütteten Hügel. Bereits während der Bauzeit erwies sich diese Unterlage als instabil. Im morastigen Grund sackte der Südturm ab, so dass man schon beim Weiterbau versuchte, einen Ausgleich für die Neigung zu schaffen.
Zur weiteren Geschichte des Mittleren Holstentors siehe den Abschnitt Abbruch und Restaurierung.
Äußeres Holstentor
Das Äußere Holstentor war auch unter den Namen Renaissancetor, Vortor oder Krummes Tor bekannt. Es wurde im 16. Jahrhundert errichtet, als man westlich des Mittleren Holstentores einen Wall aufschüttete und in diesen ein weiteres Tor einließ. Das Äußere Holstentor wurde 1585 vollendet. Sein östlicher Ausgang war nur 20 Meter vom Mittleren Holstentor entfernt, so dass dieses neue Tor den Blick darauf versperrte. Zwischen den Toren wurde ein ummauerter Bereich geschaffen, der als Zwinger bezeichnet wurde.
Verglichen mit dem rund hundert Jahre älteren Mittleren Holstentor war sein Vortor klein, jedoch an der Front der Feldseite viel reichhaltiger verziert. Die Stadtseite war dagegen schlicht gehalten. Als erstes der Tore trug das Äußere Holstentor eine Inschrift. Sie lautete: Pulchra res est pax foris et domi concordia – MDLXXXV („Schön sind der Friede draußen und die Eintracht innen – 1585“) und war an der Stadtseite angebracht. Später wurde sie auf die Feldseite verlegt und leicht abgeändert (Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima, „Eintracht innen und Friede draußen sind in der Tat für alle am besten“). Mit dem Tor verbunden war das Wohnhaus des Wallmeisters, der für die Instandhaltung der Befestigungsanlagen zu sorgen hatte.
Der Erbauer des Renaissancetors war vermutlich Ratsbaumeister Hermann von Rode, der sich für die Gestaltung der Front an niederländischen Vorbildern orientierte. Direkt vergleichbar ist beispielsweise die Nieuwe Oosterpoort in Hoorn. Das Tor bestand rund 250 Jahre und fiel letztlich der Eisenbahn zum Opfer: Es wurde 1853 abgerissen, um Platz für den ersten Lübschen Bahnhof und die Gleise zu schaffen. Heute besteht auch dieser Bahnhof nicht mehr; der jetzige Hauptbahnhof liegt etwa 500 Meter weiter westlich.
Zweites Äußeres Holstentor
Am Anfang des 17. Jahrhunderts wurden vor dem Stadtgraben neue Wallanlagen unter der Aufsicht des Festungsbaumeisters Johann von Brüssel errichtet. Im Rahmen dieser Bauten wurde 1621 ein viertes Holstentor errichtet. Es war vollkommen in die hohen Wälle eingebettet und von einem achteckigen Turm bekrönt. Die Torbögen trugen die Inschriften Si deus pro nobis, quis contra nos („Wenn Gott für uns ist, wer wird dann gegen uns sein?“, Stadtseite) und Sub alis altissimi („Unter dem Schutz des Höchsten“, Feldseite). Das Tor, als letztes der vier Holstentore entstanden, verschwand auch als erstes, nämlich im Jahre 1808. Über den Stadtgraben führt als älteste Lübecker Steinbrücke die Puppenbrücke nach Holstein.
Abbruch und Restaurierung im 19. Jahrhundert
Im Zuge der Industrialisierung sah man die Befestigungsanlagen nur noch als lästige Hindernisse. 1808 wurde das Zweite Äußere Holstentor, 1828 das Innere Holstentor und 1853 das Äußere Holstentor abgerissen. Es galt damals nur als eine Frage der Zeit, bis auch das Mittlere Holstentor, das einzig verbliebene der vier Tore, niedergerissen würde. Tatsächlich gab es 1855 eine Eingabe lübscher Bürger an den Senat, endlich das verbliebene Tor abzureißen, da es einem Ausbau der Bahnanlagen im Wege stünde. 683 Unterschriften stützten diese Eingabe.
Allerdings gab es in jener Zeit auch Widerstände gegen die Zerstörung der alten Bausubstanz. So schrieb 1852 August Reichensperger: Selbst Lübeck, einst das stolze Haupt der Hanse, scheint den Abglanz seiner früheren Herrlichkeit nicht ertragen zu können. Es verstümmelt, beschneidet und übertüncht so unverdrossen, daß die „moderne Aufklärung“ sich bald seiner nicht mehr zu schämen haben wird.[2]
Als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen davon hörte, entsandte er den damaligen Konservator für Kunstdenkmäler im Königreich Preußen, Ferdinand von Quast, um zu retten was zu retten ist.[3]
Der Streit um den Abbruch zog sich lange hin. Erst 1863 kam es zu einer Entscheidung, in der die Lübecker Bürgerschaft mit nur einer Stimme Mehrheit beschloss, das Gebäude nicht abzureißen und stattdessen umfassend zu restaurieren.
Inzwischen war das Tor in einem sehr schlechten Zustand, da es jedes Jahr einige Zentimeter im Erdboden versank. Die tiefsten Schießscharten befanden sich bereits 50 Zentimeter unter dem Erdboden, und die Neigung des gesamten Tores nahm gefährliche Ausmaße an. Dadurch veränderte sich die Statik des Gebäudes drastisch, so dass man den Einsturz befürchtete. Bis ins Jahr 1871 wurde das Holstentor von Grund auf restauriert.
Hiernach änderte sich die Beziehung der Lübecker zum Holstentor. Es wurde nicht mehr als lästige Ruine wahrgenommen, sondern als Wahrzeichen einer stolzen Vergangenheit. 1925 machte der Deutsche Städtetag das Holstentor zu seinem Wahrzeichen. Schon 1901 übernahm der Marzipanhersteller Niederegger das Holstentor in sein Firmenwappen. Andere lübsche Firmen taten es ihm gleich.
Restaurierung 1933/34
Da sich die Neigung der Türme fortsetzte und letztlich noch immer ein Einsturz nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde eine zweite Restaurierung erforderlich. Zu dieser kam es in den Jahren 1933/34, in denen das Holstentor derart befestigt wurde, dass es endlich sicher stand. Bei dieser letzten Restaurierung wurden Stahlbetonanker zur Sicherung der Türme eingesetzt, die von eisernen Ringen umgeben wurden. Es wurden aber auch Umgestaltungen vorgenommen, die nicht dem ursprünglichen Charakter des Tores entsprachen, unter anderem die erwähnte Zusammenlegung der Geschosse des Nordturms. Die Nationalsozialisten machten das Holstentor zum Museum. Dies wurde Ruhmes- und Ehrenhalle genannt und sollte lübsche und deutsche Geschichte aus Sicht der nationalsozialistischen Ideologie darstellen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden bauhistorisch heute nicht mehr vollständig nachvollziehbar kleinere Ausbesserungsarbeiten am Holstentor durchgeführt.
Restaurierung 2005/06
Von März 2005 bis Dezember 2006 wurde das Holstentor erneut restauriert. Die Restaurierungskosten wurden auf etwa eine Million Euro geschätzt, wobei eine Summe von 498.000 Euro (ursprünglich geplante Kosten) von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Possehl-Stiftung aufgebracht wurde. Der Rest der Kosten wurde hauptsächlich über Spenden von Privatpersonen, Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen übernommen. Ein 1934 angebrachtes Hakenkreuz wurde wenige Tage nach Gerüstaufbau von Unbekannten herausgeschnitten und mitgenommen.[4] Es galt als letztes an einem öffentlichen Gebäude in Deutschland und sollte im Laufe der Arbeiten mit einem Blech überdeckt werden. Anstelle des gestohlenen Hakenkreuzes wurde eine Platte mit der Jahreszahl 2006 zur Erinnerung an den Abschluss der Restaurierungsarbeiten angebracht. Am 2. Dezember 2006 wurde das Holstentor im Rahmen einer Lichtershow des Künstlers Michael Batz der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht. Während der Arbeiten war das Tor aus Sicherheitsgründen mit einer hochauflösend bedruckten Gerüstplane, die das Tor vor Beginn der Arbeiten abbildete, verhüllt.
Das Holstentor heute
Seit 1950 dient das Holstentor wieder als Museum, nun für Stadtgeschichte. Funde aus Alt-Lübeck wurden präsentiert, die Entwicklung des mittelalterlichen Lübecks in Modellen und Bildern dargestellt und Modelle der Schiffe der Hanse wie das Flaggschiff Adler von Lübeck ausgestellt. Auch dieses Museum war historisch nicht exakt. So beinhaltete es auch eine Folterkammer mit einem Verlies, einer Streckbank und weiteren Torturgeräten. Eine solche hatte sich aber in Wahrheit im Holstentor nie befunden.
Die beiden in der von Harry Maasz gestalteten Anlage vor dem Holstentor liegenden Monumentalstatuen von Löwen aus Eisen werden Christian Daniel Rauch zugeschrieben. Die Liegenden Löwen aus Eisenguss von 1823 sind unsigniert. Sie entstanden möglicherweise unter Mitwirkung von Rauchs Werkstattmitarbeiter Th. Kalide (1801–1863). Einer der beiden Löwen schläft, der andere wachende blickt aufmerksam auf den ersten. Weitere Abgüsse der gleichen Löwen befinden sich vor dem Schloss Philippsruhe in Hanau. Ursprünglich befanden sich die Lübecker Löwen seit 1840 vor dem Wohnhaus des Kaufmanns und Kunstsammlers Johann Daniel Jacobj (1798–1847) in der Großen Petersgrube 19, standen 1873 bis zu dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1942 vor dem Hotel Stadt Hamburg am Klingenberg und wurden erst später vor dem Holstentor aufgestellt. Passend steht auf der anderen Straßenseite die Bronzestatue der Schreitenden Antilope des Bildhauers Fritz Behn.
2002 wurde das Holstentormuseum modernisiert. Dabei wurde nicht nur die Folterkammer beseitigt, sondern alle Räume nach einem neuen Konzept ausgestattet, das die Einbeziehung von Bild- und Tondokumenten beinhaltete.
Seit 2006 liegt die Leitung des Museums bei der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck. Im Sommer 2010 wurde an der Feldseite des Holstentors durch die Stadt Lübeck ein gelbes Banner mit der Aufschrift Lübeck kämpft für seine Uni angebracht, um auch an prominenter Stelle auf die aktuelle Lage der Universität zu Lübeck aufmerksam zu machen.[5]
Ein Stich der Westansicht (Feldseite) des Holstentors ist auf der Rückseite der von 1960 bis 1991 produzierten 50-DM-Scheine.
Das Holstentor ist auf der deutschen 2-Euro-Münze von 2006 zu sehen.
1948 erschien es auf den vier höchsten Werten (1 DM, 2 DM, 3 DM und 5 DM) der Bautenserie, der ersten Serie von Dauerbriefmarken in D-Mark-Währung. 2000 folgte eine weitere Briefmarke zu 5,10 DM in der Serie "Sehenswürdigkeiten". Eine Stilisierung des Holstentores findet sich seit 1926 im Emblem des Deutschen Städtetages (DST).
Umgebung
Das Holstentor liegt an der Hauptzugangsverbindung vom Hauptbahnhof in der Vorstadt St. Lorenz über die Puppenbrücke in den Lübecker Wallanlagen. Der Holstentorplatz ist umgeben von der Filiale der Deutschen Bundesbank, deren Reichsbankgebäude um einen rückwärtigen Neubau ergänzt wurde. Auf der anderen Seite liegt zwischen den historischen Salzspeichern und dem Gewerkschaftshaus des DGB die backsteinexpressionistische Holstentorhalle, die zwischen 2005 und 2007 mit Mitteln der Possehl-Stiftung zu einem Übungs- und Unterrichtsgebäude der Musikhochschule Lübeck umgebaut wurde. Zur Verbindung mit dem Hauptgebäudekomplex der Hochschule in der Altstadt wurde im Frühjahr 2007 eine weitere Fußgängerbrücke über die Obertrave fertig gestellt.
Im Hansa-Park in Sierksdorf wurde 2008 ein verkleinerter und vereinfachter Nachbau des Holstentors fertiggestellt.
Literatur
- Jonas Geist: Versuch, das Holstentor zu Lübeck im Geiste etwas anzuheben. Wagenbach, Berlin 1976, ISBN 3-8031-2012-8
- Wulf Schadendorf: Das Holstentor. Weiland, Lübeck 1977, 1985, ISBN 3-87890-023-6
- Heinz-Joachim Draeger: Lübeck anschaulich – Geschichte erleben in einer alten Stadt. Convent, Hamburg 2003, ISBN 3-934613-48-9
Einzelnachweise
- ↑ Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Nr. 525
- ↑ August Reichensperger: Die christlich-germanische Baukunst und ihr Verhältniß zur Gegenwart. Fr. Lintz, Trier 1845, S. 85, Anm. 2.
- ↑ Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162; erste Auflage 1922, im Zusammenhang mit dem General v. Quast und der Bedeutung der v. Quasts für Lübeck
- ↑ RP-Online: Hakenkreuz am Lübecker Holstentor gestohlen , 21. Mai 2005, abgerufen am 24. April 2010
- ↑ xxx und xxx abgerufen am 3. Juli 2010
xxx – Entsprechend unserer Statuten werden uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht. Für eine weiterführende Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechende Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung der u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wurden.
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↑ (von links beginnend) Eine erneuerte Terrakottaplatte an der Außenfassade des Holstentores ~ schlafender Löwe vor Holstentor in Lübeck ~ Das Holstentor von der Stadtseite aus betrachtet im Jahre 2009
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Lübecker Stadtbefestigung
Die Lübecker Stadtbefestigung war eine der ausgedehntesten städtischen Befestigungsanlagen in Norddeutschland und Nordeuropa und ist in Teilen noch heute erhalten.
Die Befestigung der Altstadtinsel
Mit der Besiedlung des Hügels Bucu zwischen Trave und Wakenitz im Zuge der Stadtgründung Lübecks im 12. Jahrhundert verbunden war die Erkenntnis, das der Standort des weiter abwärts der Trave in flachem Grünland des Urstromtals gelegenen alten Liubice sich nicht hinreichend würde befestigen lassen. Der Hügel Bucu war zuvor bereits Standort einer wendischen Burg gewesen und wies topografisch bessere Voraussetzungen der Befestigung und der Verteidigungsmöglichkeiten auf. Die Befestigung der Stadtgründung des 12. Jahrhunderts bestand aus der Lübecker Burg, die nach der Schlacht von Bornhöved zum Burgkloster wurde und einer Stadtmauer und vier Stadttoren, von denen das Burgtor und das Holstentor in ihren späteren baulichen Überformungen heute noch zeugen. Die erste Erwähnung findet sich 1181 bei Arnold von Lübeck im Zusammenhang mit der Belagerung der Stadt durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa.
Die Stadtmauer umgab die gesamte Altstadt. An der Trave war sie in regelmäßigen Abständen von kleinen Toren durchbrochen, um den Warentransport zwischen Hafen und Stadt zu ermöglichen. Am nördlichen Rand der Lübecker Altstadt (entlang der Straßen An der Mauer und Wakenitzmauer) sind noch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten, zum Teil verbaut in im 17. Jahrhundert errichteten Häusern.
Landwehr
Das System der unmittelbaren Stadtbefestigung wurde ergänzt durch eine die Stadt und ihr weiträumiges Außenterritorium umgebende Landwehr, die weitgehend heute noch als Lübecker Landgraben erhalten ist. Erste Wehrtürme dieses zum Teil gestaffelten Systems befanden sich wie zum Beispiel in Fredeburg in einer Entfernung von mehr als 25 km vor den Toren der Stadt.
Eine Wallgrabenanlage aus dem 14. Jahrhundert, die sogenannten „Schwedenschanzen“ im Lauerholz an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern, ist noch heute gut erhalten.
Ausbau der Befestigung im 17. Jahrhundert
Ab 1613 wurde die Stadt durch den niederländischen Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh mit einer umfassenden Außenbefestigung nach den Planungen von Johan van Rijswijk insbesondere nach Süden und Westen versehen. Es wurden Wälle aufgeschüttet und zwischen der Trave und dem Stadtgraben Bastionen in der damals modernsten Form des Festungsbaus angelegt. Die Bauarbeiten nahmen etwa 30 Jahre in Anspruch und wurden durch Heinrich von Brüssel fertiggestellt. Die Zugänge zur Stadt wurden vom Lübecker Stadtmilitär kontrolliert.
Abbau der Befestigungsanlagen
Der Abbau der Befestigungsanlagen wurde vom Rat der Stadt beschlossen, nachdem im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 die Neutralität der drei Hansestädte anerkannt worden war. Die Geschütze wurden fast alle verkauft. Während der Lübecker Franzosenzeit wurde die Festung von der Besatzungsmacht noch einmal wieder ausgebaut und weiter verstärkt. Der Abtrag der Wallanlagen begann dann nach 1813 aber aus Kostengründen nur zögerlich und zumeist nur dort, wo entweder Befestigungsbauwerke störten (Blauer Turm), baufällig wurden (Hüxtertor) oder das Areal der Befestigungsanlagen für Infrastrukturmaßnahmen benötigt wurde. Dies war einerseits die Hafenerweiterung auf der Wallhalbinsel mit dem Bau moderner Umschlagseinrichtungen und Lagerhäuser wie den heutigen Media Docks, andererseits der Bau der Lübeck-Büchener Eisenbahn und insbesondere der Bau des Elbe-Lübeck-Kanals, der zu erheblichen Veränderungen der Topografie östlich der Altstadt führte, indem Lauf und Ausdehnung der Gewässerfläche der Wakenitz, (siehe dort), grundlegend verändert wurden. Andererseits wurde das Kaisertor im Zuge des Kanalbaus und dem damit verbundenen Abtrag einer Bastion wieder freigelegt. Heute sind die Lübecker Wallanlagen zwischen dem Holstentor sowie der Puppenbrücke einerseits und dem ehemaligen Mühlentor andererseits noch fast vollständig erhalten und die symmetrischen Bastionen noch gut erkennbar.
Auf der Trasse der Eisenbahn des 19. Jahrhunderts verlaufen heute die Willy-Brandt-Allee und die Possehlstraße.
Literatur
- Hespeler: Wehrbauten, in: Der Wagen 1942-44, S. 112 bis 119.
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↑ (von links beginnend) Zeichnung des niederländischen Festungsbaumeisters Johan van Rijswijk von der Lübecker Festungsanlage um das Jahr 1604. ~ Grundriss von Lübeck mit Befestigungsanlage um das Jahr 1787 - diese Zeichnung dokumentiert gleichzeitig den letzten und größten Ausbaustand der Befestigungsanlage.
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Lübecker Bastionärbefestigung
Die Lübecker Bastionärbefestigung wurde im 17. Jahrhundert angelegt und stellte den abschließenden Ausbaustand der Lübecker Stadtbefestigung dar.
Geschichte
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die seit etwa 1535 angelegte und über die folgenden Jahrzehnte ausgebaute Befestigung mit steilen Erdrondellen und -wällen durch die Weiterentwicklung des Artilleriewesens veraltet. Als zeitgemäß galten nunmehr Festungswerke, die dem zuerst in Italien entwickelten Bastionärsystem mit seinen spitzwinkligen, flacher geböschten Bastionen und Gräben folgten.
Bereits in den Jahren 1595 bis 1600 hatte der Lübecker Rat vom jülich-klevischen Landesbaumeister Johann von Pasqualini eine einzelne Bastion nach dem neuartigen System errichten lassen. Sie befand sich im Südwesten der Stadt, an der Stelle der späteren Bastion Katze. Dieses asymmetrisch angelegte polygonale Bollwerk blieb jedoch ein isoliertes Einzelstück, das nicht Teil eines umfassenderen Systems wurde.
1604 beauftragte der Rat den niederländischen Festungsbaumeister Johan van Rijswijk mit der Erstellung eines Konzepts für die vollständige zeitgemäße Neubefestigung Lübecks. Rijswijks Entwurf sah die allseitige Einfassung der Stadtinsel mit Bastionen vor, und nach seinen Plänen wurde 1605 als erstes die später Commis genannte Bastion zwischen dem Bollwerk Pasqualinis und dem Holstentor errichtet. Danach jedoch gerieten die Arbeiten wieder zum Erliegen.
Erst 1613 wurde angesichts drohender Kriegsgefahr der Festungsingenieur Johan van Valckenburgh berufen, um die Umsetzung der Pläne Rijswijks wieder in Gang zu bringen. Valckenburgh arbeitete modifizierte Pläne aus, doch der Rat zögerte, die aufwendigen und äußerst kostspieligen Arbeiten in größerem Umfang in Angriff nehmen zu lassen. 1614 bis 1618 entstand daher nur die später Buniamshof genannte Bastion nahe dem Mühlendamm.
Der Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs im Jahre 1618 verlieh dem Ausbau der Festungsanlagen erheblich höhere Priorität, und 1621 verpflichtete der Rat Valckenburgh erneut, um endlich Arbeiten in größerem Maßstab einzuleiten. Von 1622 begannen die Arbeiten am Burgtor und Holstentor, gerieten jedoch um 1631 wieder ins Stocken. Erst mit der Berufung Johann von Brüssels als neuem leitenden Ingenieur 1634 kamen die Aktivitäten wieder in Fluss.
Bis etwa 1670 dauerten letztlich die Bauarbeiten, an deren Ende die Befestigungsanlagen Lübecks im Wesentlichen ihre abschließende Gestalt erhielten, die sie bis ins frühe 19. Jahrhundert behalten würden. Nach 1670 wurden nur noch kleinere Arbeiten und Ergänzungen durchgeführt, ansonsten beschränkte man sich auf Erhaltung und Instandsetzung der vorhandenen Wälle.
Valckenburghs Plan, die Stadt vollständig mit einem Gürtel von Bastionen zu umgeben, war aus Kostengründen nur zum Teil verwirklicht worden. Die Ostseite mit dem Wakenitzufer erhielt nie die vorgesehenen Festungsanlagen, sondern nur einige kleine Einzelbastionen. Hier versprach zudem der breite Flusslauf mit seinen sumpfigen Ufern hinreichenden Schutz vor Angriffen, so dass man meinte, auf diesen Teil der Wallanlagen verzichten zu können.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erhielt Lübeck immerwährende Neutralität und territoriale Unverletzlichkeit garantiert. Der Rat wähnte die Stadt dadurch sicher vor künftiger militärischer Bedrohung. Deswegen, und um die Neutralität der Stadt augenfällig zu unterstreichen, beschloss er am 7. Dezember 1803 die Entfestigung der Stadt. Am 16. Juni 1804 begannen die Arbeiten, bei denen die Bastionen teilweise abgetragen sowie ihrer Geschützstellungen und sonstigen militärischen Einrichtungen entkleidet wurden, um sie ziviler Nutzung zuzuführen. Bei der Besetzung Lübecks durch preußische Truppen am 5. November 1806 war die Entfestigung jedoch noch nicht weit fortgeschritten, so dass es möglich war, die Wälle in Vorbereitung auf die Schlacht bei Lübeck notdürftig wieder verteidigungsbereit zu machen. Schon während der anschließenden französischen Besatzungsherrschaft wurde die Entfestigung ab 1808 fortgeführt. Nach Ende der Franzosenzeit 1813 gestaltete man die Festungswälle größtenteils zu Parkanlagen um.
Ab 1850 fielen große Teile der bis dahin noch fast vollständig vorhandenen Bastionen, besonders auf der Wallhalbinsel, dem Eisenbahnbau und dem Ausbau des Hafens zum Opfer; die vom Bahnbau betroffenen Wallanlagen wurden 1850 von Peter Joseph Lenné zu Parkanlagen umgestaltet, die sich bei den Lübeckern großer Beliebtheit erfreuten. Ein erheblicher Teil der verbliebenen Festungswälle wurde in den folgenden Jahrzehnten, insbesondere beim Bau des Elbe-Lübeck-Kanals 1896 bis 1900 abgetragen. Im Wesentlichen erhalten sind heute nur noch die Bastionen Buniamshof und Katze, teilweise vorhanden sind die Bastionen Holstentor, Commis, Pulverturm und (in Rudimenten) Schwansort. Die sogenannten Wallanlagen sind nach gärtnerischer Gestaltung in den 1920er Jahren heute mit teils sehr alten Bäumen bestanden und von Wegen durchzogen.
Festungswerke
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Name oder Bezeichnung
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Errichtet
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Abgebrochen
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Anmerkungen
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Bastion Burgtor
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1624
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1804-1806
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Burgtor-Ravelin
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1695
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1804-1806
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Ersetzte eine schon 1624 errichtete erste Wallanlage
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Bastion Bellevue (ursprünglich Teufelsort bzw. Düvelsort)
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1636-1642
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1845/1885-1893
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Im 19. Jahrhundert, nach der Umgestaltung zur Parkanlage, ein beliebter Aussichtspunkt, für den sich der neue Name Bellevue einbürgerte
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Bastion Teerhof
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1636-1642
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1885-1893
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Bastion Fiddel (ursprünglich Goldener Turm)
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1636-1642
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1885-1893
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Bastion Dammannsturm
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1636-1642
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1885-1893
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Der Abraum, der bei der Beseitigung von Wallanlagen für den Eisenbahnbau und den Hafenausbau 1850 anfiel, wurde auf der Bastion Dammannsturm aufgeschüttet. Den entstandenen hohen Hügel mit einem Aussichtsturm aus Bahnschwellen nannte man Chimborasso, und dieser Name wurde in der Folgezeit für die ganze Bastion gebräuchlich.
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Bastion Scheune
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1635
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1873
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Trat an die Stelle des Plönnies-Rondells; für die Erweiterung der Bahnanlagen abgetragen
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Bastion Rehbock (ursprünglich Kommersteinsbollwerk)
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1643-1635
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1885-1893
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Ursprünglich nach dem Erbauer, dem niederländischen Ingenieur Tobias Kommerstein benannt
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Holstentor-Ravelin
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1684
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1804-1806
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Bastion Holstentor
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1643-1635
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Nur noch teilweise erhalten
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Bastion Katze
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1628
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Trat an die Stelle der Bastion, die Pasqualini 1595 errichtet hatte;
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Bastion Commis
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1605
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Nur noch teilweise erhalten
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Bastion Buniamshof
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1614-1618
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Triangel
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1633/1662
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Nur noch in Resten vorhanden
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Bastion Pulverturm (auch Kaiser)
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1644-1663
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Nur noch teilweise erhalten
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Mühlentor-Ravelin
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1635
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1804-1806
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Bastion Schwansort (auch Windmühle und Mühlentor)
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1644-1663
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Noch bis ins 19. Jahrhundert auch nach einer hier befindlichen Windmühle benannt. Beim Bau des Elbe-Lübeck-Kanals bis auf einen kleinen Rest abgetragen
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Hüxtertor-Ravelin
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1636
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1806
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Der Graben des Ravelins wurde erst um 1880 zugeschüttet; seine spitzwinklige Form zeichnet sich bis heute in der Gestalt des Falkenplatzes ab.
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Hundewall
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1646-1647
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1896-1900
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Beim Bau des Elbe-Lübeck-Kanals abgetragen
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Rosenwall
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1636
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1896-1900
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Beim Bau des Elbe-Lübeck-Kanals abgetragen
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Literatur
- Hansestadt Lübeck (Hg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. I. Band, 1. Teil: Stadtpläne und -ansichten, Stadtbefestigung, Wasserkünste und Mühlen. Verlag Bernhard Nöhring, Lübeck 1939
- Rainer Andresen: Lübeck - Das alte Stadtbild. Band I: Geschichte - Kirchen - Befestigungen. Verlag Neue Rundschau, Lübeck 1988
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Bistum Lübeck
Das Bistum Lübeck ist ein ehemaliges römisch-katholisches Bistum im heutigen Schleswig-Holstein.
Gründung in Oldenburg
Nachdem der Versuch, Ende des 10. Jahrhunderts mit dem Bistum Oldenburg die Slawen zu missionieren, 1066 endgültig gescheitert ist, wurde 1126 die Slawenmission von Bremen aus erneut aufgenommen.
Nach wechselhaften Anfängen überreichte Kaiser Lothar 1134 auf Anregung des Bischofs dem Hochstift Burg und Stift Segeberg. 1156 mit weiteren 300 Hufen Land ausgestattet, begründete der Bischof auf diesem Land Markt und Bischofshof Eutin.
Verlegung nach Lübeck
1160 wurde der Bischofssitz durch Herzog Heinrich den Löwen von Oldenburg nach Lübeck verlegt, wo zugleich ein Domkapitel an der Marienkirche begründet wurde.
1173 ging die Investitur des Bischofs vom Herzog an den Kaiser über. Innerhalb des Bistums entwickelte sich seit dieser Zeit auch zunehmend die Pfarrorganisation. Gab es außerhalb Lübecks 1163 nur 15 Pfarrkirchen, so stieg die Zahl derselben bis 1200 auf etwa 21 und bis 1259 etwa 45 Pfarrkirchen.
Durch das Aufstreben des Bürgertums im 13. Jahrhundert kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der bürgerlichen und denen der geistlichen Macht. So flüchtete Lübecks Bischof Burkhard von Serkem mehrfach nach Eutin und gründete dort das Kollegiatstift Eutin, das den Umbau der St.-Michaelis-Kirche vom romanischen zum gotischen Stil förderte. Damit wollte er den Lübeckern zeigen, dass der Bischofssitz auch woanders als in der Hansestadt sein könnte, was letztendlich auch für einige Jahre geschah.
Blütezeit
Das Domkapitel, welches wirtschaftlich stets vom Bischof getrennt war, umfasste 1160 einen Propst und 12 Präbenden. Bereits im 13. Jahrhundert vornehmlich mit Bürgerlichen besetzt, wuchs das Kapitel bis ins 14. Jahrhundert auf 30 Präbenden an, von denen jedoch lediglich 19 Sitz und Stimme im Kapitel hatten. Gemäß den Statuten sollten nach 1400 16 Domherren Priester sein, 1524 waren es von 28 residierenden Domherren 25. Das Kapitel ergänzte sich im Turnus selbst; lediglich 3 Prälaturen und 5 Präbenden wurden durch den Bischof besetzt.
1524 konnte das Bistum 57 Pfarreien vorweisen, von denen lediglich 3 dem Bischof inkorporiert waren. Hierzu kamen noch 200 Vikarien innerhalb Lübecks und 150 Vikarien außerhalb der Stadt. Neben zwei Stiften (Segeberg und Eutin), fünf Männerklöstern und drei Frauenklöstern gab es noch 20 niedere Pfründe.
Das Bistum umfasste lediglich ein Archidiakonat, und der Dompropst amtierte zugleich als Archidiakon. Seit 1396 gab es auch Generaloffiziale. Der Bischof, welcher für gewöhnlich im Schloss Eutin residierte, setzte der Reformation nichts entgegen. So wurden bereits 1531 (für die Stadt Lübeck) und 1542 (für das Stiftsgebiet) protestantische Kirchenordnungen erlassen.
Reformation
Während das Bistum als geistliche Einheit in der Reformation unterging, blieb der Besitz von Kapitel und Bischof, das Hochstift, als Territorium erhalten. Das Domkapitel wählte weiterhin den Fürstbischof, welcher seit 1586 stets aus dem Hause Holstein-Gottorp kam. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 war Lübeck das einzige protestantische Fürstbistum im Deutschen Reich. Erst mit der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Stiftsgebiet als Fürstentum Lübeck Teil des (Groß)herzogtums Oldenburg. Das Gebiet entspricht dem des ehemaligen Kreises Eutin.
Das Bistum Lübeck war auch im Besitz des Münzregals und dürfte deshalb eigene Münzen prägen. Davon hat es ab ca. 1571 bis in das 18. Jahrhundert hinein auch Gebrauch gemacht.
Literatur
- Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, ISBN 3-7950-3203-2
- Heinrich Behrens: Münzen und Medaillen der Stadt und des Bisthums Lübeck, Verlag der Berliner Münzblätter, Berlin 1905, unveränderter Nachdruck: Winfrid Bogon Verlag für digitale Publikationen, Berlin 2008, ISBN 978-3-936059-30-4
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Liste der Bischöfe von Lübeck
Adaldag, der Erzbischof von Hamburg und Bremen, gründete im Auftrag von Kaiser Otto I. wahrscheinlich im Jahre 972 das Bistum Oldenburg. Zum ersten Bischof bestimmte er einen Geistlichen namens Egward. Die Nachrichten über einen angeblich ersten Bischof namens Marco oder Merka sind sehr unsicher.
Im Jahre 1160 unter Bischof Gerold wird der Bischofssitz von Oldenburg nach Lübeck verlegt.
Während das Bistum als geistliche Einheit in der Reformation unterging, (1648 aufgelöst) blieb der Besitz von Kapitel und Bischof, das Hochstift, als Territorium erhalten. Das Domkapitel (nunmehr protestantisch) wählte weiterhin den Fürstbischof, welcher seit 1586 stets aus dem Hause Holstein-Gottorp kam. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 war Lübeck das einzige protestantische Fürstbistum im Deutschen Reich. Erst mit der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Stiftsgebiet als Fürstentum Lübeck Teil des (Groß)herzogtums Oldenburg.
- Die folgenden Personen waren
- Bischöfe von Lübeck bzw. Fürstbischöfe von Lübeck (bzw. bis 1160 Bischöfe von Oldenburg)
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Bischöfe
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von
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bis
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Bemerkungen
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Bischöfe von Oldenburg
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Mareus
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952
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968
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auch Marko, Marcus
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Ekward
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968
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974
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Wago
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974
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983
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Egizo
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983
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988
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Volkward
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989
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990
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Reginbert
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992
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1013
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Bernhard
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1013
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1023
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Reinhold
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1023
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1030
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Meinher
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1030
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1038
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Abelin
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1038
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1048
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Ehrenfried
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1051
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1066
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Vizelin
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1149
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1154
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Vorübergehender Sitz des Bistums nach der Zerstörung Oldenburgs 1149 durch die Dänen ist Bosau mit der Petrikirche von 1151
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Bischöfe von Lübeck
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Gerold von Oldenburg/Lübeck
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1155
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1163
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Gerold beginnt 1156 mit dem Bau der Johanniskirche in Oldenburg. Das Bistum wird 1160 von Oldenburg nach Lübeck verlegt
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Konrad I. von Riddagshausen
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1164
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1172
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Mit der Petrikirche entsteht die zweite Hauptkirche
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Heinrich I. von Brüssel
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1172
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1182
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Bei seiner Weihe legt Heinrich der Löwe den Grundstein für den Lübecker Dom
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Konrad II.
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1183
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1184
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Dietrich I.
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1186
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1210
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Berthold
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1210
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1230
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Johannes I.
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1230/1231
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1247
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Albert Suerbeer
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1247
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1253
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Johannes II. von Diest
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1254
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1259
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Johannes II. von Diest war Franziskaner, vorher Bischof von Samland. Er erbaute das Paradies des Lübecker Doms.
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Johannes III. von Tralau
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1260
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1276
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Erbauer des Schlosses Eutins. Zu seiner Zeit brannte auch die Lübecker Marienkirche und hat daher ihre heutige Gestalt.
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Burkhard von Serkem
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1276
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1317
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Doppelgrabplatte mit Johannes Mul (1341–50)
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Heinrich II. Bochholt
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1317
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1341
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stellte 1341 den Ostchor des Lübecker Doms fertig
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Johannes IV. Mul
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1341
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1350
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Mul stammte aus einem niedersächsischen Rittergeschlecht. Am 3. Januar 1315 wurde er am Lübecker Dom durch Bischof Burkhard von Serkem als Kantor und Scholaster eingesetzt. 1327 erhielt er an Schweriner Kirche ein Kanonikat, wurde Kanoniker in Lübeck und am 22. April 1341 in Lübeck durch den Erzbischof von Bremen Burchard Grelle zum Bischof von Lübeck geweiht. Infiziert von der grassierenden Pest verstarb er. Im Dom von Lübeck befindet sich eine Grabplatte die ihn zusammen mit Burkhard von Serkem darstellt.
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Bertram Cremon
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1350
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1377
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Bertram Cremon war von 1350-1377 der 14. Bischof von Lübeck. Am 22. Oktober 1375 empfing er Kaiser Karl IV in Lübeck.
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Nikolaus I. von Meißen
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1377
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1379
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1376 Dekan des Domstiftes Meißen, ernannte ihn Papst Urban VI. am 4. März 1377 zum Bischof von Lübeck. Am 19. März 1379 wurde er Bischof von Meißen.
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Konrad III. von Geisenheim
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1379
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1386
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Er wurde 1358 Protonotar Karls IV. und übernahm 1370 als Kanzler die Leitung der Reichskanzlei. Diese Stelle bekleidete er auch unter dem römisch-deutschen König Wenzel und war in jener Funktion häufig in diplomatischen Diensten am päpstlichen Hof unterwegs. Nach seiner Ernennung zum Bischof von Lübeck blieb er jedoch zugleich bis Dezember 1384 in der Reichskanzlei tätig, während er seine Bischöflichen Aufgaben administrativ seinem Bruder Johann von Geisenheim und Johannes von Klenedenst übertrug.
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Johannes V. von Klenedenst
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1386
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1387
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1377 wurde Klenedenst als Lübecker Bürger vom Lübecker Domkapitel zum Bischof gewählt. Deshalb fuhr Kledenstedt wegen seiner Bestätigung nach Prag, dort erfuhr er dass der Papst einen anderen Bischof ernannt hatte. Dieser war Nicolaus I. Ziegenbock, sp. Nikolaus I. von Meißen, der nicht lange in Lübeck blieb, da er am 19. März 1379 das Bistum Meißen erhielt. Unter dessen Nachfolger Konrad von Geisenheim wurde Klenenstedt um 1381 Generalvikar und Propst in Lübeck. Nach dessen Tod übernahm Klenedenst 1386 das Amt des Bischofs des Bistums Lübeck. Es war ihm keine lange Amtszeit und Wirkung auf das Lübecker Bistum vergönnt, da er schon im Folgejahr starb.
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Eberhard I. Attendorn
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1387
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1399
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Bischof aus Lübecker Ratsfamilie
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Johannes VI. Hundebeke
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1399
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1420
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Johannes VII. Schele
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1420
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1439
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Nikolaus II. Sachau
|
1439
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1449
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Arnold Westphal
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1450
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1466
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Albert II. Krummendiek
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1466
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1489
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stiftete 1477 das Triumphkreuz von Bernt Notke
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Thomas Grote
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1489
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1492
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Dietrich II. Arndes
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1492
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1506
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Wilhelm Westphal
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1506
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1509
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Johannes VIII. Grimholt
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1510
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1523
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Heinrich III. Bockholt
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1523
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1535
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Detlev von Reventlow
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1535
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1535
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erster evangelischer Bischof
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Balthasar Rantzau
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1536
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1547
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Jodokus Hodfilter
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1547
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1551
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Theodor von Rheden
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1551
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1556
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Andreas von Barby
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1556
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1559
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Johannes IX. Tiedemann
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1559
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1561
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Doppel-Epitaph gemeinsam mit seinem Bruder, den Domherrn in Lübeck und Ratzeburg Christopher Tiedemann († 1561) mit lateinischer Inschrift im Chorumgang des Lübecker Doms. Seine Grabplatte aus Bronze im Stil der Renaissance befindet sich ebenfalls im Dom an der Südwand im südlichen Seitenschiff.
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Eberhard II. von Holle
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1561
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1586
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Durchführung der Reformation im Stiftsgebiet
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Fürstbischöfe von Lübeck
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Johann Adolf
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1586
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1607
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Johann Friedrich
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1607
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1634
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Johann X. (Hans)
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1634
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1655
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Christian Albrecht
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1655
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1666
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August Friedrich
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1666
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1705
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Christian August
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1705
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1726
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Karl
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1726
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1727
|
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Adolf Friedrich
|
1727
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1750
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aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf; ab 1751 König von Schweden
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Friedrich August
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1750
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1785
|
1773 Vertrag von Zarskoje Selo, Friedrich August wird Herzog von Oldenburg
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Peter Friedrich Ludwig
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1785
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1803
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1803 Säkularisation des Fürstbistums zum Fürstentum Lübeck
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Quellen und Hinweise
- Friedrich Wilhelm Ebeling: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts - Biographisch, literarisch, historisch und kirchenstatistisch dargestellt. 1. Band, Leipzig 1858, S. 562-589 .
- Ernst Friedrich Mooyer: Verzeichnisse der deutschen Bischöfe seit dem Jahre 800 nach Chr. Geb. Minden 1854, S. 56-57 .
- Hermann Grote: Stammtafeln, Leipzig 1877
- Zu den Bischöfen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck (1933–1978)
- Zu den Bischöfen/der Bischöfin für den Sprengel Holstein-Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (1978–2008) siehe: Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche
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Lübecker Bürgermeister
Die Bürgermeister der Hansestadt Lübeck gehörten zumindest bis zum Spätmittelalter zu den mächtigsten Politikern in Nordeuropa. Kaum eine Entscheidung im Wirtschaftsraum rund um die Ostsee wurde zu dieser Zeit nicht von ihnen mit beeinflusst oder gar bestimmt. Dieser Einfluss reduzierte sich mit dem Bedeutungsverlust, der nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Auflösung der Hanse führte. Im Selbstverständnis der Hanseaten waren die Lübecker Bürgermeister bis 1937 Regierungschefs dieses kleinen Stadtstaates. Mit der Eingliederung nach Preußen und Schleswig-Holstein durch das Groß-Hamburg-Gesetz wurden die Bürgermeister auch in Lübeck örtliche Leiter der kommunalen Verwaltung. Seit 2000 hat Bernd Saxe als erster direkt gewählter Lübecker Bürgermeister das Amt inne.
Bürgermeister Lübecks vor 1811
Diese Auswahl wurde in der zeitlicher Reihenfolge des vorherigen Eintrittes der aufgeführten Personen in den Rat der Stadt erstellt. Die Liste ist aus der Lübeckischen Ratslinie von 1925 abgeleitet. Die Ratslinie verzeichnet die Mitglieder des Rates, soweit bekannt, ebenfalls in der Reihenfolge des Eintritts in den Rat. Diese Aufnahme erfolgte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch Zuwahl, der Rat als Gremium ergänzte sich also selbst, und zwar aus den Korporationen der Kaufleute wie der Zirkelgesellschaft. Der Rat hatte bis zu 24 Mitglieder, die Ratsherren. Diese wählten aus ihrer Mitte im Regelfall vier Bürgermeister, die dieses Amt normalerweise bis zu ihrem Tode innehatten.
12. und 13. Jahrhundert
Schon in den westfälischen Ortsnamen in den Nachnamen der frühen Bürgermeister wird die Migrationsbewegung der Nordostkolonisation von Westfalen und dem Niederrhein her deutlich. Dieser Teil des 13. Jahrhunderts ist aufgrund des gleichzeitigen Einsetzens schriftlicher Chronistik keinesfalls abschließend und auch nicht zuverlässig absicherbar.
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Name und Lebensdaten
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Ratslinie Nr.
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Regierungszeit
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Besonderheiten und Anmerkungen
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Giselbert von Warendorf (um 1140 – nach 1201)
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30
|
um 1168–1188
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wandert von Warendorf/Westfalen nach Lübeck aus. – Lübecker Gesandter bei Friedrich I. „Barbarossa“ (1122–1190).
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Elver v. Bardewik
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56
|
1200
|
|
Lutbert vom Huse
|
63
|
1197–1201
|
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Hinrich Wullenpund († zwischen 1246 und 1250)
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101
|
1229–1230, 1232–1233, 1236, 1240
|
Er erbaute die Wullenpund-Kapelle im Lübecker Dom, in der er auch bestattet wurde. Sie ist auf der Südseite vor dem westlichen Ende des Chorumgangs und wird auch Apostel- oder Rochuskapelle genannt. Er stiftete dem Haus Fleckenhagen zwei Vikarien, die in der Reformation eingezogen wurden.
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Hinrich Witte
|
104
|
1227–1236
|
|
Gottschalck v. Bardewik
|
105
|
1229, 1233–1234, 1240, 1244
|
|
Wilhelm Witte
|
106
|
1250, 1253
|
Er war einer der Gesandten 1226 bei Kaiser Friedrich II., die in Fidenza den Lübecker Reichsfreiheitsbrief erwirkten.
|
Marquard von Hagen
|
154
|
1230–1240
|
|
Hinrich Vorrade
|
157
|
1238–1263
|
|
Hildemar
|
170
|
1250–1266
|
|
Hinrich v. Wittenborg
|
172
|
1255–1256, 1259, 1261, 1268–1269, 1273
|
|
Johann v. Bardewik
|
173
|
1263, 1266, 1269, 1277, 1281, 1283, 1285, 1287
|
|
Vromold von Vifhusen
|
201
|
1271 und 1286
|
|
Hinrich Steneke († 1300)
|
202
|
1276–1277, 1286–1287, 1289, 1291–1294, 1298
|
genannt in Chronik von Detmar: „de vil wisse man“
|
Johann Moench
|
203
|
1266, 1273–1274
|
|
Bertram Stalbuk
|
209
|
1276, 1281, 1283
|
|
Hildebrand v. Mölln
|
220
|
1269–1287
|
|
Arnold Schotelmund
|
229
|
1271–1291
|
|
Alwin vom Steene
|
238
|
1289–1290
|
|
Johann Runese
|
243
|
1292, 1299–1317
|
|
Marquard Hildemar
|
250
|
1286, 1290, 1293, 1297–1300
|
|
Dietrich Vorrade
|
259
|
1291
|
|
Bernhard von Coesfeld († 1301)
|
274
|
1299–1301
|
Er wurde auf dem Markt erstochen.
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|
14. Jahrhundert
|
|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
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Bruno Warendorp (1255–1341)
|
268
|
1301–1341
|
Er war 40 Jahre Bürgermeister.
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Segebodo Crispin († 1323)
|
270
|
1301–1323
|
Tafelbild mit seinem Porträt im Annen-Museum
|
Albert von Bardewik († 1333)
|
272
|
1308–1310
|
|
Alexander Lüneburg (1240–1303) (1240–1303)
|
281
|
1302
|
Erster Ratsherr und Bürgermeister der Patrizierfamilie von Lüneburg – von Livland nach Lübeck übergesiedelt – Grabstein mit Inschrift in der Katharinenkirche
|
Arnold Pape
|
289
|
1314–1319
|
|
Marquard Vorrade
|
291
|
1302–1307
|
1302 mit Johann Runese Gesandter bei Herzog Otto II. von Lüneburg. Vater des Bürgermeisters Bertram Vorrade.
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Hinrich Pleskow († 1341)
|
294
|
1320–1340
|
1296 von Wisby nach Lübeck übergesiedelt
|
Hinrich von Wittenborg
|
296
|
1318–1321
|
1337 ins Domkapitel berufen
|
Hermann Morneweg († 1338)
|
299
|
1312–1338
|
Sohn des Stifters des Heiligen-Geist-Hospitals, Bertram Morneweg.
|
Konrad von Attendorn (1265–1339)
|
300
|
1324–1339
|
errichtet 1285 eine Vikarie in der Kirche St. Petri aus Einkünften der Lüneburger Saline
|
Hermann Warendorp († 1333)
|
305
|
1328–1333
|
|
Marquard von Coesfeld
|
328
|
1341–1342
|
|
Hermann von Wickede I (1294–1367)
|
331
|
1365–1367
|
|
Eberhard von Alen (1280–1342)
|
337
|
1340–1342
|
|
Nicolaus Schoneke
|
339
|
1347
|
|
Bertram Vorrade
|
341
|
1363
|
|
Hinrich Pape
|
342
|
1342
|
|
Tidemann von Güstrow
|
344
|
1347
|
War 1341 in Flandern, von wo er den dortigen Münzmeister nach Lübeck zog. – im Auftrag her Thideman Gustrowe von dem Domvikar Helmicus thymmonis wurde das Lübische Recht geschrieben und Tidemann Gustrowscher Kodex genannt. (Lübeck, Stadtarchiv, Hs. 735 und Marburger Repertorium)
|
Bertram Heideby
|
346
|
1343
|
|
Tidemann Warendorp (1310–1366)
|
352
|
1351
|
|
Hinrich Pleskow († 1341)
|
362
|
1357
|
|
Johann Wittenborg († 1363)
|
366
|
1360
|
Als Befehlshaber in der katastrophalen Niederlage der Flotte gegen Waldemar Atterdag 1363 wurde er hingerichtet.
|
Hermann Gallin
|
368
|
1359
|
|
Johannes Perzeval (1320–1384)
|
372
|
1363
|
|
Jakob Pleskow (1323–1381)
|
373
|
1364
|
Er war als wichtigster Außenpolitiker Lübecks in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bei diversen Friedensverhandlungen beteiligt. Wie sein Neffe Simon Swerting stammte er aus Visby.
|
Simon Swerting (~1340 – vor 1388)
|
387
|
1370
|
Er war bei den Verhandlungen für den Frieden von Vordingborg (1365) beteiligt und hatte seit 1370 den Oberbefehl gegen Waldemar Atterdag.
|
|
|
|
|
Brun Warendorp († 1369)
|
394
|
1367
|
Er war 1368 Befehlshaber bei der Eroberung Helsingborgs. Er starb noch vor der Übergabe der Festung und wurde in der Marienkirche beigesetzt.
|
Gerhard von Attendorn († 1396)
|
397
|
1382
|
Gesandter Lübecks am Kaiserhof
|
Hartmann Pepersack (1330–1385)
|
402
|
1373
|
übergesiedelt von Hildesheim nach Lübeck
|
Gottfried Travelmann († 1391)
|
406
|
1390
|
Er starb auf einer diplomatischen Reise nach Livland.
|
Hinrich Westhof(f) († 1415)
|
409
|
1392
|
|
Goswin Klingenberg
|
414
|
1397
|
|
Johann Lüneburg (um 1360 – nach 1406)
|
???
|
1392 und später
|
1390 Mitglied der Zirkelgesellschaft – besaß in Lübeck die Lachswehr.
|
Johann Nyebur († 1399)
|
419
|
1393
|
Die Kreuzküssung Nieburs (1392) war als Handelsvertrag für die folgenden einhundert Jahre immer wieder die Dat weer Nyeburs crusekussinge zitierte Rechtsgrundlage des Umgangs zwischen Deutschen und Russen in Nowgorod.
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|
15. Jahrhundert
|
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|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Jordan Pleskow (1357–1425)
|
425
|
1400–1425
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft
|
Marquard von Dame († nach 1417)
|
426
|
1406–1408 und 1416-†
|
Ab 1408 vertrat er im HRR und international die Interessen des Alten Rates gegen den Neuen Rat bis zur Wiedereinsetzung im Jahr 1416. Er war einer der Stifter der Zirkelgesellschaft.
|
Henning von Rentelen (1360–1410)
|
434
|
1402
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Konrad Brekewoldt (1350–1447)
|
441
|
1407–1447
|
Er soll fast hundert Jahre alt geworden sein. Mitglied der Zirkelgesellschaft. – Gewandschneider in Lübeck.
|
Hinrich Rapesulver († 1440)
|
442
|
?–1440
|
Testament 1439
|
Hermann von Alen († 1411)
|
446
|
1408–1411
|
Wurde in den Neuen Rat gewählt und zum Bürgermeister ernannt.
|
Johann Lange († 1415)
|
447
|
1408–1409
|
Mitglied des Neuen Rates und Bürgermeister; später Austritt aus dem Rat.
|
Simon Oldesloe († 1412)
|
448
|
1409
|
|
Elert Stange († 1418)
|
449
|
1408–1416
|
|
Johann Growe († vor 1423)
|
455
|
1411–1412
|
Ältermann der Bergenfahrer
|
Tidemann Steen († 1441)
|
467
|
1427
|
Er war 1405 Ältermann der Schonenfahrer und wurde 1416 aus dem Neuen Rat in den wieder eingesetzten Alten Rat übernommen. Später wurde er Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Hinrich Schönenberg († um 1445)
|
484
|
1412–1416
|
|
Hermann Poling
|
485
|
1413
|
Wandte sich gegen die Wiedereinsetzung des Alten Rates 1416 und wurde deshalb zunächst gefangen genommen und dann der Stadt verwiesen. Im Juni 1416 leistete er Urfehde.
|
Johann Bere († 1451)
|
500
|
1436–1451
|
von Lüneburg nach Lübeck eingewandert. Admiral der Schonenfahrer und Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Klingenberg († 1454)
|
507
|
1432–1454
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Lüneburg (1385–1461)
|
511
|
1442–1461
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Kollmann († 1454)
|
512
|
1443–1454
|
|
Bruno Warendorp († nach 1443)
|
515
|
1432–1434 oder 1435
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft und 1443 deren Schaffer. 1434/35 Austritt aus dem Rat.
|
Wilhelm von Calven († 1465)
|
517
|
1441–1465
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Gerhard von Minden († 1462)
|
519
|
1454–1462
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft seit 1447.
|
Bertold Witig († 1474)
|
521
|
1457–1474
|
Seit 1443 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Heinrich von Stiten († 1484)
|
526
|
1466–1484
|
Seit 1467 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Westphal (1397–1474)
|
528
|
1461–1474
|
Seit 1429 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Andreas Geverdes († 1477)
|
529
|
1475–1477
|
Eingewandert von Magdeburg nach Lübeck. Seit 1460 Mitglied der Zirkelgesellschaft. Gewandschneider
|
Hinrich Castorp (1420–1488)
|
533
|
1462–1488
|
1447–1450 Ältermann im Hansekontor in Brügge. Stifter der Kaufleute-Kompagnie, ab 1452 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Wickinghof († 1493)
|
550
|
1484–1493
|
Seit 1470 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Ludeke von Thünen (1430–1501)
|
553
|
1475–1501
|
Seit 1460 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Bruno Bruskow († 1487)
|
557
|
1479–1487
|
Seit 1460 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Heinrich Brömse († 1502)
|
562
|
1487–1502
|
Seit 1479 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Diedrich Hupe († 1498)
|
564
|
1494–1498
|
Mitglied der Kaufleute-Kompagnie, ab 1495 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Hermann von Wickede II (1436–1501)
|
568
|
1489–1501
|
Seit 1470 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Hertze († 1510)
|
571
|
1498–1510
|
Seit 1479 Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
|
|
16. Jahrhundert
|
|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Stiten, Hartwig von († 1511)
|
575
|
1502–1511
|
Sohn des Bürgermeisters Heinrich von Stiten – Mitglied der Zirkelgesellschaft
|
Berck, Tidemann († 1521)
|
576
|
1501–1521
|
1504 Münzvertrag mit Hamburg und Lüneburg; Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Witte, Heinrich († 1523)
|
578
|
1513–1520
|
|
Davissen, David († 1509)
|
581
|
1503–1509
|
1500 Ratsherr; 1504 und 1506 Münzverträge mit Hamburg, 1506 Verhandlungen mit König Johann von Dänemark.
|
Castorp, Heinrich (1451–1512)
|
582
|
1512
|
Ratsherr seit 1500; Mitglied der Zirkelgesellschaft seit 1501
|
Meyer, Hermann († 1528)
|
584
|
1510–1528
|
Ratsherr seit 1500; Mitglied der Zirkelgesellschaft seit 1501; 1512/13 Friedensverhandlungen mit König Johann von Dänemark; mehrmals in Antwerpen wegen Verlegung des Hansekontor in Brügge dorthin 1520
|
Wickede, Thomas von (1472–1527)
|
593
|
1511–1527
|
glänzender Diplomat; seit 1501 Mitglied der Zirkelgesellschaft; 1524 von Friedrich I. wegen Unterstützung gegen Christian II. zum Ritter geschlagen
|
Falcke, Hermann († 1530)
|
598
|
1522–1530
|
seit 1510 mehrmals Oberbefehlshaber der Lübecker Flotte
|
Brömse, Nikolaus (1485–1543)
|
604
|
1520–1531; 1535–1543
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft seit 1508; 1521 am Hof Karl V., wohin er 1531 floh und zum Ritter geschlagen wurde; 1535 kehrte er zurück und nahm 1536 an den Friedensgesprächen mit Christian III. in Hamburg und am Verhör von Jürgen Wullenwever in Braunschweig teil; 1540 Vorsitz auf dem Hansetag in Lübeck
|
Gercken, Joachim († 1544)
|
605
|
1531–1544
|
Bergenfahrer, stammte aus Hagenow; 1532/33 Verhandlung mit Friedrich I. über Ausschluss der Niederländer vom Ostseehandel; April bis November 1534 aus dem Rat ausgeschlossen; 1535 Verhandlungen mit der Bürgerschaft über Wiederherstellung der alten Verhältnisse; 1536 mit Brömse bei den Friedensgesprächen in Hamburg und Wullenwevers Verhör
|
Packebusch, Mattheus († 1537)
|
610
|
1528–1532; 1534–1537
|
Doktor der Rechte aus Stendal; ab 1495 Syndicus; bei allen wichtigen Verhandlungen Lübecks und der wendischen Städte beteiligt; 1532 wegen seines Alters aus dem Rat ausgetreten, aber 1534 wieder eingetreten
|
Plönnies, Hermann († 1533 in Münster)
|
613
|
1529–1531
|
verließ 1531 mit Brömse die Stadt und wurde von Karl V. zum Ritter geschlagen
|
Höeveln, Gotthard von (1468–1555)
|
615
|
1531–1552
|
seit 1527 im Rat; vom Bürgerausschuss unter Jürgen Wullenwever gegen seinen Protest zum Bürgermeister gewählt; trat 1535 aus dem Rat aus, wurde aber von Brömse zum Wiedereintritt beredet
|
Bardewik, Nikolaus (1506–1560)
|
618
|
1544–1560
|
aus Lüneburg, seit 1525 Mitglied des Zirkelgesellschaft, 1527 mit 21 Jahren Ratsherr, Schwiegersohn von Thomas von Wickede; 1532 Befehlshaber der Flotte; 1537–1544 Amtmann in Bergedorf; mehrmals als Gesandter am dänischen Hof
|
Lunte, Gottschalck († 1532)
|
627
|
1531–1532
|
1531 direkt aus dem Bürgerausschuss zum Bürgermeister gewählt, zuvor Hauptmann von Mölln. Seine Witwe heiratete Marx Meyer.
|
Wullenwever, Jürgen († 1537)
|
636
|
1533–1535
|
aus Hamburg; 1533 direkt als Bürgermeister in den Rat eingetreten; erklärte 1533 den Krieg gegen die Niederländer und 1534 gegen Schleswig-Holstein und Dänemark (Grafenfehde); 1535 zum Rücktritt gezwungen; 1537 in Wolfenbüttel hingerichtet
|
Taschenmaker, Ludwig († 1536)
|
637
|
1533–1535
|
1533 wie Wullenwever zum Bürgermeister ernannt; 1535 zurückgetreten; 1536 aufgrund von Wullenwevers „Geständnis“ verhaftet
|
Stöertelberg, Eberhard
|
641
|
1545–1549
|
1533 als Mitglied des Ausschusses in den Rat gekommen und 1535 zurückgetreten, aber 1541 wiedergewählt; 1541 Gesandter bei Christian III.
|
Wibbeking, Paul (1505–1568)
|
655
|
1560
|
Bild in der Marienkirche
|
Meyer, Ambrosius
|
656
|
1551
|
|
Tinnappel, Bartholomeus († 1566)
|
657
|
1564
|
Er kam als kommandierender Admiral der hansischen Flotte bei deren Niederlage im Dreikronenkrieg um.
|
Falke, Hermann (1514–1566)
|
658
|
1553
|
|
Tode, Christoph (1515–1579)
|
663
|
1560–1566
|
Gesandter Lübecks bei Friedensverhandlung mit Schweden und 1570 beim Friedensabschluss in Stettin
|
Lüdinghusen, Anton († 1571)
|
664
|
1562
|
|
Lüneburg, Hieronymus († 1580)
|
666
|
1561
|
Schloss 1563 das Bündnis mit Dänemark und unterzeichnete den Frieden von Stettin. Gründete 1580 die Zirkelgesellschaft neu.
|
Plönnies, Heinrich (um 1510–1580)
|
673
|
1572
|
Sohn des Bürgermeisters Hermann Plönnies
|
Brokes, Johann (1513–1585)
|
680
|
1573
|
|
Broemse, Dietrich von (1540–1600)
|
687
|
1588
|
Neffe des Bürgermeisters Nikolaus Brömse, Besitzer des Brömser Hofes – starb am 5. August 1600 von eigener Hand.
|
Dorne, Hermann von (1535–1594)
|
689
|
1579–1594
|
Wappenepitaph an der Ostwand der Bürgermeisterkapelle in der Marienkirche mit lateinischer Inschrift.
|
Vechtelde, Hermann von (1523–1572)
|
690
|
1571–1572
|
Sohn des Braunschweiger Bürgermeisters Tilman Vechtelde. Starb in einer Ratssitzung. Gedenkplatte mit lateinischer Inschrift verfasst von David Chyträus aus seinem 1800 wegen Baufälligkeit abgebrochenen Epitaph an der Nordwand der Marientidenkapelle der Marienkirche.
|
Lüdinghusen, Johann (1541–1589)
|
691
|
1580–1589
|
Verantwortlich für die Revision des Lübischen Rechts, erschienen 1586 als Statuta und des Stadt Rechts.
|
Lüneburg, Joachim (1512–1588)
|
683
|
1581
|
Schwiegersohn von Anton von Stiten, war maßgeblich mitbeteiligt an der Neugründung der Zirkelgesellschaft
|
Hoeveln, Gotthard V. von (1543–1609)
|
696
|
1589
|
|
Bonnus, Arnold (1542–1599)
|
698
|
1594
|
war der Sohn von Hermann Bonnus; begraben in St. Petri
|
Warmboeke, Hermann
|
707
|
1589
|
|
Lüneburg, Alexander (1560–1627)
|
709
|
1599
|
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17. Jahrhundert
|
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Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Conrad Garmers (1539–1612)
|
710
|
1601–1612
|
Als Gesandter 1594 bei der Krönung von König Sigismund in Uppsala und 1603 beim Zaren Boris Godunow in Moskau
|
Jakob Bording d. J. (1547–1616)
|
720
|
1600–1616
|
|
Heinrich Brokes († 1623)
|
722
|
1609–1623
|
Mitglied der Kaufleutekompagnie
|
Johann Vinhagen (1564–1630)
|
728
|
1619–1630
|
1620 Gesandter in Schweden
|
Lorenz Möller († 1634)
|
729
|
1612–1634
|
1615 Lübecker Gesandter in Kopenhagen – sorgte für die Sicherheit der Stadt Lübeck während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Hatte ein mächtiges hölzernes Epitaph im Stil der Eckernförder Schule Gudewerths in der Marienkirche, nur in der Art noch übertroffen von dem des Matthäus Rodde.
|
Heinrich Köhler (1576–1641)
|
739
|
1624–1641
|
|
Christoph Gerdes (1590–1661)
|
747
|
1627–1661
|
|
Johann Kampferbeke († 1639)
|
749
|
1634–1639
|
|
Heinrich Wedemhof (1584–1651)
|
751
|
1630–1651
|
|
Otto Brokes († 1652)
|
752
|
1640–1652
|
Bruder des Bürgermeisters Heinrich Brokes (Nr. 722)
|
Hermann von Dorne (1585–1665)
|
757
|
1651–1665
|
|
Gotthard von Höveln (1603–1671)
|
765
|
1654–1669
|
Trat aus Protest gegen den Kassarezess aus dem Rat aus
|
Anton Köhler (1585–1657)
|
767
|
1642–1657
|
|
Gottschalk von Wickede (1597–1667)
|
769
|
1659–1667
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Johann Marquard (1610–1668)
|
763
|
1663–1668
|
|
Matthäus Rodde (1598–1677)
|
775
|
1667–1677
|
Spanienfahrer
|
Heinrich Kerkring (1610–1693)t
|
780
|
1671–1693
|
Mitglied der Zirkelgesellschaf
|
Johann Ritter (1622–1700)
|
785
|
1669–1700
|
|
Konrad Schinkel († 1682)
|
786
|
1680–1682
|
|
David Gloxin (1597–1671)
|
792
|
1666–1671
|
|
Johann Siricius (1630–1696)
|
798
|
1687–1696
|
Als Jurist wurde er 1657 Sekretär des Hansekontors auf der Bryggen in Bergen. 1677 war er Gesandter in Kopenhagen, um die Freigabe der Lübecker Schiffe zu erreichen, die bei Ausbruch des Schonischen Krieges zwischen Dänemark und Schweden beschlagnahmt worden waren.
|
Bernhard Diedrich Brauer († 1686)
|
799
|
1669–1686
|
Er war zunächst als Anwalt (Brauer von Hachenburg) am Reichskammergericht in Speyer tätig. 1667 Syndikus und Dompropst in Lübeck.
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Anton Winckler (1657–1707)8021694–1707Epitaph mit Marmorbüste von Thomas Quellinus in der Marienkirche im nördlichen Chorumgang.
|
802
|
1694–1707
|
Epitaph mit Marmorbüste von Thomas Quellinus in der Marienkirche im nördlichen Chorumgang.
|
Gotthard Marquard († 1694)
|
805
|
1692–1694
|
Bruder des Bürgermeisters Johann Marquard (Nr. 763)
|
Gotthard Kerkring (1639–1705)
|
808
|
1697–1705
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft. Epitaph für den Pater Patriae in der Marienkirche am ersten Wandpfeiler des Südschiffs.
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Hieronymus von Dorne (1646–1704)
|
809
|
1695–1704
|
Sohn des Bürgermeisters Hermann von Dorne. Epitaph mit lateinischer Inschrift von Thomas Quellinus im Nordschiff der Marienkirche, westlich der Totentanzkapelle.
|
|
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1700 bis 1811
Der Zeitraum umfasst neben dem 18. Jahrhundert die Erlangung der vollen völkerrechtlichen Souveränität Lübecks durch die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches bis zur Lübecker Franzosenzeit. Er endet mit der Eingliederung des Stadtstaates durch Frankreich 1811. Damit verbunden war die Aufhebung der alten Verfassung und die Einführung des französischen Kommunalverwaltungsrechts.
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|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Johann Westken (1623–1714)
|
810
|
1703
|
Epitaph am sechsten Wandpfeiler des Südschiffs der Marienkirche.
|
Thomas von Wickede (1646–1716)
|
815
|
1708
|
Enkel von #713; Mitglied der Zirkelgesellschaft. 1680 als 12. Mitglied seiner Familie in den Senat gewählt wurde er der fünfte Bürgermeister der Familie. Epitaph mit lateinischer Inschrift im südlichen Seitenschiff der Aegidienkirche am zweiten Wandpfeiler zu seinem Andenken als Vorsteher der Kirche, siehe die weitere Gedenktafel aus dem Jahr 1645. Begraben wurde er in der Marienkirche.
|
Sebastian Gercken (1656–1710)
|
820
|
1706
|
Geboren in Magdeburg. Epitaph in der Katharinenkirche. Zweite Grabkapelle im südlichen Seitenschiff mit lateinischer Inschrift.
|
Adolf Mattheus Rodde (1655–1729)
|
824
|
1708
|
|
Peter Hinrich Tesdorpf (1648–1723)
|
831
|
1715
|
|
Daniel Müller (1661–1724)
|
835
|
1717
|
|
Hermann Rodde (1666–1730)
|
836
|
1717
|
|
Joachim Lothar Carstens (1655–1727)
|
842
|
1722
|
|
Jakob Hübens (1654–1731)
|
844
|
1731
|
Hübens verstarb im Jahr seiner Bürgermeisterschaft.
|
Heinrich Balemann (1677–1750)
|
846
|
1724
|
Epitaph im südöstlichen Chorumgang der Marienkirche links des Nebenportals mit lateinischer Inschrift.
|
Heinrich von Brömbsen (1673–1732)
|
847
|
1728
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft
|
Anton von Lüneburg (1678–1744)
|
848
|
1732
|
Der letzte seines Geschlechts; Mitglied der Zirkelgesellschaft
|
Christian Albrecht Niemann (1680–1734)
|
850
|
1731
|
|
August Simon Lindholtz (1679–1743)
|
851
|
1735
|
|
Johann Heinrich Dreyer (1670–1737)
|
853
|
1732
|
Schonenfahrer
|
Hermann Münter (1679–1743)
|
856
|
1738
|
Bewirtete am 19. November 1716 Zar Peter den Großen mitsamt seinem Gefolge in seinem Hausgarten.
|
Gotthard Arnold Isselhorst (1682–1765)
|
858
|
1744
|
|
Johann Adolph Krohn (1674–1750)
|
860
|
1744
|
|
Heinrich Rust (1678–1757)
|
862
|
1743
|
|
Mattheus Rodde (1681–1761)
|
869
|
1757
|
Sein Porträt von Stefano Torelli im Haus der Kaufmannschaft.
|
Johann Friedrich Carstens (1696–1761)
|
871
|
1750
|
Vollzog gemeinsam mit dem Ratsherrn Philipp Caspar Lamprecht (#882) im Jahr 1747 den Vergleich über die lauenburgischen Gebiete (die sog. Möllner Pertinenzien) mit Kurhannover.
|
Andreas Albrecht von Brömbsen (1703–1767)
|
872
|
1750
|
Sohn von #847; Mitglied der Zirkelgesellschaft; Sein Epitaph mit lateinischer Inschrift hängt an der Westwand der Heiligen-Leichnamskapelle im Nördlichen Seitenschiff der Jakobikirche
|
Ludwig Philipp Roeck (1697–1768)
|
879
|
1761
|
Schonenfahrer; sein Epitaph befand sich in der Petrikirche.
|
Daniel Haecks (1706–1778)
|
883
|
1757
|
|
Friedrich Green (1701–1773)
|
887
|
1769
|
Novgorodfahrer
|
Heinrich Diedrich Balemann (1703–1768)
|
889
|
1761
|
Sohn von #846. Ab 1728 vierter Ratssekretär und Registrator, 1738 Protonotar. 1750 Ratsherr.
|
Georg Wilhelm Detharding (1701–1782)
|
890
|
1765
|
Bestattet in einer 1761 errichteten Kapelle der Katharinenkirche, der Detharding-Kapelle. Lateinische Inschrift am barocken Sarkophag.
|
Joachim Peters (1712–1788)
|
895
|
1773
|
Novgorodfahrer. Grabdenkmal in der Marienkirche in der Warendorpkapelle im Südschiff mit lateinischer Inschrift.
|
Bernhard von Wickede (1705–1776)
|
898
|
1773
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft
|
Franz Bernhard Rodde (1721–1790)
|
899
|
1789
|
Mitglied der Kaufleute-Kompagnie
|
Joachim Matthias Lütkens (1713–1780)
|
903
|
1777
|
Epitaph mit lateinischer Inschrift im nördlichen Seitenschiff der Aegidienkirche, neben dem Hauptportal.
|
Hermann Georg Bünekau (1729–1805)
|
904
|
1778
|
Herausgeber der Bibliotheca juris Lubecensis.
|
Johann Arnold Isselhorst (1720-1785)
|
909
|
1781
|
Sohn von #858. 1745 Ratssekretär und Registrator. 1750 Protonotar, Ratsherr 1765.
|
Joachim Tanck (1724–1793)
|
910
|
1783
|
|
Heinrich Brockes II. (1706–1773)
|
912
|
1768
|
Abkömmling von #722.
|
Anton Diedrich Wilken (1715–1792)
|
913
|
1790
|
Ältermann der Schonenfahrer
|
Georg Blohm (1733–1798)
|
918
|
1792
|
Bergenfahrer
|
Hermann Diedrich Krohn (1734–1805)
|
919
|
1786
|
1759 Dritter Ratssekretär und Registrator, 1765 Zweiter Ratssekretär, 1769 Erster Ratssekretär (Protonotar). 1773 Ratsherr.
|
Christian von Brömbsen (1742–1808)
|
921
|
1800
|
Sohn des Besitzers von Gut Nütschau. Mitglied der Zirkelgesellschaft.
|
Gabriel Christian Lembke (1738–1799)
|
925
|
1794
|
|
Johann Georg Böhme (1730–1804)
|
928
|
1799
|
Schonenfahrer
|
Johann Philipp Plessing (1741–1810)
|
930
|
1804
|
|
Johann Caspar Lindenberg (1740–1824)
|
934
|
1805
|
|
Mattheus Rodde (1754–1825)
|
936
|
1806
|
Ehemann von Dorothea Schlözer.
|
Nicolaus Jacob Keusch (1745–1817)
|
937
|
1817
|
Wurde 1790 als wortführender Ältermann der Schonenfahrer vor der Franzosenzeit in den Rat gewählt.
|
Johann Matthaeus Tesdorpf (1749–1824)
|
940
|
1806
|
1773 Dritter Ratssekretär und Registrator, erhielt zunächst eine Fortbildungsreise nach Wetzlar, Regensburg und Wien bewilligt.
|
Stephan Hinrich Behncke (1747–1824)
|
943
|
1818
|
Ältermann der Bergenfahrer. Eintritt in den Rat vor der Franzosenzeit
|
Friedrich Nölting (1759–1826)
|
945
|
1826
|
Ältermann der Schonenfahrer. Eintritt in den Rat vor der Franzosenzeit. Verstarb einen Monat nach der Wahl zum Bürgermeister.
|
Peter Hinrich Tesdorpf (1751–1832)
|
946
|
1827
|
Ältermann der Kaufleute-Kompagnie. Eintritt in den Rat vor der Franzosenzeit
|
Georg David Richerz (1742–1811)
|
947
|
1810
|
Prokurator am Obergericht. Ratsherr 1799. Sohn des Seniors Georg Hermann Richertz († 1767)
|
Christian Adolph Overbeck (1755–1821)
|
949
|
1814
|
Mitbegründer und Direktor der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. Eintritt in den Rat vor der Franzosenzeit
|
|
|
1811 bis 1813 war Lübeck Teil des Französischen Kaiserreichs
In der Franzosenzeit gehörte Lübeck zum Département des Bouches de l'Elbe. Entsprechend trat der Maire an die Stelle der Bürgermeister.
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|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Johann Matthaeus Tesdorpf
|
940
|
1811
|
provisorischer Maire
|
Anton Diedrich Gütschow
|
ohne
|
1811–1813
|
Maire, vor und nach der Franzosenzeit Stadtsyndikus
|
Friedrich Adolph von Heintze (1768–1832)
|
ohne
|
1813
|
provisorischer Maire
|
|
|
Bürgermeister Lübecks 1813 bis 1946
Der Zeitraum von den Koalitionskriegen bis nach dem Zweiten Weltkrieg beinhaltet zunächst eine Phase der unbedingten Restauration. 1848 fügte sich das Lübecker Staatswesen und es kam zu einer ersten Verfassungsänderung im neuzeitlichen Sinne, der weitere folgten, bis durch das Groß-Hamburg-Gesetz die Eigenstaatlichkeit der Stadt verloren ging. Seither waren und sind die Bürgermeister Stadtväter zunächst in einer preußischen und seit Ende des Zweiten Weltkrieges in einer schleswig-holsteinischen Großstadt.
|
|
Name und Lebensdaten
|
Ratslinie Nr.
|
Regierungszeit
|
Besonderheiten und Anmerkungen
|
Johann Matthaeus Tesdorpf
|
940
|
1813–1824
|
Ratsmitglied seit 1794/1813.
|
Christian Adolph Overbeck
|
949
|
1814-
|
Ratsmitglied seit 1800/1813
|
Zwischen 1824 und 1916 hatten folgende Personen das Bürgermeisteramt mehrmals für jeweils ein Jahr inne:
|
|
|
|
Christian Heinrich Kindler (1762–1845)
|
953
|
1821, 1825, 1827, 1829, 1831, 1833, 1834, 1835, 1837, 1839, 1841, 1843
|
Ratsherr seit 1803/1813, Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1842)
|
Adolph Hinrich Voeg (1766–1833)
|
961
|
1825, 1826, 1828, 1830, 1832
|
Seit 1814 im Rat.
|
Peter Hinrich Tesdorpf
|
946
|
1827
|
Ratsherr 1798/1813.
|
Thomas Günther Wunderlich
|
960
|
1833
|
Wurde 1810 aus der Kaufleute-Kompagnie in den Rat gewählt und 1852 in den Ruhestand versetzt.
|
Johann Heinrich Kipp (1771–1833)
|
970
|
1833
|
|
Christian Nicolaus von Evers (1775–1862)
|
959
|
1836, 1838, 1840, 1842, 1844
|
Mitglied der Zirkelgesellschaft. Ratsherr seit 1809/1813, 1852 in den Ruhestand versetzt.
|
Bernhard Heinrich Frister
|
971
|
1833, 1845, 1846, 1853/54
|
1821 in den Rat gewählt. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1856)
|
Johann Joachim Friedrich Torkuhl
|
974
|
1845, 1847, 1848, 1851/52, 1857/58
|
Ratsherr seit 1824, trat wegen Erblindung 1865 in den Ruhestand. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1865)
|
Heinrich Brehmer
|
985
|
1849/50, 1861/62, 1865/66
|
1870 im Ruhestand. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1870)
|
Friedrich Matthias Jacobus Claudius
|
983
|
1851/52
|
|
Karl Ludwig Roeck
|
982
|
1855/56, 1859/60, 1863/64, 1867/68
|
Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1864)
|
Theodor Curtius
|
994
|
1869/70, 1873/74, 1877/78
|
Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1885)
|
Heinrich Theodor Behn
|
998
|
1871/72, 1875/76, 1879/80, 1883/84, 1887/88, 1891/92, 1895/96
|
Ging 1901 im Alter von 82 Jahren in den Ruhestand. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1895)
|
Arthur Gustav Kulenkamp
|
1004
|
1881/82, 1885/86, 1889/90, 1893/94
|
|
Wilhelm Brehmer
|
1005
|
1897/98, 1901/02
|
Trat 1904 in den Ruhestand. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1901)
|
Heinrich Klug
|
1012
|
1899/1900, 1903/04
|
Eröffnete in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II. mit einer Fahrt der Senatsbarkasse Lubeca vom Kaisertor zum Burgtor den Elbe-Lübeck-Kanal. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1904)
|
Johann Georg Eschenburg
|
1017
|
1905/06, 1909/10, 1913/14
|
Schritt mit Kaiser Wilhelm II. anlässlich dessen (letzten) Besuches Lübecks die Ehrenkompanie ab. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1910)
|
Ernst Christian Johannes Schön
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1022
|
1907/08
|
|
Johann Hermann Eschenburg
|
1016
|
1911/12, 1915/16
|
Er trat im November 1918 in den Ruhestand. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1914)
|
Emil Ferdinand Fehling
|
1023
|
1917–1920
|
Nunmehr wieder mehrjährige Amtsperioden; Bürgermeister Fehling war das einzige Staatsoberhaupt eines Landes des Deutschen Kaiserreiches, das die Novemberrevolution im Amt politisch überlebte. Inhaber der Gedenkmünze Bene Merenti (1917)
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Johann Martin Andreas Neumann
|
1029
|
1921–1926
|
Parteilos, aber mit deutschnationalen Sympathien. Nach einer Pressekampagne trat er kurz vor den Feierlichkeiten zum 700. Jubiläum der Reichsfreiheit Lübecks zurück.
|
Paul Löwigt
|
1038
|
1926–1933
|
Der erste von der SPD gestellte Bürgermeister in Lübeck. Das einzige sozialdemokratische Oberhaupt des Lübecker Staates. Trat unter dem Druck der laufenden Gleichschaltung gemeinsam mit allen SPD-Senatoren zurück.
|
Otto-Heinrich Drechsler
|
ohne
|
1933–1945
|
Zahnarzt, NSDAP-Oberbürgermeister. Beging Selbstmord in britischer Haft im Mai 1945.
|
Gerhard Schneider
|
ohne
|
1945
|
Bürgermeister
|
Friedrich Reeh
|
ohne
|
1945
|
kommissarischer Bürgermeister (berufen durch die Britische Militärregierung)
|
Emil Helms
|
ohne
|
1945–1946
|
kommissarischer Oberbürgermeister (berufen durch die Britische Militärregierung)
|
|
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Kreis-Resident-Officers der Britischen Militärregierung
Der Kreis-Resident-Officer des Stadtkreises Lübeck (820. Detachment) unterstand seit dem 3. Mai dem Militärgouverneur von Schleswig-Holstein, Gail Patrick Henderson, Brigadegeneral des 8. britischen Armeekorps in Plön, ab 11. Mai Detachment Military Government in Kiel. Dieser unterstand seinerseits dem Feldmarschall Bernard Montgomery als Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Deutschland (21. Britische Heeresgruppe). Der Kreis-Resident-Officer hatte seine Dienststelle in den ehemaligen Räumen der Lübecker NSDAP im Kanzleigebäude. Der britische Stadtkommandant hatte seine Dienststelle im Behnhaus.
- 1945–1946: Oberstleutnant A. J. R. Munro
- 1947–1950(?): H. Gerald Sullivan (1899–1979)
Vorsitzende der Bürgerschaft seit 1946
Die neue Verfassung wurde durch die Militärregierung am 13. April 1946 erlassen, die ersten freien Wahlen seit 1933 fanden am 13. Oktober 1946 unter Aufsicht der Militärregierung statt. Der Vorsitzende der Bürgerschaft ist höchster Repräsentant der Stadt.
- 1946–1950: Otto Passarge (SPD), Bürgermeister
- 1950–1955: Heinrich Niendorf, Stadtpräsident
- 1955–1956: Walther Böttcher (CDU), Stadtpräsident
- 1956–1962: Werner Kock (SPD), Stadtpräsident
- 1962–1966: Gerhard Gaul (CDU), Stadtpräsident
- 1966–1969: Werner Kock (SPD), Stadtpräsident
- 1970–1974: August Heine (SPD), Stadtpräsident
- 1974–1979: Gerhard Gaul (CDU), Stadtpräsident
- 1979–1986: Sophus Pohl-Laukamp (CDU), Stadtpräsident
- 1986–1990: Ingeborg Sommer (SPD), Stadtpräsidentin
- 1990–2003: Peter Oertling (SPD), Stadtpräsident
- 2003–2008: Peter Sünnenwold (CDU), Stadtpräsident
- seit 2008: Gabriele Schopenhauer (SPD), Stadtpräsidentin
Leiter der Verwaltung seit 1946
- 1946–1950: Emil Helms, Oberstadtdirektor
- 1950–1956: Otto Passarge (SPD), Bürgermeister
- 1956–1959: Walther Böttcher (CDU), Bürgermeister
- 1959–1970: Max Wartemann, Bürgermeister
- 1970–1976: Werner Kock (SPD), Bürgermeister
- 1976–1988: Robert Knüppel (CDU), Bürgermeister
- 1988–2000: Michael Bouteiller (SPD), Bürgermeister
- 2000– heute: Bernd Saxe (SPD), Bürgermeister
Literatur
- Ahasver von Brandt: Bene Merenti – Ein Lübisches Ehrenzeichen, seine Geschichte und seine Inhaber. In: Der Wagen. 1958, S. 58–64.
- Friedrich Bruns: Die Lübecker Syndiker und Ratssekretäre bis zur Verfassungsänderung von 1851. In: ZVLGA. Band 29, 1938, S. 91–168.
- Adolf Clasen: Verkannte Schätze – Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch. Lübeck 2002, ISBN 3795004756, S. 22ff.
- Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Lübeck 1925.
- Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeck-Lexikon. Die Hansestadt von A bis Z. Lübeck 2006.
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Lübecker Brauereigeschichte
Die Geschichte des Bierbrauens hat in Lübeck eine lange Tradition. Wann mit dem Brauen in der Stadt begonnen wurde, ist heute nicht mehr nachweisbar.
Mittelalter bis zur Auflösung der Brauerzunft
Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit hatte Lübeck etwa 180 Brauhäuser. Sie befanden sich im historischen Stadtkern. 1407 arbeiteten im Johannis-Quartier 57 Brauer, im Jakobi-Quartier waren es zehn, die höchste Zahl hatte das Marien-Magdalenen-Quartier mit 65. Weitere etwa 40 Brauhäuser befanden sich im übrigen Stadtgebiet. Mit Wasser versorgt wurden sie von der Lübecker Brauerwasserkunst.
Die Brauhäuser des Mittelalters waren meist zweigeschossig. Erst im 16. Jahrhundert entstanden die mehrgeschossigen Brauhäuser mit Treppengiebel.
Das Braurecht war an das Haus gebunden, nicht an den Brauer. Neue Brauhäuser durften nur mit Genehmigung des Stadtrats errichtet werden, auch die Zustimmung der Nachbarn war erforderlich. Die Stadt löste 1864 die letzten Braugerechtigkeiten ab, zu diesem Zeitpunkt waren es noch 93.
Im frühen 15. Jahrhundert wurde Stadtbier, Stopbier und Exportbier gebraut. 49 Brauer stellten 1407 Stadtbier her, 30 Stopbier. Das Exportbier von 100 Brauereien ging vornehmlich in den Ostsee-Raum sowie nach England, Holland und Flandern, in der frühen Neuzeit sogar bis Ostindien.
Im 16. Jahrhundert war eine Konzession des Rats erforderlich. Das Oberstadtbuch verzeichnete 182 Brauhäuser. 22 wurden darin als Brauhaus bezeichnet, 112 waren Rotbräuhäuser, die Exportbier herstellten, 48 Weißbrauhäuser produzierten Stadtbier. Als Brauhaus wurde etwa ein Gebäude in der Beckergrube genutzt, in dem sich heute das Sterne-Restaurant Wullenwever befindet.
Der Bierexport sank seit dem späten 17. Jahrhundert; das Braugewerbe schrumpfte. 1865 löste der Rat die Brauerzunft auf. Bedingt durch die Mechanisierung entstanden mehrere größere Brauereien.
Röper
Die Röper Brauerei, auch bekannt als Adler-Brauerei, war eine Brauerei im 19. Jahrhundert in Lübeck. Sie wurde bekannt durch die Herstellung von Rotbier.
Nachdem der Senat am 23. November 1864 das Gesetz zur Umgestaltung der hiesigen Brauwesens erlassen hatte, beantragte der Kaufmann Ludwig August Friedrich Röper zum Jahresende 1864 die Erlaubnis für den Betrieb einer Bierfabrik. Als Firmengrundstück sollte sein Anwesen auf dem ehemaligen Pferdekäuterfeld vor dem Burgtor auf der linken Seite des Weges nach Wesloe dienen, das später als Arnimstraße Nr. 29 registriert wurde. Nachdem dieser Antrag öffentlich bekannt gemacht worden war, erhoben zwei Anlieger Einspruch. Sie waren der Ansicht, dass der Schornstein mindestens 30 Meter hoch zu errichten sei, damit sie nicht durch die Rauch- und Rußemissionen benachteiligt würden. Baudirektor Dr. Krueg entgegnete auf diesen Widerspruch, dass er gegenstandslos sei, da diese Beschwerden von der Anlegung einer Dampfbierbrauerei ausgingen. Er wolle die benötigte beugende Kraft durch Handbetrieb oder durch einen Pferdegöpel gewinnen. Es werde also auch nur ein gewöhnlicher Brauschornstein erforderlich sein, welcher frei mitten im Gebäude aufgeführt werden soll.
Bis 1886 besaß der Kaufmann Röper Lübecks erste Bierbrauerei außerhalb der Kernstadt, die nicht mehr mittelalterlichen Brauordnungen unterstand. Danach wurde sie unter dem Inhaber Dietrich Hassenpflug bis 1893 am selben Ort weitergeführt und dann unter dem Namen Adler-Brauerei bekannt gemacht. Die Brauerei wurde allerdings nicht konsequent modernisiert, gegen die Übermacht der Konkurrenz konnte man sich somit auf Dauer nicht durchsetzen.
Die Brauerei wurde nach dem Ersten Weltkrieg von der Brauerei Lück übernommen.
Brauerei H. Lück zur Walkmühle
Die Brauerei H. Lück zur Walkmühle wurde 1866 gegründet. Sie entwickelte sich zur größten und erfolgreichsten Lübecker Brauerei. Die meisten Konkurrenten wurden von ihr übernommen. 1979 wurde sie an die Bavaria-Brauerei verkauft, 1988 wurde sie geschlossen.
Actien-Bier-Brauerei Lübeck
Die Brauerei wurde im Juni 1881 gegründet und war in der Lachswehr-Allee 14/22 im Stadtteil St. Lorenz angesiedelt. Der Absatz war so gering, dass sie in den ersten Jahren ständig von Schließung bedroht war. In den folgenden Jahren bis zum ersten Weltkrieg konnte sie sich schließlich in Lübeck doch noch etablieren. 1899 wurde sie in Lübecker Actien Brauerei umbenannt. 1931 wurde der Betrieb von der Brauerei Lück übernommen. Die Gebäude existieren bis heute und sollen demnächst abgerissen werden.
Hansa Brauerei, Joh.´s Uter & Co.
Gegründet 1883 in der Fackenburger Allee 96/104. Sie war zunächst als kleine Brauerei angelegt, verfügte aber über reichlich Grundstück und wurde in den folgenden Jahrzehnten erweitert. Der Jahresaustoß betrug 1900 etwa 30.000 Hektoliter. 1952 wurde der Betrieb von der Brauerei Lück übernommen.
Brauerei H. Wilcken
Gegründet wurde diese Brauerei 1881 in einem alten Lübecker Kernstadthaus in der Engelswisch Nr. 19. Es wurde obergäriges Bier hergestellt. Das so genannte Braunbier war zu dieser Zeit sehr begehrt. Das Unternehmen wurde nie größer als eine Hausbrauerei. Dennoch existierte es bis 1972 und wurde von Lück übernommen. Wilcken Pils war das letzte Bier, welches von Lück bis zur Schließung 1989 produziert wurde. Hinter den alten Fassaden der Wilckenschen Speicher befindet sich seit 1981 die Turnhalle der Ernestinenschule.
Brauberger zu Lübeck
Die Brauerei Brauberger zu Lübeck in der Alfstraße wurde als Gasthausbrauerei 1989, also dem Jahr der Schließung der Lück Brauerei, gegründet. Ihr Konzept ist das Brauen von Zwickelbier, wie es bereits im Mittelalter hergestellt wurde. Dabei wird vollständig alles per Hand hergestellt, in Holzfässern gelagert und ausgeschenkt.
Sie ist die letzte heute noch existierende Brauerei Lübecks.
Weitere ehemalige Brauereien in Lübeck
- Brauerei Ernst Schnür
- St.Lorenz Brauerei W.Aly
- Vereinsbrauerei eGmbh
- Lübsch-Privatbrauerei
- Brauerei H.Bade
- Brauerei J.C.A.Osbahr
- Anker-Brauerei Hermann Stamer
- Brauerei zur Mühlenbrücke Burkhard Bange
- Dampfbrauerei Paul Flemming
- Braunbierbrauerei Hermann Stamer
- Brauerei Ferdinand Weiermiller
- St.Gertrud Brauerei Louis Hochbaum
- Brauerei im alten Zolln
- Brauerei Eduard Nickels Wwe
Literatur
- Rüdiger Sengebusch: Zeitenwende – Fabriken in Lübeck. Entwicklungsmerkmale moderner Fabrikarbeit im Stadtstaat Lübeck 1828–1914. Amt für Kultur, Lübeck 1993, ISBN 3-7950-0114-5 (Dokumentationen und Forschungen zur Stadtgeschichte 3).
- Wolfgang Frontzek: Brauhäuser, Brauwesen. In: Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeck-Lexikon. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-7777-X, S. 54–55.
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Universität zu Lübeck
Die Universität zu Lübeck ist eine Hochschule in der Hansestadt Lübeck (Deutschland), die 1964 zunächst als zweite Medizinische Fakultät der Universität Kiel eingerichtet wurde. Studienangebot und Forschungstätigkeit der Universität zu Lübeck haben ihren Ausgangspunkt in der Medizin.
Die Universität zu Lübeck trägt diesen Namen seit Mai 2002. Sie wurde 1964 als Medizinische Akademie Lübeck gegründet. 1973 wurde sie selbstständige wissenschaftliche Hochschule, zunächst unter dem Namen Medizinische Hochschule Lübeck, seit 1985 als Medizinische Universität zu Lübeck.
Allgemeines
An der Universität sind etwa 3.300 Studenten, 160 Professoren und 100 Privatdozenten tätig. Das Universitätsklinikum Lübeck wurde am 1. Januar 2003 mit dem Universitätsklinikum Kiel zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und damit zum zweitgrößten Universitätsklinikum Deutschlands zusammengeschlossen. Mit über 5300 Mitarbeitern gehören die Universität und das Klinikum zu den größten Arbeitgebern der Region Lübeck.
Zur Zeit bestehen 14 Institute in der Sektion Informatik/Technik, darunter Grundlagenfächer wie Mathematik und Theoretische Informatik und neue Disziplinen wie Telematik oder das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme; weitere acht Institute in der Sektion Naturwissenschaften, hierbei auch das geisteswissenschaftliche Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung. Die Sektion Medizin beinhaltet 39 Institute. Im Lübecker universitären Bachelor- und Master-Studiengang Informatik stehen die Nebenfächer Medizinische Informatik, Bioinformatik/Biomathematik, Robotik und Automation, Medieninformatik sowie IT-Sicherheit und Zuverlässigkeit zur Auswahl.[1]
Neben den Vollstudiengängen führt die Universität gemeinsam mit der Fachhochschule Lübeck den Master-Studiengang „Biomedical Engineering“ durch. An der Universität besteht in Kooperation mit der Fernuniversität Hagen ein Zentrum für Fernstudium und Weiterbildung. Das Studium Generale und die Sonntagsvorlesungen wenden sich auch an Nicht-Studenten. Das auf Anregung von Günter Grass und mit seiner Unterstützung gegründete Lübecker Literarische Colloquium bietet regelmäßige Dichterlesungen und Seminare über Literatur an.
Wissenschaftlich ist die Universität eng mit dem Forschungszentrum Borstel (Zentrum für Medizin und Biowissenschaften) und dem Institut für Krebsepidemiologie (Registerstelle des Krebsregisters Schleswig-Holstein) verbunden. Die Forschungsarbeit des Instituts genießt hohes Ansehen. So hat die Deutsche Krebshilfe für das in Schleswig-Holstein initiierte Projekt zur „Qualitätssicherung in der Diagnostik von Brustkrebs“ (QuaMaDi) bis 2010 insgesamt 161.000 Euro Spendengelder bereitgestellt. Nach Angaben der Organisation fanden Wissenschaftler um Alexander Katalinic jetzt heraus, dass durch diese Versorgungsform die Heilungschancen nach der Diagnose Brustkrebs beachtlich erhöht werden. Ein Grund sei die durch das Qualitätssicherungsprogramm gewährleistete sichere und frühe Diagnose der Erkrankung. Die Forscher veröffentlichten die Studienergebnisse im Fachmagazin „Cancer Epidemiology“
Die Universität war an den Planungen der Hansestadt Lübeck und des Landes Schleswig-Holstein zum Hochschulstadtteil Lübeck auf dem Gelände des ehemaligen Gutes Strecknitz beteiligt. Das stadtplanerische Konzept mit Modellcharakter umfasst insbesondere den Aufbau eines Wissenschafts- und Technologieparks (WTP) „Innovations-Campus Lübeck“ für einen intensiven Transfer zwischen Universität und Firmenneugründungen.
Außerdem ist die Universität am Verbund Norddeutscher Universitäten zur Verbesserung von Lehre und Forschung beteiligt.
Sektionen und Studiengänge
Die Universität ist gegliedert in die Sektionen Medizin, Informatik/Technik und Naturwissenschaften und bietet die folgenden Studiengänge an:[2]
- Humanmedizin
- Informatik
- Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften (ehemals Computational Life Science, CLS)
- Medizinische Informatik
- Medizinische Ingenieurwissenschaft
- Molecular Life Science (ehemals Molekulare Biotechnologie)
Weitere Studienangebote sind:
- Die Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences
- Der Masterstudiengang „Biomedical Engineering“
- Das Fernstudium „Historische Stadt“
- Das Zentrum für Fernstudium und Weiterbildung
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Die Universität mit dem Universitätsklinikum Lübeck ist wesentlicher Initiator und wissenschaftlicher Projektpartner im „Center of Excellence in Medical Technology“ (CEMET)[3] Schleswig-Holstein und Zentrum für die Erforschung der genetischen Ursachen von Herz-Kreislauferkrankungen im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes. Zu den national und international anerkannten Forschungsschwerpunkten der Universität zählen insbesondere die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Sonderforschungsbereiche 367 (Molekulare Mechanismen entzündlicher und degenerativer Prozesse)[4] und 470 (Glycostrukturen in Biosystemen - Darstellung und Wirkung)[5] sowie Klinische Forschergruppen zur „Neuroendokrinologie“ und zur „Intersexualität“.
Im Rahmen der Exzellenzinitiative wurde die Universität am 19. Oktober 2007 mit der Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences anerkannt und zukünftig nachhaltig gefördert. Diese Graduate School Lübeck[6] wird Doktoranden auf dem Gebiet der Informatik in der Medizin und in den Lebenswissenschaften ausbilden.
Die Universität zu Lübeck ist seit 2007 zusammen mit dem Forschungszentrum Borstel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und der Rheumaklinik Bad Bramstedt an dem Exzellenzcluster Entzündungsforschung[7] beteiligt. Bis 2012 werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft insgesamt 40 Millionen Euro in den Aufbau einer Infrastruktur für eine neue Entzündungsmedizin investiert. In Lübeck sind hieran beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): das Institut für Anatomie, das Institut für Biochemie, das Institut für Biologie, das Institut für Chemie, die Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, das Institut für Humangenetik, das Institut für Mathematik, die Medizinische Klinik I, die Medizinische Klinik II, das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, das Institut für Virologie und Zellbiologie, das Institut für Molekulare Medizin, das Institut für Physik, das Institut für Physiologie, die Klinik für Psychiatrie, die Klinik für Rheumatologie, das Institut für Sozialmedizin, das Institut für Systemische Entzündungsforschung.
Im „Exzellenzcluster Entzündungsforschung“ wurden in Lübeck und Kiel spezielle Zentren für Entzündungsmedizin gegründet. Sie sollen Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel Schuppenflechte, Rheumatoide Arthritis und Morbus Crohn eine bessere, schnellere und vor allem interdisziplinäre Versorgung ermöglichen. Dieses ist wichtig, da entzündliche Erkrankungen meist mehrere Organsysteme befallen, was von nur einer medizinischen Fachdisziplin nur schwer komplett abgedeckt werden kann.
Geschichte
m Jahr 1912 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Strecknitz eröffnet, Grundsteinlegung war 1909. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Zuge der „Aktion Brand“ aus der Heilanstalt 605 der psychiatrischen Patienten nach Eichberg in Hessen deportiert. Dies wurde erst 1983 durch einen Gedenkstein auf dem Klinikgelände öffentlich gemacht. Der Gedenkstein wurde aufgestellt, nachdem eine 1981 vom AStA der Universität in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizingeschichte organisierte Ringvorlesung zum Thema „Medizin und Nationalsozialismus“ auf das Schicksal der Patienten aufmerksam gemacht hatte. Nach 1945 war die Einrichtung das Städtische Krankenhaus Ost.
Am 3. November 1964 entstand aus dem Campus die Medizinische Akademie Lübeck (II. Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel), an der im ersten Jahr 14 Studenten ihr Studium im klinischen Abschnitt des Studiengangs Humanmedizin aufnehmen. Das Siegel, das Lübsche Stadtsiegel von 1226, wurde der Akademie 1965 von der Stadt Lübeck verliehen. Es ist bis heute in abgewandelter Form das Siegel der Universität. Der Lehrbetrieb wurde in dieser Zeit noch zwischen Krankenhaus Ost und Süd aufgeteilt. Da einige Lehrstühle unbesetzt waren, mussten Studenten für manche Examen nach Kiel fahren.[8] Am 7. Mai 1973 wurde die Akademie in Medizinische Hochschule Lübeck umbenannt und somit unabhängig von Kiel.
1979 kam die Vorklinisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hinzu (heute: Sektion MINT), der Studienbetrieb im vorklinischen Abschnitt des Medizinstudiums wurde aufgenommen. Am 10. Mai 1985 erfolgte die Umbenennung in Medizinische Universität zu Lübeck. Im Wintersemester 1993/1994 wurde der neue Studiengang „Informatik“ mit dem Nebenfach „Medizinische Informatik“ aufgenommen, in den Folgejahren werden andere Vertiefungen etabliert. Seit dem Wintersemester 2001/2002 können Studenten sich für den Studiengang „Molekulare Biotechnologie“ (seit Sommersemester 2004: „Molecular Life Science“) einschreiben. Am 29. Mai 2002 erfolgte die Umbenennung in „Universität zu Lübeck“. Im Wintersemester 2002/2003 kam der Studiengang „Computational Life Science“ (seit 2010: „Angewandte Mathematik in Naturwissenschaften und Medizin“) hinzu.
Nach Plänen der Landesregierung, im Herbst 2005 die Universitäten Kiel und Lübeck zur Landesuniversität Schleswig-Holstein zusammen zu legen, kam es in Lübeck zu Protesten. Über 4000 Lübecker gingen auf die Straße und protestierten, die Pläne konnten abgewandt werden.
Am 1. November 2007 wurde die Graduate School „Computing in Medicine and Life Sciences“ im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder eingerichtet. Seit dem Wintersemester 2007/2008 gibt es den neuen Studiengang „Medizinische Ingenieurwissenschaft“.
Die Kieler Landesregierung plante im Mai 2010, aus Kostengründen die medizinische Fakultät zu schließen.[9] Geplant war ein Auslaufen der Studiengänge ab Wintersemester 2011/2012 und eine Verlagerung an die Universität Kiel.[10] Folge war eine Abwanderung der Professoren, vor allem aus der Forschung.[11] Die Schließung des Medizinstudienganges stieß in den Folgemonaten auf heftige Kritik in der Öffentlichkeit,[12] in der Wissenschaft,[13] in der Politik[14] und sogar innerhalb der CDU.[15] Es erfolgte eine weitgehend vom AStA der Universität organisierte Protestaktion Lübeck kämpft mit zahlreichen Mitstreitern im Lübecker Raum.[16] Am 16. Juni 2010 demonstrierten in Kiel 14.000 Menschen gegen die Schließung der medizinischen Fakultät, es war die größte Demonstration in Kiel in der Geschichte Schleswig-Holsteins.[17][18] Am 8. Juli 2010 konnte der Fortbestand der medizinischen Ausbildung in Lübeck dadurch gesichert werden, dass der Bund finanzielle Zuwendungen im Rahmen eines Trägerwechsels des Kieler Instituts für Meeresforschung in Höhe der bei Schließung der medizinischen Fakultät Lübeck zu erwartenden Ersparnisse zusagte. Diese Zuwendungen sind an die Bedingung geknüpft, dass die medizinische Fakultät Lübeck erhalten bleibt.[19] Mehrere Stellen, hierunter die Universitätsleitung, regten wiederholt eine Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität an, um künftig unabhängiger vom Land Schleswig-Holstein zu werden.
Die Aktion „Lübeck kämpft“ wurde im November 2010 mit dem von der Zeitschrift Politik & Kommunikation seit 2003 ausgelobten Preis „Politik-Award“ in der Kategorie „Kampagnen von öffentlichen Institutionen“ ausgezeichnet.[20]
Institute
Der Campus der Universität liegt südlich des Zentrums der Stadt im Stadtteil St. Jürgen. Einige Institute liegen außerhalb des Campus in der Lübecker Altstadt.
Partnerschaften
Die Universität unterhält Hochschulpartnerschaften mit den Universitäten
- Universität Bergen in Bergen (Norwegen)
- Universität Zhejiang in Hangzhou (Volksrepublik China)
- Semmelweis-Universität Budapest (Ungarn)
- Universität Tartu in Tartu (Estland)
- University of New Mexico, Albuquerque (USA)
Einzelnachweise
- ↑ Anwendungsfächer als Brücke
- ↑ Studium: Universität zu Lübeck - Studieren mit Perspektive
- ↑ Center of Excellence in Medical Technology (CEMET)
- ↑ SFB 367 - „Molekulare Mechanismen entzündlicher und degenerativer Prozesse“
- ↑ SFB 470 „Glycostrukturen in Biosystemen - Darstellung und Wirkung“
- ↑ Graduate School Lübeck
- ↑ Exzellenzcluster Entzündungsforschung
- ↑ 100 Jahre Campusgeschichte: Über das Leben an der Universität Lübeck. Teil 2: Von der Akademie über die Hochschule zur Universität. In: StudentenPACK. Ausgabe: April 2009, S. 12ff. (online)
- ↑ Uni-Lübeck: Exzellent, aber nicht finanzierbar. In: Die Zeit. Nr.23 (2010).
- ↑ Christoph Titz: Bildungssparen - Uni Lübeck vor dem Aus. Auf: Spiegel online. 28. Mai 2010.
- ↑ Lübecker Uni droht Exodus der Spitzenforscher. In: Lübecker Nachrichten. 6. Juni 2010.
- ↑ Frank Pergande: Die Angst, eine Zukunftsbranche zu verlieren In: xxx vom 24. Juni 2010
- ↑ Quirin Schiermeier: German states wield the axe. In: Nature. 465, 996 (2010). (online)
- ↑ Wolfram Hammer: „Lübeck hat keine Lobby in Kiel!“ Auf: xxx 28. Mai 2010.
- ↑ Universität Lübeck: Schavan will Medizinstudiengang retten. Auf: xxx 16. Juni 2010.
- ↑ Website xxx
- ↑ Uni Lübeck: Eine Stadt sieht gelb. In: Die Zeit. Nr.29 (2010). (online)
- ↑ Die gelbe Macht aus Lübeck. Auf: xxx 17. Juni 2010.
- ↑ Mediziner-Ausbildung an Uni Lübeck gerettet. Auf: xxx 8. Juli 2010.
- ↑ Michael Hollinde: Lübecker Uni freut sich über Preis aus Berlin. In: Lübecker Nachrichten vom 26. November 2010, S. 18
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Lübecker Marzipan
Lübecker Marzipan ist eine von der EU geschützte geographische Herkunftsbezeichnung (g. g. A.) für Marzipan aus der norddeutschen Stadt Lübeck. Dass die Lübecker Marzipanhersteller per Selbstverpflichtung bestimmte Qualitätsgrundsätze (mindestens 70 % Marzipanrohmasse, höchstens 30 % Zucker) einhalten, ist für den Schutz des Begriffs nicht erheblich.
Marzipan in Lübeck
In den Lübecker Zunftrollen wird „Martzapaen“ erstmals im Jahre 1530 erwähnt. Lübecks Ruf als „Marzipanstadt“, seine Vorrangstellung bei der Marzipanproduktion, wurde allerdings erst nach 1800 begründet.[1]
1786 gründet der Konditor Johann Gerhard Maret seinen Betrieb. Er stirbt 1804 und hinterlässt einen kleinen Sohn, so dass sein langjähriger Geselle Johann Georg Niederegger zunächst die Konditorei weiterführt. 1822 endlich übernimmt Peter August Maret den Betrieb und Niederegger gründet seine eigene Firma. In den folgenden Jahrzehnten werden in Lübeck etwa ein Dutzend Marzipan-Fabriken (Erasmi & Carstens, Lubeca, Marzipanland, Mest u. v. a.) gegründet, die den Grundstein für die heutige weltweite Verbreitung der Süßigkeit legten.
Literatur
- Christa Pieske: Marzipan aus Lübeck: der süße Gruß einer alten Hansestadt. Weiland, Lübeck 1997, ISBN 3-87890-084-8
- Harald Eschenburg: Lübecker Marzipan oder fünfzehn Rosen. Ein Lübeck-Roman, erschienen Husum 1984, ISBN 3-88042-235-4
- Burkhard Leu: Die Marzipan-Fibel. Schmidt-Römhild, Lübeck 2001, ISBN 3-7950-1243-0
- Lena Johannson: Das Marzipanmädchen. Knaur, München 2007, ISBN 978-3-426-63766-1
Film
- Lübecker Marzipan – Die Geschichte einer süßen Verführung. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 60 Min., Buch und Regie: Wilfried Hauke, Produktion: NDR, Erstsendung: 2. Dezember 2005, Filminformationen
Einzelnachweise
- ↑ Lübeck und das Marzipan auf Webseite der Stadt Lübeck; aufgerufen am 28. Mai 2008
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Niederegger
Die J. G. Niederegger GmbH & Co. KG ist ein von Johann Georg Niederegger am 1. März 1806 in Lübeck gegründetes und heute weltweit bekanntes Unternehmen und der führende Hersteller von Lübecker Marzipan.
Familienunternehmen
- Niederegger ist ein Familienunternehmen in der 7. Generation.[1]
- 1. Generation: Johann Georg Niederegger (1777–1856)
- 2. Generation: Karl Georg Barth (1804–1884)
- 3. Generation: Wilhelm Köpff (1838–1895)
- 4. Generation: Johann Georg Leonard Köpff (1865–1931)
- 5. Generation: Carl Arthur Strait (1884–1960)
- 6. Generation: Jürgen Strait (1921–1963) und Henning Strait (1926–2009)
- 7. Generation: Holger Strait (* 1949)
Chronik
Anfänge
Johann Georg Niederegger wurde 1777 in Ulm geboren. In Langenau absolvierte er eine Konditorlehre. Danach zog er 1803 nach Lübeck und arbeitete in der Konditorei Maret am Markt.[2] Nach dem Tod des Besitzers übertrug dessen Witwe Niederegger das Geschäft (Mareesche Konditorei), der somit am 1. März 1806 sein eigenes Unternehmen gründen konnte. Kurz danach richtete Napoléon die Kontinentalsperre ein (Handelsembargo), so dass Niederegger die Rohstoffe Mandeln aus Sizilien und Zucker ausgingen. Zwischen 1811 und 1812 kam die Produktion gänzlich zum Erliegen. Zwischen 1812 und 1814 konnte der Nachschub durch Schmuggel via Helgoland gesichert werden.
Café Breite Straße
Etwa ab 1814 ging es wieder aufwärts. Niederegger bezog 1822 ein eigenes Geschäftshaus an der Ecke Hüxstraße/Breite Straße. Dieses Haus bot genügend Platz, um später ein Café und eine Marzipanfabrik zu integrieren. 1832 wurde Niederegger Federführer der Lübecker Konditorenvereinigung. Er starb 1856 und hinterließ seinem Schwiegersohn Karl Georg Barth (2. Generation) ein erfolgreiches Unternehmen. Dieser führte die maschinelle Marzipanproduktion ein, um den Absatz noch weiter zu steigern.
Wilhelm Köpff (3. Generation), der das bis heute als solches bestehende Familienunternehmen von 1864 bis 1895 führte, integrierte ein Café sowie eine Leseecke in die Konditorei. Zuvor hatte er das Nebengebäude in der Hüxstraße gekauft, um noch mehr Raum zu schaffen. Im Erdgeschoss befand sich damals ein Bereich nur für Frauen. Zwar war es Frauen damals nach Sitte untersagt, ohne männliche Begleitung auszugehen, doch stellte Lübeck nicht nur hier eine Ausnahme dar.
Marzipanfabrik
Zur 700-Jahrfeier der der Reichsfreiheit Lübecks im Jahr 1926 stellte Niederegger die Jubelkugeln her. 1930 wurde in der Ziethenstraße eine Fabrik zur Marzipanherstellung erbaut, die 1958 durch eine weitere Fabrik in derselben Straße ergänzt wurde. Das Gebäude wurde Ende März 1942 beim Luftangriff auf Lübeck zerstört. Carl Arthur Strait (5. Generation) begann 1945 mit dem Wiederaufbau, und drei Jahre später konnte Niederegger seine Neueröffnung feiern.
Wiederaufbau und Neubau
Die Brüder Jürgen und Henning Strait (6. Generation) bauten das im Krieg zerstörte Café in der Breiten Straße wieder auf. Im Jahr 1962 wurde die alte Fabrik durch einen Neubau in der Zeißstraße ersetzt, der eine höhere Produktion ermöglichen sollte.
Marzipanmuseum
Holger Strait (7. Generation) führt das Unternehmen nach bewährten Grundsätzen. Im zweiten Obergeschoss des Cafés in der Breiten Straße befindet sich seit 1999 ein Marzipanmuseum. Am 1. März 2006 feierte die Fa. Niederegger ihr 200-jähriges Bestehen. Die Cafés und Verkaufsräume sind ein Anziehungspunkt für Touristen.
Produkte
Niederegger vertreibt vorrangig Lübecker Marzipan, aber auch andere Konditoreiprodukte. Das Niedereggermarzipan besteht zu 100 % aus Rohmasse. Laut Niederegger werden täglich bis zu 30.000 kg Marzipan hergestellt.[3] Die Produktpalette umfasst 300 Spezialitäten wie Marzipan und Nougat sowie Pralinen, Trüffel, Baumkuchen, Stollen und Gebäck. Außerdem werden Sonderfertigungen nach Wunsch ausgeführt.
Das bis heute gültige Markenzeichen in den Lübecker und Hanse-Farben Weiß über Rot, kombiniert mit Gold, mit den Buchstaben J G N im stilisierten Holstentor wurde 1927 vom Graphiker und Künstler Alfred Mahlau entworfen. Mahlau gestaltete auch die spezielle Schriftart Niederegger, eine Versalschrift aus den Majuskeln der Antiqua, und die Verpackung mit weiteren Lübeck-Symbolen.
Die Spezialitäten werden in weltweit mehr als 40 Länder versandt.[4] Es gibt drei Niederegger-Cafés in Lübeck, darunter eines in Travemünde, in denen 21 Torten angeboten werden, darunter die Niederegger-Nusstorte.
Auszeichnungen
1873 wurde das Marzipan von Niederegger auf der Wiener Weltausstellung prämiert.
1908 ernannte Kaiser Wilhelm II das Unternehmen zum Hoflieferanten.[5]
Dokumentarfilm
- Niederegger – Ein Leben für Marzipan. Fernseh-Dokumentation, Deutschland, 2010, 45 Min., Buch und Regie: Dagmar Wittmers, Produktion: NDR, Reihe: Norddeutsche Dynastien, Erstausstrahlung: 16. Dezember 2010, Filminformationen vom WDR.
Literatur
- Christa Pieske: Marzipan aus Lübeck. Der süße Gruß einer alten Hansestadt. Weiland, Lübeck 1997, ISBN 3-87890-084-8.
- Eva-Maria Mester: Niederegger Marzipan. Das „Haremskonfekt“. In: manager magazin vom 28. Dezember 2005, online-Datei .
Einzelnachweise
- ↑ J. G. Niederegger GmbH & Co. KG (Hrsg.): Niederegger Chronik. Handzettel, Lübeck, etwa 2011.
- ↑ Chronik , xxx
- ↑ „200 Jahre Süßwaren“ , xxx, 1. März 2006.
- ↑ Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ Geschichte , xxx (archiviert)
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Erasmi & Carstens
Die Erasmi & Carstens GmbH & Co. KG ist ein Firmenzusammenschluss aus den 1845 von Daniel Heinrich Carstens und 1866 von Charlotte Erasmi (Witwe) in Lübeck gegründeten Unternehmen. Das Unternehmen wurde zu einem der größten Hersteller von Lübecker Marzipan.
Geschichte
Das Unternehmen stellte zunächst Konserven her, was in der Großvaterstadt von Ludwig Ewers seinen literarischen Niederschlag fand. Die Conserven-Fabrik an der Hüxtertor-Allee Nr. 16 produzierte bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein. Ende des 19. Jahrhunderts begann man jedoch mit der Herstellung von Lübecker Marzipan-Spezialitäten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden ausschließlich Marzipan- und Schokoladenprodukte hergestellt.
Das Unternehmen ist Mitglied des am 14. August 1974 gegründeten „Vereins zum Schutz des Herkunftsgewährzeichens Lübecker Marzipan e.V.“ (Lübecker Marzipanverein).
Produkte
Das Unternehmen vertreibt rund 150 Produkte, in erster Linie Lübecker Marzipan, sowie einige haselnuss- und nougatgefüllte Schokoladenprodukte. Das Marzipan des Unternehmens erfüllt mit einem Mischungsverhältnis von 90 % Rohmasse und 10 % Zucker die Kriterien für „Lübecker Edelmarzipan“.
Die Produkte des Unternehmens werden vertrieben unter den Namen CARSTENS – mit einer Darstellung des Holstentores – sowie ERASMI mit dem Logo einer stilisierten Kogge.
Es werden außerdem Saisonwaren für Handelsmarken, etwa Osterzauber (Aldi Süd) hergestellt.
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Lubeca Lübecker Marzipan-Fabrik v. Minden & Bruhns
Die Lubeca Lübecker Marzipan-Fabrik v. Minden & Bruhns GmbH & Co KG ist der führende Hersteller von Lübecker Marzipan und Nougatmassen, Schokoladenkuvertüren sowie Haselnuss- und Mandelpräparaten als Halbfabrikate für die Weiterverarbeitung.
Das Unternehmen agiert weltweit und beliefert Konditoren und Bäcker, Chocolatiers, Patissiers sowie Unternehmen der Süß- und Backwarenindustrie in über 40 Ländern der Erde. Lubeca ist neben Martens der einzige Hersteller von Lübecker Marzipan als Rohmasse. Das Marzipan wird auch heute noch nach einer über 100 Jahre alten Tradition in Granitwalzwerken fein gewalzt und in offenen, rotierenden Kupfer-Röstkesseln abgeröstet. Lübecker Marzipan ist eine nach EU-Recht geschützte geografische Herkunftsbezeichnung.
Geschichte
Die Lubeca Lübecker Marzipan-Fabrik wurde am 1. Mai 1904 gegründet und gehört heute der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung. Ziel der Stiftung ist es, mit den ihr zufließenden Erträgen aus dem Stiftungsvermögen ausschließlich und unmittelbar mildtätige, gemeinnützige, kirchliche und kulturelle Anliegen in der Region Lübeck zu fördern.[1]
Quellen
- Lubeca Lübecker Marzipan-Fabrik: Jubiläumsbroschüre 1904-2004
- Christa Pieske: Marzipan aus Lübeck: der süße Gruß einer alten Hansestadt. Weiland, Lübeck 1997, ISBN 3-87890-084-8
Einzelnachweise
- ↑ xxx
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Jakobikirche (Lübeck)
St. Jakobi ist eine der fünf evangelisch-lutherischen Hauptpfarrkirchen in der Lübecker Altstadt.
Sie wurde im Jahre 1334 als Kirche der Seefahrer und Fischer geweiht, die ihr Schütting noch heute in der gegenüberliegenden Schiffergesellschaft haben. Ihr Patron ist der Heilige Jakobus der Ältere. Die Kirche, das Heiligen-Geist-Hospital (Lübeck) und die benachbarte Gertrudenherberge sind Stationen auf einem Zweig des Jakobswegs von Nordeuropa nach Santiago de Compostela. Seit September 2007 ist die nördliche Turmkapelle der Kirche als Pamir-Kapelle Nationale Gedenkstätte für die zivile Seefahrt.
Baugeschichte
Die Jakobikirche ist eine dreischiffige Backsteinhallenkirche. Der heutige Bau am Koberg entstand um 1300 und ersetzte nach dem großen Stadtbrand von 1276 eine romanische Hallenkirche an gleicher Stelle, die bereits um 1227 erwähnt wurde.[B 1]. Es wird vermutet, dass Rundbogenfriese im Bereich des Kirchturms und der Seitenschiffsmauern Bestandteile dieses Vorgängerbaus sind. Seit dem gotischen Neubau um 1300 hat die Kirche drei Schiffe mit fünf Jochen, die im Osten jeweils von einem Chor abgeschlossen werden. Die Wände des Mittelschiffs überragen die beiden Seitenschiffe um fünf Meter. Der Turm der Kirche verrät ähnlich wie der von St. Petri etwas über die im Laufe der Zeit wechselnden Bauabsichten. Zunächst als mittiger Einzelturm geplant und in der Ausführung begonnen, wurden die nördliche und die südliche Seitenkapelle so stark ausgeführt, das zunächst wie auch bei St. Petri der Plan bestanden haben muss, die Kirche wie die Marienkirche und den Dom mit einer Doppelturmanlage auszustatten. Auch der Plan, die Hallenkirche wohl Ende des 13. Jahrhunderts zu einer Basilika umzubauen, ist aus den heute noch vorhandenen Baubefunden ablesbar, die begonnene Umsetzung aber wieder aufgegeben worden.[B 2] Die Hauptbauzeit des heutigen Baukörpers wird anhand von Quellen die gotischen Altäre betreffend bestimmt. Für einen neuen Altar wurde 1287 eine Vikarie gestiftet. Dieser Altar ist dann für 1312 belegt. Der neue Altartisch mit dem Chor wurde im Jahr 1334 von Bischof Heinrich II. Bochholt geweiht.[B 3] Auf diesen Altartisch wurde 1435 als Altaraufsatz das älteste erhaltene Lübecker Hochaltar-Retabel von der Hand des Meisters des Jakobialtars gestiftet, vermutlich durch die Pfarrgemeinde. Er befindet sich heute in der Mittelaltersammlung des Staatlichen Museums Schwerin in Schloss Güstrow.
Der Turm dieser Kirche überragte den First des Mittelschiffs zunächst nur um zwei Vollgeschosse. Darüber befanden sich Spitzgiebel wie bei der Marienkirche. Darüber befand sich die achteckige Pyramide des Turmhelms. Der Turm dürfte zu den problematischeren der Lübecker Kirchtürme gehören. Der Lesemeister Detmar berichtet in seiner Chronik, das sich 1375 im Sturm ein Viertel des Turmdachs löste und auf den Hof des Heiligen-Geist-Hospitals geweht wurde.[B 4] 1628 wurde der Turm „bis zu den Glocken“ abgenommen und erhielt nach der Erneuerung des Mauerwerks 1636 zunächst ein einfaches Bretterdach. Die Turmspitze wurde erst 1657/58 erneuert und erhielt erst jetzt die heute für die Kirche so typischen vier Kugeln an den Turmecken, die damit die vier Ecktürmchen von St. Petri aufnahmen, aber nicht kopierten. Über diese Sanierung und alle daran Beteiligten berichtet eine in Kupfer geritzte Urkunde des Lübecker Rechenmeisters Arnold Möller, die auch Brände überdauerte.[B 5] Die Turmspitze wurde mehrfach, zuletzt 1901, vom Blitz getroffen und brannte 1901 etwa einen Tag lang.
Unter den angebauten Kapellen dürfte die Brömbsen-Kapelle wegen des darin erhaltenen Brömbsen-Altars an der Südseite die bekannteste sein. Sie geht auf eine Stiftung des Domherrn Detmar Schulop im Jahr 1338 zurück und ging 1488 an den Lübecker Bürgermeister Heinrich Brömse über. Sie blieb bis 1826 im Besitz seiner Familie. 1877 fiel sie von einem Testamentsvollstrecker der Familie Brömse an die Kirche zurück. Die daneben befindliche Vellin- oder Warendorp-Kapelle beruht auf einer Stiftung des Ratsherrn Gotthardt Vellin († 1350) zurück und ging mit dem Tod von dessen Witwe auf die Familie Warendorp über, die sie bis in das 18. Jahrhundert innehatte. An der Nordseite gegenüber der Brömbsenkapelle befindet sich die Hoghehus- oder auch Haleholtscho-Kapelle, die von Konrad Hogehus († 1351) gestiftet wurde. Später ging sie nacheinander in den Besitz der Familien Haleholtscho, Warendorp, von Dorne (1712) über. Die beiden weiteren im Westen der Nordseite gelegenen Kapellen sind für das Jahr 1392 bezeugt. Die Sakristei der Kirche im Südosten ist ein Anbau vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Das Muschelmotiv ihrer Holztäfelung von 1667 erinnert an die Muschel als Symbol der Jakobspilger. Die Turmkapelle unter dem Mittelturm befand sich im Besitz der Zunft der Brauer. Die Kapelle nördlich des Turms wurde nach dem Lübecker Bürgermeister Hinrich Witte als Wittenkapelle, später wegen der dort gelagerten Ausstattung Sargträgerkapelle genannt. Diese Kapelle erinnert heute an den Untergang der Pamir. Unter der Kapelle befindet sich seit 2007 ein Columbarium als Urnengrablege.
Die südliche Turmkapelle war früher die Marientiden-Kapelle.
Der Dachreiter wurde nach der Chronik des Reimar Kock 1496 errichtet. Er wurde aber von einem Sturm alsbald wieder herabgeweht. Allerdings muss er um die Mitte des 16. Jahrhunderts erneut errichtet worden sein, weil er sich zeitlich nach dieser Nachricht bereits 1552 wieder auf dem großen Lübecker Holzschnitt des Elias Diebel findet. Der heutige Dachreiter ist eine barocke Schöpfung aus den Jahren 1622–28.[B 6]
Die bedeutenden mittelalterlichen Fresken der Kirche wurden bei Renovierungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt.
St. Jakobi blieb als eine der wenigen Lübecker Kirchen während des Bombenangriffs in der Palmsonntagsnacht 1942 unbeschädigt. Sie verfügt daher über die zwei letzten historischen Orgeln Lübecks.
Neben der Kirche, zum Koberg hin, befinden sich auf dem Jakobikirchhof die Pastorenhäuser im Stil der niederländischen Backsteinrenaissance.
Ausstattung
Die Kirche enthält eine reiche Innenausstattung.
Kanzel und Hochaltar
Die Kanzel ist aus dem Jahr 1698. Reste der vorherigen Kanzel aus dem Jahr 1577 befinden sich seit 1735 in Thomaskirche in Tribsees.
Der heute zu sehende Hochaltar wurde 1717 von Hieronymus Hassenberg geschaffen. Er ist eine Stiftung des Bürgermeisters Hermann Rodde, dessen Büste sich am Altar befindet.
Das spätgotische Hochaltar-Retabel von 1435, ein Triptychon mit doppeltem Flügelpaar, wird dem Meisters des Jakobialtars zugeschrieben und befindet sich heute in der Mittelalterabteilung des Staatlichen Museum Schwerin im Schloss Güstrow.
Die eherne Fünte von 1466 wurde von dem Rotgießer Klaus Grude gegossen.
Broemsenaltar
Der Broemsenaltar wurde um 1515 von dem Bürgermeister Heinrich Brömse gestiftet. Das Relief im Mittelteil stammt aus der Werkstatt von Heinrich Brabender in Münster/Westfalen. Dieses um 1500 entstandene Kunstwerk zählt aufgrund seiner virtuosen Bildgestaltung zu den wichtigsten Lübecks. Die Darstellung der Familie Brömse auf den Altarflügeln entstand etwas später um 1515.
Gedenkstätte der Seeleute
In der Kirche befindet sich in der nördlichen Turmkapelle eine Gedenkstätte für die auf See gebliebenen Lübecker Seeleute.
Hier steht auch das Wrack eines Rettungsbootes der 1957 gesunkenen Viermastbark Pamir, bei deren Untergang 80 der 86 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Die Gedenkstätte wurde am 21. September 2007 nach dem Willen der Kirchengemeinde, der Landes- und der Bundesregierung zur Nationalen Gedenkstätte für die zivile Seefahrt erklärt.
Unter der Kapelle befindet sich ein Kolumbarium.
Orgeln
Die Große Orgel an der Westwand war ursprünglich ein gotisches Blockwerk, wurde aber im Barock mehrfach erweitert und umgebaut. Die kleine Orgel (Stellwagenorgel; Nordorgel) ging ebenfalls aus einer mittelalterlichen Orgel hervor (1467), wurde aber 1636/1637 von Friedrich Stellwagen umgebaut und erweitert. Sie zählt heute zu den bedeutendsten Orgeln Europas.
Turmuhr und Glocken
Die Turmuhr stellt eine Besonderheit dar, da sie als Einzeigeruhr nur die Stunden anzeigt. In der Glockenstube hängt ein wertvolles Ensemble aus vier Glocken.
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Nr.
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Name
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Gussjahr
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Gießer
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Durchmesser (mm)
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Masse (kg)
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Schlagton (HT-1/16)
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1
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Pulsglocke
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1507
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Gerhard van Wou
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1.871
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≈4.500
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a0 +7
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2
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Predigtglocke
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1756
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Johann Hinrich Armowitz
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1.632
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2.537
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ais0 +3
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3
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Bürgerglocke
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1743
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Lorenz Strahlborn
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1.730
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3.338
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h0 −4
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4
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Abendglocke
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1619
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Berend Bodemann
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1.300
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≈1.800
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e1 +6
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Kirchenmusik
Der Pastor Axel Werner Kühl gewann 1930 für die Gemeinde den Studienrat und Kirchenmusiker Bruno Grusnick als Kantor. Beide gemeinsam lernten kurz darauf den Komponisten und Kirchenmusiker Hugo Distler kennen, der 1931 auf Vermittlung von Günther Ramin die Organistenstelle der Kirche antrat und die Kirchenmusik an Jakobi erstmals aus dem Schatten der Marienorganisten herausführte. Die Jakobikirche wurde damit zu einem wichtigen Zentrum der Erneuerungsbewegung der evangelischen Kirchenmusik in der ausgehenden Weimarer Republik.
Weitere bekannte Organisten der Kirche waren Georg Wilhelm Saxer, Johann Georg Witthauer, Manfred Kluge und Hans-Jürgen Schnoor. Orgelvespern und -konzerte gehören zu den ständigen Veranstaltungen in St. Jakobi.
Pastoren
- 1739-1767: Georg Hermann Richerz (1716–1767)
- 1745–1752: Johann Jacob von Melle
- 1767–1788: Peter Hermann Becker
- 1840–1868: Marcus Jochim Carl Klug
- Axel Werner Kühl
Kreuzweg
An der Nordseite des Kirchenschiffes findet sich eine Reliefplatte, die die erste Station des ältesten erhaltenen Kreuzweges in Deutschland markiert. Der Lübecker Kreuzweg führt von hier aus zunächst durch die Breite Straße zum Kanzleigebäude und wieder zurück durch die Große Burgstraße, das Burgtor und über das Burgfeld zum Endpunkt auf dem Jerusalemsberg in der Vorstadt St. Gertrud.
Literatur
- Götz J. Pfeiffer: „Im Chor war früher der hohe Altar von Holtz geschnitten“. Zur Geschichte und Malerei des Coronatio-Retabels von 1435 aus St. Jakobi zu Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. 87, 2007, S. 9-40.
- Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 305-449. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
- Lutz Wilde, Armin Schof: St. Jakobi. In: Lübecker Führer. Heft 8, Schmidt-Römhild, Lübeck 1979, ISBN 3-7950-1022-5.
Einzelnachweise
- Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9.
- ↑ S. 305 mit Hinweis auf die Überlieferung bei Jacob von Melle
- ↑ S.313 ff.
- ↑ S. 315.
- ↑ Zitat nach S. 318.
- ↑ Wiedergabe S. 319 ff.
- ↑ S. 331.
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Marienkirche (Lübeck)
Die Lübecker Marienkirche (offiziell St. Marien zu Lübeck) wurde von 1250 bis 1350 erbaut. Die Lübecker Bürger- und Marktkirche ist von jeher ein Symbol für Macht und Wohlstand der alten Hansestadt und befindet sich auf dem höchsten Punkt der Lübecker Altstadtinsel. Die Kirche ist mit der Altstadt Lübecks Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Die Mutterkirche norddeutscher Backsteingotik
Die Lübecker Marienkirche gilt als Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik und war Vorbild für rund 70 Kirchen dieses Stils im Ostseeraum. Daher wird dem Bauwerk eine herausragende architektonische Bedeutung beigemessen. Mit der Marienkirche wurde in Lübeck der hochaufstrebende Gotik-Stil aus Frankreich mit norddeutschem Backstein umgesetzt. Sie beherbergt das höchste Backsteingewölbe der Welt (38,5 Meter im Mittelschiff).
Der Bau der Marienkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Einsatzkapellen, Chorumgang und Kapellenkranz, sowie querschiff-artigen Vorhallen. Das Westwerk besteht aus einer monumentalen Doppelturmfassade. Die Türme sind, die Wetterhähne mitgerechnet, 124,95 und 124,75 Meter hoch.
Die Marienkirche steht im Viertel der Kaufleute, das sich von den Speichern am Traveufer bis hoch zu St. Marien erstreckt. Sie ist die Haupt-Pfarrkirche des Rates und der Bürger der Hansestadt Lübeck und wurde daher in der Nähe des Rathauses und des Marktes errichtet.
Baugeschichte
1150 verlegte Heinrich der Löwe das Bistum Oldenburg nach Lübeck und stiftete ein Domkapitel. 1163 wurde eine Holzkirche errichtet, die ab 1173/74 durch eine romanische Backsteinkirche ersetzt wurde. Sie genügte jedoch im beginnenden 13. Jahrhundert den räumlichen und repräsentativen Ansprüchen der selbstbewussten, wirtschaftlich stark aufstrebenden Bürgerschaft nicht mehr. Romanische Skulpturen der Ausstattung dieser zweiten Marienkirche werden heute im St.-Annen-Museum gezeigt.
Gotische Kathedralen in Frankreich und Flandern aus Naturstein waren die Vorbilder für den Neubau der dreischiffigen Lübecker Basilika. Sie ist das Beispiel sakraler Backsteingotik schlechthin und war Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum (z. B. Nikolaikirche (Stralsund), Nikolaikirche (Wismar)).
Zuvor hatte man keine Kirche aus Backstein so hoch gebaut und mit einem Gewölbe versehen. Ein System aus Stützen lenkt die Schubkräfte des Gewölbes nach außen über ein Strebewerk ab und ermöglicht so die enorme Höhe. Der Ansporn für den Rat der Stadt Lübeck zu einer solch enormen Bauleistung lag in der erbitterten Auseinandersetzung mit dem Bistum Lübeck begründet. Man wollte als Symbol des Freiheitswillens der Fernkaufleute und der weltlichen Macht der seit 1226 reichsfreien Stadt mit dem Kirchenbau in der unmittelbaren Nähe des Lübecker Rathauses und des Marktes die von Heinrich dem Löwen gestiftete romanische Bischofskirche der Stadt, den Lübecker Dom, deutlich und nicht einholbar an Größe übertreffen und damit natürlich auch den Vormachtanspruch gegenüber den anderen Mitgliedern der sich etwa gleichzeitig bildenden Städtehanse (1356) nach außen unterstreichen.
Um 1310 wurde östlich an den Südturm die Briefkapelle angebaut. Sie war zugleich Vorhalle und Kapelle und bildete mit ihrem Portal den zweiten in Richtung Markt gelegenen Haupteingang der Kirche. Ursprünglich vermutlich der Heiligen Anna gewidmet, erhielt die Kapelle ihren heutigen Namen in der nachreformatorischen Zeit, als dort Lohnschreiber einzogen. Die Kapelle (12 m lang, 8 m tief und 12 m hoch) ist von einem Sterngewölbe überwölbt und gilt als ein Meisterwerk der Hochgotik. Sie ist oft mit englischer Kathedralgotik und dem Kapitelsaal der Marienburg verglichen worden. Heute dient die Briefkapelle der Gemeinde als Winterkirche für die Gottesdienste von Januar bis März.
An die Südostecke des Chorumgangs baute der Rat der Stadt um 1390 eine eigene Kapelle, die Bürgermeisterkapelle, die im Außenmauerwerk am Wechsel von glasiertem und unglasiertem Backstein zu erkennen ist. In ihrem noch erhaltenen Gestühl wurde jeweils der neugewählte Rat in sein Amt eingesetzt. Im Obergeschoss der Kapelle befindet sich die Trese, der besonders gesicherte Aufbewahrungsort der städtischen Privilegien, Urkunden, Handfeste und der Verträge des Lübecker Rates. Auch heute noch ist dieser Teil der Kirche in städtischem Besitz.
Vor 1444 wurde der östliche Abschluss des Chorumgangs um eine einjochige Kapelle mit 5/8-Schluss erweitert – die letzte gotische Erweiterung der Kirche. Diese Kapelle diente der Abhaltung von gesungenen Stundengebeten als Teil der Marienverehrung, den Marienzeiten oder Marientiden (mittelniederdeutsch) und erhielt daher den Namen Marientidenkapelle oder Sängerkapelle.
Insgesamt zählt die Marienkirche neun größere Seitenkapellen und weitere zehn kleinere, die als Grabkapellen zumeist nach den Lübecker Ratsfamilien benannt sind, die sie genutzt und bestiftet haben.
Zerstörung und Wiederaufbau
In der Nacht zum Palmsonntag vom 28. zum 29. März 1942 brannte die Marienkirche (wie auch der Dom und die Petrikirche) bei dem Luftangriff auf Lübeck, bei dem ein Fünftel der Lübecker Innenstadt zerstört wurde, fast völlig aus. Dabei wurde auch die berühmte Totentanzorgel vernichtet, auf der unter anderem Dietrich Buxtehude und mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Sebastian Bach gespielt hatten.
An Kunstwerken verbrannten unter anderem die Gregorsmesse von Bernt Notke, der monumentale Lübecker Totentanz (ursprünglich von Bernt Notke, 1701 durch eine Kopie ersetzt), die geschnitzten Figuren des Lettners, der Dreifaltigkeitsaltar von Jacob van Utrecht (früher auch Bernard van Orley zugeschrieben) und der Einzug Christi in Jerusalem von Friedrich Overbeck. Von den Skulpturen des Bildschnitzers Benedikt Dreyer verbrannten die von ihm geschaffenen Heiligenfiguren an der Westseite des Lettners und die Orgelskulptur an der Großen Orgel aus der Zeit 1516–18,[1] sowie der Mann mit dem Zählbrett.[2] Weiterhin wurden die ab 1840 in die Marienkirche eingebauten mittelalterlichen Fenster der Burgkirche zerstört. Einen Eindruck vom Innenraum kann man nur noch aus den fotografischen Innenraumdokumentationen der Vorkriegszeit von Lübecker Fotografen wie Wilhelm Castelli gewinnen.
Im Glasfenster in der Kapelle sind zur Erinnerung die Namen größerer Städte der früheren Ostgebiete in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Die Marienkirche gehört wegen ihrer Zerstörung im Krieg zu den Nagelkreuzzentren. Eine Tafel an der Mauer weist auf die Sinnlosigkeit des Krieges hin.
Noch während des Krieges wurde die Marienkirche von einem Notdach geschützt und das Chorabschlussgewölbe wiederhergestellt. Der eigentliche Wiederaufbau begann 1947 und wurde zwölf Jahre später größtenteils abgeschlossen. Dabei wurde aufgrund der Erfahrungen der Brandnacht darauf verzichtet, die Tragwerkskonstruktion des Daches und der Turmhelme wieder aus Holz auszuführen. Stattdessen sind alle nach dem Krieg wiederaufgebauten Turmspitzen von Lübecker Kirchen in einem speziell entwickelten Verfahren (Schlackenhohlkörper, System Trautsch-Pieper-Verfahren) in Leichtbetonbauweise unter der Kupfereindeckung ausgeführt. Dem Baumeister Erich Trautsch der dieses Verfahren ursprünglich entwickelte, wurde ein Glasfenster in der Nordseite der Marienkirche gewidmet.
1951 konnte unter dem wiederhergestellten Dach die 700-Jahrfeier der Kirche begangen werden. Dazu stiftete Bundeskanzler Konrad Adenauer die neue Pulsglocke, und die Gedenkkapelle im Südturm wurde eingeweiht.
Um die Gestaltung des Innenraumes gab es in den 1950er Jahren eine langanhaltende Diskussion, nicht nur wegen der Malereien (siehe unten). Vorherrschend war dabei eine puristische und unhistorische Sicht der gotischen Raumwirkung, die als durch die Zerstörung wieder auf das wesentliche, die reine Form zurückgeführt worden[3] sei. Die Neukonzeption sollte zugleich der (damaligen) Doppelaufgabe der Marienkirche als Bischofskirche und Gemeindekirche gerecht werden. Schließlich schrieb der Kirchenvorstand und die Kirchenleitung 1956 einen beschränkten Wettbewerb aus und lud sechs Architekten zur Teilnahme ein, darunter Gerhard Langmaack und Denis Boniver, dessen Entwurf am 8. Februar 1958 im Wesentlichen angenommen wurde. In dieser Sitzung forderte der damalige Bischof Heinrich Meyer vehement die Entfernung des Fredenhagenaltars (siehe unten), womit er sich auch durchsetzte.
Die Umgestaltung des Innenraums nach Bonivers Entwurf geschah 1958/59. Dabei wurden wegen des Einbaus einer Fussbodenheizung unter einen komplett neuen Ziegelfussboden die noch vorhandenen Grabplatten aus Gotland-Kalkstein aufgenommen und zur Erhöhung des Chorraums verwendet. Der Chorraum wurde durch drei Meter hohe weißgekalkte Mauern vom Chorumgang abgetrennt. An die Stelle des Fredenhagenaltars trat ein schlichter Altarblock aus Muschelkalk und ein vom Gurtbogen herabhängendes Kruzifix von Gerhard Marcks. Am 20. Dezember 1959 fand die Einweihung des neugestalteten Chorraums statt.
Gleichzeitig wurde im Raum zwischen den Türmen eine Schatzkammer für den Paramentenschatz der Danziger Marienkirche eingerichtet, der nach dem Krieg nach Lübeck gekommen war (1993 beseitigt, der Paramentenschatz wird jetzt im St.-Annen-Museum gezeigt) und darüber eine große Orgelempore eingerichtet. Die Orgel selbst konnte erst 1968 eingebaut werden.
Der vergoldete Dachreiter, der 30 Meter über das Hochschiffdach herausragt, wurde 1980 nach alten Zeichnungen und Fotografien neu geschaffen.
Die Fresken in der Marienkirche – und Lothar Malskat
Nach dem Brand 1942 kam unter dem durch die Hitze weggesprungenen Putz die mittelalterliche Ausmalung der Marienkirche an vielen Stellen zum Vorschein und wurde teilweise noch während des Krieges durch Fotos dokumentiert.
Im Jahre 1948 wurde Dietrich Fey mit der Restaurierung der gotischen Fresken beauftragt. Als seinen Assistenten stellte er den Lübecker Maler Lothar Malskat ein, dessen Arbeit bald zum größten Kunstfälscherskandal nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte. Da im Obergaden des Chorraums keine Malereien vorhanden waren, ließ Fey Malskat hier Heiligenfresken im Stil der Zeit um 1300 nach eigenem Entwurf „ergänzen“. 1951 kritisierte eine Sachverständigenkommission seine Arbeit als unsachgemäß, aber erst nach Malskats Selbstanzeige 1952 kam es zu einer gerichtlichen Klärung.
In der öffentlichen Wahrnehmung wurde und wird dabei oft übersehen, dass die eigentlichen „Fälschungen“ Malskats nur einen kleinen Teil der reichen Ausmalung der Kirche ausmachen und kurz danach auf Veranlassung des damaligen Bischofs abgewaschen wurden.
Die im Rot-Grün-Ocker-Dreiklang hoch oben von der Langhausnordwand leuchtende so genannte Verkündigungsszene mit einem Engel zwischen zwei Pilgern, die zum Motiv für Postkarten und zur Vorlage für die beiden Briefmarken der Wohltätigkeits-Gedenkausgabe 700 Jahre Marienkirche Lübeck von 1951 in einer Auflage von vier Millionen wurden, ist nicht, wie oft zu lesen, eine Erfindung Malskats, sondern eine echte Malerei des 14. Jahrhunderts, was durch Fotos von 1944 dokumentiert ist[4].
In die Literatur eingegangen ist Lothar Malskat durch den Roman Die Rättin von Günter Grass, in dem er eine gewichtige Rolle spielt.
Ausstattung
Die Marienkirche wurde durch Stiftungen des Rates, der Ämter (Gilden) und von Familien und Einzelpersonen reich ausgestattet. Am Ende des Mittelalters besaß sie 38 Altäre und 65 Vikarien. Von der mittelalterlichen Ausstattung sind erhalten:
- bronzenes Taufbecken gegossen von Hans Apengeter (1337). Es stand bis 1942 im Westen der Kirche, heute in der Mitte des Chorraums. Sein Inhalt von 406 Liter entspricht dem Hamburg/Bremer Bierfass (405 Liter)[5].
- Darsow-Madonna von 1420, schwer beschädigt 1942, restauriert aus Hunderten von Einzelteilen, wiederaufgestellt 1989
- Sakramentshaus (Tabernakel) von 1479 durch den Rotgießer Klaus Grude mit rund 1000 bronzenen, teilweise vergoldeten Einzelteilen (9,5 m hoch), an der Nordwand des Chorraums
- Flügelaltar des Christian Swarte (um 1495) mit einer Mondsichelmadonna, heute hinter dem Hauptaltar aufgestellt
- Grabplatte aus Bronze von Bernt Notke für die Familie Hutterock (1505) in der Gebetskapelle im nördlichen Chorumgang.
- Vom 1942 zerstörten Lettner sind lediglich ein Bogen und die Steinfiguren erhalten: Elisabeth mit Johannes dem Täufer als Kind, Anna selbdritt, der Erzengel Gabriel und Maria (Verkündigung), St. Johannes und St. Dorothea.
- Sandsteinreliefs aus der Werkstatt des Heinrich Brabender im Chorumgang (1515) mit Szenen aus der Passionsgeschichte: im Norden Fußwaschung und Letztes Abendmahl, im Süden Christus im Garten Gethsemane und seine Gefangennahme. Im Rahmen des Abendmahl-Reliefs findet sich ein Wahrzeichen Lübecks: eine auch in der Lübschen Sagenwelt bedeutungsvolle, kleine Maus, die an einem Rosenstock nagt (ihre Berührung soll Glück bringen).
- In der Marientidenkapelle stehen Reste des originalen Gestühls und der Antwerpener Altar (siehe unten).
- St. Johannes, Holzstatue von Henning von der Heyde (um 1505)
- St. Antonius, Steinstatue (um 1460)
- In der Bürgermeisterkapelle im südlichen Chorumgang sind Teile des ursprünglichen gotischen Gestühls erhalten.
- Mit der Beweinung Christi hängt eines der Hauptwerke des Nazareners Friedrich Overbeck in der Gebetskapelle im nördlichen Chorumgang.
- Die Chorschranken sind Rekonstruktionen aus jüngster Zeit. 1959 bei der Neueinrichtung war der Chorraum mit Mauern zum Umgang hin abgeschlossen worden. Diese wurden in den 1990er Jahren wieder abgebrochen. Die Messingstäbe der Chorschranken waren zum großen Teil noch erhalten, während die Holzteile 1942 fast vollständig verbrannt waren. Rahmen und Bekrönung aus Eichenholz wurden nach erhaltenen Resten rekonstruiert.
Antwerpener Retabel
Das beeindruckende Antwerpener Retabel in der Marientidenkapelle ist 1518 entstanden. 1522 wurde es von dem aus Geldern stammenden Kaufmann Johann Bone für die Kapelle gestiftet. Nach dem Umbau der Kapelle zur Beichtkapelle 1790 wurde der Altar mehrfach in der Kirche umgestellt. Während des Zweiten Weltkriegs stand er in der Briefkapelle und entging so der Zerstörung. Der doppelflügelige Altar zeigt in 26 gemalten und geschnitzten Szenen das Marienleben, im Zentrum der geschnitzten Festtagsseite den Marientod (die kleine zugehörige Gruppe der Himmelfahrt Mariens darüber wurde 1945 gestohlen), darunter ihr Begräbniszug, links die Verkündigung und rechts ihre Grablegung. Die geschnitzten Flügel dieser Wandlung zeigen links oben die Geburt Marias, darunter die Darstellung Jesu im Tempel, und rechts oben eine verkürzte Wurzel Jesse und darunter den zwölfjährigen Jesu im Tempel. Die gemalte zweite Wandlung (zu sehen in der Fastenzeit) zeigt Szenen aus dem Leben Jesu und aus dem Marienleben: in der Mitte die Anbetung der Hirten, die Anbetung der Könige, die Beschneidung Jesu und die Flucht nach Ägypten, flankiert von der Vermählung Joachims und Annas, der Zurückweisung seines Opfers, sein Dankesopfer und seine Beschenkung der Armen beim Verlassen des Tempels. Ist der Altar ganz geschlossen (heutzutage in der Karwoche), ist die Verkündigung des Meisters von 1518 zu sehen.
Vor 1869 wurden die Flügel der Predella, die Legenden der Heiligen Sippe zeigen, abgenommen, zu Tafelbildern zersägt und verkauft. Zwei Teile davon gelangten 1869 aus der Privatsammlung des Lübecker Bürgermeisters Karl Ludwig Roeck in die Sammlung des heutigen St. Annen-Museums. Zwei weitere Teiltafeln von den Außenseiten der Predellenflügel wurden von der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein erworben und befinden sich seit 1988 ebenfalls im St.-Annen-Museum. Von den übrigen Tafeln befinden sich zwei in der Staatsgalerie Stuttgart und zwei in einer Stockholmer Privatsammlung.[6]
Epitaphien
In der Renaissance und im Barock füllte sich der Kirchenraum mehr und mehr mit Epitaphien, so dass man davon sprechen konnte, dass die Kirche zur Ruhmeshalle des Lübecker Patriziats[7] wurde. Die Epitaphien im Hauptschiff, die erst ab 1693 zugelassen waren, mussten aus statischen Gründen aus Holz gefertigt werden, während sie in den Seitenschiffen auch aus Marmor sein konnten. Während von den bis ins 20. Jahrhundert erhaltenen 84 Epitaphien fast alle hölzernen dem Brand nach dem Bombenangriff zum Opfer gefallen sind, haben sich 17 zumeist steinerne an den Wänden der Seitenschiffe erhalten, wenn auch zum Teil mit schweren Beschädigungen.[8] Da es sich im Wesentlichen um barocke Arbeiten handelte, wurden sie in der ersten Phase des Wiederaufbaus bewusst vernachlässigt und erst ab 1973 teilweise restauriert. Sie lassen aber noch ahnen, wie reich die Marienkirche einst ausgestattet war. Das älteste Epitaph, ein noch mittelalterlichen Vorbildern verhaftetes Wappenepitaph, ist das des 1594 gestorbenen Bürgermeister Hermann von Dorne. Das mehrfach restaurierte Epitaph des Schonenfahrers und Ratsherrn Johann Füchting († 1637) ist eine niederländische Arbeit des in Amsterdam tätigen Bildhauers Aris Claeszon aus der Übergangszeit von der Spätrenaissance zum Frühbarock. Nach der Phase des überbordenden Knorpelstils, dessen Beispiele alle verbrannt sind, führte Thomas Quellinus einen neuen Epitaphien-Typ in Lübeck ein und schuf Epitaphien im dramatischen Stil des flämischen Hochbarock für den Ratsherrn Hartwich von Stiten gefertigt 1699, den Ratsherrn Adolf Brüning gefertigt 1706, den Bürgermeister Hieronymus von Dorne († 1704) sowie den Bürgermeister Anton Winckler (1707), das als einziges unbeschädigt geblieben ist. Im gleichen Jahr schuf der Lübecker Bildhauer Hans Freese das Epitaph für den 1705 verstorbenen Bürgermeister Gotthard Kerkring, dessen ovales Bildnis von einer geflügelten Todesfigur gehalten wird. Ein guterhaltenes Beispiel für die Epitaphien der nächsten Generation ist das für den 1723 gestorbenen Bürgermeister Peter Hinrich Tesdorpf. In der Grabkapelle der Familie Tesdorpf findet sich die Büste des Bürgermeisters Johann Matthaeus Tesdorpf von Gottfried Schadow, die der Rat ihm 1823 zu seinem Ratsjubiläum überreicht hatte und die 1835 hier aufgestellt wurde. Zu den letzten Epitaphien zählt auch das Grabdenkmal des Bürgermeisters Joachim Peters von Landolin Ohmacht (um 1795).
Der Fredenhagenaltar
Das Hauptausstattungsstück aus der Barockzeit, der vom Kaufmann Thomas Fredenhagen gestiftete und vom Antwerpener Bildhauer Thomas Quellinus gestaltete 18 Meter hohe Hochaltar aus Marmor und Porphyr (1697) wurde 1942 schwer beschädigt, jedoch nicht zerstört. Nach langer Auseinandersetzung von 1951 bis 1959 fiel auf Betreiben des damaligen Bischofs Heinrich Meyer die Entscheidung, den Altar nicht zu restaurieren, sondern abzutragen und durch einen schlichten Altartisch aus Kalkstein und ein bronzenes Kruzifix von Gerhard Marcks zu ersetzen. Der damalige Lübecker Museumsdirektor urteilte über die kunstgeschichtliche Bedeutung des Altars, er sei das einzige Kunstwerk von europäischen Rang, das die evangelische Kirche in Lübeck nach der Reformation zustande gebracht habe.[9] Einzelne Stücke des Altars sind heute im Chorumgang aufgestellt: die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, die Marmor-Predella mit einem Relief des Abendmahls sowie die drei bekrönenden Figuren, die Allegorien Glaube und Hoffnung und der auferstandene Christus. Die anderen erhaltenen Reste des Altars sind über dem Gewölbe zwischen den Türmen eingelagert. Die Diskussion, ob es möglich und wünschenswert sei, den Altar als ein Hauptwerk barocker Kunst von europäischem Rang wiederherzustellen, ist noch nicht abgeschlossen.
Glasmalerei
Alle Fenster und damit auch alle Glasmalereien wurden 1942 bis auf Reste zerstört. Dieses Schicksal traf auch die im 19. Jahrhundert beim Abbruch der Kirche des Burgklosters geretteten und später von Carl Julius Milde in St. Marien eingebauten Fenster der Burgkirche. Beim Wiederaufbau wurden einfache Rautenfenster in Bleiglas eingebaut, mit sparsamer Dekoration, die in der Regel die Wappen der Spender zeigt. Einige Fenster wurden künstlerisch gestaltet:
- Die Fenster in der Marientidenkapelle zeigen neben den Wappen der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck den Text der Lübeck-Kantate von Dietrich Buxtehude: Schwinget euch himmelan (BuxWV 96).
- Das monumentale Westfenster Der Tag des Gerichts wurde 1962 von Hans Gottfried von Stockhausen gestaltet.
- Im Fenster der Gedenkkapelle im Südturm, in der die zerstörten Glocken liegen, erinnern Wappen von Städten, Ländern, preußischen Provinzen und historischen Siedlungsgebieten an die deutschen Ostgebiete
- Die beiden Fenster in der Totentanzkapelle, 1952–55 von Alfred Mahlau entworfen und 1956/57 in den Lübecker Glaswerkstätten Berkentien entstanden, nehmen die Motive und Gestalten des dort 1942 verbrannten Lübecker Totentanzes auf. Sie ersetzen das erst 1913 von Kaiser Wilhelm II. anlässlich seines Besuches in Lübeck gestiftete und am 5. Juni 1914 vom Lübecker Senat unter seinen Schutz gestellte Kaiserfenster. Es war von dem Münchener Hofglasmaler Karl de Bouché gefertigt worden und zeigte in historistischem Stil die Bestätigung der Privilegien der Stadt durch Kaiser Friedrich Barbarossa.[10]
- Die Briefkapelle bekam 1981/82 von Johannes Schreiter gestaltete Fenster. Ihr zerrissenes Rautenmuster lässt an die Zerstörung der Kirche, aber auch an die zerrissenen Netze (Lukas 5,6)der Jünger Jesu denken.
- Im Dezember 2002 kam nach einem Entwurf von Markus Lüpertz das Tympanonfenster über dem Nordportal der Totentanzkapelle hinzu. Dieses Fenster, wie auch die Fenster in der Briefkapelle von Johannes Schreiter, wurden in der Glaskunstwerkstatt Derix (Taunusstein) hergestellt und montiert.
Marienkirchhof
Der südlich der Kirche gelegene Marienkirchhof vermittelt durch seine Abschlüsse, die Nordfassade des Lübecker Rathauses, das Kanzleigebäude sowie das Marienwerkhaus den Eindruck des mittelalterlichen Stadtbildes. Lübsche Sagen umweben kaum auffindbare Details skulptureller Gestaltung an der Fassade; ein großer Granitquader rechts neben dem Eingang wurde nicht etwa von der Kirchenbauhütte dort zwischengelagert oder vergessen, sondern soll von des Teufels Hand dort hingekommen sein. Im Westen und Norden der Kirche zeigt sich der Kirchhof als freier Platz, die mittelalterliche, kleinteilige Bebauung wurde abgeräumt. Allein an der Ecke Schüsselbuden zur Mengstraße erinnern die Fundamentsteine an die Kapelle Maria am Stegel (1415), die vor dem Zweiten Weltkrieg bereits als Buchhandlung genutzt wurde. Gegen ihren Wiederaufbau nach dem Krieg wurde Ende der 50er Jahre entschieden und das noch stehende Außenmauerwerk der Ruine abgetragen.
An der Mengstraße gegenüber dem Kirchhof liegt als dreiteiliger Baukörper mit Fassaden des 18. Jahrhunderts das Pastorat, die Wehde, nach der auch der dahinter liegende Blockbinnenhof Wehdehof benannt ist.
Das von dem Bildhauer Hermann Joachim Pagels 1929 für die Kirchengemeinde geschaffene Denkmal an deren Gefallene besteht aus schwedischem Granit aus Karlshamn.
Auf der Stirnseite des Sankt Marien-Ehrenmals steht als Hauptinschrift:
Die Sankt Marien-Gemeinde
ihren Toten
1914 1918
(nach dem 2. Weltkrieg ergänzt um)
und
1939 1945
an den oberen Rändern stehen Textpassagen
links Stirnseite rechts
Gott unsere Zuversicht Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe Herr mach uns frei
BWV 197 (1 Kor 13,13 LUT ) Altniederländisches Dankgebet
Pastoren
Die Marienkirche war seit der Reformation die Predigtstätte des leitenden lutherischen Geistlichen der Stadt, bis 1796 des Superintendenten. Danach wechselte der jeweilige Senior; drei von ihnen waren Pastoren an St. Marien. 1934 bis 1973 war St. Marien Bischofskirche des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck. Seit der Bildung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche war St. Marien Predigtstelle des jeweiligen Propsten des Kirchenkreises Lübeck. In der 2012 gebildeten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland ist St. Marien Predigtstelle der Pröpstin für den Bereich Lübeck des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.
- 1532–1548: Hermann Bonnus
- 1553–1567: Valentin Curtius
- 1575–1600: Andreas Pouchenius der Ältere
- 1613–1622: Georg Stampelius
- 1624–1643: Nikolaus Hunnius
- 1646–1671: Meno Hanneken
- 1675–1683: Samuel Pomarius
- 1689–1698: August Pfeiffer
- 1702–1728: Georg Heinrich Götze
- 1730–1767: Johann Gottlob Carpzov
- 1771–1774: Johann Andreas Cramer
- 1779–1796: Johann Adolph Schinmeier
- 1892–1909: Leopold Friedrich Ranke
- 1914–1919: Johannes Becker
- 1919–1933: Johannes Evers
- 1934–1945: Erwin Balzer, Bischof
- 1948–1955: Johannes Pautke, Bischof
- 1956–1972: Heinrich Meyer (Bischof)
- 1972–1977: Karlheinz Stoll, Senior
- 1979–2001: Niels Hasselmann, Propst
- 2001–2008: Ralf Meister, Propst
- Seit 2008: Petra Kallies, Pröpstin
Weitere bekannte Pastoren der Marienkirche waren
- 1614-1648: Michael Siricius, Prediger ab 1614, Hauptpastor ab 1625
- 1626–1668: Jacob Stolterfoht, Prediger ab 1626, Hauptpastor ab 1649
- 1706–1743: Jacob von Melle, Hauptpastor und Polyhistor
- 1751–1759: Johann Hermann Becker, Hauptpastor
- 1829–1867: Johann Funk, Hauptpastor
- 1966–1979: Hans-Joachim Thilo
Musik an St. Marien
Schon im Mittelalter gab es in der Marienkirche eine reiche Kirchenmusik. So gehörte zur Ausstattung der Marientidenkapelle ein eigener Sängerchor. Nach der Reformation durch die Kirchenordnung Johannes Bugenhagens übernahm der Chor des Katharineums die Aufgabe der gesanglichen Ausgestaltung der Gottesdienste. Die Schule erhielt dafür die Erträge der Stiftung der Kapelle. Bis 1802 war der Kantor zugleich Lehrer der Schule und für den Chor- und Gemeindegesang verantwortlich. Der Organist hingegen, der als Werkmeister auch Verwaltungsaufgaben in der Kirchenrechnungsführung und der Bauunterhaltung zu übernehmen hatte, war für die Orgel- und Instrumentalmusik verantwortlich.
Hauptorgel
1516–1518 entstand mit einem finanziellen Aufwand von 10.500 Mark lübisch unter dem Werkmeister Martin Flor die von dem Orgelbaumeister Barthold Hering erbaute erste Große Orgel an der Westwand als Ersatz für die Große Orgel aus dem Jahr 1396. Sie hatte zwei Manuale, Pedal und 32 Register. Diese Orgel, mit größter Wahrscheinlichkeit die erste und einzige gotische Orgelfassade mit einem Zweiunddreißigfuß-Prinzipal (tiefste Pfeife rund 11 Meter lang) in der damaligen abendländischen Welt[11], wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut. Unter anderem führte 1637–1641 Friedrich Stellwagen umfangreiche Arbeiten durch, daher diente sie ihm maßgeblich als Vorbild der Orgel der St.-Marien-Kirche in Stralsund.
Anfang des 19. Jahrhunderts war die die Orgel auf 3 Manuale und Pedal, 57 Register und 4.684 klingende Pfeifen angewachsen. 1851 entstand jedoch eine komplett neue Orgel, erbaut von Johann Friedrich Schulze im Geist der Zeit, mit vier Manualen, Pedal und 80 Stimmen hinter dem historischen Prospekt von Benedikt Dreyer, der von Carl Julius Milde restauriert und erweitert wurde.
Anstelle dieser, 1942 beim Bombenangriff verbrannten Großen Orgel, wurde 1968 von der Orgelbaufirma Kemper & Sohn die damals größte Orgel der Welt mit mechanischer Spieltraktur geschaffen. Sie besitzt auf fünf Manualen und Pedal 100 Register mit 8.512 Pfeifen; die längsten messen elf Meter, die kleinste hat die Größe einer Zigarette. Die Registertraktur arbeitet elektrisch und verfügt über Freikombinationen; das Registertableau ist doppelt angelegt.[12]
Totentanzorgel (Chororgel)
Älter als die Große Orgel war die Totentanzorgel. Sie wurde 1477 an der Ostseite des nördlichen Querschiffes, der wegen des dort angebrachten Totentanzes so genannten Totentanzkapelle, errichtet und diente der musikalischen Ausgestaltung der dort gefeierten Totenmessen. Nach der Reformation wurde sie für Andachten und Abendmahlsfeiern benutzt. 1549 und 1558 erweiterte Jacob Scherer die Orgel unter anderem durch ein Rückpositiv, und 1621 erhielt die Orgel ein Brustwerk. Auch an dieser Orgel nahm Friedrich Stellwagen umfangreiche Reparaturarbeiten vor (1653–1655). Danach wurden nur noch kleinere Umbauten ausgeführt. Durch diesen Umstand erlangte die Orgel im Rahmen der Orgelbewegung, zusammen mit der Arp-Schnitger-Orgel in St. Jacobi Hamburg und der Kleinen Orgel der Lübecker Jakobikirche, das Interesse der Fachwelt, und wurde 1937 grundlegend restauriert mit dem Ziel, den Zustand des 16./17. Jahrhunderts wiederherzustellen. Die Disposition wurde auf die des 17. Jahrhunderts zurückgeführt. Doch auch diese Orgel verbrannte zusammen mit dem Totentanz am Palmsonntag 1942.
1955 wurde die Totentanzorgel von der Orgelbaufirma Kemper & Sohn nach den Abmessungen von 1937 wiederhergestellt, allerdings nun im nördlichen Chorumgang, zum Hochchor hin ausgerichtet. Ihren ursprünglichen Platz nahm die neue Astronomische Uhr ein. Diese Nachkriegsorgel, die sehr reparaturanfällig war, wurde 1986 an gleicher Stelle ersetzt durch die neue Totentanzorgel, erbaut von der Firma Führer in Wilhelmshaven. Sie verfügt bei mechanischer Spieltraktur auf vier Manualen und Pedal über insgesamt 56 Register mit ca. 5.000 Pfeifen.[13] Diese Orgel ist besonders gut geeignet zur Begleitung von Andachten und Kasualien sowie zur Darbietung älterer Orgelmusik bis Bach.
Als besondere Tradition an St. Marien wird im Jahreschlussgottesdienst an Silvester der Choral Nun danket alle Gott mit beiden Orgeln, Pauken und einem Blechbläserensemble begleitet.
Weitere Instrumente
Auch auf dem Lettner befand sich einst eine Orgel als Continuo-Instrument des dort aufgestellten Chores – die dritte Orgel in der Kirche. 1854 wurde hier das beim Umbau der Großen Orgel entfernte Brustwerk (1560/61 erbaut von Jacob Scherer) eingebaut. Diese Lettner-Orgel verfügte über ein Manual und sieben Register und wurde 1900 unter Beibehaltung der Fassade durch ein zweimanualiges, pneumatisches Werk des Orgelbaumeisters Emanuel Kemper ersetzt. Auch diese Orgel verbrannte 1942.
In der Briefkapelle steht seit 1948 eine ehemalige Hausorgel aus Ostpreußen. Die Briefkapellenorgel, ein einmanualiges Werk mit acht Stimmen in Bass- und Diskantteilung, wurde 1723 von Johannes Schwarz erbaut und diente seit 1724 als Orgel der Schlosskapelle von Dönhoffstädt bei Rastenburg. Von dort erwarb sie der Lübecker Orgelbauer Karl Kemper im Jahre 1933. Nach einigen Jahren als Begleitinstrument für kirchenmusikalische Aufführungen im Hochchor der Katharinenkirche holte Walter Kraft diese Orgel zunächst als Übergangsinstrument in die Briefkapelle, die als erster Raum der Marienkirche nach dem Krieg wieder für Gottesdienste hergerichtet wurde. Heute dient die Barockorgel der Begleitung von Andachten sowie der Sonntagsgottesdienste, die in der Zeit von Januar bis März in der Briefkapelle als Winterkirche gefeiert werden.
Organisten
Vor allem zwei Organisten im 17. Jahrhundert prägten die Musiktradition an St. Marien: Franz Tunder von 1642 bis zu seinem Tode 1667, und sein Nachfolger und Schwiegersohn Dietrich Buxtehude von 1668 bis 1707. Beide waren exponierte Vertreter der Norddeutschen Orgelschule und traten sowohl als Organisten als auch als Komponisten hervor. 1705 kam Johann Sebastian Bach nach Lübeck, um Buxtehude zu „behorchen“,[14] und schon 1703 waren Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson bei Buxtehude zu Gast. Seither gilt die Stelle des Organisten an St. Marien als eine der herausragenden Organistenstellen in Deutschland überhaupt.
Mit den Lübecker Abendmusiken führten Tunder und Buxtehude als erste überhaupt vom Gottesdienst losgelöste Kirchenkonzerte ein. Buxtehude entwickelte dazu eine feste Form als Folge von fünf Konzerten an den letzten beiden Sonntagen der Trinitatis-Zeit sowie am 2. bis 4. Adventssonntag. Die sehr erfolgreiche Reihe wurde von Buxtehudes Nachfolgern Johann Christian Schieferdecker (1679–1732), Johann Paul Kunzen (1696–1757), dessen Sohn Adolf Karl Kunzen (1720–1781) und Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw (1745–1833) weitergeführt. Sie alle komponierten für die Abendmusiken eine Reihe biblischer Oratorien, darunter Israels Abgötterey in der Wüsten (1758), Absalon (1761) und Goliath (1762) von Adolf Kunzen und Die Rettung des Kindes Mose und Der geborne Weltheiland (1788), Tod, Auferstehung und Gericht (1790) sowie Davids Klage am Hermon nach dem 42ten Psalm (1793) von von Königslöw.
Um 1810 fand diese Tradition zunächst ein Ende. Der Geschmack in Musik und Kirche hatte sich gewandelt, und äußere Umstände (Besatzung durch napoleonische Truppen in der „Franzosen-Zeit“ und die daraus in Lübeck bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts fortdauernde Finanznot) machten die Durchführung solch aufwändiger Konzerte unmöglich.
Im frühen 20. Jahrhundert was es der Marienorganist Walter Kraft (1905–1977), der die Tradition der Abendmusiken wiederbelebte, zunächst mit einem Abend Bachscher Orgelmusik (1926), dann jährlich mit gemischten Chor- und Orgelprogrammen. 1954 schuf Kraft den „Lübecker Totentanz“ als eine neue Abendmusik.
Auch Ernst-Erich Stender (Marienorganist als Nachfolger Krafts von 1973 bis 2009) führte die Tradition der Abendmusiken als Orgelkonzerte bei Kerzenschein in den Sommermonaten weiter. Zu Stenders Nachfolger wurde Anfang 2009 der Kreuzorganist Holger Gehring berufen.[15] Er sollte hier seinen Dienst zum 1. Mai 2009 antreten. Nach intensiven Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand der Kreuzkirche nahm Gehring jedoch die bereits erfolgte Kündigung zurück und entschied sich, in Dresden zu bleiben.[16] Stattdessen wurde Johannes Unger als neuer Marienorganist berufen.[17]
Liste der Organisten
- um 1516–1518 (?) Bartold Hering
- –1572: David Ebel
- 1597–1611: Heinrich Marcus
- 1612–1616: Hermann Ebel
- 1616–1640: Peter Hasse
- 1642–1667: Franz Tunder
- 1668–1707: Dietrich Buxtehude
- 1707–1732: Johann Christian Schieferdecker
- 1733–1757: Johann Paul Kunzen
- 1757–1781: Adolf Karl Kunzen
- 1781–1833: Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw
- 1834–1844: Gottfried Herrmann
- 1845–1886: Hermann Jimmerthal
- 1887–1929: Karl Lichtwark
- 1929–1973: Walter Kraft
- 1973–2009: Ernst-Erich Stender
- ab 2009: Johannes Unger
Lübecker Knabenkantorei an St. Marien
Seit 1970 gibt es an der Marienkirche mit der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien (1948 gegründet als Lübecker Kantorei) einen Knabenchor, der regelmäßig in den Sonn- und Feiertagsgottesdiensten singt. Ebenfalls 1970 wurde deren Chorleiter Hans-Jürgen Wille zum Kantor an St. Marien bestellt. Seit 1999 steht der Chor unter der Leitung von Marienkantor Michael D. Müller. Die Aufführung von Bachs Johannes-Passion, früher im gottesdienstlichen Rahmen, heute als Kirchenkonzert, am Karfreitag ist zu einer Lübecker Tradition geworden.
Die Lübecker Marienkirche heute
Die Gemeinde
Seit der Einführung der reformatorischen Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen durch den Rat der Stadt 1531 evangelisch, gehört die Gemeinde der Marienkirche heute zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Gottesdienste finden an jedem Sonntag und Feiertag um 10 Uhr statt. Am Sonntagabend gab es bis 2009 ein wochentliches Abendgebet mit Taizé-Gesängen in der Marientidenkapelle, dann monatlich bis 2011 Soul & Silence.
Montags bis sonnabends in der Sommersaison sowie im Advent bietet eine Kurzandacht (Wort zum Alltag) mit Orgelmusik um 12 Uhr (nach dem Figurenumlauf der Astronomischen Uhr) Touristen und Einheimischen Gelegenheit zur Besinnung.
Wer die Lübecker Marienkirche besichtigen will, muss vom 15. März 2010 an zwei Euro Eintritt zahlen.[18]
Die Astronomische Uhr
Die Astronomische Uhr (erbaut 1561–1566) war ein Kleinod der Kunst- und Sakralgeschichte.
Sie stand hinter dem Hochaltar im Chorumgang und wurde 1942 vollständig zerstört. Nur ein Zifferblatt, das bei einer früheren Restaurierung ersetzt worden war, blieb im St.-Annen-Museum erhalten. Die neue Astronomische Uhr, die an der Ostseite des nördlichen Querschiffes in der Totentanzkapelle aufgestellt wurde, ist das Werk von Paul Behrens, einem Lübecker Uhrmachermeister, der es als Lebenswerk von 1960–1967 plante, dafür Spenden sammelte, es in den Uhrteilen selbst herstellte und bis an sein Lebensende wartete. Die Fassade ist eine vereinfachte Kopie des Originals. Von komplizierter Mechanik bewegte Kalender- und Planetenscheiben zeigen Tag und Monat, Sonnen- und Mondstand, Tierkreiszeichen (13 astronomische, nicht 12 astrologische), das Osterdatum und die Goldene Zahl. Um 12 Uhr mittags erklingt das Glockenspiel und der Lauf der Figuren vor dem segnenden Christus (ursprünglich Kurfürsten, seit dem Neuaufbau nach dem Krieg acht Vertreter der Völker der Erde) setzt sich in Gang.
Das Carillon
Die 36 Glocken des Glockenspiels stammen teilweise aus der Katharinenkirche in Danzig und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingebaut. Zu jeder halben und vollen Stunde erklingen nach dem Kirchenjahr wechselnde Choral-Melodien. Früher wurde das Glockenspiel durch eine komplizierte elektromechanische Walzenmechanik gesteuert; seit einer Renovierung 2008 ist es computergesteuert. Zu Ostern und Weihnachten spielt der Organist um 12 Uhr mittags das Glockenspiel von Hand.
Glocken
Das historische Geläut der Kirche von 11 Glocken hing ursprünglich im südlichen der beiden Türme in einer Glockenstube in 60 m Höhe. Hinzu kamen sieben Uhrschlagglocken im Dachreiter, gegossen 1508-1510 von Hinrik van Kampen. Während des durch den Bombenangriff ausgelösten Brandes am Palmsonntag 1942 sollen die Glocken durch den Luftzug noch einmal geläutet haben, bevor sie herabstürzten. Die Reste zweier Glocken, der ältesten Glocke von 1508, der Sonntagsglocke von Hinrik van Kampen (2.000 kg, Durchmesser 1710 mm, Schlagton a0) und der Pulsglocke des Lübecker Ratsgießer Albert Benningk von 1668 (7.134 kg, Durchmesser 2170 mm, Schlagton fis0), wurden als Mahnmal in der ehemaligen Schinkel-Kapelle unter dem Süderturm erhalten. Die 1650 vom Ratsgießers Anton Wiese gegossene Rats- und Kinderglocke, die zu den Andachten vor den Ratssitzungen und bei Kindstaufen geläutet wurde, wurde 1906 an die Heilanstalt Strecknitz abgegeben und überstand so als einzige der historischen Glocken den Zweiten Weltkrieg. Sie hängt noch heute im Turm des jetzigen Universitätsklinikums.
Das heute siebenstimmige Geläut hängt seither im Nordturm. Es zählt zu den größten und tontiefsten seiner Art in Norddeutschland. Aus Danziger Kirchen stammen die drei Barockglocken Gratia Dei, Dominicalis (aus St. Johann) und Osanna (aus St. Marien); nach dem Zweiten Weltkrieg kamen diese sogenannten „Leihglocken“ vom Hamburger Glockenfriedhof als „Notgeläut“ auf den Turm.
Nachdem die neue Pulsglocke 1951 von Bundeskanzler Adenauer zur 700-Jahr-Feier der Marienkirche gestiftet wurde, konnte das Geläut 1985 durch den Guss drei weiterer Glocken vervollständigt werden. Ihre Inschriften nehmen in besonderer Weise Bezug auf Frieden und Versöhnung.
Im Jahre 2005 wurde die gesamte Glockenstube saniert. Dabei wurde der Stahlglockenstuhl der Wiederaufbauzeit durch einen hölzernen Glockenstuhl ersetzt und die Glocken an gerade Holzjoche gehängt. Somit erklingt das Geläut wieder festlich.
Dieses Großgeläut besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, da es durch seine ungewöhnliche Disposition (Intervall-Abstände zwischen den einzelnen Glocken) auffällt; durch die Aneinanderreihung von Ganztonabständen zwischen den Glocken 1–5 entsteht ein ganz eigenwilliger Geläuteklang, der zusätzlich durch die Klanggebung der historischen Glocken an Lebendigkeit gewinnt.
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Nr.
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Name
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Gießer, Gussort
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Gussjahr
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Gewicht (kg)
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Durchmesser (mm)
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Nominal
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(HT-1/16)Herkunftsort
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1
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Pulsglocke
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Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
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1951
|
5.817
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2.100
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ges0 +8
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2
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Bet- und Sonntagsglocke
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Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall-Kochendorf
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1985
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4.668
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1.930
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as0 +10
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3
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Abendglocke (Friedensglocke)
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Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall-Kochendorf
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1985
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2.994
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1.710
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b0 +9
|
|
4
|
Gratia Dei
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Johann Gottfried Anthonÿ, Danzig
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1740
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≈3.000
|
1.650
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c1 +5
|
Danzig, St. Johann
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5
|
Osanna
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Benjamin Wittwerck, Danzig
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1719
|
1.740
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1.440
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d1 +6
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Danzig, St. Marien
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6
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Versöhnungsglocke
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Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall-Kochendorf
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1985
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1.516
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1.320
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es1 +10
|
|
7
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Dominicalis
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Johann Gottfried Anthonÿ, Danzig
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1735
|
850
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1.110
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f1 +11
|
Danzig, St. Johann
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Läuteordnung
Zu den verschiedenen Zeiten und Anlässen des Kirchenjahres ertönen in der Läuteordnung festgelegte Motive:
Kirchenjahr
Der Hauptgottesdienst wird am Vorabend um 20 Uhr mit dem gleichen Geläut eingeläutet. Dasselbe gilt für das Morgen- und Mittagsläuten an diesen Sonn- und Feiertagen anstelle des regulären Betläutens (s. u.).
- Andachtsgeläut: Glocken 7+5+4 (Danziger Geläut; c1 d1 f1)
- Sonntagabendgeläut: Glocken 6+4+3 (b0 c1 es1)
- Fastengeläut: Glocken 7+6+5+3 (b0 d1 es1 f1):
- 2. bis 4. Adventssonntag und Sonntage in der Passionszeit
- Dur-Geläut: Glocken 7+5+4+3 (b0 c1 d1 f1):
- Hubertusmesse (3. November)
- Karfreitagsgeläut: Glocken 3+2 (as0 b0), zur Sterbestunde (15 Uhr): Glocke 1 (ges0)
- Friedensgeläut: Glocken 6+3+2 (as0 b0 es1):
- Buß- und Bettag
- Sonntagsgeläut: Glocken 7+6+4+2 (as0 c1 es1 f1):
- Sonntage nach Epiphanias, Sonntage der Vorfastenzeit und Sonntage nach Trinitatis
- Kleines Festgeläut: Glocken 7+6+4+3+2 (as0 b0 c1 es1 f1):
- 2. Weihnachtstag, Sonntage nach Weihnachten, Altjahrsabend, Neujahrstag, Ostermontag, Sonntage nach Ostern, Pfingstmontag
- Mittleres Festgeläut: Glocken 7+6+5+4+3+2 (as0 b0 c1 d1 es1 f1):
- 1. Advent, Epiphanias, Letzter Sonntag nach Epiphanias (Christi Verklärung), Gründonnerstag, Konfirmation, Christi Himmelfahrt, Trinitatisfest, Erntedankfest, Reformationsfest
- Großes Festgeläut: Glocken 7–1 (Vollgeläut):
- Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Mitternachtsläuten Neujahr, Osternacht, Ostersonntag, Pfingstsonntag
Betläuten
- Morgenläuten: Glocke 6 (es1)
- Mittagsläuten: Glocke 5 (d1)
- Abendläuten: Glocke 3 (b0)
- zum Vaterunser im Hauptgottesdienst: Glocke 2 (as0)
Kasualien
- Taufe: Glocken 7+6+5 (d1–es1–f1)
- Trauung: Glocken 7+6+4 (c1–es1–f1)
- Trauerfeier: Glocke 2 (as0); nach der Trauerfeier: Glocken 7+6+4+2 (as0–c1–es1–f1)
Maße
- Gesamtlänge: 103 m
- Länge des Mittelschiffes: 70 m
- Gewölbehöhe im Hauptschiff: 38,5 m
- Gewölbehöhe in den Seitenschiffen: 20,7 m
- Höhe der Türme: 125 m
- Fußbodenfläche: 3300 m²
Literatur
- Heike Barth: Der Fredenhagen-Altar des Thomas Quellinus in der Marienkirche zu Lübeck. Marburg 1996
- Max Hasse: Die Marienkirche zu Lübeck. Deutscher Kunstverlag, München 1983, ISBN 3-422-00747-4
- Günther Grundmann: Lübeck In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 81 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955
- Gustav Schaumann, Friedrich Bruns (Bearbeiter): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Hrsg. von der Baudeputation. Band 2, Teil 2: Die Marienkirche. Nöhring, Lübeck 1906 (Digitalisat )
- Ernst Roßmann: Naturwissenschaftliche Untersuchung der Wandmalereien im Chorobergaden der Marienkirche zu Lübeck, anlässlich des Lübecker Bilderfälscherprozesses. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955, S. 99 ff. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955
- Peter Hirschmann: Was soll aus den gefälschten Wandbildern in St. Marien zu Lübeck werden? In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 106 ff. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955
- Hinnerk Scheper: Restaurieren und Berufsethos In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955, S. 109 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
- Joachim Goll: Kunstfälscher. E. A. Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
- St.-Marien-Jahrbuch, Jahrbücher des St.-Marien-Bauvereins, Lübeck unregelm. Erscheinen (Zeitschrift)
- K. Wehlte: Was ging in Lübeck vor? In: Maltechnik 61/1955. S. 11
- George Savage: Forgeries, Fakes and Reproductions. London, Barrie & Rockliff, 1963
- Ausstellungskatalog Essen und Berlin: Fälschung und Forschung. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1976, ISBN 3-7759-0201-5.
- Christine Lehmann: MacPherson und das Echo des Ossian, Die Angst des Han van Meegeren und Malskat und die gotischen Truthähne in Gaunergeschichten, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1988
- Michel-Rundschau 7/1988 (Seite 538: Lothar Malskat gestorben)
- Karl Corino (Hrsg.): Universalgeschichte des Fälschens. 33 Fälle, die die Welt bewegten. Von der Antike bis zur Gegenwart, Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 1996
- Günter Grass: Werkausgabe Band 11 Die Rättin. Steidl Verlag, Göttingen 1997, ISBN 3-88243-492-9
- 50 Jahre Lübecker Knaben Kantorei an St. Marien, Festschrift von Konrad Dittrich, Lübeck 1998
- Die Hanse. Macht des Handelns – Der Lübecker Fernhandelskaufmann, Ausstellungskatalog „Gebrannte Größe“ im Rahmen der Initiative „Wege zur Backsteingotik“, Monumente, Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, 2002, ISBN 3-935208-13-8
- Die Glocken von St. Marien. Ein Briefwechsel zwischen Peter Guttkuhn und Günter Grass. In: Treffpunkt 3, Lübecker Autoren und ihre Stadt. Lübeck 1993, ISBN 3-7950-3209-1
Einzelnachweise
- ↑ Tamara Thiesen: Benedikt Dreyer. Kiel 2007, S. 69 - 160, ISBN 978-3-937719-57-3
- ↑ Thiesen: Benedikt Dreyer. S. 291 ff.
- ↑ Die Gestaltung des Innenraums der Marienkirche in Lübeck. Anlage zur Wettbewerbsausschreibung, in: Jahrbuch des St.-Marien-Bauvereins 4 (1958), S. 10
- ↑ siehe Hasse, Marienkirche, S. 236
- ↑ Eichamt Bremen – Übersicht der Bronzetaufbecken, die bestimmten Standardmaßen entsprechen , abgerufen am 2. Dezember 2009
- ↑ Siehe den Eintrag
- ↑ Max Hasse, Marienkirche, S. 200
- ↑ Für eine Aufstellung siehe: Lutz Wilde: Die Epitaphien in der St.-Marien-Kirche, in: Jahrbuch des St.-Marien-Bauvereins 8 (1974/75), S. 111–128
- ↑ Friedrich Zimmermann: Der Wiederaufbau der Lübecker Grosskirchen. In: Der Wagen 1988, S. 18 - 38 (S. 26 f.).
- ↑ Nach einer Notiz in der Zeitschrift Die Christliche Kunst 1914, S. 23
- ↑ Walter Kraft: Drei Orgeln in St. Marien zu Lübeck. Lübeck o.J. [1968], S. 1.
- ↑ Informationen zur Großen Orgel auf der Webseite des Vereins der Freunde der Kirchenmusik an St. Marien.
- ↑ Disposition der Totentanzorgel auf Orgel Databank
- ↑ Es heißt, dass man ihm Buxtehudes Nachfolge angeboten habe, er diese aber abgelehnt hätte. Als Begründung für die Entscheidung Bachs bringen Lübecker Stadtführer hervor, dass die Heirat der Tochter Buxtehudes Bedingung für die Übernahme gewesen sei.
- ↑ EPD-Meldung vom 2. März 2009 , abgerufen am 2. September 2012.
- ↑ Kreuzorganist Gehring bleibt in Dresden Pressemitteilung bei www.xxx, abgerufen am 2. September 2012.
- ↑ www.xxx: Vita Johannes Unger , abgerufen am 2. September 2012.
- ↑ http://www.xxx , abgerufen am 4. November 2009
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Petrikirche (Lübeck)
Die St. Petrikirche zu Lübeck ist ein Gotteshaus, das erstmals im Jahr 1170 erwähnt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrmals ausgebaut, bis sie im 15. Jahrhundert fertig gebaut war. Im Zweiten Weltkrieg erlitt sie starke Schäden und wurde erst 1987 vollständig restauriert. Da die Innenausstattung nicht wieder hergestellt wurde, finden in ihr keine Gottesdienste mehr statt. Stattdessen wird sie für kulturelle und religiöse Veranstaltungen sowie Kunstausstellungen genutzt.
Geschichte
Bereits 1170 fand die Kirche erste Erwähnung zusammen mit der Marienkirche. Zwischen 1227 und 1250 erfolgte der Bau einer spätromanischen, dreischiffigen Kirchenhalle (drei Schiffe, vier Joche, drei Apsiden; 29,80 m + 3 m lang, 21 m breit). Um 1290 entstand eine dreischiffiger, gotischer Hallenchor. St. Petri war die Kaiserkirche Lübecks: („Turris in ede s. Petri corona deaurata cum armis cesaris et urbis insignata est“, (1492). Gleichzeitig war die Petrikirche die neben der Marienkirche die zweite Lübecker Marktkirche. Im 15. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zur heutigen Erscheinung: Eine gotische, fünfschiffige Hallenkirche aus Backsteinen mit fünf Jochen. Damit wurde die Petrikirche eine der wenigen existierenden fünfschiffigen Kirchen. Im Osten befinden sich drei Apsiden, im Westen ein Einturm auf einem breiten Unterbau. Während des Luftangriffs auf Lübeck am Palmsonntag 1942 brannte die Petrikirche völlig aus. Das Dach, der Turmhelm und die reiche Innenausstattung wurden zerstört. Dazu gehörte auch der Orgelprospekt, geschaffen durch den Bildschnitzer Tönnies Evers den Jüngeren.
Bedeutende Prediger und Pastoren
- Valentin Curtius
- Reimar Kock, Chronist der Reformationszeit
- Peter Hermann Becker, 1756-1767
- Ludwig Suhl, Diaconus 1783, Archidiaconus 1787
- Hermann Friedrich Behn
Wiederaufbau nach 1945
Die notdürftig abgedeckte Kirche diente der Lübecker Kirchbauhütte zunächst als Lapidarium, in dem geborgene skulpturelle Fragmente aus allen kriegszerstörten Lübecker Kirchen zwischengelagert wurden. Erst 1987 war die Kirche äußerlich wieder vollständig aufgebaut. Von einer Rekonstruktion der Innenausstattung wurde abgesehen, so dass innen heute vor allem die Mächtigkeit des puren Baukörpers und die relativ seltene Form der Grundrissgestaltung auf den Besucher einwirken. Dazu passt das neue Kruzifix im Chor, eine Arbeit mit den Ausmaßen eines kleinen Triumphkreuzes (214 x 123 cm) von Arnulf Rainer 1980/83 aus rohen Planken versehen mit einem Corpus aus dem Devotionalienhandel. Das Kruzifix ist mit dicken Farbschichten überzogen.
Orgel
1992 erhielt die Petrikirche eine neue Orgel, finanziert durch Stiftungszuwendungen. Das Instrument befindet sich im nördlichen Seitenschiff. Es wurde von der Orgelbaufirma Hinrich Otto Paschen (Kiel) erbaut und hat 19 Register (Schleifladen) auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen und die Registertrakturen sind mechanisch. Der Spieltisch ist in das Positivwerk eingefügt. Der Organist sitzt vor dem Hauptwerk und blickt über das Positiv zur Gemeinde.[1]
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- I Hauptwerk C–g3
- 1. Bordun 16’
- 2. Prinzipal 8’
- 3. Rohrgedackt 8’
- 4. Salicional 8’
- 5. Oktave 4’
- 6. Gedackt 4’
- 7. Schwegel 2’
- 8. Mixtur III-IV
- 9. Trompete 8’
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- II Positiv C–g3
- 10. Holzgedackt 8’
- 11. Rohrflöte 4’
- 12. Prinzipal 2’
- 13. Quinte 11/3’
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- Pedal C–d1
- 14. Bordun 16’
- 15. Prinzipal 8’
- 16. Rohrgedackt 8’
- 17. Oktave 4’
- 18. Rauschpfeife II
- 19. Trompete 8’
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Neue Nutzung
St. Petri dient nun ohne eigene Gemeinde als Kirche für die ganze Stadt, in der zahlreiche kulturelle und religiöse Veranstaltungen und Kunstausstellungen stattfinden. Kurator der Kulturkirche ist Björn Engholm.
Seit dem 29. September 2004 ist die Petrikirche offiziell „Universitätskirche“ der Universität zu Lübeck. Das Logo entwarf Martin Botsch.
Turm
Der Turm ist 108 m hoch und kann bestiegen werden. Per Aufzug kann die in 50 m Höhe gelegene Aussichtsplattform erreicht werden. Von dort bietet sich ein Rundblick über die gesamte Altstadt Lübecks und das Umland bis hin zur Lübecker Bucht. Siehe auch: Lübeck#Geographie.
Kunstausstellungen in der Kulturkirche
- 1996: Kiki Smith
- 2005: Annette Goessel
- 2008: Lynn Umlauf und Michael Goldberg
- 2010: Tintenbilder von Hanna Frenzel und südindische Schattenspielfiguren aus dem Theaterfigurenmuseum Lübeck
- 2012: Trashstones von Wilhelm Mundt
Sonstiges
Die beiden vor dem Hauptportal stehenden Glocken gehörten ursprünglich Danziger Kirchen und waren im Zweiten Weltkrieg zur Rohstoffgewinnung auf den Hamburger Glockenfriedhof gekommen. Diese Glocken sind dem Einschmelzen entgangen. Nach 1945 wurden sie (wie auch die Glocken des Glockenspiels der Marienkirche und die Paramente der Danziger Marienkirche, die heute im St. Annen-Museum zu sehen sind) nach Lübeck gebracht, weil hier viele Flüchtlinge aus Danzig eine neue Heimat gefunden hatten. Die zuletzt diskutierte Restitution scheitert derzeit nicht an der Haltung Lübecker Gremien, sondern an einer ausstehenden grundsätzlichen Einigung der Union Evangelischer Kirchen in Berlin, die als Rechtsnachfolgerin der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union durch Beschluss des Kammergerichts Berlin vom 22. September 1970 für alle Vermögensangelegenheiten ehemaliger preußischer evangelischer Kirchengemeinden östlich der polnisch-deutschen Staatsgrenze für zuständig erklärt worden ist, soweit es sich um bewegliche Vermögensstücke handelt, die sich nach dem 8. Mai 1945 auf deutschem Staatsgebiet befanden, mit den zuständigen Stellen in Polen.
Literatur
- Rainer Andresen: Lübeck, Geschichte-Kirchen-Befestigungen. Band I, S. 44 ff
- Rainer Andresen: Lübeck, Die Baugeschichte der St. Petri-Kirche. Band 6, 1984
- Gustav Schaumann, Friedrich Bruns (Bearbeiter): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Hrsg. von der Baudeputation. Band 2, Teil 1: St. Petri. Nöhring, Lübeck 1906 (Digitalisat)
- Wolfgang Teuchert: Die Baugeschichte der Petrikirche zu Lübeck. In: Der Wagen 1954, S. 24-29
- Friedrich Zimmermann: Die Petrikirche zu Lübeck (Große Baudenkmäler, Heft 389). 2. Auflage, München/Berlin 1998
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur [http(:)//www.xxx]
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Aegidienkirche (Lübeck)
Die St. Aegidien-Kirche, auch Aegidienkirche, ist die kleinste und östlichste der Lübecker Innenstadtkirchen und dem heiligen Ägidius von St. Gilles geweiht. Sie war das Zentrum des Viertels der Handwerker, das auf dem östlichen Abhang des Innenstadthügels in Richtung Wakenitz angesiedelt war. In diesem Viertel lebten in Umgebung der Kirche seit jeher viele Menschen, die der sozialen Fürsorge bedurften. Die verbliebenen Gebäude der Beginenkonvente werden wie der Aegidienhof heute zum Wohnen genutzt, das St.-Annen-Kloster als Museum. Zusammen machen sie heute das Aegidien-Viertel der Lübecker Altstadt aus.
Geschichte
1227 wurde St. Aegidien das erste Mal urkundlich erwähnt. Nicht belegbar, aber aufgrund der für Norddeutschland ungewöhnlichen Namensgebung vermutet wird die ursprüngliche Errichtung einer Holzkirche bereits zwischen den Jahren 1172 und 1182 unter Bischof Heinrich I. von Brüssel, der zuvor Abt des Benediktinerklosters St. Aegidien in Braunschweig gewesen war. St. Aegidien führt ein „T“ in seinem Wappen, ein Verweis auf den plattdeutschen Namen der Kirche, „Tilgenkark“ von „St. Tilgen“ oder „St. Illigen“ – in Anlehnung an „St. Giles“, den englischen und französischen Namen des Heiligen.
In die Regelungen des Vergleichs des Jahres 1286 über die Besetzung der Pfarrstellen zwischen dem Rat der Stadt Lübeck und dem streitbaren Bischof Burkhard von Serkem wird die Aegidienkirche nicht einbezogen. Sie bleibt daher bis zur Reformation unter der ausschließlichen Kontrolle des nahen Domkapitels.
Im Zusammenhang mit den Anfängen der Reformation in Lübeck spielte diese Kirche jedoch eine Vorreiterrolle: Nachdem sich ihre Pastoren Andreas Wilhelmi und Wilhelm Antoni als erste in Lübeck zur neuen Lehre bekannten, wurde kurz nach Ostern 1530 hier das erste Abendmahl „unter beiderlei Gestalt“ gefeiert (Zietz[1]) und der Pastor Johann by der Erde „war der erste Geistliche Lübecks, der sich in demselben Jahre verehelichte“.
Baugeschichte
Äußerlich weist die ursprünglich einschiffige, später durch Seitenkapellen ergänzte dreischiffige Hallenkirche die typischen Merkmale der Backsteingotik auf. Im Turmbereich finden sich romanische Spuren der 1227 erwähnten ersten steinernen Kirche. Das Mittelschiff hat bei einer Höhe von 15,3 Metern bis zum Scheitelpunkt eine Breite von etwa 8,5 Metern, die beiden Seitenschiffe sind bei einer Höhe von 11,3 Metern mit 3,5 Metern im Verhältnis zu den anderen Lübecker Altstadtkirchen sehr schmal. Die ersten drei Joche des Mittelschiffs sind fast quadratisch, das letzte Joch vor dem Chor ist bereits zum Trapez gestaucht, da der schräg im Baufeld liegende Baukörper durch die dahinter liegende Straße beschränkt wird. Die Seitenschiffe werden neben dem Chor durch Kapellen abgeschlossen, deren Grundrisse aufgrund der Lage zur Straße ebenfalls nicht symmetrisch sind, sondern eine Trapezform von unterschiedlicher Größe aufweisen.[2]
An die Seitenschiffe sind außen sowohl auf der Südseite wie auch auf der Nordseite Kapellen angefügt. Durch die im Verhältnis zu den Kirchenschiffen niedrige Höhe der Fenster der Seitenkapellen wird die Belichtung der Kirche insgesamt erschwert.
Der westlich in ganzer Breite vor dem Hauptschiff stehende Turm ist 86 m hoch. Er bildet bautechnisch im Ursprung mit dem Kirchenschiff keine Einheit und entstand in zwei Bauabschnitten, den beiden Untergeschossen und drei Obergeschossen. Die Untergeschosse des Turms standen bereits, als Mittelschiff und Seitenschiffe daran angebaut wurden. Die Aufstockung des Turmes um die drei Obergeschosse erfolgte hingegen, als das Mittelschiff und die Seitenschiffe bereits standen.[3] Daraus wird unter anderem geschlossen, das er ursprünglich an drei Seiten frei von Anbauten vor der ursprünglichen einschiffigen Halle gestanden haben muss, die mit einem Giebel abgeschlossen war. Die einschiffige Aegidienkirche wird aufgrund gleichartiger Befunde an der Basilika Altenkrempe und den Fundamentresten der Kirche des St. Johannisklosters auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Die aufgestockten Geschosse des Turmes ähneln mit dem Kleeblattfries denen der Marienkirche und werden der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zugeordnet, so dass das heutige Mittelschiff mit den beiden Seitenschiffen zeitlich vorher zu Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden sein muss.[4]
Beim Schiff ist zunächst von der Erstellung der ersten drei Joche des Mittelschiffs und den dazugehörigen Seitenschiffen auszugehen. Der Chor wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (zusammen mit der gherwekammer, der Sakristei von 1437) errichtet und um 1446 fertig gestellt.[5]
Seitenkapellen
Am südlichen Seitenschiff angebaut befinden sich benannt nach den in ihnen gelegenen Begräbnissen die Woltersen-Kapelle[6] und die Darsow-Kapelle[7] auf Höhe und in voller Ausdehnung des zweiten bzw. dritten Jochs. Südwestlich auf Höhe des Turms sind die Marientiden- oder Ahlefeldt-Kapelle[8] sowie zwischen dieser und dem Turm an der Innenseite der Westfassade die Holstein-Kapelle[9] gelegen.
Die später so benannte Woltersen-Kapelle ist wohl die älteste der Kapellen und muss aufgrund der Baubefunde zunächst allein bestanden haben. 1392 wird für ihren Altar bereits eine Vikarie gestiftet.[10]
An der Nordseite der Aegidienkirche befindet sich in entsprechender Lage wie die Holsteinkapelle auf der Südseite die Breitenau-Kapelle[11]. Auf Höhe des zweiten Joches der Kirchenschiffe dann die jochbreite Vorrade- oder Calven-Kapelle[12] gefolgt von der Gerwekammer und schließlich der Scharbau-Kapelle[13] am Ende des vierten Jochs rechtwinklig zur Außenkante des nördlichen Seitenschiffes beim nördlichen Wendelstein.
Kriegseinwirkungen
Die Kirche hat alle kriegerischen Auseinandersetzungen überstanden. In der Schlacht bei Lübeck zu Beginn der Lübecker Franzosenzeit erhielt sie zwar 1806 den Treffer einer Haubitzgranate ins Gewölbe. Dieser Blindgänger zündete jedoch nicht. Eine Kanonenkugel im Mauerwerk beim Nordportal erinnert heute an diese Beinahekatastrophe. Beim Luftangriff auf Lübeck im März 1942 blieb die Kirche trotz schwerer Schäden in der näheren Umgebung (Wahmstraße und Krähenstraße) von größeren Schäden verschont – allerdings wurden durch die Druckwelle einer Luftmine alle Fenster und damit die Glasmalereien, auch die neueren von Curt Stoermer, zerstört. Insgesamt jedoch gibt sie ähnlich wie die Jakobikirche innen einen weitgehend von Kriegszerstörungen unbeeinträchtigten Gesamteindruck.
Ausstattung
Der innere Zustand der Kirche ist nach Fertigstellung des Baukörpers auch durch regelmäßige Erneuerungen und Renovierungen über die Jahrhunderte beeinflusst und verändert worden, von denen eine der ältesten überlieferten 1645 unter dem Lübecker Bürgermeister Anton Köhler stattfand.
Das älteste erhaltene Ausstattungsstück der Kirche ist ein spätromanisches Relief eines thronenden segnenden Christus, wohl aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Der ursprüngliche gotische Hochaltar der Kirche aus der Zeit um 1430 wurde 1701 aus Anlass der Aufstellung des heute noch vorhandenen barocken Hochaltars entfernt und dann der Kapelle des Siechenhauses in Klein Grönau geschenkt. Von dort gelangte er 1913 in die Sammlung des St.-Annen-Museums. Der flämische Künstler dieses Meisterwerks gotischer Schnitzkunst ist namentlich nicht bekannt und wird daher in der Kunstgeschichte mit dem Notnamen Meister des Grönauer Altars bezeichnet. Seine Werkstatt wird in Brügge vermutet.[14] Es ist einer von zwei erhaltenen gotischen Hochaltären aus den Lübecker Kirchen und der einzige, der sich in Lübeck befindet.
Das Triumphkreuz wurde von Walter Paatz zunächst auf 1495–1500 datiert und einem von ihm erdachten Künstler mit dem Notnamen Meister der lübeckischen Triumphkruzifixe zugeschrieben.
Der barocke Hochaltar von 1701, vermutlich aus der Werkstatt Hassenberg, nimmt in Holz die Formsprache des von Thomas Quellinus kurz zuvor für die Marienkirche geschaffenen marmornen Fredenhagen-Altars auf. Über einer gemalten Predella mit einer Darstellung des letzten Abendmahls erhebt sich zwischen Säulen eine lebensgroße Hauptgruppe mit dem Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes im Mittelfeld, flankiert von Allegorien des Glaubens und der Liebe. Den oberen Abschluss bildet eine Darstellung des Auferstandenen zwischen zwei Engeln.
Die Kanzel des Bildhauers Hans Freese wurde 1706-08 aus Mitteln der Stiftung des Lübecker Kaufmanns Lorenz Russe († 1584) geschaffen, der auch schon 1560 die vorhergehende Kanzel der Kirche geschenkt hatte. Lorenz Russe und sein Testament waren der überragende und die Ausstattung des Innenraums prägende Mäzen dieser Kirche.
Den Innenausbau dominiert der Singechor oder Lettner des Bildschnitzers Tönnies Evers d. J. (1587). Er geht ebenfalls auf die Stiftung von Lorenz Russe aus seinem Testament zurück und ersetzte einen früheren Lettner.[15] Die Gemälde werden dem Maler Gregor von Gehrden zugeschrieben.
Die Sitzanordnung des 1702 entstandenen Kastengestühls ist als lutherische Predigtkirche um die Kanzel gruppiert.
Bemerkenswert ist das auf 1453 datierte Taufbecken von Hinrich Gerwiges, dessen schmückende Reliefs allerdings im Laufe der Zeit verloren gingen.[16] . Die barocke Ausstattung der Taufe mit Taufdeckel, Unterbau und schmiedeeisernem Prunkgitter geht wiederum auf eine Stiftung der Testamentsverwalter des Lorenz Russe aus dem Jahr 1710 zurück.
Die Kirche zählt mehrere Epitaphien, die alle aus Holz gefertigt sind, mit Ausnahme des von Hieronymus Hassenberg in schwarzem und weißem Marmor ausgeführten Epitaph des Bürgermeisters Thomas von Wickede († 1716).
Orgel
St. Aegidien als die kleinste der Lübecker Kirchen war auch die einzige, die immer nur über eine Orgel verfügte. Eine erste Orgel wurde um 1451 eingebaut.
Die heutige Orgel (1624-26) stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Hans Scherer der Jüngere. Der mächtige Hamburger Prospekt wurde von Michael Sommer (Fassade) und Baltzer Winne (Intarsien und Schnitzereien) gefertigt. 1642 fügte Friedrich Stellwagen ein neues Brustwerk hinzu, das die Anzahl der Stimmen auf 42 vergrößerte. 1714 reparierte Hans Hantelmann die Orgel, der bei dieser Gelegenheit auch die Prospektpfeifen in hochwertigem Zinn erneuerte, welche heute noch erhalten sind. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Orgel Umbauten im Sinne der Zeit, vor allem 1853/54 durch Johann Friedrich Schulze, der das Rückpositiv und die Windversorgung maßgeblich veränderte.
1916 erhielt der Lübecker Orgelbauer Emanuel Kemper den Auftrag zu einem kompletten Neubau mit drei Manualen und Pedal mit insgesamt 47 Stimmen. Der historische Prospekt blieb dabei erhalten, die Prospektpfeifen wurden stumm. Schon kurz nach der Fertigstellung jedoch wurde diese Orgel, die eigentlich ein Muster spätromantischen Orgelbaus war, im Sinne der Orgelbewegung verändert und 1939/40 von Karl Kemper durchgehend umgebaut. Einige der von Kemper eingelagerten historischen Pfeifen wurden von ihm in die Arp Schnitger-Orgel in St. Pankratius, Hamburg-Neuenfelde eingebaut.
Probleme der Statik und der schadhafte Zustand von Pfeifen und Spielanlage ließen in den späten 1970er Jahren den Plan zu einem abermaligen Neubau reifen, der 1982 durch die Firma Johannes Klais durchgeführt wurde. Gleichzeitig wurden Prospekt und Gehäuse restauriert. Das dreimanualige Instrument im alten Prospekt und den klingenden Prospektpfeifen von 1714 hat 42 Register. Die Spieltrakturen sind mechanisch. Diese Orgel wurde 2003 überholt und mit einer größeren Setzeranlage versehen.[17]
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- I Rückpositiv C–g3
- 1. Prinzipal 8’
- 2. Rohrflöte 8’
- 3. Quintadena 8’
- 4. Octave 4’
- 5. Blockflöte 4’
- 6. Octave 2’
- 7. Quinte 11/3’
- 8. Sesquialtera II 22/3’
- 9. Scharff IV
- 10. Cromorne 8’
- Tremulant
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- II Hauptwerk C–g3
- 11. Prinzipal 16’
- 12. Bordun 16’
- 13. Octave 8’
- 14. Spitzflöte 8’
- 15. Octave 4’
- 16. Nachthorn 4’
- 17. Quinte 22/3’
- 18. Octave 2’
- 19. Cornett V 8’
- 20. Mixtur V 2’
- 21. Trompete 8’
- Zimbelstern
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- III Schwellwerk C–g3
- 22. Bordun 8’
- 23. Salicional 8’
- 24. Vox coelestis (ab c0) 8’
- 25. Prinzipal 4’
- 26. Rohrflöte 4’
- 27. Nazard 22/3’
- 28. Waldflöte 2’
- 29. Terz 13/5’
- 30. Sifflet 1’
- 31. Cymbel IV 2/3’
- 32. Doucaine 16’
- 33. Hautbois 8’
- Tremulant
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- Pedal C–f1
- 34. Prinzipal 16’
- 35. Subbass 16’
- 36. Gedackt 8’
- 37. Octave 8’
- 38. Octave 4’
- 39. Hintersatz V 22/3’
- 40. Posaune 16’
- 41. Trompete 8’
- 42. Clarine 4’
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- Koppeln: I/II, III/I, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: elektronische Setzeranlage, duales Registrierwerk (mechanisch und elektrisch)
Glocken
Im hölzernen Glockenstuhl hängen an Stahljochen drei Glocken aus drei Jahrhunderten.[18] Zu den Gottesdiensten am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 10 oder 11 Uhr erklingt das Vollgeläut.[19]
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Nr.
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Name
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Gussjahr
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Gießer, Gussort
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Durchmesser (mm)
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Gewicht (kg)
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Nominal (HT-1/16)
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1
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Pulsglocke
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1591
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Matthias Benningk, Lübeck
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1698
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3000
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h0 –9
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2
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Abend- oder Kleine Sermonisglocke
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1682
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Albert Benningk, Lübeck
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1399
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1864
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dis1 –8
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3
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–
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1748
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Johann Gottfried Anthonÿ, Danzig
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1165
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900
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e1 ±0
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Personen
Bedeutende Prediger und Pastoren
- Andreas Wilms, Prediger der Reformationszeit und Namensgeber des Gemeindehauses
- Georg Bart, 1557-1595 Pastor, Verfasser von Kirchenliedern
- Johannes Reiche (Pastor), 1662 Pastor, 1685 Senior
- Michael Vermehren, 1689 Prediger, 1694 Archidiaconus, 1711-1718 Hauptpastor
- Samuel Gerhard von Melle, 1718 Prediger, 1721-1733 Archidiaconus
- Heinrich Scharbau 1733-1759 Hauptpastor, vermachte seine 6.000 Bände umfassende Privatbibliothek der Stadtbibliothek, nach ihm ist dort der Scharbau-Saal benannt.
- Heinrich Christian Zietz, 1809-1827 Archidiakonus, 1827-1833 Hauptpastor; verfasste 1821 die Ansichten der Freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen
- Johann Carl Lindenberg, 1827-1833 Archidiakonus, 1833-1889 Hauptpastor, ab 1846 Senior
- Wilhelm Jannasch (1888-1966), 1914 Pastor, 1922 Hauptpastor, in der Bekennenden Kirche aktiv und daher 1934 zwangsweise in den Ruhstand versetzt, nach 1945 Professor für Praktische Theologie und Gründungsdekan der Fakultät für Evangelische Theologie der Universität Mainz.
- Willi Marxsen, 1949-1953 Vikar und anschließend Pastor an St. Aegidien, später Professor für Neutestamentliche Einleitungswissenschaft und Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Begründer der exegetischen Methode „Redaktionsgeschichte“.
Bedeutende Organisten
- Joachim Christoph Mandischer war von 1791 für über 60 Jahre (bis 1856) Organist an St. Aegidien und zugleich der letzte Ratsmusiker in Lübeck.
- Der Kirchenmusiker Manfred Kluge († 1971) prägte von 1957 bis 1968 als bekannter Aegidienorganist das Musikleben der Gemeinde. Zur Fertigstellung der Restaurierung des Lettners schrieb er 1962 eins seiner Hauptwerke, die Kantate De Salvatore Mundi nach Bildern und Inschriften des Lettners für Tenor- und Sopransolo, gemischten Chor und Harfe, fünf Holzbläser und tiefe Streicher.
- Klaus Meyers (geb. 1943) war von 1974 bis 2008 Kirchenmusiker an St. Aegidien. Mit seinem Lübecker Bach-Chor prägte er eine lange Ära der Musik an dieser Kirche. Er hat eine sehr große Zahl chorsymphonischer Werke aus allen Epochen aufgeführt. Schwerpunkte seines Repertoires waren selten aufgeführte Werke und Opern für den Kirchenraum. Viel beachtet war die Uraufführung seiner eigenen Opernkomposition Der Sündenfall (1983, Partitur und Aufführungsmaterial in der Stadtbibliothek Lübeck). Großen Wert legte er auf die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Klaus Meyers war jahrzehntelang Dozent der Musikhochschule Lübeck für das Fach Instrumentalensembleleitung.
Gemeinde
Heutige Bedeutung
Die Gemeinde ist heute ein soziales Zentrum Lübecks, mit Verbindung zu Stadtteil- und Obdachlosenarbeit. Die Gemeinde steuert mit Musik- und Chorarbeit (insbesondere durch den Lübecker Bachchor bis vor kurzem unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Klaus Meyers) ihren Teil zum kulturellen Leben der Hansestadt bei und ihre Pastoren führen auf neuen Wegen Menschen an den Glauben heran. Die kleinste der fünf Lübecker Altstadtkirchen hat heute mit rund 4.700 Mitgliedern die größte Gemeinde.
Veranstaltungen
Zur Adventszeit findet in St. Aegidien seit Begründung der Tradition durch Paul Brockhaus in den 1920er Jahren das Krippenspiel in niederdeutscher Sprache statt, die Darsteller um die Weihnachtskrippe sind sämtlich Schüler des Katharineums.
Literatur
- Uwe Albrecht, Jörg Rosenfeld und Christiane Saumweber: Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Band I: Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum. Kiel: Ludwig, 2005. ISBN 3933598753
- Rainer Andresen: Lübeck, Geschichte.Kirchen.Befestigungen. Band 1, S.45
- Johannes Baltzer und Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring: Lübeck 1920, S. 451-548. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
- Jürgen Fick: Das Lübecker Krippenspiel. In: Festschrift zum 475-jährigen Bestehen des Katharineums zu Lübeck. Lübeck 2006, S. 57-61
- Peter Guttkuhn (Hg.): 750 Jahre St. Aegidien, St. Jacobi und St. Petri (Festschrift). Vaterstädtische Blätter, 28. Jg., Lübeck 1977.
- Lutz Wilde: Die Aegidienkirche Lübeck (Große Baudenkmäler, Heft 253. 4. Auflage, München/Berlin 1982
- Dietrich Wölfel: Die wunderbare Welt der Orgeln: Lübeck als Orgelstadt. 2., neu überarb. und erw. Aufl., Lübeck: Schmidt-Römhild 2004 ISBN 3-7950-1261-9, S. 36-46
- Heinrich Christian Zietz: Ansichten der Freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Frankfurt a. M. 1822.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Zietz, S. 88
- ↑ Baltzer/Bruns, S. 454
- ↑ Baltzer/Bruns, S. 456
- ↑ Baltzer/Bruns, S.462
- ↑ Baltzer/Bruns, S. 462 ff.
- ↑ Benannt nach dem -späteren- Erbbegräbnis des Ratsherrn Cord Wolters († 1591).
- ↑ Benannt nach dem Ratsherrn Bernhard Darsow († 1479), fertiggestellt 1485.
- ↑ Erbaut zwischen 1506 und 1509, geweiht 1515 von Bischof Johannes VIII. Grimholt. 1717 als Erbbegräbnis an Wulf Christian von Ahlefeldt († 1722).
- ↑ Erworben 1743 von dem dänischen Kammerherrn Karl von Holstein († 1767), er war Schwiegersohn v. Ahlefeldts
- ↑ Baltzer/Bruns, S. 464
- ↑ Beide sind etwa baugleich mit der nachstehenden Vorrade-Kapelle entstanden; benannt nach dem Begräbnis der Familie des Christoph Gensch von Breitenau (1715)
- ↑ Benannt nach dem Ratsherrn Dietrich Vorrade († 1385), erbaut von seiner Witwe bis 1410; 1441 übergegangen an den Lübecker Bürgermeister Wilhelm von Calven.
- ↑ Erworben am 8. Februar 1759 von der Witwe des zwei Tage zuvor verstorbenen Seniors und Pastors M. Heinrich Scharbau.
- ↑ Albrecht #26, S. 114-122
- ↑ Erste Erwähnung eines Lettners in Aegidien im Jahr 1420.
- ↑ Gustav Lindtke: Lübecker Bronzetaufen des Mittelalters. In: Der Wagen 1966, S. 53–62.
- ↑ Nähere Informationen zur Geschichte der Orgeln und zur derzeitigen [http(:)//www(.)xxx]
- ↑ Videoaufnahme der beiden kleineren Glocken im Turm (YouTube, 01′00″)
- ↑ Videoaufnahme des Vollgeläuts (YouTube, 00′31″)
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